Riebeköpf und Drachelättli

Riebeköpf und Drachelättli

31. Oktober 2023 0 Von Hubert Mauz

Beitrag vom 27. Oktober 2020

Jo so wars „ Buebejohr z` Eschinge i de 50- er / 60- er Johr

S` giit nu on Ort uf dere Welt
Wo mir jeder winzigscht Winkel
Ganze Schare vu lebendige Erinnerunge zuewirft
Wo jedes Plätzli i jedere Gass
Ver mich ebs Erlebts, Entbehrts, Uverlierbars isch
Und no en Nochglanz vu dem fabelhafte,
riiche, lideschaftliche Lebe a sich trait
Daß ich als Bue do glebt han

Hubert Mauz frei nach Hermann Hesse

Riebegäeschter:

Die letschte Däg bin i de halbe Boor umegmuuset. Ech han e Riebefeld gsucht dann i minere Enkelin, de Nora, en Riebekopf mache kaa. Gfunde hani koe onzig Feld und natierli au koa onzigi Rieb. Verdriessli bin i hoam und han iber iisri Riebeköpf- Buebeziit nosinniert. Zu allem Uglick bin i au no in en Baumärt innidappet wo`s hiefewies so uuweags und billigs Hälowiin Lumpezieg gäe hät. No war i natierli erscht reacht glade und aagscherret zum die folgend Herbschgschecht us re glickselige Kinderziit z` Verzelle.

Wemmers s` Kruut und d` Rahne im Garte geehrnet hät, mit de Gilleschapfe s` Gilleloch glehrt und im umbrochene Garte verlätteret hät und d` Buure, de Waibel , de Bächler und de Glunk, scho Loaterwäge mit de Brettersiteläde und de 13 PS Fahr- oder Kramer- Bulldöggli voll mit große, rote Riebe hoam gfiehrt hond, mit Runkelriebe, denno wars Ziit zum uf d` Riebefelder z` gau und de scheenscht, de grescht vu dene rote Runkelriebe z` saperalisiere. Me hät sech zwar e weng verduckt, aber wenns de Buur gsähne hät, hät er nint gsait. Oder sogar omm de schenscht mit om zemet uusgsuecht. Die Buure hond de uuralt Volks- Bruuch kennt, äschtimiert und sogar gferderet.

Zwei scheeni häsch der uusgsuecht, eweng putzet, s` Kruut abgseblet und unter de Ärm hoamgschloapft. Us de Kochi häsch jetzt s` scherfscht und spitzigscht Speckmesser gschmugglet. De Riebekopf uf de Spaltklotz und zerscht d` Schädeldecki vu dem Riebel eröfffnet. Uubluutig aber eweng saftig mit Zuckergschmack. Jetzt häsch ihm s` Hirn uusgschabbet mit kriezwiese Messerschnitt und eme alte Löffel. Je dinner de Schädel war umso besser, umso dorchsichtiger und gspenschtischer war er. . Ufpasse häsch trotzdem messe dass en nit verseblet häsch und d` Wand dorchbroche häsch, also en uuheilbare Schädelbroch aazettlet häsch. Vu de ibrige Riebeschnitz häsch ab und zue eweng gschlecket, aber die meischte hät de Nochbersbue ver sini d` Hase griegt; Deutsche Langohr- Riesen. Jetzt isches as Uussäge und zueschnitze vu de Auge, de Nase, em Muel und de Ohre gange. I de kretaive Iifäll waret konni Grenze gsetzt. Ob es Zacke, Rundunge, Halbmönd, Sternlifermig oder nu gradi Skalpellschniitt waret. Hauptsach eweng gruusig, gspenstisch und uuheimlich hät des Gsicht und s` Ussähne vu some Riebekopf sie messe.

Scho Woche vorher häsch bim Messmer, bi sellem guetmietige Klebo, die Kerzereschtli und Kerzestumpe vu de Altarliichtli abbetlet. Jetzt sind die Stumpe ver en heidnische Kult umgmodlet und umgoorglet wore. Nämlich ver`s Liechte und Strahle vu dene Riebeköpf. Wenn de Klebo gwisst het dass die gweihte Kerze i heidnische Riebegäeschter kumme sind, no heter mer bestimmt konni griegt. Denno d` Schädeldecke, s`Käppli, de Glatzkopf wieder druff, mit zwei roschtige Nägel gsecheret und fertig war de gruusig Riebegoascht. De Brueder und die andere Soacher vu de Strossebandi waret am Obet noch em Iinachte au fertig und parat und denno isches ab uf d` Gass zum Goaschtere gange. Zindhelzli im Sack zum

d` Kerzestumpe aazinde und denno zerscht zu de Dilgeri. Vor de Derre hommer e Goeschtergjomer und Dräese i allne Tonlage aagstimmt und gschellet. Natierli isch Dilgeri verschrocke, vergelschteret zruckgweche wenn mir mit de Riebeköpf vor ehrem Gsicht ummegfuchtlet hond. Ängschtlich hät die Fasnetnärrin gjommeret und dräeset. Aber die Alteschingeri hät des Uralt Ritual im Herbscht kennt und gern mitgspillt. Noch e Paar Minute vu dem Gschpenschtere hät sie jedem vu dene Gäeschter zwonzg- oder fufzg Pfennig gähe zum die Herbstgäeschter, die de Winter akindigt hond, zum besänftige. Jetzt hät de Winter kumme kinne, dene Wintergäschter war flatiert und sie waret güetig gstimmt. Noch vier fünf Huusderre bi de Ureschinger häsch guet e Mark zämet ghet, d` Kerzli waret au abbrennt und Stimmbänder verstimmt.

Z` fride häsch de Angscht- und Goaschter Zies usem Hosesack zelt und abgmacht, zu wem er am näschte Obet gond. Die zuegroasste Lehrer im Linseösch, die hoffährtige Beamte und die Evangelische im Hindeborgring häsch uuslau kinne. Und ver „ Giizig, giizig, giizig isch de Lehrer Lempel ….“ wars ver
d` Johresziit no z` frieh. Die Spielregle hommer scho kennt und au iighalte. Und au i Brauchtumssache waremer Basis- uusbildet und honds respektiert.

Noch dene paardägige Riebegäeschter- Umgäng isch de Riebekopf is Fenschter gstellt wore und jede Obet aazunde wore. So Aafang November warer verdrochnet, lummelig, rappeschwarz vum Kerzeruess und die vergnieglich Riebekopfziit war wiedermol ver e Johr umme.


Drachelättli

Noch dem Bombe Summer isch all no kon onzige Herbsstorm iber d` Boor gruuscht. Und ech han au no kon onzige Papiervogel, nei, hit sind die jo us Plaschtik, am Himmle gsänne. Drum muen i mi zum schwätze und verzelle über de ander groß Buebe- Herbschtbruuch fascht scho eweng zwinge.
Wenn ebe de erscht Storiax vum Spanneberg und Brielinge her i d` Stadt inni pfiffe isch, denno häsch gwisst: Jetzt mosch drag au, jetzt mosch ebbis bäschtle. Denno bisch noch de Huusufgabe glii zum brummlige aber güetige Nochber, zum Zimmermaa Wilhelm Rudolf gange. „Herr Rudolf, kennt emer e paar Drachelättli haa, so 2-3 Meter ver mech und de Brueder”

„Hergottsack, jetzt war de Heitzmanne- Christof und de Lohre Ginter scho do und hond gholt. Moss zertscht gucke wanni no do han. Nei, bigott, die hond alls wa no do war scho abgschwartet. Aber wells ihr sind werf i d` Sägi schnell no aa und säg e paar. Bruuchet aber gar nit monne, dass er nomol kumme kinnet und monne, dass er nomol grieget. Wenner`s wie s` letzt Johr vermorkset oder de Drache devu fliegt i d` Bämm am Buechberg, no giihts konni meh.

Noch paar Minute waremer freidig- stolze Besitzer vu de beschte und liichteschte Drachelättli i de Stadt. Und umesunscht waret se au weil au de Rudolfe- Wilhelm den Drachfliegerkult vu de Eschinger Buebe kennt hät und er ihn friehner beschtimmt selber au zelebriert hät. Gond emol i d` Baumärt und kaufet 3 Meter feinschte Lättli. Erschmol sind sie zum heale Fidle uus nint und zweitens sind er ruck- zuck 20 Euro los. De näscht Gang war zu de Kuttrufe – Wieber i de Krankehuusstroß zum Drachepapier kaufe. Die beide Schriebwaregschäfts – Wieber, Josefine und Agathli, hond uf de Herbscht e Kontingent Drachepapier poschtet. Dinn, liiecht, meglichscht riisfescht, dorchsichtig und i verschiedene Farbe. Me hät nu Drachepapier sage messe, wieviel Böge und wa fer e Farb. Die gädrige, aalte Wieber hond Bscheid gwisst. Uhu- Kleaber und den no nit gängige Tesafilm hond sie glii gar nit aabote, well sie gwisst hond, daß do e koschtegünstigi Spezial- Mischung zum Iisatz kunnt. Also Lättli und Papier häsch.

Fehlt no d` Dracheschnur. Die Letschtjährig hät der Motter zum Gschenkli iipacke verschaffet. Also wieder zum e wiitere Nochber. Nebet iis isch de bescht polnisch Schuemacher i d` Garage vum Metzger Willi iizoge. De Stanislaus Biskupski. Dem homer wieder, wie scho im letschte Johr, erklärt dass mer de bescht, de dinscht, de sterkscht aber au de liichtscht Spaget bruuchet. Und nit nuu so paar cm wie ver en Schuhe – flicke, sondern ver jeden vu iis gli so 50 !! in Worten Fufzig Meter. E ganze Rolle. „ Jey, Schwarze Madonna von Zenschstochau, Madam Mauz, die beide Bubbe brauche soviele Zwirn, wie, oh- jegges , so i bekomme Miete nite zemme, kann i rabota wie i welle, ver diese Geier-Metzger , diese Raubvogel Willi, also, do habbe zwei Relleli, aber nächste Jahr i habe kein Schnurr meh, Jesu un Maria un Josip”

As s ` näscht Johr hom mir no nit denkt. Haupsach me hond ver des Johr s` bescht Matrial zemet.
D` Motter hät de Kochidisch rumme messe und jetzt sind zwei Kriezer us de Lättli vum Rudolf exakt zemetverschniert wore. Wechtig war dass sie i de „ Woog „ waret. Uf des Holz- Grischt isch jetzt s` Papier gleit wore, exakt zuegschnitte und: Mit dem aagriehrte, ufem Ofe eweng aagwermete Meahlpapp am Lattegstell und de rundum Abschpannung aabäppet wore. De Wadel vu dem Drache war e au e Stuck Spaget vum Biskupski a dem so 6-10 Krepp- Papierreesli, so wie a de Hozigbämli wo Kränlzimaidli bindet, aabunde waret. Des war vers Kurs halte wechtig. Jetzt isch `s as „ Tuning „ gange , as usmebiliere , as uustariere vum Drache. I de Queri und i de Längi hät er so millimetergenau usgwoge sie messe wies hitzudag nit emol die ufs Hundertstell baute Airbus sind. Wertarbet halt.


Jetzt hät d` Kunscht aber erscht aagfange. De Wind hät stimme messe und de Startplatz und natierli s` Wetter. Wenns grenglet hät war`s nint. Suscht wär de Mealbapp glii vertloffe und z` Schwer vu de Nässi wär er au gsi. Die Eschinger Drachmeteorologe hon genau gwißt wo`s am beschte war, und bei wa fer Wind. De Spanneberg war fascht immer guet well de Süd- Wester dä guet bloose hät. Und ganz frei glege war der Wiese- Buckel au no. Nit so iberbaut wie hit. Aber de Transport dorch die halb Stadt und dorch die Revier vu dene neidische, feindliche andere Bande- Revier, d` Käfersträssler, d` Eilemer, d` Vorstädtler und d` Spannebergler war lang und hoakel. Wenn a de Vorstädler- Haudege kampflos vorbei waersch.
häsch` s fascht scho gschafft. Iiser Hauptrevier vu de Oberstädtler aber war am hechste Punkt vum Buechberg, hinterm Lazarett. Bim legendäre Bunker. Dä, a dem luftige, freie Buckel, hät de Wind vu allne Siite kumme kinne und pfiffe, egal woher, windtmässig wars dä immer „ brutal guet „ wie mer dämols statt „ geil „ gsait hät. Dä häts all Ufwindkha. Aber alls kamer halt nie haa. Dä dobbbe waret nu Fruecht- Herdepfel- und Riebeäcker. Und zum Drachestiegelau, zum Starte, hät mer dämols no Renne messe wie en Haas. Und jetzt renn emol als kleine Hoseforzer dorch und über die Forrene und Fruechtäcker. Nit emeol d` Stoppelkenigin vum Markgrönninger Schäferlauf wär do iber die Forrene kumme uhni dass es sie uf d` Schnorre ghaue het. Wa hät do de Bruder gflucht und sakramentiert und Schimpfwerter ussigjohlet wenn de Klei wieder inere Forri glege isch und de Drache im Storzflug wie e Stucka abidrudlet isch. So sanft wie hit war min greesere Brueder dämols nit. Nit ummesunscht war er als Iisefueß bekannt. Wie vielmol isch die Übig mit eme Totalschade oder eme Totalverluscht uusgange.

Denno war e Gjohl und e Gschroa am Buechberg und ufem Hoamweag a de Riviera endlang, dass ech mir gschwore han: „ S` näscht Johr kann er mi am Arsch lecke und gucke dass er en andere Dubbel als Starthaas findet, aber nimme mit mir ! Ech gang mit mim oagene Drächli an Neberweag, dert bloost de Wind zwar nit so guet und immer nu vu hinne und villmol Fallwind oder vu de falsche Siite, aber s` hät dä nu guet gstrigleti Wiese womer wetze khaa wie en Satan und de Drache selber uffibringt und de Gnuss denno ganz aloenig hät”.

Wenn aber de Vogel immer höher und höher in Himmel gstige isch und dä e halbe oder gar oa Stund hin und her am hupfeliichte Spaget vum Biskupsky gschauklet und federliicht gschwebt isch, bespannt mit em gute Drachepapier vu de Kuttruffe – Wieber , zemetbbeppet mit de oagene Meahlbappmischung und mit de Rudolfsche Präzisionsdrachelättli; denno war die Buebe- Seeligkeit uuibertroffe und alli Flüech, Verwünschunge und Jähzornschräe waret vergesse. Und de Entschluss isch feschtgstande:
S` näscht Johr word de Drache no greeser, de Spaget no länger und die Flugziite ewiglang, usizoge bis zum Betzzitliite.

Jo so wars , des Buebeglick z` Eschinge und s `nächstmol verzell ich eich die Gschecht vum ….?

Drachelättli

Jetzt guck mol dert, dä lupft`s en Scherm Khoa Wunder ischs bei some Gsterm Hit Mittag Schuel, des wär e Päch
Mir holed Drächli rab, vum Gräch

Im letzte Johr hom mir paar baut Mit allerbeschter Drachehaut
Mit Spaget nu us feinstem Gspinn So fein wie fascht nu Siide sinn

Wenn Lättli häsch so liicht wie Zunder
Und nit wie seller Bauhaus- Plunder
Die giihts halt nu, vu dem khaschs haa
Vum Rudolf- Wilhelm , em Laßberg- Zimmermaa

Die Drachehuut vum Kuttruff Läddli Vum Rudolf beschte Dracheläddli
De Stanislaus spendiert de Spaget
De Meahlbapp griehrt, nuu nit verzaget

Do stieget Drächli hoh und hecher
I allerhegschti Himmelsgmecher
Am Regeboge kräslet die no nuf
So liicht wie wenn er bricht konn Schnuf

Me sots nit glaube, jo saprament
Jetzt isch er scho : am Firmament !
Es bruucht nit vill, nu Meahlbapp und Papier Zwoe Lättli und, halt sauguets Gschnier

No glihjet d` Buebebacke rot und schee Au uhni Facebook, T ablet und PeCee