…wo sind sie geblie-hi-ben?
Sag mir wo die Blumen sind
wo sind sie geblieben?
Sag mir wo die Blumen sind
Was ist geschehen?
Der Ohrwurm aus den 1960er Jahren, im Original noch gesungen von Marlene Dietrich, will mir nicht mehr aus dem Kopf seit meinem jüngsten Besuch der Trollblumenwiese. Hatte ich auf ihr doch 2019 eines meiner schönsten Frühlingsmotive gefunden, das nachfolgend dank CEWE als Grußkarte diente.
Diesmal war ich misstrauisch geworden, nachdem ich schon bei meinem Frühlingsbesuch des Weißwalds am Rande des vergrasten Erdwegs statt der alljährlich begrüßten Exemplare von Trollius europaeus nur eine einzige Blüte vorfand. Also steuerte ich den Überauchener Stellwald an, in dem sich, unmittelbar angrenzend an das Naturschutzgebiet Plattenmoos, als Insel eine blumenreiche Feuchtwiese befindet. Und siehe da: nicht ein einziger gelber „Butterballen“ leuchtete mir entgegen, nur Margariten, Glockenblumen und das Gelb der Wiesenbocksbärte – alles wie ausgewechselt. Und dies trotz üppigen, örtlich sogar chaotischen Niederschlags in diesem Frühjahr!
Was mochte der Grund sein für diesen Totalausfall? War es die Serie abnormer Trockensommern oder war gedüngt worden? War es die Stickstoffdusche aus der Landwirtschaft und dem Verkehr, die ohnehin seit Jahrzehnten über der Landschaft niedergeht? Und war das Verschwinden endgültig, oder würde sich der Trollblumenbestand wieder erholen? Verbleiben Hahnenfußgewachse per Samenbank im Boden, um dann irgendwann, wenn es ihnen passt, wieder zu erscheinen? Botaniker müsste man sein – oder Optimist!
Die Trollblume hieß übrigens in Hüfingen Schlossrolle und war früher fester Bestandteil vom Fronleichnamsteppich – bis sie durch die Entwässerung vom Ried und der Überlassung des Bodens an die Landwirtschaft hier ausgerottet wurde.
Am 16. Mai 2024 konnte ich am Süd- und Ostrand der Fläche immerhin rund 220 Trollblumen zählen. Im Vergleich zu früheren Jahren ist dies leider eine signifikante Verschlechterung. Es besteht aber noch Hoffnung!
Die Gründe für den Rückgang vermute ich auch in der Trockenheit und den höheren Temperaturen der letzten Jahre. Eine Überdüngung vermute ich eher nicht.
Die Zeigerwerte von Ellenberg für Trollius europaeus:
Stickstoffzahl: 5 = Mäßigstickstoffzeiger
Temperaturzahl: 3 = Kühlezeiger
Feuchtezahl: 7 = Feuchtezeiger
Erfreulich war auch das Vorkommen des Spatelblättriges Greiskraut (Tephroseris helenitis) mit gezählten 125 Infloreszenzen im beschriebenen Bereich.
Im angehängten Foto ist ein stattliches Exemplar von T. helenitis zu sehen; im Hintergrund auf der rechten Seite ist T. eurpaeus zu erahnen.