Mit Anselm und Karl Ove im Park

Originalversion war am 2. Januar 2024

Donaueschingens berühmtester Sohn, Anselm Kiefer, ein Weltstar unter den Malern der Gegenwart, scheint sich schwer zu tun mit seiner Geburtsstadt: Kurz vor Kriegsende (am 8. März 1945) hier geboren und fünf Jahre lang bei seinen Großeltern aufgewachsen, lässt er sich bislang nicht erweichen, sich zur Baar zu bekennen – so sehr die Stadt seit Jahrzehnten darum buhlt und mit ihm zu flirten bemüht ist. Zuletzt im Juli 2022 hatte ihn eine Donaueschinger Delegation in seinem Pariser Atelier aufgesucht, wie der Südkurier berichtete. Doch zu recht viel mehr als zu einem Pressefoto zusammen mit dem gefeierten Künstler scheint es wieder nicht gereicht zu haben.

Wie gut, dass da an Weihnachten nicht nur Wim Wenders seinen Film über Anselm Kiefer („Ein Maler wie kein anderer“) in die Kinos brachte, sondern dass auch das neue Buch von Karl Ove Knausgård auf dem Gabentisch lag, des vielfach preisgekrönten norwegischen Weltstars unter den Literaten. Sein Titel: Der Wald und der Fluss. Über Anselm Kiefer und seine Kunst (Luchterhand-Verl.). Dem Maler mit seinen ebenso großflächigen wie düsteren Werken war der norwegische Schriftsteller seit Jahren schon auf der Fährte – in der Hoffnung, dessen Kunst und Persönlichkeit zu ergründen. Er hatte ihn bereits in seinen Ateliers in Paris wie in Barjac in den Cevennen besucht, war ihm zu mehreren Ausstellungen gefolgt und schließlich auch zu dessen Verleihung der Ehrendoktorwürde durch die Albert-Ludwig-Universität nach Freiburg gereist, wo Kiefer einst Jura studiert hatte. Da lag es nah, dass man bei dieser Gelegenheit auch noch der Einladung des Donaueschinger Fürstenhauses nachkam und in schwarzer Mercedes-Limousine (weil der Hubschrauberflug wegen des Nebels nicht möglich war) durch den winterlichen Schwarzwald auf die Baar fuhr. Schon früh glaubte Knausgård erkannt zu haben, dass der (Schwarz-)Wald und der Fluss (die Donau) aus Kiefers Donaueschinger Kindheit neben der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus bis heute in seine monströsen Kunstwerke hineinwirken. 

Zum nachmittäglichen Kaffee fand man sich im Schloss ein, wo die fürstliche Familie sich lebhaft um die prominenten Gäste bemühte, ja man bot dem berühmtesten Sohn der Stadt sogar Gelände (60 Hektar) für ein weiters Atelier an, zu jenem in Barjac (50 Hektar) und zur Werkshalle in Paris hinzu. Nach der Schlossführung und vor dem Besuch der Sammlungen besichtigte man selbstverständlich auch die Donauquelle. Als Vierundzwanzigjähriger hatte Kiefer sie in Karlsruhe auf der Vorderseite seines Ausschnittsbuchs gestaltet, berichtet Karl Ove Knausgårdd: Im Buch gab es dann Fotos von einer alten, mit Wasser gefüllten Badewanne, eines alten, schnurzigen Spülbeckens voller Wasser, vermutlich aus seiner eigenen Wohnung.


Entsprang die Donau tatsächlich hier?

Der große deutsche Dichter Hölderlin hatte über die Donau geschrieben, er nannte den Fluss bei seinem uralten Namen Ister und ließ ihn in die griechische Mythologie strömen. Heidegger hatte eine Vorlesungsreihe über das Gedicht und den Fluss gehalten, 1942, als die Nacht im Menschlichen am tiefsten und er selbst nicht ohne Anteil daran war.

Die schwarze Wasserfläche da unten reflektierte wabernd den Himmel über uns. Kiefer sagte nichts über die Bedeutung der Quelle, weder über die mythologische, die historische oder künstlerische, noch über die persönliche, und ein paar Minuten später verließen wir das Schlossgelände und gingen die Hügel zum Museum hinauf.


Dort wunderte sich der Schriftsteller über all die „Hirschköpfe mit großen Geweihen“ und über „ein langes schmales Fresko mit Jagdszenen, auf dem die Menschen und die Tiere, die sie töteten, eng ineinander verschlungen waren“. Und so lässt er Maximiliane die Sicht der Einheimischen erläutern: „Die Straße hinauf wurden die Tiere gesammelt, die man im Wald getötet hatte. Sie wurden abgebalgt, und da oben fand die Auktion statt. Damals waren Felle wichtig.“ Woraufhin Knausgård sich fragt, wie es möglich war, in einen solchen Zustand zu geraten, in dem sich alles darum drehte, Leben enden zu lassen, in dem sämtliche Gedanken und Grenzen aufhören. Das muss der Grund gewesen sein, dass die vielen Tierbilder, Tierstatuen, Hirschköpfe und Jagdszenen, die ich an diesem Tag gesehen hatte, mich mit einem vagen Gefühl von etwas Unheimlichem erfüllten, dachte ich. Das war der Wald.

Nach dem Besuch der Sammlungen („einer Art Raritätenkabinett“), aus dem von Christian auch noch allerlei Mitbringsel für Kiefer abgezweigt wurden, spazierte man an der Brigach entlang durch den Park, wo man sich von der Fürstenfamilie verabschiedete – so herzlich, dass Knausgård sich zur Frage an Kiefer veranlasst sieht: : „Haben Sie wirklich Lust, wieder hierher zu ziehen?“ Was dieser jedoch entschieden verneint, wo er hier doch nur die Fürstenfamilie kenne, während er in Paris Philosophen, Dichtern und Kollegen begegne.


Doch dann wird es doch noch heiter, ja, intim: 

Der viele Kaffee, den ich im Schloss getrunken hatte, führte dazu, dass ich auf die Toilette musste, und als wir unsren Weg zu dem Tor am andern Ende des Parks fortsetzten, überlegte ich, ob es möglich wäre, hinter eines der Gebüsche zu gehen und zu pinkeln, verwarf den Gedanken jedoch, als ich die Situation vor mir sah. Kiefer und Forelli [die Managerin], wie sie herumstanden und auf mich warteten, ein wenig verlegen angesichts der plätschernden Geräusche, die von mir zu ihnen drangen, und vielleicht auch peinlich berührt über das Unhöfliche der Aktion.

Doch dann verließ Kiefer plötzlich den Weg und ging über die schneebedeckte Erde, wo er hinter einem Strauch verschwand, so dass ich ihm erleichtert folgen und mich hinter einen anderen stellen konnte.

Wie zwei Hunde kamen wir eine Minute später hinter unseren Büschen hervor, wo die Schneedecke nun von gelben Löchern perforiert war, stapften durch den Schnee zum Weg zurück und schlüpften wieder in unsere Rollen.

Zuguterletzt erreichte man auch noch, vorbei am Bahnhof (Kiefer lachend: „Man sollte nicht meinen, dass das ein Bahnhof ist!“), das Haus, klein und anonym, weiß gestrichen und viereckig, in dem der Maler seine Kindheit verbracht hatte: Es sah aus wie irgendein beliebiges Haus aus den fünfziger Jahren in einer beliebigen europäischen Stadt.

Dann beeilte man sich, zum Donaueschinger Flughafen zu gelangen, stieg in den dort auf sie wartenden noblen Jet, um bei Sonnenuntergang in Paris zu landen. Noch am nämlichen Abend hatte Kiefer mit seinen polnischen Arbeitern „eine große Skulptur für das Rockefeller Center anzufertigen“, sieben Meter breit, weshalb sie sehr sorgfältig konstruiert werden müsse. „Ein Modell, das halb so groß ist, habe ich bereits fertiggestellt.“ Kein Wunder, dass der Künstler, wie er bekannte, nach einem neuen Atelier suchte, das einen Kilometer lang sein solle. Seine Begierde nach Raum schien unersättlich zu sein. Seine Begierde zu arbeiten ebenso.

Ob da DER WALD UND DER FLUSS, der Schwarzwald und die Donau, noch eine tragende Rolle dabei spielen werden?

Di jung Donau

Di jung Donau von Gottfried Schafbuch

Donauversickerung 18.05.2022

Vernehm liischt du i de Windle.
D’Modder Boor giit uff dech acht.
Zwischet Schloß und hohne Kerchderm
lehrt si ’s Laufe dier ganz gschlacht.
Kum kascht du e kleinweng tripple,
Duet mer scho vill Ehr dier aa.
Nitt nu d’Wiege ischt e Kunschtwerk;au din Tempel nebedra.
Dor de Park duescht no scharwenzle,
au din Tempel nebetdra.
Dor de Park duescht no scharwenzel,
’s bruddlet d’Briig mit dier vergnüegt.
Luschtig rännt dier d’Breg vergege.

… Jetz häscht du din Taufschii kriegt.
Khäb am Ufer sitzt dert d’Modder,
seit bhüet Gott!, mit bsorgtem Blick.
’s Läbe word zmol ernscht, muescht schaffe.
’s ischt verbei di Kinderglück.

Gell, de Abschiid macht dech truurig,
uß de Boor duescht härb doch gau.
Villmool guckischt z’ruck a d‘ Wiege,
kehrscht dech um und bliibscht gearn schtau.
I de tränefiichte Auge
spieglet Treppegibel sech.

D’Enteborg di groii, duet winke,
Duuerli begleitet dech.
Mengi Mülli muescht scho triibe,
schpitzscht und hopsischt iber d’Wehr.
Wenn im Friehling d’Berg sech siibret
dnzischt gearn no kriiz und quer.

D’Schwoobe duescht du ’s meeschtmool ergre,
glii wenn due am Gränzpfohl schtohscht.
Häscht du ebbis uffm Kerbholz, 
daß dech b’sinnscht ob zu’ne gohscht?

Badisch bischt und meechscht’s halt bliibe,
machscht bockboanig und verschliifscht,
kriichscht no untererdisch wiiters,
guckischt, daß du badisch bliibscht.
’s Hegi witt du oafach sähne.
Kunnscht als Trotzkopf z’Aach i d’Höh,
leischt din Name ab, du Kaibli,
und verdlaufscht in Bodensee.


>Gottfried Schafbuch<
(03.01.1898 – 23.10.1984)

Die junge Donau als Kind im Schoße der Mutter Baar von Franz Xaver Reich (1875)

Donaubrücke von Karl Merz

Donau ist Nr. 1 bei Schadstoffbelastungen in Europa

Da las ich am 7. Juli in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung die Überschrift:

Den Rekord stellte die Donau auf

Von den 610 Chemikalien, auf die das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) untersucht hatte, konnten in der Donau 505 gefunden werden. Knapp die Hälfte davon Pestizide und Biozide, aber auch 175 pharmazeutische Chemikalien, Tenside, Kunstoff- und Gummizusätze sowie Per- und Polyfluroalkylsubsanzen.

Da musste ich daran denken, wie das Landratsamt Schwarzwald-Baar mich doch verlacht hatte, als ich Abbauprodukte von Glyphosat im Stadtbächle nachgewiesen hatte. Sie würden dies doch ständig untersuchen und nichts finden und überhaupt können nur sie fachgerecht Proben ziehen. Beim Ehrenamt würde vermutlich eine Probe automatisch durch unerwünschte Schwingung mit Pestiziden aller Art verunreinigt.

Vielleicht befolgt das Amt für Umwelt, Wasser- und Bodenschutz eine Anweisung nie etwas zu finden, was politisch nicht gewollt ist? (das kennen wir ja schon) Ansonsten könnte, ebenso vielleicht, auch noch dieses Amt mit einem Juristen gedeckelt werden, der durch gute Beziehungen ans RP und nach Stuttgart Rechtssicherheit herstellt? Oder gibt es den schon? Fragen über Fragen.
Aber kommen wir zu den Fakten, die Veröffentlichung* gibt es hier.

Die Donau beginnt in Bayern

Für die Studie wurde Oberflächenwasser aus 22 europäischen Ländern und 22 verschiedenen Flusseinzugsgebieten gesammelt. Flusseinzugsgebiete? Ja, steht da: „river basins“. Die Proben in Deutschland wurden bei Ulm, Neuburg an der Donau, Passau, Augsburg und Eggenfelden gezogen.

Das interessante an der Studie ist, dass Baden-Württemberg einfach mal ausgeklammert wurde.
Womit der Streit über die Donauquelle endlich gelöst wurde: Sie befindet sich nämlich in Bayern!

Da gibt das schwarz-grün regierte Baden-Württemberg einen solch sauberen Strom nach Bayern rüber und was machen die? Verseuchen die schöne Donau mit Pestiziden, Bioziden, pharmazeutischen Chemikalien, Tensiden, Kunstoff- und Gummizusätze und Per- und Polyfluroalkylsubsanzen.
Schamt eich!

* Finckh et al.: Mapping chemical footprints of organic micropollutants in European streams. Environment International 183 (2024)

Die Donau von ihrem Ursprung bis Tuttlingen

von Anton Schlude 1858


Die Donau von ihrem Ursprung bis Tuttlingen.

Wenn die Donau auch nicht, wie ihr Bruder der Rhein, aus himmelanstrebenden Gletschern tobend und schäumend herabstürzt, so ist sie doch eine echte Tochter des Gebirges. Es ist bekannt, dass sie nicht erst bei Donaueschingen, wo man früher im Abfluss des fürstlichen Schloßbrunnens fälschlicherweise die Donauquelle suchte *), sondern in der Vereinigung der beiden, den Schwarzwaldhöfen (um 3000′ hoch) entstammten Schwesterbäche Brege und Brigach mit dem genannten Abfluss ihren Ursprung hat.

Donautempel

*) Die heutzutage auch im Volksmunde zu Gunsten der Brig und Breg bestrittene Berechtigung der Donauquelle im Schlosshof. („Brig und Breg bringen d’Donau z’weg“) zwar freilich seit dem römischen Schriftstellern, die den Tiberius in einem Tagesmarsche vom Bodensee zu den Donauquellen gelangen lassen, nicht nur, wie von jenem Österreicher, der die Röhre des Schloßbrunnens mit der Hand zu hielt und lachend ausrief: „Schauen’s, wie werden die Wiener sich wundern, wenn die Donau ausbleibt,“ sondern bis auf neueste Topografien herab anerkannt. Der Ursprung bot sich eben in den zahlreichen Quellen und dem großen Weiher bei Donaueschingen dem Anblick natürlicher dar, als in den zwei Bächen, die sich in den großen Wasserpfuhl, das sogenannte Ried bildete, ergossen.

Die Junge Donau im Sommer 2019

Kaum ihren Quellen entlaufen, verlässt sie in östlichem Laufe bald das Land ihrer Geburt, welches sie nur noch einmal auf einer kurzen Strecke bei dem Bergschlosse Wildenstein wiedersieht, und als ziemlich bedeutender Fluss bei Gutenstein ganz verlässt, um 381 Meilen weit durch Sigmaringen, Württemberg, Bayern, Österreich und die Türkei bis zu ihrer siebenfachen Mündung ins Schwarze Meer zu reisen.

Verfolgen wir rasch den Lauf des jungen Flusses, der in mancher Windung und oft weiter Ausdehnung, doch immer der Sonne entgegen (daher von den Alten „Sonnentrotzer“ genannt) munter über Stock und Stein hüpft.

Wir gehen aus von Donaueschingen, das einst durch Schenkung Kaiser Arnulfs (889) Besitzung des Klosters Reichenau, einen eigenen Lehnsadel hatte und nach dessen Aussterben (1488) an das Haus Fürstenberg überging. Um 1750 wurde die Residenz des um diese Zeit vereinigten Fürstentums hierher verlegt und das jetzige Schloss erbaut. Im schönen Schlossgarten bieten ein ansehnliches Gewächshaus, Parkanlagen mit trefflichen Baumschlag, in ihnen ein Denkstein, dem Dichter der Emilia Galotti von Fürst Carl gesetzt, eine Festsäule zur Erinnerung an die silberne Hochzeit des verstorbenen Fürsten Carl Egon, eine Bronzebüste des verstorbenen Arztes und Menschenfreundes Hofrat Rehmann, eine treffliche Sandsteingruppe – Donau, Brig und Breg – von Xaver Reich ausgeführt, sehenswerte Gegenstände.*).

*) Gasthöfe: Post, Schützen, Linde, Traube, Lamm, Hirsch.

Die junge Donau als Kind im Schoße der Mutter Baar. Sandsteingruppe von Franz Xaver Reich (1815–1881) am Zusammenfluss von Brigach und Breg in Donaueschingen im Jahr 2009.
Dr. Wilhelm Rehmann im Schloßpark

An Pfohren vorbei, wo am Flusse ein altes Schloss von Kaiser War, der bei Grafen Wolfgang von Fürstenberg hier einige Tage der Jagd oblag, scherzweise „Entenburg“ (Entenfang, nennt es jetzt der Volksmund) genannt, führt die Donau uns in süd-südöstliche Richtung nach Neudingen mit seiner kaiserlichen Pfalz, in welcher Kaiser Karl der Dicke 888 starb.*)

*) So nach der Geschichte. Der Volkssage und Dichtung aber (vergl. I.W. Scheffels trefflichen Roman „Ekkehard“ Frankf. 1855) „gefiel es, den letzteren Träger des Karoling’schen Weltreichen an einemstillen Ort zu entrücken und ihm eine Gerechtigkeit angedeihen zu lassen, die ihm die Mitlebenden versagten“ Das Volk hielt nämlich in Alemannien, lange an dem Glauben fest, daß der alte abgesetzte Kaiser gar nicht gestorben sei und noch, (wie früher und später manch ein anderer Held in irgend einer Höhle) in den Heidenlöchern am Ueberlinger See verborgen sitze, um zu rechter stunde wieder herauszutreten und die Zügel seines Reiche zu Händen zu nehmen.

Donaubrücke von Karl Merz
Entenburg

Auf ihr wurde gegen Ende des 13. Jahrhunderts das Dominikaner- (später Zisterzienser-) Nonnenkloster Mariahof gegründet und zur Grablege der Grafen von Fürstenberg bestimmt. Nach Aufhebung des Klosters Taubstummen-Anstalt, später Rettungshaus für verwahrloste Kinder, brannten die Gebäude 1850 ab. Auf ihrer Stätte wurde die jetzige Gruftkirche der Fürsten von Fürstenberg erbaut. Die Pfarrkirche hat vom alten Bau noch ein byzantinisches Portal aus dem 12. Jahrhundert


Sofort zwischen dem Fürstenberg (südlich) und Wartenberg nördlich hin nach Geisingen. Jener, schon im 11. Jahrhundert ein Besitztum des Zollerschen Hauses, kam im 12. an die Uracher und gab, bei der Erteilung dieses Hauses einem Zweige desselben den Namen. Das über die ganze Baar herniederschauende Schloss wurde im Bauernkriege überrumpelt. Im 30-jährigen Krieg zerstört, das Städtchen aber, das später auf der Höhe des Berges stand, brannte 1841 ab, worauf an dessen Einsattellung das jetzige Dorf erbaut wurde.


Der Wartenberg, ein hoher Basaltkegel, früher Sitz eines mächtigen Dynastenadels, von welchen ein Zweig das Hofrichteramt zu Rottweil verwaltete, bis er durch Mißheirat den Adel verlor, ging durch Erbe im 14. Jahrhundert an Fürstenberg über. Jetzt trägt er ein fürstlich Fürstenbergisches Lustschloss mit hübschem Park und reizender Aussicht über die ganze Baar bis zum Schwarzwald. In dem freundlichen Städtchen Geisingen verdienen die in der Friedhofskirche sich findenden Grabmäler der Grafen von Fürstenberg Geisinger-Linie, Beachtung.

Die Eremitage und der Englische Garten wurden 1783 von Fürst Joseph Maria Benedikt angelegt.

In nordöstlicher Richtung windet der Fluss sich nun nach dem alten Ort Immendingen. Hier in der Nähe der Möhringer Straße, Spuren einer untergegangenen germanischen Niederlassung im Grundmauern und Gräberfunden. Vom 12. Jahrhundert an im Besitz eines Lehnsadels, später in 2 Schlossgüter aufgeteilt, die durch verschiedener Herren Hände hindurch endlich an Fürstenberg kamen – ist der Ort jetzt durch ein Maschinenfabrik auch weiterhin bekannt. Bei dem Dorfe wird die Donau in großen Rissen teilweise vom Boden eingesogen und soll als Aachquelle im Hegau wieder zu Tage kommen, was neuerdings mehrmals gerichtliche Prozesse veranlasst hat.

Donauversickerung 18. Mai 2022

Unferen dem Städtchen Möhringen, das nur durch seine großen Schafmärkte, sowie als Heimat des am Hofe Karls VI. lebenden Mathematikers und Optikers Anton Braun und des früheren Mannheimer Galeriedirektors Zoll, von welchem ein erhebliches Gemälde in der Pfarrkirche sich befindet, nennenswert ist, verlässt die Donau das Großherzogtum Baden und betritt eine halbe Stunde südwestlich von Tuttlingen das Königreich Württemberg. Nachdem sie von Donaueschingen mit dem nicht unbedeutenden Gefälle von 137 Bar. Fuß eine Bahn von 12 Stunden zurückgelegt hat.

Anton Schlude (* 17. November 1808 in Hausen im Tal; † 4. Mai 1863 ebenda) war ein deutscher Natur- und Heimatdichter sowie Heimat- und Burgenforscher.
https://de.wikipedia.org/wiki/Anton_Schlude

Die Schwarzwaldbahn

Originalbeitrag vom 6. Dezember 2021

Die „schönste Gebirgsbahn von Offenburg nach Konstanz“ wurde am 10. November 1873 eröffnet. 1973 hat die Bundesbahndirektion zum 100 jährigen Bestehen eine Jubiläumsbroschüre heraus gegeben.

100 Jahre Fahrt durch Wälder, Täler, Tunnel:

Falls jemand eine bessere Auflösung wünscht, bitte E-Mail an info@hieronymus-online.de

In dem Buch sind wunderschöne alte Aufnahmen:

Donaueschingen ist Höhenluftkurort und Solbad, Endpunkt der Höllentalbahn von Freiburg her und war einst und bis 1806 das lebensfrohe Residenzstädtchen derer von Fürstenberg. Das Schloß steht noch, in dem Victor von Scheffel („Ekkehard“) Bibliothekar und Konradin Kreutzer („Das ist der Tag des Herrn“) als Hofkapellmeister ihr Brot verdienten. Und hintenan im Schlosspark liegt eine ebenso wichtige wie umstrittene Sehenswürdigkeit, eingefaßt in einem Rondell, verziert mit einer Marmorgruppe von 1896 und von Professor Adolf Heer aus Karlsruhe: die sogenannte Donauquelle.

„678 m über dem Meer“, steht da eingemeisselt und „Bis zum Meer 2.840 km“. 120 Liter Wasser pro Sekunde ergießt sich über die verschiedenen Münzen, die die Besucher wer-weiß-warum in die stahlblaue Quelle geworfen haben. Und die Marmorgruppe hat zu bedeuten, dass „die Baar ihrer jungen Tochter, der Donau, den Weg in die Ferne deutet“. Schon einen Spaziergang weiter freilich mündet sie in die weitaus kräftigere Brigach, die sich alsbald mit der Breg zusammentut. Und weil die Breg länger sei als die Brigach, behaupten die Furtwanger, sie besässen die Donauquelle.

So kam es, dass es vor einigen Jahren zu einer Anfrage im Landtag kam und auf höchst ministerieller Ebene ein halbwegs weises Urteil getroffen wurde: Die Donau beginnt in Donaueschingen und kommt zustande durch den Zusammenfluss von Brigach und Breg am Ende des alten Fürstlich Fürstenbergischen Parkes.

Im juristischen Sinne gibt es also keine Donauquelle, die gefasste Quelle im Park hat also nur symbolischen Charakter…
Charakter? Den allerdings hat die junge Donau kaum. Denn schon nach 25 Flusskilometern zwischen Immendingen und Möhringen, verkrümelt sie sich sechs Monate im Jahr durchs poröse Kalkgestein, fliesst 12 unterirdische Kilometer weit und taucht erst 177 m tiefer in Aach als Achquelle auf.

Seite 12-13 aus der Jubiläumsbroschüre
Donauquelle auf Seite 5 aus der Jubiläumsbroschüre

Die Donauquelle wird auch im Hieronymus in Kapitel 5 erwähnt:

Selbstverständlich wird die Donauquelle besichtigt und der jahrhundertalte Streit um die “richtige” Quelle wird diskutiert. Die Argumente waren vor 200 Jahren genau die gleichen wie heute und der Feldwaibel entscheidet, dass die Donau ihren Ursprung hier in der Baar habe, wo das “wässrige Kleeblatt gleichsam zu einem Stiel zusammenwachst”.

Ebenso wird sie von Gottfried Schafbuch thematisiert:

Dem Büchlein beigefügt sind ausführliche Zeichnungen einer Lokomotive und eines Wagens.

2 C- Vierzylinder-Verbund-Schnellzuglokomotive Gattung IV e.
zwischen 1895 und 1920 die Schwarzwaldlokomotive schlechthin.



Durchgangswagen 2./2./3. Klasse für die Schwarzwaldbahn.

Schnappathmung z’Eschinge i de 60-er Johr

Vorgelesen von Maria Simon

Im Waldi Hartmann, im legendär Sportreporter, isch emol d`Luft fascht eweg blibbe. Er heb e Schnappathmung khaa. Mitte vu de 60- Johr hond au villi Eschinger so e Schnappathmung khaa. De erscht wo ebbis gmerkt hät war de bellig aber nit bissig Donauquelle Wachund, de Egon Rahm. De näscht war de untertänig fürschtlich Parkwächter, de Julius Ganter. Er war de Testes vum Park und hät fascht gmond de wunderschee Park, den er stolz, pflichtbewusst, treu, guet und huldvoll für sin adlige Dienstherr, de Fürscht, betreut, ghegt und pflägt hät, der dai ihm fascht selber ghöre. Sin Park hät er am allergernschte mege. Er war sii Lebe. Die beide Manne sind fascht ziitglich uff d `Kammer, uffs iidrücklich Residenzamt, in Vatikan vu de FF- Verwaltung i de Josefstrooß zottlet und hond eweng verdatteret, aber unterwürfig vermeldet: „Iiiseri Donauquelle isch verlächeret, versiegt, versorret, am Quelletempili ruuschts nimme, es brienzlet nu no eweng“. Des waret die zwei Erschte dene d`Luft eweg blibbe isch und eweng hond die vorem Zorn vum Ferschtehuus au eweng mores ghet.


Nochem erschte Con(g)jac vu dene Kammer Manne hät d`Schnappathmung bei dene allene bald wieder zaghaft iigsetzt. Noch paar tiefe Züg a de Havanna isch de Kammerpräsi, des war der mit dem hochadlige Name Achatius Graf Saurma, a des schwarz Gabel- Telefon a de Wand mit de Wählschiebe und em Schellebom obedruff gange und hät d`Stadt, de Borgermoeschter Robert Schrempp, aaglietet. Ziemli grob und wenig vernäm hät er in Baggelitt- Höhrer innibläret: „Herr Bürgermeischter, wir haben den schweren, unglaublichen Verdacht, dass die Stadt uns das Wasser für unsere Donauquelle abgegraben hat. Sie wissen dass diese Quelle das Wahrzeichen der ganzen Stadt, der Herzschlag von Donaueschingen und dem Fürstenhaus ist. Unsere Untergebenen berichten gerade, dass die Stadt vor der Falkenpost und in der Brigach beim Schützen sehr tief buddeln lässt“.

Wie e gsengte Sau isch denno de Borgemorschter noch dem granate Aaschiss zu sim Stadtbaumoschter uffi grennt, hät d` Derre uni aaklopfe uffgrisse und de Twarze – Horscht aagjohlet, wa denn do laufe dät. Beidi hond denno au d` Schnappathmung griegt. De Borgermoeschter au wegem bressante Trepperenne und de Kathastrophe Botschaft und de Twarz wege dem Gjohl, wann er vum Borgermoeschter Schrempp bis jetzt no nit gwähnt war. Natierli au wege dere Hiobs Botschaft, wege dere versiegte Dunne- Quell.

Wie e gsengte Sau isch denno de Borgemorschter noch dem granate Aaschiss zu sim Stadtbaumoschter uffi grennt, hät d` Derre uni aaklopfe uffgrisse und de Twarze – Horscht aagjohlet, wa denn do laufe dät. Beidi hond denno au d` Schnappathmung griegt. De Borgermoeschter au wegem bressante Trepperenne und de Kathastrophe Botschaft und de Twarz wege dem Gjohl, wann er vum Borgermoeschter Schrempp bis jetzt no nit gwähnt war. Natierli au wege dere Hiobs Botschaft, wege dere versiegte Dunne- Quell.

Jetzt sind die zwei as Telefon grennt und hond im Patron vum Büro Greiner, im Theo Greiner aatelefoniert. Au bei dem hät jetzt e` Schnappathmung iigsetzt wege dem Ton, den er vu dene zwei Herre nit gwähnt war und natierli wege dere biblische, apokalyptische Hiobsbotschaft. Au de Greiner Theo war vergelschteret und isch wie de Blitz on Stock uffi grennt und isch au im Kessler Hermann is Büro platz uhni aaklopfet. Sellem isch s`obligat „Burger„–Stimpli sogar usem Muul khait und au der hät schwer noch Luft gschnappt.

„Kann es sein, dass wir durch die starke Grundwasser-Pumperei am neuen Brigach- Dückerkanal zwischem Schützen und der Poschtstraße und dem Regenüberlaufschacht der Donauquelle im nahen Schlosspark so stark das Wasser abgezwaggt haben?“ pforret de Greiner de Kessler Hermann uugwähnlich luut aa. Oe Stund später sind alli die Manne vu dere Telefonkette am Loch a de Brigach und denno au am Quelletempeli gstande und hond zerscht überhaupt konn guete Root ghet. Ebbis hond aber alli gwisst: Wenn des Wasser noch dem Wasserklau, dere Karstwasserpumperei nimme kunnt, denno isch aber de Teifel los. Daß des vorerscht aber verstecklet bliibe sot, do dribber war mer sich oenig. Nu hät die verdruckt Macherei bei de Eschinger Quelle- verliebte Bürger natierli überhaupt nint gnizt. Des hät mer bald a allne Wirtshuusstammtisch verkartet. D Wiiber hond drübert bin Iikaufe zagatet und i de Ziitings- Schlagziele hät mer tagsdruff scho fettdruckt gläse:

„Stadt gräbt dem Fürscht das Wasser ab“ oder: „Der Herzschlag der Stadt hat ausgesetzt“

No hämischer isches natierli a de Stammtisch zuegange. Und am meischte hond natierli d`Fortwanger gfeixt, gjohlet, glacht und bleedi Sprich gmacht. Dere eren Zunftobet war ver des Johr scho im Summer grettet und s` Motto isch gstande. Dieselle hond koe Schnappathmung kriegt, die hond sich mit volle Backe uffbloose und uf die oachene Wirtstisch ghaue, dass es nu so klepperet hät.

Wa aber isch do passiert? Zu dere Ziit isch d` Eschinger Kläralag im Habefeld baut wore und do demit sind au neii Kanäl verleit wore. S` Abwasser us de Poschtstrooß, de Haldestrooß und vu de Kerchstrooß, also die ganz Mittelstadt, hät ere Abwasser i grosse Rohr Richtung Josefstrooß und Prinz- Fritzi – Allee gegs Haberfeld nei vergrabe und ableite miesse. Die Gilleschapfeziit und Gilleführerei war dodemit vorbei. Dodezu hät mer Brigach oberhalb vu de Schützebruck uugfähr 3 m unter de Bachsohle unterquere miesse. Daß des Brigachwasser umpumpe scho nit so ganz oafach si word, mit selem hät mer scho grechnet. Daß aber diesell ominös Brauereiquell mit dere s`Bier e ziihtlang anne 1750 bis 1780 braut wore isch, so e mords Kummedi und so e Maleur sie word, mit dem hät sogar de Tiefbau-erfahre Kessler Hermann nit grechnet.


Die Quell druckt eigentlich ziemlich uusichtbar dert unneuffi, artesisch wie mer sait, sie stooßt uff und versorret i de Brigach oder im Grundwasser- Kies. Derlei Uffstooßquelle gihts so uugfähr 20 Stuck im Parkberiich. Wieso aber stoosset die uff und drucket uffizue? Zmols hät mer also gmerkt, dass die beide Quelle mitenand „kommunizieret“. Des Wort us de Quellekundi kennt mer natierli als Minschtrant au us em fundamental- sakrale Lebe, weils dert au gnomme word und es hoasst sovill wie: „Me macht gmeinsame Sach, me isch i enger Verbindung.“

Unter de ganze Unterstadt- und de Parkaue liet im Untergrund en Art Deckel, e Platte us Muschelkalk- Karst, also us re Kalkstoe- Platte. A manche Stelle isch aber die Platte dolineartig uffbroche, verlächeret und hät Riß oder Spalte. Und dorch derartige Löcher i dere Platte druckt no des Wasser, wa unter dere Platte mit eme schwache Überdruck astoht, wells vu de Schwarzwaldostabdachung obe abi druckt, plötzlich dorch und macht die mindschtens 20 Quelluustritt. A sonnere Uustrittstell, de Poschtrosse oder Brauereiquelle wie mer sait, hät mer also s`Grundwasser fascht total abbpumpt. Und des hät e Absenkung vu dem unterirdische See verursacht. Wege dem hät also die nu 200 m entfernt Dunnequell ebe au koe Wasser meh khaa. Sie isch also versiegt. Gnad Gott dene Manne, die des verbockt und z`wenig überdenkt hond. Daß mer aber dorch de Bach moß und de Schacht baue muess war allne klar. Me kha sich guet vorstelle, dass die Kolpingbrüeder usem Büro Greiner s`oe oder ander gnaderiichs Gsetzle betet hond. Ganz im Glaube und de Zueversicht dass die Fürschtlich Quell wieder aakunnt, wieder aaspringt, wemmer die grosse und villne Pumpe a de Falkeposcht wieder abstellt.
Wo mer denno noch paar Woche die mords Pumpemaschinerie wieder abgstellt hät, isch Dunnequell wieder zu de gwaltige Erliichterung vu allne wieder aakumme und hät gütig und ergiebig wie immer gschüttet. Wieviel mol word denno de Kessler Hermann zwische de Poschtstroß und de Schlossquell hin und her grennt sie, bis er genau gwisst hät, dass sie wieder unneuffibläterlet, dass sie wieder aakumme isch. Am Quelletempeli häts wieder idyllisch gruuscht und glutteret, so wie vorher. De Wassergott hät wieder usem Grundwasser unne uffi bumpet wie sit Johrhunderte. De Herzschlag vu Eschinge hät wieder iigsetzt und s`Wach- Koma vu Eschinge war vorbei.

Daß a dem Obet e paar Kischte Pils us de Bügelflasche d` Gorgle abi sind, des dierft klar sii. No selte sind gstandeni Manne am Quellegländer gloehnet und hond im Neptun, im Poseidon oder dem christliche, multifunktional Heilige, dem Wasserheilige, em Johannes Nepomuk, verstohlle ghuldiget. Und de Heilig Johannes hät gnädig, segnend, gütig vu de Stadtkirch St. Johann obe aabi gucket.



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„Endlich offiziell Donauquellstadt“, so werden die Donaueschinger am 10. Dezember 2021 auf der Lokalseite der Tageszeitung beglückt. OB Pauly habe von Innenminister Strobl die Auszeichnung im Rahmen einer virtuellen Feierstunde erhalten. Damit werde in besonderer Weise gewürdigt, welchen Stellenwert die Donauquelle seit jeher innehatte. Die Zusatzbezeichnung auf den Ortsschildern der Kernstadt soll nun also dem Highlight im fürstlichen Park weitere Strahlkraft, dem Tourismus der Stadt weiteren Schub verleihen. Vor lauter Stolz ist im Zeitungsbericht fast untergegangen, dass sich nun auch Furtwangen so nennen darf – welch salomonische Entscheidung in Stuttgart! Oder war sie womöglich doch nicht ganz so weise?

Als ob da nicht auch noch eine dritte Stadt ein Anrecht auf die Auszeichnung hätte! Wo doch spätestens seit 1719 klargestellt ist, wo sich die wahre Donauquelle befindet. Friedrich Wilhelm Breuninger hat darüber nicht nur ein umfangreiches Buch geschrieben, sondern auch vor Ort Beweise gesammelt. Sein fraglos etwas sperriger Buchtitel lautet:

Fons Danubii primus et naturalis: Oder die Ur-Quelle Des Welt-berühmten Donau-Stroms Welche In dem Herzogthum Würtemberg und nicht zu Don-Eschingen wie bißhero davor gehalten worden zu sein gründlich behauptet wird, und von wannen der Fluß als von seinem wahren und eigentlich Ursprung an biß zu seinen Ostiis und Aueflüssen unter mancherley Anmerkungen neben zerschiedenen Preliminarien.1

Breuningers Werk war ganz offensichtlich eine Auftragsarbeit: Der junge Geistliche des (seit 1556 evangelischen) Klosters St. Georgen hatte seinem Landesherrn, Herzog Leopold Eberhard von Württemberg-Mömpelgard, den prestigeträchtigen Nachweis zu erbringen, dass die Donau nicht etwa im fürstenbergischen Donaueschingen oder an der Martinskapelle im Vorderösterreichischen entspringt, sondern im Herzogtum Württemberg, genauer: am Hirzbauernhof, wenige Kilometer westlich der Bergstadt St. Georgen. Pech nur für Autor und Auftraggeber, dass per Staatsvertrag von 1810 das württembergische Oberamt Hornberg mitsamt St. Georgen und Ur-Quelle badisch werden sollte.

Friedrich Wilhelm Breuningers Kartenblatt (1719)

Breuningers wichtigstes Beweisstück war – ja was denn nun? – eine Wettertanne, die Gedächtnuß-Danne nämlich. Sie findet sich eingezeichnet auch auf einem von ihm sorgfältigst ausgearbeiteten Kartenblatt, knapp daneben Fons Danubii primus et naturalis, die so postulierte wahre Donauquelle. Diß ist der Baum, so schreibt er in seinem Buch, dessen wir schon oben mehrmal gedacht und das erste übergelassene Wahrzeichen von der Donau- und ihres Nahmens-Ursprung; es stehet selbiger auff der südlichen Seite der (Brigach-)Quelle etwas Ostwärts an dem aufsteigenden Hirtzberg bey 300 Schritt von dem Ursprungsort entfernt.

Der mit der mehrstämmigen Gedächtnis-Tanne offenbar bestens vertraute Verfasser scheint sich zwar durchaus darüber im Klaren gewesen zu sein, dass am Hirzbauernhof in Wahrheit die Brigach entspringt (weshalb sonst hätte er deren Namen in seinem Text in Klammern gesetzt?), doch allein dieses Brigachbächleins wegen, so argumentiert er messerscharf, hätten die Altvorderen doch nie und nimmer eine solche Wettertanne auf ihrem Feld stehen lassen! Sollte nämlich jemand danach fragen, warum der Baum mitten auf dem Acker stehen bleiben durfte und nicht auch, damit er das Land nicht hindere, ausgereutet worden, so bekommt man von den ältesten Leuten die Antwort, dass sie von den Alten gehöret und diese wiederum von ihren Vorfahren. Man habe diesen Baum an diesem Ort als eine vor allen andern schöne und besonders gewachsene Danne zum Gedächtnis stehen lassen, dass nicht weit davon die Donau entspringe und ihren Nahmen in dieser wilden Dannen-Revier bekommen habe.

Ausschnitt: Gedächtnus Danne an der „Donauquelle“ Fons Danuby primus et naturalis (Ausschnitt)

Was, bitteschön, ist – gegen ein solches Wahrzeichen! – die Aufstoßquelle in Donaueschingens fürstlichem Park oder gar das Brünnlein hinterm Kolmenhof auf der Martinskapelle!

Hätten sich die Mitarbeiter von Innenminister Strobl nicht doch etwas gründlicher informieren müssen? Und das, nachdem Breuninger es bei seiner Beweisführung nicht bei dieser einen Tanne belässt, sondern auch noch eine weitere Kronzeugin bemüht, eine zweite Gedächtnis-Tanne:

Die Au-Danne nämlich. Eine gute Viertelstunde oberhalb von St. Georgen beginne das Tal sich zu einer Aue zu weiten, durch welche das Donau-Bächlein herunter fället. Fast am unteren Ende stehe die sogenannte Au-Danne, welche die Alten zu einem Merckmahl als einen gleichfalls extraordinäre schönen Baum von besonderer Höhe und Dicke stehen lassen: welches daraus erhellet, weilen 2 biß 3 Personen in dem Baum stehen können, nachdem er von ohngefehr 20 Jahren durch einen Donnerstreich in seinem Stamm ganz hohl gemacht worden. Welcher Streich aber den Baum noch ferner zu grünen nicht verhindert, sondern nachdem allerhand Gesind durch die Kriegs-Zeiten unterdessen schattichten Schirm sich Tag und Nacht auffgehalten und Feuer darunter angezündet, geriehte er vor wenigen Jahren in eine Flamme, und brannte also der schöne und andere Donau-Gedächtnuß-Baum biß auf den Storren ab und gienge zu grund. Dahero man billich dieses Wahrzeichens hier gedenket und selbiges, weil es an sich selbsten nach und nach zu verschwinden beginnet, von der gäntzlichen Vergessenheit noch einigermaßen zu verwahren.

Das Missgeschick dieses zweiten Donau-Gedächtnuß-Baumes, an dessen hohlem Stammfuß Kriegsgesindel ein Feuer entzündet hatte, sodass leider nur noch der Stumpen übrig geblieben war, hindert den Autor nicht, auch ihn als Beweis für den württembergischen Ursprung der Donau anzuführen. Zumal doch zwei bis drei Personen im hohlen Stamm Platz gefunden hätten. Was zweifelsfrei daraus schließen lässt, dass der Stamm dieser Au-Danne noch erheblich mächtiger gewesen sein muss als jener der Wettertanne des Hirzbauern oberhalb der Quelle. Doch damit nicht genug: Vikar Breuninger versteigt sich in seinem Werk (auf S. 348) sogar zu der gewiss etwas abenteuerlichen Hypothese, der Flussname Donau sei womöglich auf eben diese Aue mit ihrer Tanne, der Dann-Au nämlich, zurückzuführen: Hiervon kann man geben keine gezwungene, sondern die allernatürlichste und deutlichste Derivation des Wortes Donau welches Dannau heißen sollte.

Keltisch-römischer Dreigötterstein

Doch um wie viel überzeugender für seinen Herzog wie für die Nachwelt wäre Breuningers Hypothese von der „Ur-Quelle des „Welt-berühmten Donau-Stromes“ ausgefallen, hätte er nicht nur mit Gedächtnistannen argumentiert, sondern auch noch mit dem über 2000 Jahre alten keltisch-römischen Dreigötterstein? Leider wurde der halt erst 170 Jahre nach seiner Buchveröffentlichung entdeckt – bei der Erneuerung des Küchengewölbes im Hirzbauernhof. Ob die Expedition des römischen Kaisers Tiberius um 15 vor Christus (von der Strabo berichtet: „Tiberius aber sah die Quellen der Donau“) also nicht doch zuvorderst dem Quellheiligtum an Breuningers eigentlicher Donauquelle gegolten hat? Ach, hätten sich dieMitarbeiter im Stuttgarter Innenministerium doch etwas gründlicher vorbereitet

Donauquellstadt St. Georgen? Lassen wir den Stuttgarter Ministerialen doch noch etwas Zeit bis zur Feierstunde mit der dritten Auszeichnung.

In freudiger Erwartung der neuen Auszeichnung: Donauquellstadt St. Georgen

1 Hockenjos, W.: Baumdenkmäler – Vereinnahmung und Gefährdung. Nicht nur im Dienst des Donau-Quellenstreits (Schwäbische Heimat 2019/1, S. 36 ff.)

Donauquelle Folge 352

Die Donauquelle gluckst vor Freude, 
weil sie jetzt weiß wo es beginnt, 
ein langer Weg, ein langes Leiden, 
das jetzt nicht nur im Sand verrinnt.
Der Ruf tönt nun wie Donnerhall,
auch in den fernen Ländern.
Furtwanger beruhigt euch nun,
jetzt könnt ihr nichts mehr ändern

F.Hucke ( Haimaddischder )

https://www.blackforest-fritz-art.com/