
Spaziergang mit dem ehemaligen Ortsvorsteher von Fürstenberg
Wenn man von der Bundesstraße nach Fürstenberg fährt, wird man begrüßt von einer gigantischen Fleischfabrik. So liegen südlich von Fürstenberg gleich zwei Anlagen mit insgesamt über 2000 Tieren.
Die „Geruchsemissionen“ der armen Tiere mussten mit dem Wind verrechnet werden, um das neue Baugebiet als reines Wohngebiet einstufen zu können. Dies war nötig, damit nach 13b gebaut werden kann. Zum neuen Baugebiet habe ich mich hier aber schon ausgelassen.
Der Spaziergang mit dem ehemaligen Ortsvorsteher beginnt am Bolzplatz.
Vom Bolzplatz geht es hoch über den Spiel- und Sportplatz Richtung Bürgerhaus.
Der Parkplatz vom Bürgerhaus dient den Kindern zum Skaten und auch zum Fußballspielen. Von dort sieht man auch auf das lange geplante Vereinsheim.
So lange geplant, dass sich hier heute noch eine Wiese befindet.
Problem ist hier, dass eine 800 Tausend Euro Planung auf inzwischen 1,3 Millionen angeschwollen ist und der Lärmschutz dabei auf der Strecke blieb. Der Ärger mit den verschiedenen Umplanungen führte unter anderem dazu, dass in Behla anstatt einer sicheren Zufahrt für den Kindergarten eine Lärmschutzwand gebaut werden sollte.
Nicht nur hier läßt sich die Chaostheorie anhand der Hüfinger Netzwerke wunderschön anschaulich mit den speziellen dynamischen Systemen betrachten.
Auch um das Bürgerhaus gibt es öfters Probleme mit Lärmbelästigung und für eine so kleine Gemeinde erstaunlich viel Müll.
Aber wir wenden uns lieber erfreulicheren Dingen zu, wie dem zum Glück noch existierenden Kindergarten St. Maria.
Der Kindergarten war früher eine Schule und die maßgeblichen Abbrucharbeiten für die Renovierung und Umbau der Räumlichkeiten wurden vom ehemaligen Ortsvorsteher eigenhändig mit dem Vorschlaghammer durchgeführt.
Wegen der vielen Streuobstwiesen gibt es in Fürstenberg immer noch die alte Mosterei. Hier können im Herbst die Früchte vermostet werden.
1846 wurde das Schul- und Rathaus fertiggestellt.
Das Gasthaus Rößle wurde nach dem Brand in der Ortsmitte als stattliches Anwesen neu erstellt.
Wir gehen weiter hoch zur Kirche St. Maria die 1855 im „neuen“ Fürstenberg fertig gestellt wurde.
Kurze Zeit nach dem Brand 1841 fand man der Überlieferung zufolge das unversehrte Gnadenbild der Muttergottes, das die abgebrannte Pfarrkirche geziert hatte. Die näheren Umstände der Rettung vor den Flammen konnten nicht geklärt werden.

Die heilige Agatha wurde im alten Fürstenberg als Stadtpatronin verehrt. Ironischer Weise ist sie auch Schutzpatronin der Feuerwehren.
Auch in Fürstenberg gibt es viele schöne alte Häuser. Fasziniert hat mich aber vor allem ein wunderschönes Häuschen mit dem schönsten Naturgarten und einer wahrlich atemberaubenden Vielfalt an Pflanzen und Insekten. Einfach toll, was man auf so einer kleinen Fläche erschaffen kann!
Die Wasserversorgung ist in jedem Hüfinger Teilort ein großes Thema. Fürstenberg war eigentlich in einer guten Position mit der Schächerquelle und dem Hochbehälter von 1976.
Leider hat jemand ziemlich große Mengen Atrazin (ein Pflanzenvernichtungsmittel) verloren. Vielleicht erinnert sich jemand an das große Fischsterben im Rhein 1986, weil Atrazin über die Abwässer des Unternehmens Ciba-Geigy abgelassen wurde?
Atrazin ist seit 1. März 1991 in Deutschland verboten. Wie große Mengen davon auf den Fürstenberg gelangen konnten ist ein Rätsel und Landwirte haben natürlich rein gar nichts damit zu tun.
Deshalb hat die Stadt Hüfingen 2017 mit unser aller Geld für 181 000 Euro eine neue Ultrafiltrationsanlage gekauft, um die Schächerquelle wieder reaktivieren zu können. Aber die nächste Generation muss noch deutlich bitterer für die industrielle Landwirtschaft bezahlen.
Dann ruft Fürstenberg nach der Feldwegkommission. Viele Ränder der Verbindungsstraßen – insbesondere nach Sumpfohren und nach Neudingen – sind unterspült, es gibt Rillen und Kanten. Nun ist es aber so, dass man die Wege nicht einfach flicken sollte, denn es gibt eine ziemlich einfache, nachhaltige und intelligente Lösung.
Es gibt Männer in Fürstenberg, die wissen wie es geht! Man müsste mit diesen kommunizieren. Kommunikation spart manchmal viel Geld und Chaos; sollte sogar auch schon Leben gerettet haben.
Die Schächerkapelle hat mich früher verwirrt. Weil es gibt zwei Schächerkapellen in Hüfingen. Also eine in Hüfingen und eine in Schächer.
Die Schächerkapelle stammt aus der Zeit nach dem dreißigjährigen Krieg. Das Landgericht der Baar ließ hier die verurteilten Verbrecher hinrichten. Schächen bedeutet ‚auf Raub ausgehen, rauben, plündern‘.
In der christlichen Tradition werden damit insbesondere die beiden Männer bezeichnet, die zusammen mit Jesus von Nazaret gekreuzigt wurden. Sie werden in der christlichen Kunst als Teil der Kreuzigungsgruppe häufig dargestellt.
Mit gefallen die Rundgänge durch die Ortschaften sehr gut,denn sie bringen die vielen Kleinode dem Leser näher. Ich halte es aber auch für sehr wichtig die Auswüchse einer immer mehr industialisierten Landwirtschaft zu benennen und den Verbraucher auch an seine Verantwortung gegenüber der Schöpfung zu erinnern. Das Leid dieser Tiere kann nicht damit gerechtfertigt werden,dass sich nur Massentierhaltung noch lohnt.Fleisch von Tieren die mit Medikamenten vollgepumpt,ohne Betäubung kastriert und innerhalb weniger Monate gemästet werden kann nicht guten Gewissens gekauft werden. Daher weiter so auch wenn es diesen Landwirten,die in meinen Augen den Namen nicht verdienen sauer aufstösst.
Liebe Frau Dr. Jaag,
ich habe mit Interesse, aber auch mit großem Erstaunen Ihren Bericht zum „Spaziergang mit dem ehemaligen Ortsvorsteher von Fürstenberg“ gelesen. Gerne möchte ich Ihnen hierzu eine Rückmeldung geben. So treffen Sie sich mit dem ehemaligen Ortsvorsteher von Fürstenberg und leiten Ihr Resümee mit einer „gigantischen Fleischfabrik“, die den Besucher des kleinen Dorfes begrüßt, ein.
Gerade Fürstenberg, dass mit bewegter Geschichte und Vergangenheit kulturell interessant und viel zum Entdecken bieten kann. Ich möchte Sie gerne daran erinnern, dass alle Teilorte der Gemarkung Hüfingen einer landwirtschaftlichen Struktur entstammen. Bauernhof lag neben Bauernhof. Von dieser Struktur ist nicht mehr viel übrig geblieben, da sich vor allem das Konsumverhalten der gesamten Gesellschaft auf den Verzehr billiger landwirtschaftlicher Produkte verändert hat. Die gesetzlichen Bestimmungen, welchen Landwirte heute – unerheblich ob Großbetrieb, Demeter, Bio oder ähnliches – unterliegen, sind enorm. Den Alltag eines Bauernhofes zu stemmen, mit dem Ziel, ohne Nebenerwerb die Familie zu versorgen, ist meines Erachtens eine große Herausforderung, der zunächst einmal Anerkennung gebührt. Diese jedoch zu verurteilen, empfinde ich als ungerecht und in einer ländlichen Struktur auch als falschen Ansatz. Daher würde ich mich freuen, wenn Sie über Ihren Blickwinkel der gigantischen Fleischfabrik nochmals nachdenken könnten.
Ich möchte betonen, dass ich es gut finde, Spaziergänge – auch mit kritischem Blick – durch die Ortschaften durchzuführen. So sieht man, wo der Schuh drückt und wo sich die Ortschaften Unterstützung, auch und gerade bei langwierigen Projekten, wünschen. Eine sachliche Berichterstattung, welche die die vielfältigen Facetten der Gemeinde Hüfingen zulässt, fände ich an dieser Stelle wichtig.
Ja, es ist mein Blickwinkel und dazu stehe ich. Was man dazu wissen muss, ich bin keine Journalistin und der Hieronymus ist kein neutrales beschreibendes Beobachtungsorgan. Jeder der will (und sich traut) darf hier seinen Blickwinkel darstellen. Wir haben keinen Anspruch an Neutralität oder journalistische Fachkenntnis.
Wie in meiner Beschreibung steht, ich bin Naturwissenschaftlerin und arbeite seit vielen Jahren für Ärzte gegen Tierversuche. Mein Blickwinkel kommt aus der Tierrechtsbewegung und aus einem mondänen Umfeld. Es ist mir klar, dass dies hier für viele absolut unmöglich ist. Aber wenn ich Angst vor Kritik hätte – wie übrigens sehr viele hier – dann gäbe es den Hieronymus nicht. Und ja, er ist mir inzwischen ziemlich wichtig geworden. Wie die Kommentare hier und die vielen verschiedenen Beiträge. In diesem Sinne: Vielen Dank!