Nachdenkliche & besinnliche Gedanken zum Jahreswechsel
31. Dezember 2020 von Peter Albert
Warum leben wir Menschen gegen und nicht mit der Natur? Diese Frage stelle ich mir, nicht zuletzt durch die dramatisch fortschreitende Klimaveränderung, die momentane Pandemie, aber auch die skrupellose Ausbeutung der Tierwelt, immer häufiger.
Bei meinen Recherchen ist mir aufgefallen, dass andere Kulturen und Religionen ein ganz anderes Verhältnis zur Natur haben, als die vom Christentum mitgeprägte westliche Kultur, in welcher wir heute existieren.
Wir können uns von dem Bild nicht lösen, dass wir Menschen die Krone der Schöpfung sind. Wir sehen auf der einen Seite die Menschheit als etwas „Besseres“ und auf der anderen Seite alles andere als schmuckes Beiwerk oder „Rest“.
Das Urübel dieser „Trennung“, die das Christentum zementiert hat, steht der Unterschied zwischen Mensch und Natur!
So etwas gibt es in einem größeren Teil der Menschheit nicht!
Das ist uns nur nicht bewusst, weil wir so sehr verbunden sind mit diesem „westlichen“ Kulturkreis und der Ideologie der Machbarkeit; dass alles vom Menschen gerichtet werden muss, auch bis in die moderne Forschung hinein.
Der Mensch ist aber ein Teil des großen Ganzen. Die Natur zeigt uns immer wieder, dass sie ganz gut auch ohne Eingriff des Menschen leben kann. Andererseits wird es aber dem Menschen nie möglich sein, ohne eine intakte Natur langfristig zu existieren. Wo bleibt die viel zitierte Demut der Menschen auch und vor allem in Sachen nachhaltiger Natur?
Menschen und Tiere sollten miteinander in einer intakten Umwelt leben können.
Leonardo da Vinci brachte es unverblümt schon vor 500 Jahren folgendermaßen auf den Punkt:
„Grausamkeit der Menschen: Kein Ding wird über der Erde oder unter der Erde und im Wasser bleiben, das nicht verfolgt, verjagt oder vernichtet, von einem Land ins andere geschleppt wäre; und ihr Leib wird Grab und Durchgang aller lebendigen Körper werden, die sie getötet haben.“
Ausnahmen bestätigen die Regel.
Versöhnlich stimmen mich zwei Kirchenpersönlichkeiten, die durch ihr Tun und ihr Lebenswerk von der westlich geprägten Ideologie positiv abweichen.
Zum Einen, der Kirchenheilige Franz von Assisi. Hier ein schönes Zitat:
„Alle Geschöpfe der Erde fühlen wie wir, alle Geschöpfe streben nach Glück wie wir. Alle Geschöpfe der Erde lieben, leiden und sterben wie wir, also sind sie uns gleich gestellte Werke des allmächtigen Schöpfers – unsere Brüder.“
Und zum Anderen, der derzeitige Papst Franziskus mit dem bürgerlichen Namen Jorge Mario Bergoglio, welcher in Buenos Aires geboren ist und seit dem 8. Jahrhundert als erster Nichteuropäer das höchste Amt der katholischen Kirche inne hat. Am meisten beeindruckt mich aus seiner Feder die Erkenntnis über die derzeitige politische Elite:
Über die Sorge für das gemeinsame Haus: Aus der Enzyklika „Laudato si“
„Warum sollen wir denjenigen unsere Zukunft anvertrauen, die über viele Jahrzehnte bewiesen haben, dass sie die Welt nicht lenken können?„
Grund zur Hoffnung?
Ich denke ja: Leider haben sich viele Menschen an die Illusion gewöhnt, dass ein Leben sozusagen jenseits der Natur möglich ist. Manche Menschen sprechen auch von einer unrealistischen Weltbeherrschungs-Story. Die Corona Krise zeigt aber auch deutlich, dass das „alte Normal“ nicht nachhaltig war und wir mit „dem weiter so“ nicht weiterkommen. Viele Konzerne haben die Zeichen der Zeit verstanden und legen mittlerweile ernsthafte CO-2 Ziele fest. Als einen wichtigen Aspekt sehe ich auch die Medienkompetenz an. Der jüngste Fall in Sachsen-Anhalt und die Äußerung mancher Regierungsmitglieder und Parteifunktionäre zeigt uns ganz deutlich, wie wichtig kritische und unabhängige Berichterstattung notwendig ist. Also, freuen Sie sich auch im neuen Jahr nicht nur auf die Beiträge im Hieronymus.
Gedicht zum neuen Jahr:
Dieses Jahr war ich lange auf der Suche nach einem passenden Gedicht und habe beim „Goppfried“ hoffentlich ein passendes gefunden.
Neujohr (1946)
Grüeß Gott, Neujohr, so bischt jetz doo
und witt glii diin`re Arbet noo?
Du guckischt jo so frindli drii,
s`mueß ebbis Nätts um d`Weags schiint`s sii.
Kumm, kumm, nimm Platz und bliib nitt schtau,
s`duet oaneweag im gliiche gau.
Leg `s Ziechli ab und laß dier Ziit
bis heall vum Dorm dii Schtündli liit.
Iß`s Süppli doo, `s isch wohl weng dinn,
nu wenig Knöpfli sind halt drinn.
Mier huuset arm und zimli schmaal;
`s fählt vorne, hinne, iberaal.
Wa häscht jetz voar, wo packscht z `erscht aa?
Du worscht en Huffe Arbet haa.
Scho mengi Johr, `s ischt grad e Schand
icht schier jo d`Welt us Rand und Band.
Es harzet dert und `s gloschtet doo,
Me wind und krimmt sech, giit nitt noo.
Gell, renkscht doch baald de Friide ii.
Woascht, `s Volk will frei und Z`fride sii.
De Gfangne hinterm Schtacheldroht
bring d`Freiheit… `s ischt bi mengem z`schpoot.
Nimm d`Feßle ab, es wär jetz Ziit.
Siehscht nitt wie`s Hoemweh Träne giit?
Wenn`s Friehjohr kunnt, no guckischt au,
daß d`Soome hoffningsfroh dond schtau,
gib aacht, daß`s Wätter allwill groot,
bring Sunn und Räge joo nie z`schpoot.
Weck d`Mähder zimli ziitli uff.
Uff d`Räff leg schwäri Halme druff.
De Keär mach voll, bring Glück in Schtaal,
du woascht es fählt no iberaal.
Mach gschtotzet voll iis d`Doot mit Frocht,
es bättet drum vill Händ,…. so mocht.
Und `s Mühlirad laß schtill nit schtau,
noo word`s iis endli besser gau.
…. De Zoager rännt de Zwölfi zue,
Verbei ischt`s jetz mit diinre Rueh.
Dii Ziechli nimm und schenk drus uus
vill Glück und Sege jedem Huus.
Gell, denk au alli Morge draa
und haalt bim Herrgoot all drum aa,
daß ear de Welt de Fride giit! —
Sehnsechtig klingt dor d`Naacht e Gliit.
Dieses Gedicht passt auch in unsere Zeit sehr gut.
In diesem Sinne, fanges Sie`s guet aa!
Hier noch ein passender Beitrag:
https://www.arte.tv/de/videos/098858-000-A/klimawandel-und-vogel-strauss-taktik/
Als Weihnachtsgeschenk habe ich von meiner Tochter das Buch „Gretas Weg – Stationen einer bewegenden Reise“ geschenkt bekommen über das ich mich sehr gefreut habe. Es ist schon sehr beeindruckend was so ein „kleines Persönchen“ wie Greta in ihrem jungen Leben schon bereits bewegt hat.
Der Inhalt beleuchtet die Zeit zwischen August 2018 und März 2020. Im Juni 2019 hatte ich sie in Stockholm vor dem Reichstag im Rahmen einer kleinen Kundgebung gesprochen. Das war ein besonderes Ereignis und ein bewegender Moment.
Abschließen möchte ich mit zwei Zitaten aus dem neuesten Buch über Greta Thunberg:
Man muss sich selbst Ziele setzen und sagen: „Ich werde alles tun, was ich kann“ und dann tut man es. Und dann kann man sagen: „Ich habe das getan, was ich konnte.“
An die Politik gerichtet:
„Wir brauchen Politiker, die auf die Erkenntnisse der Wissenschaft hören.“
In diesem Sinne wünsche ich allen Leser*innen des Hieronymus ein gutes neues Jahr mit viel Erfolg.