Insel Mainau – Insel Mainau Teil 3.

Insel Mainau – Insel Mainau Teil 3.

11. Februar 2023 0 Von Hannah Miriam Jaag

Ich möchte hier erwähnen, dass ich das alte Buch mit der sehr eigenwilligen Schreibweise in Frakturschrift vorgelesen habe, um den gesprochenen Text von einem Programm namens f4transkript in Buchstaben umzuwandeln. Den umgewandelten Text habe ich danach bearbeitet, da viele der Wörter dem Programm nicht bekannt waren.

Man möge mir verzeihen: Ist mir das Deutsche vor 200 Jahren sehr fremd, so ist das oft Zitierte aus dem 18., 17. und sogar 16. Jahrhundert aus heutiger Sicht fast unverständlich. Dazu kommt die eigenwillige Rechtschreibung und eine fremde Denkweise. Da viele Worte der alten Sprache von mir gesprochen und vom Programm transkribiert wurde, sind einige Worte in moderner Schreibweise im Text. Ich habe dies meistens aus Bequemlichkeit und für den Leser so stehen lassen.

Was es in den verschiedenen Kapiteln des Buches hier gibt, ist diese vorgelesene Tonspur mit dem Transkript in schwarz.
In blau einige Fotos und Erklärungen.

Hier der 3. Teil vom Kapitel Mainau

Die folgenreichen Weltereignisse zu Anfang unseres Jahrhunderts nötigten auch den Deutschorden, mit vielen anderen abzutreten vom viel gestalteten Nationaltheater. Der Preßburger Frieden brachte ihn um seine Selbstständigkeit. Die Mainau samt dem zugewendeten Ordensgebiet kam an das Haus Baden.

Der letzte Contour zu Mainau war Konrad Joseph Siegmund Reich von Reichenstein-Brombach. Er starb im 72. Altersjahr, am 30. August 1817 und liegt nicht wie seine Vorgänger in der Mainauer Gruftkapelle begraben, sondern gemäß seines letzten Willens auf dem Kirchhofe zu Almansdorf. Ein einfacher Stein, außen an der Kirchmauer bezeichnet sein Grab.

In einem Zeitraum von 500 und 33 Jahren (1272 bis 1805) residierten auf der Insel 66 Komture, in nachfolgender Ordnung.

I. Frater Rudolf v. Schafhus, Komt. und Landkomt. v. J. 1264 – 1272 (zu Mainau).
II. Frater Ulrich v. D. Jestetten, Komt. v. J. 3. 1291 bis 1295.
III. Frater Joh. v. Klingenberg, Komt. – 1301.
IV. Frater Eberhard v. Steckborn, Komt. – 1307.
V. Frater Wolfram v. Nellenburg, Komt. – 1316.
VI. Arnold v. Langenstein, Komt. – 1319.
VII. Heinrich v. Dettingen, Komt. – 1327.
VIII. Ulrich v. Königsegg, Komt. – 1350.
IX. Rubolf v. Homburg, Komt. – 1357.
X. Gottfried v. Homburg, Hauskomt. – 1357.
XI. Eberhard v. Königsegg, Komt. – 1365.
XII. Joh. v. Rothenstein, Komt. – 1373
XIII. Wilh. v Seckendorf, Hauskomt,- 1387.
XIV. Rudolf v. Randegg, Komt. – 1394.
XV. Heirich v. Schletten, Land- und Komt. – 1401.
XVI. Stephan Strowin, Hauskomt. – 1402.
XVII. Jakob v. Blumberg, Hausfomt. – 1424.
XVIII. Kaspar v. Möckingen, Hausfomt. – 1428.
XIX. Marquard v. Königsegg, Landkomt. und Komt.- 1429.
XX. Rudolph v. Rechberg, Conventualis – 1432.
XXI. Otto D. Hörnlingen, Hauskomt. – 1433.
XXII Joh. v. Mülhausen, Haustomt. – 1436.
XXIII. Wilh. v. Helfingen, Komt. -1450.
XXIV. Hans v. Ischall, Hausfomt. – 1450.
XXV. Herm. v. Luternau, Haustomt. – 1452.
XXVI. Burkard v. Schellenberg, Land= und Hausfomt. – 1453.
XXVII. Georg v. Neuhaufen, Komt. – 1471.
XXVI. Georg v. Homberg, Hauskomt. – 1482.
XXIX. Wolfgang v. Klingenberg, Land – und Hauskomt. – 1484.
XXX. Bernard v. Helmsborf, Hauskomt, – 1494.
XXXI. Sebaftian v. Stetten, Komt. – 1518.
XXXII. Hans Heinr. Vogt v. Summerau, Komt. – 1537.
XXXIII. Sigmund v. Hornftein, Komt. – 1545.
XXXIV. Franz v. Fridingen, Komt. – 1553.
XXXV. Ludwig Walter v. Pleideck, Hofmeister – 1558.
XXXVI. Wolfgang v. Hohenegg, Komt. – 1562.
XXXVII. Sigmund v. Reinach, Hofm. – 1567.
XXXVIII. Joh. Jak. Rauch v. Minada, Hofm. – 1577.
XXXIX. Werner Schenck v. Staufenberg, Komt. – 1579.
XL. Joachim v. Bubenhofen, Hofm. – 1584.
XLI. Georg v. Hemmingen, Komt. – 1589.
XLII. Christoph Thumb v. Neuburg, Komth. – 1592.
XLIII. Jakob Gremblich v. Jungingen, Komt. – 1615.
XLIV. Hans Christoph v. Ramstein, Hofm. – 1619.
XLV. Kappar v. Stadion, Land = und Komt. – 1626.
XLVI. Philipp AIbrecht v. Berndorf, Komt. zu Mülhaufen und Statthalter zu Mainau – 1628.
XLVII. Joh. Werner Hundbiß v. Walbrams, Komt. – 1647.
XLVIII. Philipp Albrecht v. Berndorf, Land = und Komt. – 1660.
XLIX. Georg Christoph Rinck v. Baldenstein, Hauskomt., nachher Komt. – 1673-1688.
L. Joh. Hartmann v. Roggenbach, Land = und Komt. – 1674.
LI. Melchior Heinr. v. Grandmont, Komt. – 1689.
LII. Joh. Adam Speth, Freih. v. Silzburg, Hauskomt. – 1710.
LIll. Joh. Karl Freih. v. Schönau, Statthalter zu Mainau – 1712.
LIV. Georg Balthasar, Freih. v. Weitersheim, Komt. – 1717-1720.
LIV. Joh. Karl, Freih. v. Schönau, Statth. – 1720.
LVI. Franz Anton, Freih. v. Reinach, Komt. – 1721-1731.
LVII. Reinhard, Freih. v. Schönau, Komt. – 1736.
IVIII. Servat Ignaz, Freih. v. Roll zu Bernau, Komt. – 1737.
LIX. Friderich, Freih. v. Baden, Komt. – 1745 bis 1751.
LX. Jak. Joseph Ignaz, Freih. v. und zu Hagenbach – 1756.
LXI. Beat. Konr. Philipp Friedrich, Freih. Reuttner v. Reil, Landkomt. – 1785.
LXII. Franz. Nik. Fridolin, Freih. v. Schönau – 1792.
LXIII. Freih. v. Ramschwag – 1792.
IXIV. Franz Peter, Freih. v. Lerchenfeld – 1795.
LXV. Franz Fidel, Erbtruchseß, Reichsgraf v. Waldburg zu Zeil =Wurzach – 1802.
LXVI. Konrad Jos. Sigmund Reich v. Reichenstein-Brombach, Komt. – 1805.

Im Jahre 1827 kam die Insel durch Kauf an den Fürsten Esterhazy und nach dessen Ableben 1830 in den Besitz seines Sohnes Freiherr Nicolaus von Mainau; und als dieser 1839 das Zeitliche segnet, wurde laut Vertrag vom 18. August desselben Jahres die Frau Gräfin Katharina von Langenstein Besitzerin, welche (8. Juni 1850) das schöne Gut samt aller Zubehöre ihrer Tochter, der Frau Gräfin Louise von Douglas, käuflich überließ. – Nach diesem schnellen Wechsel des Besitzes fiel dem reizenden Eiland das Loos auf das Lieblichste: es wurde, nach Übereinkommen vom 12. Oktober 1853, Eigenthum Seiner königlichen Hoheit, des durchlauchtigsten Prinzen und Regenten Friderich von Baden.

Der Flächeninhalt des Insellandes beträgt 110 badische Morgen, wovon gegenwärtig etwa 80 Morgen an geblümt sind. Das Ganze bildet eine eigene Gemarkung zur Gemeinde Almansdorf, Bezirksamt Konstanz gehörig. Wenn der Wanderer am klaren Tage über den waldigen Rücken von Lützelstetten herkommt, liegt der wellenumspülte Lustgarten, ein grüner Smaragd, auf silberplänzigen Schilde in geringer Entfernung vor ihm zu seinen Füßen. Den Vordergrund bilden die Felder und Obstbäume der Lützlestädter Gemarkung. Links und rechts ziehen die vaterländischen Ufer hin, und im Hintergrunde schauen die schneereichen Alpen. Haupt an Haupt, riesig groß über die weitgedehnte Wasserfläche.

Ein hölzerner Steg über 500 Schritte lang, führt vom Ufer der Landzunge zur Insel. Der See hat in dieser Richtung eine Untiefe, so dass bei niedrigem Wasserstand der stete Grund zum Vorschein kommt. Links vom Steg erblicken wir die See, ein großes und zwei kleinere metallene Kreuze, an ersteren den Heiland, an den beiden anderen die Schächer; laut einer Inschrift im Jahr 1855 vom Komtur Schenck von Staufenberg “Jesu Christo geweiht”, nach einer Tradition wegen glücklich vollbrachte Meeresfahrt. Dieses Denkmal hat sich der Staat allein beim Verkaufe zum bleibenden Eigentum vorbehalten.

Nach einer Sage wollten die Schweden die drei Kreuze mitnehmen. Sie brachten sie aber mit sechs Rossen nicht weiter als bis an den Lützstetter Berg. Später schafften sie die Bauern mit zwei gewöhnlichen Ackergäulen mit leichter Mühe wieder an ihre alte Stelle. In dem Stege war früher eine Fallbrücke angebracht.

Am Ende des Weges, nahe am schilfigen Ufer, wohnt der Lauenführer (Fährmann), dessen Geschäftes ist, auf einem Lauen (Floß) ankommende Chaisen und Pferde, beim Hochwasser wohl auch Fußgänger überzusetzen. Zugleich ist der Lauenführer ein gelernter Fischer, dem die ringsum zur Insel gehörigen Fischereigerechtigkeit Gelegenheit zur Ausübung seines Handwerks gibt. Neben der Fährmannswohnung unter den alten Bäumen hält der Patron der Schiffsleute und Fischer, der heilige Johann von Nepomuk in Stein gehauen, Schildwache; einen verwitterten Wappen am Fußgestell deutet auf Kultur. Johann Hartmann von Roggenbach (1647).

Von hier führt der Weg zwischen Obstbäumen zuerst über ein flaches, wohl angebautes Vorland, dann mittels Treppen aufwärts, wo ein einfaches Häuslein der Vogelherd (noch aus der Zeit des Ordens), von der Höhe schaut. Hier auf der Bank unter schattigen Kastanien, mag der Wanderer eine kurze Rast sich gönnen. Zur ersten Überschau das nahe Horn bei Lützelstetten zur Linken öffnet sich gegen Nordwesten die Bucht des schönen Überlinger Sees, dessen Einfahrt die Mainau majestätisch überwacht.

Vom Punkt zu Punkt, von einem zierlichen Bilde zum anderen schweift der Blick bald mit dem weißglänzenden Segel des Schiffleins über die ruhig ausgebreitete Fläche, bald mit dem einsamen Fluge des Reihers in hoher Luft über dem Berg und Wald zu den grauen Felsen um Sipplingen und Goldbach, über die gelben Kornfelder bei Überlingen und Seefelden zu den stillen Waldhöhen des Linzgaus, dem luftigen Gipfel des heiligen Bergs, und zu dem Turm von Hochbodman oder wo tief am sonnigen Gestade Maurach ruht mit seinen friedlichen Nachbardörfern. Dann zurück zur nächsten Umgebung, zu Füssen das geräumige Vorland der Insel, seine blumigen Wiesen, Gehölze und gesegneten Weizenfelder über den Steg nach dem langgedehnten grünen Buchwald von Sankt Katharina und wo auf vorspringendem Horn das friedliche, Lützelstetten sich darstellt.

Doch so gerne wir lange betrachtend hier verweilen möchten, es zieht uns weiter, wo aus dem Grün der Büsche und Bäume alte Mauern und Türme hervorschauen zu dem festen Haus und dem pläsierlichen Schloss.

Über den Rücken der Anhöhe führt der Weg dahin vor dem Tore, welches in dem rings abgeschlossenen Hof führt. Zur Linken liegt die Pächterwohnung mit ihren Nebengebäuden und einem Brunnen. Das jetzige Wohnhaus hieß zu Ordenszeiten der Einsatz und diente zur Überwinterung der Topfpflanzen.

Eine feste Brücke führte sodann über den malerisch bewachsenen Wallgraben, wo als Torwächter ein massiver Rundturm sich erhebt, aus dessen zwölf Fuß dicken Mauern und weit klaffenden Schießscharten, der einst dem Feinde eine unhöfliche eurer Gruß entgegendonnern mochte. Das geräumige Torgebäude beherbergte früher das ordentlsche Oberamt und die Beamten. In dem südlichen Theile wohnte der Hofrat. Unter dem Torbogen links wurde vom Torwart eine Wirtschaft betrieben. Er erhielt von der Herrschaft, für welche er in der holzgetäfelten Wirtsstube Wein ausschenkte, den sogenannten Maßpfennig. Abends wurden die Tore geschlossen. Innerhalb des Schlosses, etwa 15 Schritte vom Torgebäude, stand ein zweiter Turm, ebenfalls verschließbar mittels eines Tores.

Gegenwärtig dient das ganze Gebäude zum Gasthaus zur “Insel Mainau”, in dem der Ankömmling alles wünschenswerte, Bequemlichkeit und die beste Bedienung findet. Der älteste Teil des Hauses gehört dem Ende des 15. Jahrhunderts an. Das Ganze scheint im Jahre 1626 unter Komtur Caspar von Stadion repariert und durch Anbau erweitert worden sein.

Eingetreten in den Schlosshof überwachen uns die lieblichen, größtenteils unter dem jetzigen durchlauchtigsten Besitzer angelegten Gartenanlagen. Hier, wo früher weitläufige Gebäulichkeiten, zwei Bauernhäuser, Stallungen, Weintrotten (unter Fürst Esterhazy 1828 abgetragen), alle Aussicht hemmten, sehen wir einen kleinen Feengarten mit dem anmutigsten fernsichten. Wir wandeln in einer Galerie der zierlichsten Landschaftsbilder und Seestücke, welche durch die Lichtung der Gesträuche und eingefaßt von ihren grünen Rahmen, im Zauber einer wechselnden Beleuchtung uns entgegen schimmern. In der Mitte von Blumenbeeten und Rosenbüschen umgeben, plätschert ein Springquell und füllt ein steinernes Bassin. Sein Ursprung liegt außerhalb der Insel im benachbarten Walde von Sankt Katharina.

Nachdem wir hier eine Weile auf das angenehmste verträumt, wendet sich unsere Aufmerksamkeit dem stolzen Schlosse zu, welches in großen Dimensionen die Stirne der Insel bekrönt. Mit der Hauptfassade nach Osten schließt es mittels zwei westlich laufender Flügel einen weiteren Hof von drei Seiten rechtwinklig ein. Es ist aus rotem Sandstein im Stile des vorigen Jahrhunderts, erbaut nach dem Plane des komturischen Baudirektors Johann Caspar Bagnato zu Altshausen. Nach der Jahreszahl, dem östlichen Giebel der Hauptfassade, wurde es vollendet im Jahre 1746. Das westliche Giebelfeld enthält die Wappen der Bauherren. Das erste links, dem Komtur Servat Ignaz von Roll zu Bernau gehörig, bedeutet, dass unter diesem Komtur der Bau angefangen worden; das zweite überrascht uns durch ein bedeutungsvolles Zusammentreffen. Es weist auf den Komtur, unter dem das Schloss seine Vollendung erhalten – Friderich von Baden – , zugleich der Name des jetzigen durchlauchtigsten Herren und Besitzers. Über beiden Wappenschildern ist ein drittes, dem damaligen Deutschmeisters August Clemens, Prinzen von Baiern repräsentierend.

Wenn der mainauische Komtur Friedrich von Baden, auch seiner Blutsverwandtschaft mit dem berühmten Ahnen unseres erlauchten Fürstenhaus sich rühmen konnte, so standen seine Vorfahren doch in enger Beziehung zu ihnen. Er stammt nämlich aus dem breisgau’schen Adelsgeschlecht von Baden, welches ein weiß und schwarz gewürfelten Schild im Wappen führte. Es verdankte seinen Ursprung einem Dienstmann der Herzoge von Zähringen, mit dessen Beneficium der Wachdienst auf der Burg Baden bei Weiler, (daher Badenweiler) verbunden sein mochte. Denn diese Burg gehörte zu den ältesten Besitzungen des zähringerischen Hauses und die Familie von Baden zu dem ältesten Dienstadel desselben, wie die von Rockenbach. Schon unter Herzog Konrad (von 1122 bis 1152) erschienen ex hominibus ducis als Urkundenzeugen die ministeriales Heinricus de Badin et Wernherus de Roggenbach, und 1260 nannte sich Ulrich von Baden bereits miles (Ritter).

Nach dem Erlöschen der Zähringer war die Baden’sche Familie mit der Herrschaft Badenweiler an die Grafen von Freiburg geerbt und erwarb sich nun im oberem Breisgau verschiedene Lehen, zum Ziel aber ihren bleibenden Sitz. Unter diesen Lehen befand sich namentlich auch hachbergische, und als die Herrschaft Badenweiler mit dem hachbergischen Erbe an das markgräfliche Haus Baden fiel, erschienen die Herren von Baden sofort als badische Dienst und Lehnmänner.

Schon 1413 befand sich Albert von Baden im Gefolge der Markgrafen Bernhard auf dem Konzil zu Konstanz, während ein anderer, Albert von Baden 1439 als Statthalter des Markgrafen Wilhelm von Hachberg und Rudolf von Baden, welcher Johanniter-Komtur zu Heitersheim war, 1474 als Statthalter des Markgrafen Karl von Baden, den Interessen des badischen Hauses dienten. Im übrigen gehörte die Familie von Baden zum breisgauischen Ritterstande, dessen Directorium wiederholt an ihre Glieder gelangte, wovon der letzte 1830 zu Freiburg verstarb.

Um nun in den Bau des Komturs Friedrich zu gelangen, melden wir uns beim herrschaftlichen Verwalter, der seine Wohnung im unteren Geschosse des nördlichen Flügels hat. Die Stiegenhäuser befinden sich in den beiden Seiten Gebäuden. Im ganzen enthält das Schloss zwei Säle, 57 Zimmer mit elf sonstigen Räumlichkeiten an Küchen und Kammern und vieles mehr. Das zweite Stockwerk enthält die fürstlichen Wohngemächer, deren eine Reihe im nördlichen Flügel für den zweiten Aufenthalt Seiner Königlichen Hoheit des Regenten auf das Geschmacksvollste neu eingerichtet ist.

Die Fenster dieser Zimmer haben die herrliche Aussicht auf den Ueberlingersee und seine Ufer. – Dort am fernsten Punkte gegen Norden, Sipplingen und seine Molaßwände, von welchen der weit sichtbare Haldenhof niederschaut, und die gebrochene Burg Hohenfels, die Heimat des Minnesänger Burkhard von Hohenfels; herwärts, hart der See, das weiß schimmernde Felshorn mit seinen rätselhaften Heidenlöchern, die Mauern und Türme der alten Reichsstadt Überlingen, das Dörflein Nußdorf, Schloss Maurach und auf dem freien Hügel die stattliche Kirche Neubirnau.

Im Hintergrund der hohe Waldkopf bei Pfaffenhofen mit den Türmen der Burg Kabpellinz, deren Stelle fernhin drei große Fohren bezeichnen, die bei Durchholzung des alten Dorfes auf Befehl seiner großherzoglichen Hoheit des Markgrafen Wilhelm stehengeblieben; rechts einsam in die Luft ragend, der runde Turm von Hochbodman, wo einst ein Zweig des Geschlechts von Bodman hauste, und oberhalb Frickingen, zwischen Heiligenholz und Heiligenberg, ein erhabener Waldgipfel, die Schanze genannt, wohin, nach einer Tradition, ehemals bei Feindesgefahr die umliegenden Bewohner durch Feuersignale berufen wurden; sodann im Verlauf Bergrückens Allerheiligenberg, die zerfallene Veste, und ein weiß glänzender Punkt auf dunklem Grunde Heiligenberg, das herrliche, an Erinnerungen reiche Fürstenschloss; endlich weiter östlich das Höchste auf demselben Höhenzuge, welchen Platz (mit prachtvoller Fernsicht) eine, vom höchstseligen Fürsten Karl Egon von Fürstenberg errichtete Pyramide krönt. Oberhalb erblicken wir noch den Hof Lichteneck, den höchsten Punkt im Seekreis.

Von den Zimmern, die wir durchschreiten, enthält das eine, das Eckzimmer, noch Reste ehemaliger Dekorierung. Es findet in Öl gemalte Tapeten, in idyllischen Darstellungen mit Geschmack der Zeiten Ludwigs XIV. Die meisten Zimmer aber hatten Sommertapeten von verschiedenen Lokalfarben, oft mit Gold und Silber durchwirkt. Die Vorhänge waren schwere Seidenstoffe, die Möbel massiv, von Mahagoni und Nussbaum. Etwas sehr Schönes, was noch aus alten Tagen vorhanden, sind eigene gute erhaltene Öfen in den eigentlichen Wohngemächern Seiner Königlichen Hoheit des Regenten. Sie sind wahrhafte Kunstwerke und um so höher zu schätzen, als sie eine, in unserer Zeit gänzlich vernachlässigte künstlerische Technik im Fache der Töpferei repräsentieren. Auf weißglassierten Kacheln sehen wir in meisterhaft gezeichneten blauen Umrissen und Schraffierungen Szenen aus dem Kriegs- und Jagdleben, dazwischen Figuren aus der älteren und mittleren Geschichte. Der Verfertigung ist ein Hafner, (der wohl mit mehreren Gliedern einer Künstlerfamilie) zu Ende des 17. oder Anfang des folgenden Jahrhunderts in Steckborn lebte.

Ähnliche Öfen fanden sich vor kurzem noch in demhauensteinischen Schlosse Gurtweil, se wie an manche anderen Orten der oberen Gegend. Es wäre von Interesse, Näheres von diesem Meister zu erfahren.

Bei diesen trefflichen Werken von der Hand eines Schöpfers drängt sich unwillkürlich ein Vergleich auf zwischen den kunstfähigen Gewerken des Mittelalters, der Renaissance und denen der Neuzeit.
Zu wessen Gunsten wird wohl das Urteil ausfallen?
Sicherlich nicht zum Vorteil der Letzteren. Die gemeine Routine, das fabrikmäßige Raffinement, ist allerdings heut zu Tage ungleich mehr, fast bis zum Äußersten, ausgebildet, aber im eigentlichen Kunst- und Geschmackselemente waren uns die wackeren Altmeister durchaus überlegen.
Doch kehren wir zurück zu unserer Mainau.

Eine steinerne Treppe führt uns in die dritte Etage der Hauptfacade, wo ein großer Saal, der ehemalige Ordenssaal, uns aufnimmt. Wände Decken sind in Rocco leicht verziert, links und rechts an den Seitenwänden befinden sich zwei Altanen, welche dem hohen Raume etwas Festliches geben; wir denken ihn belebt durch die Anwesenheit edler Herren und Gäste, durch ein fröhliches Bankett, bei dessen Trinksprüchen lustig von oben die Instrumente schallen.

Durch eine große Flügeltüre treten wir hinaus auf den luftigen Balkon. – welch ein Gemälde entrollt sich hier! In seiner ganzen Länge und Breite liegt der herrliche Obersee von den letzten badischen Uferorten Meersburg und Kirchberg und dem württembergischen Friedrichshafen, bis wo, von Sonnenschein und Duft umworben, die Fürsten des Hochlandes am Horizonte stehen – über Lindau und dem Waldgebirge und Bregenz die schneelosen Kalkfelsen der Vorarlberger Alpen und der Vorgebirge Tyrols, der Grindelkopf, das Rangiswangerhorn; weiter rechts der Hirschberg und der Künzlesspiz, höher ragend sodann der Hochlichtspitz, der Löffelspitz, die Kalkwände des Montafun, der Rauchberg, der Schenakopf und andere. Über diesen meist doppelt übereinander gereihten Bergkolossen zeigen sich bei einem Himmel noch in scharfen Konturen die beeisten Zacken der höchsten Tyroler- und Bündner-Alpen, der Chapoltspitz, der Hundskopf und manche ungenannte, bis zum weißglänzenden Brandjoch, den Zimpaffspiz und den Seekopf.

Über dem weit ansteigenden Schweizer-Ufer bei Arbon und Romanshorn beginnen die Appenzeller Berge, deren höchster der hohe Säntis, wie ein gewaltiges Bollwerk die übrigen kühn beherrscht, unter ihnen der Altmann und der Ehrenspiz, zur Linken bei niedrigeren Knochen des Föneren und des Kamor, des Hohenkarpfen und Anderer, zur Rechten die Schwägalp, und weiter die Berge des Toggenburgs und die kahlen Zinnen der lieben Kurfürsten, hinter ihnen der beschneiter Spitzweiler, der Ischingen und der Osen bis wo die glänzenden Eisberge des Glarus sich in die Luft erheben.

Wie hier das Großartigste überrascht und fesselt, so ziehen die nahen vaterländischen Ufer, vom südlichen Flügel aus gesehen, durch ihre traute Heimlichkeit und Ruhe an das prächtige Grün der Buchenwälder, gehoben durch den Ernst der eingemengten Tannen, von Bäumen halb verdeckt der Dörflein Eck mit seinem weiland komtur’schen Schlösslein, Staad der Stappelort harmlos ab- und zugehender Segelschifflein und Fischernachen, weiter hin die sonnigen Schweizerufer und über ihnen die in stiller Größe wiederum die Alpen. – Wahrlich, du empfindest, warum die Gegend um den Bodensee die Heimat so vieler Minnesänger ist und warum die treuherzigen Alten das Blüteneiland, auf dem du stehst, die Mainau genannt haben – enn Mai und Freude und Lust waren im sinnigen Mittelalter gleich bedeutende Worte.

Nach diesem Schweifen in die Ferne haftet unser Interesse gern wieder an der nächsten Umgebung. Eine heraldische Stammtafel, im Stiegenhaus des Mittelbaus aufgehängt, erinnert an das hohe Alter und die Geschichte des Ritterhauses. Sie enthält die “Schild und Wappen deren hochwürdigen Herren Commandeurs und Statthalters, Hauscommandeurs und Hofmeisters der Reichskommende Mainau”, von Frater Rudolf von Schafus, (1264) bis zu Komtur Georg Christoph Rinck von Waldenstein (1678); oben thront die Heilige Jungfrau mit dem Kinde, als Beschützerin und Fürbitte des Ordens, ihr zur Seite Als Vorbilder der Ordenspflicht stehen, der heilige Georg, der Ritter und Verfechter des christlichen Glaubens, und die heilige Margaretha, die Mildtätige und Pflegerin der Kranken und Preßthaften.

Ein zweites späteres Tableau führt die Reihenfolge der Komture weiter bis zum Letzten, Karl Reich von Reichenstein Brombach.

Um diese Erinnerung einer sich abgeschlossenen Vergangenheit schlingen sich überall die frischen grünen Ranken der Gegenwart. Mit einem reichen, geschmackvollen Hausrat sehen wir bereits manch wertvollen Schmuck der bildenden Kunst durch den kunstliebenden, durch lautichsten Besitzer hierher verpflanzt. Als von speziell vaterländischem Interesse heben wir hervor: die Cartons von Hofmalerin Fräulein Maria Ellenrieder, ein Enclus von Ansichten badischer Städte und Gegenden von Landschaftsmaler Moosbrugger in Konstanz und von einem älteren Meister die Ahnenbilder Friedrich Magnus Markgrafen von Baden und seine Gemahlin.

Außerhalb des Schlosses, aber doch in seinem Umfange liegt die Ordenskirche zu unserer lieben Frauen. Sie ist in gleichem Stile wie das Schloss. Ihr Turm bekrönt ein zierliches Zwiebeltuch, auf dessen Spitze das goldene Ordenskreuz blinkt. Das Innere des freundlichen Tempels schmücken drei von Ordensheiligen geweihte Altäre. Rechts mit einem Seitenanbau des Chores befindet sich die Gruft der Ritter und im Langhause die Beamtengruft, in welcher auch der Baumeister des Schlosses und der Kirche Johann Caspar Bagnato, gestorben 1757, einer fröhlichen Urstände harrt.

Früher bestand hier eine Bruderschaft zu Ehren des Märtyrers und Ritters Sacet Sebastian, errichtet mit päpstlicher Bestätigung von Komtur Georg von Emmingen anno 1587, “damit Gott durch die Verdienste und Fürbitte des Heiligen abwende alle Pestilenz und ansteckende Krankheiten, nicht allein von dem Haus Mainau, sondern vom ganzen Land.” Die einverleibten Brüder und Schwestern waren vorzugsweise zur Ausübung der Werke der Barmherzigkeit verpflichtet. Am Sebastianstag, (20. Jänner) wurde im Ritterhause ein allgemeines, außergewöhnliches Almosen gespendet. –

Gegenwärtig findet alle Samstag ein Gottesdienst darin statt, den der Geistliche von Lützelstetten zu besorgen hat. Es ist dies eine Stiftung des Engländers Darby, welcher unter Esterhazy längere Zeit zur Miete im Schlosse gewohnt, Orgel und Messparamente verdanken ihr Dasein der Freigebigkeit dieses Fürsten.

Nahe der Kirche stand ehedem das Zeughaus. Die Franzosen sollen sechs Kanonen und 20 gute Panzer daraus entführt haben. Das Haus selbst wurde unter Langensteinscher Verwaltung abgebrochen. In dem nämlichen Richtung, (gegen Südosten) ragte früher ein Turm, der zum Gefängnis diente und die Katze hieß. Gegenwärtig finden wir in dieser Gegend das Treibhaus, eine Schöpfung des Grafen Douglas, ferner einen schönen Blumengarten, über einem Teile der abgebrochenen Fortifikationen angelegt.

Ein wohl erhaltenes Gebäude innerhalb des Burgfriedens ist der Reitstall. Er soll späteren Ursprungs sein als das Schloss und seine Lage vor dem Schloßhof die Laune eines Komturs sein, der, leidend am Podagra (Gicht) und Liebhaber von Pferden, von seinem Fenster aus die Reitübungen überwachte und leitete.

Hinter diesem Gebäude stand früher eine Schmiedewerkstätte und ein großes Waschhaus, in welchem zugleich eine Obstdörre angebracht war, und mehr gegen die Kirche zu fanden sich die Bäckerei und eine Schreinerwerkstatt. Bei Musterung der noch vorhandenen Befestigungswerken müssen wir den viereckigen Turm an der Schloßhalde, das höchste Alter, zu erkennen. Sein Dach wurde unter dem vorigen Besitzer abgetragen und zur Plattform hergerichtet. Es mochte der massive Bau mit der einst um 20 Fuß höheren Ringmauer dem alten Schlosse zur Verteidigung gedient haben. Von den übrigen Türmen haben sich außer dem bereits genannten Torturm nur zwei vollständig erhalten. Der Gärtnerturm am Wallgraben und ein runder Wartthurm im Rebberge gegen Süden. Ein dritter Rundturm, der Jägerturm, stand im südlichen Verlaufe des Grabens, etwa 50 Schritte vom Gärtnerturm, während nordwestlich ein ähnliches, noch als Fragment vorhandenes Rondell gegen den See hinschaute.

Unten am Ufer gegenüber heißt jetzt noch ein Platz, die Schwedenschanze, ein etwas kleinerer “das Schwedenschänzle”, findet sich hinter dem Haus des Pächters im nordwestlichen Teile der Insel. Beide wurden, wie oben gehört beim Herannahen der Gefahr, gegen die Schweden errichtet.

Eine der wichtigsten Einrichtungen der Insel ist der Hafen. Er leistet nicht nur den Inselbewohnern gute Dienste, auch für die Schifffahrt überhaupt ist er von Bedeutung, teils als gelegentlicher Ruhepunkt zwischen dem Ober und Überlinger See, teils als sicherer Hort bei Stürmen, die ja besonders verderblich werden können.

Wenn nämlich die Föhn weht und große Wassermassen in die Bucht des Überlinger Sees schwellt, der Gegendruck aber, das Gleichgewicht mit dem oberen Wasserstand herzustellen kämpft, wird der See vom Grund aus bewegt – Der Schiffer nennt es das Grundgewelle, was besonders in der Gegend der Mainau fürchterlich und höchst gefahrvoll werden kann. Wie alte Schiffsleute behaupten, wäre schon manches Unglück geschehen, wenn der Mainauerhafen nicht ein schimmerndes Asyl gewährt hätte.

Die ganze Anlage ist eine sehr solide, und es scheint ihre gegenwärtige Beschaffenheit wie ein erneutes Wappen schließen läßt, aus der Zeit des Komturs von Stadion (1626) herzurühren. Den Eingang bewacht das über der Mauer angebrachte Bildnis der heiligen Jungfrau, während am Ufer ein kleines Wohnhaus wie zur Aufsicht herniederschaut. Unterhalb diesem Häuslein war an der östlichen Hafenmauer eine leichte Bedachung angebracht für die herrschaftlichen Schiffe, unter denen sich ein großer Segler befand, in welchen der Komtur, begleitet von sechs Matrosen, seine Spazierfahrten zu machen pflegte. Das Schiff beschattete ein weißes Baldachin mit schwarzer Einfassung, Troddeln und Glöcklein von eben denselben Farben. Auch der Segelbaum war also gefärbt, weil schwarz und weiß die Farben des Ordens im Frieden waren.

Zwischen dem Hafen und dem viereckigen Turme an letzteren angebaut, stand in der Richtung, gegen das Häuslein an Hafen der große Landeskomturkeller, dessen oberer Teil zur Fruchtschütte diente. Ein zweiter, der sogenannte Seekeller, fand sich etwas entfernt nördlich vom Thurme. Er war viel geräumiger als der Landeskomturkeller und erhielt das größte Faß der Commende mit 60 alten Seefudern, (das Fuder zu 30 Eimer, der Eimer zu 32 Maaß). Außerdem hatte er noch Fässer von 40, 50, 60 Fudern und obenauf ebenfalls Getreidespeicher. Weiter nördlich, hart am Ufer und zum Teil über dasselbe hinaus gebaut, hatten die Kiefer ihre Werkstatt, sie hieß das Bindhaus. Und daß Nichts fehlte, was zu einem wohlgeordneten Gemeinhaushalt gehört, war am südlichen flachen Ufer unten am Rebberge ein Platz und großer Schopf für die Zimmerleute.

Das anmutige Wäldchen am nordöstlichen Ufer beherbergte ehedem jenes “hohe Obrigkeits- Signum” von dem vorne Seite 46 gesagt wird, dass es ein solches ums Jahr 1671 noch nicht auf der Insel vorhanden gewesen. Der Platz hat noch heutzutage den artigen Namen das “Galgentöbele”.

Wenn wir längs der Ufermauer durch die Ahorn und Nußbaumallee, dem südlichen Ende der Insel zuwandern, kommen wir zum Badplatz, der noch aus alten Zeiten mit steinernen Treppen und Platten zum Baden im Freien hergerichtet ist.

Weiterhin gelangen wir in denjenigen Teil des Eilandes, der ausschließlich landwirtschaftlichen Zwecken gewidmet ist. Terrassenförmig steigen üppige Wiesen an, fruchtbares Ackerland und sonnige Rebhallen. So klein die Gemarkung am Umfang ist, so fruchtbar und reich ist sie an Produkten aller Art Getreide, vorzüglichem Wein, feines Obst, Gemüse, gewürzige Fruchtfutterkräuter, Hanföl, Holz, kurz alles, was ein vollkommener Landwirt sich nur wünschen mag.

Das nutzbare Feld der Insel ist, mit Ausnahme der Reben, teils an den Pächter, teils an den Gastwirt zu Mainau verpachtet. Die hiesige Ernte fällt in die Zeit um Jakobi.

Was nebst einer üppigen abwechselnden Vegetation das Landschaftliche, Angenehme belebt, sind die vielen gefiederten Gäfte, die von “Luftes-wegen” in dem grünen Eilande ihren Aus- und Einflug haben. Von den bedächtigen Weih, der lauernd über den Feldern schwebt, bis zum zierlichen kleinen Sänger, sind beinahe alle heimischen Gattung vertreten. Auch die Nachtigall fehlt nicht. Ihre süß lockende Weise ertönt während mehreren Frühlingswochen regelmäßig im Park an der Schloßhalde. Ein eigentliches Heimatrecht aber scheint die Schwalbe auf dem Eilande zu beanspruchen. Die offene Vorhalle des Schlosses dient ihr zu familiären Ansiedelungen. Ebenso häufig hält sich auch die Wildente in der Nähe der Insel auf. Ihr Luftrevier ist das schilfreiche Ufer gegen den Lützelstetter Berg.

Ein wenig gern gesehener Gast ist ein Insekt, die wilde Biene; sie verklebt mit ihrem Gehäuse von feinem Sand alle Türen und Fenstergesellstelle des Schlosses.

Zur Zeit des humoristischen Wirthes Schnettz, der noch aus der Verlassenschaft des Ordens bis vor kurzem auf der Insel lebte, waren die Gehölze und Anlage mit einer zahlreichen Familie von Kanarienvögeln bevölkert, die, sobald der Winter heranrückte, freiwillig sich wiederum zu ihrem Herrn in Kost und Logis zu begeben pflegte. Unter dem letzten Komtor war stets auch ein kleiner Wildstand von Hirschen und Rehen unter Aufsicht des Jägers im Wallgraben unterhalten, ebenso ein Fasanenhaus.

Zu jener Zeit erstreckte sich ein Zier- und Lustgarten, vom Gärtnerthurm bis gegen den Vogelherd. Alte komturische Unterthanen wissen noch viel von seiner “himmlischen Schönheit” zu erzählen.

Oft ist das liebliche Eiland auch von jeher einer der reizendsten Punkte des südlichen Deutschland gewesen, so wird ihm doch jetzt erst durch die Munificenz seines hohen Besitzers die gebührende Rücksicht und Pflege. Sehr Vieles ist bereits im Laufe dieses Sommers geschehen. das regste Leben in allen Richtungen herrschte auf dem freundlichen Insellande. Gärtner, Bauleute, Dichter und Maler zogen herbei zur Verschönerung und Verherrlichung des würdigen Fürstensitzes .

Eine der größeren neueren Unternehmungen ist die Anlage eines Reit- und Fahrweges längs den Ufern rund um die Insel. (Der schönen Gartenanlagen im Schlosshofe haben wir bereits gedacht.) Wichtig ist auch die erst kürzlich getroffene Einrichtung des regelmäßigen hierortigen Landons der Dampfschiffe und ihrer Tour von Konstanz nach Meersburg und Überlingen; so wie zuweilen noch extra Fahrten stattfinden, unternommen von größeren Gesellschaften, die unter Sang und Klang einziehen und fröhliche Gelage auf dem grünen Plane halten.

Aber auch in höherer Beziehung ist der Übergang des Besitztums an den jetzigen durchlauchtigsten Herren von Bedeutung. Der Bewohner des Seekreises glaubt nämlich darin, die Gewähr eines längst gehegten Lieblingswunsches zu finden, seinen allverehrten, ritterlichen Landesfürsten – wohl bald an der Seite einer hohen minniglichen Gemahlin, höchstderen Stammburg eine dem See benachbarte ist – einen Teil der schönen Jahreszeit in den oberen Gauen zubringen zu sehen.

Sicherlich aber wird die Auszeichnung, welche der Seegegend durch die Erwerbung der Mainau geworden, nicht verfehlen, auf den fremden Besuch überhaupt Einfluss zu üben. Es sind ja doch namentlich die schönen, an Abwechslung so reichen badischen Ufer noch viel zu wenig besucht und gekannt. Denn nicht nur dem flüchtigen Durchstreifen gewähren sie hohen Genuss, auch der länger Verweilende wird alles finden, was ihm den Aufenthalt lieb und wert machen kann.

Ein paar Wochen zum Beispiel auf unserem grünen Eilande Mainau – welch ein Herz und Sinn erquickend der Aufenthalt! Das geräumige Gasthaus, wenn auch nicht ein Hotel ersten Ranges, läßt billigem Verlangen gewiss nichts zu wünschen übrig. Die edle Liberalität, durch welche dem Fremden die ganze Insel mit ihren Einrichtungen zur Verfügung gestellt ist, gewährt dem Gaste Annehmlichkeiten, die er anderwärts für schweres Geld nicht haben kann, und ist das Wohnen umgeben von solch Anmut, Heiterkeit und Güte der Natur nicht an sich schon ein Hochgenuss?

Wenn ein goldener Morgen glänzend über den Wellen erwacht, über der einen von Tau befeuchteten Luftbezirke früh schon das hohe Lied der Lerche klingt und um die Berge Morgennebel ringen mit dem Strahl der Sonne -wie fühlt sich da der Geist gehoben und zu neuen Lebenslust erregt. Und in der stillen Mittagsstunde – wo verträumte sich ein Stündlein besser, als unter dem Blütenbüschen, neben dem geschwätzigen Springquell im Schlosshof, in den luftigen Saal mit den grünen Fenstern und ihren lieblichen Fernsichten!

Zwischen den Häuptern, dunkel belaubten Nussbäume und alten Tannen, die wie verwundert über die Ringmauer hereinschauen, der Blick der Sonne, die Silberwellen des Sees und die lichtblauen Gebirge des schwäbischen Ufers.

Über Dir tänzelndes Gelispel der Silberpappel, der Atem süßer Maienlüfte und das luftige Zwischenspiel schnell hinschießender Schwalben. Dazu das Gefühl, rings von Wasser umschlossen, unnahbar alles, was dich stören könnte.- Eine selige Einsamkeit. – Am langen Sommernachmittag ein Gang durch das Inselfeld, wo im grünen Wiesenplan geschäftige Gruppen um duftende Holzschober sich mühen, oder Schnitter und Schnitterin gelben Weizenfelde, während dort schon wieder im frühherbstlichen Stoppelfelde der Pflug seine braunen Furchen zieht.

Oder du steigst hinab durch die kühlen Schatten der Ahorn- und Nussbäume zum Hafen, um eine Luftfahrt zu machen, auf weiter ungemessener Wellenbahn – in zierlicher Gondel allein, umrudernd das stille Inselland, das hohe Schloss am Meere und seinen schattigen Park, widergespiegelt im feuchten, tiefen Grüne der kristallenen Flut, wankend und schwebend, in ungewissen Umrissen; hinaus in den offenen See, der von sonnigen Dünsten zum Meer erweitert scheint oder blau bis zu den Alpen, deren Bild lieblich im Gewässer badet. Wieder zurück am Abend, wenn rosiger Schein der Wellen säumt und Geläute deutlich, nah, von den Ufern hallt; beim Sinken des Tages, in der Dämmerstunde, wenn Ruhe, sanfte, süße Schwermut sich zum Herzen drängt – wenn Dunkelheit dem Mantel bereitet, Nebel aus der Tiefe steigen und über dem Gebirge leise Glut dem auftauchenden Vollmond verkündet.

Ja selbst Sturm und Gewitter, der trüb umdüsterte Tag, die Schauer der Nacht haben, hier erlebt, ihr Bedeutendes und Schöne. Wenn das bekannte Sturmsignal, der weißegraue Nebel – Brähme nennt ihn der Schiffsmann – aufsteigt und zuletzt zur finsteren Wolke gestaltet heranzieht, so sucht jeder Fährmann so rasch wie möglich das tückische Element zu verlassen.

Mit welcher Teilnahme verfolgst du dann den Segler, der mit Getreide von Überlingen oder mit Ziegelwaaren vom Bodman kömmt, – wie er auf und nieder schwankt in dem mehr als Klafterhohen Gewoge, wie er rudert und ringt, den Hafen der Mainau zu gewinnen, der hilfreich seine starken Arme in den gefahrenbringenden Wellenkampf hinausstreckt.

Welch ein Anblick, wenn ein plötzlicher, ein hereingebrochener Gewittersturm mannshoch die Wogen aufregt, dann in rasendem Gewirbel die Spitzen der Wellen zum sprühenden Nebel zerstiebt, der im Nu weit umher den See verhüllt.

Du stehst am Ufer – ein gewaltiger Ost oder Nord durchströmt den herbstlichen fahlen Tag; in Schlangensprüngen, weit, unabsehbar, tobt die weißbeschäumte Woge – und die Brandung am alten Gemäuer führt zur Musik des Sturmes einen wilden, dämonischen Tanz auf, hochspritzend, zischend, lärmend, wie in toller verzweiflungsvoller Lust.

In mitternächtlicher Stunde, wenn es über den See, um die alten Mauern und Türme tobt und schnaubt, als er klängen im Winde wallende Geisterstimmen aus den Tagen Wrangels und des Komturs von Hundbiß.

Oder Du wandelst in lauer Frühlingsnacht um dein träumerisch stilles Blüteneiland; aus halbverschleiertem Himmel blinken einzelne Sterne, am Horizont zuckt es wie Wetterleuchten; um die jungen Wipfel flüstert der Nachtwind, am Bord leis andrängender Wellen Gemurmel – verstohlen wie Geplauder der Liebe, und dazwischen, entlang gehaltenen Pausen, der süße Schlag der Nachtigall in verschwiegenen Park des hehren Schlosses, – wie klagend um das verlorene Glück der treuen Maid vom Bodman und des Ritters Hug von Langenstein.

Fortsetzung hier:

Im 30-jährigen Krieg gelangte die Insel Mainau im Bodensee 1647 nach einer verheerenden Niederlage gegen die Schweden für einige Monate in deren Besitz. Unter Mitnahme alles Wertvollen – nur das sogenannte Schwedenkreuz blieb zurück – zogen die Schweden 1649 wieder ab. Foto: Böhringer Friedrich (Wikipedia)

Schwedenkreuz. Aufnahme von 1887 (Quelle: Wikiwand)

Johann Nepomuk auf der Mainau von Gerhard Eichinger: eichinger.ch

Stadtteile von Konstanz (Quelle: Wikiwand)

St. Marien auf Mainau (Quelle: Wikiwand)

Gärtnerturm auf Mainau (Quelle: Wikiwand)

Selbstbildnis Marie Ellenrieders im Alter von 28 Jahren, 1819. Foto: Wikipedia