Holz nur zu verbrennen ist zu schade
Jörg Zwosta
Heizen mit einem nachwachsenden Rohstoff wie Holzhackschnitzel ist auf den ersten Blick sinnvoll und damit klimaentlastend. Es ist tausendmal besser als das Heizen mit Öl, Kohle oder Erdgas. Hackschnitzel werden bei großem Energiebedarf nicht nur aus Holzabfällen und Holzresten gewonnen, sondern auch aus Stammholz, das mehr als 50 Jahre braucht, um wieder nachzuwachsen.
Beim genaueren Hinschauen sind deshalb die Bedingungen einer vorausschauenden Waldpflege zu beachten, die den Blick auf die Belastungen richtet, denen der Wald heute in der Heißzeit ausgesetzt ist. Denn der Wald ist weit mehr als nur Energielieferant fürs Heizen.
Er ist auch unersetzlicher Erholungsraum für Mensch und Tier und gleichzeitig Wasserspeicher und der wichtigste CO2-Speicher, was ihn langfristig in seinem Wirken für die gesamte Umwelt einzigartig macht. Und deshalb muss der Wald der Zukunft wachsen und gesunden.
Nachhaltig ist der Holzverbrauch also erst dann, wenn wir den Zeitfaktor beachten und nur so viel aus dem Wald herausholen, wie wieder nachwächst.
So richtig die Nutzung erneuerbarer Energieträger wie Holz zur Reduktion der CO2-Emissionen ist, muss bei der Holznutzung darauf geachtet werden, diesen Rohstoff nicht nur einfach zu verbrennen, sondern möglichst mehrfach zu nutzen.
Mit der schon heute verfügbaren Technik ist es möglich, aus Holz neben der Wärme auch Strom und zusätzlich Holzkohle (statt nur Asche) zu erzeugen, die für Jahrhunderte haltbar ist, CO2 bindet und wieder in den Wald als Humusaufbau verbracht werden kann.
Wie das geht? Im Markt gibt es Unternehmen, die seit Jahren erfolgreich aus Holzresten Wärme, Strom und Holzkohle erzeugen und so aus dem wertvollen Rohstoff Holz mehr nutzbare und hochwertige Energie erzeugen. Holz nur zu verbrennen ist viel zu schade.
Vielleicht werden die Entscheidungsträger der Brigachschiene bei der nächsten Erweiterung die neue Technik nutzen, auch wenn sie bei der Anschaffung ein wenig teurer ist. Dafür aber erzielt diese Technik nicht nur Erträge aus der Wärmelieferung, sondern auch aus dem Verkauf von Strom und der Lieferung von Holzkohle für den weiteren Aufbau des Waldes. Damit ließe sich auch ein Beitrag zur Versöhnung von Ökologie und Ökonomie leisten.
Die Problematik der Waldhackschnitzel besteht m. E. weniger in der Verwendung von bauholztauglichen Stämmen als vielmehr im Nährstoffentzug, wenn zunehmend auch Baumkronen
bei der Holzernte zu Hackschnitzeln entnommen werden. Eine Rückkehr zur Köhlerei scheint mir wenig wahrscheinlich zu sein.