Die heilige Verena

Verena von Kaltenbacher in der Hüfinger Stadtkirche

aktualisierter Beitrag, 1. Version war am 7. Dezember 2023

In Bachzimmern, steht ein ehemaliges Fürstlich-Fürstenbergischen Jagdschloss und daneben eine der heiligen Verena geweihte Kapelle. In der Kapelle ist ein Bild einer sehr blonden Verena die aus Ägypten stamme.

Ehemaliges Fürstlich-Fürstenbergischen Jagdschloss in Bachzimmern.

Verenakapelle in Bachzimmern

Die heilige Verena von Bachzimmern mit Krug und Doppelkamm, ganz links Petrus, rechts das Fürstenbergische Grafenwappen. Foto: Dr. Hans Keusen in den Schriften der Baar Bd. 53/20101

Heute will ich mal eine Geschichte erzählen, die mich schon lange fasziniert hat. Es ist die Geschichte der heiligen Verena.

Theben

Die heilige Verena wurde um 260 n. Chr. in Theben geboren.

Die Geschichte Thebens ist reich an Legenden, welche sich um Herakles, Dionysos und Laios ranken. Die Stadt ist Geburtsstadt des Herakles, des Ödipus, der Sieben gegen Theben und Antigones. Eine weitere thebanische Sage ist die der Niobe (Ehefrau des Königs Amphion), welche als eingeheiratete Herrscherin und Mutter von 14 Kindern mit ihrem Hochmut den Zorn der Leto auf sich zog.*2

Verena

altägyptisch mit der Bedeutung „Frucht oder Same der Stadt Theben“
Ⲉⲃⲣⲁⲛⲉ Ebrane; koptisch
Ϥⲣⲉⲛⲉ Frene; koptisch
Βερενίκη Berenike; altgriechisch*7

An der Stelle Thebens war zu Ende des 19. Jahrhunderts nur noch ein ausgedehntes Ruinenfeld zu beiden Seiten des Nils vorhanden. Heute befindet sich in einem Teil von Theben-Ost eines der touristischen Zentren Ägyptens, die Stadt Luxor. Seit 1979 ist Theben in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes eingetragen.
Foto: Chrissie talk – Christian Rosenbaum Author on German Wikipedia: Chrissie talk, CC BY-SA 3.0 http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/, via Wikimedia Commons

Jedenfalls ließen sich bei Theben der Sage nach möglicherweise phönizische Einwanderer nieder, welchen dann griechische aus Kleinasien folgten, wie die Sage von Amphion erzählt, der durch seine Leier die Steine herbeilockte. Amphion und Zethos erweiterten die Mauern und fügten sieben Tore hinzu, die das geflügelte Wort vom „siebentorigen Theben“ auslösten – im Gegensatz zum „hunderttorigen Theben“ in Ägypten, das Homer in der Ilias erwähnt.

Zu dem Geschlecht der Kadmeionen gehörte auch der Sohn des Laios, Ödipus. In die Zeit des Ödipus fällt auch die Sage der Sphinx, die vor Theben hauste und jeden Fremden tötete, der ihre Rätsel nicht lösen konnte. Dies wurde von Ödipus durch das Lösen des Rätsels der Sphinx beendet.

Im Ersten Mithridatischen Krieg (89–85 v. Chr.) ging Theben endgültig an die Römer. In der Folge verfiel Theben zu einem bedeutungslosen Dorf, behielt aber trotz sinkender Einwohnerzahl das Stadtrecht.*2

Das Römische Reich zu Lebzeiten Verenas

Der bedeutende Sassanidenkönig Schapur I. fiel mehrmals plündernd in Syrien ein und konnte dabei mehrere römische Heere besiegen. Im Jahre 260, dem Geburtsjahr von Verena, wurde Kaiser Valerian gefangen und ermordet.

Während Rom im Osten bemüht war, die Provinzen Syriens und Kleinasiens zu sichern, erodierte auch im Westen die kaiserliche Autorität. Dabei kam es immer wieder zu Bürgerkriegen zwischen den Usurpatoren und sogar zur Abspaltung einzelner Provinzen, die aber unter Kaiser Aurelian wieder rückgängig gemacht werden konnten. Palmyra musste im Jahr 272 gewaltsam unterworfen werden. Die Krise führte zu zahlreichen Veränderungen, betraf allerdings nicht alle Gebiete des Reiches im selben Ausmaß. Und es sollte schließlich noch einmal gelingen, den drohenden Verfall des Reiches abzuwenden.

Mit Diokletian vollzog sich im Jahr 284 der Übergang in die Spätantike. Diese Zeit wird heute als eine Zeit des Umbruchs und der Transformation der antiken Mittelmeerwelt beschrieben.*4

Diokletian reformierte die Verwaltung und führte Diözesen und Präfekturen ein. Die religiöse Festigung kaiserlicher Herrschaft (so nahm Diokletian nach dem Gott Jupiter den Beinamen „Iovius“ an) sollte eine neuerliche Ausrichtung der Reichsbewohner auf Staat und Kaiser bewirken. Besonders die Christen empfand Diokletian daher als illoyal dem Reich gegenüber. Die letzten (und heftigsten) Christenverfolgungen im Römischen Reich fanden in seiner Regierungszeit statt.*3

Diokletian

Diokletian (eigentlich Diocles, altgriechisch Διοκλῆς; vollständiger Name Gaius Aurelius Valerius Diocletianus) wurde zwischen 236 und 245 in Dalmatia geboren; gestorben um 312 in Spalatum) war von 284 bis 305 römischer Kaiser.

Mit seiner Thronbesteigung begann die Diokletianische Ära oder auch Ära der Märtyrer (aera martyrum) genannt. 4

Verena kommt nach Europa

Verena wurde also in Theben am oberen Nil in Ägypten als Kind angesehener Eltern etwa im Jahr 260 geboren. Der Überlieferung zufolge übergaben die Eltern sie einem Bischof zur Taufe und Unterweisung im christlichen Glauben.

Nach dem Tode des Bischofs ging Verena mit anderen Christen und ihrem Vetter nach Unterägypten wo Kaiser Diokletian Soldaten aushob, um die thebäische Legion zu gründen.

Verena reiste im Tross der Legion nach Mailand. In Mailand habe sie einige Jahre beim heiligen Maximus gelernt und gearbeitet. Hier lernte sie wohl die Heilkunst und half bei der Bestattung der toten Christen. Als sie in Mailand von der Enthauptung des Mauritius und der Tötung der Legionären hörte, sei sie nach Saint-Maurice (Agaunum) gereist und bestattete die Märtyrer der thebäischen Legion.

Die Thebaische Schaar, Lithografie, zwischen 1830 und 1850. Zentralbibliothek Solothurn, Public domain, via Wikimedia Commons

El Greco: Das Martyrium des Heiligen Mauritius. El Greco, Public domain, via Wikimedia Commons

Die Legende von Ursus und Victor. Kupferstich, 18. Jahrhundert. Herkunft: Kanton Solothurn. Historisches Museum Blumenstein, Solothurn. See page for author, Public domain, via Wikimedia Common

Thebäische Legion

Alle 6.660 Mitglieder der Legion waren Christen. Ein Soldat der thebäischen Legion, Victor, soll Verenas Verlobter gewesen sein. Die Legion wurde von Mauritius geführt, der auch im Besitz der Heiligen Lanze gewesen sein soll. Mauritius war ein Vetter von Verena und wird in den Abbildungen oft als Afrikaner dargestellt – im Gegensatz zur ewig blonden Verena.

Der heilige Mauritius und seine Begleiter der Thebäischen Legion. Von etwa 1520
Bonnefanten Museum, Public domain, via Wikimedia Commons

St. Mauritius, Madachhof: Kapelle St. Mauritius
ANKAWÜ, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

In der Krypta des Verenamünsters. Der heilige Mauritius oder Victor von der Thebäischen Legion.

Der Kaiser schickte die Legion in den Krieg gegen die Bagauden nach Gallien. Nachdem Maximian sein Lager in Octodurum (heute: Martigny) aufgeschlagen hatte, forderte er seine Untergebenen vor Kampfbeginn zu einem Opfer für die römischen Götter auf. Mauritius und seine Legion weigerten sich und gingen nach Agaunum (heute: St. Maurice d’Agaune), wo sie lagerten. Nach einer Aufforderung zur Rückkehr und Opferung wurde die Legion zur Strafe zweimal „dezimiert“. Der Grund der „Dezimierung“ war die Weigerung gegen christliche Glaubensbrüder zu kämpfen. So ließ Maximian schließlich den Befehl zur Ermordung der gesamten Legion geben.
66 Legionäre entkamen nach Solothurn und wurden dort erst umgebracht. Zwei dieserLegionäre waren Victor und Ursus. *5

Der Heilige Victor.
Altarflügel. Öl auf Holz mit Goldgrund, 15. Jahrhundert.
Wikimedia

Solothurn

Nachdem Verena ihren Vetter Mauritius und die ermordeten Legionäre in Agaunum bestattet hatte, reiste sie Victor nach Salodurum (heute Solothurn) nach und ließ sich wieder bei einem Eremiten nieder. Hier soll sie mit Fasten, Gebet und Psalmengesang ihre Tage verbracht haben.

Sie wohnte in einer Höhle in der nach ihr benannten Verenaschlucht und soll sich durch den Verkauf ihrer Handarbeiten ernährt haben.

Oft suchte Verena die Aussätzigen vor den Toren der Stadt Solothurn auf, um sie zu waschen. Aufgrund ihrer heilenden Kräfte wurde Verena vom Volk als Heilige betrachtet; Kranke suchten sie in ihrer Einsiedelei auf, um durch ihre Wundertaten zu genesen. Bald schon gesellten sich andere junge Frauen zu ihr und bildeten mit ihr eine Gemeinschaft.

Schließlich wurde sie vom christenfeindlichen Stadtkommandanten Hirtacus gefangen gesetzt. Im Gefängnis erschien ihr Mauritius, im himmlischen Licht strahlend, und stärkte ihren Glauben. Als der römische Statthalter von einem Fieber befallen worden sei, ließ er Verena rufen, damit sie ihn heilen könne. Anschließend wurde sie freigelassen und wurde aus der Stadt verwiesen. 7

Aquatinta von Bruno Moll zwischen 1860 und 1880. Verenaschlucht, Solothurn (Schweiz): Blick von Süden auf die Einsiedelei Sankt Verena. Im Hintergrund der Weissenstein.
Zentralbibliothek Solothurn, Public domain, via Wikimedia Commons

Verena soll dann auf einem flachen Stein den Fluss Aare hinunter gefahren sein. In Koblenz, damals eine kleine römische Siedlung, machte sie einen langen Zwischenhalt auf einer Insel im Rhein, befreite diese von Schlangen und widmete sich erneut der Krankenpflege.

Insel an der Mündung der Aare (rechts) in den Rhein (links)
Foto: Joachim Schäfer – Ökumenisches Heiligenlexikon.

Verena in Zurzach

Verena folgte wohl eher der alten Römerstraße von Vindonissa (Windisch) nach Tenedone (Zurzach), auf der Peutingerkarte oben von links nach rechts.

Tabula Peutingeriana.
Vindonissa, Tenedone, Julio mago und Brigobanne auf 2A5 der Karte die rote Linie ist die Römerstraße.
Die ganze Peutingerkarte gibts es hier: https://tp-online.ku.de

Der dicke grüne Fleck ist der Bodensee und darüber sieht man Vindonissa (Windisch), Tenedone (Zurzach) und Julio mago (Schleitheim), dann Brigobanne.

Verena kam dann ins nahe römische Kastell Tenedone wo sie Hausgehilfin des Priesters wurde. Mit Krug und Kamm ging sie jeden Tag vor die Stadtmauer und wusch damit die Aussätzigen.

Wunder der Verena

Als sie beschuldigt wurde, Wein und Brot unrechtmäßig zu den Armen zu tragen, verwandelte sich der Wein in Wasser.

Das Mehlwunder: „Als Brot fehlte und Verena zu Gott um Hilfe betete, wurden auf einmal 40 Säcke Mehl am Eingang der Zelle vorgefunden. Nachdem Verena und die Jungfrauen von dem Mehl gegessen hatten, wuchs ihnen immer wieder neues Mehl aus den Zähnen.“

Nachdem sich das Mehlwunder ereignete soll der hl. Verena der Teufel erschienen sein. Da er sich über Verena ärgerte, wollte er einen schweren Stein nach ihr werfen. Der Stein sei aber dem Teufel auf den Fuß gefallen, so dass er seit dieser Zeit hinke.

Der Ring des Priesters, den dieser zur Fastenzeit nicht tragen wollte, wurde ihr zur Aufbewahrung gegeben; ein Diener stahl ihn, fürchtete entdeckt zu werden und warf ihn in den Rhein; ein Fischer brachte einen großen Fisch zum Geschenk, Verena zerlegte ihn und fand den Ring.

Der Priester ließ ihr nun eine Zelle in Zurzach bauen, wo sie bis zu ihrem Tod mit dem heilenden Wasser einer Quelle Kranken das Haupt wusch, sie kämmte, heilte und salbte. In ihrer Todesstunde erschien Verena Maria mit vielen heiligen Frauen, die sie in den Himmel leiteten.

Verena mit Kamm und Krug auf der Rheinbrücke Zurzach–Rheinheim von Ernst Suter 1978

Ein Vasall des Herzogs von Burkhard soll Kirchengüter des Verenastifts geschenkt erhalten haben. Da dies Unrecht gewesen sei, soll der Herzog eine Prozession gesehen haben, die aus den Fenstern des Verenamünster schwebte. Anschließend erstattete der Herzog die Güter an das Stift zurück.

Als ein Bauer am Verenatag (1. September), anstatt zur Messe in den Wald ging, um Bäume zu fällen, seien seine Hände beim ersten Schlag erstarrt. Am Grab bereute dieser und damit gesundete er wieder.

1795 brach in Koblenz Feuer aus, viele Häuser und die Kapelle verbrannten. Nur die Statue der hl. Verena mit ihren Kränzchen und Votivkerzen blieb unversehrt. Bis heute kommen weitere Geschichten und Wunder hinzu, die Gläubigen zählen die (allerdings erst in neuer Zeit) entdeckte Thermalquelle dazu, die für kranke Menschen Heilerfolge bringt.

Die heilige Verena

Im 5. Jahrhundert wurde über Verenas Grab, das in einem Gräberfeld bei einem alten römischen Kastell an der Römerstraße lag eine Kirche gebaut. Um 745 eröffnet dort ein Benediktinerkloster, das im 13. Jahrhundert zum Chorherrenstift umgewandelt und 1876 aufgehoben wurde. An der Stelle steht heute das nach ihr benannte Münster in Bad Zurzach. Die Grabplatte ihres Sarkophags wurde 1613 gefertigt.

Verenamünster

Krypta

Grabplatte von 1613 der hl. Verena in der Krypta des Verenamünsters
Paul Bissegger, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Common

ST. VERENA MÜNSTER Rom.- kath. Pfarrkirche Kirche des 1876 aufgehobenen Chorherrenstiftes am Grabe der hl. Verena ( Krypta). Die älteste Kirche an dieser Stelle ist in einem Friedhof (1.-4. Jh. n. Chr.) neben der röm. Strasse errichtet worden. Bestehendes Langhaus 11. Jh., Chorturm 1347 geweiht. Barockisierung 1733 durch Giov. Gaspare Bagnato. 1962 Aussen-, 1975/76 Innenrestaurierung.

Verenamünster in Tenedone (Bad Zurzach)

Die heilige Verena in der Krypta

.

Verena im Verenamünster in Tenedone (Bad Zurzach)

Eine erste Lebensgeschichte von Verena wurde 888 im Kloster Reichenau durch Benediktinerabt Hatto, den späteren Erzbischof von Mainz, verfasst; eine weitere Vita mit Ergänzungen über ihr Wirken in Koblenz und Zurzach entstand im Kloster in Zurzach wohl im 10. Jahrhundert. Eine Sammlung ihrer Wunder folgte um 1000. 7

Brugkapelle der Heiligen Verena

Das römische Kastell in Tenedone wo die Verenakapelle steht.

Taufbecken neben der Verenakapelle unbekannten Datums.

„Burgkapelle“ St. Verena und Mauritius. Nach Schilderung im Mirakelbuch der hl. Verena (Anf. 11.Jh.) zum Gedächtnis an die Auffindung des „Verenakrügleins“ errichtet. 1203 erste urkundliche Erwähnung.
Westteil (Schiff)-romanisch, Ende 1. Jahrtausend Saat mit eingezogener Apsis (1949 ergraben).
Erweiterungen 1425 (Altarhaus): 1488 (Dach-Aufhöhung über dem Schiff): 1571 Vorzeichen mit Aussenkanzel (1949 abgebrochen)
Altar gestiftet von Seb. Borner (Stiftsdekan 1704).
Bilderzyklus über das Leben der heiligen Verena. 1610 – 1617 geschaffen vom Zurzacher Maler Joh. Melchior Waldkirch.
Renovationen 1772 1851 1949 1994/1995




Die heilige Verena in St. Verena und St. Gallus in Hüfingen.

Unter Pfarrer Rudolf Rauber haben 1909 die Gebrüder Marmon, Bildhauer-Atelier in Sigmaringen, den jetzigen Altaraufbau mit Tabernakel und Verena-und Gallusfigur angefertigt. 1960 wurden die Figuren der hl. Verena und Gallus in der Schächerkapelle untergebracht, 1993 jedoch im Auftrag von Herrn Dekan Andreas Huber wieder zurückgeholt und neben dem Altar aufgestellt, wo früher die Beichtstühle waren.

Nach der Kirchenrechnung des Jahres 1743 erhielt der Villinger Bildhauer Johann Ignatz Schupp für das Bildnis der hl. Verena am 15. Januar 1743 insgesamt 9 fl. *9 In der Kirche ist sie nicht zu sehen. Sie wird nur bei besonderen Anlässen verwendet und wird in der Sakristei aufbewahrt. Sie wurde früher bei den Prozessionen mitgetragen.
Siehe auch Lorettokapelle.*8





Deckengemälde aus 1909 von Ferdinand Kaltenbacher.


Fahnenbilder von Luzian Reich senior mit Verena und Gallus. *9

1Die Verenakapelle in Bachzimmern – unter besonderer Berücksichtigung ihrer Wandmalereien. Werner Fischer, Peter Kempter, Renate Keusen, Antonia Reichmann. Schriften der Baar, Bd. 53/2010 S. 59–80
2 Wikipedia: Theben
3 Wikipedia: Römisches Reich
4 Wikipedia: Thebäische Legion
5 Wikipedia: Diokletian
6 Wikipedia: Einsiedelei Stankt Verena
7 Heiligenlexikon.de
8 Geschichts- und Heimatverein Villingen
9 Chronik der Stadt Hüfingen von August Vetter 1984

Magie lebender Museen

Beitrag vom 15. April 2021

De Zauber vu lebige Musee`e

Der Ort isch tot für immer. Aber die doale saget nei ! Mir bruuchet lebige Musee`e, wo Liit mit ihrene Wurzle bekannt gmacht wered oder andere die Wurzle kennelehre könnet.

Mir bruuchet die ursprünglich, die oache Natur.


D Gschicht sott uns glehrt haa, en so wesentliche Teil vu unsere Kultur wie e derartigs Dorf i iiseri Obhuet z nehme. De Puls muess schlaa. Denno kennet mir iis gegesiitig mit Kreativität und Phantasie beflügle. D` Bäckerei dezue bringe, dass sie wieder duftet, de Lade und s` Wirtshuus, dass die Türeglocke und d` Gläser wieder klinglet.

Die Obere hond aagfange Verantwortung defüer allmählich zuezgäe.


Du triffscht villi guete Geischter im Ort. E paar sind besunders uff die Obere uus und uff sonige, die nit sehnet, dass iiseri Kultur en Schatz isch, wo bewahrt were muess. Nit nuu fer iis und dieselle, die noch iis kummet. Nei, au dass s` Urteil vu de Gschicht über iis e klei weng milder uusfallt.

Die Gspenschter zwicket dich wenn du an ere vermauchete Wand vorbeigohsch.


Die Gespenschter ruefet jungi Liit, die meh erlebe wend wie stickige Stubbe, locket Reisende mit Erlebniss, wo sie i me Kurhuus oder uff e me Traumschiff nit überkummet. Die Gespenschter versuchet, die aazrege, die Gschichte und Määrli wohrnehmet, dass sie und mir alli, vu dene ihrem Riichtum ebbis abzwacke kinnet.

Die Gspenschter zwicket dich wenn du an ere vermauchete Wand vorbeigohsch.


Do isch e Perle, die noch johrhunderte langem Waarte zu dere Perle wore ischt. Sie word en uuwürdige Tod sterbe, wenn ihr sie mit falsche Glunker und Nippes uusstaffieret.

Die Gspenschter zwicket dich wenn du an ere vermauchete Wand vorbeigohsch.


Frei in Baaremer Mundart nach Herbjörg Wasmo,
Norwegische Schriftstellerin, Bestseller „Dina“ u. „Der lange Weg“
von Hubert Mauz / Donaueschingen Nov. 2018

Artefakt sind Botschafterinne us e re Ziit, die nie meh zruckkumme word, wenn mir uuachtsam und nochlässig ihre Zeitreis „ abbreche „ wered.

Die Magie lebender Museen

Dieser Ort ist tot für immer. Aber einige sagen nein ! Wir brauchen lebende Museen, wo Menschen mit ihren Wurzeln bekannt gemacht werden oder die Wurzeln anderer kennenlernen können.

Wir brauchen die ursprüngliche Natur.


Die Geschichte sollte uns gelehrt haben, einen so wesentlichen Teil unserer Kultur wie ein solches Dorf in unsere Obhut zu nehmen. Der Puls muss schlagen. Dann kann man sich gegenseitig mit Kreativität und Phantasie beflügeln. Die Bäckerei dazu bringen, dass sie wieder duftet, den Laden und das Wirtshaus, dass die Türglocke und die Gläser wieder klingeln.


Die Politiker haben angefangen die Verantwortung dafür zuzugeben


Du triffst viele guten Geister im Dorf. Einige sind besonders auf Politik aus und auf solche, die nicht sehen, dass unsere Kultur ein Schatz ist, den wir bewahren müssen. Nicht nur für uns und die, die nach uns kommen, sondern auch, um das Urteil der Geschichte über uns etwas zu mildern.

Die Gespenster zwicken dich wenn du an einer morschen Wand vorbeigehst.


Die Gespenster rufen junge Menschen, die etwas mehr erleben wollen als stickige Klassenzimmer, locken Reisende mit Erlebnissen, die sie in einem Hotel oder Traumschiff nicht bekommen. Die Gespenster versuchen, die zu gewinnen, die Geschichten und Mythen wahrnehmen, um von ihrem Reichtum zu profitieren.

Die Gespenster zwicken dich wenn du an einer morschen Wand vorbeigehst.


Da ist eine Perle, die in jahrhunderte langem Warten zu dieser Perle geworden ist. Sie wird einen unwürdigen Tod sterben, wenn ihr sie mit falschem Beiwerk und Tand schmückt.

Die Gespenster zwicken dich wenn du an einer morschen Wand vorbeigehst.


Herbjörg Wasmo, Norwegische Schriftstellerin
Weltbestseller „Dina“ und „Der lange Weg“

Artefakte sind Botschafterinnen aus einer Zeit, die nie zurückkehren wird, falls wir unachtsam ihre Zeitreise „abbrechen“ werden.

Villa Rustica in Hüfingen

Beitrag vom 29. September 2020

Im Wald im Naturschutzgebiet Deggenreuschen liegt unter den Bäumen vergraben ein alter römischer Gutshof, eine Villa Rustica. Alles was heute an die Ausgrabungen von 1913 von Prof. Dr. Paul Revellio erinnert ist ein einsames Schild mit der Aufschrift „Ruinenweg“.

Im Jahre 1903 stießen Waldarbeiter beim Suchen nach Steinen am Südostrand des Deggenreuschenwaldes auf Mauerwerk. W Rieger stellte fest, daß es sich um die Trümmer einer villa rustica handeln müsse und legte auch bereis einen Raum der Anlage frei. Seine Grabungen wurden sehr erschwert durch den Hochwald, der den Platz der Villa damals bedeckte, und deshalb aufgegeben. Inzwischen ist der Wald gefällt und bald darauf der Platz von neuem bepflanzt worden, so daß, wenn jetzt die Untersuchung nicht vollständig durchgeführt wurde, in absehbarer Zeit ganz darauf verzichtet werden mußte. So hat denn der Gemeinderat der Stadt Hüfingen auf meine Anregung hin die nötigen Mittel für die Grabungen bereit gestellt. Diese fanden im August und September 1913 statt.

Auf halber Höhe eines sanften Hanges gelegen die Front nach Südosten gerichtet, so daß Morgen- und frühe Mittagssonne ungehindert Zutritt hatten, gewährte die Villa einen weiten Blick hinüber zur Länge und zum Wartenberg und war durch den überhängenden Hang doch geschützt gegen die kalten Nordwinde. Dazu ist in nächster Nähe eine Quelle.

Dr. Paul Revellio 1921 (1)

Villa rustica Hüfingen gezeichnet von Dr. Paul Revellio 1913 (2)

Von Einzelfunden wäre zu erwähnen: 2 Fibeln, 6 Münzen: eine keltische, eine von Vespasian, zwei von Trajan, eine von Valerian dem jüngeren und eine des Tetricus , eine Schnalle, und Zierbleche aus Bronze, eine Kuhglocke, Türbänder aus Eisen, Schiebeschlüssel, Scherben von terra sigillata sowohl verzierte, wie unverzierte Ware und gewöhnliches Geschirr.

Dr. Paul Revellio 1921 (1)

Ich vermute, dass die Funde von Dr. Paul Revellio jetzt in Freiburg irgendwo im Archiv schlummern. Heute sieht man von der ausgegrabenen Villa nicht mehr viel. Nicht mal ein Schild weist auf die Ruine hin.

Um einen quadratischen Hof gruppieren sich Wohn- und Wirtschaftsräume. Die Schauseite des Gehöftes zeigt eine Querhalle flankiert von zwei Ecktürmen. Hier und an der sonnigen Süd- und Südwestseite liegen die Wohnräume, darunter meistens eine kleines Badezimmer mit Hypokaustenheizung.

Dr. Paul Revellio 1921 (2)

Badezimmers der villa rustica.
Das Bild zeigt die unterste Lage der Heizkacheln, durch die die warme Luft des Kohlbodens in die Höhe steigt und die Wand erwärmt. Die Kacheln sind da, wo sie den Boden verlassen, durch einen Viertelrundstab gegen Beschädigungen geschützt und an ihrer Vorderseite geraut, damit der Wandstuck besser haftet. (2)

Nie fehlt der sorgfältig ausgemauerte Wohnkeller mit halbrunden Nischen und Lichtschacht und einem steinernen Tisch in der Mitte zur Aufstellung des besseren Geschirrs. Ein Blick auf die Villen von Hüfingen und Hausenvorwald zeigt, daß sie sich überdies ungefähr auch noch in der Größe entsprechen. Sie bedecken ein Quadrat von rund 100 römischen Fuß Seitenlänge und sie haben diese Eigenschaft gemeinsam mit einer gleich gebauten Villa von Alpnach-Dorf in der Schweiz, in der sich Stempel der 21. und 11. Legion gefunden haben. Es ist wohl nicht anders: Ein Baukommando der 11. Legion hat an diesen Villen gebaut und ihre Bewohner sind zumeist alte Veteranen, die hier eine Kriegerheimatstätte bekamen.

Dr. Paul Revellio 1921 (2)

Wohnkeller der Hüfinger Villa

Die Entstehung der Anlage fällt in die Zeit bald nach dem Jahre 74 wohl sicher noch in das erste nachchristliche Jahrhundert.

Das Gebäude ist durch Feuer zerstört worden., wie der bei der Ausgrabung gefundene Brandschutt beweist. Ein glücklicher Fund belehrt uns auch über die Zeit der Zerstörung. Beim Ausräumen des Kellers fanden sich etwa 1 m über dem eigentlichen Kellerboden 2 römische Münzen und eine barbarische Nachahmung einer römischen Münze, die alle aus der Zeit 265-270 stammen.

Hier hatte sich vielleicht eine alamannische Horde vorübergehend gelagert und dabei diese Münzen verloren. Wie dem auch sei: die Villa war ums Jahr 270 n. Chr. eine Ruine, und das stimmt nur zu der allgemeinen Annahme, daß der Limes um das Jahr 260 von den Römern aufgegeben wurde.

Dr. Paul Revellio 1921 (1)

Man hat beobachtet, wie gerade diese einfachen Bauten in regelmäßigen Abständen längs der Straße wiederkehren und hat daraus geschlossen, daß diese Bauten mit Staatshilfe errichtet und ausgedienten Legionären als Zivilversorgung überwiesen wurden, vielleicht gegen die Verpflichtung die Straße zu unterhalten und einen Teil des Ertrages ihrer Wirtschaft, man ist fast geneigt an den Zehnten zu denken (agri decumates), zur Verproviantierung der benachbarten Kastelle abzuliefern. Diese regelmäßige Anlage der Gehöfte längs der Straße stellt sich auch immer mehr für unsere Baar heraus. Kaum 2 km südöstlich von unserer Villa wurde im Jahre 1833 eine solche mit ähnlichem Grundriß auf dem Auenberg bei Hausenvorwald freigelegt, weitere 2 km nach Osten traten in unmittelbarer Nähe des Röhrlebachbrunnens römischer Mauerschutt, Tonscherben und eine Münze des Claudius zutage, sichere Zeugen einer Villa.

Dr. Paul Revellio 1920 (1)

3 km weiter nach Westen konnte ich im Herbst 1913 am Fuße des Fürstenbergs am Südrand des Städtchens ein weiteres Gehöft auffinden. Ein Loch, das mir der Landwirt Jakob Gut auf seinem Grundstück auf meine Vermutungen hin machte, förderte sofort Bruchstücke von Leistenziegeln, Heizkacheln, Ziegelbeton, polierte Alabasterplätttchen zutage. Der Platz wurde vom Volk „Ziegelbühl“ genannt. In seiner unmittelbaren Nähe befindet sich eine Quelle. In den benachbarten Äckern ließen sich die Spuren von Nebengebäuden erkennen. https://hieronymus-online.de/villa-rustica-in-fuerstenberg/

Von Hüfingen bis Schwenningen ist nicht eine einzige mit Sicherheit nachgewiesen. Münz- und andere Funde fehlen auf dieser Strecke fast vollständig. Man wird sich bei der Suche vor allem von den Quellen führen lassen müssen, die sich bei Hüfingen als untrügliche Begleiter der ländlichen Gehöfte erwiesen haben.

So zahlreich wie bei Hüfingen werden wir sie nicht erwarten dürfen. Erfahrungsgemäß häufen sich diese Villen im Schutze und in der Umgebung der militärischen Stützpunkte.

Es ist eine Pflicht des Dankes, der Unterstützung und Förderung zu gedenken, die die Ausgrabungen durch den Gemeinderat der Stadt Hüfingen und vor allem durch den damaligen Bürgermeister Bausch erfahren haben.

Dr. Paul Revellio 1921 (1)

Segment der sogenannten Peutingerkarte, einer mittelalterlichen Kopie einer römischen Straßenkarte des IV. Jahrhunderts. Oben ein Teil der Peutingerstraße von Vindonissa (Schweiz) über Brigobanne (Hüfingen) nach Samulocenis (Rottenburg). Silva marciana ist der Schwarzwald und der Kleckes in der Mitte ist der Bodensee. (https://tp-online.ku.de)

Wer mehr über die Römerstraße wissen will, soll hier gucken:
https://hieronymus-online.de/brigobannis-roemerstrassen-und-peutingerkarte/


(1) Ein römisches Bauernhaus im Deggenreuschenwald bei Hüfingen von Dr. Paul Revellio in den Schriften der Baar 14 (1920)
(2) Die Römer in der Baar von Dr. Paul Revellio in der Badische Heimat 8 (1921)

Zum Tod von Hermann Sumser

Unser herzliches Beileid an seine Witwe und allen Angehörigen.

Hier stellte Hermann Sumser im April 2021 das Brigobannis-Projekt im Hieronymus vor:

Brigobannis auf kulturellen Abwegen

06.04.2021 von Hermann Sumser

Statt nach der Realisierung der Fußgängerbrücke über die Breg ein nächstes Element im Rahmen des „Brigobannis-Projektes“ anzugehen,  riskiert man auf Anraten der CDU-Fraktion wie ich annehme lieber den Untergang dieses Projektes und der angesagten 50%-Zuschüsse des Landes, um das verfügbare Kapital für das nächste Großprojekt der Stadt anzusparen: z.B. die Umwandlung von Grünlandschaft in kommunales Bauland in der Kernstadt und in den Ortsteilen entgegen der Umweltpolitik des Landes und riskiert damit auch noch den Verlust der verfügbaren Finanzen  durch riskante Geldanlagen, die keinesfalls dem Fachbeamten allein anzulasten sind, sondern der politischen Vorgabe durch den Bürgermeister und die CDU-Fraktion, wie ich annehme.

Nun nach dem möglichen Verlust von 3 Millionen und dem großzügigen Verlust von Zuschüssen zum von Anfang an verunglimpften Projekt des „Römerparks“ kann man sich wohl die Wunschvorstellungen der Rekonstruktion von Serpentinenpfaden zum ehemaligen Waldhaus im „Roten Rain“ und hoch vom Römerbad zum Galgenberg und die Landschaftsgestaltung zur optischen Wiedergabe des Kastells auf dem Galgenberg bis zum Beispiel  die Umwandlung der leer stehenden Wasserreservoire in Schauräume zur Ausstellung von wichtigen Repliken des „Hüfinger Reiters und anderer spektakulären archäologischen Fundobjekten an den Hut schreiben; wahrscheinlich auch das Vorhaben der Darstellung des „Unteren Tores“ im Städtle als wichtigen Abschluss der Straßengestaltung in den letzten 10 Jahren, die das Städtle attraktiver gestalten  und das Geschichtsbewusstsein der Einwohner stärken soll.

Vermutlich können sich die Hüfinger Bürger auch das begehbare Archiv  im Erdgeschoss des Hüfinger Rathauses und die Ausstellung der Hüfinger Geschichte dort vergessen, weil kein Geld für sowas „Überflüssiges“ nach einem solchen Verlust mehr da ist, zumal auch noch die Großinvestition der Erneuerung des Schwimmbades ansteht. Wie schön, dass man immer die verzichtbaren Kultur-Investitionen im Auge hat. Schon einmal wie vor 200 Jahren, als einige engagierte Personen, wie z.B. Luzian Reich der Ältere die Hüfinger „Anlagen“ und jene noch heute wunderbare Fußgänger-Baumallee als Zugang, zum Teil sogar auf eigene Kosten,  realisiert haben und dafür von den Hüfinger Normalbürgern belächelt wurden. 

Liebe Hüfingerinnen, liebe Hüfinger,

was macht Hüfingen im Vergleich zu den umliegenden Städten zu etwas Besonderem, das es immer wieder zu stärken gilt? Es sind die Zeugnisse aus der Frühgeschichte und das Stadtbild aus der mittelalterlichen Geschichte der Stadt.

Vor mittlerweile  60 Jahren hatte mich eines Tages Altbürgermeister Max Gilly zu meiner Überraschung nach bestandenem Abitur ins Rathaus rufen lassen, um mit mir über die Zukunft von Hüfingen zu sprechen. Auf seine Fragestellung habe ich ihm damals geantwortet, dass das größte Kapital von Hüfingen seine mittelalterliche Altstadt ist. Wenige Jahre später gehörte Hüfingen zu den ersten Antragstellern an die zuständige Behörde der Landesregierung nach Aufnahme in das neue Städtebauförderungsprogramm. Die folgenden Jahre waren in Hüfingen geprägt von den Sanierungsmaßnahmen in der „Hinterstadt“, später in der „Vorderstadt“, schließlich in der Unterstadt, in der Folge auch von den Auseinandersetzungen um den Erhalt von historischen Häusern in der „Hinterstadt“, dem Sanierungsgebiet Nr. 1. Als ein von Bürgermeister Gilly an mich beauftragtes  Gutachten im Ergebnis das Zerschneiden des besonderen Baudenkmals in der Hinterstadt Nr. 7-9 in Frage stellte, dessen Abbruch schon vorgesehen war,  scheiterte bei unserem Antrag zur Bewahrung dieses nach Aussage des zuständigen Denkmalschützers, der sich voll hinter mein Gutachten zur Bewahrung diese bedeutenden Baudenkmals stellte, unser Antrag zum Erhalt in der anschließenden Gemeinderatssitzung an der CDU-Mehrheitsfraktion. Der Abbruch wurde nach Beschluss im Gemeinderat vollzogen.

Vor nunmehr mehr als 30 Jahren hat das Land Baden-Würrtemberg auf einen Hinweis des inzwischen als Nachfolger gewählten Bürgermeisters Anton Knapp auf die heruntergekommene Ruine des „Römerbades“ auf eigene Rechnung des Landes das Ruinenfeld wieder rekonstruiert  und in aufwändiger  Form eine Besichtigungsbühne auf halber Höhe über den Ruinen mittels einer Stahlkonstruktion einbringen lassen und damit dem bedeutenden Baudenkmal wieder zu neuem Glanz verholfen. Wenige Jahre später habe ich das Projekt „Brigobannis“ mit mehr als 20 Einzelelementen konzipiert vom „Pavillon“ über die Tribünen an der Römerwiese, über eine Brücke über die Breg in Fortsetzung der früheren Römerstraße, über die Reaktivierung von historischen Pfaden im Umfeld des Römerbades bis hin zum ehemaligen Waldhaus im „Roten Rain“ mit Aussicht auf die Altstadt, über die Darstellung des ehemaligen Kastells auf dem Galgenberg mit landschaftlich gestalteten Außenanlagen bis hin zum Ausbau von zwei vorhandenen unterirdischen Wasserreservoiren, die aufgegeben wurden, weil sie technisch überholt waren zu unterirdischen Schauräumen, in denen die bedeutenden Funde der Hüfinger Geschichte aus den verschiedenen archäologischen Grabungsfeldern, die in den Archiven des Landes ruhen,  in Hüfingen präsentiert werden sollten über den Einbau eines unterirdischen Verbindungsbauwerks zwischen den unterirdischen Schauräumen und die Herstellung von Repliken dieser Fundgegenstände. Das Projekt wurde von Bürgermeisetr Knapp aufgenommen und mit der Zentrale des Denkmalschutzes in Esslingen kommuniziert. Der damalige Präsident des Landesdenkmalschutzes Professor Dr. Bader erschien persönlich zu einer Besprechung in Hüfingen und hat seine Zustimmung signalisiert. Das Regierungspräsidium in Freiburg hat das Projekt begrüßt und die Bezuschussung in Höhe von 50% der jeweiligen Baukosten in Aussicht gestellt. Im Gemeinderat in Hüfingen habe ich das Projekt vorgestellt. Einige Elemente wurden realisiert und zu 50% bezuschusst, andere scheiterten bislang am Einspruch der CDU-Fraktion und wurden vorerst zurückgestellt. 

Ein anderer Projektvorschlag: das „Untere Tor“, das ich planerisch und im Detail ausgearbeitet hatte, hat Bürgermeister Knapp ebenfalls im Gemeinderat eingebracht. Es ging dabei um die Darstellung dieses ehemaligen wichtigen Gebäudes der Vorderstadt, das ca. 1840 durch Antrag der Fuhrunternehmer abgebrochen wurde. Die Darstellung in Konturen, die durch eine Stahlkonstruktion erfolgen soll,  um wieder die ehemalige räumliche Wirkung in moderner Form zu vermitteln, ist sie eine wichtige städtebauliche Maßnahme, die das „Städtle“ als Veranstaltungsraum stärken soll. Die Realisierung scheiterte vor 20 Jahren wieder einmal am dem Widerspruch der CDU-Fraktion in der betreffenden Gemeinderatssitzung.  Es wäre gleichzeitig eine bewusste Schickane, um den immer noch heftigen Durchfahrtsverkehr etwas zu reduzieren, die Attraktivität im und vor dem „Städtle“ zu steigern und das Brauchtum zu stärken durch die Figuren-Installationen an dieser Stahlkonstruktion und die Einbeziehung in die Hüfinger  Fasnacht. 

Sie sehen, dass in der jüngeren Vergangenheit immer wieder Ansätze zur Bewahrung und zur Belebung des Hüfinger Stadtbildes und zur Veranschaulichung der bedeutenden Hüfinger Geschichte durch mich und durch die Unterstützung durch den Bügermeister erfolgt sind. Vor nunmehr 2 Jahren habe ich dem jetzigen Bürgermeister in einem Gespräch im Rathaus diese Projekte vorgestellt, die er als ehemals auswärtiger Bewerber um das Bürgermeisteramt natürlich noch nicht kennen konnten. Sie sehen, dass immer wieder auch wichtige Vorschläge von Außen an den Bürgermeister herangetragen wurden, die immer wieder von den aufeinander folgenden Bürgermeistern aufgenommen wurden und  zur Profilierung der Stadt und auch  ihres Bürgermeisters beigetragen haben.

Obgleich der Bürgermeister bei dem Gespräch einen wirklich interessierten Eindruck auf mich gemacht hat, ist bis heute keinerlei Berücksichtigung erkennbar. Statt dessen ist die Stadtverwaltung bestrebt in der Kernstadt und in allen Ortsteilen die landschaftliche  Umgebung zu Bauland umzuwidmen entgegen der allgemeinen politischen Absicht im Land. Statt dessen schockt uns vor wenigen Tagen  die jüngste Nachricht  von einem Verlust von 3 Millionen im Stadtsäckel durch eine verloren gegangene Einlage der Stadtverwaltung in einer privaten Bank. Für diesen Betrag hätten problemlos manche dieser vorgeschlagenen Elemente des Projektes realisiert werden können. Ohne jegliche Schuldzuweisung auszusprechen, schmerzt mich natürlich dieser finanzielle Verlust. Vielleicht wäre eine gewisse Offenheit gegenüber meinen Vorschlägen als gebürtiger und geschichtsbewussten Hüfinger Bürger hilfreich. Statt dessen erklärte der Bürgermeister damals: das Projekt „Brigobannis“ werde nicht weiter verfolgt,  auf Anraten wieder mal der CDU-Fraktion, wie ich annehme, obgleich auch die Realisierung der Wege und Pfade, die Rekonstruktion des Waldhauses, die gärtnerische Gestaltung des Kastells auf dem Galgenberg einmal abgesehen von den unterirdischen Schauräumen genügend Ansätze bieten, auch überschaubare Elemente des Projektes zu realisieren. Also verzichtet man auch großzügig auf die angesagten Zuschüsse des Regierungspräsidiums. 

Funde aus der Jungsteinzeit auf dem Ziegeleschle

Da scheinbar Interesse besteht und es hier bald noch mehr Infos gibt, wollte ich diesen Artikel vom 17. September 2023 mit der Steinaxt bisschen weiter nach oben kramen:

Auf Loretto und in dem neuen Gewerbegebiet Ziegeleschle wurden Magnetometerprospektionen (auch Geomagnetik genannt) durchgeführt. Auf dem hierdurch angefertigten digitalen Bild ließen sich dort Siedlungsreste erkennen.

Das Magnetfeld der Erde wird durch die magnetischen Eigenschaften verschiedener Materialien, wie Gesteine, Böden, gebrannte Lehmziegel oder Holzreste gestört ‒ also auch von archäologischen Überresten. Zur Aufzeichnung dieser Magnetfeldstörungen kommt ein hochempfindliches Cäsium-Magnetometer auf einem Rollwagen zum Einsatz. Auch Unterschiede zwischen den physikalischen Eigenschaften des Zielobjekts und dem umgebenden Boden lassen sich hierbei messen.

Ausgrabungen
Ziegeleschle
15. März 2023

Die Firma ArchaeoTask hatte das Gelände mit dem Bagger und Sonden durchsucht und es konnten Artefakte aus dem Endneolithikum gefunden werden.

Das Endneolithikum bezeichnet die jüngste neolithische Unterstufe am Übergang zur Bronzezeit. Es wird mit dem Beginn der „Schnurkeramik“ (veraltet auch Streitaxt-Kultur) gleichgesetzt und reicht in Süd- und Mitteldeutschland von ca. 2800–2200 v. Chr.
(*und nein, liebe CDU, „die Eiszeit“ war es nicht.)

Steinaxt aus dem Endneolithikum.
Grabbeigaben aus der Jungsteinzeit.

Eine Silexklinge wird durch Abschlag aus Feuerstein (Silex) hergestellt.

Die Artefakte oben wurde beim diesjährigen Römerfest vom Denkmalamt ausgestellt. Dabei war auch noch ein mittelalterlicher Mühlstein, der womöglich als Baumaterial dort oben benutzt wurde.

Fragment eines Mühlsteines aus dem Hochmittelalter (11./12. Jahrhundert)

Bei den Ausgrabungen auf dem Mühlöschle wurden im Jahre 1958 zwei urnenfelderzeitliche Gräber gefunden. Die Urnenfelderkultur (1300 v. Chr. bis 800 v. Chr.) war später.

Brigobannis: Römerstraßen und Peutingerkarte

aktualisiert, Originalbeitrag vom Januar 2021

Im September 2020 habe ich über die Villa Rustica im Naturschutzgebiet Deggenreuschen geschrieben.

In dem Artikel von Dr. Paul Revellio (3) wurde ein Segment der sogenannten Peutingerkarte, einer mittelalterlichen Kopie einer römischen Straßenkarte des 4. Jahrhunderts, erklärt. Es ist eine eine kartografische Darstellung, aus dem spätrömischen Reich von den Britischen Inseln über den Mittelmeerraum und den Nahen Osten bis nach Indien und Zentralasien. Der Ausschnitt von Revellio (3) zeigt die Römerstraße von Vindonissa (Schweiz) über Brigobanne (Hüfingen) nach Samulocenis (Rottenburg).

Da auch die Suche nach der Villa Rustica in Fürstenberg läuft, kam ich auf die Idee mir die Römerstraßen rund um Brigobannis (Hüfingen) etwas genauer anzuschauen. Hierbei kamen mir die Schriften der Baar zu Hilfe.

Der Artikel in den Schriften der Baar ist zwar ungewohnt unwissenschaftlich, aber er bietet einen guten Überblick über die Literatur der letzten 200 Jahre.

Peutingerkarte

Die Tabula Peutingeriana ist nach Konrad Peutinger (1465–1547) benannt und zählt zum UNESCO-Weltdokumentenerbe. Sie ist in der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien aufbewahrt.

Die Datenbank der Karte ist Teil des DFG-Projekts „Kommentar zur Tabula Peutingeriana“ und steht online auf der Seite https://tp-online.ku.de/ zur freien Verfügung.

Tabula Peutingeriana. Brigobanne auf 2A5 der Karte die rote Linie ist die Römerstraße.
Die ganze Peutingerkarte gibts es hier: https://tp-online.ku.de

Arbor felix (segenbringender Baum) auf der anderen Seite Sees ist das Kastell Arbon bei Arbon im Kanton Thurgau und rechts daneben ist Brigantio (Bregenz). So ist der dicke grüne Fleck der Bodensee. Tenedone (Zurzach) und Juliomagus (Schleitheim) ist auf der Karte links von Brigobanne. Aris Flavis (Rottweil) und Samulocenis (Rottenburg) sind rechts von Brigobanne.

Der Abzweig der Römerstraße auf der Hüfingen liegt geht also von Vindonissa (Windisch) nach Adlunam (Kastell Urspring).

Wer hier mehr erleben möchte, auf der Webpage Römertraße gibt es noch so einiges. Vielleicht gute Ausflugstipps für den nahenden Sommer?

Römerstraße um Hüfingen

Der römische Geograph Strabo berichtet, dass Tiberius, der Stiefsohn von Kaiser Augustus, 15. v. Chr. zu den Quellen der Donau kam, also in den Raum der Baar und vielleicht bereits bis nach Hüfingen, der kleinen keltischen Siedlung an einer Handelsstraßenkreuzung am Ufer der Breg mit einer Furt.(1)

TIBERIUS IN ILLYRICUM
Contributions to the history of the Danubian provinces under Tiberius’ reign (14–37 AD)
Eötvös Loránd University, Dept. of Ancient History und University of Debrecen Dept. of Classical Philology and Ancient History

Im dritten Kapitel desselben Buches erklärte Strabo, dass der Danuvius ursprünglich der Name des Oberlaufs dieses Flusses gewesen sei: „Denn sie [die Römer] gaben dem oberen Teil des Flusses vom Gebiet seiner Quellen bis zu den Katarakten den Namen Danuvius, nämlich dem Teil, der hauptsächlich durch die Gebiete der Daker fließt, während sie den unteren Teil des Flusses, der durch die Gebiete der Geten fließt, von den Katarakten bis zum Pontus „Ister“ nennen. Die Identität des Danuvius und des Ister wurde möglicherweise erst während des Feldzuges des Statthalters von Makedonien C. Scribonius Curio im Jahre 72/73 v. Chr. gegen die Dardaner und Moesier erkannt.

Die Aussage von Strabo, Tiberius habe die Donauquellen nach nur einer Tagesreise erreicht, entspricht jedoch nicht der tatsächlichen Entfernung, die länger ist. Dies würde vielleicht darauf hindeuten, dass er nur bis zum Zusammenfluss von Breg und Brigach östlich von Donaueschingen kam.

Als historische Quelle der Donau gilt die Quelle des Donaubachs bei Donaueschingen, während die tatsächlichen Quellen der Donau hydrologisch gesehen die der größeren Breg sind, die sich bei der Martinskapelle bei Furtwangen befindet.

Unabhängig davon, welchen Bach im Bereich der Donauquellen Tiberius tatsächlich gesehen hat, lässt sich feststellen, dass die Römer noch in der augusteischen Zeit über ein völlig unzureichendes Wissen über die Geographie der Alpenregionen verfügten

Übersetzt von: TIBERIUS IN STRABO’S GEOGRAPHY: ECHOES OF HIS ACTIVITIES IN ILLYRICUM von MARJETA ŠAŠEL KOS, Seite 139-155, TIBERIUS IN ILLYRICUM

Unabhängig davon, welchen Bach Tiberius tatsächlich gesehen hat, darf die geneigte Leserin und auch der Leser, unten die Breg beim Römerbad im Wechsel der Jahreszeiten sehen.

Blick über die Furt der Breg vor dem Hüfinger Römerbad Oktober 2020 bis Oktober 2021

Die Römer legten eine Militärstraße an, überquerten den Hochrhein bei Zurzach und marschierten über die Höhen bei Blumberg gegen Norden weiter nach Hüfingen, Rottweil, Rottenburg bis nach Regensburg. Später errichteten die Römer zwischen Donau und Main den Limes als Schutzwall gegen die Germanen und sicherten ihr erobertes Gebiet durch weitere Straßen und Kastelle. (1)

Römerstraßen und Limes mit Windonissa, Tenedo, Juliomagus, Brigobannis
Foto: Wikipedia

Nach der Chronik der Stadt Hüfingen von August Vetter (1984) hatte sich Hans von Schellenberg 1605 schon mit Altertümern im Gebiet des Hüfinger Galgenberges befasst. Unterhalb fand man am 17. März 1768 in einem Ackerfeld silberne und metallene römische Münzen von Titus, Vespasian „und andere“. Im Jahr 1820 vermutete Professor Andreas Buchner (1776-1856) aus Regensburg das römische Brigobanne der Peutingerkarte bei Hüfingen. Er fand nach kurzen Grabungen im Mühlöschle römisches Mauerwerk. Noch im gleichen Jahr stieß eine vom Fürsten Karl Egon II. zu Fürstenberg (1796-1869) eingesetzte Kommission, die sich aus Alois Hirt, Luzian Reich, E.J. Leichtlen, Heinrich Schreiber und dem fürstenbergischen Leibarzt W.A. Rehmann als Leiter zusammensetzte, auf das Römerbad. (4)
Mehr dazu gibt es im Denkbuch von Lucian Reich.

Karl Alois Fickler beschreibt 1821 unmittelbar westlich des Römerbades einen römischen Straßenkörper, der durch das Hammeltal bis zum Deckrischen Wald (Deggenrauschen) verfolgt wurde. (1)

Hammeltal auf dem Weg nach Deggenreuschen

Die vom Klettgau kommende römische Hauptstraße zog das Tal von Riedböhringen hinauf über die Wasserscheide zwischen Aitrach und Donau gegen Behla. Etwa 1 km vor Behla schlägt die Straße die Richtung Hausen vor Wald ein, wohl um die sumpfigen Ausläufer des Donaueschinger Rieds zu umgehen. Während der römische Straßenkörper bis dahin in den Äckern und Wiesen rechts und Iinks der heutigen Straße (ca. 1895) sicher nachzuweisen ist, fehlt es zwischen Hausen vor Wald und Hüfingen an jeder Spur.

G. RIEGER (1900) (1)
„Ruinenweg“ bei der Villa Rustica im Deggenreuscher Wald

Ein zweiter vorgeschichtlicher Weg, der ebenfalls von den Römern benutzt wurde, kam vom Schweizer Rhein und zog von Schleitheim über die Wutach nach Stühlingen und über Weizener Häusle nach Ewattingen. Dort durchquerte er das Wutachtal ein zweites Mal, um an Mundelfingen vorbei gerade auf das Kastell Hüfingen zuzustreben. Auf ihm sind wohl die Römer von Schleitheim aus an die Donau vorgerückt. Die von den Römern ausgebaute Strecke verlief von Schleitheim über Zollhaus und unter der jetzigen Landstraße Schaffhausen-Donaueschingen bis nördlich Behla, verließ sie beim Behlaer Weiher, um durch den Wolfsbühl das Kastellgelände zu erreichen.

Paul Revellio (1937) (1)
Wolfsbühl westlich des Behlaer Weiher

Hab die Straße dann gemieden,
Mich im Wald herumgetrieben,
Meinem lieben Wolfesbühl,
Wo ich in dem Dickicht kühl,
Zu dem feuchten Waldesgras
Oft als Knabe Beeren las.

Ferienbummlers Rundgang in der Baar von Franz Josef Schelble 1899

Die Römerstraße überquerte auf der Luttlinger Brücke, die wohl ihretwegen gebaut wurde, das Bächlein (Kennerbach) in den Schleewiesen und wurde durch den Bau der Höllentalbahn abgelenkt. Aber westlich des Bahndamms ist sie von dem Höhenpunkt 692,5 ab auf eine Strecke von 200 m erhalten, weil dieses Stück bis zum Jahre 1870 von der Straße Hausen vor Wald-Hüfingen benutzt wurde.

Paul Revellio (1937) (1)
Bauarbeiten zur Höllentalbahn bei der Luttlinger Bruck 1899

Das kann allerdings so kaum stimmen, da diese beiden Wege keinesfalls auch nur wenige Meter parallel verliefen, sondern sich mit nahezu 90° kreuzten.

Luftbildaufnahmen von 1961/62 ließen südlich des Kastellgeländes im Gewann „Krumme Äcker“ auf ein weiteres römisches Bauwerk schließen. Bei der eingeleiteten Notgrabung wegen Ausbaues der Bundesstraße 31 (1977/78) ergaben sich Hinweise auf ein zeitlich dem Galgenberg-Kastell vorausgehendes Truppenlager, zu dem ein ungewöhnlich großer, vierflügeliger Holzbau gehören dürfte. Noch etwas weiter südlich konnten 31 römische Brandgräber mit Urnen und weiteren Beigaben aufgedeckt werden. Weitere Grabungen ab 1952 im Bereich Mühlöschle bestätigten das römische Dorf (vicus) und damit neben dem Römerbad die Bedeutung von Hüfingen als wichtiger römischer Garnisonsort mit Kastell, Handwerkern und Händlern am Knotenpunkt uralter und von den Römern erbauter Verkehrswege in alle vier Himmelsrichtungen.

Diese musste das Kastell am Galgenberg und das Erdkastell im Gewann „Krumme Äcker“ tangieren und zwangsläufig am Römerbad vorbei zur Furt durch die Breg gehen, um den gegenüberliegenden vicus im Mühlöschle zu erreichen. Von dort ist die Straße vor Allmendshofen, bei der ehemaligen Kammgarnspinnerei Wirth, in Richtung Donaueschingen gesichert.

(1) Wie die Römer nach Hüfingen kamen von Günter Hofmann in den Schriften der Baar 46 (2003)

Leider sind die vielen Aufzeichnungen und Funde von Straßenbauamt nicht zu finden, ebenso die Erkenntnisse des Denkmalamtes scheinen geheim. Gesichert sind Funde bei Behla beim Bau der Wasserleitung.

Deshalb schließe ich hier. Wir müssen wohl zufrieden sein mit dem aufkochen von über 100 Jahre alten Erkenntnissen.

Aquatinta von W. Scheuchzer und G.L. von Kreß sc. Verlag J. Velten in Karlsruhe etwa 1825

(1) Wie die Römer nach Hüfingen kamen von Günter Hofmann in den Schriften der Baar 46 (2003)
(2) Ein römisches Bauernhaus im Deggenreuschenwald bei Hüfingen von Dr. Paul Revellio in den Schriften der Baar 14 (1920)
(3) Die Römer in der Baar von Dr. Paul Revellio in der Badische Heimat 8 (1921)
(4) Chronik der Stadt Hüfingen. August Vetter (1984)

Römerfest Zeitreise 2023

Vielen Dank an Helmut Vogel, Heidi Mayer-Löhr und an alle Beteiligten für das tolle Fest!

Hier ein paar Eindrücke von uns:


Am Samstag Abend marschierten das Grenadiercorps 1810 aus Villingen, die historische Bürgerwehr Hüfingen und das Fähnlein Rottweil zum Platz jenseits der Breg und nahmen auf Kommando ihre Position für den dreifachen Böllersalut ein. Diese Darbietung soll im Besonderen an die Belagerung 1632 und das grauenvolle Blutbad sowie an die Sinnlosigkeit der vielen Kriege erinnern.

Die Schottergruben von Brigobannis

Zur Zeit der Römer war Schotter das wichtigste Baumaterial für den Straßenbau. Ein sehr typisches Merkmal der Römerstraße im Alpenvorland ist die Dammschüttung gewesen. Die Römer schütteten vor allem in Gebieten, in denen man im Winter mit heftigen Schneefällen zu rechnen hatten zum Teil 10 Meter breite Dämme aus Schotter für die  Fahrbahn auf.

Offensichtlich gibt es aus dieser Zeit noch viele Schottergruben, die der eigentlichen Nutzung entzogen wurden, denn die heutigen Bewohner von Brigobannis lieben es sich den Schotter direkt vor die Tür zu kippen.

Und jetzt Scherz beiseite: Als Gebietskörperschaften sind Gemeinden zuständig, wenn es um die Regelungen für die Flächennutzung geht. Die Summe vieler kleiner Vorgärten stellt in einer Kommune durchaus eine große Fläche dar, weshalb es vielerorts Vorgaben und Empfehlungen für Haus und Grundbesitzer gibt. In Zeiten des Klimawandels sind Kommunen zudem gefragt Anpassungsmaßnahmen zu entwickeln, damit vor Ort das Klima erträglicher und das (Hoch-)Wassermanagement sicherer wird. Die rechtlichen Vorgaben dazu finden sich im Baugesetzbuch. Dort wird zu einer Bauleitplanung vorgegeben, dass Flächennutzungsplan und Bebauungspläne dazu beitragen sollen eine menschenwürdige Umwelt zu sichern und die natürliche Lebensgrundlage zu schützen und zu entwickeln.  Dazu sind gemäß §1 Abs. 6 BauGB insbesondere auch die allgemeinen Anforderungen an gesunde Wohnverhältnisse sowie Belange des Umweltschutzes zu berücksichtigen. Kommunen können auch übergreifende Satzungen für die Gestaltung bestimmter Flächen erlassen, wie zum Beispiel eine Vorgartensatzung. Rechtlich steht eine solche auf gleichem Niveau wie ein Bebauungsplan, ist also verbindlich, hat aber in der Regel einen übergreifenden räumlichen Geltungsbereich. Die kommunalen Satzungen werden mit den Gemeinderäten politisch verhandelt und mehrheitlich beschlossen.

Doch in Hüfingen gilt : Schotter statt Pflanzen, Grau statt Grün. Doch was ist Schotter und was ist Stein? Der Frage wollen sich zumindest die Hüfinger Gemeinderäte nicht stellen und verwiesen auf  höhere Ebenen die durch Personalmangel geprägt und daher untätig bleiben werden. Wie einfach macht es sich unser Gemeinderat? Aber ganz im Sinne von Brigobannis scheint es auch heute noch üblich zu sein Schotterhalden aufzuschütten und es schick zu finden und das auch noch mit Genehmigung eines hier überwiegend untätigen Gemeinderates.  Gesetze haben wir genug, es liegt leider am minimalen Willen der Beteiligten diese durchzusetzen. Hier würde ich mir als Bürgerin von den Stadtoberen wesentlich mehr  Schwung wünschen und zwar nicht nur, wenn eine in ihren Augen unästhetische Wand den Blick auf tote Rasenflächen verwehrt.

Brigobanne Tätowierstube

Die alte Künstlertraditon des Hüfinger Künstlerkreises lebt fort in einer Moderne, die Nepomuk Heinemann sicher nicht erahnt hätte. Hier der Text zum Bild vom Künstler Dede Hegenauer:

Bei uns im Schwarzwald Baar Kreis hatten wir eigentlich gar keine Bollenhüte. Dennoch aber auch sehr schöne Trachten. Das Bild malte ich in Anlehnung an eine Lithographie von J.N. Heinemann aus dem 19. Jhdt. und es zeigt ein Mädchen in traditioneller Baaremer Bauerntracht. Ich würde auch davon Drucke erstellen lassen. Wer mag, kann mir gern schreiben! Grüße aus eurer Baaremer Stube

Original von J.N. Heinemann

Netzwerke, eine Hommage…….

Wie wichtig Netzwerke sind zeigt sich ganz deutlich bei Pandemien. Da besorgen digital versierte , besorgte Enkel den Ü 70 Omas und Opas Impftermine.

Von Kultusministerien im Stich gelassene Lehrer und Schüler bauen im Halbschatten der Kultusbürokratie uneigennützig wirkungsvolle Homeschooling- und Prüfungs- Netzwerke auf.

Ex Ärzte, Ex Pflegkräfte, Studenten und Migranten netzwerken segensreich beim Impfen.

Netzwerkelnde Abgeordnete und Lobbyisten wie Guttenberg, Nüsslein, Gauweiler und Sauter opfern sich auf bei Maskenbeschaffung und geben „Tolle“ Anlagentipps.

Bürgermeister und Kämmerer quälen sich in Sorge ums Geld der Bürger und trommeln spirituell nach der Pleite ebenfalls Betroffene zusammen und häkeln zur Verlustbewältigung an einem tröstenden, posttraumatischen Selbsthilfenetzwerk.

Papa Winnie spannt derweil ein Microschallnetz über unsere Häupter mit 1 000 Windrädern, damit Seltene Erden fressende Batterien in „God’s Own Car Country“ geladen werden können und uns das Verbrenner- Feinstaubnetz nicht den Atem nimmt.

Gnadenlose Netzwerker sind auch anthropogene Behlaer Abwasserpilze, die abertausende Kleinlebewesen in einem Weiherbiotop kahl fressen.

Die christlichen Kirchen zerreissen gnadenlos die in Jahrhunderten gesponnenen, aber schwer missbrauchten Menschenfischernetze.

Der Borkenkäfer vernetzt die Plantagen-Fichten zu vorzeitiger Vollernte. Das Desaster mutiert unerwartet zum Goldesel, weil chinesische und amerikanische Hamsternetzwerker den nostalgischen Werbespruch aus der Holzwurmkiste fördern. „Noch nie war Holz so wertvoll wie heute“.

Nur an Hinterzartens Schanze am Zartenbach schafft man es, dass das präzise Landes- und Orbitale Vermessungsnetzwerk heimlich, still und leise zerreisst. Wie ein zartes Spinnenetz.

Ein Netzwerk von über 5 000 Mitknüpfern verhindert, dass am Windgfällweiher das Naturschutzfangnetz reisst und der Verrummelung geopfert wird..

Brückenabbruch Behörden kehren die Hälfte des 110 Jahre alten Bewehrungsnetzwerk des Wahrzeichens Bregbrücke Wolterdingen ohne Beweis unter den Tisch.

Die meist ungeimpften, flinken Kassiererinnen an den Discounterkassen hinter dürftigen Masken und Acrylscheiben halten das systemrelevante Versorgungsnetzwerk für uns Bürger heldenhaft am Leben.

Unser aller Fritz Keller versuchte das löchrige, marode Fussballnetz zu flicken und zu stopfen. Unduldsam und gähwütig hat er sich selbst darin verfangen.

Für Kunst am Bau muss die Öffentliche Hand Kosten aus unserem Steuersäckel einplanen. Da kommen aber die „Half-Pipe“ Lieferanten dem Kunden Bundestrassenbau im kunstsinnigen Brigobannis mit einem „Bonus Track“ grossherzig entgegen.

Als kreative Netzwerker giessen sie einen Sonderbeton und beschenken so dem gebeutelten Hüfingen ein monumentales „Grafitto- Netzwerk“. Grossformatig ala Anselm Kiefer in Beton. Eine Hommage an alle Netzwerker ganz im Sinne zu Brogobannis altrömischem Motto:

„Se ipse pinxit“.

Wikimedia Commons
Vincent de Groot – http://www.videgro.net