Behlaer Weiher einst, heute und morgen

Hannah Miriam Jaag stellt das Buch Lorax vor beim Vortrag im Kranz in Behla

Am Mittwoch den 4. Juni 2025 war im Kranz in Behla ein Vortrag mit Diskussion zum Behlaer Weiher. Ich möchte mich hier recht herzlich bedanken bei den vielen Zuhörern für das rege Interesse und die schönen Diskussionen im Anschluß! Es tut gut, wenn sich so viele Menschen für meine, zugegeben manchmal etwas durchgeknallten, Aktionen interessieren.

Hier erst mal ein paar Eindücke:



Da einige nicht teilnehmen konnten, hatte ich versprochen hier zu berichten. Es gibt auf dem Hieronymus ja nun wirklich genug zum Thema, deswegen habe ich so ungefähr meinen Vortrag im Vorfeld als Podcast aufgenommen und jeder der sich das antun mag, darf es sich unten anhören. Dies allerdings auf auf eigene Verantwortung – ist lang geworden.
Daneben ist eine pdf mit fast allen Bildern die ich gezeigt habe, allerdings etwas kürzer durch Selbstzensur.


Podcast zum Vortrag Bellemer Weiher einst, heute und moren.

Beitrag vom 17. Januar 2021

Der Bellemer Weiher einst und heute

Im November 2020 konnte ich nachweisen, dass seit Jahren Abwasser in den Behlaer Weiher floss, ohne dass ernsthaft etwas dagegen unternommen wurde: Abwasser im Behlaer Weiher.

Heute ist der Weiher eine Klärgrube und auf der anderen Seite das „Feuchtbiotop“, wie ich das Habitat des Bibers nannte, ist als Folge stark eutrophiert. Eutrophierung ist ein Terminus aus der Ökologie. Damit wird allgemein die Anreicherung von Nährstoffen in einem Ökosystem bezeichnet. Dies hat meist nachteilige Folgen für die Ökologie der Gewässer. Eutrophierung beruht also auf Nährstoffeintrag mit Nährstoffanreicherung im System. Der Duden definiert sie „als unerwünschte Zunahme eines Gewässers an Nährstoffen und damit verbundenes nutzloses und schädliches Pflanzenwachstum“ (aus Wikipedia).

Nach diesen traurigen Ist-Zuständen will ich hier jetzt zeigen, was einmal war.

1978 erschien in den Schriften der Baar, Band 32, von Hannelore Borzer und Professor Dr. Günther Reichelt: Lurchwanderungen am Behlaer Weiher – ein Beitrag zur Rettung von Amphibien

Plan von 1978

Die Rettungsaktion wurde damals mit Unterstützung von Alt-Bürgermeister Gilly und den Stadträten durchgeführt. Auch 1978 schon war die Erdkröte (Bufo bufo), der Bergmolch (Ichthyosaura alpestris) und der Teichmolch (Lissotriton vulgaris, Syn.: Triturus vulgaris) geschützt. So meinte Professor Dr. Reichelt, dass die Erdkröte menschliche Korrekturmaßnahmen seltener nötig oder überhaupt überflüssig mache. Es sei noch nicht lange her, dass die Kröte im Garten als Glücksbringer galt! So verzehren 10 Kreuzkröten (Bufo calamita). pro Tag durchschnittlich 50 Kartoffelkäferlarven, 50 Speckkäferlarven und 48 Asseln.

Kreuzkröte

Der Behlaer Weiher ist laut Prof. Dr. Reichelt der letzte Rest von mehreren mittelalterlichen Fischweihern, deren Lage und Größe aus Landtafeln des 17. und 18. Jahrhunderts hervorgehen.

Erdkröte

Der Behlaer Weiher war das Laichgebiet einer großen Zahl von Lurchen. Zahlenmäßig waren die Erdkröten weitaus am häufigsten. In den meisten Jahren dürfte zur Laichzeit der Behlaer Weiher von über 5000 Erdkröten aufgesucht worden sein.

Teichfrosch

Ziel der Arbeit 1978 war die Rettung der Tiere vor der Bundesstraße. Dafür wurde damals ein Zaun angelegt und die Tiere wurden über die Straße getragen. Damit sollten die Tiere auch auf das neue Laichgewässer auf der anderen Straßenseite geprägt werden.

Kaulquappen von der Erdkröte am Höhlenstein

Prof. Dr. Reichelt konnte damals das meiste was er wollte nicht erreichen, aber immerhin durften er und seine Helfer das kleine Biotop im Osten der B27 anlegen. Dort, wo heute der Biber waltet, ist also ein „Reichelt-Biotop“!

Laichklumpen des Grasfrosches im Ersatzteich 1978

Diese Zahlen zeigen, dass der Behlaer Weiher ein recht bedeutendes Laichgewässer für mindestens drei geschützte Amphibienarten war.

Grasfrosch

Mit Vorsicht lassen sich aus den Zahlen Anhaltspunkte für die Größe der Laichpopulation des Behlaer Weihers und die Besiedlungsdichte der Erdkröten der Umgebung gewinnen. Wir wissen nämlich aus Stichprobenzählungen, dass aus dem Jagdgebiet westlich der Straße etwas mehr als die Hälfte der gesamten Population zum Weiher zieht. Danach wird man annehmen dürfen, dass in Jahren wie 1977 rund 7000 Erdkröten zum Laichen wandern. Geht man davon aus, dass mindestens 75% der Tiere nicht weiter als 500 Meter vom Laichgewässer entfernt leben, käme man zu einer durchschnittlichen Besiedlungsdichte von 5250 Tieren auf 78 ha, also etwa 67 Kröten/ha. Man muss aber berücksichtigen, dass Kröten unterschlupfreiche, mit Baumstrünken, Astwerk, Krautansammlungen, Erdhöhlen und/oder Steinen ausgestattete Biotope bevorzugen; dann wird man die Wälder und extensiv genutzten Feuchtflächen als Hauptaufenhaltsorte ansetzen können.

Prof. Dr. Reichelt 1978

Im Jahre 2018 wurde im Zuge der Ortsumgehung Behla der neue Krötentunnel an der Bundesstraße 27 gebaut.

Krötentunnel an der B27

Das sagt Prof. Dr. Reichelt heute zu den Zuständen am Behlaer Weiher

„Wie bedauerlich diese schlimme Entwicklung, wo doch die Stadt Hüfingen seit Jahren mit dem Markenzeichen „Ökologie“ wirbt! Ob  die  Umsetzung wenigstens in den nächsten 50  Jahren (!) erfolgen wird? Immerhin war das Echo auf unseren Aufsatz 1978 erfreulich groß. Freilich: das war vor fast 50 Jahren. Aber das Sterben in der Natur geht noch immer fast unvermindert weiter!“

Junger Bergmolch

Das sage ich zu den Zuständen am und im Behlaer Weiher

Wassergesetz für Baden-Württemberg
§56 WG und Abschnitt 2 Abwasserbeseitigung § 46 Verpflichtung zur Abwasserbeseitigung

Strafgesetzbuch
§324
StGB (1) Wer unbefugt ein Gewässer verunreinigt oder sonst dessen Eigenschaften nachteilig verändert, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Der Versuch ist strafbar.
(3) Handelt der Täter fahrlässig, so ist die Strafe Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe.

Tierschutzgesetz
§17
Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer (1) ein Wirbeltier ohne vernünftigen Grund tötet.

Auch in Anbetracht der Tatsache, dass mehrere Gesetzte gebrochen wurden, fordere ich die sofortige Instandsetzung des Weihers!

Dies beinhaltet eine Winterung des Gewässers und die fachgerechte Entsorgung des Klärschlammes.

Der Biber – Koexistenz oder abschießen?

Statt sinnloser Abschuss gemeinsames Verständnis entwickeln


Was können wir vom oberbergischen Kreis, der ebenfalls wie der Schwarzwald-Baar-Kreis einen wachsenden Biberzuwachs verzeichnet lernen?
Zunächst würde es Sinn machen einem Runden Tisch vorzuschlagen an dem alle betroffenen Akteure aus Naturschutz, Landwirtschaft, Forst- und Wasserwirtschaft sowie den Verwaltungsbehörden für eine Beratung zusammengebracht werden. „Ziel dieser Veranstaltung sollte es sein, ein gemeinsames Verständnis für den Umgang mit dem Biber zu entwickeln und tragfähige Grundlagen für die zukünftige Zusammenarbeit zu schaffen“. Welche Leitlinien sind bei diesem runden Tisch entstanden?


All das vermisse ich im Umgang mit den Bibern im Schwarzwald-Baar-Kreis. Wir täten gut daran zu erkennen wie wichtig Biber sind für die Artenvielfalt und die Natur. Natürlich sind abgenagte Bäume und unter Wasser stehende Wiesen nach unserem Verständnis nicht der Inbegriff von Ordnung. Wir lieben es eher, dass die Natur einem Park gleicht in dem alles seinen Platz hat und gefälligst auch dort bleibt.


Doch so funktioniert Natur nicht. Dort, wo der Biber gearbeitet hat entsteht neues vielfältiges Leben. Was ist uns dieses Leben wert? Was wollen wir als Bürger, Landwirte und anderer Betroffener dafür zahlen? Welches Verständnis von Natur haben wir? Diese Frage sollte sich jeder von uns stellen und nicht nur eilfertig dem Ruf nach Abschuss zu leicht zustimmen.

Fest steht, dass Abschüsse nicht helfen, denn wie auch das Lehrbeispiel bei Wildschweinen zeigt, es gibt Nachrücker. Wie viele Biber verträgt also unser Land ? Der falsche Weg ist es jedoch politisch Strecke machen zu wollen mit solchen plakativen Forderungen, ohne sich ernsthaft Gedanken zu machen, wie die Koexistenz des scheinbar Unvereinbartem doch möglich sein könnte, ohne dass man gleich zur Schrotwaffe greift. Seien wir froh, dass die Natur im Schwarzwald-Baar-Kreis so vielfältig ist, trotz der vielen Hindernisse für Vielfalt. In anderen Ländern versucht man krampfhaft Tiere wieder anzusiedeln, die durch unvernünftiges Handeln ausgerottet wurden. Nehmen wir uns diese Länder als Vorbild und nicht gerade ein Land wie Bayern das alles zum Problem macht, was nicht in den Kram passt.

Biber in der Breg

23.02.2020 von Heike Boeke

Es gibt bei uns wenig Tiere, die die Gemüter stärker „erregen“, als unsere heimischen Biber. Dabei sind sie Vegetarier und mir daher per se schon sympathisch. Häufig wird jedoch der Anschein erweckt, die Weichhölzer die er frisst unterliegen der forstwirtschaftlichen Nutzung und wären mindestens so wertvoll wie Eichen. Im Sommer ernährt er sich zudem von Gräsern, Stauden, Blättern, Kräutern, Feldfrüchten und Rhizomen von Wasserpflanzen. Rund 300 Arten stehen auf seinem Speiseplan. Hierzu gehören zum Beispiel Seerosen, Schilf, Brennnesseln, Klee, Äpfel, Rüben, Mais oder auch Getreide.

Wer sich gegen den Schutz und Erhalt der Biber stellt, stellt sich auch gegen den Schutz von Störchen, Laubfröschen, Eisvögeln, Libellen ,Molchen, Schmetterlingen und Fischen. Biber schaffen neue, sehr abwechslungsreiche Lebensräume, verändern Strömungsverhältnisse, schaffen Biberteiche, erhöhen den Grundwasserpegel, sorgen für tiefere und flachere Gewässerabschnitte, veränderte Temperaturprofile, sorgen für verbesserte Laich- und Fortpflanzungsbedingungen für Amphibien, Fische, Insekten, Vögel und Säugetiere. Jungfische finden verbesserte Möglichkeiten sich zu verstecken. Biber lichten wieder Uferbestände auf, sorgen für kräftigere Bäume und Gehölze, klären unsere verschmutzten Gewässer, schaffen neue fruchtbare Böden und betreiben auch noch Hochwasserschutz für uns. Und das alles völlig kostenlos!

Gerade in Zeiten unserer immer intensiver werdenden Landwirtschaft auch hier auf der Baar in der jede zweite Tier- und Pflanzenart auf der roten Liste steht und somit vom Aussterben bedroht ist, jeder Zentimeter genutzt wird, normale Graswiesen eiweißreichen Hochleistungsgräsern weichen müssen in denen keine einzige Blume mehr blüht, Wiesen und Gewässer überdüngt sind, nirgendwo in Europa das Grundwasser so belastet ist wie bei uns, Pestizide für Bienen- und Insektensterben sorgen, immer mehr Vogelarten verschwinden oder deren Populationen einbricht, ist Natur- und Artenschutz wichtiger denn je.

Das Internetportal unserer Stadt enthält folgenden Einführungssatz: „Hüfingen fühlt sich in besonderer Weise der Ökologie und dem Umweltschutz verpflichtet. Seit über 20 Jahren bemüht sich die Stadt auf allen Aktionsfeldern zum Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen beizutragen.

Wenn also dieser Satz nicht nur ein nutzloses Feigenblatt sein soll, sondern gelebte Anwendung, dann sollte über die Arbeit unseres Bibers am Kennerbach nicht so negativ geschrieben werden, sondern mit Stolz über ihn und seine Arbeit berichtet werden. Dass er sich in einem Feuchtgebiet und Vogelschutzgebiet niedergelassen hat sollte uns als Hüfinger Bürger freuen. Leider konnte er nicht ahnen, dass eine ökologisch ausgerichtete Stadt wie Hüfingen ausgerechnet dort ein riesiges Logistikzentrum hinstellen ließ und nun auch noch um 11.000qm erweitern möchte, zumal er zudem des Lesens unkundig ist.

Es wäre daher schön, wenn man seine Arbeit dort mehr schätzen würde und dafür sorgt, dass er noch lange dort seine kostenlose Arbeit für Natur- und Artenschutz fortführen kann.

Behlaer Weiher Follow-up

Im November 2020 durften wir lernen, warum der Behlaer Weiher so stark eutrophiert und fast am umkippen ist:
Eine kleine bakteriologische Untersuchung

Im Januar 2021 habe ich dann mal einen Vergleich angestellt, was wir alles verloren haben:
Behlaer Weiher einst und heute

Abwasser mit nachgewiesenen Fäkalbakterien und mutmaßlichen Kotresten
20. November 2020

Seit damals haben viele Leute versucht etwas zu erreichen. So war die erste Anlaufstelle das Amt für Umwelt, Wasser- und Bodenschutz. Dieses Amt schrieb dann, nach mehrfacher Aufforderung, folgende Nachricht:
Bezüglich des Gewässerverunreinigung konnte ein wesentlicher Eintragspfad in das Gewässer am 07.12.2020 festgestellt werden, welcher seitens der Stadt Hüfingen zeitnah verschlossen wurde.
Hiermit war die Sache für das Landratsamt erledigt.

Abwasser
23. Januar 2021

Da es im Januar nicht ganz so aussah, als ob die Behauptung der Wahrheit entsprach, hat hier der NABU Strafanzeige gestellt. Die Anzeige wurde direkt eingestellt.

Abwasser mit nachgewiesenen Tensiden
11. März 2021

Auf Nachfrage des NABU beim Oberstaatsanwalt mit den oben gezeigten Fotos kam als Begründung: „Das Amt für Umwelt, Wasser- und Bodenschutz vom Landratsamt Schwarzwald-Baar-Kreis bewerteten die Schaumbildung als natürlich und sahen keine Verunreinigung des Weihers.

Abwasserpilz

Abwasserpilz ist eine umgangssprachliche Bezeichnung für eine Lebensgemeinschaft aus diversen Bakterien, die in verschmutzten eutrophierten Gewässern wächst und dabei lange Fäden oder fellartige Überzüge bildet. In der Gewässergütebestimmung dient er als Anzeiger für die Gewässergüteklasse III–IV. Die Gewässergüteklasse IV ist übermäßig verschmutzt. (Polysaprobe Zone. Darstellung in der Gütekarte: rot. Saprobienindex 3,5 bis 4,0. „schlechter“ Zustand) (Wikipedia)

Hier zeige ich ein paar Fotos des „natürlichen Abwasserpilzes“ im verschmutzen Bach zum Weiher vom 11. März 2021.

Die Untersuchungen des weißen Schaumes oben wurde von einem Chemiker der Hochschule Furtwangen durchgeführt und wird später in einem gesonderten Bericht veröffentlicht. Aber hier stellt sich mir schon die Frage, warum diese Untersuchungen von Ehrenamtlichen gemacht werden müssen und das Amt für Umwelt, Wasser- und Bodenschutz „erfühlt“ seine Wahrheiten. Bis heute war keiner der Männer vom Amt an der Abwassereinleitung.

Versuch der Kontaktaufnahme mit dem Landratsamt

Da leider jeder Kontakt mit dem Landratsamt gescheitert ist, hatte ich am 30. Januar 2021 eine E-Mail an den Ersten Landesbeamten geschrieben, mit der Bitte um Hilfe. Der Mann hat nach 10 Tagen merkwürdig geantwortet. Es ist mir nicht ganz klar, warum der Mann unhöflich war. Aber vielleicht erschliesst es sich ja der Leserin oder dem Leser hier. Deshalb will ich meine E-Mail (mit allen Rechtschreibfehlern) veröffentlichen:

E-Mail an den Ersten Landesbeamten vom 30.01.2021

Aus datenschutzrechtlichen Gründen kann ich hier die Antwort nicht veröffentlichen, wäre aber dankbar wenn mir in den Kommentaren jemand erläutert, warum ich anscheinend sehr beleidigend rüber kam. Ich bin ja lernfähig. Auf jeden Fall hatte ich eine erneute E-Mail geschrieben, die bis heute nicht beantwortet wurde.
Update am 24. März 2021: Es hat sich jetzt alles geklärt und ich weiß, wo mein Fehler lag. Danke an den Ersten Landesbeamten für die E-Mail!

Nach diesen recht frustrierenden Erfahrungen habe ich dann an das Umweltministerium nach Stuttgart geschrieben:

E-Mail an das Umweltministerium vom 10. Februar 2021

Eintragspfade wurden im Dezember 2020 verschlossen?

Die Einleitung von Abwässern in den Bachlauf zum Behlaer Weiher wird ja nicht abgestritten, sondern es wird behauptet dies sei nur ein kurzer „Unfall“ gewesen und die Einleitungen seien im Dezember 2020 abgestellt worden.

Ich vermute mal, dass jeder und jedem bei dem Anblick des Bachlaufes klar ist, dass dies nicht stimmen kann. Allerdings müsste man sich dazu vom warmen Schreibtischstuhl aus in das unwirtliche Gelände des Behlaer Weihers begeben. Dies ist nur Ehrenamtlichen zuzumuten.

Abwasser
21. März 2021

Da die Zustände in Behla eigentlich unzumutbar sind, habe ich am 21. März erneut eine E-Mail an das Umweltministerium in Stuttgart geschrieben.

Es ist also wieder so, dass Ehrenamtliche hier Proben ziehen und Untersuchungen starten. Wobei ich dieses Mal Unterstützung eines Chemikers der Hochschule Furtwangen habe.

Bevor ich hier die mikrobiologischen Ergebnisse veröffentliche, möchte ich noch auf den Laich eines verirrten Frosches eingehen. Es ist ja so, dass es früher tausende Amphibien im und um den Weiher gab (Behlaer Weiher einst und heute). Dieses Jahr hatte sich noch ein letzter Frosch verirrt und hier möchte ich eine kleine Abfolge der mutmaßlichen Verwesung des Laiches zeigen. Innerhalb von drei Wochen ist der Laichklumpen langsam vergammelt. Hier können sich keine Kaulquappen entwickeln.

Erneute Untersuchung des Wassers

Probeentnahme von oberhalb des Abflussrohres
Ehrenamt mit Geschmäckle
Probeentnahme am Abflussrohr

Oben sind die Bilder der Probeentnahme am 21. März 2021. Ich habe eine Probe am Bachlauf vor dem Abfluss genommen und eine am Abfluss selber.

Sowohl am Bachlauf oberhalb des Abflusses, als auch am Abfluss selber sind sehr hohe Nitrat-Werte (über 50 mg/l). Nitrit ist nur am Abfluss selber erhöht (über 10 mg/l).

Nitrit wird durch eine chemische Reaktion in Gewässern und in Kläranlagen von Nitritbakterien (Nitrosomonas) durch Oxidation bei ab 20°C gebildet. Nitrate werden dagegen durch bakterielle Nitrifikation gebildet. Die Nitrifikation wird bei Temperaturen unter 12°C verlangsamt und unter 8°C eingestellt. (Wasser Wissen).

1. Reihe: Hüfinger Trinkwasser 2. Reihe Bachlauf oben 3. Abfluss

Im November 2020 wuchsen auf LB Platten mit 50 µl der Wasserproben bei 37° über Nacht unzählige “Fäkalcoliforme” kurz auch als CFU (coliform units) bezeichnet. 

Wasserproben vom November 2020 auf EMB und LB Platten bei 37° über Nacht. (53=Wasser aus dem Abfluss)

Bei den neuen Proben zeigt sich erstaunlicher Weise ein ganz anderes Bild.

1.000 µl Wasserproben vom 21. März 2021 auf EMB Platten bei 37° über Nacht. (57-Wasser aus dem Abfluss, 58-Wasser aus dem Bachlauf)

Ich kann diesmal keine nennenswerte Anzahl an lebenden Fäkalcoliformen nachweisen. Im Bachlauf oberhalb sind gar keine Fäkalcoliforme, aus dem Abfluss kommen einige wenige, die aber dieses Mal teilweise antibiotikaresistent sind. Staphylokokken sind jetzt gar keine nachzuweisen.

Dieses Mal habe ich das braune Abwasser unter das Mikroskop gelegt.

40 x Vergößerung
10 x Vergrößerung

Oben nur mal zwei Beispielfotos. Ich habe jetzt nicht sehr viel Erfahrung mit dem Mikoskopieren, aber es sieht schon nach verdauten Kadavern aus. Wenn ich jetzt tippen müsste, würde ich sagen, die braune Brühe ist Aas. Also Reste von toten Tieren. Da keine Fäkalcoliforme gefunden werden können, wurden die Kadaver wohl nicht im Darm von Warmblütern vergärt. Hierauf weisen auch die vielen Tenside.

Fazit

Das Abwasser aus dem Rohr hat sich die letzten Monate verändert. Das einzige was wir mit Sicherheit sagen können: Es ist nicht natürlich und schon gleich gar nicht normal!

Die einzige Konstante ist, dass wir sehr viele Abwasserpilze haben, Faulschlamm im Weiher und viel totes verwesendes Material. Laich ist nicht überlebensfähig.

Was wir inzwischen auch wissen ist, dass der letzte Bürgermeister mit seinem Team versucht hat Abhilfe zu schaffen. Seit Amtsantritt des neuen Bürgermeisters 2016 hat sich die Situation deutlich verschlimmert. Es wurden zwei Biotope mit tausenden Amphibien vernichtet. Der Bürgermeister hat keinerlei Ambitionen dieses Problem zu lösen. Er meint, es interessiert keinen. Womit ich ihm wirklich Recht geben muss.

Behlaer Weiher

Eine kleine bakteriologische Untersuchung

vom 28. November 2020

Im Januar 2020 habe ich ja angedroht mich etwas mehr um den Behlaer Weiher zu kümmern.

1873 führte der Gemeinderat anläßlich der Ortsbereisung Klage über den Weiher und die daraus aufsteigenden Dünste. Eine gründliche Reinigung des Weihers von Zeit zu Zeit sei erforderlich. Diesem Verlangen wurde dann auch von der fürstlichen Verwaltung entsprochen.

Behla : Stadtteil von Hüfingen; Geschichte eines Baardorfes im Rahmen der Landschaft / von Alfred Hall; Egon Bäurer; Friedolin Kaiser (1989)

Ich hatte dann das Wasser grob untersucht und einen ziemlich hohen Nitratgehalt (30 mg/l) festgestellt. Mit meiner Aussage: „Leider kann ich die anderen Chemikalien, die die Landwirte in die Umwelt kippen nicht nachweisen“, habe ich den Unmut einiger Landwirte provoziert. Dass diese ja so einiges in die Landschaft kippen (oder vergraben), werden sie kaum bestreiten können. Allerdings an der Kloake im Behlaer Weiher tragen sie keine Schuld.

Schuld trägt die Stadt Hüfingen die es versäumt hat, Behla ordentlich an die Kanalisation anzuschließen. Aber der Reihe nach:

Für eine Besichtigung des Weihers stellten wir das Auto an der B27 ab, um über die Wiese an den Weiher zu gelangen. Fast genau an dieser Stelle kommt eine Abwasserleitung unter der Straße raus.

Eigentlich braucht man keine Mikrobiologin zu sein, um zu sehen (und zu riechen) was da raus kommt:

An dieser Stelle vielen Dank an den Ortschaftsrat Benjamin Schnaitter, der sich mutig und ohne zu zögern in die Brühe gestürzt hat, um Fotos zu machen und Wasserproben zu ziehen.

Wir haben also drei Wasserproben, denen ich (wegen anderer Projekte) folgende Nummern gegeben habe:

53 – am Ausfluss des Abwasserkanals in den Weiherwiesen.
54 – oben am Behlaer Weiher nach dem Zufluss des Baches aus den Weiherwiesen.
55 – Abfluss des Behlaer Weihers in das Feuchtgebiet auf der anderen Seite der B27

Da ich zuerst nur herkömmliche Nährmedien für die Untersuchung der Bakterien zuhause hatte, habe ich die Bakterien auf gewöhnlichen LB (Lennox Broth) Platten über Nacht bei 37°C untersucht.

LB Platten mit 100 µl der Wasserproben bei 37° über Nacht

LB Platten mit 50 µl der Wasserproben bei 37° über Nacht

Was man auf der Platte 53 deutlich sieht sind „coliforme Bakterien“, „Fäkalcoliforme“ oder „thermotolerante Coliforme“ kurz auch als CFU (coliform units) bezeichnet. Diese Bakterien zeichnen sich dadurch aus, dass sie bei 37°C in geeignetem Nährmedium sehr schnell wachsen. Was ja auch irgendwie logisch ist, da sie von Warmblütern stammen.

Dies ist also schon der eindeutige Beweis, dass es sich bei dem Abwasser um Fäkalien handelt. Ob von Mensch oder Tier lässt sich nicht bestimmen, aber ist in diesem Fall auch unerheblich.

Oben am Behlaer Weiher (54) konnte ich vereinzelt CFU Keime finden, wenn ich 1 ml der Wasserprobe ausplatiert hatte, unten am Ausfluss (55) war nichts zu finden. Der Behlaer Weiher klärt also noch ganz gut.

Im Abwasser wird die Anzahl der CFU pro 100 ml Wasser gemessen, um einen Standard als Vergleich zu haben. Normalerweise kommt man in einem Klärwerk auf eine Anzahl über 1 Mio. Deshalb habe ich hier die CFU für unsere Wasserproben mal kurz überschlagen:

53 – etwa 5.000.000.000 CFU/100 ml
54 – etwa 15.000 CFU/100 ml
55 – etwa 0 CFU/100 ml

Der Standard laut EPA (Environmental Protection Agency) um coliforme Bakterien zu bestimmen ist ein Nährmedium namens EMB (Eosin Methylenblau Broth). Hiermit kann man Escherichia coli von Enterobacter unterscheiden. Dies habe ich auch versucht, aber leider ist mein Methylenblau und auch das Eosin von meinem Großvater und über 50 Jahre alt.

EMB Platten mit 500 µl der Wasserproben bei 37° über Nacht. 53=Wasser aus dem Abfluss.

EMB Platten mit 500 µl der Wasserproben bei 37° über Nacht. 53=Wasser aus dem Abfluss.

Auf diesen EMB-Platten ist weniger gewachsen, als auf LB Platten und auch nur von dem Wasser, das direkt aus dem Abwasser von Behla kam.

Eine Möglichkeit langsam wachsende grampositive Bakterien zu bestimmen, sind sogenannte MSA Platten. Damit kann man verschiedene Kokken bestimmen. Also den berühmten Staphylococcus aureus vom mehr oder weniger harmlosen Staphylococcus epidermidis unterscheiden.

800 µl Wasserproben auf MSA Platten

Der pathogene Staphylococcus aureus fermentiert Mannitol und deshalb ändern die Platten die Farbe rot nach gelb. Oben erkennt man wieder, dass auch Staphylokokken nur im Abwasser zu finden sind. Also in 53 sehr viele, in 54 weniger und 55 keine. Dies bestätigt die Ergebnisse oben mit den CFU. Was man hier auch schon sieht ist, dass die rote Farbe bei 53 Richtung gelb umschlägt.

Aus diesem Grunde habe ich jeweils 8 Kolonien von 53 und 54 nochmal einzeln ausplatiert.

Acht Abstriche von Kolonien der Kokken aus dem Abwasser

Bei fünf der acht Abstriche handelt es sich eindeutig um Staphylococcus aureus.

Acht Abstriche von Kolonien der Kokken aus dem Behlaer Weiher.

Bei zwei der acht Abstriche handelt es sich auch hier eindeutig um Staphylococcus aureus.

An dieser Stelle will ich nichts über Staphylokokken erzählen. Wen es genauer interessiert, der mag auf den Seiten des Robert Koch Instituts nachlesen:

RKI Ratgeber Staphylokokken

Auf jeden Fall rate ich allen, der Hüfinger Klärgrube mit dem Namen Behlaer Weiher und dem offenen Abwasserkanal fern zu bleiben!

Haltet auch eure Tiere und vor allem eure Kinder fern. In wie weit diese Erreger antibiotikaresistent sind, werde ich auch noch abklären.

Hier breche ich vorerst ab und werde weitere Untersuchungen später veröffentlichen, wenn ich die passenden Chemikalien und mehr Zeit habe.

Warum die Eile?

Je mehr ich mich damit beschäftige, desto mehr ärgere ich mich .

Einer der vielen Stadtbauamtsleiter der von der Stadt Hüfingen „ausgebrannt“ wurde, hatte vor Jahren hier mal interveniert. Leider war dies nur von kurzer Dauer. Es ist den verantwortlichen Männern nicht wichtig und sowieso war es ja schon immer so, dass die Scheisse aus Behla in den Weiher fließt.

Wir schreiben das Jahr 2020, in Hüfingen wird seit Jahrzehnten ein Weiher als Kläranlage missbraucht, weil dies immer so war. Meiner Meinung nach ist das ein Verbrechen nicht nur an der Natur, sondern auch an der nächsten Generation.

Und jetzt höre ich auf, sonst mache ich mich vor Zorn noch strafbar.

Nachtrag
Weitere Infos

Im Januar 2021 habe ich erläutert, wie es am Behlaer Weiher einmal aussah: https://hieronymus-online.de/behlaer-weiher-einst-und-heute/

Dann gibt es auch eine Erläuterung zu Klärschlamm und dessen Entsorgung: https://hieronymus-online.de/unterschied-faekalien-und-silage/

Oberhalb vom Abflussrohr sieht die Welt noch halbwegs gut aus

Dann kommt die Abwasserleitung.

Mit all der Scheisse und was dazu gehört.

Die Exkremente fließen dann weiter in den Weiher.

Die nächsten Teile sind hier zu finden