Franz Xaver Reich

Franz Xaver Reich

3. November 2023 0 Von Hannah Miriam Jaag
Die Eltern: Luzian Reich und Josefa Schelble
Fotos von Johann Nepomuk Heinemann Anfang 1866

Franz Xaver Reich (1. August 1815 in Hüfingen – 8. Oktober 1881 in Hüfingen) war der ältere Bruder von Lucian und Lisette.

Die Schelble waren ein Althüfinger Geschlecht. Der Urgroßvater, Franz Xaver (*28.08.1731) war Kunsthandwerker, und zugleich versah er, wie schon sein Vater, den Amtsdienerdienst.
Franz Xaver Schelble fertigte die Altäre in Meßkirch, Gutmadingen, Hausach, Löffingen und die mit Hilfe seines Schwiegersohnes und Geschäftsnachfolgers Johann Gleichauf die Seitenaltäre der Hüfinger Pfarrkirche. Johann Gleichauf (4.2.1764-23.03.1816) war mit Anna Maria Schelble (27.03.1760-27.12.1816) verheiratet.

Der Großvater Franz Joseph Donat Schelble (*17.02.1762-13.02.1835) war Korrektionshausverwalter und beschäftigte sich mit Uhrenmachen und beaufsichtigte die Römischen Ausgrabungen im Mühleschle und am Fuße des Hölensteins, wofür er vom fürstlichen Protektor mit einer goldenen Repetieruhr beschenkt wurde.

Alter Eingang vom Römerbad

Luzian Reich gründete in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Mal- und Zeichenschule in Hüfingen. Dort unterrichtete er unter anderen auch seine Söhne Lucian und Xaver, die Brüder Nepomuk und Josef Heinemann und auch Rudolf Gleichauf.

So schreibt Lucian Reich im Denkbuch: “Glückliche Zeit so ein Vakanztag, in dem man in der Stube am Zeichentisch sitzt, während es draußen stürmt und den Schnee wirbelnd durch die Gassen jagt, oder regnet, „was abe mag!” Und so saßen auch wir, mein Bruder Fr. Xaver und ich, mit (“Muckle”) Joh. Nep. Heinemann (gleich mir im teuren Jahr 17 geboren) manche Stunde zusammen.

Franz Xaver Reichs Geflügelhof

Aber praktisch, wie der Xaveri in allem war, wollte er bald auch mit seiner Kunstfertigkeit Geld verdienen. So z. B. hatte er einen ganzen Geflügelhof in Thon modelliert, der im Ofen des Hafners Härle gebaut und naturgetreu koloriert wurde.

Es war kurz vor dem Klausenmarkt, und die Herrlichkeit wurde einer vertrauten Käsehändlerin zum Verkauf übergeben. Aber so oft die kleinen Künstler am Tischlein der Frau vorbeistrichen, sahen sie die Schaar noch vollzählig.

Endlich – die meisten Krämer hatten bereits eingepackt – war sie vom Tischlein verschwunden und die Frau händigte den beiden – mit Abzug ihrer Prozente – das Geld hierfür ein. Um den kleinen Spekulanten die Unternehmungslust nicht zu benehmen, hatte die Mutter eine Base auf den Markt geschickt, den ganzen Kram einzukaufen was die Brüder natürlich erst viel später erfuhren.

Lucian Reich, Badische Fortbildungsschule. Nr. 7, 1900, S. 97 ff.

Nach der Förderung durch seinen Vater, kam Xaver Reich 1832 auf Empfehlung seines Onkels Johann Nepomuk Schelble an das Städelsche Institut. Durch seinen Onkel wurde er auch Mitglied in dessen Cäcilienverein.

Lucian Reich im Denkbuch: “Mein Bruder hatte sich für die Plastik entschieden. Formensinn und außerordentlich geschickte Hand befähigten ihn hierzu. Jeden Herbst kam Onkel Schelble zu Besuch in die Vaterstadt, und was wir von ihm vom Städel’schen Kunstinstitute hörten, ließ uns Frankfurt in ganz verklärtem Lichte erscheinen. Gegen Ende der 20ger Jahre war Zwerger, der Zögling Danneckers, aus Italien zurückgekommen.
In Hüfingen, bei seinem Schwager, Schloßverwalter Wehrle, vollendete er seinen „Hirtenknab” in Karrarischem Marmor. Von Schelble empfohlen, hatte er bald nachher eine Berufung an das Städel’sche Institut erhalten. Und nun erbot er sich, meinen Bruder als Schüler anzunehmen; und somit verließ dieser im Herbste 1832 mit Onkel und Tante die Vaterstadt, und im Jahr darauf fuhr auch ich mit ihnen der ersehnten freien Reichsstadt (Frankfurt) zu. Das Städel’sche Institut war gewissermaßen noch im Entstehen begriffen. Mein Bruder hatte seine Lehrzeit noch im alten Hause auf dem Roßmarkt begonnen, und der Umzug ins neue war kurz vor meiner Ankunft bewerkstelligt worden, so daß zehn oder zwölf Malerschüler, mit mir dem jüngsten, erstmaligen Besitz von den obern vier, in den Hof und Garten hinausgehenden, Ateliers nahmen. Es war eine gemischte Genossenschaft, die sich da zusammengefunden, ein Konglomerat verschiedenster Ausbildungsstufen und Richtungen, jeder mit einem andern Gegenstand beschäftigt.

Xaver Reich gezeichnet von Nepomuk Heinemann 1838
Foto von Xaver Reich
Franz Xaver Reich, Lithografie seines Schwagers Johann Nepomuk Heinemann, 1848, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oIII 609.
Franz Xaver Reich, gezeichnet von Josef Heinemann

Lucian Reich schreibt viel über seinen Bruder im Denkbuch: https://hieronymus-online.de/denkbuch-von-lucian-reich-1896/

Josefa Reich, geb. Elsässer (1823-1900)

Lucian Reich im Denkbuch: “Kamen wir Mittwoch abends aus dem Aktzeichnen, so nahmen wir den Weg an der Hauptwache vorbei zum Rauchschen Hause, in dessen Saal der Verein seine Proben abhielt. Xaver reihte sich dann jedesmal den Sängern an, während ich, oft der einzige Zuhörer, unter der Galerie Platz nahm. Während unsres drei-, resp. vierjährigen Aufenthaltes in der Mainstadt hatten wir, ohne bei befreundeten Familien eingeladen zu sein, selten einen Abend außer dem Hause zugebracht.

Blick aus einem Fenster des Hotels „Russischer Hof“ auf der Zeil nach Westen zur Hauptwache (William Henry Fox Talbot, 1846)
Kalotypie Notiz auf dem Abzug: „street at Frankfort, gloomy day, 32 minutes in camera“ Hinweis: Talbots Abzug ist höchstwahrscheinlich seitenverkehrt. Der 1891 abgerissene Russische Hof befand sich auf der Nordseite der Zeil, siehe dazu auch ein Foto von Mylius, die Katharinenkirche hingegen auf der Südseite. Die Zeil verläuft in ost-westlicher Richtung zur Hauptwache; es ist von der Zeil aus daher nicht möglich, die Katharinenkirche rechts (nördlich) vom Hauptwachengebäude sehen.
Foto: Wikipedia

Xaver Reich ging 1836 nach München und arbeitete in der Bildhauerwerkstatt von Ludwig Schaller, der Ludwig Schwanthaler bei der Ausschmückung der 1836 eröffneten Pinakothek unterstützte. Zwerger, Schaller und Schwanthaler waren Vertreter des klassizistischen Stils.

Vermutlich Johann Nepomuk Zwerger (* 28. April 1796 in Donaueschingen; † 26. Juni 1868 in Cannstatt) war ein deutscher Bildhauer und Hochschullehrer. Hier 1829 gezeichnet von Luzian Reich.

Lucian Reich im Denkbuch: “Im Atelier Schallers hatte er (Xaver), obgleich im Steinarbeiten nicht geübt, resolut zu Hammer und Meißel gegriffen und nach Schallers Modell die Holbeinstatue für die Pinatothek in Stein ausgeführt. Im Lehrsaal Zwergers war er bis in die letztere Zeit der einzige Schüler gewesen, der sich ausschließlich der Plastik widmete. Zu den jüngern Fachgenossen, mit denen er jetzt verkehrte, zählte vor allen Hähnel (später Professor in Dresden). Entwürfe, die er mir von seiner Tätigkeit als Mitglied eines Komponiervereins zuschickte, ließen ein frisches, freudiges Schaffen erkennen. Jetzt, nach kurzem Verweilen in der Vaterstadt, hatte er das Glück, an Fürst Karl Egon zu Fürstenberg einen Mäcen zu finden. Der erste bedeutende Auftrag betraf die Donaugruppe für den fürstlichen Park, wozu er das Modell in München fertigen sollte.….

….Im Gesellschaftshause Frohsinn hatte er (Xaver) Atelier und Wohnung gemietet; und ein glücklicher Gedanke war es den Kunstheros Cornelius um einen Besuch zu bitten. Und er kam oft, der kleine große Mann mit dem Blicke des Adlers, und nicht nur mit Worten, auch mit genial hingeworfenen Bleistiftstrichen suchte er den jugendlichen Modelleur auf die Erfordernisse monumentaler Plastik ausmerksam zu machen. Wozu mir in Frankfurt die Anregung gefehlt, das tat ich jetzt wieder, indem ich ein Bild aus dem Leben malte. Hierauf begab auch ich mich ebenfalls nach München, wo ich im „Frohsinn, den auch Schaller und Bildhauer Eduard Wendelstädt, Sohn des Inspektors am Städelschen Institut, bezogen hatten, mich einquartierte. (Das bedeutendste Werk dieses talentbegabten, frühe verstorbenen Künstlers ist die Statue Karls des Großen auf der Mainbrücke zu Frankfurt.)”

Johann Nepomuk Schelble, der geliebte Onkel und Gönner starb viel zu früh am 06.08.1837.

Lucian Reich in den Wanderblühten: Es war am 6. August des Jahres 1837, an einem Sonntag, als das Totenglöcklein der Stadtkirche üblicherweise den Einwohnern verkündete, dass ein Mensch aus ihrer Mitte geschieden sei. – Es war das Scheidezeichen für Johann Nepomuk Schelble. – Im Geleite der Seinigen hatte er denselben Tag einen Spaziergang auf ein entferntes Grundstück unternommen, als er zurückkehrend am Eingange seines Gartens von einem Blutsturz befallen wurde, der seinen Leben in den Armen seiner Gattin ein schmerzliches schnelles Ende machte.

Lucian Reich im Denkbuch: Unser Schaffen und Streben war im besten Zuge, als uns, wie ein Blitz aus heiterem Himmel — denn er hatte sich ja in anscheinender Besserung befunden — die Nachricht vom Tode Schelbles traf.

Wegen in des Todes kehrten die Brüder nach Hüfinger zurück, wo Xaver 1837 für Fürst Karl Egon II. zu Fürstenberg die monumentale Sandsteingruppe “Donau mit den Zuflüssen Brigach und Breg” schuf, die ihn öffentlich bekannt machte.

Wilhelm August Rehmann, Leibarzt und Hofrat von Fürst Karl Egon II. zu Fürstenberg veranlasste, dass Xaver Reich eine Skizze modellieren konnte, welche die Donau mit ihren Zuflüsse Brigach und Breg zeigte. Karl Egon II. war vom Ergebnis begeistert und beauftragte Reich damit das Modell 1837 im großen Maßstab herzustellen. Im Schloss Hüfingen erhielt er von seinem Mäzen dann ein Atelier geräumt, um die Gruppe in Sandstein auszuführen. Die Sandsteingruppe wurde auf der „großen Insel im Schwanenweiher“ (heute: Pfaueninsel) im Schlosspark von Donaueschingen aufgestellt.

Danubiagruppe auf der Pfaueninsel (Postkarte 1906)

Durch Heinrich Hübsch ihn erhielt Xaver Reich vom badischen Großherzog Leopold den Auftrag, die Gruppe für das Giebelfeld der Trinkhalle Baden-Baden auszuführen, die Hübsch von 1839 bis 1842 errichtete.

Trinkhalle in Baden-Baden. Foto: Wikimedia

Durch ein Stipendium von Karl Egon II. wurde es Xaver Reich möglich, sich für einen zweijährigen Italienaufenthalt nach Rom zu begeben (1842/43). Dort freundete er sich mit dem aus Karlsruhe stammenden Bildhauer Christian Lotsch (1790–1873) an, der seit 1822 in Rom ansässig war.

Ostersonntagabend in Rom

Am nämlichen Abend (des Ostersonntags) ist Beleuchtung der Kuppel des Petersdomes. Das ganze Gebäude scheint zu glühen, man glaubt in einer Zauberwelt zu sein. Um ein Uhr in der Nacht wechselt auf einen Augenblick die Beleuchtung auf andern Punkten werden Pechkränze angezündet. Bei jeder Lampe ist ein Mann. Wer dies nicht gesehen hat, für den ist der Eindruck nicht zu beschreiben. Nach aller Aussagen soll auf der ganzen Welt nichts brillianteres stattfinden, selbst in Paris nicht. Die Lokalität ist hierzu äußerst günstig.

Das Schauspiel dauert ungefähr eine halbe Stunde in steter Abwechslung. Kanonen, welche dazwischen feuern, machen sich besonders schön. Zu Ende speit die ganze Engelsburg Feuer – man glaubt sich seines Lebens kaum sicher.«

Franz Xaver Reich, FFA, Tagebuchaufzeichnungen nach Wohl-lebe, J. L., Künstlermappe.

Aus dem Stadtlexikon Karlsruhe

Seine Wettbewerbsteilnahme für eine Kolossalskulptur “Handel und Schifffahrt” auf dem Hauptportal des nach Plänen von Heinrich Hübsch realisierten Zollareals am Mannheimer Freihafen machte den Karlsruher Oberbaurat Ende der 1830er-Jahre auf Reich aufmerksam. In den folgenden zwei Jahrzehnten fertigte der Bildhauer für Hübschs wichtigste Bauwerke Bauplastiken an. Dazu gehören die Figurenreliefs am Hauptportal der neuen Gemäldegalerie (1837-1845; heute Staatliche Kunsthalle Karlsruhe), die unter anderen Albrecht Dürer, Hans Holbein den Jüngeren und Peter Vischer zeigen, das Giebelrelief der Trinkhalle in Baden-Baden (1839-1842; Entwurf und Gipsmodell von Johann Christian Lotsch) mit der Heilung der Kranken durch eine Quellnymphe, das Giebelrelief sowie die 20 lebensgroßen Figurenreliefs und 100 Medaillonköpfe mit Gestalten aus Oper und Drama am neuen Großherzoglichen Hoftheater (1851-1853; im Zweiten Weltkrieg zerstört) sowie die beiden Figurenpaare oberhalb der Eingänge in das Orangeriegebäude des Botanischen Gartens (1853-1857), welche Allegorien der vier Jahreszeiten darstellen. Beim Abräumen der Trümmer des Hoftheaters 1963 konnten viele der Medaillons und Figurenreliefs geborgen werden. Sie fanden zur Bundesgartenschau 1967 in und bei der im Wintergarten des Botanischen Gartens eingerichteten Badischen Weinstube eine neue Verwendung. Fünf der Medaillons wurden dem Heimatmuseum in Bad Dürrheim überlassen. 

Weitere Arbeiten von Reich in Karlsruhe sind das überlebensgroße realistische Standbild des badischen Staatsministers Georg Ludwig Winter (heute Beiertheimer Allee) sowie die Engelsfigur des Denkmals für die Opfer des Theaterbrandes (1847/48). Auch in Baden-Baden finden sich noch Werke von ihm, darunter die Statuen der Justitia (Schwert, Waage) und Lex (Gesetzesbuch, Schwörstab) am Hauptportal des 1842/43 nach Plänen von Friedrich Theodor Fischer erbauten Amtshauses (heute Ärztehaus).

https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php/De:Lexikon:bio-1185

Lucian Reich schreibt am 25.März 1853 an seine Eltern: “Hübsch wartet sehnlichst auf den Giebel. Xaver wird einige Zeit hier verweilen müssen.

Das von Leopold beauftragte und 1848 aufgestellte Denkmal für die 63 Todesopfer die beim Brand des Karlsruher Hoftheaters am 28. Februar 1847 ums Leben gekommen waren, war der vorerst letzte Auftrag Reichs in Karlsruhe; er kehrte nach Hüfingen heim.

Familienleben

Am 28. August 1843 heiratete Xaver Reich in Kirchenhausen Josefa Elsässer (* 20. April 1823-19.11.1900).

Josefa Reich, geb. Elsässer (1823-1900)
Josefa Reich, geborene Elsässer

Kinder von Xaver und Josefa Reich:

1. Berthold Lucian Joseph Reich geboren am 01.06.1844 in Karlsruhe. Hat angeblich später den Ölberg am Aufgang zu St. Johann von Donaueschingen geschaffen. Anna Reich schreibt in ihrem Brief 1876: “So, so dein Amerikaner Vetter, war ein solcher Herzeroberer, nun ich bin froh, daß ich ihn nicht kennen lernte“. Dies spricht dafür, dass es uneheliche Nachfahren gibt, von denen die Cousinen wussten. Ob Berthold in Amerika war, ist nicht bekannt. Anscheinend ist er aber erst 1925 gestorben, wie Vetter schreibt.

In der Chronik vom Vetter steht: “Der Sohn Bertold, im Juni 1854 in Karlsruhe geboren und am 24. Oktober 1925 gestorben, trat in die Fußstapfen seines Vaters und wurde ebenfalls Bildhauer.

Im Hüfinger Sippenbuch gibt es gleich gar keinen Berthold. Aber dass Berthold 1844 in Karlsruhe geboren wurde, macht mehr Sinn, da 1854 die Reichs in Hüfingen wohnten.

2. Erwina Amalia Josepha, geboren 05.08.1845 in Karlsruhe -?

3. Maria Josefa Amalia, geboren am 21.01.1848 in Hüfingen. Am 8.3.1866 heirat mit Karl Eschborn *9.7.1834, FF Forstverwalter. Lucian Reich 1866 in einem Brief an die Eltern: “Zum hl. Josephsfest meine herzlichsten Glückwünsche dir, liebe Mutter, so wie auch unsere Josepha’s im Garten und neugegründetem Eschborn’schen Hause.”
1 überlebendes Kind von dreien: Maria Josefa ( *1.6.1867-?)

4. Amalia Maria Anastasia geboren am 23.09.1850 in Hüfingen, gestorben am 22.10.1939 in Hüfingen

5. Klara Mathilde, geboren am 27.11.1852 in Hüfingen, verheiratet am 27.9.1877 mit Sigmund Gayer geboren in Unterliezheim am 23.03.1847, Forstverwalter Geisingen. Enkel Oberforstrat Erwin Gayer ?

6. Karl Guido geboren am 14.11.1858 in Hüfingen. Anna Reich schreibt ihrem Brief 1876: “Soso du sprachst mit meinem Herr Vetter Bodenhopser, Schubladenzieher, wenn du zu ihm kommst wieder, dann bitte ich dich um alles in der Welt, sage zu ihm er sei ein Erdslügner ein fauler Fisch, ein ein ein Spinnenbobelenhirn u. noch vieles Andere hast gehört dieses sagst zum hast’s gehört, er wird dann schon wissen warum u. was drum und dran hängt.”

Carl Guido heiratet eine Josephine (Sophia) Kirchler geboren am 15.12.1864 und beide wandern spätesten 1886 in die USA aus. Sophia Reich stirbt in New Jersey am 24.10.1926.

Census von 1900 New Jersey

Kinder:

Hermann, *13.05.1887 New Jersey – 1953 verheiratet mit Myrtis M Gifford (1893-1981)
Kind: Robert Hermann Rich (1930-1992). Kinder von Robert: Pamela Bennetsen, Brian Rich, Robert Rich.

Christian, 11.02.1989 New Jersey

George, 10.03.1890 New Jersey

William Alexander Reich, *9.04.1891 in New Jersey- 25.06.1941
Kinder: Margret Reich, William Reich, Ernest Reich, Ruth Clara (Reich) Prince 4.08.1918 in New York, NY-8.12.2002)

Catherine Katie ? (Reich) Smith, 8.09.1895-?
Tochter: Virginia Catherine (Smith) Macian 9.03.1920-30.05.2001 Plam Beach

Ernest George Reich, 6.06.1895 in Jersey City, 34.02.1967 in Leon County, Florida,
2 Kinder

Philip Reich, 2.09.1897 in Jersey

Michael Reich, ?

7. Amalia geboren am 25.12.1860-31.8.1955. Wird in den Briefen als “Christkindlein” erwähnt: “Eine dritte Gratulation bitte ich in Xavers Familie gelangen zu lassen, wegen der glücklichen Ankunft des Christkindleins.

Fronleichnam in Portici

1842/43 war Xaver Reich in Pisa, Florenz und in Verona und begeisterte sich für die Tradition der Blumenteppiche.

Nach Vorbild aus Portici fertigte er in Hüfingen vor seinem Elternhaus den ersten Blumenteppich und legte so den Grundstein einer langen Tradition.

Film von Ernst Kramer in den späten 1920er

Franz Xaver Reich wohnte mit seiner Familie im ehemaligen Anwesen seines Onkels Johann Nepomuk Schelble an der Bräunlinger Straße.

In Hüfingen erweiterte er die Ziegelei, die er von seinem Vater übernommen hatte, um die Produktion von Terrakotten.

Tages-Neuigkeiten. 1853

Donaueschingen, 15. Febr. Seit mehreren Wochen sah man die hiesigen Freunde der Kunst in das nahe Städtchen Hüfingen wandern, um im fürstlichen Schlosse in dem Atelier des Bildhauers X. Reich das nun bis zum Brennen des Thones vollendete Giebelfeld zu sehen, welches bestimmt ist, den Vorbau des neuen Theaters in Karlsruhe zu schmücken. Wir glauben dasselbe sowohl in der Erfindung, als in der Ausführung ein vollkommen gelungenes nennen zu dürfen. Die durch die bekannte Giebelform für die Komposition so sehr erschwerte Aufgabe wurde auf eine Weise gelöst, als wäre dem Genius des Künstlers die freie Bezwingung seiner Schwingen zu Gebote gestanden.

In der Mitte steht eine hohe weibliche Figur – die Poesie – und theilt nach beiden Seiten des Giebelfeldes den Kranz des Ruhmes aus; an ihre linke Seite lehnt sich der Liebesgott, ein kräftig gesunder Knabe mit Bogen und Pfeil. Die beiden Gruppen zur Linken und Rechten enthalten die Koryphäen der Dichtkunst und der Musik. Zur Linken ist die erste Figur Schiller, der seinem Nachbar und Freunde Goethe ein so eben geschriebenes Gedicht zur freundschaftlichen Prüfung überreicht. Die dritte, in der Ecke des Giebelfeldes ausgestreckte, mit dem Arme auf seinen Werken ruhende Gestalt ist Lessing; er ist in das Lesen eines Buches vertieft, um seine Verdienste nicht nur als schaffender, sondern auch als kritisch prüfender Geist anzuzeigen. Auf der rechten Seite des Feldes erblickt man zuerst den heiteren, liebenswürdigen Mozart mit der Violine in der Hand. Hinter ihm und von ihm abgewendet sitzt Beethoven ernst und düster mit Aufschreiben einer Komposition beschäftigt. In der Ecke der rechten Seite, der Gestalt Lessing’s auf der linken entsprechend, ruht Gluck mit seinem edlen, ritterlichen Kopfe rückwärts gegen Beethoven gewendet; eine griechische Leyer in seiner Hand mag den antiken Geschmack seiner Muse bedeuten.

Sämtliche Figuren sind edle, würdige Gestalten und den besten Vorbildern entsprechende, gelungene Porträts. Die ganze Gruppe ist lebendig und reich; die zwischen rechts und links herrschende Symmetrie, bedingt durch die architektonische Form, hat durchaus nichts Steifes oder Störendes. Wir halten dieses Werk des rühmlich bekannten Künstlers zwar für sein schwierigstes, aber auch für sein gelungenstes, und sind überzeugt, daß wir durch dieses Urtheil die Erwartungen Derjenigen, welche die andern Werke des bescheidenen Meisters, seinen Engel auf dem Friedhofe und die Marmor-figuren an der Akademie ec. zu Karlsruhe, kennen, nicht zu hoch spannen, wenn auch das Material dieser lezteren Skulpturen in dem Auge des Laien ein günstiges Vorurtheil erzeugt.

Möge nun dem Künstler bei dem Brennen dieser seiner größten Arbeit das Glück so günstig sein, als es seine Zuversicht erwartet. Die geringste Ungleichheit im Trocknen würde bei diesen Dimensionen ein Springen der Masse veranlassen und so das Produkt von langen Monaten und unermüdlichem Fleiß vernichten.

Donaueschinger Wochenblatt, Nr. 15 vom 22. Februar 1853

Franz Xaver Reichs Terrakotten überstanden großenteils die Bombennacht vom 27. September 1944, der auch das Hoftheater zum Opfer fiel. Der Landtag bewilligte seinerzeit eine hohe Summe zu ihrer Bergung. Bürgermeister Max Gilly gelang es im Jahre 1967, einige der geretteten Medaillons für Hüfingen zu erhalten.

Zu diesen Karlsruher Arbeiten kamen Aufträge zur Ausgestaltung der Orangerie, für die er die vier Jahreszeiten schuf, und der Gewächshäuser. Franz Xaver Reichs bekanntestes Medaillon aber wurde dasjenige des alemannischen Dichterfürsten Johann Peter Hebel auf dessen Grabstein in Schwetzingen.

Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Freiburg, W 134 Nr. 061263d
3268zauber, Wikipedia 2009

In der Zwischenzeit führte der unermüdlich tätige Künstler, dem ein Atelier im Schloß zur Verfügung stand, ehrenvolle Aufträge des Fürstenhauses in Donaueschingen aus. So entstand der Jagdhumor zeigende Fries an der fürstlichen Gewehrkammer in Donaueschingen. Die Medaillons am gegenüberliegenden Karlsbau, die etwas trocken und kühl wirken, zeigen neben den Häuptern von Dürer, Peter Fischer, Thorwaldsen und Cornelius hauptsächlich Vertreter der Naturwissenschaften. Tiefer empfunden und persönlicher gestaltet sind die mythologische »Flora« am Giebel des Gewächshauses.

Der Engel auf der Elisabetheninsel, den Fürst Carl Egon II in Erinnerung an seine früh verstorbene Gemahlin Elisabeth aufstellen ließ, wurde nach einem Entwurf von Xaver Reich gegossen. Zu seinen Donaueschinger Arbeiten zählt auch das Turnierrelief an der Reithalle.

Die Inschrift auf der Vorderseite des Sockels lautet: “Der Gerechte ist auch in seinem Tode getrost. Sp. Salomon 14, 23” auf der Rückseite: “Karl Egon Fürst zu Fürstenberg seiner unvergeßlichen Frau Elisabeth, Prinzessin Reuß ä. L. zu Greiz. geb. 23. März 1824, gest. 7. Mai 1861” . Das Denkmal wurde nach einen Entwurf von Xaver Reich gegossen.

In der Terrakottenbrennerei schuf er den plastischen Schmuck für das Hoftheater Karlsruhe und den Fries für die fürstliche Gewehrkammer in Donaueschingen sowie die Medaillons am Sammlungsgebäude gegenüber. Im Auftrag des Erzbischöflichen Baumeisters Lukas Engesser fertigte er zusätzliche Werke für badische Kirchen.

Als nach dem Brand des Klosters Maria Hof bei Neudingen Fürst Karl Egon II. in den Jahren 1835-56 die Gruftkirche erbauen ließ, wurde Franz Xaver Reich mit der Ausschmückung beauftragt. Er modellierte die vier Engel aus Zinkguß auf den vier Nebentürmchen, die die Kuppel flankieren. Von ihm stammen ebenso die Madonna und die beiden Heiligenfiguren über der Portalwand wie die beiden Klosterfrauen über dem Portal. Ganz Raphael nachempfunden, dessen Werke Reich während seines Romaufenthaltes besonders stark beeindruckt hatten, ist das Verkündigungsrelief des Hauptaltars. Im Jahre 1870 entstanden die beiden Seitenaltäre, die wiederum eine Madonna und die acht Seligkeiten darstellen.

05.08.2019

In Hüfingen sind die Skulpturen des Karl Borromäus im Hof des Landesheimes und eine Madonna über dem Portal der Pfarrkirche aus Sandstein Zeugen des unermüdlichen Schaffens des Hüfinger Künstlers. Eine weitere Madonna schuf Franz Xaver Reich für das Portal des Konstanzer Münsters, und auf der Rheinbrücke standen die Statuen der Bischöfe Konrad (934-974) und Gebhard II. (979-995), die seit den dreißiger Jahren den Rheinsteig schmücken.

Landesheim 1950
Gebhard II.

In den Nischen auf der badischen Seite der zwischen 1858 und 1861 erbauten Rheinbrücke von Kehl standen die Figuren des » Vater Rhein« und der »Mutter Kinzig« von Hans Baur und Franz Xaver Reich. Als der östliche Teil der Brücke nach der Kriegserklärung vom 22. Juni 1870 von badischen Pionieren gesprengt wurde, stürzten auch die Statuen in den Rhein. Die Statue Reichs wurde später wieder gefunden und in Verbindung mit einem Brunnen als Kriegerdenkmal vor dem Rathaus von Kehl aufgestellt. Das Rathaus wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und nach dem Kriegsende nicht wieder aufgebaut. Die Kinzigstatue steht seit der Behebung geringer Schäden aber noch heute auf ihrem Platz.

Mutter Kinzig am Kriegerdenkmal 1870/71 in Kehl am Rhein. Foto: Wikipedia 2010

Für den Erzguß der Porträtsbüste des Großherzogs Leopold erstellte Franz Xaver Reich im Auftrag der Stadt Baden-Baden das Modell. Gleichermaßen stammen von ihm die Modelle für die ehernen Standbilder des Abtes Martin Gerbert von St. Blasien in Bonndorf, die Bildnisse des Landgrafen Joachim und des Fürsten Karl Egon II. im Ornate eines Ritters vom Goldenen Vlies für den Monumentalbrunnen in Heiligenberg. Für die Heiligenberger Schloßkapelle modellierte er zusammen mit dem Bildhauer Sauer aus München den Kreuzweg, der, von der Millerschen Erzgießerei in München gegossen, in der Nagelfluwand am Weg zur Klause Egg eingelassen ist.

Madonna an Verena und Gallus von Xaver Reich
St. Peter und Paul in Bonndorf
Die Figurengruppe über dem Haupteingang vom Konstanzer Münster
Denkmal Abt Martin Gerbert von Xaver Reich aus dem Jahr 1856 im Bonndorfer Martinsgarten (vor der Restaurierung von 2011/2012) https://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Gerbert
Fürstenbrunnen in Heiligenberg von Xaver Reich
Leopold I. Grossherzog von Baden von Xaver Reich in Konstanz (Foto: joergens.mi, Wikimedia)

Lucian Reich 1860 in einem Brief an die Eltern:Sollten in Betreff der Leopoldfigur Steine in den Weg zu werfen versucht werden, so würde ich mich entschieden auf das gegeben gutheißend Wort des Großherzogs und seines Bruders des Prinzen Wilhelm berufen, und dem Großherzog zu bedenken geben, daß mit Zurücknahme dieses gegebenen Wortes ?? dein Ruf als Künstler gefährdet werde. Die Figur ist entschieden gut und wird später, wenn sich die Staubwolken verzogen haben, ihre Anerkennung finden.
Indem ich bitte der lieben Josephine im Garten zu gratulieren ebenso bei Nober auch bei Heinemanns meine Grüße auszurichten.

Das Landhaus an der Bräunlinger Straße in dem Johann Nepomuk Schelble und dann Xaver Reich mit Familie gewohnt hat. “Josephines Garten” war vermutlich vor dem Haus, wo heute noch die alten Bäume der Freunde der Natur stehen.

Zu den bedeutendsten Werken des Bildhauers zählt der Marmorengel am »Echo« in Baden-Baden, der vom Fürsten Karl Egon III. in Auftrag gegeben wurde.

Für das Denkmal seines Schwagers, des langjährigen verdienstvollen Donaueschinger Landtagsabgeordneten Kirsner, am Bahnhof, modellierte er dessen Büste, und für diejenigen des Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen wurde ihm die Goldene Medaille des Hofes zuerkannt. Für den Donaueschinger Friedhof hatte Franz Xaver Reich schon im Jahr 1843 einen eindrucksvollen Corpus für das zentrale Kreuz gemeißelt.

Als die Donauquelle im Schloßhof 1875 von Adolf Weinbrenner neu gefaßt und umgruppiert wurde, gestaltete Xaver Reich die Gruppe: “Die junge Donau als Kind im Schoß der Mutter Baar“. 1895 schuf der Künstler Adolf Heer eine Marmorgruppe über der Einfassung, die „Mutter Baar“ darstellend, wie sie ihrer „Tochter“, der jungen Donau, den Weg weist. 1939 schenkte Fürst Max Egon die Figurengruppe von Xaver Reich der Stadt Donaueschingen. Reichs Gruppe fand in den 1970er Jahren in der Nähe des Zusammenflusses von Brigach und Breg eine vorläufige Bleibe. Im Jahr 2021 wurde sie für die Umgestaltung des Zusammenflusses entfernt. Seit der Umgestaltung ist sie noch nicht wieder aufgetaucht.

Die junge Donau als Kind im Schoße der Mutter Baar. Sandsteingruppe von Xaver Reich am Zusammenfluss von Brigach und Breg von 1875. Die Sandsteingruppe wurde im Jahre 1939 der Stadt Donaueschingen geschenkt.

Aus dem Denkbuch von Lucian Reich: “Zu den bedeutendsten Aufträgen, die mein Bruder von Fürst Karl Egon III. erhalten hat, gehörte die Aufgabe, bei der Neueinfassung der Donauquelle im Schloßhofe auch diese mit einer Figur oder Gruppe zu charakterisieren. Statt wieder eine Nymphe, sagte mir Xaver, wolle er die junge Donau als Kind im Schooße der Baar in Vorschlag bringen. Dem Fürsten gefiel dieser die Heimat des Stromes so klar bezeichnende Gedanke; und der Beauftragte modellierte das Modell zu der Gruppe dann in München im Verkehr mit den Freunden Schwind und Schaller und auch mit Professor Widenmann.

Sein letztes erhaltenes Werk waren die Statuette zu einer Schlittschuhläuferin in moderner Tracht sowie eine Skizze zu einer Grablegung Christi. Er starb am 8. Oktober 1881 in Hüfingen.

Xaver Reich, Bildhauer
1. August 1815 – 8. Oktober 1881
Josepha Reich,geb. Elsässer
23. Aprlil 1823 – 19. November 1900

Quellen: Wikipedia, Chronik der Stadt Hüfingen von August Vetter 1984, Sippenbuch der Stadt Hüfingen, Briefe von Lucian Reich, Briefe von Anna Reich, Denkbuch von Lucian Reich, Fotos von Wikimedia und privat.