Zum 3 Todestag von meinem Mentor zur Wegelagerei Professor Dr. Günther Reichelt

Zum 3 Todestag von meinem Mentor zur Wegelagerei Professor Dr. Günther Reichelt

Zum 3 Todestag von meinem Mentor zur Wegelagerei und Freund

Professor Dr. Günther Reichelt

(26.Oktober 1926 bis 01. Mai 2021).

Am 25. Oktober 2018 hatte ich das Vergnügen seine Rede bei der Buchvorstellung von Wolf Hockenjos in der übervollen Donaueschinger Bibliothek zu erleben:

Leider gab es danach wegen Corona keine Gelegenheit mehr.

Letztes Refugium für Lebewesen, die als “Unkraut” und “Ungeziefer” aus unserer Agrikulturlandschaft vertrieben wurden: Feldblumen, Eidechsen, Hummeln, Käfer, Spinnen, Schmetterlinge. Wie sind denn nun die beiden widersprüchlichen Schöpfungsgeschichten zu interpretieren: Ist alles dem Menschen nach dessen Gutdünken untertan oder wurde ihm der Garten zur Obhut übergeben? Wenn ich einmal überschlage, wie viel Pflanzenarten allein im Ried seit 50 Jahren verschwunden sind, komme ich leicht auf 30 Arten; bei den Vögeln dürften es wohl 20 sein. Und wer hat schon mal die Insekten untersucht? Mir fällt die vergoldete Inschrift eines Feldkreuzes bei Aasen ein: “Herr, beschütze unsere Fluren” – Ja, warum sollte er das denn, wenn wir es nicht tun? 

Prof. Dr. Günther Reichelt

Kleine Bildnotizen von Günther Reichelt

Prof. Dr. Reichelt Selfie aus dem Jahr 2005

1926 in Schladen/Harz geboren. Volksschule und vergebliche Domestikationsversuche durch das Deutsche Jungvolk ebendort. 1939 Aufbauschule in Wolfenbüttel; dort auch ab 1941 Flieger-Hitlerjugend. Lessingschule in Braunschweig von 1941 bis zur Heranziehung als Luftwaffenhelfer im März 1943; eingesetzt rund um Braunschweig. Ab Juli 1944 Soldat bis zur endlichen Befreiung durch die Alliierten, zuletzt auf dem “geordneten Rückzug” in die Alpen mit kurzer Gefangenschaft. 1945 Landarbeiter in Schladen; dort Gründung und Leitung einer “Kutlurgemeinschaft” 1946-1948. Nachgeholte Reifeprüfung für Kriegsteilnehmer und erfolgreiches Studium in Göttingen und Freiburg (Biologie, Geografie/Geoligie, Chemie; Philosophie/Psychologie) von 1946-1951. Sodann Wissenschaftlicher Sachbearbeiter am Forschungsinstitut für Höhenlandwirtschaft Donaueschingen bis 1954, danach Lehrer an Gymnasien in Freiburg, Baden-Baden und Villingen. Kreisbeauftragter für Naturschutz 1959-1970.

1964 Berufung ans neue Studienseminar Rottweil als Fachleiter und Fachberater für Biologie; Ernennung zum Professor 1970 und 1980. Lehrauftrag für Ökologische Grundlagen des Umweltschutzes an der Fachhochschule Furtwangen 1978-1983. Seit 1988 im “Ruhesand” in Donaueschingen.

Rund 150 Publikationen in internationalen und regionalen wissenschaftlichen Zeitschriften. Autor
und Mitautor bei rund 30 Fach- und Sachbüchern zu geowissenschaftlichen, ökologischen und
Umwelt- Themen, darunter die Hochschullehrbücher: „Biologische Geographie“ mit J. ILLIES (1963)
und „Praktische Arbeitsweisen der Vegetationsgeographie“ mit 0. WILLMANNS (1973). Bücher u.a.:
„Luflbildatlas v. Baden-Württemberg“ (1971); „Ökologie exemplarisch: der Bodensee” (1972), „Wurzeln der Umweltkrise“ (1997); „Arche Noah 2000 (1981) „Ökologie exemplarisch: der Rhein“ (1983, 1986); „Waldschäden durch Radioaktivität?“ (1985), „Ökologie und ihre biologischen Grundlagen“ (1985); „Wach sein für morgen“ (1992); „Die Baar 1945-1995 – Landschaftswandel im ländlichen Raum“ (1995); „Baarwanderungen“ (2004).

Sonstiges: Verschiedene Bürgerinitiativen, u.a. auch Vorsitz im Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg und Mitglied mehrerer Landesbeiräte 1976 bis 1991. Gewähltes Mitglied verschiedener wissenschaftlicher Gesellschaften. Bundesverdienstkreuz a.B. (1980), Staatsmedaille Baden-Württemberg in Gold (1986), Verdienstmedaille Baden-Württemberg (1989).

Saatgänse… seit 1994 sind die treuesten Wintergäste der Baar, seit Jahrhunderten bekannt und bezeugt, nur noch ein Wintermärchen – es war einmal.So wie die anderen Wintergäste aus dem hohen Norden, die schönen Singschwäne mit den “gemalten Augen  (…);  so wie der trillernde Brachvogel im Ried; so wie die über dem Mittelmess balzend im Sturzflug meckernde Bekassine. Selbst die auf den Wiesen fast überall gegenwärtige laute Brutgenossenschaft der Kiebitze ist Vergangenheit. Wo sind die Hunderte von Tafelenten auf der Donau? Wo die Rebhühner, wo der auf den Bulten und Schollen knicksende kleine Steinschmätzer? Und wo ist das schwefelgelbe Gewoge der Trollblumen, das tiefe Rot des Knabenkrauts, wo sind die goldenen Sterne des Spatel-Greiskrauts, die Silberflöckchen der Wollgräser, und wo … Ja, wo sind sie geblieben?
Doch wer sie nicht kannte, wird ihnen auch nicht nachtrauern. Und wir, die den Verlust beklagen was haben wir für sie getan?

Prof. Dr. Günther Reichelt über den Tod der Singschwäne

Er hat in seinen letzten Jahre auch den Hieronymus begleitet und uns einige Artikel hinterlassen.