Liebe Bürgerpostleser,
im Urlaub in Binnenseenähe in Schweden hat man Gott sei Dank etwas Zeit zum Schauen. Und, was sehe ich an einer mittelalten Eiche? Etwas im ersten Moment scheinbar Unglaubliches, sie wirft kleine Äste ab. Seht Ihr sie auf dem Boden liegend? Viele sind noch richtig grün gefärbt, manche braun.


Wenn man die Eiche anschaut, weiß man, die sieht richtig gesund und vital aus. Auf dem Bild unten habe ich einen am Boden liegenden Trieb in die Hand genommen und habe die Bruchstelle abgebildet. Kann man feststellen, dass das vollkommen planmäßig aussieht? Auf jeden Fall würde ich sagen. das Bild daneben zeigt eine weitere Bruchstelle und so sehen alle Triebe am Abwurfende aus. Wenn mans ganz genau nimmt, sieht man einen Ring. Er stellt den Übergang des Frühjahrswachstums zum Spätsommerwachstum dar. Wenn das kein Hammer ist.


Also die Rätselfrage war, warum wirft diese Eiche Triebe ab? Und ob das vielleicht alle Eichen machen. Es gab ein längeres Hin und Her mit meinem Fachberater in Sachen Forst, Reinhold Mayer, das Endergebnis lautet – aus ChatGPT entnommen – wie folgt:
„Der Triebabwurf bei Eichen ist ein spezielles physiologisches Phänomen, das im Spätsommer oder Herbst auftritt. Dabei wirft die Eiche junge, noch nicht ausreichend ausgereifte Kurz- oder Langtriebe ab. Das ist kein Krankheitszeichen, sondern eine Anpassungsreaktion.
Wenn im Sommer Trockenheit, Nährstoffmangel oder Schädlingsdruck auftreten, können die zahlreich entstandenen jungen Triebe nicht ausreichend mit Kohlenhydraten und Wasser versorgt werden. Auch bei sehr starkem Triebwachstum kann ein Ungleichgewicht entstehen, die Krone „überproduziert“ Triebe, die Pflanze kann aber nicht alle mit Kohlenhydraten und Wasser versorgen. Dass das die Eiche merkt?
Und jetzt kommt die Besonderheit der Eichen zum Tragen, sie aktiviert Sollbruchstellen. Die Eiche besitzt an der Basis junger Triebe spezielle anatomische Schwachstellen, Zonen mit dünnwandigen, wenig verholzten Zellen. Unter Versorgungsstress werden dort enzymatische Prozesse, Abbau von Zellwänden und Korkbildung eingeleitet. Es entsteht eine Art Abszissionsschicht, ähnlich wie beim natürlichen Laubfall. Der Trieb trocknet an der Basis ein und bricht leicht ab. Zurück bleibt eine kleine, geschützte Narbe. Das Holz des Vorjahres oder älteres Gewebe wird nicht geschädigt. Dafür gibt es einen Oberhammer.
Der Abwurf führt zu einer Energie- und Wassersparmaßnahme: Die Eiche entlastet sich von zu viel „Ballast“, den sie in Trockenzeiten oder bei Ressourcenknappheit nicht versorgen könnte. Statt dass alle Triebe kümmerlich überleben und eventuell das ganze Baumwachstum beeinträchtigt wird, konzentriert der Baum seine Ressourcen auf die kräftigeren, besser versorgten Triebe. Besonders nach wärmeren, trockeneren Sommern tritt Triebabwurf häufiger auf.
Kurz gesagt: Der physiologische Mechanismus des Triebabwurfs bei Eichen entspricht einem aktiven Abszissionsprozess an vorgebildeten Sollbruchstellen, der durch Versorgungsungleichgewichte (Wasser/Kohlenhydrate) ausgelöst wird und dem Baum hilft, seine Ressourcen effizient zu nutzen“.
Aus dem Urlaub zurück, bin ich bei nächster Gelegenheit zu den Eichen im Schoßpark und was habe ich zum ersten Mal hier entdeckt? Abgeworfene Triebe. Ein weiteres Naturwunder.
Herzliche Grüße
Franz Maus
































