
Weltfrauentag – die Barriere im Kopf
von Wiltrud Siegfried
Zur bisher unvollständigen Gleichberechtigung von Frauen und Männern gibt es in Rundfunk und Zeitung unterschiedliche Stimmen zu hören und zu lesen, z.B. dass wir ein Strukturproblem haben, da es an ausreichender und passender Kinderbetreuung fehlt. Ich halte Regelungen und Maßnahmen zur Förderung der Gleichstellung für sinnvoll und wichtig.
Doch meine ich, dass das grundlegende Problem in unseren Köpfen besteht.
Unbewusst beeinflussen uns lange geprägte Klischees. Zum Beispiel gelten Frauen als weniger belastbar als Männer. Und unser Erscheinungsbild wirkt sich darauf aus, wie wir eingeschätzt werden: Eine kleine zierliche Frau wird als weniger durchsetzungsfähig wahrgenommen als ein großer und kräftiger Mann. Leider wirken sich diese unbewussten Kriterien noch immer stark auf unsere Selbstwahrnehmung aus und prägen uns. Ein Mann, der sofort gesehen wird, wenn er den Raum betritt, verinnerlicht diese Bestätigung ebenso, wie eine Frau, die aktiv auf sich aufmerksam machen muss, um wahrgenommen zu werden, die ausbleibende Wertschätzung registriert.
Deshalb halte ich es für essenziell in unseren Köpfen zu beginnen, indem wir unsere Wahrnehmung reflektieren. Wir müssen uns unserer inneren Bilder bewusst werden, damit wir sie umgestalten können. Und vor allem halte ich es für wichtig, unsere Kinder darin zu bestärken, neugierig und offen anderen Menschen zu begegnen. Wir brauchen keine schnelle Beurteilung unserer Gegenüber. Wir brauchen kein Einsortieren in Schubladen, auch wenn das auf den ersten Blick den Umgang miteinander einfacher zu gestalten scheint.
Wir brauchen den unvoreingenommenen Blick auf unsere Mitmenschen, um alle Facetten an ihnen erfassen zu können.
Am Weltfrauentag bekam ich die Zeitschrift „Flow“ in die Hände. Meine Tochter hat dieses sehr aufschlussreiche Magazin abonniert. Passend zum diesjährigen Weltfrauentag ist dort ein Porträt über die umstrittene Feministin Germaine Greer publiziert, welches mich
sehr beeindruckt hat.
Die Biografie der Australierin ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. Sie kämpfte bereits in den 70er Jahren für die sexuelle Freiheit und weibliche Unabhängigkeit.
Greer wies schon früh auf die verschiedenen Formen der Entmündigung hin, die Frauen historisch erleben, sowohl sexuell, wirtschaftlich, sozial wie auch kulturell. Sie verfasste mehrere interessante Bücher, hing als Groupie von Robert Plant mit Led Zeppelin ab und war eine Mitbegründerin des avantgardistischen Magazins Suck, das ab 1969 mit allen Tabus brach.
Anfang der 2000er Jahre kaufte sie ein Stück ehemaligen Regenwald in Queensland und forstete die Fläche zu ihrem ursprünglichen Zustand wieder auf. 2013 verkaufte Germaine Greer einen Großteil ihres Archivs und spendete ca. zwei Millionen Euro für den Schutz des australischen Regenwaldes.
Noch heute zählt die 85-Jährige zu den berühmtesten Feministinnen weltweit.
Ursula Albert
Ich bin auch immer wieder beeindruckt von Frauen, die Tabus brechen, die ihre Ziele auch gegen Widerstände verfolgen. Es gibt diese Frauen! Es bestehen immer noch zahlreiche Hürden, die es zu überwinden gilt. Ich wünsche mir, dass wir uns von Frauen wie Germaine Greer inspirieren lassen. Auch das Leben der Emily Kempin-Spyri, die erste promovierte Juristin der Schweiz, hat mich – um ein weiteres Beispiel zu nennen – beeindruckt.
Weil Emojis nicht funktionen noch ein Kommentar zum Kommentar.Super Artikel.Es fängt halt immer in den Köpfen an.Aber steter Tropfen höhlt den Stein -irgendwann.Bleiben wir dran!
:thumbsup: