
Spaziergang über den Friedhof Hüfingen
02. April 2021
Die Kette mit den Hufeisen an der Leonhardskapelle soll von einem Fuhrmann stammen unter dessen Lastwagen die nahe hölzerne Bregbrücke eingebrochen sei. Der Fuhrmann wurde durch ein Wunder gerettet und spendete die Kette der Kapelle.
Ebenfalls vorne an der Leonhardskapelle (erbaut 1479 und gestiftet von Konrad und Burckhart von Schellenberg) kann man die verschiedenen Wasserpegel von Hüfingen bestaunen
Der Friedhof wurde im Jahre 1629 vom Abt Georg Gaisser des Beneditinerklosters St. Georgen geweiht und wurde 1806 und 1861 erweitert. Als Sinnbild der Vergänglichkeit kennt jeder die Rose, dabei ist der Efeu schon seit vorchristlicher Zeit das Sinnbild der Erlösung und des ewigen Lebens.
Epitaphien sind Grabinschriften für einen Verstorbenen an einer Kirchenwand oder in der Friedhofsmauer. Hier will ich einige zeigen. Wie es sich für den Hieronymus gehört beginne ich mit Lucian Reich und Nepomuk Heinemann.

Schriftsteller und Kunstmaler
26. Februar 1817 – 2. Juli 1900

Litograf
30. Mai 1817 – 22. Februar 1902

Bildhauer
1. August 1815 – 8. Oktober 1881
Josepha Reich
geb. Elsässer
23. Aprlil 1823 – 19. November 1900

Ehernbürger der Stadt Hüfingen
1873-1965
Clara Bromberger, geb. Bölke
1871-1958

Blieb CURTA noch ein Muster von Geduld.
Noch sterbend sprach er voll der Liebe.
Vergebet meinem Mörder seine Schuld.
Dieses Denkmal der Liebe weihet ihrem Gatten Vallentin Curta Handelsmann seine betrübte Witwe mit VIII. verzogenen Kindern. Geboren zu der H. Dreyfaltigkeit in Gressoney. Starb den IV. Oktober MDCCCV. im LIII. Jahr seines Alters. R.I.P.

Rosina Burkhard
verehelichten Curta deren Geist aus der zerbrechlichen irdischen Hülle zu der ewigen Stütze und zur fehgälich gewünschten wiedervereinigung zu ihrem vorangegangenen Gatten eille.
der 22. März 1808. eben als die das 40 e Lebensjahr angefangen hatte.
Gottes friede weh in Blumen düften Vater Mutter über Euer Gräber her.

Ihrer Hochedelgebohrenen Frau Katharina Kletser gebohrene Bosch. Sie starb den 5. November 1815 im 40 Lebensjahr.

Dem hoffnungsvollen Knaben
Ferdinand Fischerkeller
Geb. den 8. August 1818
Gest. 25 April 1828
Weihen dieses Denkmal seine trauernden Eltern

Johann Babtist Fischerkeller
geboren zu Donaueschingen den 21ten August 1749.
gundler Kaplan zu Jungnau druch 13 – zu Kaseifingen G_ und endlich dazu ad 6. Blasium durch 26 Jahre ? seine irdische Laufbahn den 21 ten Juny 1852.
Gott gebe Ihm und allen ? dir Ewige ? Amen

Benedici Merck
Des villino, Rur:Kap;Exdecans
Bischöf. Konk, geist. Raths, und durh 35 Jahrepfarrer dahier
Legte ab die Körperliche Hülle nach 7 Jahren Leiden den 21 May 1798 im 64 Alterjahre: Geweiht v. seinen Geschwistern.


Der obere Teil scheint neuer zu sein. Vielleicht weiß ja jemand wo sich das ürsprüngliche obere Kreuz befindet?
Das Grab von Max Gilly (31.03.1921-15. August 2008)
Altbürgermeister, Ehrenbürger der Stadt und Träger des Bundesverdienstkreuzes.


Ehrenbürger von Hüfingen und Rektor von Mariahof

Pionier des Naturschutzes.
Abschließen möchte ich diesen Spaziergang mit dem Hüfinger Künstlerkreis und dessen Gedenkstein von der Hüfinger Heimatzunft.
Für Ergänzungen und Tipps bin ich jederzeit dankbar!
Sehr schöner Beitrag zur Hüfinger Kirchen-und Stadtgeschichte!
Das erste Grab
Gottfried Schafbuch hat unter diesem Titel eine traurige, aber interessante Geschichte zum städtischen Friedhof in seinem Werk „Mii Boor-Mii Hoamet“
auf der Seite 69 verewigt.
Sinngemäß heißt es dort:
Im Dreißigjährigen Krieg konnte der Hüfinger Kirchhof – so hieß der Friedhof um die Stadtkirche herum – die vielen Toten nicht mehr aufnehmen, so dass ein Ausweichplatz eingerichtet werden musste. Dieser Bereich befand sich wie heute
draußen vor dem Stadttor bei der St. Leonhardtskapelle. Abt Gaißer von St. Georgen weihte den neuen Friedhof am 24. September 1629 ein. Der neue Friedhof musste vor allem die unzähligen Toten des Hüfinger Blutbades von 1632 sowie die Opfer der Hexenverfolgung und der darauffolgenden Pestepidemien aufnehmen.
Die Totengräber und Bestatter hatten alle Hände voll zu tun.
Nach dem großen Krieg lag Hüfingen und die ganze Baar am Boden. Auf der bekannten Stadtansicht von Martin Menrad um 1688, sieht man, dass viele Jahre nach dem Krieg immer noch zerstörte Gebäude das Stadtbild prägten. Der Dreißigjährige Krieg war die größte Katastrophe die Hüfingen bis heute erlebt hat.
Ab 1680 wurde der Friedhof bei der Leonhardtskapelle wieder geschlossen, da der Kirchhof bei der Stadtkirche die Toten „Gott sei Dank“ wieder aufnehmen konnte.
Im 18. Jahrundert betrieb ein gewisser Andreas Minzer als Gastwirt das Gasthaus zum Kreuz bei der Stadtkirche (heute Blumenladen Nickel). Minzer war auch Stadtrat. Dem Gastwirt war der Kirchhof, der in unmittelbarer Nähe zu seinem Gasthaus lag zu rückständig und er bat mehrfach darum diesen stillzulegen und die Toten, wie zu Notzeiten bei der St. Leonhardtskapelle zu bestatten. Seinem Wunsch wurde nach zwanzig Jahren endlich entsprochen und der Friedhof an der Breg im Mai 1782 wieder eingeweiht.
Wer wird es sein, dem das erste Grab geschaufelt wird?
Bereits am 27. Mai 1782 kündete das Totenglöcklein vom Ableben eines Hüfinger Bürgers, welcher am 29. Mai bestattet wurde. Es war der Kreuzwirt und Stadtrat Andreas Münzer als erster auf dem neu eingerichteten Friedhof. Kurze Zeit darauf starb auch der gleichnamige Sohn des Wirts mit 14 Jahren am 19. Oktober 1782 und wurde in das achte Grab gelegt. Eine alte Grabsteinplatte erinnerte noch lange an das erste und achte Grab auf dem neuen Friedhof.
Übrigens wird die St. Leonardtskapelle irrtümlich gerne als Friedhofskapelle bezeichnet.
Diese Kapelle, welche von den alten Hüfinger Bürger*innen liebevoll „s`Leänedli“
genannt wird, ist viel älter als der Friedhof.
Des hät au emol messe g`seit sii.
Karfreitag ist für die das christliche Abendland der trauervollste Tag im Jahr. Im Coronajahr, was mit einer Krone wahrhaftig nichts zu tun hat, im Besonderen. Der wunderbare reich bebilderte Artikel von Hannah M. Jaag über den Hüfinger Friedhof bringt das beschaulich und besinnlich zum Ausdruck.
Ein Grabstein, ein Name hat mich geradezu elektrisiert: Curta oder Curtas oder Curtaz wie er im Augstbord heisst, hat mich spontan zur Veröffentlichung im Hieronymus dieser sehr persöhnlichen, anrührenden Mundartgeschichte bewogen: “Memento Laureta Thedy” . Eine Leidensgeschichte, wie sie nicht besser zu einem Karfreitag passen kann.