Tod der Singschwäne

Tod der Singschwäne

24. Juni 2023 0 Von Hannah Miriam Jaag

„Spätestens mit Beginn der Felchen-Schonzeit muss Baden-Württemberg mit einem Kormoran-Management beginnen”, forderte jetzt der fischereipolitische Sprecher der SPD im Landtag, Hans-Peter Storz aus Singen.

Das heißt, Hans-Peter Storz fordert die Tötung der Vögel!

Weiter war im Fernsehen nicht nur die Tötung der Komarane gefordert worden, sondern das Management aller Zugvögel am Bodensee. Was ja Sinn macht, da die Komarane nachweislich ja in Ufernähe jagen und von daher gar nicht der arme Felchen ihre Hauptmahlzeit darstellt.

>Unsere Süßwasserfische.<
Meyer, 1913 http://biodiversitylibrary.org/item/38277

Was die wenigsten wissen, auch bei Hüfingen gab es mal große Bestände an Zugvögeln, darunter sogar eine Kolonie Singschwäne die jeden Herbst und Winter bei uns auf der Riedbaar anzutreffen war.

Tod der Singschwäne

Auszüge aus dem Buch von Eva Zeller 1983

Da nach Artikel 17 des Grundgesetzes in der Bundesrepubik Deutschland jedermann das Recht hat, sich einzeln oder gemeinschaftlich mit anderen schriftlich mit Bitten oder Beschwerden an Regierung, Verwaltung oder Volksvertretung zu wenden,

wandte sich ein namhafter Zoologe (Prof. Dr. Günther Reichelt), nunmehr in der Eigenschaft eines Petenten, im Namen einer von ihm ins Leben gerufenen Aktionsgemeinschaft für Natur- und Umweltschutz schriftlich mit bald aktenordnerfüllenden Petitionen und, als auch das nichts fruchtete, demonstrativ mit einer Unterschriftensammlung von sage und schreibe fünftausend Namen samt Adressen an das Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Umwelt seines Bundeslandes mit der schon nicht mehr dringlich, vielmehr inständig, ja beschwörend zu nennenden Bitte, eine, wie es wörtlich hieß, planfestgestellte Trasse einer zu bauenden Straße um des Himmels willen nicht durch ein Ried zu leiten – welches auf beigefügtem Lageplan deutlich schwarz gestrichelt eingetragen war und das nicht nur neuerdings nach §16 des Landschaftsschutzgesetzes besonderem Schutz unterstehe, sondern auch nach Umfang und Artenbestand als national bedeutsames Feuchtgebiet einzustufen sei, weil nämlich hier, und zwar im direkten Bereich der geplanten Trasse, die Brutgebiete hochseltener Vögel wie des Großen Brachvogels, der Saatgans, des Zwergtauchers, der Löffel-, Reiher-und Pfeifente, vor allem aber die Traditionsplätze zur Überwinterung der weltweit vom Aussterben bedrohten und auf der Roten Liste als gefährdet geführten Singschwäne lägen, deren Erlöschen mit dem Bau der Straße als besiegelt angesehen werden könne, denn Ersatzgelände in unmittelbarer Nähe stehe nicht zur Verfügung, und selbst wenn es zur Verfügung stünde, was die Singschwäne betreffe, die seien nachweislich seit Jahrhunderten auf die rätselhafteste Weise auf diesen Platz fixiert, mit vorzüglicher Hochachtung . .

Reiherenten auf der Brigach.

beigefügt wurden der durch die genannte Unterschriftensammlung bekräftigten Petition nicht nur ein Gutachten des Max-Planck-Institutes für Verhaltensphysiologie sowie diverse Bescheide international anerkannter Ornithologen, sondern auch stattlich vergrößerte Farbfotos, auf welchen man im Hintergrund den Zwiebelkirchturm des Dorfes erkennt, in dessen Nähe das Feuchtgebiet liegt, und im Vordergrund die Schwäne sitzen sieht, sieben Schwäne im eisblauen Schnee mit ihren äugenden, gemalten Augen und gelbschwarzen Schnäbeln; andere Aufnahmen zeigen sie fliegend vor einer Wintersonne mit zwei Nebensonnen, das Flugbild jedes einzelnen Schwanes mythisch noch immer, unerwartet mythisch schon wieder, weil es, wenn es im Augenblick des Flügelabschlags festgehalten wurde, an einen Starfighter oder an einen noch waghalsiger hinzielenden ferngesteuerten Flugkörper erinnert;

Singschwäne auf dem Bodensee.


der Petition wurde ferner beigelegt ein von Verkehrsexperten minuziös ausgearbeiteter Umplanungsplan, will sagen ein Alternativvorschlag, welcher die Wunschtrasse der Singschwäneliebhaber in einer neuen, das auch auf diesem Plan schwarz schraffierte Ried umgehenden Linienführung. zeigt, und zwar so, daß weder verkehrstechnische Verschlechterungen noch Mehrkosten sich ergäben;

belehrt durch den Minister für Wirtschaft, Mittelstand und Verkehr, welcher die neugeplante Straße zwar für rechtlich unanfechtbar erklärte, andererseits aber den Verfechtern des in der Tat bedenkenswerten und wohlbegründeten Alternativvorschlags zu bedenken gab, daß ihre neue Straße sich viel zu weit der bebauten Ortsgrenze des Dorfes X näherte, so daß die Zumutbarkeitsgrenze der Lärmbelästigung bei weitem überschritten werden würde; kurz, ein Vergleich der festgestellten mit der Wunschtrasse ergebe aus der Sicht des Ministeriums für Wirtschaft, Mittelstand und Verkehr aller Voraussicht nach erhebliche Konflikte mit Grundstückseignern; eine so umfassende nachträgliche Änderung der Planung würde zu hartnäckigstem Widerstand von Neubetroffenen führen, weswegen das Ministerium beantrage, daß der Petition nicht abgeholfen werden könne, zur gefälligen Kenntnisnahme aller Mitglieder des Petitionsausschusses Aktionsgemeinschaft Natur- und Umweltschutz…

woraufhin die unbelehrbaren Petenten, penetrant wie sie waren, sich auf juristische Spitzfindigkeiten verlegten, etwa in Frage stellten, ob eine Ortsgrenze, die ein Zementwerk aufweise und ein Gelände, auf dem zu Schrottpaketen geschnittene Autos gestapelt seien, als bewohnt angesehen werden könne; ob die Gleichstellung des Planfeststellungsverfahrens Bundesstraße mit derjenigen einer Landstraße gesetzlich vertretbar sei und ob das zuständige Fachministerium für Straßenbau und das für den Natur- und Landschaftsschutz sich nicht erneut ins Benehmen setzen müßten, um alle Gesichtspunkte der Aktionsgemeinschaft prüfen zu können,

womit sich ein gutes Jahr gewinnen ließ, in dessen Herbst die Schwäne kamen, wie sie immer gekommen sind, und das, obgleich sie hier nichts zu suchen haben, denn eigentlich hätten sie, wie ihre Artgenossen es seit Schwanengedenken gehalten haben, weiter bis an den wirtlichen Bodensee fliegen sollen; es muß da aber einmal ein Schwanenpaar mit den jungen Schwänen durch einen Sturm oder ein Gewitter zur Notlandung gezwungen worden sein, und das just zu der Zeit, in der allein den Jungtieren starr und unauslöschlich eingeprägt wird, wo ihres Bleibens ist, wenn in den nordischen Brutgebieten die Seen zufrieren;

dank einer Mühle friert ein Stück der Donau nie zu; oberhalb des Wehrs staut, verbreitert und beruhigt sich der Fluß, hier dürften die Schwäne einen russischen oder finnischen See wiedererkannt haben; unterhalb des Wehrs ist das Wasser gut durchwirbelt, so daß es auch in den kältesten Wintern nicht zur Eisbildung kommen kann; so, sagen die Experten, könnte das erste Überwintern der ersten, aus der Luft geworfenen Schwäne sehr wohl geglückt sein, nachts auf dem Wasser, tagsüber im Schnee; die Erfahrung, hier überleben zu können, ließ die erwachsengewordene Schwänegeneration im nächsten Jahr auch nicht mehr weiter südlich fliegen, und in unbeirrbarer Übereinkunft auch die übernächste nicht; nichts in der Welt konnte und kann den Vögeln mehr weismachen, es gebe etliche Flugkilometer weiter ein viel wärmeres Winterquartier;

es konnte dann noch ein Jahr hingebracht werden mit Entkräftungen des Einwandes seitens des Ministeriums für den Natur- und Landschaftsschutz, die planfestgestellte Trasse habe die Belange des Naturschutzes hinlänglich berücksichtigt, mittlerweile werde sogar ernsthaft angezweifelt, ob das behauptete Feuchtgebiet überhaupt noch bestehe, die seltenen Tierarten nicht längst ausgestorben seien infolge welcher widrigen Umstände auch immer; die Farbfotos mit dem Kirchturm am Horizont könnten genausogut Montagen sein und besagten überhaupt nichts; aus diesem Grunde und weil es sich bei den Petenten um seriöse, bekannte und zum Teil durchaus sehr angesehene Einzelpersonen und Vereinigungen handele, werde man dem Petitionsausschuß als auch allen mit der Sache befaßten Regierungsvertretern einen Termin für einen Lokalaugenschein vorschlagen…

dazu mußte der Winter abgewartet werden; Treffpunkt der Mitglieder des Petitionsausschusses Aktionsgemeinschaft Natur- und Umweltschutz und der Vertreter des Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Umwelt, des Ministeriums für Wirtschaft, Mittelstand und Verkehr, insbesondere des Fachressorts für Straßenbau und des Fachressorts für den Natur- und Landschaftsschutz, als auch des Bürgermeisters und seines Stellvertreters aus dem dem Feuchtgebiet angrenzenden Dorf war eine Ausflugsterrasse vor einem Ausflugsrestaurant, an deren ummauertem Rand ein verschneites Fernrohr mit Münzeinwurf stand;

Riedbaar bei Neudingen.

wenn sich der Nebel schon gehoben hätte, hätte jeder, der dazu aufgelegt gewesen wäre, für zwei Groschen das Streitobjekt aus der Vogelperspektive in Augenschein nehmen können; den Donaubogen, der die von bereiften, nahegerückten Wäldern umstandene Hochebene im Drittelkreis anschneidet, vom Wind säuberlich aufgeräumte Felder, an jedem Widerstand zusammengefegter Schnee, weiß nachgezogene Ackerfurchen mit schönen Haarnadelkurven an den Rainen, die schrägen Dächer der Mühle zwischen einer Pappelzeile; von dem verschneiten Autofriedhof nur einen Kran, aber klar umrissen und unverrückbar das Zementwerk; neben den Rechtecken der Hochöfen und stumpfen Kegeln der Silos und hinter den noch höheren Schlacken-bergen bescheiden der von den Farbfotos her bekannte Zwiebelturm;

die einzige Dame der Besichtigungsgesellschaft, eine Abgeordnete des Fachministeriums für den Natur- und Landschaftsschutz, bestieg in weißen Pelzstiefeln die Zementstufe vor dem Fernrohr, steckte zwei Groschen in den Geldschlitz, drückte ein Auge zu, das andere an die Linse, bewegte das Fernrohr hin und her, tastete nach der Justierungsschraube, in der Hoffnung, das vergrößerte, nur scheinbar nähergerückte Bild der Landschaft trotz des Nebels erkennen zu können, trat kopfschüttelnd und über sich selber lachend zurück und sagte, sie habe aber ein Maiskolbengerippe zu Gesicht bekommen und einen Sperling, der sich daran zu schaffen gemacht habe, pfiffig wie ein Clown habe der ausgesehen mit schwarzen Flecken auf den weißen Backen;

nachdem im Restaurant Tische für das Mittagessen reserviert worden waren, näherte man sich in sechs Autos dem womöglich gar nicht mehr vorhandenen Nässegebiet; während der kurzen Talfahrt legte die Dame, die das Maiskolbengerippe und den Sperling so angelegentlich betrachtet hatte, auf ihrem Rücksitz den Kopf so weit in den Nacken, daß sie die tiefhängenden Wolken und die unter ihnen schwimmenden Baumkronen als Abziehbilder auf der schrägen Heckscheibe kleben und sich wieder ablösen und wegdrehen sah;

der Gründer der Aktionsgemeinschaft Natur- und Umweltschutz schlug vor, auf einem Waldparkplatz zu parken und die letzten paar hundert Meter zu Fuß zurückzulegen, mit diesem Ansinnen überschreite er hoffentlich nicht die Zumutbarkeitsgrenze der Herrschaften; leider sei es überaus fraglich, ob auch nur ein einziger der auf diesen Lebensraum angewiesenen Vögel sich blicken lassen würde; für das Erscheinen der Schwäne könne er seine Hand auch nicht ins Feuer legen, die säßen in ihren Schneegruben, gerne an Maulwurfshügel angelehnt, und besonders die Jungen mit ihren blaugrau gesprenkelten Federn tarnten sich bis zur Unsichtbarkeit, nur die Sonne könne sie hervorlocken; es sei voreilig gewesen, das Mittagessen um Punkt dreizehn Uhr bestellt zu haben; ob die Herren von der Regierung sich vorstellen könnten, wieviel Geduld die Belauschung der Tiere gekostet habe, bis endlich die Aufnahmen gemacht werden konnten; sollten die Schwäne nicht geruhen, sich jetzt zu präsentieren, würde wohl als bewiesen gelten, daß die Fotos nur von der Oper der Landeshauptstadt entliehene und auf künstlichen Schnee gesetzte Schwanenattrappen zeigten, die sonst Lohengrins Schiff über die Bühne zögen oder als Schicksalsjungfrauen Schwanengestalt angenommen hätten, um den Menschen wahrzusagen, wie das Los ihnen fallen werde; und das wäre dann der Beweis für die immerwährende Gültigkeit der Legende von der Verwandlungsfähigkeit der Schwäne; diese hier seien solcher fabelhaften Fähigkeiten allerdings verlustig gegangen, sie könnten sich in nichts verwandeln, falls man ihnen ihre Lebensbedingungen entzöge, und was hülfe es ihnen, wenn sie den ganzen Bodensee gewönnen, ihre mitgeborene Erfahrung hieße sie dort nicht niedergehen, sondern eben nur hier an ihrem Donauufer, wo sie schon im nächsten Jahr nicht mehr werden bleiben können wegen der Bagger und Planierraupen und Erdtransporter und Walzen; ihr letzter Flug müsse nicht ausgedacht werden,

mit solchen und ähnlichen Reden hielt der Petent sich dicht neben oder hinter dem Bürgermeister des Zwiebelturmdorfes; falls nämlich allen Petitionen und Aberpetitionen nicht abgeholfen werden würde – womit zu rechnen war -, wollte der Petent versuchen, ein Äckerchen im Übernachtungsgebiet der Schwäne käuflich zu erwerben; als Grundstückseigentümer sähe er sich dann in die Lage versetzt, gegen den Bau der planfestgestellten Straße Einspruch zu erheben, weil es sich um gar keine Bundes-, sondern um eine Landstraße handelte; als Naturschützer befand er sich in ungleich ohnmächtigerer Lage, denn Schwäne sind nun einmal keine Personen, deren Rechte man einklagen könnte,

man kam nur langsam voran in den stillen, atemgebenden Wäldern, die der frisch gefallene Schnee schier unbetretbar erscheinen ließ, das Weiße, Leichte, Bauschige drückte noch nichts nieder, ließ selbst den Grashalm in einer gefrorenen Pfütze geschmückter aussehen, als etwas so Unscheinbarem zukommt; gut so, vielleicht würde der von Schneestaub und Nebel durchrieselte Wald dem Petenten zur Seite stehen, vielleicht würde bald auch die Sonne noch mitspielen, zart besetzte Brombeerranken durchleuchten und aus den bereiften Federkronen des Schierlings wer weiß was für Kostbarkeiten machen,

eine kurze Wegstrecke hoffte der Petent, es könnte eine Unschuld des Auges sich wiederherstellen bei den Besichtigern, auf die er so sehr angewiesen sein würde, falls die Schwäne sich zeigen sollten; beim Heraustreten der Gesellschaft aus dem Wald fuhr höchst zweckdienlich und lautstark ein Schwarm Schnatterenten aus schneetrockenem Gebüsch, aber was half’s, wo keiner sich auskannte mit dem
Federvieh,

Singschwan auf dem Bodensee.

ein dem Gelände durch den Schnee noch angepaßterer Weg führte ohne Spur in die weiße Übernachtungsfläche der Schwäne und weiter in Richtung Donau, deren Verlauf eine von Pappeln gestrichelte Nebelbank ahnen ließ; der verengte Himmel und das durch den Dunst gefilterte Licht machten einen Innenraum aus dem Ried, die es in Augenschein zu nehmen hatten, stapften im Gänsemarsch – angeführt vom Bürgermeister – einer in die Fußstapfen des Vordermanns, ihr Atem kam stoßweise sichtbar aus ihren Mündern,

vereinzelte Bäume, Sträucher, Schober steckten im Schneenebel, jeder herausragende Stein hatte einen Schneedeckel oder konnte auch ein sich tarnender Singschwan sein oder seine Attrappe, welcher kommende Generationen in die gläsernen Augen sehen und sie anstelle eines lateinischen Wortes noch Singschwäne nennen können; bei der indirekten Beleuchtung waren die Spuren des Hungers auf der gefrorenen Schneedecke nur im nächsten Gesichtskreis zu erkennen; die Dame in den Pelzstiefeln scherte aus der Reihe und beugte sich alle paar Schritte über eine vergessene Schrift, die sie in ihrer Kindheit einmal hatte entziffern können: den Keil des hoppelnden Hasen, die Blüte des schnürenden Fuchses und ganz leicht eingeritzt das Geläuf vieler Vögel,

das Unternehmen Ried wäre nichts als ein winterlicher Betriebsausflug geblieben, hätte die Sonne nicht binnen weniger Minuten aufgeräumt mit dem Halblicht und allen Verschwommenheiten; diese Herabkunft des Lichtes wäre schon starstechend genug gewesen, um die Inspizienten zum Staunen zu bringen; sie sollten nun aber auch der Schwäne ansichtig werden, denn vier der Schneeverwehungen erwiesen sich als solche; bewegungslos, als hätten sie sich selber etwas angetan mit ihren schwarzen Schnabelspirzen, saßen sie wie sich’s gehört auf den gestrichelten Linien, und die Beugung ihrer Hälse war durch keine Bewegung zu überbieten; starren Auges sahen sie den in breiter Front langsam Näherrückenden entgegen, den Menschentieren, die sich durch barbarische Fertigkeiten ausweisen und immer schuldunfähig zur Tatzeit sind;

vor deren Augen machten die schweren Vögel ein paar torkelnde Schritte, streckten die Hälse, spannten die Flügel weit aus und trieben flatternd die Luft unter sich; ihre Schatten schwebten über den Schnee; den halboffenen Mündern derer nach zu schließen, die den Davonfliegenden nachsahen, muß einer der Schwäne den hohen, langhinhallenden Schrei ausgestoßen haben, der ihm den Namen gegeben hat und dessen er nur in Todesnot mächtig ist; selber Klage erhebend, flogen die Schwäne ruhigen Flügelschlags hinter dem Zwiebelturm davon, als schwane ihnen, daß der siebente Landtag des Deutschen Bundeslandes, in dessen Machtbereich ihre Überlebensflächen lagen, auf seiner vierundfünfzigsten Sitzung beschließen werde, daß besagter Petition der Aktionsgemeinschaft Natur- und Umweltschutz nicht abgeholfen werden könne,

weil die planerischen Zielvorstellungen des Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Umwelt im Benehmen mit dem Fachministerium für Straßenbau dem todsicher zu erwartenden Kraftfahrzeugbedarf besser entgegenkomme, weil die Gradiente der festgestellten Straße den Geländeformen harmonischer folgen und weniger zusammengehörige landwirtschaftliche Nutzflächen durchschneiden werde als die Wunschstraße der Petenten, und schließlich weil das Leistungsvermögen der festgestellten Trasse infolge günstigerer Steigungsverhältnisse um rund fünfzehn Prozent höher sein werde…

Soll nach den Singschwänen auch ausgerottet werden: Der Komoran.

Seit 1984 gibt es keine Singschwäne mehr auf der Riedbaar.

Hier in Südbaden werden wir seit sehr langem von Holzköpfen regiert, deren einzige Tradition es ist, auf Kosten der nächste Generation sich ihre Taschen zu füllen. Die Holzköpfe des 7. Landtages sind inzwischen wohl alle tot.
Was haben sie uns hinterlassen als betonierte Erde?
Ein Haufen neuer Holzköpfe!

Aber auch die werden ihr erbeutetes Geld nicht mit ins Grab mitnehmen können.