Insel Mainau – Goldbach, Sipplingen und Ludwigshafen

Insel Mainau – Goldbach, Sipplingen und Ludwigshafen

8. März 2023 1 Von Hannah Miriam Jaag

Ich möchte hier erwähnen, dass ich das alte Buch mit der sehr eigenwilligen Schreibweise in Frakturschrift vorgelesen habe, um den gesprochenen Text von einem Programm namens f4transkript in Buchstaben umzuwandeln. Den umgewandelten Text habe ich danach bearbeitet, da viele der Wörter und Grammatik dem Programm nicht bekannt waren.

Man möge mir verzeihen: Ist mir das Deutsche vor 200 Jahren sehr fremd, so ist das oft Zitierte aus dem 18., 17. und sogar 16. Jahrhundert aus heutiger Sicht fast unverständlich. Dazu kommt die eigenwillige Rechtschreibung und eine fremde Denkweise. Da viele Worte der alten Sprache von mir gesprochen und vom Programm transkribiert wurde, sind viele Worte in moderner Schreibweise im Text. Ich habe dies meistens aus Bequemlichkeit und für den Leser so stehen lassen.

Was es in den verschiedenen Kapiteln des Buches hier gibt, ist diese vorgelesene Tonspur mit dem Transkript in schwarz.
In blau einige Fotos und Erklärungen.

Hier der das Kapitel Goldbach, Sipplingen und Ludwigshafen

Von Aufkirch schlug ich den Fußweg nach Goldbach ein. Dieses Dörflein liegt am Ausflusse des Baches gleichen Namens mit einer malerischen Schlucht. Die Einwohner sind der Gemeinde Überlingen zugeteilt. Das Kirchlein soll eines der ältesten der Gegend sein; es hat den Papst Silvester zum Heiligen. Die Strasse hierher und weiter ist in Felsen gehauen, die überall schroff emporsteigen und an deren Absätzen kaum der genügsamen Föhre einiges Wachstum gönnen.

Das längst den hohen Felswänden tiefliegende Terrain eignet sich vorzüglich zum Weinbau; die Hitze erreicht hier im Sommer und Herbst einen außergewöhnlichen Grad, während die stets aus dem Gestein sickernde Feuchtigkeit eine allzu große Trockenheit des Bodens verhindert. – Die Vegetation um Goldbach ist die früheste am ganzen See. Einige 1000 Schritte vom Dorfe tritt der Fels hart am Seegestade heran. Aus der Felsmasse blicken wunderliche Fensteröffnungen und Eingänge; es sind die rätselhaften Heidenlöcher. Nur wenige Reste sind noch davon zu sehen, weil der neuen Straße nothwendig ein Teil des Felsvorsprungs weichen mußte. Doch ist genug übrig geblieben, um den Charakter des Ganzen darin zu erkennen. Eine Stiege, in den weichen Molaß gehauen, führt zu den verlassenen Gemachen, deren es ursprünglich viele waren – Stuben, Kammern, Küche und Keller, alles in Felsen gehauen. Die Sage eignet den Bau den Heiden, auch verfolgten Christen zu, während Neuere römischer Arbeit daran erkennen wollen. Bis jedoch die Gelehrten einig sind, mag es jedem Einzelnen anheim gestellt bleiben, das einsame Felsenfest auf die eine oder andere Weise entstehen zu lassen. Seine unzugängliche Lage scheint jedenfalls für einen Zufluchtsort zu sprechen; die Weichheit des Gesteins mochte zunächst auf einen solchen Gedanken geleitet haben, wie denn in der Nachbarschaft noch häufig ähnlich beschaffene Keller, Felshütten usw. anzutreffen sind.

In späterer Zeit dienten die Kammern, allerlei Gesindel und Landfahrern zum Aufenthalt. – Die letzte historisch erwiesene Person, die darin hauste, ist ein Spitzbube, vulgo “der kleine Fidele”.

Dieser Mensch war in den vorigen 80er Jahren durch seine Einbrüche und frechen Diebstähle lange Zeit der Schrecken der Umgebung, ohne dass man seiner habhaft werden oder seinen Aufenthalt ausfindig machen konnte. Da sahen eines Morgens Fischer, welche den wellenbespülten Felsvorsprung umruderten, Rauch aus einer der Löcher dringen und zugleich den Kopf eines Menschen eilig sich zurückziehen. – Es war der kleine Fidele, welcher in der Morgendämmerung, während sein Frühstück am Feuer schmorte, zur Felsburg herauslugte über das Bereich der Gewässer und Dörfer, die ihm tributpflichtig waren. – Es wurde Lärm gemacht und Mannschaft herbeigeholt, die, an Stricken von oben herab gelassen, in die Höhlen eindrang und den Burgherrn nach verzweifelter Gegenwehr gefangen nahm. An welchem luftigen Rabenstein er sein tatenreiches Leben beschloß, meldet die Geschichte nicht.

Der Abend war bereits herangekommen, als ich diese Gegend durchzog. Geisterhaft finster schauten die halb zerfallenen Taglöcher aus der gelblichgrünen Masse, und bildete dieser Vorgrund einen auffallenden Contrast zu dem glühenden Abendhimmel, in welchem wie auf Goldgrund das alte Bodmerschloss ragte und die Kirchturmspitze von Sipplingen.

Weiterhin gegen Brünnensbach war ehedem eine Einsiedelei mit Küche und Schlafstelle, ebenfalls ein Felsenwerk. – Die Phantasie mag sich’s poetisch ausmalen, hoch über dem Wellengebrause, unangefochten vom Weltenlärm, in einsamen Felskämmerlein der Beschaulichkeit zu leben. Aber ein gewisser Heroismus oder, wenn man will, ein wunderlicher Heiliger gehörte ebenfalls dazu. – Man denke sich wochenlange, tödlich einförmige Regentage, die Schauer der Nacht, wenn kalte Winterstürme dem verschwundenen Frühling und Sommer das Requiem singen, wenn der Schlaf das Lager flieht, in Stunden, wo die trübsinnige Seele nach menschlicher Teilnahme sich sehnt. Ein solches Einsiedelgemüt – gleicht es nicht der Pholade, die in Felsen eingebohrt, mitten im Gebrause des Weltenmeers, einsam, sich selbst leuchtend, ein wunderliches Stillleben führt?

In der Nähe dieser Felsklause stand die uralte Sankt Katharinakapelle, die ebenfalls dem Straßenbau geopfert werden mußte. Sie enthielt unter Anderem eine Votivtafel, die folgendem Vorfall ihr Dasein verdankte. Ein Bauer pflügte mit einem Ochsengespann auf den Feldern unmittelbar über der Kapelle. Sein 15 jähriges Töchterlein leitete das Zugvieh. Durch einen Zufall werden die Tiere scheu, das Kind wird in eine Stränge verwickelt und mitgerissen über die Felswand hinunter in den See. Erstarrt und händeringend steht der Vater -aber siehe, welch ein Wunder! – Unversehrt schwimmen die beiden kräftigen Tiere dem jenseitigen Ufer zu, und die Jungfrau hält sich krampfhaft fest am Riemenzeug – und so teilt der wunderbare Zug, beschützt von himmlischen Mächten, die Wogen und landet glücklich am jenseitigen Ufer des tiefen, wohl eine halbe Stunde breiten Sees. – Aus Dankbarkeit gegen die heilige Katharina, deren Schutz der bedrängte Vater in dem qualvollen Momente angerufen, ließ dieser nachher das Gemälde verfertigen und in der Kapelle aufhängen. Als diese vor einigen Jahren weggeräumt wurde, nahm der Pächter vom gegenüber liegenden Kargeckerhof die Tafel an sich, wo sie bis auf den heutigen Tag noch zu sehen ist.

Wem aber dieses Ereignis in Bezug auf die Ausdauer der Tiere unglaublich scheinen möchte, der kann sich hin und wieder am See Ähnliches aus neuerer Zeit berichten lassen. So zum Beispiel verwilderte vor einigen Jahren dem Pächter auf der Mainau ein Stier, der sich in der See warf und an das jenseitige, wohl drei Viertelstunden entfernte Ufer schwamm, wo er noch einige Zeit verwüstend in den Feldern hauste. Ebenso erzählte ein Metzger, der zufällig mit mir von Allensbach nach der Reichenau überfuhr, wie er kürzlich auf der Insel eine Kalbin gekauft und zu Schiff nach Allensbach habe verbringen wollen. Scheu geworden durch die Ruderschläge, sprang das Tier zum großen Schrecken des Eigentümers ins Wasser, schwamm aber, gezähmt durch das ungewohnte Element, folgsam dicht neben dem Kahne bis zum gegenüberliegenden Landungsplatze.

Jenseits der Heidenlöcher, gegen Sipplingen zu, heißt das Gelände an den Felsengründen der Rosenberg und ist einer der vorzüglichsten Weinlagen am ganzen Seeufer.

In Sipplingen nahm ich mein Nachtquartier. Das Wirtshaus zum Adler, in dem ich logierte, war ehemals ein Nonnenkloster. Die Schwestern hatten vor Zeiten ihren Sitz oberhalb des Pfarrdorfes auf der sogenannten Nonnenebene; als die Gebäulichkeiten zu Ende des 17. Jahrhunderts durch Brand zerstört wurden, siedelten sich die Nonnen im Dorfe an. – Nach der Tradition wurde Sipplingen durch die Schweden abgebrannt; nur ein einziges Haus blieb verschont und zwar durch folgenden freundlichen Zwischenfall.

Als die Schweden und ihre Verbündeten das Dorf in Flammen aufgehen ließen und an diesem Häuslein auch die Brandfackel anlegen wollten, sprang ein Soldat hervor und bat um Schonung. Vor mehreren Jahren sagte er seinen Kameraden, sei als armer wandernder Handwerksbursche, den man nirgends beherbergen wollen, hier in diesem Hause gastlich aufgenommen und unentgeltlich mit einem Trunk Rotwein bewirtet worden. – Die wilden Kriegsknechte fanden die Einsprache beachtenswert, und die Hütte blieb stehen. Noch heute sieht man an seiner Außenwand eine Weinkanne und einen Becher angemalt. Das Haustürgestell trägt die Jahreszahl 1599.

Die Einwohner Sipplingen’s gehören zu den Tätigen am See, weshalb sie von ihren Nachbarn vorzugsweise zu Arbeitern begehrt werden. Ihr Feldumtrieb ist ein eigentümlicher; noch vor wenigen Jahren ging hier ein Pflug, kein Pferde- oder Ochsengespann ins Feld, Alles wurde und wird größten Theils noch durch Menschenhand verrichtet. – Es hat etwas Schönes, die Leute mit ihren silberglänzenden Spaten in’s Feld gehen zu sehen. Diesen, allerdings mühevollen Feldbauverhältnissen ist es zuzuschreiben, dass kein Auswärtiger sich so leicht nach Sipplingen verheiratet oder eingekauft, weshalb der Ortsstamm noch ein ganz unvermischter und eigentümlicher ist.

Der Weinbau hat sich in neuerer Zeit sehr gehoben und das Sprichwort vom sauren Sipplinger durchaus zur Unwahrheit gemacht. Der üble Ruf, in dem dieser Wein früher stand, hat es sein Entstehen vorhandenen Grundverhältnissen zu verdanken. Das meiste Geländ war fremdes Eigentum, und wurde gegen die Ertragshälfte gebaut; die Bauern aber behielten die bessere zurück und gaben das Schlechtere, taten auch überhaupt wenig zur Veredelung der Sorten. Wenn nun der Zinswein in den fremden Kellern zum Verkauf kam, verzog es den Kauflustigen schon unwillkürlich den Mund beim bloßen Ausrufen des Namens “Sipplinger”, der höchstens als Trunk für die Dienstboten gekauft werden mochte. In neuerer Zeit ist aber, wie gesagt, der Sieblinger bedeutend besser als sein Ruf, ja er ist den besten Weinen der ganzen Gegend beizuzählen. Ein Grund der Verbesserung ist die Ablösung der Grundzinse und das Eigenmachen der Grundstücke. Zu dem kam noch ein anderer wohlthätige Einfluss: “Der Herr Markgraf Wilhelm”, sagen die Bauern, “hat uns die ersten Setzlinge edler Rebsorten geschickt. Ihm verdanken wir sehr viel.”

Nicht wenig zur Hebung der Culturverhältnisse hat auch die neue Straße von Überlingen über hier nach Ludwigshafen beigetragen. Bevor sie gebaut war, lag Sipplingen, zu Lande wenigstens, abgeschlossen in seiner berg- und felsumgebenden Kluft. Die Einwohner sehen deshalb den Straßenbau mit Recht als eine große Wohltat an, und vielfach hörte ich die Äußerung: der Weg solle zu dankbarster Erinnerung an ihren durchlauchtigsten Begründer die Leopoldstraße heißen.

Nahe beim Dorf liegt am Absatz der mächtigen Felswand die Ruine Hohenfels, ein kolossaler, zerrissener Burgturm, umgeben von zertrümmerten Wohngebäuden und einer Ringmauer. Es ist die Heimat Burckharts von Hohenfels, des lieberfüllten Sängers und kühnen Weidmanns, dem zu Mute ist “wie dem wilden Fisch im Bären (Bähren, Garn); dessen Freiheit sich neigt, der vielen Liebe zu; – die so gewaltig sitzet auf seines Herzens Thurm, der veste ist von allen Sitten.” –

Noch hat sich im Volke das Andenken einer “guten Frau Hildegard vom alten Schloss” erhalten, welche, die letzte ihres Stammes, bedeutende Vergabungen an die Kirchen der Umgebung und an das Spital zu Überlingen gemacht haben soll. Ein Platz bei Hohenfels heißt noch heute das Hildegardens Gärtle. Die Sage berichtet der Guten einen Schweinskopf an und läßt sie ihre Nahrung aus einer silbernen Schüssel zu sich nehmen.

Unterhalb der Burg steht der Hohenfelserhof, und in der Nachbarschaft finden sich die Trümmer der Bergschlösser Clausberg und Heldenburg, die mit mehreren Dörfern im Überlinger Amte die Herrschaft Althohenfels ausmachten, im Gegensatz zu den Neuhohenfels, das von dem deutschen Orden an die Fürsten vonZollern kam.

Eine der herrlichsten Aussichten am ganzen See gewährt ein aus dem Walde hervortretenden Felszacken beim Haldenhof, oberhalb der Burg Althohenfels. – In glänzender Pracht entsteigen die herrlichen Alpen und die Hegauer Berge majestätisch dem Gesichtskreis, während die dunklen Forste des Rück, der Untersee mit Reichenau, der Ober- und Bodmersee von Ludwigshafen bis Bregenz, ausgebreitet zu unseren Füßen liegen.

Nach etwa einstündiger Pilgerfahrt kommen wir nach dem alten Gernantingen, welches seit seiner Erhebung zum Hafenplatze den Namen Ludwigshafen führt.

Gernartingen gehörte früher mit Sipplingen zur Grafschaft Neuenburg, deren Hauptort Stockach war. Beide Orte verbindet eine alte Straße. – Der verewigte Großherzog Ludewig faßte den Plan, dem trefflich gelegenen Verkehrsplatze einen Hafen zu geben. Die neue Schöpfung erhielt rasch große Handelsbedeutung, verlor aber durch die württembergische Eisenbahn und ihre Endstation Friedrichshafen einen großen Teil ihrer Frequenz; doch ist der Transithandel mit Salz, Holz usw. noch immer sehr lebhaft. Nach dem Volksglauben wäre Gernatingen eine der ersten Stätten des Christentums und die Kirche auf den Grundmauern eines Heidentempels errichtet. Der vorhandene Bau ist jedoch einfach mittelalterlich. An einer Außenwand sind noch Überreste eines Fresko Bildes sichtbar, ein heiliger Christoph und zwei Wappenschilde, deren Embleme nicht mehr zu erkennen sind. Vielleicht beziehen sie sich auf das ehemals hier ansässige Adelsgeschlecht.

Einige 100 Schritte vom Dorfe steht eine Gottesackerkapelle, die aus Dank für das Verschwinden einer großen Viehseuche im 17. Jahrhundert errichtet wurde. Es kam bei diesem Bau die besondere Bestimmung vor, dass eine Kuh von der Gemeinde Herde geopfert, das heißt der Erlös von ihr zur Ausschmückung der Kapelle verwendet werden sollte. Der Zufall mußte entscheiden, von welchem Eigentümer der Beitrag erhoben werden durfte. Man legte nächst dem Neubau eine Stange quer über den Weg und bestimmte, dass die Kuh, welche beim Eingang der Herde das Ziel zuerst überschreiten werde, das verlangte Opfer sein solle. Und siehe, das schönste Stück der ganzen Herde schritt zuerst über die Stange.

Wie die Nachbarorte Sipplingen wird auch hier die gute Hildegard als Wohltäterin verehrt. Nach der Tradition wäre sie die Besitzerin eines noch vorhandenen Schlössleins gewesen, welches jetzt Privateigentum, früher mit Mauern und Graben umgeben, eine Freistatt für verfolgte Verbrecher war.

Im Wirtshaus zum Adler nahe dem Hafen nahm ich Quartier. Nach einer Weile trat ein alter wandernder Musikant herein und bestellte für sich und sein Töchterlein einen Teller voll Suppe. Er erzählte den Anwesenden, dass er in einem nahen württembergischen Grenzorte zu Hause sei und vom Stockacher Jahrmarkt komme, wo er und sein Kind musiziert hätten; das Ergebnis sei aber ein schlechtes gewesen und habe nur wenig über die Erlaubnißtare betragen. Während dem Reden hatte er sein Instrument hervorgezogen und gab, begleitet von der Tochter, ein Stück seiner Kunst zum Besten. Er spielte die (altgriechische) Doppel- oder, wie er sie nannte, Duceflöte; sein Töchterlein, ein ärmlich aber rein gekleidetes Mädchen von 13 Jahren, blies das Waldhorn dazu.

Die Musik bei offenen Fenstern mochte weit in den stillen blauen Frühlingstag hinausströmen, denn alsbald erschien der Ortspolizeidiener, um mit strenger Miene zu fragen, ob das Paar Erlaubnis habe öffentlich zu spielen. – Der Alte nahm seine beiden Pfeifen vom Munde und sagte, mit ironischem Humor auf das Süpplein deutend, das unterdessen aufgetragen worden: “Ich mache für mich Tafelmusik”. Der Dienstmann stand verblüfft, und entfernte sich ohne weitere Einsprache. Die Zuhörer aber freuten sich des guten Einfalls und ließen für den launigen Alten und seine Mignon den Teller herumgehen.

Der jetzt erloschenen Namen Gernatingen spielt übrigens in der Geschichte des bodenseeischen Bauernkriegs eine kleine Rolle. Es lag in dem Dorfe einmal die Mannschaften des schwäbischen Bundes und der Städte, während der kritischen Momentes einer Unterhandlung mit dem sogenannten Seehaufen. Da ergaben sich 600 Bauern, welche Gernantingen hatten erobern sollen, an die Bündischen und dieses entschied den Vorteil der letzteren. – Noch findet sich ein Schreiben vor, worin für einen gefangenen Gernatinger, welcher sich “im verschinen Baurenkrieg unabgefallen und erlich bei der Oberkeit gehalten” Fürsprache eingelegt wird.

Fortsetzung hier:


Heidenhöhlen bei Goldbach

Die Heidenhöhlen sind westlich des Dorfes Goldbach in den Molassesandstein des fast senkrecht abfallenden Heidenlöcherfelsens eingehauen, der früher bis in den See hineinragte. Dadurch sperrte der Fels das Ufer, so dass dort nur ein Fußweg bei niedrigem Wasserstand von Goldbach Richtung Sipplingen führte.

Nordwestlich des ebenfalls zu Überlingen gehörenden Weilers Brünnensbach gab es eine weiter Stelle, an der der Molassefels bis zum Seeufer reichte. Dort befand sich die Felskapelle St. Katharina, die aus Hohlräumen im Fels bestand und früher Wohnstätte eines Einsiedlers war. Der Uferweg führte direkt durch die Kapellengrotte, die mit Kruzifixen und Heiligenbildern ausgestattet war.

Die Heidenhöhlen wurden 1846 zum Teil zerstört, als für die Bodensee-Uferstraße (die spätere Bundesstraße 31) eine Schneise durch die Felsen gesprengt wurde. Durch ein Unwetter stürzte 1960 der östliche Teil der Höhlen ein. Daraufhin wurden weitere Teile wegen Einsturzgefahr zur Sicherung der nahe gelegenen Bundesstraße gesprengt.

Auch der Felsen bei der Katharinenkapelle und die Kapelle selbst wurden im Jahre 1847 für den Straßenbau zerstört. Danach wurde im verbliebenen Felsenrest ein schmuckloser „Ersatzraum“ angelegt, der an die alte Kapelle erinnern soll. Der Raum ist heute vergittert und unzugänglich; zudem ist es gefährlich, zu der Stelle zu gelangen, denn an der vielbefahrenen Bundesstraße gibt es dort keine Haltemöglichkeit. Der Rest des Katharinenfelsens gehört heute zu einem gleichnamigen kleinen Naturschutzgebiet. Aus Wikipedia

Historische Ansicht der Heidenhöhlen bei Goldbach vor 1846. Stahlstich, publiziert in: Eugen Huhn: Das Grossherzogthum Baden in malerischen Original-Ansichten. Darmstadt: Lange, 1850 (Wikipedia)

Gletschertopf im Naturschutzgebiet Katharinenfelsen. (Wikipedia)

So unglaublich es ist, was unsere Großväter mit der Sprengung im Jahr 1960 angerichtet haben, so ist es noch blöder, dass keiner die Höhlen vorher fotografiert, beschrieben oder kartiert hätte. Eigentlich fehlen einem die Worte über so viel Banausentum und ich stelle die Männer in die geistige Reihe der Taliban die genau dies 2001 mit den Buddha-Statuen von Bamiyan getan haben.

Zum Glück war die Generation vor den Nazis geistig rege und es wurde ein kleines Bisschen von ihnen über die dunkle Zeit gerettet. Hier einige Bilder aus den Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung aus dem Jahr 2011, Band 129, S. 77-132 “Heidenhöhlen” von Ralf Keller.


Der dankbare Schwede oder das Weinglas am Bodensee

Von Josef Zimmermann / Sipplinger Sage
(nach J. Schmitt, Badische Sagen, Bd. 1)

Im Frühjahr 1634 belagerten schwedische Truppen unter General Horn drei Wochen lang die feste Stadt Überlingen, aber sie konnten sie nicht einnehmen. Aus Ärger über den Misserfolg ließ General Horn beim Abrücken seiner Truppen mehrere Dörfer im Linzgau und Hegau, Sipplingen, Nesselwangen, Weildorf, Frickingen und Altheim ausplündern und in Flammen aufgehen.

Das Dorf Sipplingen wurde bis auf ein einziges Haus niedergebrannt. Als auch an dieses letzte Haus die Brandfackel gelegt werden sollte, trat einer der schwedischen Soldaten vor seinen Offizier und bat um Schonung des Hauses. Gerührten Herzens erzählte er seinem Vorgesetzten, er sei vor Jahren als armer Handwerksbursche müde und hungrig in dieses Dorf gekommen und habe um bescheidene Gabe gebeten. Überall aber sei er unbarmherzig abgewiesen worden, nur in diesem Haus sei er gastfreundlich aufgenommen und mit Speisen und einem Becher Rotwein bewirtet worden. Der schwedische Offizier freute sich über die dankbare Gesinnung des Soldaten und befahl, das Haus und seine Bewohner zu schonen. So blieb das Haus stehen, bis es im Jahre 1858 wegen Baufälligkeit abgebrochen werden musste. Über der Haustüre war damals noch die Jahreszahl 1599 zu leben, und an der Hauswand war ein Weinkrug und ein Weinglas gemalt, und darunter stand der Spruch: „Seid barmherzig, dann wird auch euch Barmherzigkeit erwiesen werden!“

https://stollen-ueberlingen.de/ueb/minnedichter/index.htm

Gegenüber von Altbodmann, am jenseitigen Ufer des Ueberlinger See’s, ragt ein hoher Fels, abgesondert von der übrigen Bergkette, und auf ihm stehen die Ruinen der alten Burg Hohenfels. Ihr Name hat sich im Volke nur noch in dem sogenannten Hohenfelser Hof, der am Fuße des Berges liegt, erhalten. Dort erzählen die Leute von einer besonders wohlthätigen Frau von Hohenfels, die einst auf der Burg wohnte. Sie soll sich durch reiche Stiftungen an die Kirchen der Umgegend und durch unzählige Almosengaben verewigt haben. Das Volk nennt sie daher nur die gute Frau Hildegard. Ein Platz nahe der Burg Hohenfels heißt jetzt noch das „Hildegardens-Gärtle.“ (Wikipedia)


Doppelflöte

Eine Doppelflöte ist eine Flöte mit zwei separaten oder miteinander verbundenen Spielröhren, die zugleich angeblasen werden. In Europa bestehen Doppelflöten üblicherweise aus einem Holzstück, das zwei über Kernspalte angeblasene Spielröhren enthält, seltener kommen gedoppelte Längsflöten ohne Kernspalt vor und eine Besonderheit stellen in Indien ungefähr mittig angeblasene Querflöten dar. Je nach Anordnung der beiden Grifflochreihen sind Doppelflöten für ein zweistimmiges Melodiespiel, ein Zweiklangspiel mit einem festen Intervall (Akkordflöte), einen Zusammenklang zweier annähernd gleicher Töne, der eine Schwebung bewirkt, oder – wie in den meisten Fällen – für das Spiel einer Melodie- und einer zweiten liegenden Stimme (Bordun) geeignet.

Links zwei Doppelflöten aus der Schweiz (um 1800) und Deutschland (Ende 18. Jahrhundert), rechts zwei dvojnice aus dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawien (19. Jahrhundert). Metropolitan Museum of Art, New York. Wikipedia