Initiative gegen ein Kirchturmdenken
Kommentar von Kurt Wallschläger zum Zeitungsbericht „Initiative gegen ein Kirchturmdenken“ vom 13.08.21
Nun gibt es also 2 Initiativen bezüglich der Wiedereinführung der Unechten Teilortswahl in Hüfingen. Beide wollen die Hüfinger Bürger fair über die Vor- und Nachteile dieses Wahlsystems aus unterschiedlicher Sicht aufklären und für ihre Argumente werben. Das hört sich grundsätzlich gut und vernünftig an.
Leider bedienen sich jedoch die erfahrenen Gemeinderäte und Bürgermeisterstellvertreter entgegen ihrer Aussage „Wir wollen ein Miteinander, statt ein Gegeneinander“ bei ihrer Initiative einer Sprache, die das Gegenteil bewirkt.
Die Bezeichnungen „interfraktionelles Bündnis für gesamtstädtisches Denken und Handeln“, „Initiative gegen ein Kirchturmdenken“ und die ständig wiederholte Aussage „Wir denken gesamtstädtisch“ sorgen für ein Klima der Spaltung. Die Botschaft hinter diesen Aussagen ist klar.
Allen Unterstützern der Unechten Teilortswahl wird einfach unterstellt, nicht gesamtstädtisch zu denken. Das ist eine abgrenzende Diffamierung ohne jeglichen Bezug zur Realität und soll nur von den sachlichen Argumenten ablenken. Ein respektvoller Umgang ist das nicht.
Die Aussage von Adolf Baumann „Es wird hier gesamtstädtisch einen Riss geben“ wird so zur realen Gefahr. Die Befürworter der UTW sind nicht nur „Leute vom letzten mal und verschiedene Ortsvorsteher“. Es sind Leute vom letzten mal, alle Ortsvorsteher und auch viele neu dazu gekommene Hüfinger Bürgerinnen und Bürger.
Das Amt des Stadtrats mit dem Amt des Ortsvorstehers zu vergleichen ist Äpfel und Birnen vergleichen. Ein Stadtrat hat Stimmrecht im Gemeinderat, ein Ortsvorsteher nicht.
Herr Baumann spricht zurecht von einer komplizierten Kommunalwahl. Die ungültigen Stimmen bei der Unechten Teilortswahl sind etwa doppelt so hoch wie beim jetztigen Wahlsystem. Das klingt nach viel. Tatsächlich sind aber auch bei einer UTW fast 96% der Stimmen gültig. Unseren Nachbargemeinden Donaueschingen, Bräunlingen und Blumberg reicht das völlig. Im Übrigen wurden bei der letzten Kommunalwahl in Hüfingen 58945 gültige Stimmen abgegeben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die „bis zu 300 Fehlstimmen“ für Baumann bei diesem Stimmenverhältnis einen Unterschied machen, denn auch beim jetzigen System hat er bis zu 150 Fehlstimmen.
Unter Kirchturmpolitik findet man übrigens bei Wikipedia folgende Beschreibung: „Ebenso gilt dies für die Exekutive, wo die Verwaltung ausschließlich die Interessen der eigenen Kommune berücksichtigt ohne die Umstände von Nachbargemeinden in Entscheidungen einzubeziehen.“ Alle Hüfinger Nachbargemeinden haben die Unechte Teilortswahl und bieten ihren Ortsteilen die volle demokratische Teilhabe mit Stimmrecht. Von einem gesamtädtischem Riss habe ich von dort noch nie was gehört.