An der Seemühle

Aktualisierter Beitrag, 1. Version war am 16. August 2020

Der erste Besitzer von der Seemühle ist laut der Chronik von Vetter* das Benediktinerinnenkloster Friedenweiler bei Neustadt und sie wird am 1. März 1291 zum ersten Mal urkundlich erwähnt.

Im Jahr 1518 verkaufte das Kloster die obere Mühle, wie sie im Gegensatz zur Stadtmühle, die auch die untere hieß, genannt wurde, an Konrad von Schellenberg. Die Seemühle wurde von sogenannten Bestandsmüllern, die einen Bestandszins abgeben mußten, betrieben. Außerdem gab es ein Bannrecht, das bestimmte Dörfer einer der beiden herrschaftlichen Mühlen zuwies, die dann nur in dieser Mühle mahlen lassen durften.

Später gehörte sie dann Ritter Konrad III. von Schellenberg, er war der letzte Schellenberger dem Hüfingen ganz gehörte. Seine beiden Söhne Hans der Ältere, der Begründer der Randegger Linie, und Burkard IV. teilten den väterlichen Besitz am 23. November 1523. So erhielt Hans der Ältere das „Oberwasser vom Stelbanck der Stattmuly den Mulfurt ob dem Kennerbach hinuff bis an das stainy wur zu sampt dem Marpach und die Semuly.“*

Der letzte Sproß der Randegger Schellenberglinie, Hans der Gelehrte, starb 1609 und nach seinem Tod gab es ein langes Gerangel zwischen den Schellenberger und Fürstenberger um die Besitztümer.

Ausschnitt der Landkarte der Baar von 1620. Gegenüber der Seemühle ist der Galgen.
Vielen Dank an Dr. Jörg Martin, Leiter des Fürstlich Fürstenbergischen Archives.


Durch den Streit wurde die Mühle für etwa 10 Jahre nicht mehr nutzbar und etwa 1624 bezahlte Graf Wratislaus von Fürstenberg als Käufer die Renovierung. Durch die Wirren des 30 jährigen Krieges und die Überschuldung der Schellenberger gehen bei dem Streit ums Eigentum dann die Fürstenberger als Sieger hervor. Allerdings lag Hüfingen 1648 dann in Schutt und Asche und die Seemühle war abgebrannt.



Hier die Seemühle auf einer Zeichnung von Martin Menradt 1664. Da sie kein Dach hat, wurde es wohl vor 1661 gezeichnet. Also vor dem Wiederaufbau.

Vielen Dank an Dr. Jörg Martin, Leiter des Fürstlich Fürstenbergischen Archives für die alten Karten.


Im Jahr 1661 wurde die baufällige Seemühle neu errichtet, unter anderem mit Türen und Kreuzstöcken aus der alten Burg, die damals bereits zerstört war. Im 18. Jahrhundert wurde sie um eine Reibe, eine Walke, eine Ölmühle, eine Stampfe und eine Lohmühle erweitert. Im 19. Jahrhundert erfolgte nach mindestens 500jähriger Verpachtungzeit der Verkauf an einen Müller.

Das Wohnhaus, die heutige Moschee, wurde 1676 erbaut.

Etwa 1930 Blick über die Seemühle und den Schellenberg aus einem Film von Ernst Kramer

Seemühle vor 1930

Die Seemühle wurde nach dem 1. Weltkrieg von der Stadt Hüfingen gekauft, weil ein städtisches Elektrizitätswerk errichtet werden sollte. Die Mühle selber verlotterte und wurde 1930 abgerissen. Das Wohnhaus wurde nach dem 2. Weltkrieg als Notunterkunft benutzt.



Fotos von einem Film von Ernst Kramer etwa 1937.

1934 wurde für das Elektrizitätswerk ein Tagesausgleichsbecken geschaffen, das ab 1935 als Naturbad diente. Es galt im ganzen Umkreis als große Attraktion und viele genossen die Strandatmosphäre, ähnlich heute beim Kofenweiher.

Fotos von einem Film von Ernst Kramer etwa 1937.


1963 wurde das Bad aufgrund der mangelhaften Wasserqualität geschlossen – es fehlte die Kanalisation.




Zeichnung der Seemühle von Franz Wintermantel in der Hüfinger Chronik von 1984.


Das Becken ist inzwischen zugewachsen und fast nichts erinnert mehr an das Naturbad.
Heute dient der Platz zum Fische totschlagen und der Müllablagerung. Ersteres oft legal, zweites immer illegal.



Mehr zu den Kraftwerken, dem Steinerbächle und den Ausgrabungen am Mühlöschle:

*Chronik der Stadt Hüfingen von August Vetter 1984

Getreidemühle auf dem Fürstenberg

Brunnenwiesen Muehle

4. März 2021 – Fundstück aus einem Zeitungsartikel vom 13. Februar 1954 von unbekannt

Das Städtchen Fürstenberg, das am 18. Juli 1841 innerhalb 2 Stunden abbrannte, hat in früheren Zeiten eine eigene Mühle besessen. Diese Mühle hieß die Spitzmühle. Sie lag auf der Gemarkung Fürstenberg in dem Gewann Brunnenwiesen, rechts an dem Weg, der vom Weiler Schächer nach Hondingen führt.

Um das nötige Wasser zum Betrieb der Mühle beizubringen, wurden drei Weiher angelegt. Trotzdem kam es oft vor, daß nicht genügend Wasser vorhanden war.

Im Januar 1700 wurde dem Müller Andreas Bäurer aus Hondingen von dem damaligen Grafen Froben Ferdinand v. Fürstenberg die Erlaubnis zur Erbauung einer Mühle mit zwei Gängen erlaubt. Die Erlaubnis wurde unter dem Vorbehalt gegeben, daß die beiden Müller in Hondingen und Steppach nichts dagegen einzuwenden hätten. Dies war allerdings nicht der Fall.

Da es bei den damaligen Abgrenzungen der Gemarkungen zweifelhaft war, auf welcher Gemarkung die Mühle gehörte, mußte das Oberamt Hüfingen im Jahre 1706 entscheiden. Die Mühle kam zu Fürstenberg und Bäurer wurde von Herrschaftswegen zu einem leibeigenen Untertanen und Bürger auf Fürstenberg angenommen.

Davon war die Bürgerschaft von Fürstenberg nicht sehr erbaut. Als Bäurer 1706 das Fürstenberger Bürgerrecht erwerben und seine Gebühr bezahlen wollte, wurde er abgewiesen. Der dortige Schultheiß und verschiedene Bürger befürchteten, daß ihnen ein Nachteil und neue Gerechtigkeiten erwachsen könnten und daß man eine Zwangsmühle einrichten wolle.

Ferner machten die Bewohner von Fürstenberg geltend, daß durch die dem Müller gehörenden Tiere Schaden anrichten würden. Einige Bürger gaben auch an, daß die Wiesen durch das Ableiten des Wasser in die Weiher Schaden erleiden könnten, und wenn einmal Wassermangel herrsche, könne der Müller die vereinbarte Frist des Mahlens nicht einhalten.

Der neue Müller verteidigte sich mit der Auffassung, dass die Wiesen eingezäunt werden sollten, sodaß Vieh keinen Schaden anrichten könne; zudem habe er sein Haus mit obrigkeitlicher Genehmigung dahin gebaut, wo es jetzt stünde.

Sollte aber trotzdem noch Schaden durch sein Vieh entstehen, würde er diesen ersetzen. Trotzdem mußte Bäurer noch bis zum Jahre 1710 warten, bis er als Bürger von Fürstenberg aufgenommen wurde. Der fürstenbergische Landvogt von Hüfingen sagte dem Fürstenberger Bauern zu, daß sie ihre Frucht in irgend einer Nachbarmühle mahlen lassen könnten, wenn Bäurer seiner Pflicht nicht nachkommen könne. Im gleichen Jahr gab Bäurer das Versprechen ab, daß er, wie es Handwerks Brauch sei, jedem Bauer der bei ihm mahlen läßt das im gebührende Maß zueignen würde.

Ende 1751 oder anfangs 1752 brannte die Spitzmühle ab. Im Jahre 1752 kaufte der Neudinger Müller Martin Riedmüller den Mühlenplatz samt dem Recht, eine neue Mühle erbauen zu können. Er und seine Rechtsnachfolger zahlten dafür an das Rentamt Hüfingen einen jährlichen Wasserzins von 6 fl. Doch wurde die Mühle nicht wieder aufgebaut, da die Rentabilität in Frage gestellt war. 1804 ging die „Spitzmühlenwiese“ durch Kauf in den Besitz der Standesherrschaft über.

Vielen Dank an German Kramer für die Abstammung des Müllers der Spitzmühle, Andreas Bäurer, der aus Hondingen von der Hinteren Mühle stammte.

Siehe auch Seemühle