Briefe der Anna Reich an ihre Cousine Marie Heinemann 1875-1881

Briefe der Anna Reich an ihre Cousine Marie Heinemann 1875-1881

15. Oktober 2023 0 Von Hannah Miriam Jaag

überarbeitet

Leider sind diese Briefe selber verschollen und es existiert nur eine Transkription aus den vermutlich 1950er Jahren. Bei einer Trankription steht: “Dies ist der Brief, den Sie Frau Baumgärtner überlassen haben!

Anna Reich etwa 1885
Maria Heinemann 1878
Luzian Reich (07.01.1787 – 18.12.1866) und seine Ehefrau Maria Josefa Schelble (19.03.1788-12.11.1866). Die Großeltern von Marie Heinemann und Anna Reich. Sie starben kurz nacheinander vor Weihnachten 1866.
Foto von Johann Nepomuk Heinemann etwa 1866.

Lucian Reich (1817-1900) hat Margareta Stoffler (1825-1880) erst am 8. August 1874 in Geisingen geheiratet; deshalb sind die Daten von Anna Reich nicht bekannt. Anna Reich war also ein uneheliches Kind und bei der Hochzeit ihrer Eltern schon fast erwachsen. Anna Reich kam mit ihrem Vater später wieder nach Hüfingen und pflegte ihn bis zu seinem Tod am 2. Juli 1900. Danach heiratete sie einen verwitweten Landwirt in Neudingen und zog seine (8 ?) Kinder groß. Sie selber hatte nie eigene Kinder und starb hoch betagt in der Neudinger Mühle.

Marie Heinemann (Maria Josepha 23.12.1857-19.05.1948) war die einzige Tochter von Lisette Reich (Elisabeth 15.12.1819-24.06.1871) und Muckel Heinemann (Johann Nepomuk 30.05.1817-22.02.1902). Lisette Reich starb schon früh, deshalb kümmerte sich seine Schwester, Kätherli Heinemann (Katharina 30.04.1828-27.01.1900) um den Haushalt.


Rastatt, den 7. 7. 1875

Theuerste Marie!

Weil du Sonntag Morgen’s auf einen Brief von mir wartest, will ich nicht säumen, dir einen solchen zu übersenden. Gute Marie: ich glaube, daß dies endlich der letzte Brief ist, der nicht in jede Hände gelangen sollte, deßhalb, will ich dir jetzt noch einmal ausführlich, was ich selbst weiß, von dem, schon so oft erwähnten Unahnnehmlichkeiten schreiben, mit dem festen Vorsatz, nie mehr etwas darüber zu schreiben, – Ich habe dir’s geschildert, bis Sonntag, nun will ich fortfahren. – Also an dem im letzten Schreiben erwähnten Sonntag, haben wir einander Abends verfehlt, ich, Fanny und Maria, waren in Kuppenheim, u. da kommen wir ziemlich spät heim, weshalb ich St. nicht mehr traf. Ich sah ihn nie mehr, – bis gestern Abend, hatt ich ich das Vergnügen ihn zu sprechen. Ich forderte ihn auf, er soll mir deinen Brief weisen, ja sagte er, den habe ich jetzt zerrißen, ich kann ihnen nichts mehr davon zeigen, so sagte ich also mit einer zweiten Lüge, wollen sie die erste verdecken, aber es hilft ihnen nichts, vor meinen Augen sind sie ein Lügner, er sagte nein das bin ich nicht, ich habe einen Brief von Marie gehabt. Dann sagte er jetzt geben sie mir meinen Brief von der Marie, aber das will ich ihnen sagen, ist darin geschimpft, oder nur ein Wort, daß mir nicht gefällt, dann schicke ich ihn wieder retour u. schreibe noch etwas unten hin, da sagte ich um der Marie diese Unannehmlichkeit zu ersparen, bekommen sie ihn gar nicht in ihre Hände, denn daß keine Schmeichelworte für sie darin stehen, werden sie sich, wie ich ungelesen, denken können, da sagte er, dann geben sie ihn mir lieber nicht, aber was darin steht möchte ich doch wißen, das sollen sie sagte ich, öffnete denselben, gab ihm die Querte und las ihm den Inhalt des Briefes vor, den Satz wegen Sch. ließ ich aus mehreren Gründen draus, sonst las ich ihn Wort für Wort vor, (könnte ich zeichnen, ich würde dir sein Bild entwerfen, daß Komisch genug aussah) als ich geendet, zerriß ich denselben vor seinen Augen, er sagte so genug ich werde ihr auch schreiben, grüßte ganz kurz, drehte mir den Rücken u. rannte wie besessen von mir weg, ich glaube ich werde ihn jetzt nie mehr sehen.

Wegen der Neuigkeit, die ihm Herr Bausch sagte, fragte ich ihn auch, es war die, die du dir dachtest, nämlich wegen Herrn Ri. wegen einem Porträt sagte er auch etwas,

B. habe sich, glaube ich, bei deinem Vater photographieren lassen, dann habest du mit ihm gesprochen, oder was weiß ich. Doch jetzt genug davon, für ein u. allemal, du liebe Marie mußt mir noch einmal schreiben darüber, besonders wenn St. dir schreibt, was ich aber nicht glaube, auch schreibe mir, ob ich recht oder unrecht gehandelt habe mit dem Brief.

Ach theuerste Marie es thut mir sehr weh, daß ich mir immer den Vorwurf machen muß, daß ich Schuld bin, dir diese Kränkungen verursacht zu haben, ich bitte dich herzlich um Verzeihung, Vergeße alles so gut du kannst, nur mich, und die schöne Zeit die du hier erlebtest, nicht. Glaube mir, St. kann dir nichts Gefährliches anthun, wenn er auch hinkommt, sei deßhalb außer Sorgen, wegen deßen.

Sch. ist noch immer für mich von der Welt verschwunden, ich weiß gar nichts von ihm.

Theuerste Freundin, ich bitte dich habe Nachsicht mit meiner schlechten Schrift, das nächste Mal werde ich dir besser schreiben. – Ich sitze den ganzen lieben langen Tag in meinem Zimmerchen u. denke u. studiere wie es sein könnte, ich bin immer so zerstreut, u. das wirst du meinen Briefen wohl anmerken, glaube nicht, daß ich das vergessen, was mir so wehe that, wegen Aug. Ka. wenn ich seiner schon nicht mehr erwähne, geschieht es nicht aus Vergeßlichkeit, sondern nur um eine noch stark blutende Wunde, nicht zu erneuern.

Durch diese Auftritte in denen du leider auch verwickelt bist, habe ich als Momente, den Schmerz ein wenig vergeßen, aber nun hören jetzt auch diese auf, diese hinterließen mir mehr Zorn und Verachtung als Schmerz.

Ich geh nie aus, sonst hätte ich auch ordentliches Papier gekauft.

J. Nepomuk Heinemann.
Der Vater von Marie.
Elisabeth (Lisette) Reich 1819-1871.
Die Mutter von Marie und Tante von Anna.
Lucian Reich.
Der Vater von Anna und Onkel von Marie.

Rastatt, den 20. 7. 1875

Theuerste Marie!

Dein liebes Briefchen erhielt ich gestern Morgen, ich lag noch im Bett, als ich in’s Wohnzimmer kam, erblickte ich auf dem Tische dasselbe, mit welcher Hast ich dasselbe erbrach, wirst du dir denken können. Gute Marie, herzlichen Dank für dessen Inhalt, der mir bewiesen, das du Antheil an meinem, dir anvertrauten Schmerze nahmst, ach wie wohl thaten mir deine von Herzen ausgesprochenen Worte. – Diesen Morgen früh erhielt ich wieder zwei Briefe, der eine zeigte mir den – Hochzeitstag an – der gestern war, hätte ich das gewußt, daß gestern also seine Vermählung stattfinden würde, ich glaube ich währe nicht so ruhig neben Fräulein Werner im Garten geseßen. Ich kann’s gar nicht begreifen, daß die Geisinger, woher ich die Zeit doch so viele Briefe bekam, seiner nie erwähnten, es lief so schön ab, du hattest mich darauf vorbereitet, u. gestern erhielt ich die Anzeige schon, von seiner Vermählung, ich weis nicht wußten’s die Geisinger nicht, oder waren sie so nachsichtig mit mir, – Gott sei Dank, daß es so abgelaufen ist, jetzt schreibt mir gewiß niemand mehr Etwas von ihm. Ich kann mich jetzt schon eher faßen, ich glaube es ist wie du schreibst, die Zeit heilt alle Wunden, aber das glaube ich auch u. fühle es eine Narbe läßt sie zeitlebens mir zurück. – Doch genug denn ich fühle, ich bin noch nicht so stark, als ich mir es gerne vormachen wollte. Möge es ihm in seinem neuenStande wohl ergehen!

Theure Marie! was mich nicht nur beleidigt, sondern noch weit mehr wehe that, war dass du mein Vertrauen das ich dir schenkte so schlecht mit Gegenvertrauen belohntest. Ich habe dir doch Alles nur Alles, meine Gedanken, anvertraut u. du magst mir nicht einmal anvertrauen, daß du eine zweite Korrespondenz nach Rastatt führtst!

Dies hätte ich nie gedacht daß du so wenig Zutrauen zu mir hättest! Um dies eine bitte ich dich, sei so gut u. nenne weder mich noch Herrn Schneider in deinem Schreiben, denn nur zum Belächeln von deinem Herrn Korrespondent, fühlen wir und doch noch zu gut! Ich merkte wohl, daß er ordentlich bei Herrn Schneider gedatscht hat, aus Allerlei konnt ich’s entnehmen. Ich werde dir nicht mehr so viel schreiben, denn es könnte deinem Vater doch auffallen, wenn du gar zu viele Briefe von hier erhieltest. u. jedenfalls weiß der Herr St. amüsantere Neuigkeiten zu schreiben als ich, er ist ja ein sehr abenteuerlicher Mann.

Was die Reise anbelangt im Herbst ist sie vollständig von mir aufgegeben worden, als ich diese Neuigkeit erfuhr; Vater u. Mutter gaben ihre Einwilligung dazu, ich währe Ende September gekommen, aber jetzt werde ich ihnen diesen Grund angeben warum ich nicht gehe, ich sage ich finde es nicht für nöthig, da wir dieses Jahr so viel Besuch vom Oberland gehabt hätten, ich wollte warten bis das nächste Jahr.

Auch dies habe ich mir vorgenommen, nie mehr Jemand zu meinem Freunde oder meiner Freundin zu erheben mag das Schicksals Tücken über mich verhängen was es sei, ich wills versuchen allein zu tragen, der Gedanke dabei soll mich bestärken, daß man Alles dem lieben Gott klagen soll.

Viele Grüße von meinen Ib. Eltern u. deiner dich nie vergeßenden Cousine

Anna Reich.

Viele Grüße an Reichen.

Viele Grüße von Späth Marie. Im Theater war ich noch nie. Die Poststraße am Sonntag gelaufen mit Fanny und Marie.


Mit “Reichen” ist die Familie von Xaver Reich gemeint (siehe auch weiter unten). Josefa und Xaver Reich hatten 6 Kinder: Berthold Lucian Joseph Reich (01.06.1844-?), Maria Josefa Amalia (21.1.1848-?), Amalia Maria Anastasia (23.9.1850-22.10.1939), Klara Mathilde (27.11.1852-?), Karl Guido (14.11.1858 – ?), Amalia (25.12.1860-31.8.1955).

Portrait von Xaver Reich 1838 gezeichnet von J. Nepomuk Heinemann.
Josefa Reich, geb. Elsässer (1823-1900)
Foto von Xaver Reich

Rastatt, den 23. 8. 1875

Gute Marie!

Durch die Erlaubnis, von meinen Eltern, dich in Bälde zu besuchen, bin ich so frei und zeige dir meine Ankunft, die wahrscheinlich die nächste Woche eintreten wird, an. Ich erwarte aber jedenfalls noch einen Brief vorher von dir, worin ich hoffe, daß du mir rückhaltslos anzeigst, ob es dir angenehm, oder vielleicht auch dich unangenehm berühren könnte, wenn ich komme. –

Den Tag kann ich noch nicht bestimmen, Fräulein Gerstner geht mit mir bis Offenburg, sie geht auf einige Wochen nach Freiburg, um unangenehmen Erinnerungen auf Monate auszuweichen, wie ich auch. –

Liebe Marie, Neuigkeiten, die mich wie dich interessieren, will ich aufsparen bis ich’s dir mündlich erzählen kann. Nur soviel will ich dir einstweilen mitteilen, Fräulein Sch. ist jetzt fort, am Sonntag sei sie fortgekommen, Fräulein St. scharwänzelt noch immer in der Stadt herum, Fräulein Mathilde fühlt sich wirklich sehr vereinsamt u. verlaßen, denn Beker ist verreist u. zwar in Donaueschingen soll er sich befinden, oder wo weiß ich.

Wirklich gehe ich meist zu Gerstner Mathild, ihr kann ich Alles anvertrauen, da sie sich ja in dem gleichen Verhältnisse befindet wie ich.

Ich will nun enden für heute und dich nochmals bitten mir bald zu schreiben, hinsichtlich was meine Reise betrifft, oder aber wenn du mir nicht schreibst, ist es auch eine Antwort, die ich zu deuten weiß, die dann lautet, du brauchst nicht kommen.

Meine Sinnlosigkeit bessert sich so nach und nach wieder, ich hoffe daß es bei deinem Einflusse, den du auf mich übst, gelingen wird, so ziemlich mich davon zu befreien.

Leb nun wohl und sei herzlich gegrüßt u. geküßt von deiner dich innigliebenden

Anna Reich

Viele Grüße von Marie und Mathild

Nicht wahr die Rosenzeit ist vorbei?


Rastatt, den 6. Dez. 1875

Meine Ib. gute Mary

Dein Brief, welchen ich so sehnlichst erwartete, erhielt ich Donnerstag Abends, u. zwar in einer solchen schwermütigen Stimmung, es war schon dunkel, ich saß draußen im traulichen Zimmerchen u. weinte so stille vor mich hin, indem ich überdachte, wie ich so ganz verlaßen auf der Welt sei, ich dachte an vorigen Winter zurück, an die Tanzstunde, wies da so ganz anders war. Auch schweiften meine Gedanken zu dir hinauf Ib. Mary, ich dachte auch an jene Zeit als du hier warst, ich sagte Mary hat mich gewiß auch vergeßen, sie ist glücklicher als ich. – Ja sie ist glücklicher als ich – dachte ich, bis ich deinen Ib. Brief gelesen, Ib. Mary, ich weinte, als ich deine Worte las, ich nahm herzlichen Antheil an euch Beiden. Ach Ib. Mary, es thut mir sehr weh, daß auch du schon solch bittere Erfahrung machen mußtest, ach wo hätte ich so Etwas von Joseph gedacht, als ich bei dir war, du schreibst Ib. Mary, du könntest ihm nicht zürnen, auch ich könnte es nicht, aber bemitleiden, bedauern würde ich ihn, an deiner Stelle. Er dauert mich sehr, wenn ich so bedenke, wie es ihm jetzt sein wird, und wie man’s ihm jetzt macht. Ich hätte müssen weinen, wenn ich ihn gesehen hätte, wie er dir den Album gab und dich um Verzeihung bat, ach Gott wie wird ihm das so schwer gefallen sein. Ewig Lebewohl sagte er dir, ja das glaube ich im Moment hält er jetzt Alles für verloren, aber mit der Zeit ändert sich’s doch wieder, wieviele sind in ähnlicher Lage, für die sich später wieder alles günstiger und freundlicher gestaltet, wegen dem lb. Mary könntet ihr doch zusammenkommen, denn ich zweifle gar nicht, daß du ihm von Herzen verzeihst.

Um dies bitte ich dich meine lb. Mary, vergrößere seinen Kummer nicht noch durch dein Verhältnis zu Strobel, denke dir wenn er es erfährt, daß du so bald wieder einem anderen deine Liebe schenkst, ach wie würde ihn das schmerzen, denn es müßt ihm ja wie Spott von dir vorkommen, ich werde doch glauben dürfen, daß du lb. Mary für die Liebeserklärungen, von dem mir so unheimlichen Menschen, taub bist.

Wer weiß, vielleicht hofiert er dir nur, um sich zu rächen an dir, o wenn ich an jene unheimlichen Augen und Mundverziehungen denke, fürchte ich mich wahrhaft. – Wird J. R. das Mädchen heiraten? Den Schlag für seine aristokratische Frau Mutter.

Du wünscht theure Mary, daß ich nie so getäuscht werde wie du, bin ich’s nicht vor dir geworden? Das war ja noch härter für mich, denn du liebtest, wie du ja immer gesagt, J. R. nicht recht, aber ich, nun ich will schweigen, denn bald würden mir die Thränen wieder in die Augen steigen. Ach, u. zudem muß ich als wieder denken, er ist durch mich getäuscht worden, der arme Teufel, er meinte ja nur ich liebe ihn nicht, der dumme Sch. ist schuld, hätt mir der Aff nich hofiert, währs ganz anderst, nun was vorbei ist, ist nicht zu ändern, wer weiß für was es gut ist. – Liebe Mary, gestern war Onkel Reich bei uns, er brachte mir einen prachtvollen Ring, der mich sehr freute, nun hätte ich jetzt Ringe genug an mir, aber wie ich zum vierten kam, darüber tadelst du mich mich ganz sicher liebe Mary, ich vertauschte A.K. Ring, gegen einen anderen – denke dir letzten Donnerstag nahm ich ihn mit als ich auf den Markt ging u. ging damit in einen Goldwarenladen, zeigte ihn und fragte, ob ich nicht einen andern dagegen haben könnte, die Frau betrachtete und preiste ihn indem sie sagte – dieser Ring ist streng getragen worden, es klang mir wie ein Vorwurf, als ich diese Worte hörte, ja dachte ich, er ist ja streng getragen worden, denn immer immer glänzte er an seiner lb. Hand, es ist doch nicht recht von mir, daß ich ihn vertauschte, denn er hatte ihn auch immer getragenm u. gab mir ihn den letzten Abend als ich bei ihm war, er zog ihn von seinem Finger und steckte ihn mir an, mit den Worten, nimm einmal diesen Ring, bis ich einen Andern für dich habe, Mutter schimpfte mich auch als ich ihr’s sagte, nicht wahr Ib. Mary ich hab ihn doch nicht sollen hergeben.

Von Sch. weiß ich nichts, will auch nichts mehr von ihm wissen, ebenso von Emil, er war ein einziges mal bei mir, so lange er hier ist und schrieb zweimal von hier aus, ich gab ihm den Abschied, es führt ja doch zu nichts, es ist nichts, als das man unangenehme Auftritte dabei hat, auch Fridmann habe ich wieder beleidigt, er geht an mir vorbei und grüßt mich nicht mal mehr, ich gab Allen den Abschied, es führt ja doch zu nichts, ich fange nie mehr so was an, mach es du auch so lb. Mary.

Schrieb dir Herr Fridel noch nicht? Herr Riemk? war hier, wie mir Mathild schrieb, besucht mich aber nicht, was mir sehr lieb ist.

Vorgestern erhielten wir die Todesnachricht von Onkel aus Amerika, von dem ich meine schöne Goldgarnitur habe, wirklich folgt Schlag auf Schlag, wirklich ist’s fast zum rasend werden für mich.

Ach, Ib. Mary, könnten wir doch auch hie und da zusammenkommen, ach, wir hätten jetzt auch so viel zu erzählen und zu schwätzen, ich meine als es könne nicht sein, daß wir ? zusammen kömmen, wenn man nur auch mal die Sonnenschirme wieder mal brauchen könnte, denn ich habe Hoffnung, daß du mir ihn dann auch bringst, ach wie glücklich wäre ich dann!

Heute kam zum größten Leidwesen Elises Herr Sihiel nach Mannheim, er mußte sehr schnell fort, denke dir den ? für’s Elisle, sie hat ihn jetzt so arg gerne, denkst auch noch an die zwei, bei der Maientour u. an uns zwei auch u. an selbige Soldatenknöpf am Arm? Selige Erinnerung.

Gestern feierte Sternenwirths Wilhelm die Verlobung mit einem schönen Frauenzimmer von Kuppenheim, weist von dort wo wir damals so lustig waren, wo wir so tanzten miteinander.

Wie ich aus deinem Schreiben entnommen, hast du das Weihnachtsgeschenk auch schon wie ich auch, ich bekomme einen grauen Habolakregenmantel, er gefällt mir sehr gut, er kostete 12 fl. Deine Jacke lb. Mary kommt wirklich theuer, sie wird aber auch schön sein. Reichen Mary hat ja auch eine, Klara eine Pelzgarnitur u. Amelie einen Mantel, so schrieb es mir, Mittwoch schickte ich ihm seine Höschen, die es hier gelassen u. sein Armband, es wirds auch gesagt haben, denn ich habe ja Grüße u. Allerlei an dich ihnen aufgetragen.

Mein gefärbtes braunes Kleid ist ordentlich geworden, ich hab’s mit braun kariertem Stoff verziert auf der Taille eine Weste davon auf den Ärmel u. auf den Rock ebenfalls vom gleichen Stoff.

Ach du liebe Zeit am Mittwoch sollte ich beichten, was soll ich auch zuerst sagen, die Rastatter Sünden oder die Oberländer, oder am Ende das Stelldichein auf dem Schloßplatze, wo man den bei jener so schönen Maientour versprochenen Kuß erhielt? Ich muß auch wie jedes Jahr auf das Schlittenfahren verzichten, obwohl es dieses Jahr ?? viel Schnee hat bei uns und so grandig kalt, daß in meinem Zimmerchen die Fenster nie aufgefrieren, ich schlafe jetzt immer im Zimmer vorne, auf dem Kanape. Man sieht fast nicht mehr den Sprung an meinem Fenster, vor lauter Eis, aber deswegen denke ich doch noch oft an die Fortuna, denn wir verirrten uns auch einmal dort hinten aus der Tanzstunde!!

Strickst immer noch Socken, ich häkle wirklich kleine Tüchle zwei, das Muster das du mir gehäkelt Ib. Mary von Frau Heitz, viele Grüße von ihr, sie war heute bei uns, wenn die Rosen wieder blühen, werdest du auch hoffentlich wieder kommen.

Und nun zum Schluße Ib. Mary. Sei doch so gut u. schreibe mir Ausgangs dieser Woche, denn ich sehne mich als nach einem Brief von dir, nicht wahr schreibst mir bald, u. auch viel.

Herzlich grüßt und küßt dich deine dich liebende

Cousine Anna.


Bei der amerikanischen Verwandtschaft handelt es sich wohl um den erstgeborenen Sohn von Xaver und Josepha: Berthold Lucian Joseph Reich geboren am 01.06.1844 in Karlsruhe. Ein anderer Sohn, Guido Karl, geboren 14.11.1858, ist wohl erst später ausgewandert.


Rastatt, den 12. 2. 1876

Liebe Mary!
Auf deinen letzen Brief, der von so gedankenloser u. kalter Erzeugung mir hinlänglichen Beweis liefert, weis ich Nichts zu antworten. Deshalb soll mein Brief im höchsten Stadium des Schmerzes u. der Trostlosigkeit u. zugleich der höchsten Unruhe geschrieben, nur diese eine Gewissensfrage an dich stellen, was willst du lb. Mary dadurch bezwecken, daß du leugnest was ich dir geschickt, das du mich aufforderst dir dasjenige zu schicken, wovon ich leider nur zu gut die Gewißheit habe, daß solches schon geschehen, warum, warum, frag ich mich immer selbst, stellt diese, der ich so völliges Vertrauen bis daher geschenkt, mich als Lügnerin, oder doch zum mindesten eine gedankenlose, oder eine solche, die nicht weis was sie thut, dar.

Du kannst mich auffordern, ich soll dir das Gedicht schicken, indem du im Herzen denken musst, oi oi oi ich habe es ja schon sogar gelesen, ja schon zerrissen. Ich weiß keinen anderen Grund für dein mir so rätselhaftes Betragen, als diesen: daß ich dich Ib. Mary in meinem ahnungslosen Gedicht beleidigte, wenn du meinst, daß mein Gemisch Gemarsch, diesen ehrenvollen Titel tragen darf, ich würde mich nicht getrauen, es Gedicht zu nennen, ich dichtete es ja aber auch mit der Gewißheit, daß es nicht kritisirt werden soll, aber auch nicht, wie schon erwähnt nicht in dieser Meinung, dich Ib. Mary dadurch zu kränken, daß du’s einfach leugnest, du habest es gar nicht erhalten.
Ich bitte dich tausendmal um Verzeihung deswegen.

Eine Bitte habe ich an dich Ib. Mary, im nächsten Schreiben, dem ich sehnsuchtsvoll entgegensehe, schreibe mir nur diese Worte: „Ich habe es erhalten.” über diese Sache, sonst nichts. Meine Ruhe stellst du mir dadurch wieder her, denn du darfst mir glauben daß es mir Gedanken macht, daß du schreibst, du habest es das Gedicht nicht erhalten, es ist mir nicht einerlei, in wessen Hände es ist. Inwiefern habe ich mich unwissentlich bei Frl. Elise vergangen? Daß sie meinen letzten Brief, den ich ihr geschrieben, nicht der Mühe werth hält, ihn zu beantworten?
Wie ich mir denke, interessiert dich Nichts was ich dir von unserem nächsten Kränzchen mitteilen könnte, obwohl es sehr interessantes währe, dir Vorkehrungen die darauf getroffen werden, zu berichten, besonders das wunderschöne Quartett, zu dessen Ausführung wir schon zwei mal Tanzstunden hatten, 8 Paare wurden dazu gewählt.
Baldiger Antwort entgegensehent verbleibe ich deine dich innigstliebende Cousine
Anna
So kann man in Unannehmlichkeiten kommen wenn man an ? Böses denkt.


Elise (Elisabetha Heinemann 17.10.1858-27.06.1932)
1. Heirat 25.08.1881 mit Rudolf Franz Restaurator in Donaueschingen; hatte ein Sohn mit ihm der 1911 ledig starb.
2. Heirat 21.04.1884 nach Bad Dürrheim mit August Grieshaber; hatte 7 weitere Kinder.

 Elise mit ihrer Cousine Marie .

Ohne Datum (verm. Feb. / März 1876)

Meine liebe theure Cousine!

Ach wie lange lange schon ist es, daß ich deine letzten Zeilen erhielt. Es dünkt mich eine Ewigkeit, ich kann mich kaum noch erinnern, u. warum. Ja warum Ib. Mary vernachlässigten wir uns gegenseitig diese Zeit her, so unverzeihlich? Ich weiß Ib. Mary ich versprach dir schon die vorige Woche zu schreiben, ich wollte dir auch gleich nach der Faschingszeit schreiben, aber es war mir rein unmöglich, obwohl ich so vieles mit dir über diese vergangene Zeit zu plaudern hätte, ach so vieles, was für die Feder viel zu langweilig währe, wollte ich dir Alles niederschreiben wie es war – frage mein Bild, daß ich dir hier schicke, o wenn sich auch dieses große Maul öffnen könnte u. dir von der schönen Zeit erzählen könnte, ich glaube, daß dann der ganze Zug im Gesichte ein freundlicherer u. vergnügterer wäre, nicht wahr in meinem Gesicht findest du lb. Mary keinen Zug, der mit einem Fastnachts-Kostüm harmonierte, findest nicht jenen mich verklärenten Zug, den du einst fandest, als ich an jenem Abend von Geisingen wieder zu dir zurück kam. –

Theure Mary, bei dem kostümierten Kränzchen, wo wir acht Italiener Paare die Hauptrolle spielten, gefiel es mir zu gut, seit ich hier auf Bälle und Kränzchen gehe, ist dieses das einzige, an das ich fast täglich mit innigstem Vergnügen zurück den-ke, obwohl es mich auch oft so wehmütig stimmt, daß ich weinen möchte, wenn zwei zusammen kommen, die dabei waren, darf man sicher glauben, daß ihr gewähltes Thema vom Kränzchen ist, ohne Ausnahme gefiel es Allen sehr gut dabei.

Weniger gut gefiel es uns beim Tanzstund-Kränzchen, letzten Freitag v. W. ich glaube daß es uns auch gefallen hätte, wenn nicht Alle das andere Kränzchen im Kopf gehabt hätten, ich hatte mein Sommerkleid wieder an, ich ließ mich dieses mal auch frisieren, oben hatte ich gesteckte Locken, unten 3 Häng-Locken u. 2 Rosen an der Seite, die Frisur war sehr hübsch, wie man mir sagte, ich war eigenliebig gefallsüchtig genug, sogar noch zu glauben, wenn man mir sagte, sie gehe mir so gut.

Montag und Dienstag von 7 Uhr bis 10 Uhr gingen wir zu 7 Frauenzimmern, wie man sich hier beliebt auszudrücken, wir fanden als auch Herrn, die uns kannten unter-wegs, 5 waren in Domino, Frl. Wettin als Alte u. Frl. Habich als Köchin, den ersten Abend war es sehr schön, an den zweiten kann ich nur mit Wehmuth denken, o es hätte schöner sein können am Dienstag als am Montag, wenn mich nicht des Schicksals-Tücke, oder vielmehr ein unseliger Zufall so verfolgt hätten.

Auf Dienstag Abend hatten wir mit unseren Ib. schönen Italiener Buben verabredet gehabt, wenigstens ich und Notars Mathild, da währen also diese zwei noch mit uns, auch in Domino natürlich, im Löwen sollten wie aufeinander warten, so war es abgemacht, wir waren zuerst da, jetzt merke auf lb. Mary – Sch. hatte ich vor einer Stunde etwa auch gesehen, er sagte mir er gehe auch hier schnurren wie und wo wir uns treffen, ich sagte ich wisse es nicht, da sagte er wir wollen ein Losungswort gebrauchen, ich stimmte bei, indem ich dachte, ja heute Abend gilt bei dir weder Losungswort noch Suchen meinerseits, endlich trennten wir uns, er in der Hoffnung mich heute Abend noch einmal sprechen zu können, ich aber – ihn nicht mehr zu treffen. Wie schon erwähnt, waren wir zuerst im Löwen. Ich lief mit einem Student herum, der vorigen Abend schon bei uns war, ich unterhielt mich sehr gut mit ihm, obschon ich ihn nicht weiter kannte, auf einmal steht ein großer, schwarzer Domino vor uns, ich berücksichtigte denselben nicht weiter, er wechselte einige Worte mit dem Student, auf einmal trat er dicht vor mich u. sagte das mir bekannte Losungswort, ich schrak unter meinem Domino ordentlich zusammen, ich antwortete ihm nicht darauf denn schon sah ich den kommen, auf den ich wartete, noch einmal wiederholte Sch. das Losungswort worauf mir unbewußt die Antwort darauf meinen Lippen entfuhr, natürlich kannte er mich u. ich ihn, ich sagte nun dem Student ade, obwohl ich lieber bei ihm geblieben wäre, ich lief nun ich weis selbst nicht wie mit Sch. im Saal herum, so lange bis mich mein Herr erkannte, er kam auf mich zu, engagierte mich auf den soeben beginnenden Polka, ich tanzte nun mit ihm indem er mir so allerlei sagte, wie es schön werden könne usw. als der Tanz beendet sagte er die Gesellschaft wolle fort, ich müsse auch mit ihm, da Sch. nahm mich von seinem Arm weg, der andere aber sagte ja wir gehen jetzt, kommen sie Frl. Reich, Sch. sagte, nein sie geht nicht, sie bleibt bei mir, da sagte der andere wer ist denn dieses, ich antwortete ich kenne ihn nicht, mittlerweil kommen die anderen Frauenzimmer her u. sagten laß doch den fremden Domino fahren, wenn du ihn nicht kennst, Sch. sagte, sie laßt ihn aber nicht fahren, gleich munkelten einige es ist Sch. es ist Sch. darum laßt sie ihn nicht gehen, der andere fixierte ihn nun überall u. wolte ihn durchaus kennen, das einmal sagte er, ja es ist Sch. das eine mal, nein es ist nicht Sch. Dann sagte er zu mir, indem er mich am Arm nahm, jetzt gehen sie mit mir, sei es wer es wolle, Sch. raunte mir nun in’s Ohr ja Anna gehe nur, gehe nur, ich zwinge dich nicht zum dableiben, ach ich war so unschlüssig, so wankent, der andere sagte immer, ach ich bitte ihnen kommen sie doch mit mir, es ist ja Sch nicht, inzwischen kommt Kunz auf uns zu u. sagte so da ist Sch. das ist Sch. u. das ist d’Reich, du kannst dir denken wie mir’s war, der Andere ging nun von mir weg, indem er sagte, da kann man sehen, wenn sie Sch. am Arm haben, lassen sie mich fahren, jetzt sind sie im Himmel nicht wahr, ich wollte ihn zurückhalten, vielleicht mit ihm gehen, ich wußte es nicht, kurz ich wollte ihn zurückhalten, aber Sch. sagte laß ihn doch endlich einmal laufen, du bleibst bei mir, nun blieb ich bis 10 Uhr im Löwen bei Sch. die anderen gingen ins Kreuz, da dort auch ein Kränzchen war, der Andere habe dann zu Notars Math. noch allerlei gesagt wegen mir und Sch. seitdem grüßt er mich nicht mehr, ach wie viel mußt ich doch schon wegen Sch. aushalten, er schrieb mir schon wieder, seit Fastnacht Dienstag, schon am Freitag, ach der Sch. ich weiß nicht, so viel Unangenehmes hatte ich schon wegen ihm, schon so oft sind wir böse gewesen u. immer wieder kommen wir zusammen, ich weiß selbst nicht wie, ich stelle oft an mich die Frage, bist du nicht das dümmste einfältigste Mädchen Wo es gibt, nur an einen solchen zu denken, bei dem auch gar keine Hoffnung ist, bei dem ist es ja doch nie Etwas. Das der Andere jetzt wieder böse ist mit mir wegen Sch. ist mir auch nicht einerlei, bei den Andern lauft alles so stille ab, bei mir wissen es gleich alle wenn Sch. dagewesen, es geschieht mir aber ganz recht, wenn der Andere (seinen Namen will ich dir nicht nennen, ich weis selbst nicht warum, ich habe jetzt auch kein Recht mehr dazu) nur nicht böse wäre mit mir, auf Versöhnung rechne ich nicht, denn jetzt da kein Ball u. nichts mehr ist, kommen wir nicht mehr zusammen, nun ich muß mich eben darin fügen.

Und nun meine lb. Mary, wie gefielst du im Samtkleid, ach ich sehe ein siegreiches Lächeln an deinen Lippen schweben, ach du wirst zärtlich geliebt von St. meine Ahnung sagt mir, daß auch die Zeit über sehr vergnügt u. glücklich an der Seite eines hoffnungsvollen Jünglings umherschwebtest. Ach bitte schreibe mir Alles wie es gewesen, was er gesagt u. halt so Alles.

Ich will enden indem ich dich bitte mir ja recht bald zu schreiben, ach schreibe mir Morgen gleich, denke wie lange her es schon ist seitdem du geschrieben Tausend Küße und Grüße von deiner

Anna.


ohne Datum

Meine liebe Marie!

Hier sende ich dir das Ding, möge es gute Folgen haben! Ich kann dir nicht beschreiben Ib. Marie, wie mich dies Gedicht in Alteration versetzte, wenigstens 7 Bogen Papier versudelte ich, bis ich endlich zufrieden war mit meinem Werke, ich sage dir wenn ich mein eigenes Todesurtheil hätte unterzeichnen müßen, hätte mich’s nicht in größere Aufregung versetzen können wie dies Gedicht, gezittert habe ich, meine Schrift war so verändert, findest du dies nicht auch, ich hatte so viele Gedichte die für U. paßen, somit konnte ich fast zu keinem Resultate kommen, zuerst schrieb ich ihm diese beiliegenden, doch verwarf ich sie wieder, jetzt habe ich ihm dies geschrieben, ich weis nicht ist es dir bekannt: Einsam, bin ich nicht allein, denn es schwebt ja süß und mild usw. wenn nicht will ich dir’s schreiben. Meinst du auch er bekomme es durch diese Adreße?

O, liebe Marie, wenn ich nur bei dir sein könnte! Gelt dir gefällt es noch nicht so recht, ist dir noch Alles fremd, du bist eben auch ein Wesen, das sich nirgends gleich heimisch fühlt, ohne daß man dir zuerst zuvorkommend entgegentritt.

Ich kann dir nicht sagen wie ich mich freue aufs Frühjahr, denn du mußt zu mir kommen, o Marie, komme doch in mein Zimmerchen, o da plaudert sich’s so heimlich, so traulich, komme, komme.

Was hast du für zwei Wesen neben dir? Poetisch o. Prosaisch, fühlst du keine Simpathie für sie, ich bitte dich um Alles liebe Marie, schließ mir keine Freundschaft mit ihnen, denn dann würde ich sicherlich verlieren dadurch, du mußt wissen, in der Liebe wie in der Freundschaft bin ich sehr egoistisch. Könnte ich dir doch ein wenig Wärme von m. Zimmer abtreten, du armes Kind, du dauerst mich, wenn und ein so herzblutstockendmachend kaltes Zimmer hast, schlafst du allein? Sage mir liebe Marie, warum konntest du nicht kochen hier? O denk dir wie schön es gewesen wäre!

In der freudigen Hoffnung über Alles mündlich mit dir bald sprechen zu können, will ich nun weiteres nicht erörthern, aber dann wird’s geplaudert o u. wie!

Also sei so freundlich und besorge mir das Ding da recht, ich werde dir Dank dafür wissen, vielleicht kann ich dir’s durch ähnlichen Gegendienst wett machen.

Im Geiste umarme ich dich und verbleibe deine dich von Herzen liebende Cousine

Anna.

Baldige Antwort!

Schlaf wohl, möge deine Liebe dich erwärmen in deinem kalten Logis!

O gelt schreibst mir wegen dem dings, es ist mir, wie wenn ich ein Staatsverbrechen begangen hätte, ich möcht nur die Wirkung sehen u. hören, glaubst du er zieh mich?

Zürnt er mir?


Marie und Kätherli (Katharina Heinemann, Schwester von Nepomuk und Josef)
Fotos von Johann Nepomuk Heinemann etwa 1867
Josef Heinemann
Marie Heinemann gezeichnet von ihrem Onkel Josef

Rastatt, den 8. 4. 1876

Meine theure Mary!

Endlich, endlich nach langem peinlichem Wartens, erhielt ich deine so sehnlichst erwünschten Zeilen, wie sehr mich dein Bild erfreute, werde ich dir nicht erst zu schreiben brauchen, ach ich war ganz entzückt, du forderst mich auf, theure Mary, dir unverholen meine Kritik über dein Bild mitzutheilen, nun dazu bin ich gern bereit, du bist im Allgemeinen, glaube ja nicht daß ich dir schmeicheln wolle, sehr sehr gut getroffen, so gut das wenn ich dich betrachte, meine ich immer, du müßest den Blick auf mich wenden u. deinen Mund öffnen u. mir erzählen u. antworten auf das was ich dich so gerne fragen würde, wenn du nur den Blick auf mich richten würdest, aber was, es wäre ja doch nicht anderst. Auch muß dein Samtkleid so schön sein, ich beneide dich darum, die Kette liebes Kind macht nicht viel Effekt, man meint, wenn man deine Taille nur so flüchtig betrachtet es sei ein weißer Besatz an der Taille, nun das ist ja aber auch Nebensache, dein Ib. Gesichtchen ist doch sehr naturell.

Nicht wahr das bewußte erste Veilchen-Sträußchen revaschierst (revangierst) du mit deinem Bilde? Ja, ja, ach St. wird ganz entzückt dich täglich hundert mal betrachten u. küßen. Wie glücklich bist du, jeden Abend kannst du, während dem der Ib. Vollmond, die schönen milden Abende, noch durch sein Erscheinen romantischer u. schwärmerischer macht, Arm in Arm ein unblauschtes Plätzchen aussuchen, ach Gott, ach Gott, zu sagen hat man sich in solchen Momenten Nichts, ich kann mich gut in deine wirkliche Lage versetzen obwohl ich nicht in derselben bin.

Wirklich sind doch die Abende sinnberauschend schön, denke dir meine Ib. Eltern wandern auch schon wieder jeden Abend in Gottes freie Natur hinaus, ich gehe als zu Buderina Abends, oder sie kommt zu mir, dann gehen wir als auch auf dem Rheinauer Wege mutterseelen allein spazieren, gestern Abend kamen Buderina und Frl. Seitz zu mir, wir blieben da bis nach neun Uhr, hernach begleitete ich sie heim, morgen gehen wir drei nach Rothenfels, Maientouren wollen wir als auch wieder machen, ach was für ein Unterschied wird es dieses Jahr sein, gegen voriges Jahr, könnte ich dir nur ausführlich den nirentödtenten Durcheinander unter uns erzählen, wir drei sind mit den anderen alle böse, Alssermann u. ich, denke dir dieses Unglaubliche, laufen aneinander vorbei wie wenn wir uns fremd währen, ebenso Gerstner und Kurz, die zwei letzten sind jetzt immer beieinander, sie kommen als auch zu Späth, da erfahre ich alles wieder, was sie von mir sagen, denke dir Späth weiß auch alles wegen Sch. dieses ist mir eigentlich das ärgste, daß es Mary erfahren hat, denke dir Sch. erzählte den Studenten Alles, wie ich hörte aus Eifersucht, wenn er Verstand und bischen überlegt hätte, hätte er zu Allen geschwiegen, dieses kann ich ihm nie niemals verzeihen, nach Ostern, wenn seine Ferienzeit vorüber, kommt er wieder hierher, natürlich nicht ahnent, was unter dieser Zeit geschehen ist, ich gehe nicht zu dem Rendezvous, ich will unter keiner Bedingung mehr mündlich mit ihm sprechen, wenn er in Karlsruhe wieder ist schicke ich ihm seine Briefe u. fordere meine zurück u. damit fertig, ich will und darf ihn, der mir so unsäglich viel Unannehmlichkeiten bereitete, nicht mehr sehen.

Auch meine geringe Persönlichkeit erhielt schon vorigen Monat 4 Veilchensträußchen die ich trotz des Verwelkens aufbewahre, als Erinnerung, Ach Ib. Mary, ich bräuchte so notwendig einen Sonnenschirm, ich kann ja nirgends hin, ach bitte sei so barmherzig u. schicke mir auch einen neuen, weist einer mit einer Kette, du darfst den schwarzen behalten, auch schicke ich dir herzlich gern mein weißes Überkleid dafür, ersuche Amelia, es gibt dir auch etwas dazu, ich schreibe ihm deswegen, denn wie du weist sollte ich auch ein Sommerkleid haben, kann ja sonst den ganzen Sommer nicht fort, u. eben ein Kleid, ein Schirm, Schuhe, Handschuhe u. Hut, erlauben meine Mittel nicht anzuschaffen, ach bitte sei mir doch nicht böse, weil ich geradezu mich erfrecht (dich) direkt mit einer Unverschämtheit zu belästigen, verzeihst du mir dieses nicht?

Was ich für ein Samtkleid bekomme, weis ich noch nicht, ebensowenig wann, wenn ich mal den Stoff habe will ich dir Müsterchen beilegen, O, wie gut hast du’s, jetzt bekommst du ein Samtkleid, zwei Samtkleider u. hast doch schon zwei so schöne Sommerkleider gehabt, wenn ich nur dein gelbes hätte, wie gerne wollte ich mich den Sommer über mit demselben behelfen, aber ich armer Teufel besitze zwei einzige Kleider u. zwar beide für den Winter.

Liebe Mary, den Schmuck, den du mir auf Fastnacht geschickt, vergaß ich dir beizulegen, wenn ich dir das Überkleid schicke, lege ich denselben bei auch bisschen wohlriechendes Gewässer. Vorige Woche schickte ich Emil seine Photographie durch Eduard zurück, er ist seither schon wieder 3 mal an unserem Haus vorbei, ich weiß nicht, will er mich dadurch ärgern oder was, aber jedenfall lauft er mir nicht zu lieb vorbei, denn er schaut als nicht einmal an’s Fenster, die Tropfen wissen nicht, wie sie einem ärgern wollen.

Den Zopf von Kätherlein bekomme ich erst nach Ostern, sie hätten wirklich so viel zu thun, aber ich glaube die Hauptursache ist, weil die Friseure Madame bald in’s Wochenbett kommt.

? gibt Alssermann’s Buben keine Stunde mehr, sie hat jetzt einen Zahlaspirant, er schickte ihr ein schönes Poesiebuch zu ihrem Namenstage. Viele Grüße von Mary, u. jetzt brauchst du nicht mehr so lange auf ihre Photographie warten, sie lasse sich bald photographieren.

Gestern war kurz ihr Fischer da, denke dir sie liefen per Arm die Stadt hinunter. O du liebes Kind lebe wohl u. vergnügt u. denke auch bischen hir und da meiner in deinem Glück, o lieb so lange du lieben kannst, es kommt die Zeit u.s.w.

Schönen Gruß an ? Strobel, viele an’s Kätherlein. Viele Grüße von meiner Mutter an dich u. Kätherlein. Jetzt ist’s bald ein Jahr, seitdem du hier warst.

Ach bitte schreib mir doch recht bald wieder u. auch viel, es interessiert mich alles. Wenn in der Sch. Geschichte Fortsetzung folgt, will ich dir dieselbe mittheilen. Mit deiner Busenfreundin bin ich böse. Schreibe mir ja recht bald, bedenke daß deine Briefe wirklich mein einziger Trost sind.

Hat Strobel Anna schon geheiratet? Ist Schrenk Peggi schon wieder da von Stuttgart? Ist Hug Friedel gesund?


Rastatt, den 7. 9. 1876

Liebe Mary!

Die innigsten herzlichsten Glückwünsche zu deinem Namens-Tage, ruft dir deine dich innigstliebende Cousine aus der Ferne zu.

Ich will dir gewöhnliche Phrasen, die immer und immer bei solcher Veranlassung in Anwendung gebracht werden, unterlaßen, du bist mir gewiß nicht böse darob, denn du weißt ja, das ich dir nur Liebes und Gutes wünsche, wenn ich die Gaben des ? auch nicht so einzeln dir wünsche u. beschreibe.

Ach, wie glücklich war ich voriges Jahr an deinem Namens-Feste; jetzt ist es mir von dem Schicksale vergönnt, dir wie damals meine Wünsche mündlich darzubringen, nun in das Unveränderliche, von den Göttern bestimmte Schicksal muß man sich eben geduldig fügen.

Unwillkürlich drängt sich ein Gedanke mir auf, u. zwar, wann werde ich dir wieder mündlich gratulieren können? Doch genug, ich will auf ein anderes Thema übergehen

Wie stehts in Bezug auf die noch zweifelhafte Verlobung? Ist’s als noch ein Geheimnis, oder ist dieselbe schon ein Futter für Kritisirendes u. Verhechelnte?

Es wundert mich ob es zu etwas wird, ich meine eine schlechte Parthie wäre es nicht, er hat ja ein süßes Geschäft auch ist er ein schöner, gefälliger Bursche. Will ihn Klara nicht mehr? So, so dein Amerikaner Vetter, war ein solcher Herzeroberer, nun ich bin froh, daß ich ihn nicht kennen lernte, denn weist mein Herz ist auch nicht gewappnet genug, gegen Amors Pfeile. Du zweifelst, ob er Frl. Rank heirathen wird, nun ein Risiko ist es doch jedenfalls von ihr.

Liebes Kind was faselst du von schöner Gelegenheit zu kommen, ich meine du hast auch nicht weiter zu mir als ich zu dir, u. zudem ist des Jahreskehr an dir, o wie oft, wie oft dachte ich daran, diesen meinem Lieblings-Wunsch dir mitzutheilen, aber wenn ich mir als jene nierentötenden, hoffnungsvernichtenden Worte ins Gedächtnis zurückrief, die da lauteten: „Es ist vorbei mit Rastatt” da trieb ich meine Wünsche mit einem Stoßseufzer verbunden, in die unergründlichsten Tiefe meines Herzens. Mein Papa kommt nicht mit den Bildern, denn die Schule beginnt nächsten Dienstag wieder. Papa und Mama werden Euch das nächste Jahr das Vergnügen schenken, Mamale muß zuerst noch ein neues Röckchen u. neues Peterlie han, no kummt sie.

Ach bitte liebe Mary, komme im November oder noch bisle später, dann gehst du als mit mir auf die eroberungsreichen Kränzchen, denke dir köstlichen Spaß (?), bitte schreibe mir das nächste Mal ob du Lust hättest zu kommen, dann schreibe ich an Onkel, damit du um so eher Erlaubniß von ihm erhält, ich versichere dir ich bin nicht mehr so wunderlich wie voriges Jahr, ich bin wie ein umgekehrter Sack.

Aber blutete dir dein Herz nicht, als du die niederschmetternde Nachricht erhieltest, Herr Strobel herze und küße eine Andere? Denke dir Emil kommt wieder oft zu uns. Komme morgen Abend zum Zapfenstreich, diese Woche waren schon zwei, nämlich bei der Sedan-Feier u. Dienstag Abend General Moltke, der hier war zu Ehren, ‘s ist als recht ordeli darbei. Am Sonntag gehe ich nach Ettlingen um meine Freundin, die schon längere Zeit dorten ist, abzuholen, dann werden wir noch nach Karlsruhe ge-hen.

Und nun liebes Kind muß ich enden. Denke beim Anblick des kaum erwähnenswerthen Geschenkchens: „Wenig aber von Herzen.”

Herzliche Grüße von meiner Mutter u. sie läßter ou gratulire u. du sollist ou kumme.
Auch viele Grüße an Kältherlein.
Bitte Ib. Mary schreibe mir so bald wie möglich. Das wurmse surmse, hast du nicht recht entziffert, auch die beiden Buchstaben hatten nicht dieselbe Bedeutung, die du ihnen zuschreibst, sie waren bedeutungsllooooss.

Was bekommst du allerhand zum Namensfeste, von wem?
Also noch einmal die herzlichsten Glückwünsche auf morgen und viel Vergnügen.

Lebe nun recht wohl und schreibe recht bald deine dich liebende Anna.

Ist die Ernte auch schon vorbei droben?
Gott Straß es ist sinnverwirrend kalt.


Mit amerikanische Vetter handelt es sich wohl um den erstgeborenen Sohn von Xaver und Josepha: Berthold Lucian Joseph Reich geboren am 01.06.1844 in Karlsruhe. Ein anderer Sohn, Guido Karl, geboren 14.11.1858, ist wohl erst später ausgewandert. Der “Amerikaner Vetter” kann aber auch der älteste Sohn des Fridolin Heinemann – Josef Heinemann (*21.11.1857) sein der nach Amerika ausgewandert ist, wobei auch dieser 1876 vielleicht noch zu jung war.


Rastatt, den 24. 10. 1876

Meine theure Mary!

Schon sind etliche Tage verfloßen, seitdem ich dein Ib. Brieflein erhalten. Ich wollte dasselbe wie gewöhnlich, gleich beantworten, wurde aber durch verschiedene Ereignisse, zum Theil sehr unangenehme, davon abgehalten. Gerne würde ich dieselbe nennen, befürchte jedoch deine Geduld auf eine zu harte Probe dadurch zu setzen, will’s also, auf obiges bezug nehmend, nicht nennen und alles bei mir behalten.

Ach wären wir doch beisammen, dann ja dann.

Theure Mary, wie geht es sonst, seit ihr wieder alle wohl? Hoffentlich. Vater ist G.s. D. ganz wohl. Mütterchen so so, la la, meine geringe Persönlichkeit befindet sich auch wohl. o je. Bei Durchlesung der so schlimm u. sehr unangenehm ausgefallenen Verlobung von M. wurde ich ganz starr u. Entsetzen ergriff mich davor. Nur so Etwas nicht. Weniger erstaunt war ich bei Durchlesung wo du mir schreibst Amelie habe sich beleidigt gefühlt, der verspäteten Gratulation wegen, ich dachte mirs, thut mir leid aber ändern konnte ich’s nicht, ich sah zu spät im Kalender nach, wo sein Tag verzeichnet ist.

Herr Gott Salon, werdet Ihr aber nobel in Hüfingen, schon wieder neue Hüte mit ächten Federn darauf! Ich behalte meiner von voriges Jahr wieder.

Ich wollte zuerst meinem Cousin einen Brief für dich mitgeben, aber ich fürchtete der Teufel mache uff. Vater hat ihm einen für Onkel R. und Herr Pfarrer mitgegeben. Du mußt nämlich wissen er war in Heidelberg in einem Geschäft u. nun ist er bei’s Fritscherichs in Hüfingen comis, gestern Morgen kam er bei uns an, und ging heute Mittag ins Oberland. Ich erzählte und schwatzte ihm immer von dir, zeigte ihm deine Photographie. Ich sagte zu ihm er solle als auch mit dir tanzen, er ist nämlich ein guter Tänzer, er ging auch in die Tanzschule. Er ist so groß wie du, hat gerade solch schwarze Haare wie du und akurat solche rothe Wänglein wie du. Er mußte mir ver-sprechen, dir hie und da Fensterparade zu machen, wenn es dich auch ärgert, macht nichts. Ich lege dir an’s Herz, gehe auch zu ihm in Laden u. schreibe mir, wenn er Unfuge u. d. gl. treibt droben, was ich zwar nicht hoffe, ich sprach ihm sehr zu, er soll auch brav sein, ich erfahre es wenn er es nicht sei u. s. w. einen heillosen Mist schwatzte ich an ihn hin.

Liebe Mary, ach könntest du nur auch hie und da Abends bei uns sein, o wie vergnügt wollten wir sein, so aber ist’s halt langweilig, besonders heute Abend, Mutter spinnt, Vater ist noch in Karlsruhe, er kommt erst um neun Uhr heim, u. ich sitze da u. schreibe für mein liebes Kind einen Brief jetzt da.

Weder Tag’s noch Abend’s werden wir in unserem Alltäglichen gestört o je.

Du schreibst mir immer was Andere für Kavaliere haben, deiner vergißt aber immer mir zu nennen, hoffentlich wird’s bald, od. ich erfahre es irgendwo andersher, wart’ mir Mädele, mußt ja nicht denken, es komme mir einmal in den Sinn du habest keinen Gschboutsi, o je.

Ist’s bei Euch droben auch schon so nerventödtent kalt? Herr Gott Salon, Mutter friert schon wieder von Morgens früh bis Abends spät, o je. Gott-Straß, wirklich ist’s ehrlos langweilig o je. Fort komme ich wenn ich Kommissionen machen muß, sonst nicht, ich bin am liebsten daheim. Wirklich mache ich stramm an Vaters Hemden. Was schaffst denn du?

Bitte liebe Mary, komme doch diesen Winter zu mir, dann gehst mit auf die Kränzchen. Soll ich deinem Vater schreiben deswegen? Nicht wahr Ib. Mary, du schreibst mir recht bald wieder, o ich bitte dich um alles in der Welt darum. Und nun schlaf wohl. träume süß, am Morgen nicht zu früh.

Ade Kind, grüße mir die Leute, die mich kennen.

Ein Satz im Dialekt dann:

je es ist so warm do hin, jo jo.

Schreibe recht bald wieder deiner dich innigstliebenden Anna.
Viele Grüße von Mutter. Grüße auch’s Kätherlie u. Elise.


Rastatt, den 26. 11. 1876

Meine theure Mary!

„Selige Erinnerung der Vergangenheit!” durchlebe ich im Geiste noch einmal den gestrigen, vergnügungsreichen Abend, muß ich unwillkürlich an oben angeführte Worte denken.

Liebe Mary, nach langer langer Zeit endlich kam ich einmal wieder zum Tanzen u. was drum und dran hängt, u. zwar gestern Abend, um 8 Uhr begann das Konzert, woselbst ein Hofopernsänger von Karlsruhe mitwirkte, Herr Gott Salon, nein der hatte eine Stimme, so hörte ich noch nie singen, das Konzert dauerte bis 10 Uhr, nach einer 1/2 stündigen Pause, wurde der Tanz durch Polonaise eröffnet, u. nachher verstrich die Zeit unglaublich, nierentödtent, sinnverwirrent schnell, durch herz-blutstockenmachende Tänze u. was drum u. dran hängt. Um 1/2 4 Uhr gingen wir schon heim, ach ich hätte so gern noch den nächstfolgenten Lacie mitgetanzt aber – Nun was habe ich jetzt davon, nichts als das Nachdenken u. was drum u. dran hängt. Liebes Kind dies ist Alles, was ich dir aus meinem einförmigen Alltagsleben mittheilen kann.

Nun nun du schreibst ja mir einen gräßlich scharf verfaßten Brief, dein zweitletzter Brief gelang ja in meine ?, ich schrieb ja Elise nicht, daß ich keinen Brief erhalten habe von dir, sondern blos warum du mir so lange nicht mehr geschrieben, es kommt mir fast vor, als währe es ein Verbrechen, wenn du mir schreibst ohne daß ich dir vorher antworte geld so ist’s. Herr Gott Salon wehrt die sich wenn man sagt Fridolin Fridolin od. wenn man singt: Holdes Grün, wie lieb ich dich, weil mein Schatz ein Jäger ist. u. doch – Wer dir begegnet auf der bekannten Straße weis ich nicht, da jene Erwähnung, nur eine von meiner im Hirn erzeugten Einbildung wahr, bei uns nennt mans ?, Witz, Spaß u. d. gl. was du so gleich alterirt bist!

Soso du sprachst mit meinem Herr Vetter Bodenhopser, Schubladenzieher, wenn du zu ihm kommst wieder, dann bitte ich dich um alles in der Welt, sage zu ihm er sei ein Erdslügner ein fauler Fisch, ein ein ein Spinnenbobelenhirn u. noch vieles Andere hast gehört dieses sagst zum hast’s gehört, er wird dann schon wissen warum u. was drum und dran hängt.

Was ich auf Weihnachten mache fragst du mich, ha ich sticke Vater ein paar Pantoffeln u. du?

Elise schrieb mir heute auch. Denke dir gestern Abend sagte ein Herr zu mir, ich war in Hausach, da traf ich Herrn Bernauer, er sei auf der ? dort, dann haben sie so halt so von der Tanzstunde geschwätzt, dann habe Herr B. gesagt, er solle mich herzlich grüßen u. so. u. so. er hni halt ou n Freud g’ha, Herr Gott Salon, denkst auch noch an seine Knöpfe u. was drum u. dran hängt?

Liebe Mary ich bitte dich um Alles in der Welt u. um noch vieles Andere komme doch nach Rastatt, aber nicht erst an Fastnacht, komme Gott-Straß auf Weihnachten, es sind ja drei Feiertage, bis dorthin ist jedenfalls wieder ein Kränzchen, o Mary komme, komme doch, soll ich an Onkel schreiben deswegen, od. erhälst du ohne dies Erlaubniß, ach nicht wahr du schreibst mir das nächste Mal davon, o mein ich hätte dir auch vieles Erlebte nie wieder Kehrendes zu erzählen, wenn es von dir abhängt zu kommen od. nicht – so erfülle meine inständige Bitte u. wähle Ersteres.

Kätherlein laße ich noch nachträglich herzlich Glück wünschen zu seinem gestrigen Namenstage d. h. wenn es sie noch annimmt. Meine Mutter kommt nächste Woche hinauf, aber nicht im Hemd. Ich gehe nächsten Monat oder im Januar nach Paris, als Musiklehrerin eine Stelle habe ich schon bei Graf Murat. Meine Adresse ist dann:

A. R.
per Gram a Loth e le va Murat???
Lo schemo???
a Paris N. 386

Bin ich erst einmal in Paris, weis ich dir mehr zu schreiben. Elise schreibe ich noch einmal bevor ich gehe. Also bis dahin Gott befohlen liebes Kind. Auf Ib. baldige Antwort hoffend grüßt und herzt dich innigst deine dich treu und ewig, innigst u. aufrichtig liebende Anna Die Liebe klebt wie Bärendreck

Man bringt sie nicht vom Herz hinweg
Gute Nacht, ins Guschi gehe ich jetzt u. denke an dich u. noch an vieles Andere u. was drum u. dran hängt.

Schreibe ja recht bald wieder od. ich erschieße mich mit Gansdreck, wir stopfen ja eine, da hab ich ja schon Gelegenheit.


Rastatt, den 29. 12. 1876

Meine theure Mary!

Schon ist wieder ein Jahr in dem Strom des Lebens dahingeflossen, wieviele freundliche, mitunter auch freudige Erinnerungen steigen vor unserem geistigen Auge empor, wenn wir uns das erlebte alte Jahr zurückrufen, nicht wahr liebe Mary, trübe Stunden zählt das verflossene Jahr keine oder doch nur sehr wenige, der liebe Gott wolle uns auch im neuen Jahr nicht mehr senden. Doch ich komme von meinem eigentlichen Thema ganz ab. Ich wollte dir ja Alles Liebe u. Gute von Herzen zum neuen Jahre senden. Du lieber Gott, füge es doch, daß die liebe Mary bald wieder einmal zu mir kommt, weist wir hätten ja miteinander so viel zu erzählen, was weist du ja schon.

Liebe Mary, ich will gar nicht viele Worte gebrauchen, meinen Neujahrs-Wunsch dir darzubringen, begnüge dich also mit den oben wenig erwähnten Worten.

Daß du diese Feiertage nicht kommst, habe ich zu meinem größten Leidwesen bemerkt, nun wie verliefen dieselben? Bei mir verliefen sie sehr ruhig. Was bekamst du zu Weihnachten? Ich bekam eine augenblendent, sinnverwirrent, herzerobernten Jacken. Mein ich bin schön d’rin, obwohl dieses noch Niemand zu mir gesagt, glaube ich’s doch.

Kränzchen besuchte ich diesen Winter erst ein einziges, nächsten Sonntag das zweite, o wärst du doch da, denke dir wie schön es währe, Tänzer gibt es genug, Beweis hirvon ist, das ich noch nicht ein mal sitzen bleiben mußte, ist doch gewiß viel gesagt, am Samstag ziehe ich mein schwarzes Kleid an, es ist sehr schön gemacht. Donnerwetter, wenn du nur bei mir wärst, mein ich wollte dir deine Grillen austreiben, durch Allerlei Schnurren u. Schnaggen u. Possen und Rosen u. s. W.

Neues Ib. Kind weis ich dir nicht viel. Kunz Fanny ist in Freiburg, als Ladenmädchen, warum sie von daheim fortging od. mußte, laßt sich leichter mündlich erzählen, als schriftlich.

Reichen habe ich (eigentlich: mich) nie eingeladen dieses Jahr, aber Vater haben sie schon eingeladen, so viel ich gehört, will ja Klara kommen, horche auch droben, sage du gehest auf Fastnacht herunter, ob sie nichts sagen zu dir, bitte aber nenne meinen Namen nicht. Ich weis jetzt also nicht kommt eine od. nicht, od. wann, od. wo, od. wie, hast gehört sage einmal so etwas droben, schreibe mir dann, was sie gesagt haben. Schreibe mir auch die nächsten Tage. Elise hätte ich auch geschrieben, aber da sie fort ist, finde ich es für unnöthig. Sage ihr ich laße sie grüßen u. s. w. Ob keine Aussichten hier sind fragst du mich, ha für dich gibts vielleicht schon, für mich ist’s wirklich nichts.

Liebe Mary schreibe mir auch recht bald u. auch viel geld! Ich freue mich auf die Fastnacht, sonst sage ich jetzt Nichts mehr. Grüße uns herzlich Onkel u. Kätherlein u. auch glückseliges Neujahr, hast’s gehört? Schreibe mir auch bald. Denke am Samstag um 8 Uhr jetzt geht sie auf’s Kränzlein.

Herzliche Grüße u. Küße nehme im Geiste entgegen von deiner A. R.

Wie viele Neujahrs-Karten werde ich noch bekommen 1 od. O thut nichts.

Wie viele erwartest du? 5 od. 11!


Xaver Reich
Josefa Reich, geb. Elsässer (1823-1900)

Mit “Reichen” ist die Familie von Xaver Reich gemeint. (siehe oben)

Xaver Reich (Franz Xaver 01.08.1815-08.10.1881) und Josefa (1823-19.11.1900) Elsässer hatten 5 Kinder:

Berthold Lucian Joseph Reich geboren am 01.06.1844 in Karlsruhe
Maria Josefa Amalia (21.1.1848 verheiratet 08.03.1866 mit Karl Eschborn),
Mary (Amalia Maria Anastasia 23.09.1850-22.10.1939),
Klara (Klara Mathilde 27.11.1852-?),
Karl Guido (14.11.1858-?), ausgewandert in die USA
Amelie ( Amalia 25.12.1860-31.8.1955)

“Die Reichen” war sicher auch so gemeint, da Xaver Reich es zu deutlichem Wohlstand geschafft hatte und seine Töchter von den Cousinen wohl etwas “abgehoben” waren.

Über Karl Guido Reich geboren am 14.11.1858 in Hüfingen, heiratet Josephine (Sophia) Kirchler geboren am 15.12.1864, gestorben in New Jersey am 24.10.1926. Auswanderung nach Amerika.
5 Kinder



Rastatt, den 4. 1. 1877

Erwählte, einzige Freundin meines Herzens!

Habe dir zu vermelden, daß den 21. d. M., also nächsten Samstag über 14 Tage, ein Maskenball ist u. gleich hernach einige Kränzchen, vielleicht ist vorher auch noch Etwas. Ich bin nun der Ansicht, daß du bis 21. kommen sollst, denn speziell nur der Fastnachtsvergnügungen wegen hierher zu kommen währe Thorheit, denn über Fastnacht ist rein gar nichts hier.

Richte es also so ein, daß du im Verlauf von 8 Tagen kommen kannst, dies liegt doch gewiß im Bereiche der Möglichkeit, aber nicht ausser den Grenzen deines Willens. – Von Reichen wird keines kommen, wenn Mary krank ist. Wie geht es ihr? Warum thun sie so geheimnisvoll mit ihrer Krankheit?

Schreibe mir sobald du kannst, ob du jetzt kommst, oder erst später, ich rathe dir komme jetzt.

Deinen weißen Schleier kannst du hier schon brauchen, sogar sehr gut. Meine geringe Persönlichkeit hat noch nie einen weißen Schleier getragen, wird auch keinen tragen, da dies zu nobel für mich wäre, schwarze Schleier habe ich auf dem Sonntags u. Werktagshute. Was ich zu Weihnachten bekam will ich dir zeigen wenn du in meinem Zimmer stehst. Ach Gott, wenn du auch in meinem Zimmer bist, welch köstlicher Spautz!

Schreibe mir doch auch gleich, zugleich wann du kommst, damit ich wischen kann u. Spinnbobeln weg thun kann u. was drum u. dran hängt. Herr Gott Salon!

Nehme auch viele und 1 helles Kleid mit. Boa u. Muff, Hut u. Schleier u. deine Uhr u. was drum und dran hängt. Schreibe mir also recht bald. On, wie, wann u. u. u. du kommst.

Tausend Grüße u. Güse empfangen im Geiste von deiner dich sehnlichsterwarten-ten A. R.

Jaso, meine Ib. Eltern danken ? für deine lieben u. gutgemeinten Glückwünsche u. ich danke a recht schön dafür. Gruß von Mammale u. sollischt au bald kumme.

Auf baldiges Wiedersehen.

Grüße an Onkel und Käthchen.


Rastatt, im Mai 1877.

Meine liebe Marie!
Wie ergeht es dir liebe Mary? Bist du immer gesund und munter? Was ist deine Hauptbeschätigung? Im Garten wirst du die goldene Zeit des Wonnemonats meist zubringen und die Kinder Floras hegen und pflegen, In dieser Arbeit beneide meist dich wirklich. Welche Wonn, welche beseligende Empfindung, in Gottes prachtvoller Natur beschäftigt zu sein, in diesem Monate, da ja alles grünt und blüht! O, Wonn!
O, seliger Genuß!

Nacht ihr keine Maientouren? Dieses Jahr macht ich noch nicht ein einzige, kam
ganz gewiß auch nicht dazu. Ist ?..

Mit wem macht Ihr diese diese gottvollen, seelen- und herzerquikenden Vergnügungen? Elise mit R. F. und mein Marichen mit J. St. den daß Ihr zwei Euch wieder gefunden, spüre ich in allen Gliedern, od. ists das nicht, ists sonst ebes intressantes mit dir. Nicht nur am Tage, sondern in der Träume Stille umkaugelt mich dein Ib. Bild. Schon oft wenn ich selig, allem menschlichen Treiben entrückt, in Morpheus Zauberarmen ruhte, riß mich ein Traumbild wieder in die Wirklichkeit zurück, was war es für ein Traumbild? Mir träumte: „Meine Mary sei soeben in Rastatts kugelfesten Mauern angekommen, ich bin ganz überselig, ich führe sie in unserer schönen Wohnung herum, ich gehe Arm in Arm mit ihr auf den Murgdamm bummeln u.s. w. auch kommt es oft vor daß ich dir eine Schüssel unterheben muß, warum, ha aus einem gewißen Grunde. Doch liebe Mary allen Scherz bei Seite, kein Tag vergeht an dem ich nicht fortwährend an dich denken muß. Doch soweit ich dich kenne, glaubst du mir dieses offene Bekenntniße nicht, u. es ist denoch so. Ach liebe Mary, warum kamst du nicht an Fastnacht? Warum nicht jetzt erst, o ich könnte rasend werden wenn ich daran denke, wie schön wie gottvoll hätten wir es auch da, in jeder Beziehung, warum mustest du auch noch einmal in jene mölankolische Wohnung kommen! Mir gruselt es eiskalt den Rücken herauf wenn ich an unsere erste Logis denke.
Meine einzige Freude und Ermunterung ist das Wohlbefinden meiner Ib. Eltern u. unsere schön unterhaltende Wohnung.
Zu erzählen hätte dir schon einiges, aber schreiben? nun dadurch würde ich deine Geduld einer zu harten Probe unterwerfen. Von Elise hätte ich dir auch einiges mitzutheilen, gewiß würdest du mir bei Ihrem Roman gerne zuhören.
Frl. Fanny Kunz ist auch wieder hier, hat einen Zahlaspiranten.
UI. kommt jede Woche einmal zu unseren Herren-Buben hinauf, ich gehe ihm jedesmal aus dem Wege, so gut ich kann, was ihm jedenfall sehr angenehm ist, er kam in eine unangenehme Geschichte hinein mit einem Offizier und zwar auf offener Straße, ich bin sehr begierig, wie das Ende abläuft, er zeigte es beim Direktor an.
Habt Ihr auch immer so unbeständige Witterung? Wirklich ist der Himmel wieder ganz mit Regenwolken angefüllt.
Morgen ist Fronleichnams-Fest.
Ach Gott! Selige Erinnerung aus meiner Kinderzeit! Wenn ich morgen nur einer Prozeßion beiwohnen könnte, wie du weist, haben die Rastatter diesen schonen ehrwürdigen Brauch abgehen laßen.
Denkst du auch an jenen Fronleichnams-Tag als du hier warst, weist wir machten morgens eine Maientour, von der wir im höchsten Grade Herzerweiterung bekamen.

liebe Mary ich habe eine junge, wilklich fabelhaft gescheidte, unglaublich schöne Katze, of wenn wir so allein beisammen sie ermüdent ihr Köpfchen auf meinen Schoß legt, erzähle ich ihr als von dir, und herzerweichend ?rührend anzusehen, laufen ihr als die hellen Thränen über ihre behaarten Wangen, besonders wenn ich als an die Stelle komme, wo wir an einem Sonntagnachmittage so sehnsuchtsvoll im Engel in Niederbühl im oberen Stocke umherschoßen.

Liebes Kind sind die erinnerungsreichen Momente bei dir bald herum? Bei mir gehen sie Gott-Straß erst recht an, Herr Gott Salon. Donnerwetter der Kerl.

Nicht wahr liebe Mary, du vergißest mich nicht, auch wenn du dich in deinem gewünschten Elisium befindest!

Wenn du nur halb soviel an mich denkst, wie ich an dich, dann bin ich befriedigd, dann bin ich’s zufrieden. Was macht auch Fritschi’s Schubladenzieher? Er komme nach Karlsruhe als Grenadier.

? ja schon wieder ein neues Kleid? Ich bekomme keines, ich veränderte mein vorigjähriges, ich macht selbst Bolenfransen daran, die kolossal schön sind, wenn ichs anziehe springt mir als immer unsere Katze nach, vor lauter Blesier, die sie an den Bollen hat, wenn dus nur sehen köntest, du wirdest gewiß heulen.

Bitte gute Mary, schreibe mir auch recht bald.

Viele Grüße von meiner Mutter

Herzliche Grüße und Küsse (im Geiste) von deiner dich liebenden Anna.


Rastatt, im August 1877

Meine liebe Mary!

Je länger ich zög’re einen Brief zu beantworten, desto schwerer finde ich einen Anfang dazu, wenn ich ihn endlich einmal beantworten will. Schon volle 10 M. sitze ich hier über Papier und Feder gebückt und suche und hasche nach einem, wenn nicht zischen, so doch ordentlich geschriebenen Anfangs-Satze. Und nun ich mit meinem, zwar nicht schmeichelhaften Bekenntniße den Anfang machte, ist mir geholfen. Ich will nun versuchen, was ich weiß nach einander dir Ib. Mary herzudiktiren.

Gesund und wohl verlaufen mir die Tage sehr ruhig und einsam. Ich bin immer zu Hause die ganze Woche, gehe regelmäßig, Montag, Donnerstag und Samstag auf den Wochenmarkt, kaufe da ein was notwendig ist u. gehe wieder nach Hause, da ich nie od. höchst selten eine von meinen Freundinnen dorten treffe, da dieselbe die Einkäufe durch ihre Leute besorgen laßen. Sonntag’s ist mein erster Ausgang in die Kirche, woselbst sich mein Gemüth u. meine Seele erhaben fühlt.

Trotz zwischen Elise und mir noch die alte Freundschaft besteht u. wir einander noch von Herzen gut sind, komme ich höchst selten zu ihr, voriges Jahr um diese Zeit verstrich kein Tag, das wir nicht beieinander waren, warum Ib. Mary, diese Frage ist sehr inhaltsschwer für Elisen auf ihr künftiges Glück od. Unglück wirkent. Wenn ich dir’s mündlich erzählen könnte –

Doch genug von diesem. Ludovica kommt auch selten, eben auch darum. Zu Späthen komme ich sehr wenig. Mary erzählte mir letzthin Sch. sei als Leutnant hier gewesen, also seit Fastnacht schon drei mal und ich habe ihn noch nie gesehen, sehne mich auch nicht mehr nach seiner holden Gestalt. ? ist nach dem er das Examen sehr gut bestanden am Freitag dem 9ten von hier fort. Er kam zu uns um mir adie zusagen, Mutter und ich waren allein zu Hause, Ib.

Mary, wie du weist ist es ja schon lange Zeit mit uns aus gewesen, aber als er kam, um mir Lebewohl zu sagen, fühlte ich, daß er mir noch nicht fremd ist. Stillschweigend und mit abgewandtem Gesicht streckte ich ihm meine Hand hin, ich hörte wie er mit ziternter Stimme sagte: Lebewohl: mehr sah und hörte ich nicht denn ich ging in mein Zimmer und ließ ihn stehn. Mutter sagte mir nachher er währe furchtbar aufgeregt gewesen, er habe ganz gebebt, weist lb. Mary, mir fällt nichts schwerer als ein Abschied u. nicht wahr ein Abschied ist hart, wenn man aber Abschied nimmt für’s Leben, das ist mehr als hart, dafür weis ich keinen Ausdruck. Er kommt nach Würzburg, woselbst er lustig studieren will bis er Amtmann ist, das dies ein Abschied für’s Leben war ist gewiß, denn er sagte zu Fr. Frank, mein Weg führt mich nicht mehr nach Rastatt, er sagte noch vieles zu Fr. Frank. könnte ich dir alles mündlich erzählen, gewiß du bliebst nicht unberührt davon – doch ab davon –

Die vorige Woche hatten wir Besuch von meiner Cousine von Geisingen, ich erfuhr viel Neues von dorten, mitunter sagte sie mir auch, du seist erst mit Fridolin und mit einem kleinen Mädchen (vielleicht Heinemanns Elise) in Geisingen gewesen, Fridolin und du seien ja Brautleute, o ja sagte ich, dieses ist mir nichts Neues, Mary nimmt keinen andern als Fridle.

Donnerwetter!

Wie sieht es auch in euerem Garten aus? Hat Onkel wieder viel Arbeit? Was macht Elise? Wie steht ihre Herzensangelegenheit? Verspührst du keine Herzerweiterungsanfälle mehr? Stein

Ich habe dieses Übel in kolosal starkem Quantum wirklich.

Liebe Mary ich komme wahrscheinlich die nächste Woche ins Oberland, werde aber in Donaueschingen nicht aussteigen, sondern direkt nach Hattingen fahren, woselbst ich einen kranken Schatz besuchen werde. Wenn ich nicht in’s Oberland komme, gehe ich nach Kutzbrunn. – Denke dir Gott-Straß Kunz Fanny ihr Schatz hat sich eine Ader geöffnet, warum er dieses gethan weis ich nicht. Wie geht es Herrn St.?

Was ich zu meinem Namenstage bekam ist folgendes: 2 ? , 2 paar schöne Glacehandschuhe, von Elise ein prachtvolles seidenes Hemd, wie beiliegendes Müsterchen zeigt, weiter 1 ? u. noch viel Gratulationskarten. Doch würde ich meinen vorigjährigen Namenstag dem diesjährigen vorziehen – Grüße mir alle deine Freundinnen Mary, Elise und Stanni u. Babete u. s. W. s’Kätherli grüß mir ganz besonders und morgen komme ich ? Dialekt – Scherz

Bitte sei do gut und schreibe mir so bald dir’s möglich ist u. recht viel.

Sei herzlich gegrüßt von deiner dich aufrichtig und treu liebenden

Cousine Anna

Herrn Förderer sehe ich jeden Tag, schade das du mich nicht bist.
Emil ist in Hagenau auf 6 Wochen


Rastatt, im Dez. 1877

Meine theure Cousine!

Du hattest ganz recht als du schriebst, ich wäre dir schon lange Antwort schuldig, obwohl ich mich dieser Nachlässigkeit selbst anklagte, finde ich doch ein Wort der Entschuldigung, indem ich immer dachte, mein Mariechen hat jetzt wieder andere Sachen zu denken und zu sinnieren als an seine Rastatter Cousine zu schreiben, und ihre interssantlosen Briefe zu lesen.

Um so mehr freute es mich deswegen daß du trotzdem doch noch Briefe von mir verlangst, die Folgerung hiervon muß sein, das du doch noch ein klein wenig an mich denkst.

Aber Ib. Kind was habe ich Elise geschrieben? Über welchen Punkt soll ich dir Aufschluß gegeben? Was Ihr für zwei Tropfen seid ist mir unerklärlich, du schreibst nicht von Ihr, und Sie nicht von dir u. trotzdem weiß ich doch Alles von Euch beiden.

Warum hast du mir nicht einmal schreiben mögen, daß Elise in Karlsruhe war u. warum hat sie nicht aussteigen mögen hier, du bist schuld, du wirdt zu ihr gesagt haben, a was du brauchst nicht zu dieser, kannst zu Elise sagen ich habe vor Zorn geweint, als ich erfuhr, daß sie noch nicht einmal so viel Takt habe, wenn sie hier durchfährt u. mich noch nicht einmal besucht, eine Schande ist es. O wer weiß ob du nicht auch schon hier durchgefahren bist, ohne mich zu besuchen, wer weiß wer Natürlich seitdem man wieder in Besitz ist von Herrn St. Photographie denkt man nicht darüber hinaus, ja jener Ball, war halt doch günstig, halt so, für Elise soll er auch sehr günstig gewesen sein, habe ich gehört. War Frl. Kleinler Mary nicht dort?

Bitte richte einen Gruß aus, von meiner Cousine Auguste an oben genanntes Frl. sie lernten sich in Freiburg kennen. Am Sonntag war ich auf einem Kränzchen woselbst es mir so ordentlich gefiel…

(schwer leserlich)

An Weihnachten komme ich sehr wahrscheinlich ins Oberland, da ich mit meiner Cousine Auguste muß, vielleicht komme ich auch auf einen Tag nach Hüfingen. Ich freue mich ? bis ich dich wiedersehe und mit dem Glauben komme, du hast mir gewiß vieles zu erzählen, trag es immer zu Herrn St. er dürfe mich nicht mehr ?

?

Auch bin ich nicht im Stande heute einen ordentlichen Brief zu schreiben.

Grüße von uns allen besonders von deiner dich von Herzen liebenden Cousine

Anna.

Baldige Antwort.
Ich bin geistig und körperlich phlegmatisch


ohne Datum

Meine liebe Marie, du must mir glauben, das ich oft nicht mehr weiß, was ich thue, ach du bist glücklich zu schätzen gegen mir, allerdings haben dich die Ereigniße letzerer Zeit auch arg angegriffen, aber dir nur Zorn bereitet, den man eher vergesßen kann, als ein verlorenes nie mehr ersetzendes Lebensglück, wie das Meine, doch ich will enden davon u. nie mehr seiner erwähnen, aber glaube mir, wenn ich mir den Zwang auch anthue heiter zu scheinen, es ist nur eine Maske, hinter der ein Herz schlägt, das nichts mehr von Fröhlichkeit u. Vergnügen wißen kann.

Ich will dir nur einiges von meiner Geistesabwesenheit mitteilen. Vorgestern habe ich anstatt das Kaffemehl Eimerweiß in den Kaffe geschüttet, was es für eine Brühe war, kannst dir denken, gestern morgen hat Mutter Bohnen abgethan u. zu mir gesagt wenn sie weich sind thust’s raus, hast’s gehört, ja sagte ich als sie fort war wußte ich Nichts mehr davon, ich nahm in Gedanken den Kessel samt den Bohnen u. schüttete sie den Schüttstein ab, in der Meinung es sei nur Wasser, was Mutter dazu sagte will ich verschweigen, sie fragt alts mich nimmts nur Wunder an was du auch denkst, ja denke ich als ich weiß an was.

Bitte schreibe bald wieder, sei unterdeßen herzlich geküßt u. gegrüßt von deiner auf dich trauenden Anna.


Maria Heinemann (23.12.1857-19.05.1948)
Marie 1878
Marie gemalt von ihrem Taufpaten Josef Heinemann.

Maria Josepha Nober, geborene Heinemann in der Hauptstr. 5


Margareta Stoffler aus Geisingen war die Frau von Lucian Reich und Mutter der einzigen Tochter Anna. Sie starb am 16.September 1880. – siehe auch die Briefe von Lucian Reich an seinen Schwager J.N. Heinemann.

Marie Heinemann war die einzige Tochter von “Lisette” Reich. Die Schwester von Lucian Reich Elisabeth Heinemann 15.12.1819-22.06.1871) .


Rastatt, den 18ten Okt. 1880

Meine liebe Marie!

Verzeihe wenn ich dich so lange auf einen Brief warten ließe, jeden Tag nahm ich mir vor, dir zu schreiben, kam aber nie dazu, warum? ich weis es selbst nicht. Ich bin noch nie ruhig und gefaßt zur Überlegung, ich weis nicht gut Marie was ich dir über meinen frühern Plan und Wunsch weiter schreiben soll, oft hab ich Stunden in denen ich dich liebe Marie so sehnsüchtig herbei wünsche, ? sehnlicher als wenn ich allein am Grabe, auf dem Flecken Erde stehe, daß mein Alles, Alles birgt, o Mutter, o Mutter; glaubst du ich störe ihre Ruhe wenn ich sie oft besuche mit ihr spreche u. um sie weine?

Dann habe ich aber auch wieder Stunden in denen ich Niemand um mich haben möchte, einsam dem Schmerze nachhängen ist zu Zeiten lindernd. Sei mir nicht böse, ich kann ja nicht dafür.

Daß es sehr einsam, traurig bei uns ist wirst du begreiflich finden, ich möchte zu Niemand gehen, am Grabe meiner Mutter fühle ich mich am wohlsten. O, ich komme oft nicht über den Gedanken hinaus, keine Mutter mehr; fort ohne Abschied u. wir sehen uns doch so lange nicht mehr, todt, todt ist sie, sie gibt mir keine Antwort mehr wenn ich am Grabe bei ihr stehe, u. mit ihr spreche, sie plauderte als doch so viel und so gerne mit mir, besonders das letzte Jahr; den Sommer 1880 vergeße ich nie, o Gott was ist das Leben, ein eitler Traum, alles vergänglich, nichts bleibt, als die Verdienste um den Himmel, u. wie saumselig, nachlässig ist man um dies.

Gott hilf mir, stehe du mir bei, führe mich bald zu meiner Mutter, hole mich dahin zu ihr, wo es keine Trennung mehr gibt.

Könntest du liebe Marie nicht über Allerseelen kommen, o bitte wenn möglich, laße mich die erste Allerseelen nicht allein an ihrem Grabe stehen, ich weiß das Grab deiner eigenen Mutter hält dich zurück, aber bei dir ist’s nicht der erste Allerseelentag, komme also wenn möglich über Allerseelen, wenn du nicht kommen kannst oder willst, wenn ich diese Tage allein sein muß, will ich’s die anderen auch sein, Gott unser gerechter Gott wird mir beistehen, mich nicht verlaßen.

Mit größtem Bedauern erhielten wir die traurige Nachricht von Onkel und Berthold’s Erkrankung, wie geht es ihnen? Ist auch eine schwere Heimsuchung Gottes, doch es kommt von Gott, der Mensch muß sich fügen. Herzliche Besserung wünschen wir für beide. Onkel hat einen Schachteldeckel zurückgelassen, er schrieb kürzlich darum, wenn du kommst, kannst du ihn mit nehmen, andern Fall schicken wir ihn per Post, nicht wahr, nächstens erhalte ich Bericht von dir, und zwar ganz bestimmt ob und wann du kommst. Herzliche Grüße an die Familie Reich, nochmals von Herzen gute Besserung für die Kranken,

Amelie habe ich auch geschrieben, was weiß ich nicht mehr, ich bin so vergeßlich.

Auf baldiges Wiedersehen, sage ich zuversichtlich liebe Marie!
Gruß an Onkel u. Kätherli von Vater und deiner trauernden Anna

Heute erhielten wir von Karlsruhe die Nachricht, daß Alssermanns Mathild ein Mädchen hat.
Schreibst du mir bald?

Gruß und Kuß von deiner Anna.


Rastatt, im Dez. 1880

Meine liebe Marie!

Ganz einsam sitze ich am Tische, um bei dem trüben Lichte der Lampe an Dich zu schreiben. Ich weiß nicht liebe Marie ist das Licht trüber wie sonst, od. sind’s meine Augen, es ist alles so trübe, so ganz anderst, meine Mutter hat so vieles mit genommen, gute Mutter hörst du mich nicht mehr? Niemand hab ich mehr, mit dem ich von Herzen reden kann, o ich hätte meiner Mutter so vieles zu sagen, aber ich finde sie nicht mehr, sie ist fort, liebe Marie zwei schwarze Männer trugen sie hinab, das sah ich u. mehr nicht. Nach einigen Tagen führten sie mich auf den Gottesacker, an einen frisch aufgeworfenen Grabeshügel, sie sagten nicht hier unten ruht sie, mein Herz sagte es mir, hier unten in Gottes Erde liegt sie kalt und unbeweglich, o theurer Flecken Erde, es ist so ruhig dort oben, wenn ich am Grabe meiner Mutter stehe ist mir immer als hörte ich sie sagen, weine nicht, blick aufwärts suche Trost bei dem der Vater aller Waisen ist, u. gewiß liebe Marie Menschen mit ihren leeren Worten haben mir noch ein Trost, noch ein Beruhigung gegeben, nur der, auf den ich meine ganze Hoffnung setzte, Gott der Barmherzige erbarmt sich meiner, er gibt mir Trost, o wie wäre jetzt mein Leben, ich müßte ja verzweifeln, wenn nicht ein guter Gott sich meiner annehmen.

Wie thöricht ist der Mensch der nur nach Zeitlichem, nach Unbeständigem jagt u. ringt, was ist eigentlich das Leben? Wie schnell ist’s dahin, wie bald wird die Zeit da sein wo auch mich schwarze Männer hinab tragen um mich der kühlen Erde zu übergeben, wenn ich nur neben meine Mutter käme, wirst du auch meinem Sarge folgen? Wird auch jemand um mich weinen?

O, Gott sei mir gnädig!

Wäre das Unmögliche möglich, könnte ich meine vergangenen Jahre nochmals durchleben, wie vieles würde ich anderst machen, wie vieles mit anderen Gedanken beginnen, Gott nur du verstehst mich, nur zu dir kann ich reden.
Es ist mir Alles wie ein Traum, meine Mutter ist mir wie eine Traumgestalt, du Ib.

Marie u. Alle die mir einst so lieb und theuer waren, Alle mit denen ich so gerne verkehrte, es ist mir als träumte ich immer fort, seit dem Tode meiner lieben Mutter, Mutter o Mutter!

Weihnachten ist vorbei, stille doch mit Gottes Hilfe nicht so traurig wie ich fürchtete sind die Feiertage bei mir herumgegangen. Bei dir liebe Marie? Wann werde ich dich wohl wieder sehen? O ein trauriges Wiedersehen wird es sein, nicht wie früher.

Vielleicht kommen wir im Sommer hinauf, Vater meint es wäre besser für mich, ich glaube nicht, ich kann doch nicht so weit vom Grabe meiner Mutter, gestern Abend spät war ich auch bei ihr, ich fürchte mich Nachts nicht mehr auf dem Friedhofe, ich bin ja bei meiner Mutter, was soll ich fürchten, schaudrig sei es Abends droben sagen die Leute zu mir, was mir einfalle, o ich find nicht.

Liebe, gute Marie so gerne würde ich dich wieder sehen, ach so gerne, und doch fürchte ich mich vor unserem ersten Wiedersehen, ich weiß nicht wie es noch kommt, o Mutter, liebe gute Mutter.

Vater ist gesund, Gott sei Dank, er ist recht zu bedauern, er hatt’s recht langweilig, langweilig find ich’s nur, wenn ich mit jemand reden soll, ich bin am liebsten allein.
Bitte recht bald zu schreiben gute Marie. Grüße uns recht herzlich d. Ib. Vater u. Kätherlie, das mir auch wie eine Nebelgestalt vorkommt, du auch, alle Bekannten.

Baldiger Antwort entgegensehend küßt und grüßt dich herzlich deine

Anna.

Reich’s schreiben uns nicht


Am 19.September 1881 heiratete Maria Josepha Heinemann den Kaufmann Joh. Karl Nober (11.04.1850-11.12.1920)

Marie Heinemann und Joh. Karl Nober. (Aufnahme nach der Hochzeit)

Im August 1881

(“laut Poststempel, der Brief selbst ist nicht datiert“)

Liebe gute Marie!

Hälst du deinen Vorwurf gegen mich noch aufrecht, wenn ich dir sage daß ich für die damalige Zeit unzurechnungsfähig war? Sieh’ Ib. Marie ich weiß damals habe ich oft Briefe geschrieben, daß was sie enthielten jedoch weis ich nicht. Der Todt m. guten Mutter hatte mir doch so sehr zugesetzt dass ich lange Zeit für nichts mehr verantwortlich gemacht werden konnte. Wenn man der Sache nachspüren wollte liegt vielleicht in deinem Vorwurfe blos eine Beschönigung od. Deckmäntelchen für deine eigene Sünde, gelt du hast eingesehen dass du mich trotz Brautstandes zu sehr vernachlässigt hast, gelt es grübelt dir? Natürlich war meine Ib. Marie zu stolz um dies’ zu gestehn gelt so ist’s?

Das ich dir nie zürnen kann, davon hättest du dich nach geringer Mühe schon längst überzeugen können.

Bei deiner Einladung magst du vielleicht richtig vorausgesetzt haben, daß ich derselben nicht nachkommen kann, denn wie du weist ist ja im Sept. u. zwar Mitte Sept. der Todtes-Tag v. m. seligen Mutter, ich bin mit Gottes Gnade ruhiger geworden, aber September ist u. bleibt für mich ein traurig stimmender Monat. Wie könnte ich in dieser Zeit an einer Hochzeit Theil nehmen, meine gute Marie, dies ginge über meine Kräfte.

Vater meinte auch ich habe schon früher sollen nach Geisingen u. einige Tage nach Hüfingen, aber ich kann nicht ich bin an Rastatt gefesselt, es hält mich mächtig zurück

Ach Ib. Marie es kam so ganz anders als wir’s uns zusammen ausgemalt haben, wenn man uns damals gesagt hätte, ich wäre an deinem Hochzeitstage nicht zugegen was hätten wir auch geantwortet? Im Geiste Ib. gute Marie bin ich bei dir, an diesem so ernsten, wichtigen Tage, ich will beten für dich.

Das du mir den Tag bestimmtst ist selbstverständlich. Am Ende führt Euch Eure Hochzeitsreise nach Rastatt? Wie wäre das? Bitte lege dies dem Herrn Bräutigam vor, o Ib. Marie komme ja ja! Erfülle mir doch eine Bitte in d. Leben kommet.

Elise kann ich nur von Herzen bedauern.
Gottes Segen gute Marie zu deinem Vorhaben, vergeße nicht zu beten.
Wie gerne ich mit dir plaudern möchte kann ich dir nicht beschreiben. Kommt ihr?

Herzliche Grüße an Alle von Vater und deiner dich treu liebenden

Anna

an den Rändern:
Wann schreibst du mir wieder? Nächstes Jahr um diese Zeit? Na gibt’s eine Fehde?
Kommt ihr? Ich sehe Euch schon im Geiste.
Eine Empfehlung an den Herrn Bräutigam