Behlaer Weiher einst und heute
Da bald der Petitionsausschuss aus Stuttgart sich den Weiher mal anschauen kommt, möchte ich hier nochmal daran erinnern, wie es einst am Weiher aussah. Es gab also durchaus Zeiten in denen dem Hüfinger Gemeinderat die Natur und Umwelt wichtig war. Na ja, zumindest hatte man damals den Naturschutz ernst genommen.
Auch in Erinnerung an den ehrwürdigen Prof. Dr. Günther Reichelt zum 2. Todestag:
Beitrag vom 17. Januar 2021
Im November 2020 konnte ich nachweisen, dass seit Jahren Abwasser in den Behlaer Weiher floss, ohne dass ernsthaft etwas dagegen unternommen wurde: Abwasser im Behlaer Weiher.
Heute ist der Weiher eine Klärgrube und auf der anderen Seite das “Feuchtbiotop”, wie ich das Habitat des Bibers nannte, ist als Folge stark eutrophiert. Eutrophierung ist ein Terminus aus der Ökologie. Damit wird allgemein die Anreicherung von Nährstoffen in einem Ökosystem bezeichnet. Dies hat meist nachteilige Folgen für die Ökologie der Gewässer. Eutrophierung beruht also auf Nährstoffeintrag mit Nährstoffanreicherung im System. Der Duden definiert sie „als unerwünschte Zunahme eines Gewässers an Nährstoffen und damit verbundenes nutzloses und schädliches Pflanzenwachstum“ (aus Wikipedia).
Nach diesen traurigen Ist-Zuständen will ich hier jetzt zeigen, was einmal war.
1978 erschien in den Schriften der Baar, Band 32, von Hannelore Borzer und Professor Dr. Günther Reichelt: Lurchwanderungen am Behlaer Weiher – ein Beitrag zur Rettung von Amphibien
Die Rettungsaktion wurde damals mit Unterstützung von Alt-Bürgermeister Gilly und den Stadträten durchgeführt. Auch 1978 schon war die Erdkröte (Bufo bufo), der Bergmolch (Ichthyosaura alpestris) und der Teichmolch (Lissotriton vulgaris, Syn.: Triturus vulgaris) geschützt. So meinte Professor Dr. Reichelt, dass die Erdkröte menschliche Korrekturmaßnahmen seltener nötig oder überhaupt überflüssig mache. Es sei noch nicht lange her, dass die Kröte im Garten als Glücksbringer galt! So verzehren 10 Kreuzkröten (Bufo calamita). pro Tag durchschnittlich 50 Kartoffelkäferlarven, 50 Speckkäferlarven und 48 Asseln.
Der Behlaer Weiher ist laut Prof. Dr. Reichelt der letzte Rest von mehreren mittelalterlichen Fischweihern, deren Lage und Größe aus Landtafeln des 17. und 18. Jahrhunderts hervorgehen.
Der Behlaer Weiher war das Laichgebiet einer großen Zahl von Lurchen. Zahlenmäßig waren die Erdkröten weitaus am häufigsten. In den meisten Jahren dürfte zur Laichzeit der Behlaer Weiher von über 5000 Erdkröten aufgesucht worden sein.
Ziel der Arbeit 1978 war die Rettung der Tiere vor der Bundesstraße. Dafür wurde damals ein Zaun angelegt und die Tiere wurden über die Straße getragen. Damit sollten die Tiere auch auf das neue Laichgewässer auf der anderen Straßenseite geprägt werden.
Prof. Dr. Reichelt konnte damals das meiste was er wollte nicht erreichen, aber immerhin durften er und seine Helfer das kleine Biotop im Osten der B27 anlegen. Dort, wo heute der Biber waltet, ist also ein “Reichelt-Biotop”!
Diese Zahlen zeigen, dass der Behlaer Weiher ein recht bedeutendes Laichgewässer für mindestens drei geschützte Amphibienarten war.
Mit Vorsicht lassen sich aus den Zahlen Anhaltspunkte für die Größe der Laichpopulation des Behlaer Weihers und die Besiedlungsdichte der Erdkröten der Umgebung gewinnen. Wir wissen nämlich aus Stichprobenzählungen, dass aus dem Jagdgebiet westlich der Straße etwas mehr als die Hälfte der gesamten Population zum Weiher zieht. Danach wird man annehmen dürfen, dass in Jahren wie 1977 rund 7000 Erdkröten zum Laichen wandern. Geht man davon aus, dass mindestens 75% der Tiere nicht weiter als 500 Meter vom Laichgewässer entfernt leben, käme man zu einer durchschnittlichen Besiedlungsdichte von 5250 Tieren auf 78 ha, also etwa 67 Kröten/ha. Man muss aber berücksichtigen, dass Kröten unterschlupfreiche, mit Baumstrünken, Astwerk, Krautansammlungen, Erdhöhlen und/oder Steinen ausgestattete Biotope bevorzugen; dann wird man die Wälder und extensiv genutzten Feuchtflächen als Hauptaufenhaltsorte ansetzen können.
Prof. Dr. Reichelt 1978
Im Jahre 2018 wurde im Zuge der Ortsumgehung Behla der neue Krötentunnel an der Bundesstraße 27 gebaut.
Das sagt Prof. Dr. Reichelt heute zu den Zuständen am Behlaer Weiher
“Wie bedauerlich diese schlimme Entwicklung, wo doch die Stadt Hüfingen seit Jahren mit dem Markenzeichen “Ökologie” wirbt! Ob die Umsetzung wenigstens in den nächsten 50 Jahren (!) erfolgen wird? Immerhin war das Echo auf unseren Aufsatz 1978 erfreulich groß. Freilich: das war vor fast 50 Jahren. Aber das Sterben in der Natur geht noch immer fast unvermindert weiter!”
Das sage ich zu den Zuständen am und im Behlaer Weiher
Wassergesetz für Baden-Württemberg
§56 WG und Abschnitt 2 Abwasserbeseitigung § 46 Verpflichtung zur Abwasserbeseitigung
Strafgesetzbuch
§324 StGB (1) Wer unbefugt ein Gewässer verunreinigt oder sonst dessen Eigenschaften nachteilig verändert, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Der Versuch ist strafbar.
(3) Handelt der Täter fahrlässig, so ist die Strafe Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe.
Tierschutzgesetz
§17 Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer (1) ein Wirbeltier ohne vernünftigen Grund tötet.
Auch in Anbetracht der Tatsache, dass mehrere Gesetzte gebrochen wurden, fordere ich die sofortige Instandsetzung des Weihers!
Dies beinhaltet eine Winterung des Gewässers und die fachgerechte Entsorgung des Klärschlammes.
Am 10. Dezember 2020 habe ich in der Stadtratssitzung eine Anfrage als Gemeinderat im Beisein der örtlichen Presse zur illegalen Fäkalieneinleitung gestellt.
Der Bürgermeister hatte geantwortet, dass extra ein Rohr verschlossen worden wäre, damit das nicht mehr passieren könne.
Am 22. Januar 2021, also über einen Monat später war ich an der Einleitungsstelle und habe mit Erstaunen festgestellt, dass nach wie vor munter weiter Fäkalien in das öffentliche Gewässer eingeleitet werden.
Mir fehlen die Worte.
Peter Albert