Die Suche nach dem stillen Örtchen in Covid-Zeiten

Die Suche nach dem stillen Örtchen in Covid-Zeiten

22. November 2020 1 Von Heike Boeke

Ja, es stimmt, wir sollten zu Haus bleiben und wenn, dann nur geschäftlich ins Ausland reisen. Ja, wenn möglich, sollen wir Menschenmassen meiden. Und ja, es gilt Abstand halten, Lüften, Hände waschen und Maske auf. Manchmal denke ich, man redet mit Kleinkindern, so kommen mir die wohlmeinenden Ratschläge unserer väterlich und mütterlich klingenden Politiker vor. Obwohl man immer wieder sieht, das es einige ungezogene Kinder unter dem Volk gibt, die immer noch denken es handelt sich nur um einen kleinen Schnupfen – was es leider nicht ist.

Doch noch haben wir ja keinen Stubenarrest wegen Ungehorsam, auch, wenn es dem einen oder anderen vielleicht gut täte. Es besteht daher durchaus die Möglichkeit, mal vor die Tür zu gehen und Luft zu schnappen. Doch damit fängt das Elend an. Wer über eine Primaner-Blase verfügt, oder vor dem Verlassen der Wohnung eine Tasse Kaffee zu sich genommen hat, weil Cafés geschlossen haben und nicht jeder auf einem kalten Mäuerchen zusammengekrümmt einen Café to Go zu sich nehmen möchte, der steht vor einem Dilemma.

Wald oder Dickicht? Vielleicht doch eher im Einkaufszentrum Betteln um einen Schlüssel unter dem mürrischen Blick einer Verkäuferin? Verschlossene öffentliche Toiletten wohin man schaut. Man sollte meinen, so manche Kommune nutzt den Lockdown dazu ihre ohnehin dünn gesäten öffentlichen Toiletten gänzlich dicht zu machen. Ab und zu findet man mal was, aber beim Öffnen der Örtlichkeit reißt man erst einmal sein Desinfektionsfläschchen aus der Tasche und versucht unter der Maske flach zu atmen.

So kann man natürlich auch dafür sorgen, dass die Menschen den Fuß nicht vor die Tür stellen wollen und nur noch Online-Einkäufe tätigen. Doch was bitteschön haben verschlossene stille Örtchen mit dem Lockdown zu tun?

Finden dort regelmäßig Partys statt? Versammeln sich in den engen Räumen Menschen ohne Abstand zu einem kleinen Plausch? Sind fehlende Belüftungen und Waschgelegenheiten der Grund? Bestimmt kann es daran nicht liegen. Ein echter Wettbewerbsvorteil sind sie aber – die stillen und sauberen Örtchen wo auch immer sie sich in diesen Tagen befinden- gerne auch gegen einen Obolus, sofern der Automat Geld wechselt. Aber mit ihnen ist es genauso, wie mit den öffentlichen Bänken – weit und breit nichts zu finden. Es wäre jetzt die beste Gelegenheit aufzurüsten, denn wer weiß, wie lange wir noch auf gemütliche Café -Nachmittage und Restaurantbesuche verzichten müssen und wie lange wir noch auf der Suche nach einem stillen Örtchen durch Wald, Wiesen und Ladenzeilen irren mit einem Picknick in unseren Rucksäcken.