Haus Nober

ergänzt mit Fotos und Infos, Originalbeitrag vom 16. Dezember 2022

Der Leinenweber, bzw. Tuchmacher Johann Martin Nober wurde am 9.01.1688 in Hüfingen geboren und verstarb ebenda am 27.11.1741. Ein Enkel, Joh. (C)Kaspar Nober (1765-1842) wurde Tuchmachermeister und kaufte das Haus an der Hauptstraße 5.

Katharina Schelble, geborene Götz (1760-1847)

Sohn Johannes Evangelist Nober (18.10.1806-11.02.1887) heiratet Katharina Schelble (1806-1871, Tochter des Korrekturhausverwalters Franz Josef Schelble und Katharina Götz). Mit der Heirat wird Luzian Reich der Ältere sein Schwager, da dieser mit der Schwester von Katharina, Josepha Schelble, verheiratet ist. Der Bruder der beiden Schwestern ist der berühmte Musiker Johann Nepomuk Schelble.

Die Fabrikantenfamilie Nober betreibt auch eine Weberei außerhalb in der Donaueschinger Straße.*

Johann Caspar Nober, 13.12.1765-17.08.1842

Josepha Reich geborene Schelble. (19.03.1788-12.11.1866)

Katharina Nober geborene Schelble
(09.08.1806-16.04.1871)

J.C. Nober ist hier der Sohn Johann Evangelist Nober 16.10.1806-11.02.1887

Die Anfänge des Hauses Hüfingen Hauptstraße 5 sind nicht geklärt.

Haus J.C. Nober etwa 1900
1953

Haus Nober 1910
Haus J.C. Nober etwa 1930

Die Hauptstrasse als wesentlicher Teil der Vorderstadt scheint nach einem Brand irgendwann um 1400 erbaut worden sein. 1702 Abriss des alten oberen Schlosses und Beginn eines Neubaus durch die Fürstenberger. Es werden auch Steine des alten hinteren Schlosses verwendet. Bis 1744 wohnte der Fürst von Fürstenberg zeitweise selbst im Schloss.

Das Haus Hauptstraße 5 muss irgendwie mit dem Schloss zu tun gehabt haben und möglicherweise  auf Grund der Stilrichtung in Richtung Barock zwischen 1702 und 1744 errichtet oder wenigstens modernisiert worden  zu sein.*

Auf einer Karte von 1786 besitzt das Haus schon den heutigen Grundriss (leider keine Quelle in dem Zeitungsartikel).

Alle Bürger Hüfingens, egal welchen Handwerks,  hatten  im Nebenerwerb noch etwas Landwirtschaft und so hatte auch das Haus Hauptstraße 5 noch bis 1960  eine Scheuer und noch Relikte von Aufbewahrungsräumen und möglicherweise kleine Stallungen.

Ende 18.Jhd war es nachweislich das Gasthaus zur Sonne.*

Das Sonnenkreuz trägt im Fuße des Sockels die Jahreszahl 1783

Thomas Winterhalder von der Kalten Herberge (Urach) hatte das Haus 1811 gekauft und war bis 1816 als Besitzer und Wirt eingetragen. Winterhalder war mit Maria Mayer (1769 –1813 ) verheiratet und hatte 8 Kinder, ein Sohn war Matthä Winterhalder (23.07.1799-18.11.1863). Thomas Winterhalder war Uhrmacher und dessen Sohn gründete ca. 1850-1860 die Firma Winterhalder und Hofmeier (W&H, Schwärzenbach). (Infos per E-Mail von Dr. Peter Schlesselmann).

Nach dem Tod von Maria Mayer hatte Winterhalder das Haus 1815 an seinen Pächter Fischerkeller verkauft und zog nach Fiedenweiler. Er hatte aber noch eine Hypothek von 2500  Gulden auf dem Besitz.

Im Jahre 1823 erwarb urkundlich Johann Caspar Nober das Haus Hüfingen Hauptstraße 5 durch Kauf vom damaligen Sonnenwirt Thomas Winterhalder bzw. seinem Pächter und seit 1815 auch Nachbesitzer Johann Baptist Fischerkeller (30.6.1781- 25.8.1853).

Fischerkeller war mit Martha Engesser verheiratet (seit 1813) und baute sich ein neues Gasthaus zu Sonne an der Schaffhauser Straße.

Fischerkeller musste diese “Winterhalder- Hypothek“ auf sein neues Anwesen übertragen, damit  J.C. Nober den vollen Kaufpreis an Fischerkeller bezahlen und die Eigentumsübertragung erfolgen konnte. *

Grabstein auf dem Friedhof Hüfingen


Hier ruht
Johann Babtist Fischerkeller
geboren zu Donaueschingen den 21ten August 1749. 
gundler Kaplan zu Jungnau druch 13 – zu Kaseifingen G_ und endlich dazu ad 6. Blasium durch 26 Jahre ? seine irdische Laufbahn den 21 ten Juny 1852.
Gott gebe Ihm und allen ? die Ewige ? Amen

Aufnahme „Fischerkeller“ von 1880.
Vermutlich Ferdinand oder Mathias, Gastwirt zur Sonne

Caspar Nober stellte im Haus Webstühle auf und betrieb eine Woll-und Textilweberei. Er hatte das Geschäft der Weberei  von seinem Vater, Johannes Nober (16.12.1719-13.09.1788) und Großvater Martin Nober (9.01.1688 -27.11.1741) erlernt. (Fa. Martin Nober und Comp). 

In dem Universal Lexikon von dem Großherzoglichen Baden von 1843  steht unter anderem: „Hüfingen hat 238 Häuser…. Herr Xaver  Reich hat hier  ein Bildhaueratelier…. In diesem Schloss wohnen gewöhnlich die Witwen aus der Fürstenbergischen Familie. Unweit des Schlosses steht eine Nobersche Spinnmaschinenfabrik für Tuchweber, wobei 12 Arbeiter beschäftigt sind…..“*

Später betrieb Caspar Nober zusammen mit seinem Sohn Johann Evangelist Nober die Weberei in noch größerem Stil in der Schaffhauserstraße (nach dem 2. WK Schreinerei Schelble).  Firma Caspar Nober und Sohn.*

Maria Heinemann
(23.12.1857-19.05.1948)

Maria Josepha Heinemann am Brunnen an der Hauptstrasse 52 mit ihrer Cousine Elisabeth Heinemann (Grießhaber).
Maria Heinemann war die Tochter von J. Nepomuk Heinemann und Elisabeth Reich, der Tochter von Luzian Reich.

Marie Heinemann und Joh. Karl Nober

Maria Nober
(geborene Heinemann) im Jahr 1878

Johann Evangelist jüngster Sohn (von 14 Kindern), Johann Karl Nober (11.04.1850-11.12.1920) heiratete Maria Josefa Heinemann (23.12.1857-19.05.1948) die Enkeltochter von Luzian Reich und Tochter des Litographen Joh. Nepomuk Heinemann und Elisabeth Reich. Sie übernahmen später die Hauptstraße 5, handelten dort mit Woll- und Textilwaren und nannten sich J.C. Nober, wie schon der Vater in seiner Todesanzeige. Das Gründungsdatum des Geschäftes wurde auf den Beginn der Nobers in diesem Haus mit 1823 festgeschrieben.

Eingang mit alter Tür 1974

Glasnegativ von Wilhelm Kratt (1869-1949),
Generallandesarchiv Karlsruhe

Die Spinnerei in der Schaffhauser Straße wurde von seinen Brüdern weiterbetrieben und wurde 1875 geschossen.*

Klara Nober 1892
(06.08.1882-21.08.1961)

Klara Nober und Robert Rosenstiel 1913
Marie Heinemann gezeichnet von ihrem Onkel Josef Heinemann

Haus Nober etwa 1910

Robert Rosenstiel und Klara Nober. Im Hintergrund das Gemälde von Marie Heinemann.

Das Wollgeschäft des Johann Karl Nobers funktionierte erfolgreich weiter und wurde später an den Schwiegersohn Robert Rosenstiel aus Unadingen übergeben.

Maria Josepha Nober,
geborene Heinemann in der Hauptstr. 5

*Alle Daten und Infos sind aus dem Sippenbuch von Hüfingen und den unten aufgeführten Zeitungsausschnitten.

Hüfingen, 15. März 1927
Zur Zeit läßt Herr Kaufmann Robert Rosenstiel in seinem alten Patrizierhaus dem ehemaligen Gashaus zur Sonne die Zimmer renovieren. Dabei wurden im oberen Stock die Deckengemälde blosgelegt, von deren Vorhandensein die Familie wohl Kenntnis hatte, aber nie wußte, was die Gemälde darstellen und welchen Charakter und Kunstwert sie haben. Dann seit Jahrzehnten sind die Gemälde übertüncht gewesen und nur die reiche Stückarbeit im ganzen Obergeschoß verriet, daß hier echte Heimatkunst einmal herrliche Räume geschaffen hatte. Die ganze Lamperie zeigt später eingemalte Jagdszenen. An der Decke wurden nun die Bildwerke in den reichumrahmten Feldern wenigstens zum Teil frei gelegt. Es stellt sich heraus, daß lauter biblische Bilder wohl aus dem 18. Jahrhundert an die Decke gemalt sind und zwar ist die Geschichte des ägyptischen Josef in verschiedenen Szenen dargestellt, Josef wird von seinen Brüdern verkauft, Josef und das Weib des Buthiphar, Josef als König, wie er sich zu erkennen gibt etc. Wenn einmal die Bilder wieder von kunstfertiger Hand hergestellt sind, dann besitzt sicher Herr Rosenstiel eines der schönsten Häuser weit und breit. Die Familie bewahrt auch noch eine ganze Reihe von kunstvollen Schnitzarbeiten, Zeichnungen, Bildern und allerlei anderen Kunstgegenständen aus dem Nachlaß der Hüfinger Künstlerfamilien Heinemann-Reich als kosbare Erbstücke auf, denn Frau Rosenstiel ist die Enkelin des Lithographen J. Nep. Heinemann und amit mit den Künstlern Luzian und Franz Xaver Reich und Gleichauf verwandt oder verschwägert. Herr Rosenstiel weiß den reichen Familienschatz wohl zu würdigen.

Zeitungsartikel von 1927

Wappen Rosenstiel

Zeitungsartikel unbekannter Herkunft und Datum

Das Geschlecht der Tuchmacher und Wollenweber Nober war in den Kirchenbüchern der katholischen Pfarrei Hüfingen seit 1596 erwähnt. In direkter Linie können folgende Ahnherren festgestellt werden: Georg Nober, geboren am 2. Juni 1679, Johannes Nober (28. Dezember 1641 bis April 1690), Johann Martin Nober, Tuchwalker (9. Januar 1688 bis 27. November 1741), Johannes Nober, Leineweber und Tuchmacher (16. Dezember 1719 bis 13. September 1788), Johann Caspar Nober, Tuchmachermeister
und Leineweber (13. Dezember 1765 bis August 1842), Johann Evangelist Nober, Kaufmann und Tuchfabrikant (18. Oktober 1806 bis 11. Februar 1887), Johann Carl Nober, Textilkaufmann (11. April 1850 bis 11. Dezember 1920), Robert Rosenstiel, Textilkaufmann (4. Juni 1887 bis 3. Dezember 1960), verheiratet mit der einzigen Tochter Clara des Johann Carl Nober (am 22. Oktober 1912).

Erwerb des Geschäftshaus in der Hauptstraße am Tor 1823 durch Johannes Caspar Nober und zwar durch Kauf vom damaligen Sonnenwirt Thomas Winterhalter, Vormals aus Friedenweiler bei Neustadt, beziehungsweise seinem Pächter und Nachbesitzer Johann Baptist Fischerkeller, Gastwirt zur Sonne (30.Juni 1781 bis 25. August 1853), der seit 18. November 1813 mit Martha Engesser verheiratet war und sich ein neues Gasthaus zur Sonne vor dem Tor an der Schaffhauser Straße an der Abzweigung nach Freiburg erbaute.
Die Ehefrau des vormaligen Sonnenwirts Thomas Winterhalter, Maria Mayer, geboren 1769, war am 20. Juni 1813 kinderlos gestorben. Dieser hatte das Haus um 1815 an den oben genannten Johann Baptist Fischerkeller verkauft, hatte aber noch eine Hypothek von 2500 Gulden auf dem Anwesen, welche dann von Fischerkeller auf seinen Neubau übernommen wurden, so dass Caspar Nober den Kaufpreis ganz an Fischerkeller zu bezahlen hatte.

Gründung der Firma J. C. Nober: Sie ist auf 1823 datiert.
Daß der »Handel mit Wolle und Wollenwaaren schon vom Vater des Johann Caspar Nober unter der Firma Martin Nober & Comp. und später unter der Firma Caspar Nober & Sohn, ferner, dass Johann Evangelist Nober das Geschäft des Wollenwaaren-Handels bei seinem Vater erlernt und betrieben habe«, geht aus einen Zivilprozess des Jahres 1839 (16. April) »in Sachen des Handelsmannes
Limberger und Comp. von hier, Kläger, gegen den Tuchmacher Johann Evang. Nober wegen Beeinträchtigung im Handelsgewerb« beim Bezirksgericht Hüfingen hervor.

Tuchfabrik und Wollweberei: Diese betrieben Johann Caspar und Johann Evangelist Nober in Hüfingen an der Schaffhauser Straße (jetzige Schreinerei Schelble). Diese konnte unter den Brüdern des Johann Carl Nober um 1875 den Anschluss an das Maschinenzeitalter nicht mehr finden und ging als Handwerksbetrieb in den folgenden Jahren ein. Nur das Handelsgeschäft mit Textilwaren und Wolle wurde von Johann Carl Nober im Haus Hauptstraße 5 und später von dessen Schwiegersohn Robert Rosenstiel unter der Firma J. C. Nober, Textilwaren und Garngroßhandlung, weiter betrieben.

Ofen in der Hauptstr. 5

Zeitungsartikel unbekannter Herkunft
etwa aus 1990 vermutlich von von Franz-J. Filipp

Die Josefsgeschichte an der Stuckdecke

Bilder aus der Genesis im Obergeschoss

Hüfingen (ff). In fünf Bildszenen dokumentiert ist im Gebäude Rosenstiel-Nober in Hüfingens Hauptstraße im zweiten Obergeschoss die so genannte Josefsgeschichte als Deckengemälde, eingefasst in Stuck. Thema ist die biblische Erzählung, die auch Stoff für Thomas Manns Roman, aber auch für das Musical zum Thema Josef waren. Ein historischer Kern mag sicher vorhanden, aber nicht belegt sein. Literarisch ist die Josefsgeschichte als Novelle zu betrachten. Wie die Geschichte erzählt, begegnet der zweitjüngste Sohn des Erzvaters als Siebzehnjähriger Jakob (Genesis 37 bis 50, Ps 105). Wegen der Bevorzugung durch den Vater und seiner Träume, die einen Vorrang vor seinen Brüdern und sogar vor seinen Eltern ausdrückt, erregt er den Hass seiner Brüder. Die Absicht der Brüder, ihn zu töten, wird wegen des Einspruchs von Ruben, dem Ältesten, und von Juda nicht ausgeführt. Er wird aber als Sklave an eine ismaelitische Karawane mitgegeben und durch diese nach Ägypten verkauft. Dem Vater wird der Tod durch ein wildes Tier vorgetäuscht. Der reiche Ägypter Potifar kauft Josef schließlich als Sklaven.

Das erste Motiv der Deckengemälde stellt die Brüder Josefs dar wie sie ihn an ägyotische Kaufleute verkaufen. Dieses Deckengemälde wurde durch Bombenabwürfe in der Nähe des heutigen Bürgerhauses Krone im Kriegsjahr 1945 in Mitleidenschaft gezogen.

Ein weiteres Bild zeigt den Versuch der Verführung Josefs im Hause Potifars durch dessen Ehefrau.

Das zentrale Motiv, das heute jedoch durch eine Zwischenwand zerteilt wird und deshalb in seiner Bildaussage nicht erkennbar ist, stellt eine Traumszene des König mit sieben mageren und sieben fetten Kühen dar. Das vierte Bild unmittelbar über dem Eingang zur Wohnstube von der Treppe zeigt ein Gastmahl, zu dem Josef als Verwalter der königlichen Kornspeicher eingeladen hatte. Auf einem abgebildeten Becher ist die Jahreszahl 1748 zu erkennen, was Rückschlüsse auf das Alter der Gemälde zulassen dürfte. In der letzten Szene direkt am Fenster zur Hauptstraße ist Josef schließlich mit seinen Brüdern zu sehen.

Für Theo Wössner, den langjährigen Vorsitzenden des katholischen Bildungswerkes Hüfingen und dessen Frau die in dem Haus früher gewohnt hat, sind die Darstellungen »einmalig«, wie er erklärt. Und Klaus Sigwart, der Hüfinger Restaurator, verweist in diesem Zusammenhang auf Bürgerhäuser in Villingen. Dort konnten sich die Gemälde in den Stuben lediglich nur wohlhabende Bürger leisten.

Zeitungsartikel vom 19. Juni 2004 von Franz-J. Filipp

Biblische Szenen über dem Sofa

Hüfingen. Strategien und Lösungsansätze für den Einzelhandel, ein Thema mit dem sich schon bald der neu gewählte Gemeinderat beschäftigen dürfte. Doch mit dem Ankauf des Hauses Rosenstiel-Nober hat die Stadt Hüfingen zugleich auch ein historisches Erbe angetreten.

Das alte Gemäuer entpuppt sich für Bürgermeister Anton Knapp und Stadtbaumeister Ewald Fürderer bei einem ersten Rundgang als kleines Schatzkästchen. Vor allem die in Stuck gefassten Deckengemälde sind älteren Datums und eine Rarität, direkt über dem Wohnzimmersofa der heutigen Wohnungsmieter.

Und was von der Straßenseite hinter der in früheren Jahren sanierten Fassade kaum zu vermuten ist, Türen, Holztäfelungen oder Fußböden scheinen ebenfalls die Jahrhunderte unbeschadet überstanden zu haben. Bis auf das Ladengeschäft mit einer Nutzfläche von 184,5 Quadratmetern im Erdgeschoss geben die alten Holzdielen auf den 183,9 Quadratmetern im ersten Obergeschoss knarrende Stadtgeschichte preis. Mit zum Teil alten Schlössern bewehrte Tü-ren, dem alten Kachelofen oder durch die Trennwände mit kunstvollen Schnitzereien eröffnet das Haus Rosenstiel-Nober zugleich den Blick auf ein Stück Stadtgeschichte.

Weitere 191,7 Quadratmeter Nutzfläche stehen im zweiten Obergeschoss zur Verfügung.

Hüfingens Verwaltungschef möchte zudem die Idee eines Dienstleistungszentrums in dem historischen Gemäuer mit den neu gewählten Bürgervertretern voraussichtlich noch vor der Sommer im Rahmen einer Klausurtagung gemeinsam mit der Komm-In GmbH aus Sternenfels zur Diskussion stellen. Ziel soll es dabei sein, Dienstleister in der Kernstadt zu halten. Das Konzept von Dienstleistungen, etwa der Stadtverwaltung oder von Banken, sowie Lebensmittelhandel oder Bäcker unter einem Dach als modulares System soll durch interessante Öffnungszeiten etwa an Samstagen neue Impulse zur Belebung der Innenstädte bieten und »Tante-Emma-Läden«, überlebensfähig machen. Träger der Zentren können dabei Kommunen oder Investoren sein.


Der letzte Zeitungsartikel über das Haus war am 9. Januar 2014

Zeitungsartikel aus dem Jahr 2014 über das Haus Nober
Zeitungsartikel über das Haus am 9. Januar 2014 von Stephanie Jakober


Hoffnung für das Haus Nober

Das Gebäude an der Hüfinger Hauptstraße besitzt einen spätmittelaltern Kernbau. 1747 wurde es umgebaut. Diese spätbarocke Ausstattung dominiert das heutige Erscheinungsbild. Vor allem im Inneren, wo die beiden oberen Stockwerke durch hochwertige Ausstattung geprägt werden. In einer bauhistorischen Untersuchung wird das Haus als Quelle der Kulturgeschichte bezeichnet, die Einblick in das Leben und Wirken der Menschen ab dem 16. Jahrhundert ermöglicht.

Der Textilbetrieb Nober: 1823 wurde das Haus von Johann Caspar Nober erwoben. Davor war es im Besitz des Sonnenwirts Thomas Winterhalter.
Nober war Tuchmacher und Leinenweber und machte aus dem Haus an der damaligen Marktstraße sein Geschäftshaus, um dort mit Wolle und Wollwaren zu handeln. Johann Caspar und sein Sohn Johann Evangelist führten auch ein große Tuchfabrik und Wollweberei an der Schaffhauser Straße. Diese musste aber um 1875 unter Johann Karl Nober geschlossen werden. Danach wurde nur noch der Textil- und Wollbetrieb weitergeführt.

Von Johann Karl Nober ging dann der Betrieb an dessen Schwiegersohn Robert Rosenstiel über, dessen Tochter Hildegard von 1960 bis 1984 Eigentümerin war und auch das Geschäft selbst geführt hat. Danach übernahm Peter Biechele das Textilgeschäft, führte es aber unter dem Namen Nober weiter. Lange Zeit war Hildegard Rosenstiel noch im Betrieb als Beraterin zu Stell, wenn es um den Einkauf der Kollektionen ging. 2002 führten die Töchter Petra und Elke Biechele das Geschäft weiter. Der Mietvertrag mit der Erbengemeinschaft lief 2004 aus, die Schwestern gaben daraufhin ihr Geschäft auf.

Bauantrag aus dem Jahr 2020
Bauantrag aus dem Jahr 2020
Zeichnung aus dem Bauantrag vom 29. Februar 2002
Zeichnung aus dem Bauantrag vom 29. Februar 2020

Seit 2019

Seit 2020 Krav Maga umgezogen ist, steht das Gebäude leer. Im Jahr wurde 2020 dem Gemeinderat ein Bauantrag gezeigt und die Baufreigabe erfolgte im Dezember 2022.
Im September 2023 gab es kurzfristig einige Aktivitäten und am Fenster des Zimmers mit dem Tanzboden und dem Gastraum mit den Wandbemalungen aus 1748, wurden ermordete Fische getrocknet.

Laut Landratsamt würde „das Vorhaben von einem denkmalerfahren Architekten begleitet“.

Was also mal übrig bleibt von den barocken Kunstwerken steht in den Sternen.

Haus Nober am 1. Oktober 2025
Haus Nober am 1. Oktober 2025

100 Jahre Festschrift vom Gausängertag 1924

überarbeitet – Originalartikel vom 26. Mai 2022

Die ersten 14 Seiten der Festschrift wurden mit Trankribus transkribiert und von mir mit Anmerkungen bebildert. Der Text der Festschrift ist in schwarz, meine Anmerkungen in blau oder (kursiv).
Wer weiß, wo sich die Fahne befindet oder hat ein Foto dieser?

Die vorliegende Festschrift wurde im Auftrage des Gesangvereins Liederkranz verfaßt.
Es sei dies vorweg gesagt und damit betont, daß das Schriftchen keinerlei Anspruch auf schriftstellerische Vollendung macht, sondern diesbezüglich um weitgehendste Nachsicht bittet. 
Auch ist eine erschöpfende Darstellung der Geschichte des Hüfinger Liederkranzes leider nicht möglich, da ein Teil der Vereinsakten bei dem im Jahre 1897 stattgehabten Brande des Gasthauses zur Sonne in welchem sich zu jener Zeit das Vereinslokal befand, zerstört wurde.

Es gab in Hüfingen mehrere Gasthäuser zur Sonne. Hier ist wohl die um 1815 von Johann Baptist Fischerkeller (30.6.1781- 25.8.1853) neu erbaute an der Schaffhauser Straße gemeint, sie befand sich in der Nähe des Sonnenkreuzes und des Sonnenbrunnens und ist 1897 abgebrannt.

Skizze vom Sonnenbrunnen von Alexander Albert


Unsere Festschrift verfolgt auch noch einen anderen Zweck. Sie soll unseren jetzigen und künftigen Mitgliedern ein Ansporn sein, das, was die Alten schon vor Mitte des vorigen Jahrhunderts gegründet was sie erstrebt und erwirkt, in ernster Zeit erhalten und erweitert haben, in treue Obhut zu übernehmen und als heiliges Vermächtnis zu betrachten. Wir können das Andenken unserer Gründer und verstorbenen Mitglieder nicht besser ehren als dadurch daß wir fleißig und treu auf unser Ziel losstreben, nämlich unser herrliches deutsches Lied immerfort zu hegen und zu pflegen.

Im Bauernkrieg 1525 wurde Hüfingen von den aufständischen Bauern unter Anführung des Hans Müller von Bulgenbach eingenommmen und trat sodann förmlich in das Bauernbündnis ein, mußte aber diese Stellungnahme nach der Niederwerfung des Aufstandes bitter büßen.

Häßliche Schatten warf auf die Geschichte des 16. u. 17. Jahrhunderts auch die Hexenverfolgung, denn schon im Jahr 1613 wurden in Hüfingen viele Hexen verbrannt, darunter 7 ehrbare Bürgersfrauen, welche durch Intervention des damaligen Geistlichen insofern begnadigt wurden, daß sie erst enthauptet und dann auf den Scheiterhaufen gelegt wurden. 

1631-1632 fand der abscheuliche Hexenprozeß gegen den fürstlichen Registrator Tinktorius statt. In den Jahren 1622 und 1628 herrschte in Hüfingen eine große Hungersnot und erreichte der Nahrungsmangel einen solchen Grad daß viele Arme beim Wasenmeister (Abdecker) um Fleisch bettelten.

Einige Jahre später, 1632, hatte Hüfingen im Dreißigjährigen Kriege vieles zu leiden. Im Oktober genannten Jahres hatten die Hüfinger den Kaiserlichen Beistand geleistet und sollte sie der württembergische Oberst Rau dafür züchtigen. Mit 5000 Mann zog er vor das Städtlein, solches zur Übergabe auffordernd. Die Beamten eilten auch aus der Stadt und taten vor dem Obersten einen Fußfall. Die Bürgerschaft aber wollte von einer Übergabe nichts wissen und während die Beamten mit dem Feinde unterhandelten, fiel aus der Stadt ein Schuß in die Reihen der württembergischen Soldaten. Darob sehr ergrimmt begannen diese wutentbrannt den Sturm, erbrachen das Tor, nahmen die Stadt im ersten Anlauf und richteten unter den Bürgern ein furchtbares Blutbad an.  Auch wurde die Kirche ausgeraubt und gegen 1000 Stück Vieh hinweggetrieben. Aber auch im weiteren Verlauf des Krieges hatte Hüfingen Schlimmes zu erdulden; bald quälte es der Feind bald der Freund dazu wütete auf’s neue eine Hungersnot und als im Jahre 1633 auch die Pest viele Einwohner dahinraffte, war die Stadt entvölkert und zerfallen. Kaum hatte sich die verminderte Einwohnerschaft ein wenig erholt, als neue Kriegsstürme auch wieder neue Leiden und Lasten brachten.

Ludwig XlV. König von Frankreich, schickte seine Heere von 1673-1678, von 1666-1698 über den Rhein. Auch in Hüfingen fehlte es in dieser Zeit nicht an Durchmärschen, Einlagerungen, Winterquartierungen, Brandschatzungen und anderen schweren Kriegslasten, wodurch die wirtschaftlichen Verhältnisse abermals schwer darniederlagen. Im Jahre 1775 erbaute der damalige Herr von Hüfingen Fürst Ferdinand von Fürstenberg-Meßkirch ein Schloss, das heute noch steht in welchem das Fürstl. Fürstenb. Landesspital untergebracht ist.

Ferner wurde im Jahre 1775 auch das damals für die fürstenbergischen Lande in Schwaben neuerrichtete Zuchthaus erbaut, deren Räume heute das vom Caritasverband geleitete Knabenheim, Mariahof, beherbergen.

Als zur Zeit der französischen Revolution 1796 Moreau, von Erzherzog Karl verfolgt seinen Rückzug durch den Schwarzwald nahm, erlitt Hüfingen wiederum eine Plünderung. In dem sog. Russenwinter 1813-1814 forderte der Typhus viele Opfer während ungeheure Durchmärsche der Verbündeten stattfanden.

Zur Zeit der Volksbewegung im Sommer 1849 war sämtliche Artillerie der revolutionären badischen Truppen, auf dem Rückzuge vor den hessischen Reichstruppen begriffen, in Hüfingen anwesend.

Im Jahre 1850 wurde das Bezirksamt Hüfingen nach hundertjährigem Bestehen aufgehoben und nach Donaueschingen/ der Residenz des Fürsten von Fürstenberg, verlegt.

Geschichte des Gesangvereins „Liederkranz“ Hüfingen.

Motto:
Teure Heimat, traute Baar,
Deutsches Lied pflegt immerdar.

Hüfingen mit seiner bedeutenden geschichtlichen Vergangenheit war stets eine sorgsame Pflegestätte der Musik und des Gesanges, dieser idealen Güter des von höherer Macht verliehenen Volksvermögens, wo für, um nicht weiter zurückzugreifen, das vorige Jahrhundert so manche Anhaltspunkte gibt. Wenn auch Landwirtschaft und Gewerbe die Hauptberufe der Bürger bildeten, so machte sich im Verhältnis zur Größe und Bedeutung des Platzes auch höheres Wissen und Können in reichstem Maße erkennbar, denn aus den Familien Gleichauf, Heinemann, Schelble, Reich, Seele und Schrenk sind Männer hervorgegangen, deren Schaffen und Wirken weit über die Grenzen ihrer Vaterstadt Bewunderung erregten und deren Werke fortleben werden.

Auf dem Gebiete der Tonkunst waren es der Fürstl. Fürstenb. Hofmusiker Ambros Schrenk, der sich als Klarinettvirtuose bei der f. f. Hofkapelle einen bedeutenden Namen erworben hatte und der hervorragende Opernsänger Joh. Nep. Schelble, welcher in Berlin, Wien und Frankfurt a. M. wegen seinen künstlerischen Leistungen ganz besonders gefeiert wurde.

Johann Nepomuk Schelble Quelle: gallica.bnf.fr / Bibliothèque nationale de France

Der F. F. Hof in Donaueschingen unterhielt nebst einer berühmten Kapelle ein Theater, wozu bei großen Aufführungen dann und wann männliche und weibliche Sangeskräfte aus Hüfingen beigezogen wurden. Unter den Staats und f. f. Beamten befanden sich stets lebensfrohe junge Leute. 

All diese Momente haben die Liebe zu Musik und Gesang stets wach gehalten und mögen ohne Zweifel dazu beigetragen haben, daß Hüfingen unter den kleineren Städten Badens eine der ersten war, in welcher ein Männergesangverein in’s Leben gerufen wurde.



Es ist nicht unsere Aufgabe, die Geschichte des deutschen Männergesangs unserer Festschrift einzuverleiben, doch wollen wir kurz anführen, daß sich im Jahre 1808 auf Anregung “Zelters” von der Berliner Sangakademie der erste deutsche Männerchor, die Zelter’sche Liedertafel abzweigte. Zelter ist als der geistige Vater des norddeutschen Männergesanges zu betrachten, während der Schweizer J. Nägeli, der Gründer der süddeutschen Männerchöre ist.

Dem Beispiele Berlins folgten bald eine ganze Reihe anderer Großstädte unter diesen auch Frankfurt a. M. im Winter 1826-28. Hier war es der obengenannte Joh. Nep. Schelble der Gründer und Dirigent des heute noch berühmten Cäzilienvereins, der aus Herren dieser Gesellschaft die Frankfurter Liedertafel in’s Leben rief. Schelble war ein treuer Freund Zelters und stand s. Zt. im Mittelpunkt des gesamten Musiklebens der Stadt Frankfurt, die ihm bis in unsere Tage ein treues Andenken bewahrt hat.

Nachdem schon vorher der Männergesang in engerem Kreise gepflegt wurde, trat man im Jahre 1844 an die Gründung des Gesangvereins heran, wobei sich die Herren Gleichauf, Revellio und Rombach besonders verdient gemacht haben. Die Zahl der ausübenden Sänger belief sich damals auf 15, worunter auch Amtsphysikus Dr. Würth, Ehrenbürger der Stadt Hüfingen war, der erst im Jahre 1905 in Freiburg i. B. als Neunundneunzigjähriger zur ewigen Ruhe gegangen ist.

Medizinalrat Dr. med. Fidel oder Fidelis Würth (geboren 1806 ? gestorben 1905 in Freiburg), Großherzoglicher Physikus, verheiratet mit Anna Hasenfratz etwa 1847. Ein Sohn Stefan (27.12.1848-27.12.1848). Mehr gibt das Sippenbuch und die Chronik nicht her.

Die Statuten des Vereins welcher sich gemäß §1 zur Aufgabe stellt, den Gesang in der hiesigen Stadt und der Umgegend nach Kräften zu veredeln und zu verbreiten, sowie auch mittelbar das gesellige Verhältnis zu heben, wurden erst am I8. Oktober 1845 festgelegt. Diese wurden von 44 aktiven Mitgliedern unterschrieben, ein Zeichen, mit welch‘ großer Begeisterung die damaligen Bürger dieser idealen Bestrebung zugetan waren.

Aber auch weitere Kreise der Bürgerschaft würdigten den jungen Verein, indem sie ihm Mittel an die Hand gaben, um die Anschaffung nebst Volksgesängen auch klassischer Musikalien zu ermöglichen. Nebst der Pflege des Gesangs wurde auch stets für geselliges Zusammensein durch Wagen- und Schlittenfahrten Sorge getragen.

Einen großen Eifer zeigte der Verein im Jahre 1845 durch Veranstaltung eines Wohltätigkeits-Konzertes, bei welchem 234 Gulden eingenommen wurden und durch Beteiligung am 2. Hegauer Sängerfest in Engen, sowie am großen Gesangswettstreit in Schaffhausen im darauffolgenden Jahre, bei welchem der Verein einen silbernen Becher nebst Urkunde als Preis erhielt.

Die bekanntesten Namen außer den obenerwähnten Gründern sind: Hofmusikus Flaig, Forstinspektoren Ekart und Gebhard, Lehrer Neumeister und Aktuar Bühler. Auch unser größter Hüfinger Kunstfreund und Kenner Lucian an Reich würdigte den damals entstandenen Verein und gehörte demselben als Ehrenmitglied an. 

Nach dem Ausscheiden des 1. Vorstandes und Dirigenten Gleichauf trat an dessen Stelle Oberlehrer Rombach. Nach der Versetzung Rombachs scheint der Verein für die Leitung Mangel an geeigneten Personen gehabt zu haben , da bis zum Jahre 1860 Tätigkeit und Aufzeichnungen fehlen. Der sich anfangs der 60er Jahre von neuem aufraffende Verein wurde alsdann von Oberlehrer Martin Brugger geleitet die alte Gemütlichkeit wurde wieder wachgerufen. (In jener Zeit gehörte das vor einigen Jahren verstorbene Ehrenmitglied Altbürgermeister Wilhelm Krausbeck als einer der eifrigsten Sänger dem Verein an.)  Musikinstrumente wurden angeschafft und Gesangverein und Blechmusil zu einem Vereine gebildet. Nebst privaten Stiftungen des damaligen Bürgermeisters Jakob Bausch wurden dem Verein von der Stadtkasse für Mitwirkung bei den 3 Kirchenfesten jährlich 25 Gulden überwiesen. Auch wurden wiederholt im Schloßgarten in Donaueschingen Konzerte veranstaltet.

Kurz vor Ausbruch des 70er Krieges wurde Oberlehrer Brugger nach Konstanz versetzt. Während des Krieges lies der Verein seinen im Felde stehenden Mitgliedern 15 Gulden verteilen und ebensoviel übergab er dem Frauenverein für die Verwundetenfürsorge. 1871 wurde Fridolin Dufner ein ehemaliges Mitglied des F. F. Hoforchesters Dirigent des Vereins. Am 8. September 1878 nahm der Verein an einem Sängerfeste in Konstanz teil. Nachdem seither der Dirigent zugleich die Vorstandsstelle wahrzunehmen hatte, wurde im Jahre 1879 erstmals ein Vorstand in der Person des Ferd. Fischerkeller gewählt. Dafür daß der Verein in guten Händen lag, spricht die Genauigkeit der Anmeldungen aktiver und passiver Mitglieder, die stets auf schriftlichem Wege zu erfolgen hatten. 

Das Vereinslokal war bis zum Brand 1897 das Gashaus Sonne. Diese wurde von Johann Baptist Fischerkeller (30.6.1781- 25.8.1853) erbaut. Sein Sohn, Matthias Fischerkeller (18.2.1820-6.6.1893) übernahm die Sonne und später eins seiner 11 Kinder: Ferdinand Fischerkeller (15.03.1845-?1899?)

Zum Vereine zählten in jener Zeit unter anderen: Josef Fischerkeller, Matthäus Riegger, Karl Schelble, Valentin Bromberger, Emil Heinemann, Bürgermstr. Julius Faller, Richard Schelble, Adolf Eisele, Adolf Martin, Rudolf Riedlinger und Josef Moog.

Aus dem Jahre 1880 befindet sich das erste gedruckte Programm bei den Akten. Mit dem Austritt des Fridolin Dufner wurde Ferdinand Fischerkeller Dirigent, und Bürgermeister Julius Faller 1. Vorstand. Unter Leitung dieser beiden bewährten Musikfreunde entfaltete der Verein eine rege Tätigkeit mit bestem Erfolg. Leider gingen dem Verein durch den Brand (1897) der Wirtschaft zur Sonne Aufzeichnungen aus jener Zeit verlustig und auch das ziemlich um fangreiche Inventar erlitt beträchtliche Einbuße. Darunter befanden sich die Fahne aus dem Jahre 1866, ein Podium, Musikinstrumente, Musikalien und eine originelle reichhaltige Garderobe. Im Jahre 1866 war Ludwig Schmid Vorstand dessen Stelle Josef Martin von 1902-06 einnahm. Nach dem Austritt des Dirigenten F. Fischerkeller,  welcher im Jahre 1899 erfolgte, trat wieder eine Pause ein bis 1909 wo Josef Heinemann die Dirigentenschaft übernahm und Adolf Sulzmann 1. Vorstand wurde, dem drei Jahre nachher Jakob Müller folgte.

Während des Krieges setzte die reguläre Tätigkeit des Vereins aus indem der Dirigent, der auf dem Feld der Ehre den Tod gefunden hat und eine erhebliche Anzahl der Mitglieder unter die Fahnen gerufen wurden. Die Zurückgebliebenen wirkten in jener Zeit bei einigen Feierlichkeiten mit, wobei in dankenswerter Weise Oberlehrer Bach dirigierte.

Durch die Beteiligung an der Empfangsfeier für die heimkehrenden Krieger am Stephanstage 1918 wurde Veranlassung gegeben, den Verein neu ins Leben zu rufen. Durch den Vorstand erging an sangeskundige Herren eine Aufforderung dem Verein als aktive Mitglieder beizutreten. Diese Aufforderung schlug nicht fehl, denn schon bei der ersten Veranstaltung unter Leitung des neuen Dirigenten Hauptlehrer Ferd. Frei zählte der Verein gegen 50 aktive und über l00 passive Mitglieder. Im Jahre 1920 wurde Adolf Müller 1. Vorstand. Durch die anerkannten musikalischen Kenntnisse des Dirigenten und dessen zielbewustes energisches Vorwärtsstreben kam der Verein bald zu neuem Aufblühen. In den letzten Jahren kamen nebst Männerchören auch gemischte Chöre und Männerchöre mit Orchesterbegleitung durch die hiesige Streichmusikgesellschaft zum Vortrage, welche die Kritik gut überstanden haben. Auch wurden einige Operetten gegeben, welche den besten Anklang fanden und auch von auswärtigen Besuchern stark frequentiert waren. Tatkräftiges Eingreifen des Vorstandes in die übrigen Vereinsgeschäfte trug dazu bei, daß der Verein auf einer vordem noch nicht erreichten Höhe angelangt ist.

Am 2. Juli 1922 beteiligte sich der Verein an dem Sängerfeste in Bonndorf und erhielt dort in heißumumstrittenem Wettsingen la. mit Ehrenpreis im erschwerten Volksgesang.

In der jetzigen schweren Zeit hat der Gesangverein das Bestreben, seinen Mitgliedern wie auch der Allgemeinheit durch die edle Sangeskunst Gelegenheit zu bieten neben all‘ den Tageslasten und Gedanken über Vergangenheit und Zukunft auch von Zeit zu Zeit einen wärmenden Sonnenstrahl in das Innere eines Jeden dringen zu lassen denn Gesang erfreut das Menschenherz und jeder nach höherem Ziele strebende Mann wird im Gesang ein Ideal finden.

Hüfingen,  im Mai 1924 Josef Bausch, Altbürgermstr.

Foto von Karl Schweizer

Die Fahne des Vereins.

Wie oben erwähnt, wurde die sich jetzt im defekten Zustande befindliche Fahne im Jahre1846 beschafft und genau 20 Jahre später die Fahne, welche beim Brande des Gasthauses zur Sonne zerstört wurde.

Der Verein sah sich daher veranlaßt, im Hinblick auf das 80jährige Stiftungsfest eine neue Fahne zuzulegen, mit deren Anfertigung das Kloster Gengenbach, welches in diesem Industriezweige bedeutenden Ruf besitzt betraut wurde.

Die neue Fahne.

Die vordere Seite der Fahne ist in ihrer Grundfarbe dunkelgrün, trägt eine im Goldton gestickte Lyra, das Symbol des Gesanges, welche mit Lorbeerzweigen, dem Zeichen des Ruhmes bekränzt ist. Der in die Lyra eingestickte weise Schwan deutet auf das alte deutsche Lied hin, das durch unsere großen Meister der Dichtungen festgehalten worden ist. Die Deutschen haben im Mittelalter ein sinniges, ausdeutendes Verhältnis zur Natur gehabt.

Das Volk sah in der Natur Vorgänge, welche in allen Arten liebenden, segnenden, neckenden oder Verderben bringenden Vorkommnissen geheimnisvoll in das Menschenleben hineinragten. So gewann damals der Schwan bei unsern Vorfahren einen Platz in verschiedenen Formen u. a. auch für den Gesang. Als Darstellung des deutschen Liedes, sowie zur Versinnbildlichung der Stärke des Mannes zieren Eichenzweige mit Eicheln die Fahnenecken. Die hieran angeflochtenen Bänder tragen die Worte:

Teure Heimat, traute Baar,
Deutsches Lied pflegt immerdar!

Die Rückseite hält als Grundfarbe amarandrot. Auf den ersten Blick erhält der Beschauer von dem Bild den Eindruck des Heimats- und Vaterlandsgedankens. Ährenbündel in Bändern in den vier Ecken verkörpern die ährenschmucke Baar, welche sich an die Höhen des Schwarzwaldes anschließt und dieser hier durch einen leichten Tannenzweigenkranz angedeutet wird. Daran schließt sich ein Schriftband mit der Aufschrift, “Liederkranz Hüfingen 1844-1924”ferner sind zwei Sternkreuze eingefügt um unsern Herrgott nicht zu vergessen, in dessen Obhut wir gestellt sind.

Durch ein leicht gehaltenes, in das Schriftband verschlungenes Bänderarragement in badischen Farben wird ein aufgerolltes Pergament mit dem Stadtwappen aus dem Jahre 1477 als Fahnenbild getragen. Nach dem Fürstl. Fürstenb. Arkundenbuch Band Vll erscheint das gewählte Wappen auf einer Urkunde des genannten Jahres, ist also geschichtlich das richtige Stadtzeichen unserer Vorfahren. In Silberstickarbeit auf tiefblauem Tatschenschild als Untergrund, sowie dem fahlgelben, geschlitzt, aufgerollten Pergament erhebt sich der viereckige Turm mit Türmchen (das Wappen markant hervor, gleichsam uns an unsere Stadtgeschichte und Altvordern ermahnend.

Altherkömmlich sind die Stadtfarben “Blau- Weiß” oder in der Heraldik “Blau-Silber”. Das in ruhigen Farben stilvolle Bild gibt der Fahne durch das Festhalten an dem heraldisch/ geschichtlich Nichtigen einen wirklichen dokumentarischen Wert, ehrt hierin die Vergangenheit und ehrt die Gegenwart indem darin die Verehrung zum Vaterlande, sowie die Liebe zur Heimat niedergelegt ist. 

Die Fahne wird aber auch der Zukunft zur Ehre gereichen, solange und so oft sich die Sänger Hüfingens um ihr Wahrzeichen zur Verherrlichung des deutschen Liedes versammeln.

Karl Moog. Bürgermstr. Hausach.