Das „Belvedere“ auf dem Schützenberg in Allmendshofen

Dr. Jörg Martin, F.F. Archiv Donaueschingen

Hermann Sumsers (1944–2024) Todestag jährt sich in diesen Tagen zum ersten Mal. Obwohl Sumser dem Verfasser persönlich unbekannt war, beeindrucken die Schriften des Hüfinger Architekten durch das sich in ihnen spiegelnde Engagement für die Baudenkmale der Baar. Die nachfolgenden Ausführungen verstehen sich als kleine Ergänzung zu den anregenden Ausführungen Sumsers über das Donaueschinger „Belvedere“, jenem Gartenhaus oberhalb des Getränkemarkts Biedermann, um dessen Erhalt Sumser vor 20 Jahren mit Erfolg gekämpft hatte.*1 Sie seien seinem Andenken gewidmet.

„Belvedere“ Donaueschingen, Nordseite mit Treppenaufgang und fensterlose Westseite, Oktober 2025. Foto: FFA Donaueschingen.
„Belvedere“ Donaueschingen, Nordseite mit Treppenaufgang und fensterlose Westseite, Oktober 2025. Foto: FFA Donaueschingen.

Zwischen Donaueschingen und Hüfingen schiebt sich ein Ausläufer des Schellenbergs bis in die Niederung von Brigach und Breg vor, an seinem Fuß entspringt die Juniperusquelle mit dem Allmendshofener Brunnenbach. Von der Höhe genoss man ehedem, bevor Baumbewuchs und Neubauten den Blick verstellten, einen schönen Blick auf Donaueschingen und die Donauniederung. Dort steht auf einem Aussichtspunkt ein kleines Gartenhaus, das Anfang der 2000er Jahre überraschend aus einem jahrzehntelangen Dornröschenschlaf wiedererweckt wurde. Als die Stadt Donaueschingen das Gelände im Zuge der Erschließung des Baugebiets „Bühlstraße“ als ökologische Ausgleichsfläche erworben hatte, erkannte man die geschichtliche Bedeutung des anfänglich zum Abriss vorgesehenen Gebäudes. Den Bemühungen der Stadtverwaltung, des Landesdenkmalamts (Monika Loddenkemper) und des beigezogenen Architekten Hermann Sumser ist es zu verdanken, dass das von Loddenkemper und Sumser wegen des schönen Ausblicks treffend als „Belvedere“ benannte Häuschen*2 nicht nur 2003 in das Denkmalbuch eingetragen wurde,*3 sondern überdies in den Jahren 2007 und 2008 fachgerecht restauriert wurde.*4

In der Tat handelt es sich keineswegs um einen einfachen Schuppen für die Lagerung von Gartengeräten, wie schon der rund 1 Meter hohe, aus sorgfältig behauenen Sandsteinen gemauerte Sockel zeigt.*5 Mit rund 5,5 Metern auf 6 Meter ist die Grundfläche fast quadratisch. Eine Tür auf der Ostseite führt in einen kleinen Kellerraum. Über dem Sockel erhebt sich ein über drei Meter hoher Fachwerkbau mit einem Walmdach; die Außenwände sind verschindelt, das Dach mit Ziegeln gedeckt. Die Höhe der Fenster und des Raums sowie das Walmdach mögen entfernt an Goethes Gartenhaus in Weimar erinnern, das bei der Planung vielleicht Pate stand. Über eine an der Nordseite wiederum aus Sandstein gemauerte Treppe gelangt man in das Erdgeschoss des Gebäudes, wo man von einem einzigen, hohen Raum empfangen wird. Lichte, hohe Sprossenfenster, ein hellgrüner Lambris und ein weißer Keramikkamin verweisen in die Zeit des Klassizismus; eine etwas jüngere Tapete mit neogotischer Architektur dank einer von Sumser gefundenen Unterlage aus dem Jahr 1837 in den Biedermeier. Kamin und Tapete sind zugleich die einzigen Anhaltspunkte für das hohe Alter des Bauwerks, während sich der Bauherr an keiner Stelle zu erkennen gibt.

Blick vom Schützenberg auf Donaueschingen, Aquarell von Wilhelm Thierry, 1819. Vorne die heutige Friedrich- Ebert-Straße mit dem Gasthaus „Schwanen“ (links, Friedrich-Ebert-Straße 18) und den Häusern Friedrich-Ebert- Straße 25 und 22, an der Stelle des großen Hauses rechts befindet sich heute ungefähr der Straßenkreisel. Im Hintergrund die Josefstraße und das Residenzviertel. Fürstl. Fürstenbergische Sammlungen (FFS) Donaueschin- gen, Zeichnung 754. Eine sehr ähnliche Ansicht wurde 1819/20 von Franz Epple (1791–1856) in Öl gemalt (FFS Donaueschingen, Gemälde 835) und als Lithographie in den Druck gegeben (FFS Donaueschingen, Grafik 551).
Blick vom Schützenberg auf Donaueschingen, Aquarell von Wilhelm Thierry, 1819. Vorne die heutige Friedrich-Ebert-Straße mit dem Gasthaus „Schwanen“ (links, Friedrich-Ebert-Straße 18) und den Häusern Friedrich-Ebert-Straße 25 und 22, an der Stelle des großen Hauses rechts befindet sich heute ungefähr der Straßenkreisel. Im Hintergrund die Josefstraße und das Residenzviertel. Fürstl. Fürstenbergische Sammlungen (FFS) Donaueschingen, Zeichnung 754. Eine sehr ähnliche Ansicht wurde 1819/20 von Franz Epple (1791–1856) in Öl gemalt (FFS Donaueschingen, Gemälde 835) und als Lithographie in den Druck gegeben (FFS Donaueschingen, Grafik 551).

Loddenkempers und Sumsers Annahme, den ersten Eigentümer des Anwesens in der Fürstenfamilie zu Fürstenberg suchen zu müssen,*6 dürfte allerdings unzutreffend sein, wie eine Recherche in den einschlägigen Archivalien ergab. Vielmehr war es der fürstenbergische Regierungspräsident Joseph Kleiser von Kleisheim (1760–1830), der sich hier ein Refugium geschaffen hatte. Mit dem von den Fürsten zu Fürstenberg betriebenen Ausbau Donaueschingens zur Residenz und der immer weiter in Richtung Allmendshofen ausgedehnten Anlage des Schlossparks strebten auch die fürstenbergischen Beamten in das Donaueschinger Umland. Das augenfälligste Zeugnis für den Willen der Beamtenschaft, zusammen mit den Fürstenbergern das Residenzumfeld zu gestalten, dürfte das von Leopold von Lassolaye errichtete Schlösschen auf dem Wartenberg gewesen sein. Weniger exponiert war das Anwesen des Majors von Koller an der Josefstraße (der spätere „Karlshof“, Josefstr. 12). Unmittelbar unterhalb Kleisers Gartenhaus entstand mit der Villa des Hofkammerrats Joseph Ignaz Fischer ein Landgut, dessen freie Lage in der Flusslandschaft nach wie vor bezaubert (heute Getränke Biedermann, Friedrich-Ebert-Str. 31). Diesen Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts entstandenen Bauten ist das Gartenhaus Joseph Kleisers beizustellen.

Als Baujahr des Kleiser’schen Gartenhauses gibt ein undatiertes Verzeichnis der Häuser in der Donaueschinger Josefstraße das Jahr 1809 an.*7 Nach außen hatte der 49-jährige Kleiser – aus einfachsten Verhältnissen in Urach (Stadt Vöhrenbach) stammend – damals den Höhepunkt seiner Karriere als fürstenbergischer Beamter erreicht.*8 Seit 1801 zum Präsidenten der fürstlichen Regierung und Kammer berufen, oblag ihm nicht nur die Leitung der fürstenbergischen Verwaltung und Gerichtsbarkeit, sondern er nahm auch die außenpolitische Vertretung Fürstenbergs wahr, die in der napoleonischen Umbruchszeit mit der Mediatisierung des Fürstentums zugunsten vor allem des neu entstandenen Großherzogtums Baden mehr als schwierig war. 1804, nach dem Tod des Fürsten Karl Joachim zu Fürstenberg, der Kleiser 1796 in den Adelsstand erhoben hatte, rückte dessen Großneffe Karl Egon zu Fürstenberg aus der böhmischen Linie der Familie in der Herrschaft nach. Der erst 5-jährige Knabe wurde der Vormundschaft eines entfernten Onkels, des Landgrafen Joachim zu Fürstenberg unterstellt, der seinerseits Kleiser zu seinem Untervormund ernannte mit umfassender Vollmacht für alle Amtsgeschäfte. Bei der häufigen Abwesenheit des Landgrafen war Kleiser damit in den Jahren 1804 und 1805 der fast unbeschränkte Herrscher über das fürstenbergische Staatswesen. Beim Übergang des Fürstentums an das neu gebildete Großherzogtum Baden wurde Kleiser in der Vormundschaft 1806 ausdrücklich bestätigt. Als mit der Einführung des Code Napoleon 1809 die Stellung der Mutter des Fürsten, Elisabeth zu Fürstenberg, geb. Prinzessin von Thurn und Taxis, rechtlich gestärkt wurde, erhielt Kleiser das Amt eines „Gegenvormunds“. Glücklich war er darüber nicht, denn Fürstin Elisabeth gedachte keineswegs, ihn in irgendeiner Weise einzubinden. Kleisers Versuche, sich an der Erziehung des jungen Fürsten zu beteiligen, wies sie vielmehr schroff zurück.*9 Freilich war das Verhältnis zwischen der Fürstin und Kleiser schon zuvor gestört, weil Elisabeth die Ergebnisse von Kleisers außenpolitischen Missionen als ungenügend empfand – wie sie später selbst auf dem Wiener Kongress erfahren musste, wohl zu Unrecht, denn von den Gewinnern des napoleonischen Umbruchs irgendwelche Zugeständnisse für das fürstenbergische Staatswesen zu erreichen, stellte sich weitgehend als Unmöglichkeit heraus. Als sich Kleiser nach der Übernahme der fürstenbergischen Gerichtsbarkeit durch Baden im Jahr 1813 die Möglichkeit eines Wechsels in den badischen Beamtendienst eröffnete, ergriff er diese Gelegenheit, und die Fürstin ließ ihn ziehen. Den Wegzug von Donaueschingen begriff Kleiser, der auch im badischen Staatsdienst als Richter in Meersburg und als Kreisdirektor in Konstanz hohe Positionen erlangte, als endgültigen Abschied von der heimatlichen Baar.

Das Wappen des 1796 geadelten Kleisers über dem Wiesenplan, Zeichnung ohne Jahr. FFA Donaueschingen, Karten, Kasten I/2/138 c.
Das Wappen des 1796 geadelten Kleisers über dem Wiesenplan, Zeichnung ohne Jahr. FFA Donaueschingen, Karten, Kasten I/2/138 c.

So kam es 1814 zum Verkauf des Gartenhauses an den Schützenwirt Franz Joseph Ganter.*10 Ebenso verkaufte Kleiser an Ganter eine große Wiese unterhalb des „Belvedere“, die er einige Jahre zuvor hatte kartieren lassen (heute Teil des Schlossparks, Flst.-Nr. 4779, Allmendshofen).*11 Kleisers herausragender Stellung war es wohl geschuldet, dass der Vermesser das einfache Kärtchen ungewöhnlich prächtig ausschmückte. Der Lageplan der Wiese erhielt eine mehr als den doppelten Platz einnehmende, üppige Scheinarchitektur als Rahmen, die von Putten und Kleisers Adelswappen bekrönt wurde. Zu einem späteren Zeitpunkt (nach dem Bau 1809?) wurde auf den Plan noch ein Blatt aufgeklebt, das das Gartenhaus zeigt und damit Kleiser zuordnet.*12 Danach lag unterhalb des Häuschens ein über zwei Zufahrtswege von Norden und Süden zu erreichender Vorplatz; Fußgänger kamen über zwei im Dreieck angelegte Spazierwege auf die Höhe. Die Wege über die damals völlig freie Wiese waren mit Alleebäumen gesäumt. In Richtung Westen auf den Hang zu, wo das Gebäude keine Fenster besaß, war offensichtlich als Wetterschutz eine dichte Hecke angelegt. Unterhalb des Vorplatzes befand sich ein vielleicht von Findlingen eingefasstes Halbrondell, möglicherweise, wie Loddenkemper und Sumser vermuten,*13 eine Grotte.

Schützenwirt Ganter muss das Gelände – man denke an die Tapete von 1837 – für eigene Gesellschaften genutzt haben. Der offensichtlich rege Betrieb machte so viel Aufsehen, dass die Flur im Volksmund nunmehr die Bezeichnung „Schützenberg“ erhielt, während zu Kleisers Zeiten die Bezeichnung noch „Linsenhalde“ gelautet hatte.*14 Aus dem neuen Flurnamen „Schützenberg“ folgte die Bezeichnung „Schützenhäusle“ für das Gartenhaus. Dagegen kann ein Zusammenhang des neuen Flurnamens mit einer Betätigung von Schützengesellschaften nicht belegt werden.*15

Grundriss des „Belvedere“ mit Parkanlage, aufgeklebt auf dem Lageplan der Kleiser’schen Wiese, ohne Jahr. Rechts unten das Gasthaus „Schwanen“ (Friedrich-Ebert-Str. 18) und das Haus Friedrich-Ebert-Str. 22. FFA Donaueschingen, Karten, Kasten I/2/138 c.
Grundriss des „Belvedere“ mit Parkanlage, aufgeklebt auf dem Lageplan der Kleiser’schen Wiese, ohne Jahr. Rechts unten das Gasthaus „Schwanen“ (Friedrich-Ebert-Str. 18) und das Haus Friedrich-Ebert-Str. 22. FFA Donaueschingen, Karten, Kasten I/2/138 c.

In jener Zeit, in den 1830er Jahren, entstand auch die einzige erhaltene Ansicht des Häuschens.*16 Die Aquatinta bietet eine Südansicht der Residenzstadt Donaueschingen, deren Kennzeichen das Schloss und die Stadtkirche sind (dargestellt ohne das 1829 abgerissene alte Pfarrhaus). Hinter den fürstenbergischen Verwaltungsgebäuden an der Haldenstraße in der Bildmitte (Neuer Bau, Kammer/ Hofbibliothek und Archiv) ist der Turm der 1837 abgerissenen St.-Lorenz-Kapelle zu erkennen (heute Rathaus). Im Vordergrund links sieht man das „Belvedere“ mit dem Zufahrtsweg und dem zu erahnenden Fußpfad. Am Hang verläuft die Landstraße von Allmendshofen nach Donaueschingen. Der Künstler – Egid Federle aus Stühlingen (1810–1876) – stand offenbar im heute durch die Bahnlinie nach Neustadt gekappten Allmendshofener Quellenweg, der damals noch eine Querverbindung zur Landstraße mit Brücke über den Brunnenbach besaß. Im weiteren Verlauf des Brunnenbachs ist die lange, quer zum Tal stehende Mauer zu erkennen, mit der Hofrat Fischer sein Anwesen umgeben hatte und die bis heute erhalten ist (Friedrich-Ebert-Str. 31). Pferde, Menschengruppen und eine Kutsche vermitteln Maßstab und Perspektive der Ansicht.

Aus Ganters Erbe – der erfolgreiche Schützenwirt erreichte das beachtliche Alter von 86 Jahren *17– gelangte das Grundstück über dessen Tochter 1888 an den Allmendshofener Landwirt Joseph Faller.*18 Dieser begann, als Donaueschingen sich immer mehr in Richtung Allmendshofen ausdehnte, in den 1890er Jahren mit der Abtrennung von Baugrundstücken entlang der Straße, die auch seine Besitznachfolger fortsetzten.*19 Aber auch nun stand das Gelände noch für die Sommerfeste des Männergesangvereins Allmendshofen zur Verfügung, bis diese in den 1980er Jahren auf den bequemer gelegenen Festplatz verlegt wurden.*20 Die ehemals freie Lage des „Belvedere“ ist heute nicht mehr zu erkennen, zumal die schon 2005 von Monika Loddenkemper geforderte Auslichtung nicht erfolgte, sondern das Grundstück nach wie vor mit hohen Bäumen und Buschwerk bestanden ist, die einen freien Blick in die Landschaft kaum zulassen.

Stadtansicht von Donaueschingen, links das Belvedere, Aquatinta von Egid Federle, 1830er Jahre. Im Vordergrund der Brunnenbach, in der Mitte die langgezogene Mauer des Landguts Fischer (heute Getränke Biedermann), rechts das Residenzviertel. FFA Donaueschingen, Grafik 368, zum Druck vgl. http://www.landesarchiv- bw.de/plink/?f=4-1877763.
Stadtansicht von Donaueschingen, links das Belvedere, Aquatinta von Egid Federle, 1830er Jahre. Im Vordergrund der Brunnenbach, in der Mitte die langgezogene Mauer des Landguts Fischer (heute Getränke Biedermann), rechts das Residenzviertel. FFA Donaueschingen, Grafik 368, zum Druck vgl. http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1877763.

Die 2009 mit namhafter Unterstützung der Denkmalstiftung Baden-Württemberg abgeschlossene Sanierung durch den Überlinger Architekten Bruno Siegelin gab dem Raum zwar seinen Charakter wieder, brachte jedoch im Gegensatz zu den von der Stadtverwaltung und dem Landesdenkmalamt aus Kostengründen abgelehnten Entwürfen Sumsers *21 keine neue Nutzungsperspektive für das Gebäude. In den ersten Jahren nach der Restaurierung fanden in dem Gebäude Trauungen statt; auch gab Martina Wiemer Bildvorträge zur Donaueschinger Stadtgeschichte. Obwohl die umgebende Grünanlage sehr gepflegt wirkt, scheint das „Belvedere“ jedoch mittlerweile in seinen tiefen Dornröschenschlaf zurückgesunken zu sein.

*1 Sumser, Belvedere.
*2 Loddenkemper, Vergessenes Gartenhäuschen, S. 25; Sumser, Belvedere, S. 10.
*3 Loddenkemper, Vergessenes Gartenhäuschen, S. 26; Sumser, Belvedere, S. 10.
*4 Bea, Fast vergessenes Gartenhäuschen.
*5 Detaillierte Beschreibung des Gebäudes bei Sumser, Belvedere, S. 12–19.
*6 Loddenkemper, Vergessenes Gartenhäuschen, S. 26; Sumser, Belvedere, S. 7.
*7 Fürstlich Fürstenbergisches Archiv (künftig: FFA) Donaueschingen, OB 21, Vol. II, Hüfingen, Untermappe Donaueschingen.
*8 Das Folgende nach den autobiographischen Angaben im Nachlass Kleisers im GLA Karlsruhe, Nachlässe,
Kleiser. Ergänzend: FFA Donaueschingen, Personalakte 2434; Bader/Platen, Das große Palatinat des Hauses
Fürstenberg, Allensbach 1954, S. 132–134.
*9 So in GLA Karlsruhe, Nachlässe, Kleiser 14, Brief Elisabeths von 1812.
*10 Grundbuchzentralarchiv (im Folgenden: GBZA) Kornwestheim, Güterbuch Allmendshofen, Bd. V, Nr. 101,
Nachtrag des Kaufvertrags von 1814 im Güterbuch von 1857.
*11 FFA Donaueschingen, Karten I/II/138 c. Die Datierung der Karte auf das Jahr 1803 durch Loddenkemper und
Sumser beruht auf einer wohl vom FFA Donaueschingen verursachten Fehlinterpretation einer beiliegenden
Karte.
*12 Ebd.
*13 Loddenkemper, Gartenhäuschen, S. 25; Sumser, Belvedere, S. 11.
*14 So im genannten Kaufvertrag von 1814.
*15 Sumser, Belvedere, S. 7–8.
*16 FFA Donaueschingen, Grafik 368. Woher Loddenkemper und Sumser die Datierung der Aquatinta auf das Jahr 1827 bezogen (Loddenkemper, Gartenhäuschen, S. 25; Sumser, Belvedere, S. 8), ist nicht klar. Der Druck stammt aus dem Werk „Malerische Reise von Freiburg im Breisgau durch das Höllenthal und Donaueschingen nach Schaffhausen“, das ohne Jahr bei Bleuler in Schaffhausen erschien (online: http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1877753). Die Datierung kann daher nach bisheriger Kenntnis nur mit Hilfe der dargestellten Gebäude festgestellt werden. Die signierte, jedoch nicht datierte Vorzeichnung Federles hat sich ebenfalls erhalten: FFA Donaueschingen, Zeichnung 760. Das Exemplar des Drucks im FFA Donaueschingen ist merkwürdigerweise nicht wie beim Karlsruher Exemplar deutsch und französisch, sondern englisch beschriftet.
*17 Gestorben am 26. April 1865: Sterbebuch der kath. Pfarrgemeinde Donaueschingen.
*18 GBZA Kornwestheim, Güterbuch Allmendshofen, Bd. XI, Nr. 112.
*19 GBZA Kornwestheim, Lagerbuch Allmendshofen, Flst.-Nr. 188 (4188 neu). Die Reihenfolge der Abtrennungen
lässt sich den heutigen Teilnummern der Flur 4188 entnehmen.
*20 Sumser, Belvedere, S. 7.
*21 Sumser, Belvedere, S. 20–24. Unnötig polemisch der Text im Mitteilungsblatt der Denkmalstiftung Baden-
Württemberg, Belvedere in Donaueschingen.

„Belvedere“ Donaueschingen, Südseite mit einem und Ostseite mit zwei Fenstern, darunter der Kellereingang, Oktober 2025. Foto: FFA Donaueschingen.
„Belvedere“ Donaueschingen, Südseite mit einem und Ostseite mit zwei Fenstern, darunter der Kellereingang, Oktober 2025. Foto: FFA Donaueschingen.

Literatur:

Bea, Josef: Ein fast vergessenes Gartenhäuschen auf dem Schützenberg bei Donaueschingen, in: Die Gemeinde (BWGZ) 2009, Heft 2, S. 79–80

Denkmalstiftung Baden-Württemberg (Hrsg.): Belvedere in Donaueschingen: Rettung eines „Kleinods“, in: Denkmalstiftung Baden-Württemberg 2009 Heft 2, S. 1–2 (Beilage zu Denkmalpflege in Baden-Württemberg
38, 2009, Heft 2)

Loddenkemper, Monika: Ein vergessenes Gartenhäuschen auf dem Schützenberg bei Donaueschingen, in: Denkmalpflege in Baden-Württemberg 34, 2005, S. 25–28 (https://doi.org/10.11588/nbdpfbw.2005.1.12211)

Sumser, Hermann: Das „Belvedere auf dem Schützenberg“ in Donaueschingen, in: Schriften des Vereins für Ge-
schichte und Naturgeschichte der Baar 50, 2007, S. 5–28 (https://doi.org/10.57962/regionalia-17404)

Federles Vorzeichnung gibt das „Belvedere“ noch etwas exakter wieder als der Druck. FFS Donaueschingen, Zeichnung 760.
Federles Vorzeichnung gibt das „Belvedere“ noch etwas exakter wieder als der Druck. FFS Donaueschingen, Zeichnung 760.
Lageplan des „Guth des Schützenwirth Ganter“ und des „Guth des Hofrath Fischer“ am Brunnenbach, 1819. FFA Donaueschingen, Karten, Kasten I/1/64c.
Lageplan des „Guth des Schützenwirth Ganter“ und des „Guth des Hofrath Fischer“ am Brunnenbach, 1819. FFA Donaueschingen, Karten, Kasten I/1/64c.

Spaziergang über den Friedhof zu Allerheiligen

aktualisierter Beitrag, 1. Version war am 02. April 2021

St. Leonhardkapelle
31. Oktober 2025
Mond über dem Kreuz und Friedhofsmauer mit Baum
31. Oktober 2025
Mond über dem Friedhof mit Kerzen
31. Oktober 2025
St Leonhardt
31. Oktober 2025
Leonhardskapelle bei Nacht
31. Oktober 2025
Leonhardtskapelle bei Nacht
31. Oktober 2023

Spaziergang über den Friedhof

Die Kette mit den 6 Hufeisen an der Leonhardskapelle befindet sich trotz aller Sagen wohl dort, weil an so gut wie allen Leonhardskapellen Ketten sind. St. Leonhard lebte im 6. Jahrhundert (starb wohl 559) und gehört zu den 14 Nothelfern – er ist der Patron der Fuhrleute. Die Kette gilt als „aneinandergereihte Danksagung“ an den Patron aller Wesen, der Gefangenen und der Stalltiere.

Die Statue in der Kapelle stellt St. Leonhard sitzend mit einer Kette mit Handschelle und Schloß und mit dem Abtsstab dar.

Ebenfalls vorne an der Leonhardskapelle (erbaut 1479 und gestiftet von Konrad und Burckhart von Schellenberg) kann man die verschiedenen Wasserpegel von Hüfingen bestaunen:


Der Friedhof wurde im Jahre 1629 vom Abt Georg Gaisser des Beneditinerklosters St. Georgen geweiht und wurde 1806 und 1861 erweitert. Problem war nicht nur, dass wegen des Dreißigjährigen Krieges der Friedhof bei der Stadtkirche zu klein wurde, sondern auch die ermordeten der sogenannten „Hexenverfolgung“ verscharrt werden mussten. Archivrat Franck meint 1872: “Wen mahnt es aber nicht an höhere Strafe und Gerechtigkeit, wenn er sich erinnert, daß über die Hüfinger Blutmenschen selbst schon am 15. Oktober 1632 das fürchterliche Blutbad durch die Würtemberger hereinbrach?

Aus dem Jahre 1620 stammt die „Bräunlinger mappa„, in der die Territorialgrenze gegen Bräunlingen hervorgehoben ist. Sie enthält auch den westlichen Teil der Gemarkung Hüfingen, die allerdings ungenau gezeichnet ist. Dagegen sind die Schächerkapelle, das Leprosenhaus, St. Leonhard, das Schützenhaus, die Seemühle und der Galgen sowie der große Weiher (Behlaer Weiher) richtiger eingetragen als in der Landtafel der Baar.
Verzeichnet sind das Scharfrichterhaus und der Weg nach Behla.
Karte aus dem Jahr 1664 von Hüfingen
Karte aus dem Jahr 1662 von Hüfingen von Martin Menradt

Siehe auch https://hieronymus-online.de/stadtwappen-hohentwiel-und-grenzsteine/

Landtafel der Baar von 1620 von Hiffingen mit Schützenhaus und Stadtkirche. Die beiden Stadttore und überdimensional auch die Nikolauskapelle. Die Nikolauskapelle stand etwa da, wo die Stadtapotheke war. Deutlich lassen sich die an die Stadtmauer gebauten Häuser erkennen.
Merkwürdigerweise fehlen die beiden Schlösser. Willkürlich ist die Bebauung innerhalb der Stadt gestaltet. Auf der Donaueschinger Stadtseite lagen eingezäunte Grundstücke (Gärten). Besonders ins Auge fällt ein Wegkreuz etwa auf dem Platz der nachmaligen Lorettokapelle. Weniger Sorgfalt als in der » Bräunlinger Mappa« wurde auf den Breglauf, die Wege und die topographisch richtige Lage der St. Leonhardskapelle und des Scharfrichterhauses (zwischen Kapelle und Wegkreuz) gelegt, das westlich der Dögginger Straße erbaut war.

Als Sinnbild der Vergänglichkeit kennt jeder die Rose, dabei ist der Efeu schon seit vorchristlicher Zeit das Sinnbild der Erlösung und des ewigen Lebens.


Epitaphien sind Grabinschriften für einen Verstorbenen an einer Kirchenwand oder in der Friedhofsmauer. Hier will ich einige zeigen und beginne aber erst mit der Mauer von German Hasenfratz in den 1970er

Friedhofsmauer von German Hasenfratz etwa 1970

Lucian Reich
Schriftsteller und Kunstmaler
26. Februar 1817 – 2. Juli 1900

Xaver Reich
Bildhauer
1. August 1815 – 8. Oktober 1881
Josepha Reich
geb. Elsässer
23. Aprlil 1823 – 19. November 1900

Johann Nepomuk Heinemann
Litograf
30. Mai 1817 – 22. Februar 1902

Karl Bromberger, Litograph
Ehernbürger der Stadt Hüfingen
1873-1965
Clara Bromberger, geb. Bölke
1871-1958

Durchbohrt von eines Mörders Hiebe.
Blieb CURTA noch ein Muster von Geduld.
Noch sterbend sprach er voll der Liebe.
Vergebet meinem Mörder seine Schuld.

Dieses Denkmal der Liebe weihet ihrem Gatten Vallentin Curta Handelsmann seine betrübte Witwe mit VIII. verzogenen Kindern. Geboren zu der H. Dreyfaltigkeit in Gressoney. Starb den IV. Oktober MDCCCV. im LIII. Jahr seines Alters. R.I.P.

Dieses Denkmahl der Einzigen Liebe und des oantbiex? andenkens seihen dir Sehrvermißten Curtaischen Kinder ihrer ? für ? und alle jene, die sehr herzlichen unvergeßlichen Mutter
Rosina Burkhard
verehelichten Curta deren Geist aus der zerbrechlichen irdischen Hülle zu der ewigen Stütze und zur fehgälich gewünschten wiedervereinigung zu ihrem vorangegangenen Gatten eille.
der 22. März 1808. eben als die das 40 e Lebensjahr angefangen hatte.
Gottes friede weh in Blumen düften Vater Mutter über Euer Gräber her.

Johann Franz Valentin Curta (Kurta im Stammbuch), Kaufmann aus Italien, * in „Dreifaltigkeit ind der Cresonai“ (=Gressoney am Monte Rosa). Gestorben in Hüfingen am 19.10.1805 . Er wurde von österreichischen Soldaten beim Plündern vor den Augen seiner Frau und seiner Kinder niedergeschossen und drei Stunden später gestorben. Er war verheiratet mit Rosina Burkhard und sie hatten 12 Kinder. Ein Sohn Johann Franz Valentin Curta wurde Hirschenwirt und Johann Jakob Handelsmann.

Maria Franziska von Ehren
geb. D. IX. September gestorben D. 22 ANG. 1863
?

Denkmal
Ihrer Hochedelgebohrenen Frau Katharina Kletser gebohrene Bosch. Sie starb den 5. November 1815 im 40 Lebensjahr.

Lasset die Kinder zu mir kommen
Dem hoffnungsvollen Knaben
Ferdinand Fischerkeller
Geb. den 8. August 1818
Gest. 25 April 1828
Weihen dieses Denkmal seine trauernden Eltern

Hier ruht
Johann Babtist Fischerkeller
geboren zu Donaueschingen den 21ten August 1749.
gundler Kaplan zu Jungnau druch 13 – zu Kaseifingen G_ und endlich dazu ad 6. Blasium durch 26 Jahre ? seine irdische Laufbahn den 21 ten Juny 1852.
Gott gebe Ihm und allen ? dir Ewige ? Amen

Francisco Neser
Josepf Anton Heizman
Raul Stoerk

Ruhestätte des Hochwürdigen Herrn LOS. Benedict Rebsteix
(Pfarrer?)

2. von links: Maria Magdalena Nober geb. Moog 24. Juni 1765 – 14. Juli 1840

Dem Andenken Des Hochwürdigen Herrn
Benedici Merck
Des villino, Rur:Kap;Exdecans
Bischöf. Konk, geist. Raths, und durh 35 Jahrepfarrer dahier
Legte ab die Körperliche Hülle nach 7 Jahren Leiden den 21 May 1798 im 64 Alterjahre: Geweiht v. seinen Geschwistern.

In der Mitte das Epitaph eines Bäckers.
Die Brezel bindet die gesenkte Fackel des Todes ein.





Das von Franz Xaver Reich 1864 erschaffene Steinkreuz verbindet die Hauptachse des alten Friedhofsteiles mit dem neuen Teil.
Der obere Teil scheint neuer zu sein. Vielleicht weiß ja jemand wo sich das ursprüngliche obere Kreuz befindet?


Die Einsegnungshalle wurde 2007 vom damaligen Bürgermeister Anton Knapp zusammen mit dem Architekten Rolf Schafbuch mit einer großen „Lichterscheinung“ vom Hüfinger Künstler Emil Kiess neu gestaltet.

Das Glasfenster von Emil Kiess mit 6000 kleinen Glasplatten spiegelt den Friedhof wie ein Mosaik.


Ebenfalls bei der Einsegungshalle befinden sich die Grabplatten von Adolf Heer und Rudolf Gleichauf.



Adolf Heer Bildhauer geboren 13. September 1819 gestorben 29. März 1898

Grabstein Adolf Heer und Rudolf Gleichauf

Rudolf Gleichauf Historienmaler geboren 29. Juli 1826 gestorben 15. Oktober 1896

Die Grabstätte (Grabstein) von Adolf Heer und seinem Freund Rudolf Gleichauf ehemals auf dem Hauptfriedhof in Karlsruhe.

Nach dem Tode Adolf Heers veranlasste der Landschaftsmaler Wilhelm Klose, ein ehr vermögender Karlsruher Mäzen (Ehrenbürger der Stadt Karlsruhe), eine würdige Grabstätte für seine Freunde zu errichten. Die Ausführung lag in den Händen von Bildhauer Johannes Hirt, der ein langjähriger Mitarbeiter von Heer bei der Gestaltung des Kaiser-Wilhelm-Denkmal war. Auch die zwei Bronzereliefs von Heer und Gleichauf am Grabstein sind mit J. Hirt signiert. J. Hirt wurde vom Verlassenschaft -Gericht als Abwickler der noch nicht vollendeten Arbeiten von Heer bestimmt. Er wurde ein bekannter Bildhauer in Karlsruhe. Das Grabmal fand seinen Platz auf dem sogenannten „Hügel“, eine bevorzugte Lage mit Bäumen, Farnen und Stechpalmen – wahrscheinlich unter Denkmalschutz stehend.

Wenig verständlich erscheint ein Bericht im Südkurier im Jahre 1976, „Silberdisteln schmücken das gemeinsame Grab von A. Heer und R. Gleichauf, wo den Besuchern von der Friedhofsverwaltung erklärt wird: „Wir halten es für eine Selbstverständlichkeit und Pflicht, den Gräbern Heers und Gleichaufs unsere Aufmerksamkeit zu schenken“. Mit wenigen einprägsamen Worten wird die Bedeutung der Künstler skizziert: .. Heer und Gleichauf haben im vergangenen Jahrhundert mitgeholfen, die Züge des Kunstschaffens in Karlsruhe zu prägen“. Monate später wird dann in einem Schreiben an die Stadtverwaltung Hüfingen und wahrscheinlich auch Vöhrenbach angefragt, ob Interesse am Grabstein der beiden Künstler bestehe: „Das Grab wird aufgelöst.“ Die Stadtverwaltung Hüfingen holte den Grabstein, der jetzt bei der Aussegnunghalle und den Urnenstelen steht. Leider ist der Stein nur ein Torso, denn die kunstvolle Einfassung fehlt. Auch sollte die Inschrift erneuert werden.


Bildhauer Prof. Adolf Heer,
Sein Leben und seine Werke auf der Baar und dem Umland von Erich Willmann
Schriften der Baar 53, (2010)



Dr. Erwin Sumser
(8. Oktober 1891 in Merzhausen bei Freiburg im Breisgau als Erwin Josef Sumser – 22. Januar 1961 in Hüfingen).
Pionier des Naturschutzes.

Eva von Lintig
geboren 11. Juli 1931
gestorben 10. September 2023

Eva von Lintig
Ehrenbürgerin
11.07.1931 – 10. 09.2023

Max Gilly
Ehrenbürger und Bürgermeister
Träger des Bundesverdienstkreuzes
31.03.1921- 15.08.2006

Gottfried Schafbuch

De Goppfried Schafbuch
(* 3. Jänner 1898 z Hiifinge – 23. Oktober 1984)
isch e dytsche Dialäktdichter un Haimetforscher gsii.



German Hasenfratz
29.05.1923- 2008

Zita Hasenfratz
1926-2021


Hermann Felder (1772 – 1954)
Geistlicher Rat

Monsignore Hermann Josef Kast (01.09.1888 – 21.06.1967)
Ehrenbürger von Hüfingen und Rektor von Mariahof

Abschließen möchte ich diesen Spaziergang mit dem Hüfinger Künstlerkreis und dessen Gedenkstein von der Hüfinger Heimatzunft im Park gegenüber der Breg.

Für Ergänzungen und Tipps bin ich jederzeit dankbar!

Wie das alte Krankenhaus zum Kunsthotel und dann zu Wohnungen wurde

Das Künstlerhotel 1998

aktualisierter Beitrag

Heute erinnern sich nur noch wenige: In Hüfingen gab es mal ein Krankenhaus.

Am 14. Juli 1844 beschloß die Stadt vom Fürstenhaus das 1832 erstellte Ökonomiegebäude des aufgehobenen Gutshofes an der Bräunlinger Straße für 6000 fl. zur Einrichtung eines Armenhauses zu kaufen. *

Die Stadt ging an die Ausführung des Bauplanes, ohne die behördliche Genehmigung einzuholen, und stellte das umgebaute Haus 1846 fertig. Auch jetzt blieb eine Ökonomie im nördlichen Teil des Hauses erhalten. Ein Brandgiebel trennte sie vom Wohnteil. Tatsächlich wurde eine Krankenabteilung eingebaut und das Haus als Armen- und Krankenhaus bezeichnet.*

Das ehemalige städtische Krankenhaus war zuvor herrschaftlicher Gutshof.
Foto etwa 1940*

Mit der Zeit stieg die Bedeutung als Krankenhaus, während die Funktion als Armenhaus in den Hintergrund zu treten begann, und mit dem Absinken des Vermögens des Armenfonds ging die Trägerschaft ganz auf Hüfingen über.

Im Jahre 1929 zählte man im Städtischen Krankenhaus Hüfingen 37 Betten, unter denen sich 2 Kinderbetten, 2 Wöchnerinnenbetten und neun Betten für Pfleglinge befanden. Unter dem Personal befanden sich 5 Schwestern der Barmherzige Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul (Vinzentinerinnen).*

Als Vorsteherinnen des Krankenhauses Hüfingen ließen sich feststellen:

Schwester Rosine von 1865 – 1902.
Schwester Flavia von 1902 – 1910.
Schwester Markina (Sofie Zimmermann), geb. am 15. 6. 1857 in Bräunlingen, bis 8. 2. 1917.
Schwester Erasma (Anna Engist), geb. am 10. 2. 1867 in Endingen, vom 1. 4. 1922-29. 11. 1922.
Schwester Barnabas (Anna Söhner), geb. am 8. 7. 1868 in Waldmühlbach/Mosbach, vom 29. 11. 1922-12. 8. 1925.
Schwester Hermengild (Rosa Riesler), geb. am 26. 2. 1869 in Oberwinden, vom 13. 8. 1925-25. 7. 1928.
Schwester Natalia (Franziska Riede), geb. am 5. 10. 1874 in Riedheim/Engen, vom 26. 7. 1928-14. 9. 1949.
Schwester Felizitas vom 15. 9. 1949-




Schwester Mathilda 1964

Dr. Erwin Sumser wurde am 1. Oktober 1920 sogenannter „Kassenarzt“. Nach der Einberufung von Dr. Erwin Sumser wurde im August 1944 Assistenzärztin Dr. Maria Fritz nach Hüfingen not-dienstverpflichtet. Sie erwarb sich die Achtung der Einwohnerschaft durch ihr mutiges Verhalten während der Luftangriffe auf Hüfingen und bei der Behandlung der Verletzten und Verwundeten.


Am 1. Januar 1971 sah sich die Stadt gezwungen, das städtische Krankenhaus zu schließen. Aus Altersgründen waren die drei Ordensschwestern gezwungen, ihren Dienst aufzugeben, und so kündigte das Mutterhaus der Vincentinerinnen den Vertrag.

Das moderne Kreiskrankenhaus in Donaueschingen war im Bau und schließlich zeigte es sich, daß die dringenden Instandhaltungsarbeiten Ausgaben in Höhe von 100000 DM erforderlich gemacht hätten.

So wurde das bisherige Krankenhaus mit 26 Betten ab 1. Dezember 1971 an das F.F. Sägewerk verpachtet und darin Werksangehörige untergebracht.

Das alte Krankenhaus in den 1970ern

Fotos: Karl Schweizer

Kunsthotel

Mitte der 90er Jahre sollte aus dem ehemals alten Krankenhaus, das der Sparkasse Donaueschingen gehörte, ein Kunsthotel entstehen, das kreative Urlauber anlocken sollte.

Nachdem (1994) ein Blitz in das Hotel einschlug, begann ein finanzielles Desaster und der Investor musste 1999 aufgeben und verabschiedete sich mit sehr vielen Schulden nach Luxemburg.

Kunsthotel nach dem Blitzeinschlag 1994

Das Künstlerhotel 1998

Kunsthotel im April 2005 vor dem Abriss

Kunsthotel im April 2005

Neubauten im März 2005

Das „Atelierhaus“ im März 2005

Im Frühjahr 2006 wurde das zerfallene Hotel abgebrochen.

Töpferweg 2006

Das Kunsthotel wird 2006

auf den Bauplätzen vergraben.

Der Bauschutt vom Abriss ist dann auf wundersamer Weise unter dem neuen Baugebiet erschienen und musst dann von den neuen Besitzern kostenpflichtig entsorgt werden. Es sind also nicht nur die Landwirte die alte Schweine- oder Kuhställe vergraben. Die Stadt ist hier gerne Vorbild.

Über alte Fotos und Infos in den Kommentaren, freue ich mich!

*Chronik von August Vetter, 1984

Sumsergarten

Ein kleiner Ausflugstipp für den Frühling vom 6.Juni 2021:

Viele kennen den Namen Dr. Erwin Sumser nur noch im Zusammenhang mit dem Orchideenwald im Naturschutzgebiet Deggenreuschen-Rauschachen, wenn überhaupt. Manche kennen vielleicht auch das Denkmal hinterm Römerbad.

Dr. Erwin Sumser (8. Oktober 1891 in Merzhausen bei Freiburg im Breisgau als Erwin Josef Sumser – 22. Januar 1961 in Hüfingen) war ein Pionier des Naturschutzes und wir haben ihm heute in Hüfingen sehr viel zu verdanken.

Spaziergang über den Friedhof Hüfingen

Der Schutz von Pflanzen, insbesondere von Orchideen, wurde dem Arzt Dr. Erwin Sumser zur Lebensaufgabe. Seit Dezember 1931 kaufte oder pachtete er wertvolle Grundstücke, zunächst im Jennetal, dann auf der Baar. Er zäunte sie ein und verhinderte ihre landwirtschaftliche Nutzung. Außerdem zahlte er Landwirten Entschädigungen, wenn sie ihren Grund und Boden im ursprünglichen Zustand beließen, hielt Lichtbildervorträge und warb um Mitstreiter. Mit Gleichgesinnten verhinderte er das Vorhaben, die Wutach zu stauen, was das Ende der Wutachschlucht bedeutet hätte (aus Wikipedia).

Er verkaufte 1960 seine Naturreservate an das Land Baden-Württemberg in der Hoffnung, dass sie so geschützt seien. Leider ist auch zu vielen Menschen der nachfolgenden Generation die Natur egal und es wurde schon einiges zerstört.

Das von ihm gekauften Gebiet bei Ebringen hat eine Fläche von 7100 m2 und bekam den Namen Sumsergarten. Es ist auch heute noch eingezäunt und bilden ein Kerngebiet des Naturschutzgebiets Jennetal.



Hier kann man sich die Kartierungsbögen der Arten anschauen:
(draufklicken)


Eva von Lintig ist tot

Die Hüfinger Ehrenbürgerin und Gründerin des Stadtmuseums Eva von Lintig ist gestern, am 10. September, im Alter von 92 Jahren verstorben.

Da ich vermute, dass die SPD und auch das Stadtmueum einen würdigen Nachruf verfassen, verzichte ich hier darauf.

Mein herzliches Beileid an die Familie!

2021 an ihrem 90. Geburtstag
März 2003 mit Dr. von Lintig
2003 in der Rathausgalerie