Wipfelbruch
Liebe Bürgerpostleser,
haben Sie so etwas schon gesehen wie auf dem Bild? Das bekam ich von Ingo Kirchhoff, meinem guten Bekannten aus Niedersachsen. Ich habe den Eindruck, dass es so etwas Gigantisches bei uns im Süden nicht gibt, oder haben Sie schon so etwas gesehen? Natürlich war Reinhold Mayer, wie in allen forstlichen Fragen, mein Ansprechpartner, ein herzlicher Dank dafür.
Nun, jeder kennt den „normalen“ Wipfelbruch. Er passiert gerne bei Nassschneefall in Fichtenbeständen. Diese traurige Aufnahme oben entstand am 27. Januar 2023 in Oberkirnach. In Folge davon übernimmt ein oder mehrere Äste den Ersatzwipfel, streben nach oben und bilden eine hervorragende Nestgrundlage.
Das Bild habe ich von der Homepage des Nabu Schwarzwald-Baar. Dort findet sich eine Auflistung, dass in elf Horsten in Wipfelbrüchen von Fichten folgende Bruten stattgefunden haben:
1 mal Habicht, 2 mal Mäusebussard, 4 mal Rotmilan und 3 mal Wespenbussard. Diese Daten stammen vom Vogelexperten des Landkreises, Hans Schonhardt. Ganz erstaunlich, nicht wahr?
Nun aber zur unserem norddeutschen Fall: Hammermäßig finde ich das „unrunde“, zackige an der Sache. Reinhold klärte auf, dass der verlorene Gipfeltrieb des Baum nur wenige Jahre alt war. Können Sie sich vorstellen warum? Ganz einfach, weil der untere Stammteil etwa gleich dick ist wie der Ersatztrieb. Wieso aber jeweils mit zwei rechten Winkeln? Weil der Ersatztrieb unmittelbar an der Bruchstelle ansaß und horizontal zum Stamm stand. Da bei Nadelbäume die letzte Knospe am stärksten wächst, strebte der neue Gipfeltrieb sofort wieder in die Senkrechte. Wissen Sie, was ich gedacht habe? Wie werden wohl die Jahresringe angeordnet sein? Ich denke, Sie können sich es gut vorstellen. Erkennen Sie auch den Ellenbogen beim Abgang nach links und die Verdickung beim Abgang nach oben? Das sind Maßnahmen auf Zellebene, um den Baum in der stabilen Lage zu halten. Sehr erstaunlich finde ich.
Übrigens, was für eine Baumart finden wir vor? Genau, eine Lärche.
Herzliche Grüße
Franz Maus