Hieronymus und der Wald-2

Hieronymus und der Wald-2

7. April 2024 0 Von Wolf Hockenjos

zwischen Dichtung und Wahrheit

Originalbeitrag vom 26. Februar 2017

Wie sich Lucian Reich im und „auf dem Walde“ auskannte

Vortrag aus Anlass des 200. Geburtstags von Lucian Reich am 26. Februar 2017 Teil 2.

Im Kapitel I. Die heilige Taufe stellt er uns Ort und Zeit der Handlung des Buchs sowie die handelnden Personen genauer vor: Wir befinden uns also in einem einsam gelegenen Schwarzwälderthale, und die Geschichte beginnt ausgangs des 18. Jahrhunderts, genauer: zwischen 1745 und dem Beginn der französischen Koalitionskriege im Jahr 1792, also in einer Zeit, wo tiefe Ruhe und ungestörter Friede im deutschen Reiche herrschten.

Ort der Handlung: …in einem einsam gelegenen Schwarzwälderthale
(im Bregtal zwischen Bregenbach und Zindelstein)            

Die Handlung spielt zunächst einmal in einem großen einzeln stehenden Wälderhause, dem Laubhauser Hof. Hieronymus, erfahren wir, ist der Sohn eines Dienstmannes vom Laubhauser Hofgut. Der Name dieses Hofs scheint mir eher atypisch zu sein für Schwarzwaldhöfe, zumal im Bregtal die Laubbäume bekanntlich äußerst rar sind. Und dass dort Dienstmänner angestellt waren an Stelle von Knechten und Mägden will mir auch nicht allzu schwarzwälderisch erscheinen.

Bregenbach:
bis 1896 selbständige Gemeinde mit 5 großen Hofgütern (daher das Wappen mit 5 Fingern)

Mit dem – fiktiven –  Hofnamen soll die Aufmerksamkeit des Lesers zweifellos auf die geheimnisvolle Siedlung Laubenhausen gelenkt werden, wie wir in Kapitel VI erfahren werden. Die Kelten werden übrigens, anders als die (schon 1768 nachgewiesenen)  Römer in Reichs Heimatstadt Hüfingen, nicht erwähnt; sie scheinen erst später (wohl 1880 in Band 3 der Schriften der Baar) als mutmaßliche Gründer von Laubenhausen ins Spiel gekommen zu sein. 

Den Laubhauser Hof haben wir uns im Bregtal unweit des Felsenwirts vorzustellen, der damals Stabhalter seiner kleinen Thalgemeinde war. Die Bewohner werden im Buch übrigens verschiedentlich als Wäldner bezeichnet, worin ich fast geneigt bin, einen Fehler des Lektors oder des Verlags zu vermuten, denn die Schwarzwälder hießen nun mal zu allen Zeiten „Wälder“ (und nicht Wäldner). Allerdings kommen die „Wäldner“ auch in seinen Wanderblühten vor.

Weißkopfenhof
Erbaut um 1850 „in Gant“ und zwangsversteigert an ein Konsortium, 1899 vom Großh. Domänenärar übernommen.

Ein Wirtshaus Zum Felsen steht bekanntlich noch heute am unteren Ortsausgang von Hammereisenbach; ein Ortsname, der von Lucian Reich freilich verschmäht wird; mag sein, dass ihm der Erzbergbau mit Schmelze, Hammerwerk und vielerlei „Gastarbeitern“ nicht ins ländlich-sittliche Milieu gepasst hat. Stattdessen bevorzugt er Bregenbach, die bis 1896 selbständige Gemeinde längs der Breg vom Bernreutehof bis zur Fischersäge, heute ein Ortsteil von Hammereisenbach, seit 1971 Stadtteil von Vöhrenbach. 

Der 1906 abgerissene Fischerhof mit dem 1774 neu erbauten Gasthaus Zum Fischer könnte Lucian Reich als Vorbild für den Laubhauser Hof gedient haben (heute Behindertenheim)

Also haben wir uns die Lage des Laubhauser Hofs irgendwo zwischen Fischerhof (dem heutigen Behindertenheim) und dem Weißkopfenhof vorzustellen. Oder war der Fischerhof selbst das Vorbild mit seinem Gasthof Zum Fischer an der Straße und mit ca. 400 ha einer der größten Höfe des Schwarzwalds? Außerdem gibt es da auch noch einen Bregenbacher Hof, den ebenfalls wohlhabenden Nachbarn, aus dem die Laubhauser Bäuerin stammt (vielleicht der Krumpenhof?). Dann ist da noch  das Bruderkirchle, eine Anleihe des Autors bei der Stadt Vöhrenbach: die St. Michaelskapelle, genannt Bruderkirchle, an der alten Villinger Straße mit integriertem Einsiedlerwohnraum. An handelnden Personen vorgestellt werden uns hier u. a.: Fohrbachklaus, der Köhler, auch der Fohrlenbacher Bauer und die alte Fahlenbacherin. Hinter Fohrlenbach steckt zweifellos das Forbental (mit dem 1968 abgebrannten und aufgegebenen Forbenhof), das beim Fischerhof vom Bregtal abzweigt, wohingegen der Fahlenbach oberhalb Hammereisenbach ins Urachtal einmündet.

Das Laubenhauser Hofgut

Teil 3 gibt es hier:

Den Podcast zum Kapitel 1 gibt es hier: