“Lashon hara” oder schlechte Rede

“Lashon hara” oder schlechte Rede

20. Dezember 2019 0 Von Hannah Miriam Jaag

20.12.2019 von Hannah Miriam Jaag

Nicht nur wegen der Weihnachtszeit, sondern auch wegen einiger recht frustrierender Geschehnissen im Gemeinderat möchte ich hier ein ethisches Prinzip aus dem Judentum vorstellen.

Lashon hara (Hebräisch: לשוש הרע; “böse Zunge”) ist die halachische Bezeichnung für eine abfällige Rede über eine Person.

Definiert wird Laschon hara als negative und herabsetzende Bemerkung, egal ob zutreffend oder falsch. Es ist einfach verboten von irgendeinem Menschen abfällig oder gar verunglimpfend zu sprechen und jeder der üble Nachrede und Gerüchte verbreitet verletzt das Verbot in Lev. 19:16: “Lo telekh Rahil b’Amekha”. Geh nicht um als Zuträger unter deinen Nächsten. 
Verboten werden ausdrücklich Lashon hara (schlechte Rede) und Rechilut (das Zutragen von Gerüchten und Tratsch, welches zu Hass, Zorn und Groll verleiten kann).

Es gibt eine kleine Geschichte dazu:


… Ein Mann hatte schlecht über einen anderen gesprochen. Er ging zum Rabbi und fragte ihn, wie er das wieder gut machen könne. 
Der Rabbi trug ihm auf, ein Federkissen zu besorgen und herzubringen. Das tat der Mann und der Rabbi gab ihm den Auftrag, das Kissen aufzuschneiden und die Federn aus dem Fenster zu schütteln.
Als der Mann damit fertig war, stellte sich der Rabbi neben ihn und sah eine Weile zu, wie die Federn vom Wind über die ganze Stadt verteilt wurden. Dann sagte er zu dem Mann: “So, und nun fange damit an alle Federn wieder einzusammeln.” …

.

Alle die wir eine schlechte Rede anhören müssen, haben nun eine dieser Federn im Kopf. Selbst vormals uns fremde Menschen sehen wir immer im Kontext dieser schlechten Rede. Hierbei ist total unwichtig, ob das Gerücht stimmt, oder nicht, der Mensch über den gesprochen wurde ist beschmutzt. Genau so wie unser Geist beschmutzt wurde.

Dies ist vor allem in Kontext einer Gemeinderatssitzung sehr belastend. Dies sollte ja keine Stammtischrunde unter Freunden sein, wo das Hirn benebelt und der Geist irre werden darf.

Wir sollten versuchen zumindest nach außen hin sachlich zu bleiben, so schwer es manchmal ist.

Fama, malum qua non aliud velocius ullum: mobilitate viget viresque acquirit eundo

Das Gerücht, kein anderes Übel kommt ihm an Schnelligkeit gleich, regt sich in seiner Beweglichkeit und erwirbt Kräfte im Gehen
Von Virgil (70–19 v. d. Z.) in Aeneis

Auch aus diesen Gründen schreiben wir auf dem Hieronymus keine Klarnamen in die Beiträge. Es ist so, dass nicht jeder mit uns in Verbindung gebracht werden will.

Es steht ja jedem frei unter seinem Namen einen Beitrag zu veröffentlichen oder auch unter seinem echten Namen ein Kommentar zu schreiben, so man will.

(bevor es zu Mutmaßungen kommt: Dieser Artikel steht in keinerlei Zusammenhang mit dem BGM oder mit dem Ärger über den Südkurier)