Angelo, de Feroldi vu Riedeburg

Angelo, de Feroldi vu Riedeburg

9. April 2024 0 Von Hubert Mauz

Beitrag vom 24. Juni 2021

Z` Riedeburg a de Altmühl im Bayrische häts au so wie bei iis en Feroldi gäe. Er hät zwar „Da Angelo„ khoasse aber, er hät im wörtlichste Sinn, wie vu Angeli, de Engel gschickt, die Kinderherzer gfange und verzückt. Au er isch mit eme Gaschtarbeiter- Zug und dem uverzichtbare Pappedeckelkoffer z` Riedeburg a de liebliche Altmühl aakumme. Zum Schaffe i de Sohlnhofer – Platte Steibrüch und nebedher i de uffkummendi Fremdeverkehrs- Gastronomie. I de Ecke vu de Pappedeckelschachtel aber hät er au, wie villi Siziliener, en uustillbare, en nit verzollpflichtige, en heimliche Troom verschoppet ghaa. Nämlich de Vorsatz e herzige, möglichscht heissblüetige Italienere z` hierote und e Eisdiele bei de Tedesci ufzmache. De erscht Troom, der mit Bella Ragazza, den hät er umbäschtle messe. Do war halt hormonell gsenne, nit zum dra z` Schruube. Statt dem feurige Italienerle hät ihm halt e schwarze, rassige und freche Riedeburgere, d` Erika , de Kopf verdrillet. A jedem Starkbierfescht un jedem Dorffescht hät er demit rechne messe, dass er wege dere heisse Busasch de Ranze voll griegt: „ Sait wonn gibt’s denn a sowos, dass an Itaker oise Madeln vom Donzboden obbi hoilt “. Daß sie ihm nie ganz an Kragge sind, war dem Grücht zum verdanke, dass jeder Siziliener wie halt die Mafiosi, e Klappmesser im Hosesack het. Des herzig und uverschrocke Riedeburger Madl hät Dehoam, in de Lehrzeit, bei de Nochbere un im ganze Städtle vill uushalte messe, well sie stolz, verliebt, bocksboanig und oagesinnig dem kleine Angelo nochgrennt isch. Sie war de erschte Gaschtarbeiter – Socke im Städtle. Un zähknirschend hond d` Eltere, d` Familie und des ganz Städle zuegucke messe wie d` Amore halt doch d`Oberhand gwunne hät. A me Samschtig im Mai isch de ganz Italienerclan vum Angelo us Sizilie mit de Fiat- Topolino und mit em Nachtzug Bari — Nürnberg im beschauliche Riedeburg iigfalle. Die halb Barockkerch war voll mit olivhäutige Süditaliener- und Sizilienerinne. Und d` Mammas, d` Papas und Nonnos und Nonnas, d` Schwestere und d` Brüeder hond während dere bayrisch- barocke Trauung ganzi Liitiecher nass gschraue und innbrünschtig betet dass die beide ewig zemethebet.

Im „ Brauhaus Schwan „ i de Schwemme wared die bieruugwähnte Tschinkeli noch „ zwoa Hoibi „ und „ oanem Hoxn mit Knödeln „ so bsoffe wie no nie und die kleine Siziliener sind bald dene oachene bayrische Neu- Verwandte Madln seelig i de stramme, schneewiesse Ärm und unter de woache Dirndl- Vorbaute glegge. Die glutäugige, rassige Italiener Maidli hond i de Pranke vu dene derbe, lederhose – Bayrelakel fascht koa Luft meh griegt und selli gern hetet sie gwisst, wie des mit dene Hirschleder Hoseträger und dene Lederhoseklappe goht.

Foto: Monika Sigwart

De Mythos dass jeder von dene Tschinkele e Stilett unterm Gürtel trait, hät sich schnell i Dunschtwolke vu Burger- Stumppe, Pfiifeduback, Zigärli, Bierdunscht, Humpatäterä un Gstanzl- Sprüch total i Schall und Rauch ufglöst. De Sepp isch dem Giuseppe um de Hals gheit, de Schorsch hät gmerkt dass er genauso hoasst wie de Giorgo und d` Nonna Margeritha genauso wie d` Grossmueta Magreth. D` Welt war hoal und de Angelo isch bi dene hagebiechene Riedeburger un i sinere neie Hoamet immer meh aakumme. Über vierzg Johr hat des Iiwanderer- Märle aghebt. Bis us dem Himmel voller Giige und Mandoline, us dere Verdi – Musik, dem Schlager vum Adriano Celentano „ Azzurro „ und us dem Ohrworm, dem Eisdielelied „ Gelato a Limon „ vum Paolo Conte doch en ganz tragische Misston kumme isch.

De Angelo hät des hert verdient Stoabrochgeld und sie Kellnergeld nach e paar Jährle i sie Vision, i sin Troom, den er im Pappedeckelkoffer verschoppet kha hät, inveschtiert und iigwäeslet. Vu Regensburg unne uffi und vu Beilngries und Berching obe abi, sind im nei baute Main Donau- Kanal, au en Troom vu me knallherte bayrische Elleboge- Maa, em Franz-Josef Strauss, Uusflugsschiff is aalt, beschaulich Riedeburg kumme. Und de erschte Gang a heisse Sommertäg war zum „ Da Angelo „. De Angelo und sie schwarzhoorigi, fliessigi und schaffigi Erika hon a de Schiffsländi e moderne Eisdiele, e Gelateria, baut und uufgmacht. Die frisch gmolke bayrische Milch und die Eier us de Nochberschaft, de fette Rohm und dezue die guete Zutate vu de Verwandschaft us Sizilie, hon des Gelato vum Angelo im ganze Altmühltal zu me Kult gmacht und ihn und sie Bella Mama Erika zu wohlhabende, aagsehnene Liit im Ort ufstiege lau. Die uusichtbare, die spirituelle Engelsflügel vum Angelo hon jetzt no besser trait. Zemmet mit em Stammhalter, dem picolo Angelo- Secondo, war des Iinwandererglick „ perfetto „.

Eiscafe „ Da Angelo „ am Schiffsanleger Riedenburg/ Altmühl


Gegenüber vu sinere Terrasa uf de andere Siite vum Altmühlkanal war e freii Baulucke. Mit dere hät d` Stadtverwaltung nint reachts aafange kinne. Jede Morge und jede Obed hät de Angelo und sie Cara Erika händlehebend dort dori guckt bis sie sich endlich entschlosse hond: „ Si, Si , pico bello, jo mei , dös greif mer oo.“ Sie hond so vill vu dene glickliche Kinderauge provitiert, dass sie dene allene ebbis zruck gäe hond welle. En grosse, schöne, modische, eweng au en mediterane Spielplatz sot dert entstau. Paar Pinie Bämm, Olivebäm und Zitronebäm i Pllanzkübel und e Spalier us Rebe. Z` erscht waret die Rootsherre zruckhaltend. „Olles ummsonst ? , a no von am Zuegroassten, am Italiener ?, Wos nix kost, kon a nix san“. Aber 2005 isch es losgange mit Plane, Baue, Uffstelle und Iirichte. Einweihung sot am 4. August 2007, am 65. Geburtstag vum Angelo sii. Natierli mit Blossmusik, mit eme Bergsteigerchor us Südtirol wo italienisch „La Montanara“ singt, mit Bier, Weisswürstl mit Brezen, und fasswiis rote- und wiisse Wii us Sizilie und eme Opernsänger aus Minge wo „O Sole MIo“ schmetteret. Und natierli mit ganze Eisberg, mit riese Eisgebirge vu Frei- Eis vu de beschte, und kindgerechteschte Sorte vum Angelo. Vom Pfarr mit dem Wiihwasser- Tee- Ei und graue Wolke vu Weihrauchschwade gsegnet. Mit Aasprooche vom Burgermoaster, vum Landrat der die vorbildlich Integration lobt und au vom putzig bayrisch schwätzende Patron, Gönner und Stifter, em Angelo di Lorenzo. Jetzt war de Angelo nit nu on vu dene aagsehnene Riedeburger Bayre, jetzt war er der Riedeburger „Kinder- Engel „ und sii Madel, die Erika, endgültig nimme des Papagalli – Mensch, sondern „ Die Donna Erica da` Angelo di Lorenzo „. So hets no lang bliibe kenne.

Aneme Morge woner mit siinere Donna Erica im Arm stolz und z` friede zum fascht fertige Spielplatz dori guckt hät, sait er i sim trollige Bayrisch- Sizilienisch zu sinere Erika: „ Porco Dio, ioo, eehh, muss su unsere Leib- Dottore, habe bissele Schmerze in die Ranze“ De Dottore, dem er immer de Wiikäer mit gutem Sizilianischem Wii vu sine Verwandte usem Süde prall und benissimo gfillt hät, guckt ihn s` erschtmol noch ere lange halbe Stund Untersuechung streng aa und sait, noch ere bedenklich lange Paus, abghackt, verdatteret, noch dere uusfierliche Nochschau: „ Anschelo, ……….. red mer net drumrum, geh zerscht in d` Kirchen auffi und donn, donn gehst hoam zu deiere Erika und regelst dei Soch. Und heit auf d` Nocht kimmst mit deim Madel zu mir und mir dringe poor Flaschel vom Besten, von deim Wein, essen von deine Olivi, em Schoofskaas und dere guedden Solomi, göll, kimmst gonz gwiess ! , versprichst mers !“

Nit nu e gottesfürchtig Italienerli wär do mit verschrauene Auge, uugwehnlich abwesend, dorchs Städtle, über de Friedhof und in die hocherhabe Barockkerch gschliche. Noch lange, inbrünschtige, fundamental- katholische, sizilianische Gebet und Litaneie isch er gfasst us em Portal trette und über de Friedhof däppelet. A de Kirchewand war no e Grablucke. Vu dert sieht mer genau über sii Gelateria, über d` Altmühl und , – diretto, – uf sin fascht fertige „ Bambini- Spielplatz“. De onzig Platz ufem Kirchhof mit Bella Vista uf den, nei, uf siin Spielplatz: „ Stella di Angelo „ sott er mol hoasse. Mit dem Grab- Platz hät er scho lang gliebäuglet. Dass es aber so bald scho de Fall sii kennt, des hät er natierli nie im Lebe denkt. Ufs mol war er dusse us siim, us sim lebensfrohe, quirlige, irdische Paradies. Dass er dene „ Stelli „ , dene Stearn, so schnell, so noh kummt, des war nit Toal vu siim Troom den er im Pappedeckel- Kefferli us Sizilie mitbroocht hät. Und doch isch au i om Eck vum Köfferli vu de Vorsehung e Plätzli für den uuvermeidliche Fall vorbelegt gsi.

No bevor er zu sienere Riedeburger „ Bella Donna, zu siinere „Cara Mamma Erika „ und zum Filio Angelo gange isch, goht er, mit gsenktem, starre Blick uf des Aaltstadtpflaster, zum „ Birgermeister“ zu siim Spezie , zum „Sindaco“ Giorgio uffs Rothuus. D` Kinder, d` Fraue und die gmütliche Rentner, die ihm wie immer freundlich und fidel „An Guedden, Anschelo !„ zuerufet, die denket alli: „ Jo mei, wos wert wui de kloane Angelo heit hom?“

D` Resi, des prall Vorzimmer – Wiib vom Sindaco, losst en, den edle Spender, ohne lang klopfe glii zum Padrone, zum Sindaco Giorgo vor.
„ Giorgi………, du Schoorsche, i will habbe eine Grab. An die Mauer von Chiesa, du wisse, freie Platz nebe Seiteporta. Ich kaufe Platz für diecicinque Jahre, subito “. „ Jo mei, do kimmst obba scho friehe, dös muess i mit meine Rotskollegen beredn, schau mer moi. ….. …Anschelo, Anschelo Ansche……. host wos, geht’s der vei net gued, Anschelo ?“ „No, No, va bene , ich wolle nur habe diese Grab. Reservato, du wisse“

Noch dem todtruurige, todtluschtige und trotzdem korzwielige bayrisch- sizilienische Obed bim Dottore und dere lange Naacht nebe de Bella Mama isch es steil bergab gange mit dem Angelo. Des bayrisch Sizilienerle ist gschrumpflet wie e Barolo- Truub, wenn se zure Rosin word. Wehliidig jommere, morre und dräese hät mern kum ghört. Seelig und au weng entruckt hät er stundelang vu sienere Terrasa, iipackt in feine sizilianische Schoofwollteppig, uf sin gschpendete Spielplatz gucket. Für d` Sizilianer sei de Tod ebbis Greifbares, sait de Süditalienisch Dichter Cuevas. Drum hät de Angelo au vu sim Sarg träumt. Es gäb Siszilianer die dätet den sogar unterm Bett verschoppe. De Angelo hät all no mit sich grunge ob er us Mahagoni, Olivebaumfurnier oder doch eher us Pini- Vollholz sie sot. Vum Oliveholz isch er denno doch abkumme. Us dem Holz wo sit Jahrtausende sine Landsliet lebet und die au ihn mit Frücht, mit Schatte und fascht ewige Erinnerunge, mit Wehmut und mit Heimetsehnsucht versorgt hät, uff die Maserung wet er doch us tiefem Respekt vor dem Natur- und em Kulturwunder Olivebaum verzichte, Nit dass no so en profitliche, mafiöse Immobiliehai ganze Pinihain umselblet, dass er nit nuu a des wertvoll Sargholz kunnt, sondern au no de Hain und den Hang mit Buldozzer umgrabt und mit doppeltem Profit mit Bungalo für die Neuriiche verbaut. „No, No, diese Olivenbaumfrevler, diese Kulturbarbari, no Olivi- Masakera in Mediterano, diese ich nicht unterstüze mit mein Tod, basta. Ich nehme picobello Lengna a Pinie, Santa Maria e tutti Santi“.

Angelo senj. Angelo junj. und Erika di Lorenzo

Siini zahlriiche Spezl, sini Amici, hon ihm bei „ oans, zwoa Deci Roten „ gsteckt, dass demnäscht sii Aanliege inre Gmoandssitzung verkartet word. Paar Täg später isch vum Riedeburger Officio Communale e Schriebe kumme:

„Sehr geehrter Herr Angelo di Lorenzo ……..
Wir müssen ihnen leider mitteilen dass der freie Grabplatz an der Kirchenwand nur politischen- und/ oder klerikalen Persönlichkeiten vergeben wird“

Vu dem Moment aa isch de Blick vu dem warmherzige „ Schleckeis- Engel „ uf den Spielplatz, sim Platz, sim Parco no hohler, no leerer worre bis er ganz schnell und, für immer, verlescht isch. Nämli am Morge vum 16.Juli 2007. Drei Woche vor sim 65- er und de plante Iiweihung vu sim „ Stella di Angelo „ vum „Stearn vum Angelo „..

Nit nuu sii hochgachtete Familie, nei ganz Riedeburg, die ganz Region, fascht ganz Franken und Niederbayern hät des dene so weise „ Rootsherre “ ghehrig verüblet. Die herzlos, seelelos, politisch Absag wird a de Altmühl wohl nie vergesse were.
Gnad Gott dem, wo irgend wenn emol huldvoll diesell denkwürdig Grablücke uusfülle darf, nei : muess.

D` Iiweihung hät d` Donna Erika und de jung Angelo verschobe und e Johr später gmacht. Im August 2008. Im Volksmund hoasst de Platz jetzt „ Angelos Spielplatz „ und officiell : „ Stella di Angelo „ so wies de Schleckeis- Engel hät welle. De Angelo Senjor isch hit immer no im Team uf de Eiskart vu de „ Gelateria Angelo „ uffgfiehrt. Wenn des konn Bewies vu Respekt, Wertschätzung und Zueneigung isch !.

So Gschechte verzellt s `Lebe und wenn sie ganz aarührend sind, weret sie au immer wieder mol, imme fremden, au imme „ Schwob“, wie en Schwarzwälder im bayrische Frankeland hoasst, bluemig, rührselig und wehmutsvoll am Wirtstisch wiiterverzellt, uf Mundart, so kunnts halt am Beschte.

Schleckeis beim „ Feroldi „ 1955 in Donaueschingen