Weltuntergangsstimmung
Beim Aufräumen fiel mir neulich ein wilhelminisches Zeitdokument in die Hände: in Buchform der komplette Jahrgang 1900 einer Gratisbeilage der Nixdorfer Zeitung und des Britzer Tageblattes, das Sonntags-Blatt. Während Britz, ein ehemaliges Rittergut mit Schloss und Gartenareal, noch leicht identifiziert werden kann, obwohl es mittlerweile von der Hauptstadt Berlin aufgesogen und dem Stadtteil Neukölln zugeordnet wurde, sucht man Nixdorf vergebens; mit Google-Hilfe werden allenfalls Nixdorf-Computer und andere Namensträger aus der IT- und Kfz-Branche ausgespuckt. Ein Erscheinungsort ist nicht mehr ausfindig zu machen. Dennoch wird schon beim ersten Durchblättern klar, was die (offenbar vorwiegend preußische) Leserschaft damals als Wochenendlektüre bevorzugt und aufgetischt bekommen hat: Reich bebilderte Berichte von den Kriegsschauplätzen in Südafrika und China, vom industriellen Aufschwung, von Neuerungen bei der deutschen Kriegsflotte, bisweilen auch Reportagen über aktuelle Brand- wie Eisenbahnkatastrophen, vor allem aber reichlich Adelsgeschichten.
Natürlich darf auch die allwöchentliche Herz- und Schmerz-Fortsetzungsgeschichte nicht fehlen. Über Monate hinweg ist es der Roman „Maria da Caza“ eines Georg Freiherrn von Ompteda (verbunden jeweils mit dem Hinweis „Nachdruck verboten“). Auch „Das Dampfboot“, die „Erzählung vom Bodensee von Arthur Achleitner“ hält sich recht lange. Und in der zweiten Jahreshälfte ist es dann der Roman „Daniela“ eines Hans Wachenhusen, der die Leserschaft bis zum Jahresende gefesselt hat. Zudem wird jeweils ein buntes Allerlei mit Spielecke, Rätseln und Vexierbildern verabreicht sowie die Sparte Humoristisches mit Kurzgeschichten und Karikaturen.
In den Letzteren taucht erstaunlich oft die Gestalt des Försters auf, in der Regel zusammen mit der des Sonntagsjägers. Das Strickmuster ist dabei zumeist von entwaffnender Schlichtheit und verleitet heutzutage kaum mehr zum Schmunzeln: Beispielhaft etwa auf S. 88 unter der Überschrift Treffend ausgedrückt: Förster (zum Sonntagsjäger): „Donnerwetter…. Sie haben ja den jungen Studenten angeschossen – heute ist doch keine… Fuchsjagd!“ Oder auf S. 362 unter der Überschrift Ein Praktikus: Sonntagsjäger: „Warum verbieten Sie den alten Weibern nicht, dass sie sich während der Jagd hier herumtreiben?“ Förster: „Fällt mir gar nicht ein, da hätten ja die Herren gar keine Ausrede mehr, wenn sie nichts treffen.“
Unter Humoristisches findet sich auf S. 80 indessen auch ein verblüffendes Dokument, das nahelegt, dass zum Jahrhundertwechsel wohl doch nicht nur Adelsverehrung, technischer Fortschrittsglaube und imperiales Getöse den Ton angegeben haben. Die Karikatur lässt vielmehr vermuten, dass es in der wilhelminischen Gesellschaft auch pessimistische Unterströmungen gegeben hat. Wie anders lässt sich der Dialog der beiden Waffenträger deuten? Könnte es sein, dass der Aufbruch ins 20. Jahrhundert angesichts der martialischen Aufrüstung der Flotte wie der militärischen Strafaktionen in Südafrika und China doch auch von Skepsis, ja von apokalyptischen Ängsten begleitet wurde – womöglich sogar in düsterer Vorahnung der beiden Jahrhundertkatastrophen, den späteren Folgen deutscher Großmannssucht? Hatten deshalb auch bereits Weltuntergangsszenarien Konjunktur? „Haben Sie gelesen, Herr Oberförster, die Welt soll untergehen?“ so fragt der bebrillte Mitjäger. „Mir egal … ich lüg mich schon durch!“, meint dazu sein bärtiger Gegenüber in der Karikatur, wie es ausschaut sehr gelassen, kaum dass er dazu die Pfeife aus dem Mund nehmen muss. Auf was sonst, als auf eine verbreitete, zumindest unterschwellige Stimmung im Volk spielt das Sonntags-Blatt hier an? Oder war es schlicht der Jahrhundertwechsel, der immer auch die Kassandras und Weltuntergangspropheten aus der Deckung hervorzulocken pflegt, nicht anders als es uns Heutigen aus Anlass des Jahrtausendwechsels in Erinnerung geblieben ist – auch wenn es dann vor allem die Computer-Nerds waren, die den ganz großen Crash befürchtet haben.
Nixdorf ist mittlerweile überall, und auch „wir lügen uns schon durch!“, wie der Oberförster meinte in der Karikatur. Ob der damit womöglich auch die gegenwärtig herrschende Grundstimmung noch zielgenau treffen würde?
Als jemand, der die Weltuntergangsstimmung kennt, kann ich sagen, dass es wichtig ist, einen kühlen Kopf zu bewahren und konstruktive Lösungen zu suchen. Obwohl es viele Herausforderungen gibt, sollten wir uns auf das konzentrieren, was wir ändern können, und gemeinsam daran arbeiten, eine bessere Zukunft aufzubauen. Panik und Verzweiflung führen selten zu positiven Ergebnissen, aber gemeinsame Anstrengungen und Zusammenhalt können einen großen Unterschied machen.
Ja,ja ,die Oberförster waren damals nicht dumm. Sie waren es von Ihrem Beruf gewohnt, langfristig zu denken und mit den Unbilden der Natur zu leben. Nicht bei jedem klimastischen Wehwehchen ging früher die Welt unter….
Das hat sich mit der schnelllebigen Zeit leider auch bei den Förstern grundsätzlich geändert. Selbst pensionierter Förster höre ich von meinen KollegInnen seit Beginn der Waldsterbenszeiten Mitte der 1980 iger Jahre nur noch Gejammer und Weltuntergangsstimmung. Kein Wunder, daß neue Waldpropheten wie Peter Wohlleben da höchstes mediales Gehör finden. Ja, was soll der Normalbürger denn denken. Die Förster jammern nur , wie schlecht es dem Wald geht. Also sind sie mit ihrem ” Latein” am Ende.
Der Wohlleben weiß wie`s geht….
Nixdorf heißt heute Mikulášovice
https://de.wikipedia.org/wiki/Mikulášovice
“1891 erfolgte in Nixdorf die Gründung der Gewerbeschule für Messerschmiede. Nixdorf wurde zum größten Dorf der k.k. Monarchie. Am 1. Februar 1916 erhielt der Ort durch Kaiser Franz Joseph I. die Stadtrechte verliehen. … Nach dem Ersten Weltkrieg kam der zuvor zu Österreich-Ungarn gehörende Ort durch den Vertrag von Saint-Germain zur Tschechoslowakei.”
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“Eine Legende erzählt, dass ein heidnischer Ritter zusammen mit seinem Knappen auf dem Gebiete jagte, als ihm plötzlich ein Bär in den Weg lief. Aus Angst vor dem riesigen Tier flehte der christliche Knappe den heiligen Nikolaus an, auf dass er ihnen helfen möge. Der Ritter und sein Knappe kamen unverletzt davon, da sich der Bär abwandte. Der Legende nach geschah dieses unweit des Hauses 315. So erklärt sich der ursprüngliche Name des Ortes „Niklasdorf“, aus dem dann später der Name Nixdorf entstanden sein dürfte.”
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Eine andere Sage leitet den Ortsnamen von einem großen Sumpf ab, in dem Nixen gehaust haben sollen. Demnach wurde der Name des Nixensumpfes auf das Dorf übertragen und später wurde aus Nixendorf die Bezeichnung Nixdorf.”
Aus Wikipedia