Lärmaktionsplanung der Stadt Hüfingen
Anhörung zur frühzeitigen Beteiligung der Bürger*innen.
Am Dienstag, den 5. Juli 2022 fand um 18:00 Uhr in der Hüfinger Festhalle die Anhörung der frühzeitigen Beteiligung der Bürger*innen zur o.g. Aktion statt.
Von Seiten der Stadtverwaltung waren der Bürgermeister, der Hauptamtsleiter und der Bauamtsleiter anwesend. Frau Hesse und Herr Wahl vom Büro Rapp, welches mit der Durchführung des Lärmaktionsplanung beauftragt ist, moderierten den Abend. Rund 30 interessierte und betroffene Bürger*innen, die an den verkehrsreichsten Straßen von Hüfingen wohnen, verfolgten aufmerksam die Ausführungen von Herrn Wahl und brachten sich durch Stellungnahmen und in der anschließenden Diskussion ein.
Die vom Büro Rapp vorgeschlagene Maximallösung wurde von allen Anwesenden positiv aufgenommen. Diese Lösung beinhaltet im Wesentlichen die Herabsetzung des Tempos auf den folgenden Straßen: Haupt- und Donaueschinger Straße, Bräunlinger und Schaffhauser Straße sowie Dögginger- und Hochstraße. Das Ergebnis wäre deutlich weniger Lärm, mehr Verkehrssicherheit vor allem für Fußgänger und Radfahrer und letztendlich für alle Hüfinger*innen ein Gewinn an Lebens- und Aufenthaltsqualität.
Zu Irritationen führte allerdings ein separates vorangegangenes Gespräch mit Firmeninhaber*innen zum gleichen Thema. Der Sprecher der Bürgerinitiative Verkehrsberuhigung Hüfinger Außerstadt (Süden) hob hervor, dass es beim Lärmaktionsplan weniger um Befindlichkeiten der Gewerbetreibenden ginge, sondern schlicht und ergreifend um jedwede Maßnahme, die zur Verkehrslärmminderung und damit zum Schutz der betroffenen Anwohner*innen ginge. Auch bemängelte er, dass die Verkehrszahlen von der Stadt Hüfingen zur Verfügung gestellten Messungen nicht stimmen können. Er forderte die Verantwortlichen auf, die Zahlen näher zu belegen. Dieser Aufforderung allerdings konnten die Verantwortlichen an diesem Abend nicht nachkommen, da genaue Quellenangaben fehlten.
Des Weiteren wurde vom Sprecher kritisiert, dass bei der Neugestaltung der Schaffhauser Straße kein Flüsterasphalt in Betracht gezogen wurde. Der Bauamtsleiter merkte an, dass offenporige Beläge erst abTempo 80 km/h wirksam seien und der lärmmindernde Belag nur ca. sieben Jahre hielte. Doch Herr Wahl konnte diesen Vorbehalt aus dem Weg räumen, da es geschlossene Beläge gäbe, die effektiv bei geringeren Geschwindigkeiten zur Lärmminderung beitrügen und als weiterer Vorteil die kaum wesentlich teuereren Herstellungskosten anderer Beläge gegenüber nennen. Er wies auch daraufhin, dass ein Lkw 20 mal so viel Lärm verursacht wie ein einzelner Pkw; dies im Hinblick auf den Schwerlastverkehr.
Herr Wahl brachte abschließend zum Ausdruck, dass sein Büro bereits eine Vielzahl von Gemeinden auf dem Weg zur Lärmminderung beraten und begleitet habe und dass das Ergebnis dieser Arbeiten war, dass diese Gemeinden mit der Einführung von Tempo 30 sehr zufrieden seien. Unterlegt wurde dieser Erfolg durch zahlreiche Presseberichte.
Es wurde von den Anwesenden bemängelt, dass bei der Einführung des Lärmaktionsplans vor fünf Jahren keine entlastenden Maßnahmen vom Gemeinderat und damaligen Bürgermeister beschlossen wurde.
An diesem Abend waren sechs Vertreter*in des Gemeinderats anwesend.
Bedauerlich war, dass die einzig anwesende Gemeinderätin, die sogar in der Nähe der viel befahrenen Schaffhauser Straße wohnt, sich nicht in die Diskussion mit einbrachte.
Der Gemeinderat der Stadt Hüfingen wird nach der Sommerpause über dieses zukunftsweisende Thema, welches uns alle betrifft, beraten und endgültig darüber entscheiden müssen.
Am Samstag, 16. Juli war ein Artikel in der Zeitung. Schade, dass wir so eine
konservative und schüchterne Presse haben. Die Thematik hätte man viel offener
und positiver darstellen können. Anderorts, wo weniger Straßenverkehr vorherrscht
als in Hüfingen, geht`s doch auch, oder?
Da inzwischen die Möglichkeiten neue Kreisverkehre zu errichten bald ausgeschöpft ist, konzentriert man sich nun wohl auf die nächste Mode im Verkehrsbereich, Tempo 30 innerstädtisch möglichst überall. Es wird mit Verkehrssicherheit und Lärmreduzierung argumentiert ohne irgendwelche konkreten Zahlen. In wie weit sich dadurch die Verkehrssicherheit verbessern lässt erschließt sich mir nicht, da die meisten Unfälle durch menschliches Fehlverhalten verursacht werden. Ob ich einen Fußgänger mit Tempo 50 oder 30 überfahre, wenn ich diesen übersehe, da wird kein großer Unterschied sein. Ergibt die Hüfinger Unfallstatistik überhaupt Anlass zur Besorgnis? Und rechtfertigt diese ein Tempo 30 Limit? Dann das Argument der Lärmreduzierung. Ich denke dieser Effekt kann auch durch technische Lösungen erreicht werden. Wie schon angesprochen durch Flüsterasphalt, aber auch durch technische Veränderung der Autos. Die Autos werden immer größer und schwerer, haben breitere Reifen (ergibt auch mehr Feinstaub) und werden daurch immer lauter. Hier müsste der Gesetzgeber am besten auf EU Ebene gesetzliche Regelungen erlassen, die diese Entwicklung umdreht. Damit wäre die Ursache bekämpft, Tempo 30 bekämpft nur ein Symptom. Zu dem steigert Tempo 30 den Treibstoffverbrauch, was auch nicht zeitgemäß ist. Dies mal generell. Für Hüfingen kann ich mir eine weitere Tempo 30 Zone vom Autohaus Zipfel bis zum Bahnhof durchaus vorstellen. Alles andere ist für mich Verkehrspolitik mit der Gießkanne.
Es gibt wohl keine Gemeinde im Schwarzwald-Baar-Kreis, die mehr Verkehrsbelastung aufweist, als die
„Kernstadt“ von Hüfingen.
Was die konkreten Zahlen anbelangt, hier zum Beispiel eine belastbare Studie des Umweltbundesamtes:
https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/2546/publikationen/wirkungen_von_tempo_30_an_hauptstrassen.pdf
Bei der Temporeduzierung von 50 km/h auf 30 km/h verringert sich beispielsweise der Verkehrslärm auf die
Hälfte! Aber auch die Verkehrssicherheit nimmt deutlich zu und auch der Kraftstoffverbrauch wird reduziert.
Fazit: Tempo 30 verbessert überwiegend die Umweltqualität, die Sicherheit und den Verkehrsfluss. Die
betroffenen Anwohnerinnen und Anwohner nehmen diese Entlastung deutlich spürbar wahr!
Lieber Kurt, ich lade Dich nach Hüfingen ein, um mit mir zusammen nur für eine Viertelstunde an die
Schaffhauser Straße zu stehen. Danach können wir uns gerne noch unterhalten.
Der Diskussion zu diesem Thema täte eine stärkere Differenzierung gut. Verschiedene Studien belegen das Tempo 30 nicht per se gut oder schlecht ist. Es kommt auf die konkrete Verkehrssituation an. Da sind Behauptungen wie “keine Gemeinde im Schwarzwald-Baar-Kreis hat wohl mehr Verkehrsbelastung wie die Kernstadt von Hüfingen” nicht hilfreich. Die Verkehrsbelastungen sind auch in der Hüfinger Kernstadt von Straße zu Straße unterschiedlich.
Auch die Behauptung einer Verringerung der Lärmbelastung um 50% durch Tempo 30 ist wissenschaftlich nicht haltbar. Da wird von einer Reduzierung von etwa 2-4 dB gesprochen. In einer Studie war das für etwa 61% der Befragten wahrnehmbar. In Anbetracht das die Befragten von der Temporeduzierung wussten, frage ich mich jedoch, ob da nicht ein wenig der Plazeboeffekt im Spiel war.
Was ich aus verschiedenen Studien gelernt habe ist folgendes. Tempo 30 hilft auch in Hinsicht auf Schadstoffemissionen hauptsächlich in Bereichen wo viel angefahren und gebremst wird, also z.B. bei Zebrastreifen, Ampeln oder rechts vor links Verkehr. Da wo besonders auf einer Ebene dahingerollt werden kann, ist der Effekt auf die Umwelt insgesamt schädlich.
In der Schaffhauserstraße sehe ich aus meiner Autofahrerpraxis ein dahinrollen. Wie speziell in dieser Straße die Verkehrssicherheit und der Verkehrsfluss durch eine Temporeduzierung gesteigert werden kann ist mir ein Rätsel. Entschuldige wenn ich das so flapsig sage, das klingt mir nach früherer Persilwerbung. Da hieß es immer “jetzt noch weißer”.
Eine Einsparung beim Kraftstoffverbrauch ist in der Schaffhauserstr. technisch nicht möglich. Beim dahinrollen in einem kleineren Gang wird mehr Treibstoff verbraucht und damit höhere Emissionen verursacht.
Lieber Peter, gerne schaue ich mir zusammen mit Dir zusammen die Situation in der Schaffhauserstr. vor Ort an, um dann konkret über diese Situation dort zu sprechen. Schreibe mir eine Mail mit 2 Terminvorschlägen, einer wird schon passen.