Wasserinsekten

Wasserinsekten

18. Januar 2023 0 Von Dr. Franz Maus

Liebe Bürgerpostleser, 

unsere Regentonnen könnten Sie bereits kennen vom Beitrag über das Kondenswasser. Dieser Mal geht es um zwei Erlebnisse im Zusammenhang mit diesen. Am 10. Juli 2022 hatte ich vergessen, den Deckel auf die Tonne zu machen. Traurig sah ich dann vor dem Gießen ein Knäuel von kleinen Käferchen, traurig deshalb, weil ich dachte, die sind ersoffen, weil der Deckel nicht drauf war. Doch zu meiner freudigen Überraschung lebten alle, als ich sie mit meiner Hand aufnahm. Aber was sind das für nette Käferchen, so etwa 7 Millimeter lang, die im Wasser überleben können? Dr. Hans-Peter Straub wusste sofort Bescheid, als ich ihn fragte, es sind Seerosenblattkäfer. Ja bitte, bei mir gibt’s keine Seerosen und auch keine Teichrosen, nur Regentonnen. Aber unser Nachbar hat einen Riesenteich mit Teichrosen. Dann haben die wahrscheinlich einen Ausflug gemacht. Nach Wikipedia ist dieser Käfer der am häufigsten auftretende Schädling in Gartenteichen. Sein Nahrungsspektrum ist begrenzt, denn er frißt vor allem an Seerosen und Teichrosen. Ihre Entwicklung ist spannend.

Seerosenblattkäfer

Im April verlassen die erwachsenen Seerosenblattkäfer ihre Winterverstecke. Ab da können erste Fraßspuren an Blättern auftreten. Die Käfer legen ab Mai auf den Schwimmblättern kleine Eipakete ab, die aus 15 – 20 kleinen beigenen Eiern bestehen. Nach wenigen Tagen schlüpfen die Larven und beginnen die oberste Schicht der Blätter abzuschaben. Sind dieLarven größer, fressen sie Löcher in die Blätter und später regelrechte Gänge. Spätestens ab diesem Zeitpunkt sind die Fraßschäden unübersehbar. Die Verpuppung findet ebenfalls auf dem Seerosenblatt statt und 30 bis 40 Tage nach der Eiablage schlüpft der fertige Käfer. In unseren Breiten können zwei bis fünf Generationen pro Jahr ausgebildet werden. Also können sie mit dem Wasser gut umgehen und es war nicht verwunderlich, dass sie als Knäuel überleben konnten.


Das oben hat mich auch sehr erstaunt. In der Regentonne fand ich erdfarbene kleine runde Gefäße und schlanke rötliche Wesen, die wurmähnlich aussahen. Oder waren es Larven? Ich war mir unschlüssig. Dann aber, wie wenn es so sein sollte, hatte der Insektenexperte Willy Bühler in der Frage und Antwort Rubrik der aktuellen BBZ 2/2023 eine Frage beantwortet, die genau die Lösung meines Rätsels war. Es sind Larven von Zuckmücken. Der Hammer ist, sie bauen sich diese Köcher, in denen sie Schutz finden. Der zweite Hammer ist, dass sie, um genügend Sauerstoff aufnehmen zu können, den roten Blutfarbstoff Hämoglobin aufbauen, auf dem Bild unten ist die rote Farbe gut zu sehen. Das wichtigste ist die Erkenntnis, dass sie als Mücken vollkommen harmlos sind und riesige Schwärme bilden können. Sie sind also keine Stechmücken und man sollte sich an Ihnen erfreuen. Denn für unsere Schwalben sind diese Zuckmücken mit eine der Hauptnahrungsquellen. Und ob die Schwalben hoch oder tief fliegen, hängt in erster Linie mit der Höhenlage zusammen, in der die Zuckmücken sich aufhalten. Das ist von Wetter abhängig, wie wir wissen. 

Herzliche Grüße
Franz Maus