Nachdenkliche & besinnliche Gedanken zum Jahreswechsel Teil II

Nachdenkliche & besinnliche Gedanken zum Jahreswechsel Teil II

22. Dezember 2023 6 Von Peter Albert

Der Grund allen Übels ist und bleibt die Unterdrückung der Frau.

Simone de Beauvoir 1950. Foto: Wikimedia

Zu dieser Erkenntnis bin ich nicht zuletzt durch das aufmerksame Lesen des sehr umfangreichen Standardwerkes über die Situation der Frau von Simone de Beauvoir „Das andere Geschlecht“ – Sitte und Sexus der Frau – gekommen. Dieses -1949 erschienene Werk- hat bis heute nichts an Gültigkeit verloren. Simone de Beauvoir spricht von „jahrtausendealter Abhängigkeit männlicher Vorherrschaft“.
Geboren am 9. Januar 1908 in Paris, gilt sie als führende Repräsentantin des französischen Existentialismus in der Literatur. Schon während ihres Studiums lernte sie den Philosophen und Gelehrten Jean-Paul Sartre kennen, dem sie bis zu seinem Tod 1980 als Lebensgefährtin und geistige Weggenossin treu blieb. Für Ihr Werk –Mandarins von Paris– wurde sie 1954 mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet. Am 14. April 1986 starb sie in ihrer Heimatstadt.

Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir am Denkmal von Balzac (1939 errichtet), Boulevard Raspail, Paris, Frankreich. Foto: Wikimedia

Simone schreibt 1949 im „Das andere Geschlecht“: „Das französische Gesetzbuch zählt den Gehorsam nicht mehr zu den Pflichten der Ehefrau, und jede Bürgerin ist heutzutage eine Wählerin. Doch diese bürgerlichen Freiheiten bleiben abstrakt, solange sie nicht mit einer ökonomischen Unabhängigkeit einhergehen“. Und weiter: “Diese Welt, die seit jeher den Männern gehört, hat immer noch das Gesicht, das die Männer ihr gegeben haben“.

Wahr ist, dass Frauen über unendlich viele Generationen systematisch und gesetzlich diskriminiert worden sind. Bis heute ist auch in Deutschland keine befriedigende Gleichberechtigung hergestellt.
Weibliche Studierende geben sich beispielsweise laut dem IAB-Forum potenziell mit deutlich niedrigeren Einstiegslöhnen zufrieden als ihre männlichen Kommilitonen. Das hat sicherlich seinen Grund.
Ähnlich sieht es mit der Bezahlung und dem Lohngefüge größtenteils aller Berufstätigen aus.

Es heißt auch „Frauen sind die besseren Menschen“. Statistisch ist jedenfalls belegbar, dass Frauen beispielsweise weniger straffällig werden als Männer. Sie verursachen auch viel weniger Unfälle im Straßenverkehr.
Und nebenbei bemerkt: Laut dem Sender N-TV wählen Frauen weniger häufig rechts als die Männer.

Gleichzeitig möchte ich auch auf die Diskriminierung von Frauen im Bereich der Medizin hinweisen.
Ein anschauliches Beispiel hierzu bietet die Virologin und Ärztin Dorothy Horstmann aus den USA. Horstmanns Entdeckung ist es größtenteils zu verdanken, dass es einen Polio-Impfstoff gegen die Kinderlähmung gibt. Aber in der männlich dominierten Welt der Wissenschaft ihrer Zeit wurden Frauen leider in den Hintergrund gedrängt.
Übrigens werden Frauen bis heute medizinisch schlechter versorgt als Männer, daher rührt auch die Bezeichnung „Bikini-Medizin“. Es fehlt nach wie vor an geschlechter-sensibler Forschung nicht nur hierzulande.

Die Benachteiligung fängt schon mit alltäglichen Dingen wie bei Hygieneartikeln an.
Frauen geben in ihrem Leben durchschnittlich bis zu 20.000 EUR rund um ihre Periode aus. Dies entspricht in etwa dem Kaufpreis eines Kleinwagens. Es hat in Deutschland sehr lange gedauert, bis der Mehrwertsteuersatz von Damenhygieneprodukten endlich heruntergesetzt wurde.
Macht es wie die Schotten“ habe ich kürzlich in der Gewerkschaftszeitschrift ver.di publik gelesen. Erfreulicherweise setzt auch hierzulande endlich ein Umdenken ein. In den Städten Karlsruhe und Heidelberg erhalten Frauen und Mädchen im Rahmen eines Pilotprojektes seit September 2023 kostenlose Binden und Tampons. Die Stadt Tübingen stellte schon seit Anfang des Jahres kostenlose Binden- und Tampon-Spender in den Schulen auf.
Schottland war und ist in dieser Sache wegweisend. Dort ist per Gesetz festgelegt, dass kostenlose Menstruationsprodukte zur Verfügung gestellt werden.

Die Welt wäre mit Sicherheit auch friedvoller, wären die Frauen mehr in politische Entscheidungen mit eingebunden.

Alle Menschen sind sterblich