Spaziergang über den Friedhof zu Allerheiligen

aktualisierter Beitrag, 1. Version war am 02. April 2021

St. Leonhardkapelle
31. Oktober 2025
Mond über dem Kreuz und Friedhofsmauer mit Baum
31. Oktober 2025
Mond über dem Friedhof mit Kerzen
31. Oktober 2025
St Leonhardt
31. Oktober 2025
Leonhardskapelle bei Nacht
31. Oktober 2025
Leonhardtskapelle bei Nacht
31. Oktober 2023

Spaziergang über den Friedhof

Die Kette mit den 6 Hufeisen an der Leonhardskapelle befindet sich trotz aller Sagen wohl dort, weil an so gut wie allen Leonhardskapellen Ketten sind. St. Leonhard lebte im 6. Jahrhundert (starb wohl 559) und gehört zu den 14 Nothelfern – er ist der Patron der Fuhrleute. Die Kette gilt als „aneinandergereihte Danksagung“ an den Patron aller Wesen, der Gefangenen und der Stalltiere.

Die Statue in der Kapelle stellt St. Leonhard sitzend mit einer Kette mit Handschelle und Schloß und mit dem Abtsstab dar.

Ebenfalls vorne an der Leonhardskapelle (erbaut 1479 und gestiftet von Konrad und Burckhart von Schellenberg) kann man die verschiedenen Wasserpegel von Hüfingen bestaunen:


Der Friedhof wurde im Jahre 1629 vom Abt Georg Gaisser des Beneditinerklosters St. Georgen geweiht und wurde 1806 und 1861 erweitert. Problem war nicht nur, dass wegen des Dreißigjährigen Krieges der Friedhof bei der Stadtkirche zu klein wurde, sondern auch die ermordeten der sogenannten „Hexenverfolgung“ verscharrt werden mussten. Archivrat Franck meint 1872: “Wen mahnt es aber nicht an höhere Strafe und Gerechtigkeit, wenn er sich erinnert, daß über die Hüfinger Blutmenschen selbst schon am 15. Oktober 1632 das fürchterliche Blutbad durch die Würtemberger hereinbrach?

Aus dem Jahre 1620 stammt die „Bräunlinger mappa„, in der die Territorialgrenze gegen Bräunlingen hervorgehoben ist. Sie enthält auch den westlichen Teil der Gemarkung Hüfingen, die allerdings ungenau gezeichnet ist. Dagegen sind die Schächerkapelle, das Leprosenhaus, St. Leonhard, das Schützenhaus, die Seemühle und der Galgen sowie der große Weiher (Behlaer Weiher) richtiger eingetragen als in der Landtafel der Baar.
Verzeichnet sind das Scharfrichterhaus und der Weg nach Behla.
Karte aus dem Jahr 1664 von Hüfingen
Karte aus dem Jahr 1662 von Hüfingen von Martin Menradt

Siehe auch https://hieronymus-online.de/stadtwappen-hohentwiel-und-grenzsteine/

Landtafel der Baar von 1620 von Hiffingen mit Schützenhaus und Stadtkirche. Die beiden Stadttore und überdimensional auch die Nikolauskapelle. Die Nikolauskapelle stand etwa da, wo die Stadtapotheke war. Deutlich lassen sich die an die Stadtmauer gebauten Häuser erkennen.
Merkwürdigerweise fehlen die beiden Schlösser. Willkürlich ist die Bebauung innerhalb der Stadt gestaltet. Auf der Donaueschinger Stadtseite lagen eingezäunte Grundstücke (Gärten). Besonders ins Auge fällt ein Wegkreuz etwa auf dem Platz der nachmaligen Lorettokapelle. Weniger Sorgfalt als in der » Bräunlinger Mappa« wurde auf den Breglauf, die Wege und die topographisch richtige Lage der St. Leonhardskapelle und des Scharfrichterhauses (zwischen Kapelle und Wegkreuz) gelegt, das westlich der Dögginger Straße erbaut war.

Als Sinnbild der Vergänglichkeit kennt jeder die Rose, dabei ist der Efeu schon seit vorchristlicher Zeit das Sinnbild der Erlösung und des ewigen Lebens.


Epitaphien sind Grabinschriften für einen Verstorbenen an einer Kirchenwand oder in der Friedhofsmauer. Hier will ich einige zeigen und beginne aber erst mit der Mauer von German Hasenfratz in den 1970er

Friedhofsmauer von German Hasenfratz etwa 1970

Lucian Reich
Schriftsteller und Kunstmaler
26. Februar 1817 – 2. Juli 1900

Xaver Reich
Bildhauer
1. August 1815 – 8. Oktober 1881
Josepha Reich
geb. Elsässer
23. Aprlil 1823 – 19. November 1900

Johann Nepomuk Heinemann
Litograf
30. Mai 1817 – 22. Februar 1902

Karl Bromberger, Litograph
Ehernbürger der Stadt Hüfingen
1873-1965
Clara Bromberger, geb. Bölke
1871-1958

Durchbohrt von eines Mörders Hiebe.
Blieb CURTA noch ein Muster von Geduld.
Noch sterbend sprach er voll der Liebe.
Vergebet meinem Mörder seine Schuld.

Dieses Denkmal der Liebe weihet ihrem Gatten Vallentin Curta Handelsmann seine betrübte Witwe mit VIII. verzogenen Kindern. Geboren zu der H. Dreyfaltigkeit in Gressoney. Starb den IV. Oktober MDCCCV. im LIII. Jahr seines Alters. R.I.P.

Dieses Denkmahl der Einzigen Liebe und des oantbiex? andenkens seihen dir Sehrvermißten Curtaischen Kinder ihrer ? für ? und alle jene, die sehr herzlichen unvergeßlichen Mutter
Rosina Burkhard
verehelichten Curta deren Geist aus der zerbrechlichen irdischen Hülle zu der ewigen Stütze und zur fehgälich gewünschten wiedervereinigung zu ihrem vorangegangenen Gatten eille.
der 22. März 1808. eben als die das 40 e Lebensjahr angefangen hatte.
Gottes friede weh in Blumen düften Vater Mutter über Euer Gräber her.

Johann Franz Valentin Curta (Kurta im Stammbuch), Kaufmann aus Italien, * in „Dreifaltigkeit ind der Cresonai“ (=Gressoney am Monte Rosa). Gestorben in Hüfingen am 19.10.1805 . Er wurde von österreichischen Soldaten beim Plündern vor den Augen seiner Frau und seiner Kinder niedergeschossen und drei Stunden später gestorben. Er war verheiratet mit Rosina Burkhard und sie hatten 12 Kinder. Ein Sohn Johann Franz Valentin Curta wurde Hirschenwirt und Johann Jakob Handelsmann.

Maria Franziska von Ehren
geb. D. IX. September gestorben D. 22 ANG. 1863
?

Denkmal
Ihrer Hochedelgebohrenen Frau Katharina Kletser gebohrene Bosch. Sie starb den 5. November 1815 im 40 Lebensjahr.

Lasset die Kinder zu mir kommen
Dem hoffnungsvollen Knaben
Ferdinand Fischerkeller
Geb. den 8. August 1818
Gest. 25 April 1828
Weihen dieses Denkmal seine trauernden Eltern

Hier ruht
Johann Babtist Fischerkeller
geboren zu Donaueschingen den 21ten August 1749.
gundler Kaplan zu Jungnau druch 13 – zu Kaseifingen G_ und endlich dazu ad 6. Blasium durch 26 Jahre ? seine irdische Laufbahn den 21 ten Juny 1852.
Gott gebe Ihm und allen ? dir Ewige ? Amen

Francisco Neser
Josepf Anton Heizman
Raul Stoerk

Ruhestätte des Hochwürdigen Herrn LOS. Benedict Rebsteix
(Pfarrer?)

2. von links: Maria Magdalena Nober geb. Moog 24. Juni 1765 – 14. Juli 1840

Dem Andenken Des Hochwürdigen Herrn
Benedici Merck
Des villino, Rur:Kap;Exdecans
Bischöf. Konk, geist. Raths, und durh 35 Jahrepfarrer dahier
Legte ab die Körperliche Hülle nach 7 Jahren Leiden den 21 May 1798 im 64 Alterjahre: Geweiht v. seinen Geschwistern.

In der Mitte das Epitaph eines Bäckers.
Die Brezel bindet die gesenkte Fackel des Todes ein.





Das von Franz Xaver Reich 1864 erschaffene Steinkreuz verbindet die Hauptachse des alten Friedhofsteiles mit dem neuen Teil.
Der obere Teil scheint neuer zu sein. Vielleicht weiß ja jemand wo sich das ursprüngliche obere Kreuz befindet?


Die Einsegnungshalle wurde 2007 vom damaligen Bürgermeister Anton Knapp zusammen mit dem Architekten Rolf Schafbuch mit einer großen „Lichterscheinung“ vom Hüfinger Künstler Emil Kiess neu gestaltet.

Das Glasfenster von Emil Kiess mit 6000 kleinen Glasplatten spiegelt den Friedhof wie ein Mosaik.


Ebenfalls bei der Einsegungshalle befinden sich die Grabplatten von Adolf Heer und Rudolf Gleichauf.



Adolf Heer Bildhauer geboren 13. September 1819 gestorben 29. März 1898

Grabstein Adolf Heer und Rudolf Gleichauf

Rudolf Gleichauf Historienmaler geboren 29. Juli 1826 gestorben 15. Oktober 1896

Die Grabstätte (Grabstein) von Adolf Heer und seinem Freund Rudolf Gleichauf ehemals auf dem Hauptfriedhof in Karlsruhe.

Nach dem Tode Adolf Heers veranlasste der Landschaftsmaler Wilhelm Klose, ein ehr vermögender Karlsruher Mäzen (Ehrenbürger der Stadt Karlsruhe), eine würdige Grabstätte für seine Freunde zu errichten. Die Ausführung lag in den Händen von Bildhauer Johannes Hirt, der ein langjähriger Mitarbeiter von Heer bei der Gestaltung des Kaiser-Wilhelm-Denkmal war. Auch die zwei Bronzereliefs von Heer und Gleichauf am Grabstein sind mit J. Hirt signiert. J. Hirt wurde vom Verlassenschaft -Gericht als Abwickler der noch nicht vollendeten Arbeiten von Heer bestimmt. Er wurde ein bekannter Bildhauer in Karlsruhe. Das Grabmal fand seinen Platz auf dem sogenannten „Hügel“, eine bevorzugte Lage mit Bäumen, Farnen und Stechpalmen – wahrscheinlich unter Denkmalschutz stehend.

Wenig verständlich erscheint ein Bericht im Südkurier im Jahre 1976, „Silberdisteln schmücken das gemeinsame Grab von A. Heer und R. Gleichauf, wo den Besuchern von der Friedhofsverwaltung erklärt wird: „Wir halten es für eine Selbstverständlichkeit und Pflicht, den Gräbern Heers und Gleichaufs unsere Aufmerksamkeit zu schenken“. Mit wenigen einprägsamen Worten wird die Bedeutung der Künstler skizziert: .. Heer und Gleichauf haben im vergangenen Jahrhundert mitgeholfen, die Züge des Kunstschaffens in Karlsruhe zu prägen“. Monate später wird dann in einem Schreiben an die Stadtverwaltung Hüfingen und wahrscheinlich auch Vöhrenbach angefragt, ob Interesse am Grabstein der beiden Künstler bestehe: „Das Grab wird aufgelöst.“ Die Stadtverwaltung Hüfingen holte den Grabstein, der jetzt bei der Aussegnunghalle und den Urnenstelen steht. Leider ist der Stein nur ein Torso, denn die kunstvolle Einfassung fehlt. Auch sollte die Inschrift erneuert werden.


Bildhauer Prof. Adolf Heer,
Sein Leben und seine Werke auf der Baar und dem Umland von Erich Willmann
Schriften der Baar 53, (2010)



Dr. Erwin Sumser
(8. Oktober 1891 in Merzhausen bei Freiburg im Breisgau als Erwin Josef Sumser – 22. Januar 1961 in Hüfingen).
Pionier des Naturschutzes.

Eva von Lintig
geboren 11. Juli 1931
gestorben 10. September 2023

Eva von Lintig
Ehrenbürgerin
11.07.1931 – 10. 09.2023

Max Gilly
Ehrenbürger und Bürgermeister
Träger des Bundesverdienstkreuzes
31.03.1921- 15.08.2006

Gottfried Schafbuch

De Goppfried Schafbuch
(* 3. Jänner 1898 z Hiifinge – 23. Oktober 1984)
isch e dytsche Dialäktdichter un Haimetforscher gsii.



German Hasenfratz
29.05.1923- 2008

Zita Hasenfratz
1926-2021


Hermann Felder (1772 – 1954)
Geistlicher Rat

Monsignore Hermann Josef Kast (01.09.1888 – 21.06.1967)
Ehrenbürger von Hüfingen und Rektor von Mariahof

Abschließen möchte ich diesen Spaziergang mit dem Hüfinger Künstlerkreis und dessen Gedenkstein von der Hüfinger Heimatzunft im Park gegenüber der Breg.

Für Ergänzungen und Tipps bin ich jederzeit dankbar!

Hüfingen bleibt selbständig

Erfahrungsbericht von Peter Albert vom 7. November 2021. Fotos: Herbert Jaag

Sofort wurden bei mir Erinnerungen geweckt, als ich kürzlich zwei alte Fotos aus der Zeit der Gemeindereform vor fast 50 Jahren in die Hände bekam.

Von 1971 bis 1973 fand in Baden-Württemberg die Gemeinde- und Kreisreform statt. Unter dem bis heute umstrittenen Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, Hans Filbinger, sollten die Kommunen und Kreise des Landes fit für die zukünftigen Aufgaben gemacht werden. Gleichzeitig war der Plan, die ehemaligen Länder Baden, Hohenzollern und Württemberg besser miteinander zu verschmelzen. Inwieweit diese großen Ziele überall im Ländle gelangen, bleibt fraglich.

Beispielsweise kann man über die Neugestaltung des Landkreises Schwarzwald- Baar geteilter Meinung sein. Der Teufel sitzt leider wie so oft im Detail. So haben beispielsweise die beiden Stadtteile Villingen und Schwenningen bis heute unterschiedliche Telefon-Vorwahlnummern.

Für mich wäre es sinnhafter gewesen, wenn die Baar nicht mit großen Teilen des Schwarzwaldes verschmolzen worden wäre, und als eigenständige Raumschaft mit historischem Hintergrund sowohl im ehemals badischen und württembergischen Landesteil neu entstanden wäre. So hätte beispielsweise die alte Baarstadt Löffingen viel besser in einen Baarkreis gepasst. Sicherlich war auch der alte Landkreis Donaueschingen mit seiner über 50 km Ost-West Ausdehnung ein unnatürliches Gebilde, aber bei der Neugestaltung des Landkreises Schwarzwald-Baar wurde seinerzeit eine historische Chance verpasst.

In den frühen 70er Jahren war von der Landesregierung auch angedacht worden, dass viele Gemeinden und Städte ihre Selbständigkeit verlieren sollten – darunter auch die Stadt Hüfingen. Die hohe Politik in Stuttgart hatte sich in Gutsherrenmanier in den Kopf gesetzt, Donaueschingen für den Verlust des Kreissitzes dadurch zu entschädigen, dass Hüfingen kurzerhand einverleibt werden könne. Doch leider hatten die großkopfenden Landeshauptstädtler die Rechnung ohne den Wirt – die Hüfinger-Bürger*innen – gemacht.

Auch an der Hüfinger Fasnet wurde das Thema „Hüfingen bleibt selbständig“ behandelt.

Lukas Riedlinger im Gasthaus Löwen.

Doch von Anfang an:

Das Vorhaben. Hüfingen der ehemaligen Kreisstadt Donaueschingen zuzuschlagen, stieß in der alten Baarstadt, die 500 Jahre Residenz und Amtsstadt war, auf breiteste Ablehnung. Umgehend wurden Gegenmaßnahmen seitens der Hüfinger Bürgerschaft ergriffen. Man erinnerte sich auch gleich wieder an den verunglückten Versuch der Donaueschinger Nazis in der Zeit des Dritten Reichs Hüfingen wie kurz zuvor Allmendshofen zwangseinzugemeinden. Im Nazi-deutschland war der handstreichlerische Versuch seitens Donaueschingen kläglich gescheitert!

Die Gerüchteküche brodelt!

Auch die Gerüchteküche in Hüfingen brodelte anfangs der 70er-Jahre heftig, da in Donaueschingen Bürgermeisterwahlen anstanden und Robert Schrempp altershalber nicht mehr antreten wollte. Hüfingens Bürgermeister Max Gilly, so dass Gerücht, spielte mit dem Gedanken, sich um die Stelle der neu entstehenden großen Kreisstadt Donaueschingen zu bewerben und deshalb die geplante Eingemeindung nicht genügend zu bekämpfen.

Auch die Bürger*innen von Hüfingen wurden zum drohenden Verlust der Selbständigkeit des Städtles befragt. Das Votum viel mehr als eindeutig aus!

Bei einer Wahlbeteiligung von 92,4% stimmten 97% der Wahlberechtigten für die Selbständigkeit.

Auch eine Kundgebung vor dem Rathaus am 24. März 1973 bildete die Bürgermeinung klar ab.

Autos entlang der Straße zum Kurhaus mit verdutzten Bad Dürrheimer Bürger*innen.

Auf nach Bad Dürrheim!

Die wohl interessanteste und ausschlaggebendste Aktion war aber die selbstbewusste Demonstration Hüfinger-Bürger*innen in Bad Dürrheim kurz vor der erwähnten Kundgebung in Hüfingen selbst. Was sich da am 17. März 1973 in der kleinen Kurstadt und vorher auf der alten B 27 abspielte war schon bühnenreif. An diesem Tag fand in „der guten Stube“ der Kurstadt, dem Kurhaus, eine Mitgliederversammlung der CDU statt. Das alles beherrschende Thema war die anstehende umstrittene Kreis- und Gemeindereform. Hauptredner war der damalige Staatssekretär im Innenministerium und spätere Ministerpräsident Erwin Teufel, der von seinem Ressortchef Innenminister Karl Schiess beauftragt wurde, den CDU Mitglieder*innen das Projekt schmackhaft zu machen.

Schiess, auch durch seinen Erlass (Schiess-Erlass) bekannt, hatte die Überprüfung aller Beschäftigten im öffentlichen Dienst auf ihre Verfassungstreue angeordnet.

Eigentlich hätte er es besser wissen müssen, da er den alten Kreis Donaueschingen sehr gut kannte.

Mit „Beckmesserischer Verbissenheit“ versuchte sein Staatssekretär Teufel die CDU Mitglieder*innen von der Sinnhaftigkeit der einschneidenden Reform zu überzeugen. Die Anwesenden wurden von der spontanen Hüfinger-Demonstration völlig überrascht, die sich spontan Einlass in den Kursaal verschaffte.

Der abgebildete Traktor mit Frontlader neben dem Polizeiauto gehörte meinem Vater Adolf Albert.

Im jugendlichen Alter zum ersten Mal an einer Demonstration.

Für mich als 14-jährigen Jugendlichen war das ein einprägsames Erlebnis, das mir bis heute in bester Erinnerung geblieben ist. Leider konnte ich damals die Zusammenhänge und den politischen Hintergrund noch nicht richtig einschätzen.

In einem kürzlich geführten Gespräch mit dem ehemaligen Kreisvorsitzenden der CDU – Klaus Panther -, an welchen mich der bestens bekannte Bad Dürrheimer Hansjörg Häfele verwiesen hatte, wurde mir die Tragweite bewusster.

Mein späterer Lehrherr, Zimmermeister Lukas Riedlinger, bildete die Speerspitze der Aktion im und um das Kurhaus herum. Als Gemeinderat und Kreisrat des alten Landkreises Donaueschingen prallte er am Rednerpult mit Erwin Teufel sprichwörtlich zusammen. Die beiden lieferten sich einen rhetorischen Schlagabtausch, in dessen Verlauf Erwin Teufel immer wütender wurde. Klaus Panther musste Teufel mit dem Satz „Menschenskinder, so geht das doch nicht“ – zur Ordnung rufen.

„Lukas Riedlinger hat Hüfingen gerettet“ und „der Riedlinger hat sich nichts gefallen lassen und hat das mit der Demonstration geschickt ausgenutzt“ – so die Aussage von Panther. Damit hatte niemand mehr so richtig gerechnet.

Von meinem späteren Lehrmeister Lukas Riedlinger habe ich in Sachen Demokratieverständnis noch so einiges gelernt.

Er bleibt nicht nur mir in guter Erinnerung.

Ich würde mich sehr freuen, wenn sich auf diesen Artikel hin noch weitere Zeitzeugen melden.

Lukas Riedlinger am 1. November 1974

50 Jahre Hüfingen Mundelfingen

Seit 1. Januar 1975 ist Mundelfingen offiziell, nach langem Streit, eingemeindet worden.

Oben unser Alt-Bürgermeister Max Gilly der das Dokument für Hüfingen unterschieben hatte.

Mundelfingen um 1920
(Foto aus dem Rathaus Mundelfingen)

Nachdem die Landesregierung entschlossen war, die Gemeindereform bis zum 31. Dezember 1974 notfalls durch Gesetz zum Abschluß zu bringen, wurden auch zwischen Hüfingen und Mundelfingen Verhandlungen aufgenommen. Die Vereinbarung wurde am 4. Mai 1974 von den Bürgermeistern Gilly und Mäder unterzeichnet und trat am 1. Januar 1975 in Kraft. Den Bezeichnungen der anderen ehemaligen selbständigen Gemeinden entsprechend, erhielt Mundelfingen den Namen »Hüfingen-Stadtteil Mundelfingen«. Bürgermeister Mäder übernahm das Amt des Ortsvorstehers, die Ortsverfassung sieht acht Ortschaftsräte und bei unechter Teilortswahl zwei Gemeinderäte in Hüfingen vor. Der finanzielle Freiraum sollte in den kommenden Jahren dem im Haushaltsplan des Jahres 1974 ausgewiesenen Betrag entsprechen, aber im Hinblick auf die Investitionsvorhaben während der nächsten vier Jahre auf zwei Drittel ermäßigt werden. Während dieser vier Jahre sollte die Wasserversorgung Hausen vor Wald/Mundelfingen ausgebaut und Mundelfingen an die Abwasserversorgung angeschlossen werden. In den anderen Teilen entspricht die Mundelfinger Vereinbarung derjenigen der übrigen Stadtteile.*


mehr Fotos

gibt es

Alles auf dem Hieronymus zu Mundelfingen findet man hier: https://hieronymus-online.de/Mundelfingen

Ich empfehle im Frühjahr einen kleinen Spaziergang am Aubächle entlang nach Achdorf und dort einen Imbiss in der Scheffellinde.



St. Georg, Mundelfingen. Sechsuhrläuten.

Ich danke hier dem Mann, der das Sitzungsprotokoll seit 1974 aufbewahrt hat und es uns hier zur Verfügung stellt!


Eingemeindungsvertrag vom 04. Mai 1974

Vereinbarung vom 25. April 1974

* Chronik von Hüfingen aus dem Jahr 1984

Hüfinger Frauenverband im Schwarzwälder Hausschatz 2025

Unterstützung für die republikanischen Rebellen 1848/1849

Teile vom Artikel unten erschienen im Schwarzwälder Hausschatz 2025
zusammen mit dem großen
Franz Filipp sel.A.

Den Hausschatz gibt es beim

Der Augenblick der Entscheidung ist gekommen!
Worte können unser Recht und unsere Freiheit nicht erobern
.

(*1, 2, 3 Erste Version war am 15.01.2020)

Paul Revellio

Paul Revellio hat beschrieben wie am 10. April 1848 Friedrich Hecker von Konstanz aus die in Hüfinger Wirtshäusern versammelten Bauern, Tagelöhner und Handwerker aufgerufen hat, sich bewaffnet den Donaueschingern anzuschliessen:

Dezember 1848 Carl Revellio, Bürgermeister Joseph Hug und Sägewerksbesitzer Wilhelm Steiner gründen mit einer Art Rütlischwur den bald 114 Mitglieder umfassenden und stets im Ratssaal tagenden Volksverein. (nach 3)

Die Ackerbürgerschaft ging also in der bewegenden und bewegten Zeit auf die Barrikaden und machte 1848/49 Revolution über ihre Wehrausschüsse und über den Volksverein, unter dessen 114 Mitgliedern keine Frau war. (1)

Deshalb gründete sich 1849 der 130 Mitglieder zählende Frauenverein und setzte sich auf seine Weise für eine Veränderung ein.

Der Verein hatte mit den 130 Mitgliedern mehr als der Hüfinger Volksverein. Leider gäbe es im Hüfinger Stadtarchiv keine Hinweise auf die Tätigkeit des demokratischen Frauenvereins (3). Da ich weiß, dass dort Seiten aus den Büchern heraus getrennt wurden, könnten diese Hinweise durchaus nachträglich vernichtet worden sein.

Josefa Reich, geborene Elsässer
(1823-1900)

Elisabeth Reich 1819-1871

Elisabeth (Lisette) Heinemann, geb. Reich 1819-1871

Josepha Reich geborene Schelble. Foto von 1865

Katharina Nober 1805-1871

Josefa Reich, geb. Elsässer (1823-1900)

Durch mehrere Berichte im Donaueschinger Wochenblatt gibt es aber einige Hinweise auf das Treiben des Vereins:

Hüfingen, 13. Juni.
Eine ziemliche Anzahl hiesiger Frauen und Jungfrauen hat sich vereinigt, die hiesige Wehrmannschaft teils durch Geldbeiträge, teils durch Fertigung und Anschaffung der zum Felddienste erforderlichen Bedürfnisse nach Kräften zu unterstützen.

Zu demselben Zwecke wurden deshalb von jenen folgende Gegenstände und Geldbeträge bereits geliefert:

Kleidungsstücke und Weißzeug.
1 Schlafrock, 1 gestrickter Kittel,
80 Hemden, 19 Leintücher, 36 Handtüchlein, 18 paar Unterhosen, 72 paar Socken.
Verbandsgegenstände.
138 Verbandtüchlein, 146 Binden, 12 Säckchen, 1 Korb voll Charpie.
Ferner: 1 Couverte.
An barem Gelde 31 fl. 40 kir.
An das Finanzministerium wurden schon früher eingesandt 61 f. 36 kt.
zusammen 93 fl. 16 kr.

Indem man dieses hiermit zur öffentlichen Kenntnis bringt, wird den edlen Spenderinnen zugleich der Dank ausgedrückt für ihre wohltätige Unterstützung und warme Teilnahme am Kampfe für die Sache und Freiheit des Volkes und des Vaterlandes.

Der Civilkommissär Häfelin

Donaueschinger Wochenblatt 13. Juni 1849

Schlacht bei Kandern 1848
Foto: Wikipedia


Friederich Hecker’s Abschied in Strasbourg auf seiner Reise nach Amerika. Setzt Eure Hoffnung nicht auf mich allein, einen sterblichen Mann, sondern auf Eurer gutes Recht und Euren eigenen Muth, auch ich verzweifle nicht an dem Gelingen der gorssen Volkssache, ungeachtet ich Vaterland, Frau und Kinder verlassen muss, ungeachtet mir mein mühsam erworbenes Gut genommen, und die Fürstenknechte mit ihrem aussaugenden Gefolge mich noch täglich vor der Welt mit Schmähungen übergiessen – nie ist eine große Sache ohne Opfer errungen worden!


Friedrich Hecker’s Ankunft in Nord-Amerika. Nach 14 tägiger Seereise betrat der edle Republikaner mit seinem Freunde Schöninger den freien Boden Nord Amerikas. Dort wurde ihm von seinen unzähligen Freunden ein Empfang bereitet, wie wenige gekrönte Häupter dessen sich rühmen können. Durch die oberste Behörde persönlich bewillkomt, wurde er Ehrengast der gesamten Freistaaten. Dort wird er freiere Staalseinrichtungen beobachten, und einst in sein bedrängtes Vaterland zuruckgekehrt, verwirklichen, was von so vielen als unerreichbar dargestellt wird.

*Fotos aus „American Dreams“ im Haus der Geschichte Stuttgart, Dezember 2023

Der Frauen- und Jungfrauen-Verein.

Das teure Vaterland ist in Gefahr,
So rüstet euch, ihr edle Nationen,
Bewaffne dich, du treue Männerschaar,
Es gilt die stolzen Fürsten zu entthronen,
Es gilt gerechtem Völkerkrieg,
Der goldnen Freiheit ihren Sieg!

So ruft das edle Volk von Ost bis West,
So ruft es selbst in Nordens düstern Gauen;
Drum mutig auf was Gott am Leben läßt,
Die Tyrannei soll eure Wunder schauen:
Es gilt gerechtem Völkerkrieg,
Der goldnen Freiheit ihren Sieg!

In Ungarn wo der Söldnerkampf erbraust,
Dort seht ihr umgestürzte Trümmer rauchen;
Mit Zorn geballt ist jede Mannes-Faust,
Das Flammenschwert in Fürstenblut zu tauchen:
Es gilt gerechtem Völkerkrieg,
Der goldnen Freiheit ihren Sieg!

So schleudern höhnend die Tyrannen jetzt,
Des Blitzes Glut in unserm deutschen Lande
Eidbrüchige! ihr habt den Schwur verletzt,
Habt aufgelöst der Gesellschaft Bande:
Drum gilt’s gerechtem Völkerkrieg,
Der goldnen Freiheit ihren Sieg!

Es stehen selbst des Volkes Frauen ein,
Die friedlich sonst im eignen Hause wohnen,
Und bilden einen Tätigkeits-Verein,
Zur Unterstützung deutscher Legionen:
Ja, gilt es doch dem Völkerkrieg,
Der goldnen Freiheit ihren Sieg!

Jungfrauen, Frauen, kommt und schaaret euch!
Besorget, spendet eure Kampfesgaben!
Die allgemeine Not macht alle gleich,
Und Alle werden sich am Siege laben:
Drum „Vorwärts,“ Gut und Blut dem Krieg,
Um jeden Preis der Freiheit Sieg!

Donaueschinger Wochenblatt Juni 1849

Epitaph auf dem Hüfinger Friedhof.

Der Frauen und Jungfrauen Verein dahier zählt nun 130 Mitglieder, die alle gern und willig bereit sind, dem Zwecke des Vereins zu dienen, und daher freudig ihre Gaben auf den Altar des Vaterlandes niederlegen. Damit aber der Verein glücklich bestehe und gedeihe ist nötig, daß unter den Mitgliedern stets Einigkeit sei und bleibe. Daß diese sowohl von den gegenwärtigen als auch von den allenfalls noch beitretenden Mitgliedern gepflegt werde, steht zu erwarten, da alle vom Geiste der Eintracht und Liebe beseelt sind, womit sie an der guten Sache Anteil nehmen und Unterstützung da gewähren wollen, wo es notwendig ist.

Hüfingen, den 27. Juni 1849.
Die Vorsteherin: Karoline Höfler.
Die Schriftführerin: Elisabetha Gilli.

Donaueschinger Wochenblatt Juni 1849

Elisabetha Gilly geboren am 16.05.1825 und verheiratet am 08.01.1852 mit Markus Frey aus Hausen vor Wald, Gastwirt zum Löwen.

Karoline Höfler. Geboren als Karoline Aberle um 1817. Eltern Andreas Aberle und Magdalena Eytenbenz aus Möhringen. Wirtin vom Gasthaus Löwen. Ihr Mann Michael Höfler stirbt 1842 mit nur 29 Jahren.

Elisabetha Gilly war die Tochter von Josef Gilly aus Hondingen und Agatha Wagner. Sie wurde nach ihrer Großmutter Elisabetha Martin benannt.

Der Löwenwirt hieß „Leuenbaschi„. Aus dem Denkbuch von Lucian Reich:

…und an hohen Festtagen spielte er in der Kirche die Orgel, und der „Leuenbaschi” (Löwenwirt) sagte dann: „I ha’s bim erschte Griff scho gmerkt, daß es nit de Prezepter Thäddä ischt!” Dieser, der pensionierte Präzeptor Thaddäus Bader, war nämlich stets noch Organist.

Denkbuch von Lucian Reich 1896

Foto von Wikimedia von einem Frauenverein um 1900

Hüfingen, 27. Juni.
Es ist wahrhaft erfreulich, wenn man wahrnimmt, wie hiesige Frauen und Jungfrauen in bedeutender Anzahl sich gleichsam wetteifernd bestreben, beim gegenwärtigen deutschen Freiheitskampfe unterstützend mitzuwirken, so viel sie nur immer vermögen. Dies beweist, wie sehr sie erkennen, was dem Volke und Vaterlande not tut, und was der Geist der Zeit fordert.

Dieselben haben darum einen Verein gebildet, wohlwissend, daß das Wirken für eine edle Sache nur durch vereinigte Kraft mit segenbringendem Erfolge gekrönt sein kann. Diesem Vereine haben sie daher Festigkeit verliehen durch angemessene Statuten, welche am 18. d. M. festgesetzt wurden, an welchem Tage sonach der Frauen- und Jungfrauen-Verein daselbst seine förmliche Konstituierung erhielt.

Der Zweck desselben ist zunächst die Teilnahme an den allgemeinen Freiheitsbestrebungen, die Unterstützung der hiesigen Wehrmannschaft und solcher hiesiger Personen, welche im Dienste der Freiheit unglücklich werden. Zur Erreichung dieses Zweckes werden alle 14 Tage von den Mitgliedern Geldbeiträge in die Vereinskasse entrichtet, die jedoch nicht festgesetzt, sondern dem Ermessen eines jeden Mitgliedes anheim gestellt sind. Auch werden Kleidungsstücke und zum Feld- und Wehrdienste erforderliche Bedürfnisse herbeigeschafft. Über schon früher eingegangene Beiträge und angeschaffte Gegenstände wurde schon am 13. d. M. vom Civil-Kommissär daher in diesem Blatte berichtet.

Es wurde nun noch von den Frauen und Jungfrauen eine neue, äußerst geschmackvolle und sinnreiche Fahne angeschafft und gefertigt. Am 20. d. M. fand die feierliche Übergabe derselben an das Bataillon des ersten Aufgebots des diesseitigen Bezirkes auf dem quadratförmigen, freien Platze bei der Kirche dahier statt: die Frauen und Jungfrauen des Vereins bildeten vom Rathause aus, wo sie sich gesammelt hatten, in festlicher Kleidung mit dreifarbigen Bändern und Schärpen geschmückt, einen Zug. Demselben voran gingen drei hierfür erwählte Jungfrauen, von denen eine derselben die zu übergebende Fahne trug, die dann, nachdem der Zug auf dem dem genannten Platze angekommen war, die Fahne nach gehaltener Rede dem Bataillons-Komandanten überreichte.

In dieser Rede wurde besonders herorgehoben, daß auch das weibliche Geschlecht beim Kampfe für die Rechte und Freiheiten des Volkes nicht gleichgültig zusehe, sondern bereit sei, sich nach der ihm dargebotenen Möglichkeit daran zu beteiligen. Unter Anderm enthielt die Rede auch den Wunsch, daß, wie einst unsere tapfern und heldenmütigen Vorfahrer unter der deutschen Fahne das unerträgliche Joch der römischen Zwingherrschaft brachen, auch diese Fahne sich entfalten möge im heiligen Kampfe gegen unsere deutschen Freiheitsunterdrücker, und daß sie, vereint mit andern wackern Streitern, mit Gott zum Siege für Volk und Vaterland führen möge, auf daß endlich Freiheit, Wohlstand und Bildung sich über Alle erstrecke.

In geeigneter Weise erwiderte auch der Bataillons-Kommandant und endete mit einem Hoch auf die Frauen und Jungfrauen des Vereins. Am Nachmittage desselben Tages marschierte dann das mutige und staatliche Bataillon nach Geisingen und Möhringen, wo es bis heute harrt, um nach dem wirklichen Kampfplatze zu ziehen, wo unsere badischen Brüder schon kämpfen gegen hessische, mecklenburgische, nassauische und preußische Söldner, die noch so verblendet sind, daß sie sich mißbrauchen lassen für die Unterdrückung des Bürgers. Hoffentlich werden auch diese noch zur Einsicht gelangen, daß sie im Fürstenheere nur für ihre eigene Knechtung und Unterjochung die Waffen führen.

Vincenz Rombach im Donaueschinger Wochenblatt am 27. Juni 1849

Die Hüfinger „Wehrmanschaft“ schloß sich am 7. Juli 1849 Sigels Volksarmee an, als diese durch Hüfingen marschierte. Hier, so berichtete Lucian Reich als Augenzeuge, „sah man noch einmal sämtliche Artillerie im Schloßhof aufgestellt . Um Mitternacht bei magischem Vollmondschein machte die ganze Retirade noch einen kurzen Halt in den Gassen. Dann ging es weiter der Schweizer Grenze zu nach Stühlingen. Unterwegs verbrannte man noch die gedeckte hölzerne Wutachbrücke in Grimmelshofen

Die vom Frauenverein angefertigte Fahne wurde allem Anschein nach bei Grimmelshofen verloren. So schreibt der „Verweser“ Gilly dem Ortsvorsteher von Grimmelshofen einen Brief mit der Bitte sich nach der Fahne zu erkundigen. Der Ortsvorsteher schrieb zurück, dass keine Fahne zurückgeblieben sei. (3)

Mit der Niederschlagung der Badischen Revolution fand der Frauenverein anscheinend noch kein Ende und existierte im Untergrund fort. So spendete der Verein 1908 für die bei der Donaueschinger Brandkatastrophe Geschädigten 30 Mark. (2)

Brandkatastrophe in Donaueschingen am 5. August 1908.
Hier spendete der Frauenverein den Geschädigten 30 Mark.

Auch in der Festschrift von 1914 vom Gausängertag wird der Frauenverein erwähnt im Zusammenhang mit dem Krieg von 1870.

Formale Zusammenschlüsse und damit eine organisierte Frauenbewegung gab es im Deutschen Bund erst ab 1859 mit dem Badischen Frauenverein.

Der Hüfinger Frauenverein war somit wohl 1849 der erste demokratische Frauenverein im Deutschen Bund und mit 130 Mitgliedern auch beachtlich groß.

Vielleicht ist es an der Zeit, dass sich die Frauen in Hüfingen ihrer Wurzeln besinnen!

(1) Begegnungen mit dem 925-jährigen Hüfingen, Hugo Siefert, Schriften der Baar Bd 52 ab Seite 17, (2009)

(2) Hüfingen 1083-2008 Beschreibung einer Stadt im 925. Jubiläumsjahr. Kulturhistorische Reihe der Stadt Hüfingen, Band 9, Hugo Siefert (2009).

(3) Hüfingen und die Badische Revolution. Von Biedermännern und Heckerhüten. Kulturhistorische Reihe der Stadt Hüfingen, Band 3, Beatrice Scherzer (1998).

Skulptur in Donaueschingen am Bahnhof

50 Jahre Hüfingen – Fürstenberg

Am 1. Januar 1972 ist Fürstenberg offiziell ein Teil der Gesamtstadt Hüfingen geworden. Der Hieronymus wird hierzu noch einen größeren Artikel veröffentlichen. Bis dahin muss die geneigte Leserin mit meinem Kommentar hierzu vorlieb nehmen.

Leider wurde der Stadtteil Fürstenberg von der Stadt Hüfingen vergessen, wie auch schon Sumpfohren im April 2020. Aber dies erstaunt nicht sonderlich, da einige in der Kernstadt und ihr Bürgermeister doch meinen, nur sie seien Hüfingen. Wie könnte man seiner Exklusivität besser Ausdruck verleihen?

Aber genug gefrotzelt. Dass Fürstenberg sein mühsam wieder erlangtes Stadtrecht gleich wieder aufgab, ist mir schon im Oktober aufgefallen:

Auch Bräulingen , Blumberg und Fürstenberg bekamen die Stadtrechte zurück. Fürstenberg gab die Stadtrechte allerdings bei der Eingemeindung am 1. Januar 1972 nach Hüfingen wieder auf.

In Fürstenberg stand damals der Bürgermeister Fritz Mayer gegen eine Bürgergruppe die gegen eine Eingemeindung nach Hüfingen war:

Eine informative Abstimmung am Ende einer Bürgeranhörung vom 18. Juli 1971 ergab nur 69 Stimmen für die Eingemeindung nach Hüfingen, aber 89 für die Erhaltung der Selbständigkeit. Trotzdem entschied sich der Fürstenberger Gemeinderat am 29. Juli mit vier zu zwei Stimmen für die Eingemeindung nach Hüfingen. Daraufhin erfolgte am 3. August noch einmal eine informative Bürgerversammlung mit positivem Echo für die Eingliederung.

Eine Unterschriftenaktion erbrachte 69 Unterschriften für die Selbständigkeit, eine Gegenaktion durch Bürgermeister und Gemeinderäte aber 97 Unterschriften von Stimmberechtigten, die sich mit dem Gemeinderatsbeschluss vom 29. Juli einverstanden erklärten.

Die Verhandlungen wurden weiter geführt, und auch der Hüfinger Gemeinderat stimmte der Eingemeindung zu. Allerdings fiel die Zustimmung mit sechs zu vier Stimmen sehr knapp aus. Die Vereinbarung wurde von Bürgermeister Fritz Mayer von Fürstenberg am 3. September und von Bürgermeister Max Gilly von Hüfingen am 16. September ratifiziert und am 1. Januar 1972 wirksam.

Die jetzt in Hüfingen eingegliederte Stadt bekam den Namen Hüfingen – Stadtteil Fürstenberg. Der Stadtteil erhielt eine Ortschaftsverfassung mit fünf Ortschaftsräten und einem Ortsvorsteher an der Spitze, der dem Bürgermeister untersteht. Der Ortschaftsrat berät die örtliche Verwaltung, ist vor allen wichtigen Entscheidungen durch die zuständigen Organe zu hören und hat ein Vorschlagsrecht in allen Angelegenheiten, die den Stadtteil betreffen.

Als wichtige Angelegenheiten gelten die Veranschlagung der Haushaltsmittel, Bau, Erweiterung und Aufhebung öffentlicher Einrichtungen, Bau und Unterhaltung von Straßen und Wirtschaftswegen, der Ausbau und die Unterhaltung der Wasserversorgung und die Abwasserbeseitigung, die Aufstellung von Bauleitplänen, die Erlassung, die Aufhebung und die Änderung von Satzungen und Polizeiverordnungen sowie die Festsetzung von Abgaben und Tarifen. Der Ortschaftsrat entscheidet selbständig anstelle des Gemeinderats im Benehmen mit dem Bürgermeister beim Vollzug des Haushaltsplans, soweit der Betrag im Einzelfall 5000 DM übersteigt. Bei über- oder außerplanmäßigen Ausgaben ist die freie Verfügbarkeit auf 3000 DM beschränkt. Der Ortschaftsrat entscheidet über die Ausgestaltung und Benutzung von Einrichtungen der Kultur- und Sportpflege, der Grünanlagen, des Friedhofs u.a. wie der Pflege des Otsbildes. Nach der unechten Teilortswahl steht Fürstenberg ein Gemeinderat zu.

Chronik der Stadt Hüfingen 1984 von August Vetter

In diesem Sinne vom Hieronymus:

Schön, dass Fürstenberg nach 50 Jahren immer noch dabei ist und unsere Gesamtstadt mit der großen Geschichte und auch mit seinen durchaus streitbaren Bürgerinnen und Bürgern bereichert!