Corona und Taiwan
29.03.20 von Peter Albert
In der anspruchsvollen Sendung „Scobel-Leben mit dem Klimawandel“ im 3sat Fernsehen am 19. März 2020 bin ich auf den besonderen Erfolg des kleinen Inselstaates Taiwan vor dem Chinesischen Festland aufmerksam geworden. Gert Scobel wies eindrücklich auf die bisher sehr effizient bekämpfte Corona-Pandemie der Chinesischen Republik – früher auch unter dem Namen Formosa bekannt – hin. Der kleine Inselstaat hätte eigentlich die am meisten betroffene Region weltweit nach China, dem Ursprungsland des Virus, sein müssen. Taiwan hat aber, anders als viele andere Länder, welche zur Zeit unter dieser Katastrophe leiden, aus den vergangenen Epidemien wie beispielsweise Sars gelernt. 2003 hatte diese Infektionskrankheit von China Festland aus schnell auf die unmittelbaren Nachbarländer übergegriffen und sehr viele Opfer gefordert. Mehrere Volkswirtschaften in unmittelbarer Nähe, wie beispielsweise Taiwan haben aber inzwischen die Coronavirus-Krise unter Kontrolle.
Im Unterschied zum drakonischen Ansatz Chinas, setzten sie von Anfang an auf Information, viele Virentests – und vor allem auf schnelle Entscheidungen, die in vielen Staaten Europas leider ausblieben. Verdeutlicht wird das, wenn man beispielsweise Taiwan mit der Schweiz vergleicht. Flächenmäßig sind beide Länder ungefähr gleich groß. Bei der Einwohnerzahl sieht es ganz anders aus. In der Schweiz leben ca. 8,5, auf Taiwan knapp 24 Millionen Menschen. Dabei muss man wissen, dass zwischen Festland China und Taiwan täglich eine Millionen Pendler*innen hin und her wechseln. Vergleicht man nun die Ansteckungszahlen der beiden kleinen Länder, werden die Unterschiede in der erfolgreichen bzw. weniger erfolgreichen Bekämpfung der Pandemie schnell deutlich. So sind auf Taiwan gerade mal knapp „300 Fälle“ bekannt. In der Schweiz sind es 14.000! In der Schweiz leben 207 Einwohner in Taiwan 651 Menschen pro Quadratkilometer.
Leider wird in der breiten Öffentlichkeit hierzulande darüber viel zu wenig berichtet. Dafür gibt es natürlich Gründe. Die Regierungen der am stärksten betroffenen Staaten, gerade in Europa, möchten von Ihrem Zaudern ablenken. Zum anderen muss man wissen, dass Taiwan so ziemlich von allen internationalen Organisationen ausgeschlossen ist. Hierzu gehört beispielsweise auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Dieser Umstand ist der Geschichte geschuldet und der außerordentlichen Wirtschaftskraft und dem enormen Einfluss Chinas in der Welt. Abschließend kann gesagt werden, dass Taiwan viel besser auf den Covid-19-Ausbruch vorbereitet war, als alle anderen Staaten, darunter auch Deutschland! Es bleibt zu hoffen, dass aus dieser Krise endlich gelernt wird.
Konrad Adenauer sagte einmal: „Weltgeschichte ist auch die Summe dessen, was vermeidbar gewesen wäre“.