Junge Eichelhäher

Junge Eichelhäher

26. Juni 2024 1 Von Dr. Franz Maus

Liebe Bürgerpostleser, 

das war wieder eine spannungsreiche Geschichte, kann ich Ihnen sagen. Aber der Reihe nach: Rita Schorp, unsere Nachbarin, kam von der Gassirunde nach Hause. Wie jeden Tag. Aber dieses Mal hatte sie in jeder Jackentasche etwas mitgebracht, Sie werden es nicht erraten. Sie war verständlicherweise ganz aufgeregt: „Franz, was sollen wir machen, die beiden sind am Wegrand gesessen und da musste ich sie einfach mitnehmen. Nicht dass die beiden der Fuchs holt“. 

So, erst mal in Ruhe an die Sache ran. Ich holte den bewährten Vogelkäfig und setzte die beiden hinein. Wie die schon schreien konnten, fast wie die Alten. Dann fiel mir Ellen Claasen aus Villingen ein, die sich ehrenamtlich der Jungvogelaufzucht widmet. Sie ist eine absolute Retterin in der Not und blickt voll durch. Das hat sich auch in diesem Fall bestätigt. Zum Beispiel hatte Wolfgang Schorp rucki zucki etliche Regenwürmer organisiert. Mit der Pinzette legte er einen in den Schnabel, der Kerle brauchte nur zu schlucken, aber er zeigte keine Regung. Als Ellen das Bild sah, schrieb sie: „Eichelhäher sind in diesem Alter besonders schwierig aufzuziehen. Sie verweigern die Nahrung und stehen unter Dauerstress“. Und dann kam die Lösung: „Die beiden sind Ästlinge, die gehören an den Fundort zurück auf einen Ast gesetzt. Dort werden sie, wie alle Ästlinge von den Eltern weiter versorgt“. Ästlinge nennt man Jungvögel, die das Nest verlassen, aber noch nicht fliegen können und deshalb nicht voll selbstständig sind. Ellen sei Dank für sie richtige Antwort. Rita meinte dann, den Rücktransport können Wolfgang und ich ohne sie machen, sie erklärte uns den Weg, mal die Kurve, mal die andere und dann ist der Fundort gefunden. Ich sagte zu Rita, das hat so keinen Wert, da mußt Du mitfahren. Gesagt getan. Der Hammer war, dass ein Altvogel sofort schrie und die Jungen auch, da war uns klar, dass das funktionieren sollte. 

Wir setzten sie auf einen Ast und man sieht man schön, dass ein Altersunterschied vorliegen muss. Das Daunengefieder des jüngeren ist noch nicht voll ausgebildet, er ist kleiner und die Schnabel ist viel schwächer ausgebildet. Ellen Claasen schätzte den Altersunterschied auf zwischen vier und acht Tage. Ganz beachtlich, aber ganz normal, denn es kann nur ein Ei je Tag gelegt werden. Und laut des Buches „Jungvögel, Eier und Nester“ von Colin Harrison wird bei Eichelhähern sofort nach dem Legen des ersten Eies mit Brüten begonnen, so dass es bei sechs bis sieben und teilweise noch mehr Eiern zu diesen Unterschieden kommen muss. Auf meine Frage, wieso der Jüngere auch ausgebüxt ist, antwortete Ellen: „Wenn alle sich auf den Weg machen, will er nicht alleine bleiben“. Das ist vollkommen plausibel.

Nette interessante Geschichte, die Rita Schorp ermöglicht hat. Ihr vielen Dank.

Herzliche Grüße
Franz Maus