Insel Mainau – Insel Mainau Teil 2.

Insel Mainau – Insel Mainau Teil 2.

6. Februar 2023 0 Von Hannah Miriam Jaag

Ich möchte hier erwähnen, dass ich das alte Buch mit der sehr eigenwilligen Schreibweise in Frakturschrift vorgelesen habe, um den gesprochenen Text von einem Programm namens f4transkript in Buchstaben umzuwandeln. Den umgewandelten Text habe ich danach bearbeitet, da viele der Wörter dem Programm nicht bekannt waren.

Man möge mir verzeihen: Ist mir das Deutsche vor 200 Jahren sehr fremd, so ist das oft zitierte aus dem 18., 17. und sogar 16. Jahrhundert aus heutiger Sicht fast unverständlich. Dazu kommt die eigenwillige Rechtschreibung und eine fremde Denkweise. Da viele Worte der alten Sprache von mir gesprochen und vom Programm transkribiert wurde, sind einige Worte in moderner Schreibweise im Text. Ich habe dies meistens aus Bequemlichkeit und für den Leser so stehen lassen.

Was es in den verschiedenen Kapiteln des Buches hier gibt, ist diese vorgelesene Tonspur mit dem Transkript in schwarz.
In blau einige Fotos und Erklärungen.

Hier der 2. Teil vom Kapitel Mainau

Mainau (Fortsetzung)

Der Deutschorden wurde gegründet 1190 von Herzog Friedrich von Schwaben zurzeit der Belagerung von Akkon während eines Kreuzzuges. Der Zweck war ursprünglich ein ähnlicher wie bei den Johannitern. Verteidigung der christlichen Religion gegen die Ungläubigen und Verpflegung christlicher Wallfahrer im Heiligen Lande.

Der Orden war der Heiligen Jungfrau geweiht, weshalb die Ritter sich auch Brüder des deutschen Hauses Unserer Lieben Frau zu Jerusalem nannten. Das Haupt des geistlichen Ordens war der Groß- oder Deutschmeister. Er hatte anfangs seinen Sitz in Jerusalem, später als das Heilige Land Schritt für Schritt an die Ungläubigen verloren gegangen war, zu Venedig und zu Marburg (1297), seit 1309 aber zu Marienburg in Preußen und zuletzt (seit 1527) im Meisterthurme zu Mergentheim auf dem dortigen Bergchlosse Neuhaus.

Die Ritter mussten Deutsche adliger Herkunft sein und durften sich nicht verehelichen. Die Ordenstracht bestand in einem schwarzen Kleide und weißem Mantel, auf dem ein schwarzes Kreuz mit silbernen. Randes prangte. Die Besitzungen des Ordens waren in Valleien oder Provinzen und diese wieder in Sommenden oder Commenden oder Kommtureien abgeteilt, denen ein Komtur (Landeskomtur) vorstand.

Die oben erzählte Schenkung der Insel Mainau an den Orden machte nun dieses schöne Eiland zum Mittelpunkte einer Kommende, deren Erwerbung und Bestandteile außer der Insel folgende waren. Zu Almansdorff: Das Ritterhaus empfängt 1272 vom Stifte Reichenau halb Schenkung, halb kaufweise den Kenhhof. Im 15. und 16. Jahrhundert erkaufte der Orden daselbst mehrere Rebstücke. Überhaupt besitzt er zu Almansdorff, (wie zu Eck, Egelsee, Hard und Sirenmoos) etliche Lehnhöfe, Silten und Zehnten.Zu Hinterhausen, Hausen, Eichhorn, Sonnenbühl und Stad ist das Ritterhaus im Besitze verschiedener Güter seit dem Jahr 1493.

In Dettingen wird der mindere Kelnhof erkauft von Heinrich Soldat, Kirchherrn zu Wollmatingen 1349; “die Veste und Leibeigenen” aber werden von der Familie von Westerstetten erkauft um 300 £ Heller im Jahr 1362. Der bisherige Lehnsherr, der Abt von Reichenau, verzichtet völlig darauf, so dass das Ritterhaus die Veste eigenthümlich besitzt. Weiteren Zuwachs erhält der Orden daselbst im Jahr 1372 von einem Werner von Dettingen, der dem Ritterhaus seine Hälfte des Dorfes überlässt und 1405 erkauft dasselbe von dem Blarer zu Konstanz, dem Burgstall “zu der alten Burg” zu Dettingen mit Umgebung und etlichen Höfen; für 743 £ Heller, ebenfalls mit Bewilligung des reichenauischen Abtes.

Zu Wallhausen erwirbt es 1488 den größeren Kelnhof von Hans von Liebenfels, und Mehreres bis zum Jahre 1629.

– In Dingelsdorf beginnen die Ankäufe mit 1327 und gehen bis 1629 – In Lützelstädten seit 1286, wo Ulrich von Alga mit lehnsherrlich reichenauischer Bewilligung seine Güter an das Ritterhaus verkauft. Weitere Gerwerbungen zu Lützestetten sind, die Mülhalde, Neuhaus und Ronhausen. – Zu Oberndorf, seit 1568 bis 1628 – Zu Wollmatingen endlich seit 1349 bis 1614.

Auf solche Weise erhielt der Orden mit all diesen Orten die Grundherrlichkeit, während die Gerichtsherrlichkeit vom Jahr 1431 kommt, wo König Sigmund dem Ritterhaus die drei Gerichte Almannsdorf, Dettingen und Dingelsdorf mit aller Jurisdiktion, auch Stock und Galgen verleiht. Die ganze Herrschaft war in die oberen und niederen Gerichte eingeteilt unter jenen waren begriffen: Stad und Almannsdorf ,und unter diesen Oberndorf, Dingelsdorf, Lutzelstetten und Dettingen. Überdies besaß die Commende noch eine Herrschaft Blumenfeld, (Schloss und Städtlein) mit Weiterdingen, Leipferdingen, Weil, Beueren nebst (Schloss und Städtlein) Thengen, Uttenhofen, Nordhalden, Epfenhofen, Thalheim, Tegerhofen mit allen Rechten und Zubehörden.

Im Jahr 1463 war besagte Herrschaft von der Familie von Klingenberg an die Herren von Bodman und Jungingen für 10.000 fl. rhein. verkauft worden; 17 Jahre später aber brachten die Herren Albrecht, Eberhard und Kaspar von Klingenberg zu Hohentwiel das Ganze wiederum an sich, worauf sie es dem Ritterhaus Mainau für die Summe von 12,000 fl. überließen. Zur selben Zeit war Wolfgang von Klingenberg Landkomtur des Deutschordens im Elsaß.

Was andere Herren noch im Blumenfeldischen besaßen, suchte der Orden nach und nach ebenfalls an sich zu bringen. Während die Verhältnisse der Herrschaft zu den Nachbarn und einigen Untertanen durch Verträge geordnet wurden. Das kleine Städtlein Blumenfeld liegt ungefähr neun Stunden von Mainau, im Hegau. Aus einem engen Tale erhebt sich ein steiler Hügel, auf dem das ehemals deutschordische Schloß ruht, umgeben von Nebengebäuden und Wohnhäusern. Der Gesamtanblick erinnert an eine merianische Darstellung – an das vielgestaltete, enge, fehdereiche Mittelalter, dessen Überreste stets ein Gefühl der Romantik erwecken. Das Schloss enthält interessante Lokale; sehr hübsche Vorplätze mit Welschkaminen aus der Renaissance, ebenso einen schönen Erker. Es ist gegenwärtig der Sitz eines großherzoglichen Bezirksamtes. Der Himmel möge dem alten Bau sein ritterliches Ansehen bewahren.

Auch zu Immenstad erwarb sich die Ritter Güter in dem Zeitraum von 1422 bis 1622. In Jettenhausen aber vergab Hermann von Raderach 1250 dem Orden den Kirchplatz, und in Überlingen, wurde demselben im Jahre 1312 ein Haus mit Reben schenkweise überlassen. Auch Ankäufe kommen daselbst vor wie in den Jahren 1324 und 1350. Bald nachher (1357) wurde die Pfarrei zu Aufkirch, wohin Überlingen gehörte, vom Papst dem Ritterhaus Mainau, einverleibt.

In Lippersreute erwirbt der Orden von den Johannitern in Überlingen den Haupthof, zu welchem Zwing und Bann und Kirchplatz gehört. Zu Mindersdorf kommt 1362 das Reichenauische Besitztum gegen das mainauische zu Wollmatingen an die Ritter und 1292 vergab ihnen Heinrich von Deutingen den Kirchplatz zu Pfaffenhofen.

Im Hermannsberg verwilligte 1360 der mainausche Komptur und Ulrich von Königseck vier Klausnerinen, sich auf der ordentlichen Hofstatt niederlassen und ansiedeln zu dürfen. Von dem an besteht dort ein Klösterlein bis in die neuere Zeit. War nun hiermit ein wohl begründeter und weit unterlassener Besitzstand hergestellt, so mußte, um ihn ungeschmälert zu erhalten, noch für hinreichenden Schutz und Schirm von oben gesorgt werden. Wer aber konnte solchen wohl nachdrücklicher gewähren als das mächtige Erzhaus Österreich? Der Kaiser selbst? Der sogenannte Schirmbrief, den das Haus Mainau von dort sich erwirkt hatte, enthielt die vertragsmäßige Zusage, dass Österreich das Haus bei seinen rechten Gütern und seinem Frieden schützen wolle und vieles mehr.

Als daher die Mainauer (1473) mit Itelhans von Stoffeln ihrem Nachbarn “in eine Vehd und Feindschaft” gerieten, weil derselbe mit seinen Gesellen das Haus und dessen armen Leute leibeigene Untertan mutwillig angriff und schädigte, nahm der mainausche Komtur Georg von Neuhausen seine Zuflucht zu dem österreichischen Herren Räten in Konstanz mit Berufung auf den Schirmbrief. Die Räte versprachen Hilfe mit dem Beding, wenn man von Mainau aus in etwaigen Kriegsfall des Erzhauses mit Häusern, Schlössern und Leuten ebenfalls Beistand leisten wolle. Der Deutschorden Landeskomtur aber meinte, dies würde dem Orden schwerfallen bei den Kriegen Österreichs mit den Eidgenossen. Das meiste Ordensgut liege dort oder in der Nachbarschaft und es könne leicht kommen, dass es der Orden verlöre. Die Räte würdigten diesen Grund und nahmen die Eidgenossen aus. Dem Stoffler wurde hierauf von Nellenenburger (österreichischen) Vogte geschrieben, er möge die Mainauer fortan unbehelligt lassen.

Eine Ernennung dieses Schutzverhältnisses fand statt im Jahre 1523 Erzherzog Ferdinand von Österreich im Namen seines Bruders, des Kaisers Karl der Fünfte, nimmt den Komtur Rudolf von Friedlingen, Gebieter des Deutschordens-Ballen Elsaß, mit seinen Freiheiten, Leuten und Gütern in den Schutz des Hauses Österreich. Dagegen soll das Haus Mainau in allen “offenen Vehten und Kriegen” des Erzhauses dessen offenes Haus sein – Vor der Hand auf 35 Jahre. – Vom Jahr 1521 findet sich weiter ein Schreiben des Statthalters der Regierung zu Innsbruck und den Hauskomtur Sebastian von Stetten des Inhalts:” er (der Statthalter), habe vernommen, wie das Haus Mainau mit den Leuten und Nothdürften so wohl versehen sei ,und welcher gute Wille sich dort zeige, um dasselbe Haus bei Reiche zu erhalten, und bei den Schirmverwandtniß mit dem Erzhause. Das solle kaiserlicher Majestät gemeldet werden.

Mögen Streit und Fehden im Mittelalter auch häufig gewesen sein, den Fortschritt der Kultur, Wohlstand und Behäbigkeit im Ganzen störten sie nicht. Anders verhält es sich mit dem 30-jährigen Krieg. Sein tief einschneidendes Weh brachte Ruin und Verdruss über alle Teile des Reiches. Besonders aber war es die Gegend, welche alle Drangsale jeder langwierigen Kriegszeit auszustehen hatte. Im Jahr 1633 erschien zum Ersten Mal eine schwedische Armee unter Feldmarschall Gustav Horn am See. Sie mußte jedoch nach fruchtloser Belagerung der Stadt Konstanz vor der heran kommenden kaiserlichen Übermacht sich zurückziehen. Im folgenden Jahr kam der Feind unter Horns Oberbefehl zum Zweiten Mal in die Gegend. Die Stadt Überlingen hatte den ersten Sturm auszuhalten, der jedoch von einer tapferen Garnison und Bürgerschaft mutvoll aufgeschlagen wurde. Radolfzell und Buchhorn waren die einzigen Orte am See, die in die Gewalt der Schweden fielen. In Bregenz, Lindau, Überlingen und Konstanz lagen Kaiserliche. Die Schlacht bei Nördlingen brachte das schwedische-weimarische Heer abermals zum Abzug.

Nach großen, wechselvollen Kriegsläufen wurden die Seeufer bald wieder der Schauplatz furchtbarer Kämpfe und Verheerungen. Die schwedische Armee, von Wrangel commandiert, eroberte 1646 die Bregenzer Klause und belagerte Lindau, dessen Besatzung sich mannhaft und siegreich verteidigte.

Die Mainau war bisher von feindseligen Besuchen verschont geblieben. Bereits im Jahr 1632, als der Schwede zum ersten Mal in die Gegend kam, hatte der kaiserliche Obrist von Ossa die Garnison von Überlingen nach dieser Insel geführt, welcher Letztere, wie auch die benachbarte Reichenau, von den Kaiserlichen gut befestigt wurde. Doch scheint man nach Abzug des Feindes wiederum sehr lässig geworden zu sein. Der Landkomtur zu Altshausen schrieb deshalb 1642 An den Komtur Johann Werner Hundbiß von Waldbrahms zu Mainau. “Das Geschrei wegen bevorstehender Gefahr werde immer größer, sei auch kein Wunder, denn man könne nicht bemerken, dass irgendeine Anstalt zur Ab- oder Gegenwehr gemacht werde, was doch vermittelst der Garnisonen zu Lindau, Konstanz, Zell und den Bregenzischen Bauern unschwer geschehen könnte. Es verlautet, dass zu Hohentwiel viele Schiffe ausgerüstet würden, woraus zu ersehen, dass es auf ein und anderen Ort am See abgesehen sei.”

Von gleicher Besorgnis geleitet, schrieb auch 18. Oktober 1642 der Rat von Konstanz an den komturischen Amman zu Almansdorf. “Nachdem dem Commandanten Widerhold zu Twiel die geforderte Contribution von der Stadt und dem Bischof abgeschlagen worden, sei derselbe Vorhabens, sie mit Abbrennung der Weintrotten, Häuser und anderer Gebäude, auch Verderbung des von Gott erhaltenen leben Weinnutzens, feindlich zu verfolgen. Daher verstehe man sich zu den kompturischen Unterthanen nachbarlich, daß sie dem Commandanten den Paß durch das orden’sche Gebiet nit werden offen lassen, sondern zur mehreren Versicherung des geliebten Vaterlandes (da ja eine Nachbarschaft der anderen in solchen Fällen mit behülflich an die Hand gehen soll) durch Fällung der Bäume alle Wege, außer der Landstraße, verlegen werden, damit man in Konstanz mit einstmals übereilt, sondern zeitgleich zur nöthigen Defension gelangen möge.”

Als das vorausgesehene Kriegswetter wirklich über den See ausgebrochen und zuerst über Lindau sich entlud, schrieb am 15. Jänner 647 der dortige kaiserliche Commandant, Graf von Wolfeck, an den Komtur von Hundbiß zu Mainau: “Er habe aus erheblichen Ursachen schon früher begehrt, seine darunten (zu Mainau) liegende Mannschaft durch die von Kostischen Knechte ablösen und nach Lindau in die Festung folgen zu lassen, indem von der besseren Verwahrung dieses importierenden Postens das Heil der übrigen Seeplätze abhänge. Er ersuche daher wiederholt den Herrn Komtur, das Interesse des kaiserlichen Kriegsdienstes zu erwägen, und dieser Ablösung keine weitere Verhinderung zu machen.”

Dieses Verlangen des Kommandanten wurde am 19. Jänner wiederholt, mit dem Anfügen: daß auch die Munition, Stück und Schiffe von Mainau nach Lindau möchten salviert werden, damit dortige Garnison den Nutzen davon haben, der Feind aber, im Fall er Mainau begkomme, sich solcher Vorteile nicht bedienen könne.

Dem Komtur wolle aber dieses nicht einleuchten.; er antwortete deshalb (unterm 20ten) dem Commandanten: “Auch die geringe Verfassung von Mainau zuzugeben, finde er doch nicht, daß man dem Feind so geschwind solle Tür und Tor öffnen. Durch Verlassung von Mainau würden dann Ueberlingen und Konstanz auch gefährdet werden. Er hoffe, dem Feind zu widerstehen und ihn bis zu einem Succurs wenigstens aufzuhalten.”

Unter solchen Verhandlungen war der 11. Februar herangekommen. Das sah man von Mainau aus eine Flottille geraden Weges den See herabsegeln und auf die Insel lossteuern. Es waren Schweden, welche von der noch immer belagerten Stadt Lindau her kommend, die Mainau anzugreifen trachteten. Ihre Ausrüstung bestand aus elf größeren und zwei kleineren Fahrzeugen, die 1000 Musketiere und vier Stück an Bord hatten.

Die Insel schützten südöstlich und westlich wohl angelegte Schanzen sowie eine doppelte Reihe föhrender Pfähle rings um die Ufer das das Landen verhindern solle. Doppelte Mauern und Gräben umgaben von drei Seiten die Schlossgebäude, während gegen Nordosten die steile übermauerte Burghalde Schutz genug gewähren mochte; 14 stete Thürme vollendeten der das ganze Vertheidigungswerk.

Gleich bei der Ankunft des feindlichen Geschwaders verließen die Kaiserlichen die westlichen Schanzen, und auch die Verteidigung aus den übrigen vermochte nicht die feindliche Landung zu verwehren. Des anderen Tages schon wurde das Schloss teilweise genommen, und am vierten kapitulierte der Komtur, Obristleutnant von Hundbiß, mit Überlassung der Insel an die Schweden. Der Besatzung war freier Abzug zugesagt, das Versprechen aber nicht gehalten worden.

Der Komtur wendete sich daher am 16. Februar schriftlich an Feldmarschall Wrangel: “Er werde sich seiner Zusage erinnern, was maßen er ihm (dem Komtur) seiner Mannschaft, bei der gezwungenen Abtretung des Postens Mainau schriftlich und mündlich freien Abzug zugesichert. Nun aber seien seine Soldaten zurückbehalten worden; er bittet daher um ihre Auslieferung, damit ihm bei Seiner Majestät nicht Etwas zur Verantwortung gereiche.

Ob diesem Verlangen gewillfahrt worden, wird in dem Akten nicht gesagt. Wohl aber findet sich in einem Schreiben des Landlomturs aus Hizkirch an den Erzherzog Hochmeister Einiges über die Einnahme der Insel. Der Landkomtur meldet dem Hochmeister “daß mit dem Ruin des ganzen Schwabenlandes auch ihm, (dem Landkomtur) sein Haus Altshausen mit Zubehör, Dörfer und Unterthanen so verderbt worden, daß nichts mehr übrig, als der Brand, und er sich kurz vor Ankunft des Feindes in die Mainau retirirt, und daselbst bis auf den unvorhergesehenen Übergang von Bregenz aufgehalten; als nur der Feind viele Schiffe ausgerüstet und damit angefangen, den Bodensee unsicher zu machen, Lindau zu belagern, Ueberlingen zu blockieren x, habe er sich wegen hohen Alters und Leibesbeschwerden in die Eidgenossenschaft begeben, in Hoffnung, es solle der Posten Mainau desto besser mit Lebensmitteln versehen und füglicher defendiert werden. Der listige Feind aber habe durch ein Strategem diesem Posten, welcher wegen Mangel an Mannschaft nicht gehalten werden konnte, alle Succursmittel abgeschnitten und durch Schießen, Stein- und Granatenwerfen, auch Sprengung einer Mine, den Herrn Komtur gezwungen, den Platz per Accord zu übergeben.”

Den Siegern waren große Schätze in die Hände gefallen, Messgewänder und Edelsteinen besetzt, herrliche Pokale, Gold und Silbergeschirr, auch fünf halbe Karthaunen, alles zusammen 5 Millionen Gulden an Werth.

Im März desselben Jahres mußte Wrangel die Belagerung von Lindau wieder aufgeben und sich nach Ravensburg zurückziehen. In Mainau, Langenargen und dem Schlosse Neuenburg bei Gosiz lagen noch schwedische Besatzungen. Die Kaiserlichen erschienen wieder am Bodensee. Eine Abteilung 300 Mann, die von Villingen nach Konstanz kommen waren, rüsteten 17 Schiffe aus, um von Lindauern unterstützt, einen Angriff auf die Mainau zu wagen. Aber die Schweden schlugen die Stürmenden tapfer zurück und machten überhaupt mit ihrer Flottille bald den ganzen Bodensee unsicher. So ging es fort bis zum Frieden des Jahres 648. Am 30. September verließ die schwedische Besatzung auf Mainau unter klingendem Spiel, laut eines Accords, die Insel.

Der See öffnete sich wieder dem Handel und der Schifffahrt, und alles schien das alte harmlose Ansehen gewonnen zu haben. Doch aber war solches nur eine Täuschung. Die Wunden, durch den langen Krieg geschlagen, brauchten manch Jahrzehnt um nur oberflächlich zu heilen. Nicht der dritte Unterthan hatte ein Bett mehr. Vor dem Kloster Weingarten lagen, wie Gustav Schwab berichtet, noch in der Winterkälte des Januar 1649 verlassene, unschuldige Kinder und flehten jämmerlich um Brod und Obdach.

Auch die mainauischen Hausacten wissen von Schäden und Wehen zu erzählen. “Betreffend den Selbstbau in der Insul”, berichtet der mainausche Hausmeister an den Landeskomtur im Jänner des Jahres 1638, “kann und mag derselbe bei so starker Haushaltung wenig erklecken. Denn wenn man wiederum über Herbst (davon) säät, die Haushaltung davon führet, wie auch das wöchentliche Almosen, (welches bei so schweren und theuren Zeiten niemalen abgebrochen, sondern jederzeit treulich geraicht worden) erstattet, kann Ew. Exzellenz dero hochbegabtem Verstand nach selbsten gnädig ermessen, daß wenig mehr übrig bleibt.”

Vor diesem hat man den Dienern in den Gesindtstuben jedem fünf kleine schwarze Brote täglich gegeben, weil man es aber bei so geringem Einkommen und schlechten Fruchtwar nicht mehr continuiren konnte, hat sich jeder, wie auch noch, mit zwei Brot täglich contentieren müssen.”

“Zu Allmansdorff und Dingelstorff liegen beide Kelnhöfe, wie auch andere güether, sodann zu Oberndorff und Lüzelstetten, etliche Höff ganz wüst; davon seyndt jeden orts etliche tausend ackers vom Hauß aus angeblümt worden, weil aber dieselbe durch die vorigen Inhaber wegen beschwerlichen lang gewehrten Kriegsläufen (und weil ihnen ihr Vieh und Roß viel unterschiedliche mal, sowohl von Freund als auch Feind genommen) mit der gebühr nach gebawen werden mögen, und man die Mittel auch noch nicht hat, gemelte Güter mit s.v. Tung zu versehen, ma der Nutzen von denselben etwa auch wenig thun. Zudem so seyndt die Sommerfrüchten wegen der großen Hitz noch gar dahinden geblieben, und hat mancher den Samen nicht mehr bekommen. Es seien zwar zu Allmannsdorf ein guter Teil Felder von den Untertanen anblümt worden, es gehört aber der mehrenteil Zehnten dasselbsten dem groß und kleinen Spitel zue Konstanz und dem Gotteshaus Reichenau.”

“Zue Egg seyndt unter wehrender konstantzischer Belägerung von dem Feind die Mühle darselbsten neben dreien Häusern und einer Scheune abgebrannt worden.”

Zu Litzelstetten seien die Untertanen unter erstgemeldeter Belagerung auch gänzlich ruiniert und spoliert, und als man die Stadt Radolfzell von Lindau aus plogieren wollen, aber unverrichteter Sachen wiederum abziehen müssen, hat der Feind dem Kahs. noch nachgesetzt, Selbiges bei und um Litzelstetten erdapt, teils beschädigt, teils gar niedergemacht, und elf Häuser in Brand gesteckt.”

Zu Dingelsdorf hat es der Unterthanen halben eine gleiche Verwandten ist wie oben, und stehen desselben auch auch unterschiedliche Häuser ganz öd und wüst.”

Zu Tetingen und Walhausen wird von diesem auf die 60 bis 70 Unterthan gewest, und unizo befinden sich doch 20 daselbst; und Feind dieselbe des Feindes Gefahr, als die weit entseßenen, am aller mehrischen unterworfen gewesen. Zue vorgemeldetem Tetingen stehen uff die 27 Häuser ganz öd, so von niemandem bewohnt werden.”

“Zu Walhaußen feind bey wehrender feindlicher Belagerung der Stadt Konstanz, außerhalb dreyer Häuser, alle übrigen samt dem Torckel (Kelter) verbrennt worden.”

“Der Hof zu Mülhalden liegt gleicher gestalt, ganz öd und wüst, von niemandem bewohnt.”

Zue alten Burg und Neuhauß hat es von diesem eigne Haushaltungen, Knechte und Mägde, Roß und Vieh und stattliche Äcker, Gebäu, ja sogar bei gemelter Burg eine eigene Sennerei gegeben, deren Ross und Vieh, wie auch auf die 200 wägen mit Heu alles in Feindeshand kommen. Die Güter liegen nun von etlichen Jahren her öd und wüst und können dieselbe wegen Mangel der Vorlagen (Ausslagen), Item wegen Mangel an Leuten und Rossen nit gehörig gebawen werden, sodann müssen beede mit einem Paar Chevolk (Dienstboten) bestellt werden.”

Durch das langegewehrte Kriegswesen feind sind vil Unterthan verjagt, Hungers gestorben und verdorben, und was noch übrig geblieben, hat der liebe Gott hernach durch die leidige contagion (Pest) hinweggenommen. Welches verursacht, dass bei so wenigen Leuten die Reben nicht mehr alle gebawen werden mögen, und liegen sonderlich zu Dinglstoff, Tetingen und Walhaußen ein guter Teil Reben von etlichen Jahren her ganz öd und wüst, und es sieht ihme gleich, es werde noch kein Aufhören sein; denn ein armer Rebmann der eigene Reben hat und wolt dieselbe gern bawen, hat daselbst nichts zu essen. Wann er nun Weib und Kinder mit Ehren fortbringen und erhalten will, wird er getrungen, andere Reben anzunehmen und die seinen wüst liegen zu lassen. Baut aber der gemeine Mann seine eigene Reben und gibt den Wein auf Rechnung, so wird besagte Rechnung bei guten Jahren also spottwolfeil gemacht, dass er das ganze Jahr sein Müh und Arbeit schier vergeblich anwendt und nichts damit ausrichten kann.”

“In guten Jahren hat man allzeit bei dem newen Hauß einen aignen Ziegler gehabt; weil aber die Mittel anjezt hierzu mangeln, hat man damit, wie auch noch, innhalten müssen. Interime aber gehen die Dächer, sowohl bei dem Haus Mainau, Burg, Rewenhaus, Rohhaußen und anderen Orten übel zue Grundt; und wären auch unterschiedlicher orten allerhand bauselligkeiten bei besagten Haus Mainau zu reparieren, welches man alles wegen Mangel der Vorlagen einstellen und allein dahin sehen muß, wie das Hauswesen und der Rebbau vortgebracht werden möge. Sintemalen man alles, was man zur menschlichen notdurft vonnöthen, tewer erkaufen muß, und hierzu keine andere losung hat, als den Wein, in welchem gar kein Vertrieb mehr vorhanden.

“Vor diesem hat es zu Almanenstorff 13 bis 15, zu Litzlstetten 8, zu Dingelsdorf acht und zu Tettingen auf die 13 Züg gehabt, anizt kann man in den Oberen und underen Gerichten mit deren 13 zusammenbringen; und es scheint die Roß also beschaffen, dass wenn sie einen Tag zu acker gehen oder andere Arbeiten verrichten, daß sie den nächsten Tag wiederum rasten müssen.”

“Bei dem Haus allhier befinden sich noch uff die 17 Stuck Vich, junges und altes, und 12 Zugroß, welches sich allein mit rowem und saurem Heu behelfen müssen und keinen Hafer haben”

Die Zehenden zu Jettenhausen, Ober- und Unterraderach und Lewenthal haben etliche Jahr her gar nichts ertragen, liegt alles ohngebaut. Lewenthal und Hoffen sind verbrannt, die anderen in Grund ruiniert, die Leut gestorben und verdorben, und die wenigen übrig gebliebenen durch die leidige Pest dezimiert.”

“Im übrigen werden die Untertanen fast allerorten von den fremden mit geistlichen und weltlichen Gerichten stark tribuliert; es will eben niemand mehr mit dem anderen Gedult tragen. Das verursacht, dass sie zu haußen schlechte Luft, und wann nicht bald remedirt und mit dem vielfältigen Tribulationen inngehalten wird, der mehrerteil Untertanen Haus und Hof verlassen und davonziehen müssen. Man will die langgewehrte Kriegspressuren und den Ruin, da man doch die Unmöglichkeit vor Augen sieht, gar nit in Obacht nehmen und considerieren.”

” Im Wein ist fast gar kein Vertrieb, und wird von dem Kauf- und Handelsleute aller orten ein solcher Spott darauf gelegt, sonderlich wo sie wissen, daß man gedrängt, daß zu besorgen, der liebe Gott werde uns noch alle strafen, daß man die Gnad Gottes also verachtet. Die vermögenlichsten Unterthanen, sonderlich in oberen Gerichten, haben fast alle etwas weniges Wein in Kellern, und wo einer in die Stadt Konstanz etwas schuldig ist und erbittet sich, daran Wein zu geben, so hat gemelte Stadt ein Statutum gemacht, daß kein Bürger fürderhin Wein mehr hinein führen darf. Wie ich berichte, solle verwichenen Herbst bei allen Toren auf die 7000 fueder Wein in die Stadt kommen und sonsten noch ein schöner Vorrat an altem Wein vorhanden sein. Dieweil aber die Untertanen kein ander Mittel als den Wein haben, dasselbe aber für diesmal nicht angenommen, noch anderen Orten verkauft werden kann, so werden sie obengezogener maßen umb die baare Bezahlung tibuliert.”

“Dieweil man den Untertanen von dem Haus Mainau zum fuccurieren die Mittel nicht hat, werden sie notgedrängter Weis verursacht, die Hülf anderer Orten zu suchen, welches aber mit ihrer der Unterthanen großer beschwerd geschieht; dann wenn man weißt, dass man gedrängt, wird keinem nichts vorgeliehen, wenn der Verleiher mit doppeltem Gewinn oder Profit dabei hat, und wann einer mit Weib und Kind nicht Hunger und Mangel haben und leiden will, muss er diesen weggeben. Vor wenigen Wochen hat zudem der liebe Gott in den oberen und unteren Gerichten eine Krankheit unter das Vieh verhängt, dass dasselbige gällig worden, und ein guter Teil entweder mit Schaden, oder noch etwas wenigem Nutz weggeschafft werden mueßte.”

“Demnach wird F.Fr. auß obengezogenen Punkten dero hocherleuchtem Verstand noch selbst gnädig ermessen können, weil bei allerorten mangelnden Zins- und Fruchtgefällen ,Abgang der Reben und Felder, Mangel der Leut, Roß, Vieh und anderer Notwendigkeitenn die Schuldigkeit wie zuvor nicht mehr erstattet werden kann, wie beschwerlich man bis dato gehauset und noch hauset, sintemalen ausser des geringen Selbsthawens in der Insel und etliche außerhalb angebliemten Jaucherten Ackers, konnten einige Fruchtmittel nicht vorhanden, sondern alles durch Verkauffung des Weins, bei dem ganz und gar kein Vertrieb, zuwege gebracht werden muss. Anno 1636, Weil die Früchten allerorten so übel gefehlt hat man für die Haushaltung hernach ein halb Jahr alles bis zur Ernte erkaufen und in hohem Geld bezahlen müssen. Mit Früchten sind wir dem ungefähren Überschlag noch bis in Monat April versehen, hernach wird man auf Mittel bedacht sein, woher man die fernere Vorlag nehmen wolle.”

Aus den Amt. Blumenfeld ist seit anno 1631 an Geld und Früchten nichts, als ferndt und dies Jahr etlich wenig Malter hierher geliefert, wie es nun bei selbigen Amt und den Unterthanen beschaffen, werden F.Fr. uß Herrn Obervogt daselbsten hie beigelegtem Bericht gnädig vernehmen.”

“Aus dem Amt Überlingen ist gar nichts hierher geliefert, sondern ist an Geld und Früchten von etlichen Jahren her so viel nit eingegangen, dass die Priester und ihren corpora, und den Herren Kapucinern ihr wochentlich Almueßen allzeit gereicht werden mögen; wie man das Einkommen jetziger Zeit beschaffen, das belieben F.Fr. uß Herrn Obervogt zue Hochenfels übersandten ungefährem Überschlag gnädig abzulesen.”

Sonsten kann ich wohl mit Wahrheit schreiben” schließt der Bericht, “dass man einer von etlichen Jahren in diesem Revier gewesen, und anizt widerumben dahin kommen sollte, er sich selbsten nit mehr erkennen würde, so ist alles verwildert und verwachsen.”

“Und doch war dies nur der Anfang der Wirren, wie ma es wohl nach dem Jahr 1848 ausgesehen haben! Einen beiläufigen Maßstab, wie durch den Eintritt des Krieges plötzlich alles ins Stocken geraten, gibt eine Übersicht der Mainauischen Zinsrodel. Anno 1632 z.B. betrug das Einkommen aus dem komturischen Amte Überlingen:

in Geld 53 £,
Zehnt-Besen 177 Malter
Zehnt-Roggen 104 Malter
Zehnt-Hafer 103 Malter
Landgrab-Besen 43 Malter
Landgrab-Roggen 32 Malter
Landgrab-Hafer 42 Malter
Hühnern 693 Stück
Eiern 1590 Stück

Drei Jahre später gingen jährlich im ganzen kaum noch 25 Malter Getreide ein, und an Hühnern, Eiern und barem Gelde gar nichts. Auch finden wir, dass der Güterwerb des Ritterhauses von dem 30-jährigen Kriege an fast gänzlich aufhört.

Der Orden im allgemeinen hatte um jene Zeit bereits viel von seiner politischen Wichtigkeit eingebüßt, nachdem er im Laufe der Zeit zu großen Reichtümern gelangt war und zu Anfang des 15. Jahrhunderts seinen Höhepunkt erreicht hatte, ging es allmählich mit der alten Kraft und Sinnmüthigkeit abwärts.

Um das Jahr 1229 erbaten sich die Polen die Hälfte des Ordens gegen die Preußen, welche nach 53-jährigen Kampfe die Oberhoheit der deutschen Ritter anerkennen und dem Christentum huldigen mußten.

Ein großes Verdienst haben die tapferen Ritterbrüder um die Germanisierung der slawischen Länder am baltischen Meere. – Als im Laufe des 16. Jahrhunderts diese Ländereien eine Beute der Polen und das Heldenschwert der christlichen Verbrüderung allmählich stumpf und schartig geworden, nahm, wie oben erwähnt, der Hochmeister seinen Sitz in Mergentheim, in denen er zugleich die Würde eines geistlichen Reichsfürsten bekleidete. Er herrschte über ein in verschiedenen Ländern zerstreut liegendes Gebiet von etwa 40 Quadratmeilen, aufgeteilt in elf Commenden.

Von Zeit zu Zeit liehen die Ritter ihre Waffen nach den Kämpfen gegen den gefürchteten, weiter vorrückenden Halbmond. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, als die Türken die venezianische Insel Kandia angriffen, waren die Päpste eifrig bemüht, die Hilfte der christlichen Potentaten und Herren zu gewinnen. – Papst Clemens der Neunte wendete sich im Jahre 1668 den 3. März schriftlich an den Hochmeister des Deutschordens, Graf von Stadion, mit der dringenden Bitte um baldige Hilfe. Die Art und Weise, wie diesem Gesuch entsprochen worden, gibt ein nicht uninteressantes Bild von der damaligen Wehrverfassung des Ordens.

Der Hochmeister schrieb auf das päpstliche Ansinnen, dem Komtur von Elsass und Burgund Hartmann von Roggenbach zu Altshaußen : “Obwohl man gegenwärtig im deutschen Vaterlande selbst sehr bedrängt sei und löschen solle, wo das Feuer am nächsten brennt, so wäre er doch der Meinung, dass dem Begehren des Papstes entsprochen werden solle, und zwar mittels Sendung einer Kompagnie zu Fuß, eine solche einzurichten komme auf etwa 6000 fl., und zu unterhalten nicht viel über 1000 fl. monatlich. Doch gebe er zu bedenken, ob nicht auch dem Wunsche des Papstes mit einer Geldsendung entsprochen werden könne, da das Anwerben einer Mannschaft jetzt, wo allenthalben für den Kaiser nach Spanien geworben werde, ziemlich schwierig sei und viel Zeit erfordere, die Hilfe aber verlangtermaßen schnell geleistet werden müsse.”

Der Komtur entschied für Anwerbung einer Kompanie von circa 130 Mann, “welches dem Orden an reputierlichsten und auch nützlicher als Geldsendung sein möchten, die, wenn sie nicht sehr groß, wenig beachtet und halb vergessen sein werde.”-

Nach längerem hin- und her schreiben kamen endlich die Majora überein, dass der geforderte Beistand in einer Volkshilfe bestehen und der Offizier, dem die Führung anvertraut werden solle, ein mit dem Kriegshandwerk vertrauter Ritter aus dem Orden sein müsse, ebenso auch der Fähnrich. Der ausgeschlagene Geldbetrag für Mainau und einige andere Ritterhäuser betrug 1000 fl. Unter den zwölf Häusern war Altausen das höchstbetreffende mit 300 fl., das geringste Kaisersberg mit 4 fl. 6 Kreuzer. Die Kompagnie zu 150 Mann samt dem Generalstab wird in monatlichen Sold zu 733 fl. berechnet, jährlich zu 8796 fl. Anwerbungskosten per Kopf 18 fl..

Am 24. September benachrichtigte der Komtur zu Mainau, der das Werbegeschäft zubesorgen hatte, die Komture zu Freiburg, Ludach und Nixen: “daß sie von sämtlichen Komturen des Ordens bewilligte Kompagnie vollzählig sei und nächstens ausmarschieren werde. Er bittet daher um die aufgeschlagenen, von ihm einstweilen ausgelegten Geldbeiträge und hoffe, man werde ihn nicht stecken lassen, da ja allerwärts ein guter Herbst zu hoffen.”

Im November kam die Mannschaft auf Kandia an. Die Gelder zu ihrer ferneren Verpflegung, wurden nicht ohne vieles Hin- und Herschreiben von den betreffenden Summen ausbezahlt. – Unterm 20. März 1689 berichtet der Kompaniechef, Leutnant von. Metzhausen, dem Deutschmeister, das Zusammenschmelzen der Kompagnie auf 154 Köpfe und fragte an, ob man die Mannschaft nach Ablauf des Jahres zurückziehen oder wegen dringender Gefahr noch ein Jahr belassen solle. Von der Commende Mainau erging die Antwort, “die Kompagnie habe zu bleiben und die Unterstützung werde fernerhin ausbezahlt werden.”

Als im November desselben Jahres die Veste Kantia durch Kapitulation an die Türken übergegangen, wurde die Kompagnie entlassen und nach Corfu eingeschifft, dem Orden aber von der Republik Venedig für bereitwillig geleistete Hilfe gedankt. Das Korps, nur noch aus 80 Köpfen bestehend, hatte auf dem Heimzug viel Ungemach und Unglück zu bestehen. Nachdem es auf dem Meere Schiffbruch gelitten und von dem venezianischen Podesta sehr schlecht behandelt worden war, zählte es nur noch 49 Mann, die ihren Marsch nach Mergentheim nahmen. Aber auch diese geringe Zahl verringerte sich bis dahin, (wahrscheinlich durch Ausreißerei) auf 31 Köpfe. Es ward beschlossen, die Mannschaft bedenklicher Zeitläufe wegen noch ferner auf den Beinen zu behalten und nach Mainau zu schicken.

Als der martialische Zug gegen Ende des Jahres 1670 sich seinem Bestimmungsorte näherte, führte der österreichische Kommandant zu Konstanz einige Beunruhigungen und ließ auf meine Anfragen, was es mit dem heranziehenden Fähnlein von 30 Mann auf sich habe, damit er solches Kaiserliche Majestät berichte.

Der Kontur setzte den Deutschmeister von der Anfrage in Kenntnis und machte nebenbei den Vorschlag allgemein bedenklicher Zeitumstände wegen, die Insel wiederum zu befestigen und mit Munition zu versehen. Der Deutschmeister erwiderte, die österreichischen Bedenken seien beseitigt, und die Befestigung der Insel aber werde gutgeheißen.

Die wackeren kandischen Veteranen zogen also in Mainau ein, doch scheint ihnen der Friedensdienst auf dem stillen Eilande nur wenig behagt zu haben. Denn schon nach einigen Wochen war man genöthigt die Mannen von etlichen Ausreißern in Altshausen und Mergentheim (“da in Mainau kein dergleichen hohes Obrigkeit Signum vorhanden”) an den Galgen schlagen zu lassen und andere Mannschaft dafür zu werben. Trotz der guten Verpflegung und den neuen Uniformen von grauem Tuch glaubten die Unteroffiziere noch Ursache zu haben, sich beklagen zu dürfen, und über Wachdienst, den sie in Ermangelung der Gemeinen tun mußten, deren eine Hälfte nach Mergentheim geschickt hatte. Und als der “Kompagnie-Feldherr” wegen gröblicher Insubordination und weil er sich so weit vergessen, den Bedienten des Komtur zu prügeln, seines Dienstes entlassen und mit Frau und Kindern über den See geschafft wurde, schien man der Soldateska auf Mainau als alsgemacht herzlich überdrüssig. Der Rat zu Mergentheim schickte zwar, um strengere Zucht einzuführen, die Kriegsartikel ad normam, überschrieben: “Der Kaiserlichen Majestät und heiligen römischen Reichs Teutscher Knechten Artikuln, Speyer 1570,” aber der Komtur glaubte, dass es besser sein möchte, sich der kostspieligen Last ganz zu erledigen, in welchem Sinne er sich wiederholt an den Deutschmeister wendete.

Zur gleichen Zeit, 1673, beschäftigte sich der Komtur angelegentlich mit dem Entwurfe seiner Allianz mit Österreich im Falle eines Bruches mit Frankreich, gegen welches Kaiser Leopold I. zu Gunsten Hollands in die Schranken trat. Dem Entwurf zufolge sollte keine andere als kaiserliche Besatzung auf Mainau zugelassen werden, auf welch letzterer der Kaiser blos das jus praesidii ohne alle jurisdiktion und nicht länger als bis die Gefahr vorüber haben solle. “Müsse die Insel befestigt werden, so habe der Orden nichts daran zu tragen, und nach dem Frieden müsse alles in statu quo im Zeughause hergestellt und die Verfestigung nicht demoliert, sondern dem Orden überlassen werden. Ebenso soll den Rittern die Retirade nach Mainau beständig offen gehalten werden. Dagegen verpflichtete sich das Haus Mainau entweder einen Ausschuss von Untertanen oder, was am verständigsten sein werde, sein zum schwäbischen Kreis erforderliches Kontingent einzuwerfen.”

In wieweit dieser Entwurf zur Ausführung gekommen, ist aus dem Akten nicht mehr zu entnehmen. Gewiss ist aber, dass die Zeitläufte unserem Eilande keine hervorragend politischen Ereignisse weiter zuführen. Die Waffen rasteten und rosteten in den Rüstkammern, und die Nachfolger stets kampfbereiter Ritter verlebten auf ihrem ländlichen Besitzungen ruhige Tage im patriarchalischen Wohlbefinden, was bei der geringen Zahl von Untertanen und einfacher Verwaltung niemals durch große Regierungsgeschäfte unterbrochen wurde.

Im ganzen kann das deutschordensche Regiment ein mildes genannt werden. Die Untertanen waren “eigen” und zu bestimmten Frohnden verpflichtet. Sie hatten aber sonst wenig Abgaben und immer reichliches Almosen und Unterstützung an Geld vom Ritterhause zu erwarten. Bis zur Aufhebung der Commnde wurden alle Samstage, das wöchentliche Almosen auf der Insel ausgeteilt, und weil die großen Einkünfte in späteren Friedenszeiten stets viel bares Geld übrig ließen, so erhielt der Bauer auf einem guten Leumund hin Vorschüsse und Kapitalien geliehen, die ihm, wenn er richtig zinste, nicht selten teilweise geschenkt wurden.

Besonders wird in dieser Hinsicht einer der letzten Komtur gerühmt, der “Graf Fidele” von Wurzach. Der Wahlspruch dieses guten Herren war “leben und leben lassen”. – Als er einst in den großen Landkomturkeller kam und der Kellermeister in unterthänigster Ehrfurcht fragte, “was Ihre Gnaden für einen Wein zu trinken wünschten”?, antwortet der gnädige Herr ironisch “aus deinem Fäßle!”

Die Revenüen aus Gefällen und Zehnten (der Ertrag des Selbstbaus ungerechnet) sollten jährlich 30.000 fl. abgeworfen haben. Die Komture saßen allein mit ihrer zahlreichen Dienerschaft und den Beamten auf der Insel. Im Schlosse herrschte große Gastfreundschaft, und Gäste von Konstanz und den umliegenden Edelsitzen waren jederzeit willkommen und trefflich bewirtet, und dass es dabei nicht an guten Humor breche, dafür sorgte unter Graf Fidele, der Narr “Baron Quaker“. Dieser launige Kauz, so erzählt man, hatte eine große Vorliebe für Katzen, deren zur Sicherung der reichen Frucht, Speicher und Vorräte ein ganzes stehendes Heer auf der Insel unterhalten wurde. Er wußte diese Tiere durch natürliche Sympathie so an sich zu locken, dass sie ihm dutzendweise bis vor das Tor das Geleite gaben, wenn er ausging, um für die Herrschaft Botengänge zu machen.

Die Verwaltung der kleinen Landschaft war eine sehr einfache familiäre. Der Amtmann hatte keine Ortsdiener. Wenn bewohnt werden sollte, begab er sich bei Tagesanbruch vor die Häuser der Pflichtigen, wo er mit einem Pfiff und Namensruf den Unterthan zur Fron in die Mainau beorderte. Die verschiedenen ordentlichen Hofgüter wurden durch die sogenannten Bauleute auf Rechnung der Herrschaft umgetrieben. Die Handwerker und Dienstboten auf der Insel erhielten an Geld wenig Lohn, wurden aber dafür mit allem nötigen Lebensbedarf auf das Beste versehen. So große Verdienste die früheren Deutschritter um Ausbreitung christlicher, germanischer Kultur und Sitte sich erwarben, so wenig geschah unter den späteren behaglichen Herren für höhere Interessen der Nation, obwohl es ihnen weder an Muße noch Mitteln gefehlt hätte, für Kunst und Wissenschaft und anderes tätig zu sein. Doch in einer Zeit, wo der Nationalhorizont in allen Teilen so wässrig und trübe geworden wie im 17. und 18. Jahrhundert, der Deutsche wieder billigerweise nicht verlangen wollten, dass es an einzelnen Punkten ausnehmend hell und sonnig sein solle. Nachdem der Orden als seine politische Bedeutung verloren hatte, waren die Enden lediglich nur noch große Gutsverwaltungen mit gewissen Hoheitsrechten gegenüber der zugehörigen Bevölkerung.

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Hexenprozesse im Meistertum Mergentheim
In den Hexenprozessen im Meistertum Mergentheim wurden 584 Personen zwischen 1450 und 1665 wegen Hexerei, „Unholdtum“, Zauberei und Abfall vom Christentum verhaftet in vier Wellen von Hexenverfolgung in den Jahren 1590/91, 1601/02, 1617/18 und 1628 bis 1631. Nach heutigen Angaben überlebten 387 Menschen den Prozess nicht. Weitere acht starben in Haft. Lediglich 27 Verdächtigte kamen frei. Bis heute ist das Schicksal von 93 Personen unbekannt. Das Alter der Angeklagten lag zwischen elf und 70 Jahren. Wikipedia

Hermann von Salza, der IV. Hochmeister in den Jahren 1210–1239; Spätere historisierende Darstellung aus einer Chronik des 16. Jahrhunderts; Rüstung und Kopfbedeckung des Hochmeisters entsprechen nicht der dargestellten Zeit. Quelle: Wikipedia

Im 30-jährigen Krieg gelangte die Insel Mainau im Bodensee 1647 nach einer verheerenden Niederlage gegen die Schweden für einige Monate in deren Besitz. Unter Mitnahme alles Wertvollen – nur das sogenannte Schwedenkreuz blieb zurück – zogen die Schweden 1649 wieder ab. Foto: Böhringer Friedrich (Wikipedia)

Seekrieg auf dem Bodensee 1632–1648

Komtur Franz Fidel Reichserbtruchseß zu Zeil-Wurzach ist vermutlich 1805 gestorben:
https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/NUXF4GVUZFDYIS6OOH7ET3TGVWDHFBLK
Über “Baron Quaker” lässt sich leider nicht mehr finden.