Saichente, en neuentdeckte, schwiizer Exportschlager

Saichente, en neuentdeckte, schwiizer Exportschlager

28. August 2023 0 Von Hubert Mauz

„Eidgenössische Armee unterstütz d’Jostäler“

“Wie eine Fee aus hölzernen Wörtern einen märchenhaften Baum mit Blüten, Blättern und Geschichten hegt und pflegt”

frei nach Rafik Schami
gesprochen von Maria Simon

Gestert Obet  hät mich d` Barbara Riesle usem Holzschlag, des isch d`Regieseurin vu de Jostäler Freilichtspiel, ganz vergelschteret aagruefe. „ Mir finde aifach kaini Saichente us Glas, nu so Plaschtik Glumpp. Des kinne mir natierlich nit bringe. Mir wend selli wirklichkeitsnoh die Gschicht vum Glasmache in de Glashitti im Ferndobel verzehle. Au die Requisite und die Werkziig und die ganze Klamotte und d` Kulisse mien doch stimme“. Natierli han i beim Stückleschriebe genau des au welle und genau beschriebbe und verklickeret. Mit de Schauspieler und de ganze Mannschaft us Kulissebauer, und Liit hinter de Kulisse, hemer en Bildervortrag gmacht. So hend die sich ins Stückli niidenke kinne. Au de Staiberg und de Weg vun de Staibergkuppe, wo sie de Quarz, die Gaggeli, gholt hend , hemmer en ganze Mittag lang aaguckt und de zauberhaft Geist vun dem Ort ufflebe losse. S`eigentlich, tatsächlich Glasmache hemer in de Dorotheehnhütte in Wolfach aaguckt und uns vum Konrad Murr, eme Wolterdinger Nochber und langjährige Glaskocher in Wolfach, zeige und erkläre losse. Au des hend die Jostäler Gsellschaft denno druffghet. S’Köhlere hemer uns vum Reinhold Berger, einem der fundierte Kenner und Könner und aktive Schauköhler, in Wolpadingen, am Dachsbverg, zeige und erkläre losse. Modell für Riese, Gaggeli- Staipoche, Seilereimaschinle, historische Glasträger-Krätze hemer baut. Und au noch Glas-Saichente, e liicht derbe, aber aaschauliche  Einlage in dem Stückle, hemer gsucht. Letztjohr het mer no gläserne kriegt. Aber jetzt wo`s druff aakumme isch, jetzt häts beigott doch no saumässig klemmt. 

„Verzwiefel nit, Barabara, des krieger mer au no naa!“, han ich sie beruhigt und Seelemassage am Telefon, Telefonseelsorge gmacht. E weng isch mir aber s’Stiftli doch au gange, nochdem de Impressario Helmut Lüber de ganz Hochschwarzwald und de Breisgau i Altersheim, Krankehieser, Sozialstatione und private Speicher durchgwühlt het. Nint, nu Plastik Pissente. Alls het mer fortgworfe, des schwer, versaicht, alt Glasglumpp. 

Uff unsere eigene, private, umfangreiche Fundbühne hemer ai einzige, ai gozige ghet. Mir sotet aber 10 – 12 haa. Wo denno s` Telefon als Zaiche fum Ufflege pieps hät, han i zerscht mol e liichte Schnappathmung ghet. Paar Minute später bin i draa gange. Internet, ebay, alli zahlreiche bekannte Altepflegerinne: Alles nint. Morge ruef ich beim Konrad Murr in Wolfach aa, dass die uns 10 mundbloosene mache. Des wär nit ganz billig. Die hend uns aber au beim ganze Glasmacherwerkzieg freundschaftlich und selbstlos gholfe. Des wird e uuruhige Nacht. 

Halt emol, Borgeli, kunnts mir, ich han jo au im Schwizer ebay, bim Ricardo, en Account. Do han ich scho mol en einmalig rare norwegische Spark (Art Schlitten- Rolator) gfunde. Heilige Schwarze Madonna vu Einsiedle, jetzt muesch mol helfe!

Also gib ich kuntenend ii:  

„Pissente“.  Het mir glii denke kinne, dass die Galöri des Wort nit kennet. 

Zweite Begriff uff alemannisch: „Saichente“, oh je des isch sogar de Schwizer z’derb, z’uugobelt. Oder sind so Näme gsperrt, uusgfiltert ?  

Dritte Begriff, fachmännisch, schriftdeutsch, literarisch-hygienisch und klinisch uubedenklich: „Urinflasche für Männer“. Im Bruchteil vu Sekunde e lange Liste wieder zerscht mit Plastikflasche, PE, PET, Acryl, alle mögliche Forme und Designs. 

Halt, oha, an Position 17: „Glasurinflasche aus Armeebestand“. Des Wort für Männer, Homme oder Mascule, hät mer sich natierlich gspart. Nit wie beim teutonsiche ebay, wo i de Machart streng zwische Manne und Fraue unterschiede wird. Oachene Schwizer wisset, dass es konni Fraue i de Armee giht. Also au konni ergonomisch modellierte Pieselflakons. Sogar s’Frauewahlrecht isch in Appezell- Userrhode erscht anne 1978 iigführt wore. Armee-Fraueurinflasche, do stellet sich jedem SVP-ler d’Stiernackehoor. Sogar de CVP- ler und de Freisinnige.

En Herr Hermann Lörli us Neftenbach bietet, O-Ton „ 4 ASM Armeehospital, Militär: Urinflasche“ für SFR. 25.- an. „Verkaufe die Urinflaschen aus Räumung eines Militärnotspitals. Habe diese gerettet. Die Flaschen sind noch aus Glas!” Im Fotole kaa mer feinste schwizer Präzisions- Eichstrich im Deziliterbereich erkenne. Unsere vu de Bühni zoaget nu Vierteli aa. Gottverdelli, Hurekaibesaich, das Glück isch einfach mit den Doofen, denk ich und druck sofort, nuu 20 Minute noch em Aaruf vun de Barbara, und ohne lang z’fackle uf de Kaufknopf. Do wird Barbara und de Helmut aber gucke. Wieder nuu 20 Minute später kunnt e Strompost vum nette Hermann Lörli: „Kauf geht klar“. Die vier het emer scho mol und mail- Address vum Lörli han i jetzt au. Mir sottet jo mindeschtens 10 Saichente als Requisite und als Hauptgag, als stumme Star vum Obet,  i der deftig- derbe Scene han. Probiere kann mers jo mol. Also mail ich im Hermann Lörli und erklär ihm händeringend, für was eigentlich und wie viel so Saichbuddel im Schwarzwälder Alemannien, im Jostal im Summer 2018, dringend bruucht wered.  10 Minute später kunnt wieder e elektronische Feldpost. „Wunderbar, ich hab insgesamt 14 Pulle damals beim Uusbaine vum Feldspital erbeutet. Die könnet ihr für 80.- Stutz han“. Schnell guck ich wo Neftenbach liet, irgendwoher kenn ichs? Aha, glii bei Winterthur gege Andelfinge. Do hät jo min Grosscousin, de Gourmekoch, de Cuesinier Jörg Kuhn gwohnt. Und zu allem Dusel dezue, kunnt der jetzt am Samstig zu mir. S’nächste mail goht an Lörli, an Jürg, an Lüber. Dutti-kompletti, vermeld ich, alle 14 Glasente sind kauft. De Jürg Kuhn vu Elgg, grad nu 20 km nebedraa, holt sie am Friitig ab beim Lörli, zahlt sie und schmugglet die hochgeheime, intime geheimnisträger us eidgenössische Armeebeständ am Samstig nus ins „Schwobbe“, in Schwarzwald. (ob des 3 Johr später beim Neutralitäts Waffeembargo Ukraine Krieg au no gange wär? ) Wa könntet die gläserne Enteli, die bestimmt feierlich vereidigte Gheimnisträger, alles an Jämmerlichkeite, Trüebsinn, Aagebereie und Kraftmeiereie verzelle, wenn sie frei quacke und schnattere könntet ? 


Innerhalb vu 2 Stunde hät de Geheimdienst und s` Netztwerk vu Beziehungskischte des Saichenteproblem schnell, günschtig und unbürogratisch uffgleist. 

Die einzige offene Froge sind noch: 

  1. Übergibt de heimatverbundene, helvetisch Miltaria – Sammler Lörli im Jürg Kuhn die War. Der hät sich nämlich dem Wehrdienst bei de folkloristische Armee durch Gourmee- Koch Aktivitäte in New-York und Irland schmählich als fast vaterlandslose, treulose, ehrlose Deserteur entzoge. Darf so ebber so zerbrechliche, intime, geheimnisvolle Militärbestände ussem Ländli uusschaffe ? 
  2. Wenn aber au no beim genetische Fingerabdruck bei einere vu dene Glasente ruuskumme sollte, dass die im Tornischter vum heldehafte General Guysant gsii isch, wird die Saichent no zu einere hochghandelte Reliquie. Oder hät amend eine devu de Adolf Oggi unterm Feldbett bim WK parat ghett ? Wenn de Nationalrot vum Armeedepartement Ueli Muurer sin Harndrang in so einere Pulle gstillt hät, denno wär sie derziit schwer zum vermärte. 

Uff jeden Fall sind mir de wehrhafte Schwizer Armee, em Maketender Hermann Lörli und im Postillion und Kurier Jürg Kuhn zu immerwährendem Dank verpflichtet. Ohne den selbstlose, alemannische Kulturtransfer wär unsere Jostal-Freilichtstückle- Scene mit dem Glasbuddel- Ufftrag vum Sychehuus im Dreisamtal ums Hoor, im wahrschte Sinn vum Wort, jämmerlich de Orkus nab. 

Grüezi mitenand, Merci vielmols und nünt für Ueguet, ihr schwiezer Militaria Sammler.

Stillgestanden!
Rührt euch!

Paar Woche später bsuechemer d Glasi Hergiswil. Dä wo die Glasmacher Blessing, Sigwart, Beha us Herzogewieler ännizüeglet sind noch em Glasi- Niedergang am Wolfsbach. Au die Glasi isch zwische de Weltkrieg am Vagante gsi. Huuresaich aber au. Weil Urinente aber offesichtlich vu nationaler Bedeutung waret, hät de Bundesrot für die Volklore Muli- Fahrrad- Schüssibengel Armee 40 000 Saichente z Hergiswil postet. Dodemit war d Buddi fürs erscht grettet. Wohrschienlich sind mini 14 Entili no us dem hochnoble, weitsichtige Rettungsfond. Swissair und Credit Swiss lond grüesse und Hergiswil sait mercy villmols.

Won i wieder mol s Gräch uffgrummt han, isch mer des Helvetisch Vorkriegsfahrrad unterkumme. Waa siehn i doo: Am Unterrohr isch koe Trinkflasch wie hit zu Tag aamuntiert, sondern so e Militärsaichente Marke „Glasi Hergiswil“.           

Gäl,  do gugsch?  

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