
Baden in die Schweiz eingliedern?
Am 10. November 2024 habe ich eine kurze, eher spöttische, Bemerkung von den Südbadischen Landsenioren in der Zeitung gelesen : „….schlug er mit mit einem Lächeln vor, Baden in die Schweiz einzugliedern…“. Dies war auf die Landkäufe in Südbaden von Schweizern bezogen – aber die Bemerkung hat doch einige Überlegungen in mir ausgelöst.
Wenn man es genau nimmt, so wurde Südbaden nach dem Krieg gegen seinen Willen von Stuttgart annektiert. Aber fangen wir früher an, bei den Schellenbergern. Diese stammten nämlich aus Liechtenstein:

Burg Schellenberg in Liechtenstein.
Nach den Schellenbergern wurde Hüfingen an das Haus Fürstenberg verkauft und gehörte sehr lange dem Fürstenhaus – obwohl immer wieder verschiedene plündernde Armeen durchzogen. Während der 48er Revolution waren die Hüfinger Bürgerinnen und Bürger ganz vorne dabei und der Fürst flüchtete in die Schweiz. Nach Zuhilfenahme der Württemberger Armeen wurden die Aufständischen, soweit nicht rechtzeitig in die Schweiz und USA entfleucht, ermordet.
Also gehörte Hüfingen im Grunde seit der missglückten 1848er Revolution den Preussen und dem Deutschen Kaiser. Dies ist natürlich sehr verkürzt dargestellt und die Nazizeit lasse ich besser mal weg. (Da gibt es mal einen eigenen Artikel sobald ich Zeit habe.)
Heute wird Hüfingen von Stuttgart regiert und vom RP in Freiburg als Stadthalter verwaltet. Wir unterliegen also der Landkreisordnung von Baden-Württemberg, die den Bürgerinnen und Bürgern nur sehr wenig demokratische Rechte einräumt.
Deswegen hätte die Idee ein Schweizer Kanton zu werden doch einigen Charme. Wir hätten eine von uns gewählte Kantonsregierung und eine Regierungspräsidentin oder Regierungspräsident, anstatt eines von oben bestimmten Landrates. – Der Regierungspräsident wechselt in der Regel jährlich oder nach dem Anciennitätsprinzip (Anzahl Jahre in der Regierung). Dieses Amt wäre mit keinerlei anderen Privilegien und keinem anderen Sonderstatus verbunden als der Leitung der Regierungssitzungen.
Davon abgesehen würden die Schweizer uns auch besser verstehen, als die in Stuttgart.
Südbaden nach dem Krieg
Am 24. September 1950 stimmten 60 % der Bevölkerung Südbadens für die Beibehaltung Badens. Gleich im Anschluß an die Abstimmung hatte Leo Wohleb erklärt, „der schwäbische Angriff auf Baden ist abgeschlagen„.
Allerdings wurde damals nicht gesehen, dass dies nur eine „Volksbefragung“ war und um das badische Volk hat sich Stuttgart noch nie sonderlich geschert.

De Südweschtstaat von Gottfried Schafbuch gelesen von Peter Albert gelesen am 13.09.2023
De Südweschtstaat
S’rumoret zmol landuff, landab.
Min Nochber debret bsässe:
Jetzt, guck emol des Gschmier do aa,
d’Badenser sottes fresse.
Südweschtstaat schtoht do krottebroat,
Potzhageldunderwätter,
sott ech am End en Schwob no geä?
Ho sell, sell wär no nätter.
Wertschaftlech dei’s iis besser gau,
Minischter kennt mer spare.
Und s’badisch Ländle sei fer sech
en ganz verfahrne Karre!
Wie dear Borscht frech ischt mit sim Gschmuus!
Dem will ech d’Moaning sage.
Am liebschte dät jo schüttle ech
des Schwäbli fescht am Krage.
Worum wend d’Schwobe iis denn ha,
dont alli Schlech probiere?
Merkscht nit, sie wend e riiechi Bruut
gi Schtugart inni fiehre.
Sie wend de Rhii und d’Häfe haa,
de Wald und iisri Rübe.
De hoaße Quelle boazets au,
de Dubak no denäbe.
Nitt lang wurs gau, no dätet hie
im Rothuus Schwobe sitze
und i de Schuel e Schwäbli dät
zmol iisri Kinder fitze.
Glaub nu, iis ginges dräckig gnueg,
mier dierftet ninnt me sage.
Vum Muschterländli wäret d’Liit
… halt blos s’fifft Rad am Wage.
Wer des nit merkt, kennt d’Schwobe nitt,
die ‚Hoiligsblechliberger‘.
Ech glaub, wer nit fer Bade schtimmt,
der goschet nochher erger.
Wenn Wertteberg iis sacket ii,
dont d‘ Kind i spätre Ziite
im Kerchhof vu de Hoamettreu
uff isri Grabschtea diite.
Guet Nacht, schloof gsund, und moarn nitt z’frich.
Dues hinter d’Ohre schriibe:
Wear nitt im Hern vernaglet ischt,
will oafach BADISCH bliibe!
Von Gottfried Schafbuch 1950
Grüezi und guete tag.
Das spassige zuerst: vor einigen Jahren hat christof blocher, der rustikale, trump artige, populistische CH SVP Einpeitscher, allen ernstes, glaub an einem Parteitag, verkündet, man solle einen neuen Grosskanton „Allemanien“ uffgleise. Elsass, Baden, Nordschwietz und Vorarlberg. In der Region klopfte man sich vergnügt auf die Schenkel. Gottverdelli, blocher.
Jetzt aber im ernst:
In der UNO Sondersitzung zu Ukraine Kriegsbeginn hat ein schwarzafrikanischer Delegierten eine weltweit beachtete Rede gehalten. Im hieronymus wurde sie original veröffentlicht. Seit Jahrzehnten würden reissbrettgrenzen in Afrika respektiert. Und staatsgrenzen erst recht.
Das gilt auch für Bawü ohne wenn und aber, ohne nachkarten und spassige, satirische nickligkeiten.
Chauvinusmus ist eines der ganz grossen weltübel. Und er fängt an zwischen Dörfern, Gemeinden und geht bis in die Hirne der weltdespoten, der weltverbrecher und Menschenschinder. Es wird immer kolportiert, dass die Kriege meistens religionskriege seien. Die allermeisten sind aber Chauvinismus Kriege. Und sie beginnen im kleinen. Drum braucht Altbaden nicht frei sein, sondern in Solidargemeinschaften gemütlich eingebettet bleiben.
Martin Kimani, UN Botschafter aus Kenya, heißt der gute Mann.
„…Rather than form nations that looked ever backward into history with a dangerous nostalgia, we chose to look forward to a greatness none of our many nations and peoples had ever known….“
Anstatt Nationen zu bilden, die mit einer gefährlichen Nostalgie immer weiter in die Vergangenheit zurückblicken, entschieden wir uns dafür, nach vorne zu blicken, auf eine Größe, die keine unserer vielen Nationen und Völker je erlebt hat.
Danke hannah, dass du diese bedeutende Rede nochmal aufgelegt hast.
Denn diese „Ismen“ sind ganz aktuell erneut sehr beängstigend nationale- und weltgeiseln:
Irredentismus (Martin kemani/Kenia)
Chauvinismus
Nationamismus
Jeglicher Pan……….. – Ismus
Und Alle beginnen im kleinen, selbst beim grölen der hässlichen, unsägliche chauvinistischen badnerlied-strophen.
und Recht hatte der Schafbuch 1950. So wird in Stuttgart nicht nur das Alemannische komplett übersehen, sondern auch beim sogenannten „Heimatpreis“ feiern sich die Schwaben gegenseitig, nur manchmal wird Freiburg ausgezeichnet, so als „Alibiweibchen“. Selbst bei der Denkmalpflege sind wir ein weißer Fleck auf der Landkarte, es wird einfach nicht geguckt. Alles war hier gemacht wird, sind Notgrabungen für ein Baugebiet und die gefundenen Artefakte landen dann wiederum im Archiv in Freiburg.
Allerdings haben unsere Vorfahren alles getan und wir können nicht auf ihre „Grabschtea diite“. Wir müssen eher auf uns gegenseitig „diite“, weil unsere Geschichte ist uns egal und Hüfingen hat sich einen arroganten Geisinger Banausen als Chef gewählt.
Denkmalpflege in Baden-Württemberg
Na ja, der Badener war halt immer schon etwas aufsässiger und renitenter wie die gefolgsamen Schwaben mit ihrer Kehrwoche. Die unterschiedlichen Mentalitäten haben jedoch dem „Südweschtstaat“ nicht geschadet. Im Grunde macht man zwar seine Witze über das jeweils andere Volk, arbeitet und lebt aber gut zusammen. Eine Ungleichbehandlung aus Stuttgart ist für mich nicht zu erkennen. Für alle gelten die gleichen mehr oder weniger tollen Gesetze. Der brave Schwabe fügt sich nur lieber als der tendentiell aufsässigere Badener. Das wird in 100 Jahren nicht anders sein, und das ist schön und gut so.
Vielleicht liegt es an der aufsässigen Badenerin, dass ich nicht zufrieden bin, dass uns die Schwaben eine, meiner Meinung nach, undemokratische Verfassung übergestülpt haben.
Der schwäbische Untertan scheint zufrieden zu sein, den Landrat vom Kreistag vorgesetzt zu bekommen, ich absolut nicht.
Es zeigt von den Mächtigen kein Vertrauen in unsere Demokratie und Verachtung gegenüber der Hälfte der Bevölkerung.
Die Schwäbin scheint es wohl gut zu finden ausgesperrt zu werden.
Ich nenne es Verachtung der mächtigen Männer gegenüber der Demokratie, Partizipation und auch aller Frauen.
Eine Volksvertretung die den Großteil der Bevölkerung ausgesperrt, vertritt mich nicht!
Gerade Hüfingen hat gezeigt, dass die Menschen durchaus in der Lage sind über ihre Entscheidungsträger selbst zu bestimmen.