Das Altarbild von Seele in St. Verena und Gallus

Das Altarbild von Seele in St. Verena und Gallus

18. Oktober 2023 0 Von Hannah Miriam Jaag
Johann Baptist Seele 1810



Gottfried Schafbuch schreibt 1972 in Mii Boor – Mii Hoamet:

Das Altarbild in der Stadtkirche zu Hüfingen

In der Morgenfrühe des 4. Juni 1812, am Donnerstag nach dem Fronleichnamsfest, fuhr durch das untere Stadttor eine vollbesetzte Kutsche Donaueschingen zu. Stolzer Rosselenker auf dem Bock war der hiesige Josef Neukum, der den ehrenvollen Auftrag hatte, den württembergischen Galeriedirektor und Hofmaler Johann Baptist von Seele und seine beiden Kinder durch die Baar nach Stuttgart, in ihre Heimat, zu führen. Viel Ehre war dem Künstler im gastlichen Hüfingen, wo er bereits eine Woche weilte, zuteil geworden, und reich beschenkt kehrte er nun wieder in die königliche Residenz zurück.
J. B. von Seele, der von neidischen Kollegen als „Husaren- und Dragonermaler” angefeindet wurde, hatte aus Liebe für die Bewohner der Stadt Hüfingen, in der er die ersten Jahre seiner Jugendzeit zugebracht, ein Gemälde von 14 Schuh (4,20 m) Länge und 8 Schuh (2,20 m) Breite gemalt, vorstellend den am Kreuz hangenden Christus, darunter die Mutter Maria, den Jünger Johannes und die büßende Magdalena.

Einige Werke von Johann Baptist Seele am württembergischen Hof.
Für eine Beschreibung, bitte auf die Abbildung klicken.

In der am 30. Mai 1812 niedergeschriebenen Schenkungsurkunde hat v. Seele ausdrücklich bestimmt, „daß dieses Bild zwar in der Hüfinger Pfarrkirche vor dem Hochaltar aufgemacht, allein nie Eigentum der Kirche werde, sondern den wirklichen Inwohnern Hüfingens, ihren Erben und Nachkommen, solang sie dahier wohnen, als eine Schenkung zugehören solle, worüber sie aber nie anderst als zur öffentlichen Aufstellung in der Pfarrkirche zu verfügen haben; viel weniger soll, was immer für eine Behörde, weder unter dem Titel als Patron der Kirche, weder als Oberpflegschaft der Kirchenfabrik, weder als Obervormund der Gemeinde, noch aus was immer für einem Grunde oder Vorgeben, über dieses Bild zu verfügen berechtigt sein, weil sonst in solch einem Falle dem Stifter, dessen Erben und Nachkommen das Wiederzueignungsrecht auf dieses Bild gegen Erstattung der empfangenen Auslagen und kleinen Erkenntlichkeiten zu ewigen Zeiten zustehen solle“.

Der damalige Bürgermeister Stuckle fügte der Schenkungsurkunde noch den Vermerk bei:


Diese großmütige Schenkung nehmen die hiesigen Inwohner, nämlich die heute dahier zum weit größten Teil versammelte Bürgerschaft, dann die gesamte Beamtung und Klerisei von hier für sich, ihren Erben und Nachkommen durch den hier unterzeichneten Stadtrat mit innigstem Danke und mit der feierlichen Versicherung an, daß nie ein anderer, als der oben bestimmte Gebrauch von diesem vürtrefflichen Bilde gemacht werden solle.

Urkundlich nachstehender Fertigung

So geschehen zu Hüfingen, Samstag, den 30. Mai 1812.

Bürgermeister Stuckle, Fritschi, Stadtrechner, Marx Sulzmann, Joseph Burkhard, Jakob Kuttruff.” Auf die Rückseite des Altarbildes wurde folgender Hinweis aufgeleimt: „Dieses Gemälde, Christus am Kreuze vorstellend, hat der königlich württembergische Galeriedirektor von Seele aus Stuttgart der Bürgerschaft in Hüfingen geschenkt; worüber die in dem städtischen Archiv Hüfingen verwahrte Schenkungsurkunde vom 30. Mai 1812 das nähere ausweist.

Die Rahme um das Bild hat die Bürgerschaft in Hüfingen und deren Vergoldung die Durchlauchtigste verwittibte Fürstin Elisabeth zu Fürstenberg, geborene Fürstin von Thurn und Taxis aus dem Ihrigen, zu Bezeugung Höchstihrer Zufriedenheit mit den Hüfngischen Bürgern bezahlt im Jahre 1812. Stuckle, Bürgermeister.

Die Rahme wurde vom Schreiner Johann Bausch dahier, der Strahlenaufsatz vom Hofbildhauer Ignaz Brunner von Geisingen verfertigt und vom Faßmaler, Amtsdiener Johann Gleichauf von hier ver-
goldet.
Gleichauf, Amtsaktuar.”


Den Akten ist noch ein vergilbtes Blatt beigeheftet, auf dem 164 hiesige Bürger unterschriftlich den Stadtrat bevollmächtigten, die Schenkung des Altarblatts von Herrn Galeriedirektor v. Seele annehmen zu dürfen.
Warum diese eigenartige Bürgerbefragung und Vollmachtserteilung, ein so wertvolles Geschenk annehmen zu dürfen?
In einem Schreiben an den Stadtrat vom 27. November 1826, also 14 Jahre nach der Ausstellung der Schenkungsurkunde, berichtet Stuckle:


Löblicher Stadtrat! Noch immer hatte ich die beiliegende Schenkungsurkunde für unser Altarblatt von unserm seligen, vaterländischen Künstler, dem Königlich Württembergischen Galeriedirektor von Seele bei Handen. Diese Urkunde war bei mir sehr gut aufgehoben, und wenn ich auch unter dieser Zeit gestorben wäre, so hätte man solche bei der Apertur (Sichtung) meiner eigenen Schriften gefunden.
Die Ursachen warum ich diese selbst nicht in das städtische Archiv getan, oder später in dasselbe tun ließ, sind folgende:

  1. hatte dieses Altarbild, oder vielmehr meine Person das Unglück, von einer damaligen städtischen Deputation wegen des Kostens, den diese in der Rechnung pro 1812/13 gefunden und bemängelt haben, angefochten, und bis ans Kreisdirektorio verfolgt zu wer-den, und mir von dieser Stelle aus, dieses Bild, ohngeachtet der Schenkungsurkunde als mein Eigentum mit dem zuerkannt wurde, daß ich der Stadt die Unkosten wieder ersetzen soll, jedoch wurde diese Resolution später wieder aufgehoben, und ich und der gekreuzigte Heiland wieder mit Friede gelassen.
  2. hatten sich die Stürme des Krieges von außen und von innen – bis anno 1821 – aufs Neue gezeigt, so daß ich diese Urkunde in dieser Gärungsperiode ebenfalls nicht auf das Rathaus deponieren wollte. Die letztere Zeit bis anher scheint wieder allmählig ruhig zu werden und die Sonne heller und klarer zu scheinen, weswegen ich nun dem löblichen Stadtrat diese Urkunde mit der Bitte übersende diese gehörigen Orts wohl zu verwahren. Bei dieser befinden sich noch:
    a) Die Bevollmächtigung des Stadtrats zur Annahme der Schenkung von Seiten der Bürgerschaft vom 31. Mai 1812.
    b) eine Abschrift des Briefes von der Fürstin Elisabetha vom Juni 1812. Dann
    c) ein Danksagungsschreiben des verstorbenen Gefällverwalters Wölfle vom 5. September 1814 und
    d) die Bemerkung, welche auf der Rückseite des Christusbildes geschrieben ist.

Eines löblichen Stadtrats
ergebenster
Stuckle, Altbürgermeister”.


Nun ist das Rätsel um die Unterschriftensammlung bei den 164 Hüfinger Bürgern gelöst.

Die Schenkung des Altarbildes v. Seele hat hier keine wahre und echte Freude aufkommen lassen, weil sie eben keine wirkliche Schenkung war.

Die Stadtrechnung vom Jahre 1812/13 klärt das Zurückbehalten der Schenkungsurkunde und das eigenartige Verhalten des Bürgermeisters Stuckle mit nüchternen Zahlen auf.

Stadtrechner Fritschi schrieb auf Seite 53 ff. der genannten Rechnung:

Wegen dem von Herrn Galeriedirektor von Seele zu Stuttgart der hiesigen Stadt zum Geschenk gemachten Altarblatt haben sich folgende Auslagen ergeben: Herrn Galeriedirektor Ersatz für gehabte Aus-lagen, Reisekosten, Präsent usw.

429,09 Gulden

von Seele forderte von der Stadt:

Für den Ankauf der grundierten Leinwand, 15′ hoch und 9′ breit34.— fl.
Für Modelle zu allen vier Figuren, als
Christus10 Tage à 1 fl. 30 x15.00 fl.
Maria2 Tage2 fl. 45 x 5.30 fl.
Johannes3 Tage1 fl. 30 x 4.30 fl.
Magdalena4 Tage2 fl. 45 x 11.— 1.
Ein Farbenreiber22 Tageà 36 x 13.12 fl.
½ Loth Ultramarina 28 fl. 14.— fl.
1 Loth feiner Lack6.— fl.
Die übrigen niederen Kostenrechnungen,
Farbe, Ol und Firniß, alles zusammen
13.46 fl.
Ein Gerüst machen lassen um das Modell
des Christus aufzustellen1.36 fl.
Nägel, 400 Stück à 8 Kreuzer—.32 f.
In Tuttlingen mit einem Fuhrwerk das Christusbild samt Blindrahmen abholen lassen10.- fl.

Gehabte Auslagen von Seele
135 fl. 6 x

Johann Gleichauf wegen Vergoldung der Rahmen




188.— f.
Demselben — dito — dem Altarblatt12.— fl.
Dem Hofbildhauer Brunner in Geisingen für die Rahme des Altarblatts23.— fl.
Dem Schreiner Bausch hier für Arbeit an dieser Rahme23.30 fl.
Summa:
675.39 fl.

In den Beilagen 222 bis 226 zur hiesigen Stadtrechnung pro Georgy 1812/13 ist diese Summe von 675.39 Gulden peinlichst aufgeschlüsselt. Ihre Nüchternheit steht allerdings im Gegensatz zu den fröhlichen Tagen, die Galeriedirektor von Seele mit seinem vertrauten Anhang bei seinem Aufenthalt hier erlebte. Eine Rechnung vom 1. Juni 1812, die Bürgermeister Stuckle von der Stadtkasse begleichen ließ, zeigt, daß weder von Seele, noch sein Onkel, Gefällverwalter Wölfle, noch der „Amtsbürgermeister” freigebig aus der eigenen Tasche waren.

Die Rechnung (Beilage 222/1812/13) lautet:

Den 1. Juni 1812 wurde mit Herrn Galeriedirektor von Seele und dessen Kinder samt Herrn Gefällverwalter Wölfle und Jungfer Hauserin und ich, der Bürgermeister Stuckle, auf der Post zu Geisingen und Wartenberg verzehrt samt 2 Kutscher und 4 Pferde zusammen 8 Personen:

a) 6 Personen Mittagessenà 40 Kr. tut4.— Gulden
b) 4½ Maß Weinà 40 x tut3.— Gulden
c) Brot-.30 Gulden
d) Kaffee, 8 Tassenà 12 x tut1.36 Gulden
e) Kutscher und Pferdetut2.49 Gulden
11.55 Gulden
Auf dem Wartenberg—.48 Gulden
Den 3. Juni mit Herrn Gefällverwalter Wölfle, als wir die Chaisen bestellten im Schützen zu Donaueschingen—.36 Gulden
Den 4. Juni, bei der Abreise des Herrn Direktors im Schützen zu Donaueschingen noch verzehrt3.— Gulden
Summa16.19 Gulden
Wegen dem Fuhrwerk auf Geisingen mit Herrn
Direktor von Seele und Familie vom 1. Juni,
2 Pferde und 2 Chaisen für ein Tag 3,20 fl. und Gebühr —,30

3.50 Gulden
Ebenfalls an Joseph Neukum für das Fuhrwerk mit Herrn Direktor v. Seele und Kindern nach Stukart (Stuttgart)
33.— Gulden

Sehr aufschlußreich ist die

„Specifikation über die Auslagen wegen dem großen Altarblatt, welches der Herr Galeriedirektor von Seele aus Stuttgart verfertigte und der hiesigen Bürgerschaft laut Schenkungsurkunde vom 30. Mai 1812 übergeben hat.

An Auslagen welche Herr von Seele gehabt:

Laut spezifiziertem Conto dem Herrn Direktor wieder ersetzet samt Transport des Christusbildes von Stuttgart hierher 163,42 Gulden

Auf Reisekosten:

Dem Herrn Direktor die Reisekosten von Stuttgart hierher bezahlt57,30
Dto. denselben wieder durch den Joseph Neukum nach Stuttgart führen lassen33,0090,30 Gulden
Auf Honorarien usw.:
Des Herrn Direktor Frau als Präsent dessen zwei Kinder
110,—
44,00
auf dem Wartenberg, zu Geisingen und im Schützen mit Herrn Direktor zehrt16,19170,19 Gulden
Dem Joseph Neukum für zwei Chaisen und Pferde3,50 Gulden
Trinkgeld zu Geisingen und zu Donaueschingen—.48 Gulden
Summa:429,09 Gulden

Dieser Aufstellung ist noch der Vermerk beigefügt: „Daß jene Auslagen, welche unter obigem begriffen und nicht mit Scheinen belegt sind, in meiner Gegenwart richtig geschehen seien, das kann ich als Onkel des Direktors von Seele als Augenzeug bestätigen, welches hiermit geschiehet.

Hüfingen, den 9. Juny 1812.

Baarischer und Stühlingischer
Amts Kastenverwalter
Wölflin”

In den gehabten Auslagen von 429,09 Gulden sind noch Lieferungen und Arbeiten des Hofbildhauers F. J. Göppel aus Stuttgart enthalten, der „auf Bestellung Sr. Hochwohlgeboren Herrn Galeriedirektor von Seele, eine Blindrahme von Bettseide, mit Kreuz und Schließen zu einem Altarblatt gemacht

14/6° hoch und 8/6° breit14,30 Gulden
eine Überrahme3,48 Gulden
eine Walze 8′, 9″ lang 10″ dick, um die Malerei darauf zu rollen4,30 Gulden
eine Uberkiste 8′, 11″ lang 1′ 7″ im Quadrat samt Verpackung und Nägel5,48 Gulden
28,36 Gulden

Im Namen des F. J. Göppel, Hofbildhauer bescheinigt den Empfang der obigen 28 fl. 36 x

Galeriedirektor von Seele
Ritter des Civil Verd. Ordens.”

Die Verärgerung über die verausgabten 675 Gulden für das Altarbild, die ein Siebtel der ganzen Jahreseinnahmen der Stadt Hüfingen waren, wurde auch am Fürstlichen Hofe in Donaueschingen bekannt. Schon am 16. Juni 1812 schrieb die verwitwete Elisabeth, Fürstin zu Fürstenberg, geb. Fürstin von Thurn und Taxis, an Hofrat und Oberamtmann Bauer:

Fürstin Elisabeth zu Fürstenberg, geb. Prinzessin von Thurn und Taxis, Witwe des Fürsten Karl Aloys (um 1800)
Elisabeth Fürstin zu Fürstenberg, 1797 Foto eines Gemäldes von J.B. Seele
“Ausschnitt aus Bader”. Alle Fotos von Wikimedia

„Ich habe vernommen, daß die Stadt Hüfingen durch die Unkosten, welche die Vergoldung der Rahme des Gemäldes erfordert, wodurch unser vaterländischer Künstler Seele die dortige Pfarrkirche geziert hat, in einige Verlegenheit versetzt worden ist. Recht gern ergreif ich diese Gelegenheit, der Stadt Hüfingen dadurch einen Beweis meines Wohlwollens zu geben, daß ich diese Zahlung übernehme, ich ersuche dahero mir den Uberschlag derselben zu dem Ende chestens zuzuschicken, damit ich den Betrag auf meine eigene Kasse sogleich anweisen kann.”

Über den damaligen Wert des Gulden bzw. des Geldes mögen folgende Zahlen als Vergleich betrachtet werden:

Die Gesamteinnahmen der Stadt betrugen4906 Gulden
Die Gesamtausgaben 1812/13 betrugen3996 Gulden
Der Lehrer bezog an barem Geld
von der Stadt im Jahre 1812/13: 90 Gulden
vom Schulfond Donaueschingen: 12 Gulden
102 Gulden
Bürgermeistergehalt 1812/13130 Gulden
Gehalt des Stadtrechners und des Ratschreibers je150 Gulden
Die Stadt kaufte in Behla
1 Wucherrind, zweijährig für
54 Gulden
in Waldhausen einen Farren82 Gulden
von Valentin Haller hier
1 Wucherrind, einjährig
26 Gulden
von Nachrichter Seidel hier
45 Bund Stroh
3.44 fl.
Gulden = 60 Kreuzer, 4 Kreuzer 1 Batzen,
Kreuzer = 1 Groschen, ein preuß. Taler – 1 fl. 45 x)

Daß eine verarmte Bürgerschaft, der immer und immer wieder zugeflüstert wurde, daß die Stadt gezwungen sei, bei einigen reichen Schwarzwaldbauern und bei Juden in der Schweiz Geld zu pumpen, ob dieses vermeintlichen Geschenkes nicht entzückt war, ist begreiflich. Verständlich ist auch, daß Bürgermeister Stuckle aufgrund des Entscheids des Kreisdirektoriums, das Altarbild gegen Erstattung der Kosten für sich zu beanspruchen, kein Interesse hatte. Die Verheimlichung dieses Bescheids und all der übrigen Schriftstücke in dieser damals leidigen Angelegenheit sprechen dafür, daß er ängstlich besorgt war, nur noch in der Flüstersprache diese heikle Sache in vertrautem Kreise zu erwähnen.

Karl von Österreich-Teschen (Porträt von Johann Baptist Seele, 1800, Heeresgeschichtliches Museum in Wien)

Daß die damaligen Zeiten trüb- und armselig waren, beweist der Inhalt des folgenden Briefes des Fürsten zu Fürstenberg an Erzherzog Karl von Oesterreich:

Traurig ist der Zustand meiner Untertanen, und ebenso traurige Empfindungen erregt dessen Anblick. Ew. Königliche Hoheit kennen ihn durch eigene Ansicht und Betrachtung und kennen somit das grenzenlose Elend, welches über die Grafschaft Baar verbreitet ist.
Mitleidenswert und kläglich ist die Lage meiner Untertanen und schmerzlich meine eigene, weil es mir selbst an Mitteln gebricht, zu helfen und zu unterstützen und weil meine Vorräte erschöpft sind. Mit Bedauern muß ich das traurige Geständnis machen, daß auch meine Kräfte zur Unterstützung der Untertanen geschwächt sind. Nur die Not und die wirkliche Unmöglichkeit der vollen Leistung, von der ich durch die von meinen Amtern vorgenommene Hausdurchsuchung leider nur zu sehr überzeugt bin und sein muß, konnten mich bewegen, an Ew. Königl. Hoheit bittliche Vorstellungen gelangen zu lassen.”

Joseph von Auffenberg (1798–1857)
Digitalisat BLB Karlsruhe

Der Fürstliche Geheimrat Freiherr von Auffenberg richtete zur gleichen Zeit an die Kabinettskanzlei des Erzherzogs eine Denkschrift und führte darin u.a. aus:

„Wenn die Kräfte eines Landes auf 20 Jahre vorweggenommen sind, wenn seine Bewohner aus Mangel an Futter ihr Vieh abschlachten, wenn die bereits in die Erde gelegten Kartoffeln herausgegraben und ohne einen Bissen Brot dazu im Drange des Hungers verzehrt werden, wenn die einquartierten Soldaten mit dem Quartiergeber ihr Kommißbrot teilen, weil sie diese verhungern sehen, und die herrschaftlichen Fruchtkästen und Scheunen, die bisher einzige Aushilfe der aufeinandergefolgten Requisitionen, der Armut und den notleidenden Menschen preisgegeben werden müssen, so verdient dieses Land (die Baar) in jeder Beziehung das Mitleid und die Teilnahme des rechtschaffenen Mannes.”

Es zeugt von großem Taktgefühl und Anstand der Hüfinger, daß auch nicht mit einem Worte der geniale Künstler Johann Baptist von Seele angegriffen wurde. Lucian Reich erwähnt in seiner Abhandlung über das Kunstschaffen seines Vaters, des alten Lehrers Reich, daß er den Hüfinger Hochaltar in der Stadtkirche nach dem Entwurf des Galeriedirektors von Seele in farbigem Wutachalabaster ausführte; eine Arbeit, die jedenfalls wegen der besseren Sicht auf das Altarbild notwendig war.

Unbegreiflicherveise wurde bei der 1910 erfolgten Renovation unserer Stadtkirche, bei der Erstellung des Hochaltars, hierauf leider keine Rücksicht genommen.

Am 27. August 1814 ist von Seele, erst 40 Jahre alt, in Stuttgart an einem Herzschlag gestorben. Gleich nach Bekanntwerden seines Heimgangs gedachten die Hüfinger in rührender Weise des hervorragenden Künstlers, sie ließen ihm ein Seelenamt halten.

Onkel Wölflin dankte dafür dem wohllöblichen Stadtrat: „Sie haben meinem kürzlich verstorbenen Neffen, dem Königlich Württembergischen Galeriedirektor und Hofmaler von Seele, aus Liebe und Dankbarkeit für das vor zwei Jahren der hiesigen Bürgerschaft gemalte Christusbild, welches selbe als Altarblatt in die hiesige Pfarrkirche aufstellte, ein Seelenamt mit der gesamten Priesterschaft angeordnet, und heute dahier feierlich abhalten lassen.
Diese dankbare Liebe und Achtung für den Seligen hat mich außerordentlich gefreut und tief gerührt. Ich danke also hiermit dem wohllöblichen Stadtrat herzlich dafür, und wünsche im Stand zu sein, demselben und der ganzen Bürgerschaft meine Dankbarkeit tätig beweisen zu können.

Ich bin mit wahrer Hochachtung eines wohllöblichen Stadtrats ergebenster Wölflin.

Hüfingen, den 5. September 1814.”

Man schrieb das Jahr 1846. Wieder war das Altarbild Gegenstand von Beratungen und Verhandlungen.

Am 9. Juni 1846 erhielt der Stadtrat folgenden Brief:

„Das Pfarramt wird darauf dringen, daß noch diesen Sommer die Reparation in und an der Pfarrkirche geschehe, bei dieser Gelegenheit sollte vorgenommen werden die Reinigung des Kirchen- und Kunstblattes von Seele, als höchst notwendig.
Schon am 26. April ds. Js. hat der Stiftungsvorstand Beratung gehalten und Anstand genommen, weil das Kunstblatt eigentlich Eigentum der Stadtgemeinde ist und auf welche Unkosten die Reinigung geschehen soll.
Der Stiftungsvorstand will da nicht vorgreifen, und der löbliche Gemeinderat wolle anher berichten, was in Obigem geschehen und einberichtet werden soll.

Stiftungsvorstand: Hufschmid, Stadtpfarrer.”

Am 14. Juli 1846 berichtete Bürgermeister Hug dem Stiftungsvorstand, daß die Kosten für die Reinigung des Altarblattes auf den Kirchenfond übernommen werden möchten.
Stadtpfarrer Hufschmid gab sich jedoch mit diesem ablehnenden Bescheid nicht zufrieden. Am 21. September 1846 wurde folgende Vereinbarung beschlossen:

„Revers. Die Restauration des auf dem Hochaltar in der hiesigen Pfarrkirche befindlichen Seeleschen Altarbildes betreffend. Wird nach dem hohen Erlaß Großh. Seekreis-Regierung vom 11. September ds. Js. Nr. 20045 durch den unterzeichneten Stiftungsvorstand, Gemeinderat und Bürgerausschuß als Vertreter der Kirchspielsgemeinde gegenwärtiger Revers mit dem ausgestellt, daß sie die Bezahlung dieser Reinigungskosten nur als guttatsweise Leistung des Kirchenfondes annehmen, und darauf nie eine Verbindlichkeit desselben gründen wollen.

Zu Urkunde dessen

Stiftungsvorstand. Gemeinderat und Bürgerausschuß

Unterschriften.”

Und nun, im selben Jahre 1846, wird dem Altarbild in der Stadtkirche endlich die ihm gebührende Würdigung als Kunstwerk zuteil.

Oberamtmann Eckhard in Engen, ein ehemals guter Bekannter des so jung dahingeschiedenen Hofmalers von Seele, bot der Stadt Hüfingen das Selbstbildnis des Künstlers als Geschenk an. Oberamt-mann J. C. F. Eckhard schrieb am 1. Dezember 1846 an das „Wohllobliche Stadtpfarramt und Bürgermeisteramt Hüfingen:

Seit mehr als dreißig Jahren besitze ich ein sehr gutes Gemälde, von dem in Stuttgart verlebten Königl. Württembergischen Galeriedirektor Seele, der ein guter Bekannter von mir war, in Ol auf Leinwand gemalt.

Es ist sein eigenes Portrait in jugendlichen Zügen, ein Brustbild in Lebensgröße. Die Tafel, ohne den Rahmen, hat eine Höhe von 22, und eine Breite von 18 Bad. Zollen. Der Rahmen ist von hartem Holze, mit Goldverzierung. Die Beschränktheit meines Raums in der Wohnung, und die Beschaffenheit ihrer Gelasse, nötigen mich, seit längerer Zeit einen ziemlichen Teil meiner Tableaux unaufgehängt zu lassen, und versagen mir leider auch insbesondere das Vergnügen, das gedachte Bild als Zimmerzierde verwenden zu können.

Seele war meines Wissens ein geborener Hüfinger und der liberale Stifter des vortrefflichen Altarblattes in die vaterörtliche Pfarrkirche, eines Werkes seines schöpferischen Geistes und seiner ausgezeichneten künstlerischen Führung des Pinsels, eines Werkes, dessen Anblick die Bewunderung der Kenner und Nichtkenner erregt – Sollte dem Bildnisse des genialen Künstlers nicht auch ein schickliches Plätzchen in der Stadt vergönnt sein, wo erstmals er das Tageslicht sah, und wo in des Tempels heiliger Halle noch heute eines seiner klassischen Gebilde weilt, – Zeuge seiner Kunst und seiner Pietät?…Und wäre sohin unter den gegebenen Beziehungen dessen doreitigen Besitz nicht wünschenswert? –

In diesen Betrachtungen erlaube ich mir, der Person oder der Corporation, welcher das Altarbild verehrt wurde, das fragliche Bildnis als ein geringes Zeichen meiner Hochschätzung anmit – in Schenkungsweise – anzubieten.

Wenn sie diese kleine wohlgemeinte Gabe genehmigen, so belieben Sie Jemanden hier zu benennen, welchem ich das Gemälde zur Überschickung einhändigen kann; andernfalls sehe ich kurzer gefälligen Außerung entgegen.”

Schon am 11. Dezember 1846 gaben Stadtpfarrer Hufschmid und Bürgermeister Hug in einem gemeinsamen Schreiben dem „Wohlgeborenen, hochzuverehrenden Herrn Oberamtmann Eckhard in Engen” nachstehende überschwängliche Antwort:

Ihr verehrtes Schreiben vom 1. ds. Mts. hat uns ganz überrascht und mit Freude und Dank kommen wir demselben durch gegenseitige Antwort entgegen.

Galeriedirektor von Seele ist geborener Hüfinger und hat seiner Vaterstadt Hüfingen, oder ihrer Bürgerschaft, das in hiesiger Pfarrkirche aufgehängte Altarblatt, Christus am Kreuz, mit der ausdrücklichen Bedingung geschenkt, daß dasselbe nirgends anders, als nur in hiesiger Pfarrkirche verwendet werden dürfe. Darüber haben wir eine Schenkungsurkunde und dabei eine von Seele selbst geschriebene Biographie, in welcher der Künstler selbst den Anfang und die Ausbildung seiner Kunst bezeichnet. Sowohl jene als diese sind im Gemeindearchiv deponiert, von Seeles Altarblatt hängt etwa seit 1812 in hiesiger Pfarrkirche, als eine Zierde der hiesigen Gegend, als ein Kunstwerk, welches europäischen Ruhm hat. Aus Sorgfalt sahen wir uns veranlaßt, das Altarblatt mit Genehmigung der hohen Regierung durch einen von derselben bestimmten Maler vor einigen Monaten reinigen zu lassen. Vierzig Jahre mögen vorübergehen, bis diese Arbeit wieder notwendig wird und wir werden auch in Hinsicht des Lichtes noch mehr tun, um das Kunstblatt unseres Künstlers in unserem freundlichen Tempel noch mehr zu heben, wohl wissend, daß Wenige von Bildung unsere Stadt passieren, ohne nicht auch dasselbe in unserer Kirche bewundert zu haben.

In Erwägung des Angeführten ist es uns eine freudenvolle Überraschung, in Zukunft nicht nur das Kunstblatt von Seele, sondern auch sein eigenes Portrait zu besitzen, das Sie, hochzuverehrender Herr Oberamtmann, an unsere Stadt, oder an ihre Bürgerschaft, schenkungsweise abzutreten die große Güte haben.

Im Namen derselben nehmen wir mit Freude und Dank das werte Geschenk aus Ihren Händen uns bleibend zur dankbaren Erinnerung an Ihr ausgezeichnetes Wohlwollen. Wir haben bereits demselben den Platz im Gemeindezimmer des hiesigen Rathauses bestimmt; v. Seeles Kunstblatt als Eigentum der Bürgerschaft hat den ersten Platz in der Pfarrkirche und v. Seeles Potrait soll den ersten Platz im Gemeindzimmer haben, eines soll an das andere und zugleich an die verehrten Gaben erinnern. Ihr verehrtes Schreiben wird von Seeles Schenkungsurkunde und Biographie angeschlossen. Hochzuverehren-dem Herrn Oberamtsmann stellen wir nun die gehorsamste Bitte, von Seeles Portrait an Herrn Bezirksamtmann Ganter zu verabfolgen, welcher den Transport hierher weiter besorgen wird.
Wir wiederholen nochmals unsern Dank und versichern unsere ausgezeichnete Verehrung und Hochachtung.”

Es war fürwahr ein prächtiges Weihnachtsgeschenk, das der selbstlose Oberamtmann Eckhard den Hüfingern verehrte. Bürgermeister Hug und Ratschreiber Ambros schrieben nun auf die Schenkungsurkunde des Altarbildes den Zusatz: „Am 1. Dezember 1846 wurde uns durch Herrn Oberamtmann J. C.F. Eckard in Engen das Bildnis des Stifters des in obiger Urkunde bezeichneten Altarblattes J. B. von Seele als Schenkung verehrt und am Sonntag, 27. Dezember 1846, dasselbe im Rathaussaale aufgehängt, der versammelten Bürgerschaft das erhaltene Schreiben von Herrn Oberamtmann Eckard, die Wohl-demselben hierauf erteilte Antwort und sodann die Schenkungsurkunde des Altarblatts verlesen.

Auf der Rückseite des der Stadt geschenkten Portraits von Seele schrieb Eckhard:

Bildnis des Malers und nachherigen könig. Württemberg. Galleriedirectors
J. von Seele von Hüfingen
von ihm selbst gemalt.

Ein Geschenk an die Stadt- und Kirchengemeinde Hüfingen als ein kleines Zeichen seiner besonderen Hochachtung von den Großh. Bad. Oberamtmann J. C. F. Eckhard zu Engen; in der Kindheit Bewohner des Fürstlichen Schlosses zu Hüfingen und damahls oft Gespiele des Knaben Johann Baptist Seele.

1846″

Die Schrecknisse des Krieges 1939/1945 sind nicht spurlos an der hiesigen Stadtkirche vorbeigegangen. Sämtliche Kirchenfenster, dabei leider auch die mit den Glasmalereien des in München verstorbenen Hüfinger Künstlers Fridolin Heinemann (1859-1926), gingen in Scherben. Das Altarbild aber blieb heil und unversehrt.

Das künstlerische Schaffen von von Seeles wurde immer wieder von Kunstkennern hervorragend gewürdigt. In der württembergischen Kunstgeschichte ist von Seele als Schlachtenmaler in die Reihe der Großen gestellt. Sein Werk: „Die schwäbische Reiterattacke”, das er im Jahre 1810 vollendete, gehöre zu den allerbesten Kriegsbildern, welche die neue deutsche Malerei überhaupt hervorgebracht habe; es sei eine Leistung ersten Ranges.

Daß dem Hofmaler von Seele das künstlerische Schaffen von Soldaten- und Schlachtenbildern eher lag, als das mit religiösen Motiven, dürfte wohl keine Frage sein.

Wir Hüfinger, die wir das Hochaltarbild vom ersten Augenblick des Betrachtens an als Selbstverständlichkeit gewohnt sind, sollen und wollen nicht vergessen, daß ein großer Meister der Farben und des Pinsels uns dieses so wertvolle Bild malte, und daß Johann Baptist von Seele von wahrhafter Liebe zu seinem traulichen Städtchen Hüfingen und zu unseren Vorfahren durchdrungen war.

Zum 100. Gedenktage der Schenkung des Altarbildes im Jahre 1912, brachte das Donaueschinger Wochenblatt folgenden Bericht aus Hüfingen:

Hundert Jahre sind es, seitdem unser Gotteshaus mit einem hervorragenden Kunstwerke, das weit über die Grenzen des Bezirk bekannt ist und die Bewunderung der Kenner erregt, geschmückt wurde. Dieses Kunstwerk ist eine Schöpfung des Königl. Württbg. Hofmalers und Galeriedirektors Joh. Bapt. von Seele in Stuttgart, (Ritter des Königl. Verdienstordens), der in Meßkirch das Licht der Welt erblickte und seine ersten Jugendjahre in der Amtsstadt Hüfingen zugebracht hat.

Nach der im städtischen Archive verwahrten Schenkungsurkunde vom 30. Mai 1812 hat der geniale Künstler und edle Spender aus Liebe für die Bewohner der Stadt Hüfingen dieses Gemälde, darstellend den am Kreuze hängenden Christus und unter demselben die Gottesmutter Maria, den Jünger Johannes und die büllende Magdalena mit der ausdrücklichen Bestimmung gefertigt, daß das Bild zwar in der Pfarrkirche dahier über dem Hochaltar aufgemacht, allein nie ein Eigentum der Kirche oder der Kirchenfabrik werden, sondern den wirklichen Inwohnern Hüfingens, ihren Erben und Nachkommen solange sie dahier wohnen als eine Schenkung zugehören solle. Die Rahme um das Bild, das 14 Schuh Länge und 8 Schuh Breite mißt, wurde von Schreinermeister Johann Bausch dahier und der Strahlenaufsatz von Hofbildhauer Ignatz Brunner von Geisingen für Rechnung der hiesigen Bürgerschaft angefertigt. Die Vergoldung hat der Faßmaler und Amtsdiener Johann Gleichauf von hier ausgeführt. Dieselbe wurde von der Durchlauchtigsten verwitweten Fürstin Elisabeth zu Fürstenberg geborene Fürstin von Thurn und Taxis, zur Bezeugung höchst Ihrer Zufriedenheit mit den Hüfinger Bürgern bezahlt.
Im Jahre 1846 ist die Stadt Hüfingen von J.C.F. Eckhard, Oberamtmann in Engen, abermals erfreut und beehrt worden durch die Schenkung eines in Ol auf Leinwand gemalten Bildes. Es ist ein eigenes Portrait des Galeriedirektors von Seele in jugendlichen Zügen, ein Brustbild in Lebensgröße. Dieses sowie ein eigenhändig geschriebener Lebenslauf von Seele ist im Rathaus hier in sorgfältiger Verwahrung.”

Die Lebensgeschichte von Seele, die als eine Kostbarkeit betrachtet werden kann, wurde von seinem Onkel, Gefällverwalter Wölfle, in Hüfingen niedergeschrieben und wird mit der Schenkungsurkunde des Altarbildes im hiesigen Rathaus sorgfältigst aufbewahrt. Der Hüfinger Maler und Schriftsteller Lucian Reich (1817-1900) hat sie in seinem 1855 erschienenen Buch „Wanderblüten” ungekürzt wieder-gegeben.

Im „Ekkhart Jahrbuch für das Badner Land 1968″ des Vereins Badische Heimat, Freiburg/Brsg., wurde die Seele’sche Biographie ebenfalls im vollen Wortlaut mit etlichen Illustrationen und dem Selbstbildnis von Seele gebracht.
Wissenswert sind nun wohl auch die kurzen Angaben zu den einzelnen Personen, die im Zusammenhang mit Seele und seinem Altarbild standen.
Johann Baptist Seele wurde am 27. Juni 1774 zu Meßkirch (also nicht in Hüfingen) als Sohn des Franz Xaver Seele, Fürstl. Fürstbg. Soldat, und der Maria Anna Wölfin geboren. Schon als zweijähriges Kind kam er nach Hüfingen und verbrachte hier seine Jugendzeit bis 1789, wo er „Ende des September unter tausend Tränen und Segnungen der Mutter das väterliche Haus verließ”. Auf dem Titelblatt der Lebensbeschreibung steht, daß der „Königlich Württembergische Hofmahler und Gallerie Director zu Stuttgart, von Seele, zum Denkmal das Altarblatt Christus am Kreuz seinem zweiten Vaterort Hüfingen unentgeltlich gemahlt hat 1812” .

Väterlicherseits stammte die Familie Seele ja ursprünglich aus Italien und hieß Francelli la Salle bei Aosta. Daraus wurde dann la Sale, Sele, bis zu Seele. Das sehr lebhafte Temperament des Künstlers erklärt sich dann auch ganz gut aus solch romanischem Bluteinschlag.

Johannes Wölflin, der Onkel Seeles, war Großh. Badischer Gefällverwalter, geboren am 21. Juli 1751 zu Hüfingen und starb hier am 6. Oktober 1821. Seine Eltern waren: Joh. Bapt. Wölflin, Soldat, und Maria Barbara Zinsmayer.

Der Jugendfreund Seeles, J.C.F. Eckhard, Großh. Bad. Oberamtmann zu Engen war sehr wahrscheinlich ein Sohn des Fürstl. Fürstbg. Forstinspektors Jakob Eckhard aus Geisingen und der Maria Josefa geb. Haiz. Jakob Eckhard starb hier am 22. September 1846, 81 Jahre alt.

Franz Xaver Stuckle, geboren um 1769, war von Beruf Uhrmacher und in erster Ehe mit Maria Ursula Rhein, († 1805, 32 Jahre alt) in zweiter Ehe aber mit Barbara Maus aus Tengen verheiratet, die 1854 in Schaffhausen starb.
Aus der ersten Ehe gingen sechs und aus seiner zweiten Ehe zwölf Kinder hervor. Trotz dieser 18 Nachkommen ist das Geschlecht in Hüfingen ausgestorben. Schultheiß Stuckle starb hier am 19. August 1849.

Johann Gleichauf, Faßmaler (Vergolder) und Amtsdiener, geboren am 4. Februar 1764 verheiratete sich mit Anna Maria Schelble (1760-1800), aus deren Sippe später der berühmte Wiener Hofsänger und nachherige Direktor des Cäcilienvereins in Frankfurt am Main, Johann Nepomuk Schelble (1789-1837) hervorging.

Die Eheleute Gleichauf waren die Großeltern des Hüfinger Historien-und Trachtenmalers Rudolf Gleichauf (1826-1896).

Die Künstlerfamilien Schelble – Reich – Gleichauf und Heinemann waren allesamt miteinander verschwistert und verschwägert. In mehreren Veröffentlichungen, Kunstbesprechungen und Lebensbeschreibungen wurde und wird ihrer immer wieder rühmend und ehrend gedacht.

Möge ihr großes und so wertvolles Erbe, das Gedenken an diese „Hüfinger Künstlerkolonie”, vorab in ihrer von ihnen so geliebten Baarheimat, stets wachgehalten werden.

Gottfried Schafbuch im Jahr 1972