Professor Dr. Günther Reichelt

Professor Dr. Günther Reichelt

Mit großer Trauer habe ich heute erfahren, dass am 1. Mai ein guter Freund, Mentor und mein Vorbild Professor Dr. Günther Reichelt (26.Oktober 1926 bis 01.05.2021) gestorben ist.

Am 25. Oktober 2018 hatte ich noch das Vergnügen seine Rede bei der Buchvorstellung von Wolf Hockenjos in der übervollen Donaueschinger Bibliothek zu erleben:

Leider gab es danach wegen Corona keine Gelegenheit mehr.

Letztes Refugium für Lebewesen, die als “Unkraut” und “Ungeziefer” aus unserer Agrikulturlandschaft vertrieben wurden: Feldblumen, Eidechsen, Hummeln, Käfer, Spinnen, Schmetterlinge. Wie sind denn nun die beiden widersprüchlichen Schöpfungsgeschichten zu interpretieren: Ist alles dem Menschen nach dessen Gutdünken untertan oder wurde ihm der Garten zur Obhut übergeben? Wenn ich einmal überschlage, wie viel Pflanzenarten allein im Ried seit 50 Jahren verschwunden sind, komme ich leicht auf 30 Arten; bei den Vögeln dürften es wohl 20 sein. Und wer hat schon mal die Insekten untersucht? Mir fällt die vergoldete Inschrift eines Feldkreuzes bei Aasen ein: “Herr, beschütze unsere Fluren” – Ja, warum sollte er das denn, wenn wir es nicht tun? 

Prof. Dr. Günther Reichelt

Er hat die letzten Jahre auch den Hieronymus begleitet und uns einige Artikel hinterlassen.

Saatgänse… seit 1994 sind die treuesten Wintergäste der Baar, seit Jahrhunderten bekannt und bezeugt, nur noch ein Wintermärchen – es war einmal.So wie die anderen Wintergäste aus dem hohen Norden, die schönen Singschwäne mit den “gemalten Augen  (…);  so wie der trillernde Brachvogel im Ried; so wie die über dem Mittelmess balzend im Sturzflug meckernde Bekassine. Selbst die auf den Wiesen fast überall gegenwärtige laute Brutgenossenschaft der Kiebitze ist Vergangenheit. Wo sind die Hunderte von Tafelenten auf der Donau? Wo die Rebhühner, wo der auf den Bulten und Schollen knicksende kleine Steinschmätzer? Und wo ist das schwefelgelbe Gewoge der Trollblumen, das tiefe Rot des Knabenkrauts, wo sind die goldenen Sterne des Spatel-Greiskrauts, die Silberflöckchen der Wollgräser, und wo … Ja, wo sind sie geblieben?
Doch wer sie nicht kannte, wird ihnen auch nicht nachtrauern. Und wir, die den Verlust beklagen was haben wir für sie getan?

Prof. Dr. Günther Reichelt