
Rostbraune Mauerbiene
Liebe Bürgerpostleser,
Sie erinnern sich sicher noch an meinen Bericht über Mauerbienen unten. Sie sind die ersten Wildbienen, die man im zeitigen Frühjahr zu sehen bekommt.
Ein erstaunliches Detail möchte ich noch nachschieben: Weibliche Mauerbienen können das Geschlecht ihres Nachwuchses selbst bestimmen. Denn befruchtete Eier werden Weibchen, unbefruchtete Eier Männchen. Ganz einfach. Das ist praktisch für die Reihenfolge beim Schlüpfen. In die Niströhrchen legen die weiblichen Mauerbienen vorne immer unbefruchtete Eier, weil die Männchen früher schlüpfen und so dann der Weg frei ist für die Weibchen. Die krabbeln dann einige Tage nach den Männchen aus ihrem Kokon. Ein absoluter Hammer, was die Natur da eingerichtet hat. Die Männchen warten sehnsüchtig auf die Weibchen, um sich mit Ihnen zu paaren. Erinnern Sie sich noch an das tolles Foto einer solchen Paarung das mir Edmund Zeiser aus Zimmern unter der Burg 2024 überlassen hat? Man wundert sich nicht, dass man früher das kleine Männchen mit weißem Schnauz und längeren Fühlern und das Weibchen für zwei Arten gehalten hat.

Dieses Jahr schoss Frau Kornelia Eiermann aus Tennenbronn vor kurzem das Bild oben und stellte es mir dankenswerter Weise zur Verfügung. Es entstand auf unserer Terrasse auf meinem Finger. Sehen Sie den Unterschied zum Bild ganz oben? Sicherlich doch, denn hier sitzen zwei Männchen aufeinander. Ob das bevölkerungspolitisch von Erfolg gekrönt sein wird? Mit absoluter Sicherheit nicht. Edmund Zeiser meinte, dass die Männchen so heiß seien, dass sie es nicht erwarten könnten, bis die Weibchen aus der Röhre kämen und sich deswegen auf Kollegen stürzen. Man könnte aber auch auf ein gleichgeschlechtliches Sexualverhalten tippen. Sei es, wie es sei, jedenfalls eine interessante Beobachtung. Oder, was meinen Sie?
Im übrigen, so sehen im Moment die vier geviertelten Öffnungen der Halterungen unseres Terrassentisches aus. Manche Röhren sind schon geöffnet, manche noch verschloßen, es bleibt auf jeden Fall spannend, was sich weiterhin tun wird.

Rostbraune Mauerbiene Teil I
13. Juni 2023
Liebe Bürgerpostleser,
wissen Sie noch aus früheren Berichten, wie viele Wildbienenarten es in Deutschland gibt?
Etwa 570 Stück, es ist unvorstellbar. Allen gemeinsam ist zum einen, dass sie zwar einen Stachel haben, aber defakto nicht damit stechen. Da werden sich viele von ihnen darüber freuen, hab ich recht?
Das andere gemeinsame ist, dass die meisten einzeln sprich solitär leben, nur Honigbienen, Wespen, Hummeln und Hornissen bilden Staaten. Zur Paarung müssen Männlein und Weiblein natürlich zusamenfinden, denn die Vermehrung erfolgt geschlechtlich. Edmund Zeiser aus Zimmern unter der Burg ist ein tolles Foto einer solche Paarung gelungen, herzlichen Dank für die Bildüberlassung. Schauen Sie sich das Bild in Ruhe an. Können Sie nachvollziehen, dass man diese beiden Tieren zwei Arten zuordnete? Das Männchen, obenauf, ist kleiner mit weißem Schnauz und längeren Fühlern als das Weibchen, ist das nicht ein Hammer? Es ist die rostbraune Mauerbiene.
Also, die Paarung war in Zimmern unter der Burg und das weitere passierte in Hausen vor Wald in der Terassentischhalterung und in der Öffnung zweier Stühle.
Zehn Jahre ist nichts passiert, aber jetzt ist die Post abgegangen. In den Kammern unternimmt das Weibchen alles, damit die Nachkommenschaft überleben kann: Jedes Ei erhält einen mit Nektar getränkten Pollenvorrat und die Zelle wird dann zuzementiert. Die Wände der Brutzellen bestehen aus lehmiger Erde und sind in etwa 1 bis 3 mm dick. Der Verschlussdeckel der Brutröhre ist durchschnittlich 5 mm stark.
Durch den Verzehr des eiweißreichen Pollens wachsen die Larven mit atemberaubender Geschwindigkeit heran. Schon in der ersten Woche häuten Sie sich dreimal, im Alter von 7-10 Tagen beginnt die Kotabgabe. Nach 3-4 Wochen ist der Pollenvorrat komplett verputzt. Wirklich atemberaubend. Aber es geht noch weiter: Denn danach überzieht die Larve den ausgeschiedenen Kot und die Zellwände mit Spinnengewebe. Sie spinnt ihren 9-19 mm langen tönnchenförmigen rotbraunen Kokon mit einer weißfilzigen Spitze. Logischerweise unterscheiden sich die Kokons von Weibchen und Männchen deutlich in ihrer Größe. Nach einer zweiwöchigen Ruhephase im Inneren des Kokons verpuppt sich die Larve. Im August ist die Entwicklung abgeschlossen, die voll entwickelten Bienen liegen nun in ihren Kokon und drehen bis zum nächsten März des nächsten Jahres Däumchen. Hammerhart kann man da nur sagen, ich glaube, Ihnen fehlen auch die Worte. Nie hätte ich gedacht, dass sie als Puppen überwintern. Da muss ich mir noch Gedanken zur Einlagerung der Terrassenmöbel über den Winter machen.
Die Bilder oben zeigen einen Verschlussdeckel im Terrassenstuhl, ich vermute auch von der Rostroten Mauerbiene, weil der Verschluss genauso aussieht. Dagegen fand ich eine andere Wildbiene an einer weiteren Stuhlöffnung, die deutlich kleiner ist als die Mauerbiene.
Und schauen Sie sich den Verschlussdeckel auf dem Bild oben an, eindeutig anders und damit einer eigenen Art gehörend. Ich komme aus dem Stauen nicht mehr heraus, gell, Sie merken das.
Edmund Zeiser zeigte mir ein kleines Schneckenhaus, das eine Wildbiene zur Wohnung nahm und die ähnlich aussieht wie der Verschlussdeckel auf Bild oben. Das dient vermutlich zur Tarnung.
Herzliche Grüße
Franz Maus