Erlenzeizige
Liebe Bürgerpostleser,
heute will ich mal wieder etwas aus meinem ursprünglichen Interessensgebiet, der Vogelwelt, schreiben. In meiner Kindheit in den 60 er Jahren war mir dieser Vogel nicht so geläufig, vielleicht auch, weil er mit 12 cm Körperlänge relativ klein ist. Die letzten Jahre sind sie temporär in großen Schwärmen unterwegs, um Erlen- und Birkensamen geschickt aus den Fruchtständen zu holen. Es sind freche Burschen, denn wenn Sie im Futterhaus sind, trauen sich Meisen nur ganz vorsichtig an den Hausrand. Dieses Jahr sind sie bei mir von Anfang an stark vertreten.
Um das Futterangebot etwas flächiger zu verteilen, benutzte ich die Unterseite einer Plastikwanne. Und siehe da, obwohl es etwas rutschig herging, wurde sie recht gut besucht, 16 Exemplare weilten gleichzeitig darauf. Keine andere Vogelart ist sonst zu sehen, weil sie vertrieben wurden.
Wissen Sie schon, welche Vogelart gemeint ist? Ich vermute fast. Es sind Erlenzeisige aus der Familie der Finken.
Die Bilder unten sind entstanden, weil diese beiden Exemplare leider gegen die Scheibe geflogen sind. Ich habe sie mit ihren Flügeln am Körper in die Hand genommen. Man spürt ihren schnellen Herzschlag aber man merkt auch, dass Sie sich über die Wärme der Hand freuen. Das Weiblein war etwas stärker malträtiert, deswegen habe ich sie mit Tüchern umhüllt in einen Vogelkäfig gesetzt und in die warme Wohnung gebracht. Das Männchen war viel besser dran, ihn konnte ich nach kurzer Zeit wieder fliegen lassen. Aber auch das Weibchen kam nach einer Stunde wieder zu sich und ich entließ es wieder in die Freiheit. Als ich das Ellen Claasen berichtete, meinte Sie dass man solche angeschlagenen Vögel länger in Obhut nehmen sollte. Nicht dass Sie meinen, alle Scheibenschläge gingen so glücklich aus, aber ich schätze, so etwa die Hälfte.
Nun noch die Preisfrage, wer ist Männlein und wer Weiblein? Richtig, der schönere ist der Zeisighahn und das ist der rechte. Schauen Sie auf die filigranen Schnäbel, die in der Lage sind, an Birken- und Erlensamen zu gelangen. Sieht doch sehr gut aus, finden Sie nicht auch?
Herzliche Grüße
Franz Maus
An dieser Stelle möchte ich gerne auf Vogelkollisionen an Glas aufmerksam machen:
Jedes Jahr sterben viele Millionen Vögel beim Aufprall auf Glasflächen. Allein in Deutschland werden laut Arbeitsgemeinschaft der staatlichen Vogelschutzwarten jährlich etwa 100-115 Millionen Vögel durch Glasanprall getötet (Info vom Nabu). Das bedeutet, dass Glas heute wahrscheinlich mitverantwortlich für den Rückgang der Vogelwelt in Deutschland, Europa und weltweit ist.
Die Ursachen, die dazu führen, dass Vögel gegen Glas fliegen, sind seit langem bekannt: Transparenz oder Reflexion. Vögel sehen nur die Landschaft, die durch das Glas hindurchscheint oder sich darin spiegelt. In beiden Fällen prallen die fliegenden Vögel mit erheblicher Geschwindigkeit auf das Glas. Die Folge sind meist schwere Verletzungen oder der Tod. Die Beleuchtung kann ein zusätzlicher Faktor sein: Zugvögel können durch nächtliches Licht angelockt oder irritiert werden und dann mit den umliegenden Glasscheiben kollidieren. Dabei gibt es einfache, hocheffektive Lösungen!
https://vogelglas.vogelwarte.ch/assets/files/merkblaetter/MB_Voegel_und_Glas_D_2017.pdf
Vogelschutz an Glas ist kein „Nice to have“, sondern gesetzlich nach § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatschG vorgeschrieben.
Dann gibt es beim BUND Infos, was man tun soll mit verletzten Vögeln: https://www.bund-nrw.de/themen/vogelschlag-an-glas/hintergruende/verletzter-vogel-was-tun/