Regenwurmliebesspiel

Regenwurmliebesspiel

28. Februar 2024 0 Von Dr. Franz Maus

Liebe Bürgerpostleser, 

das ist wieder so eine Sache. Hand aufs Herz, haben Sie schon einmal Regenwürmer beim Liebesspiel beobachten können? Ich auch nicht. Aber eine Bekannte aus dem Berufsleben, Frau Dr. Doris Seichter aus München-Grub, schickte mir dieses sensationelle Bild. Sie schrieb dazu: „Neulich morgens um 7.30 Uhr wurde ich Zeuge eines Schauspiels, das ich zwar in Theorie aus der Zoologievorlesung während des Tiermedizinstudiums kannte, aber noch nie in Natura beobachten konnte, das Liebesspiel des Regenwurms. Leider konnte ich nur ein einziges Foto machen, denn als die beiden erkannten, dass sie entdeckt waren, ist jedes in ein eigenes Mauseloch geflüchtet.“ 

Also, dass die zwei auseinandergingen ist klar, weil sie schon stundenlang zusammen waren. Denn spät in der Nacht beginnt das Liebesspiel und dauert oft bis in die Morgenstunden. Die ganze Sache ist sehr gefährlich, weil sich die Würmer außerhalb ihrer Wohngänge paaren und so eine leichte Beute für ihre zahlreichen Fressfeinde werden können. Deswegen hat das Paar beim Fotografieren Gefahr gewittert und ist schnell auseinander und in Deckung. 

Es sieht ja schon einmalig aus das Geschehen, finden sie nicht auch? Es erinnert mich an den Liebesakt der Tigerschnegel. Nun, was sind Regenwürmer sexuell gesehen? Sie ahnen es, Zwitterwesen. Nur im Ausnahmefall befruchten sie sich selbst. Im Regelfall tauschen sie ihre Spermien aus, damit es eine Fremdbefruchtung wird. Erstaunlich sind die schmalen Schwänze der beiden. Sehen Sie die vom Körper abgehobenen Kopfteile? Es wirkt komisch. Der Bereich zwischen den Köpfen ist durch Sekrete verklebt und dient dem Spermienaustausch. Hammerhart. Übrigens erfolgt eine Paarung nicht gleich mit dem ersten besten, sondern bis zu zehn Mal wird getestet, ob es passen könnte. Schön zu sehen ist die Ausbildung des sogenannten Gürtels, einer gelblichen sattelförmigen, drüsenreichen Verdickung vom 27. bis 35. Segment. Das haben nur geschlechtsreife Tiere. Die Geschlechtsreife tritt erst mit ein bis zwei Jahren tritt. Der Regenwurm kann bis acht Jahre alt werden und bekommt einmal jährlich Nachwuchs. Die Eier werden in Kokons abgelegt. Die Jungwürmer schlüpfen ja nach Umgebungstemperatur mit 90 bis 135 Tagen. Regenwürmer sind imstande, Überschwemmungen mit sauerstoffreichem Wasser durch ihre Hautatmung über mehrere Monate lang zu überleben. Wer hätte das gedacht. 


Ich will es dabei bewenden lassen, denn es ließe sich noch viel Interessantes schreiben. Nur noch eines möchte ich ansprechen, die immense Bedeutung des Regenwurmes für die Humusbildung und Bodenfruchtbarkeit.

Vielen Dank an Frau Dr. Doris Seichter für die Überlassung des tollen Bildes. 

Herzliche Grüße
Franz Maus