Spaziergang mit der Ortsvorsteherin von Sumpfohren

Spaziergang mit der Ortsvorsteherin von Sumpfohren

16. September 2019 0 Von Hannah Miriam Jaag

von Hannah Miriam Jaag am 16.09.2019

Bei wunderschönen Wetter warte ich an unserem Treffpunkt vor der Kirche auf die Ortsvorsteherin. Mein Auto steht vor dem merkwürdig stillen und leeren Kindergarten. Aber dazu später mehr.

St. Silvester Sumpfohren

Unsere erste Station ist das einstige Rathaus, das heute das Zuhause der 5 Vereine ist und für die Ortschaftsratssitzungen den ehemaligen Kerker bereit hält.

Rathaus Supmfohren

Die erste urkundliche Nennung des Ortsnamens ist in der Tauschurkunde vom 14. Februar 883 die im St. Gallener Stiftsarchiv verwahrt wird. Im Buch von August Vetter, das 1989 von der Stadt Hüfingen herausgegeben wurde steht zum Tausch folgendes:

Kaiser Karl, der die Urkunde besiegelte und den Tausch mit dem Kloster St. Gallen vornahm, war der unglückliche Karolingerkaiser Karl III., der auch “der Dicke” genannt wird. Als Sohn des Kaisers Ludwig des Deutschen (843-876) erhielt er beim Tode seines Vaters Alemannien und Churrätien als Erbe. Durch den frühen Tod seiner beiden Brüder wurde er Herrscher des gesamten Ostfränkischen Reiches. 879 zum Kaiser gekrönt, konnte er von 885 an, noch einmal des Reich Karls des Großen unter einer Krone vereinigen, aber es gelang ihm nicht, das Reich vor den Normannen, den Sarazenen und den Mähren zu schützen. Deshalb wurde er 887 auf dem Reichstag zu Tribur von Arnulf von Kärnten, einem unehelichen Sohn seines Bruders Karlmann, zur Abdankung gezwungen. Arnulf wies ihm “die Pfalz” Auf Hof als Aufenthaltsort an. Der abgesetzte und kranke Kaiser, der im gesunden Mannesalter als Pflalzgraf Auf Hof gewirkt hatte, verbrachte nur wenige Wochen in der Baar, denn schon im Januar des Jahres 888 fand er einen mysteriösen, gewaltsamen Tod in der Nähe seines Verbannungsortes. Die Mönche des Klosters Reichenau holten den Leichnam in ihr Inselkloster, wo sie ihn im Chor des Münsters beisetzten. Wenn die Sage recht hat, fand Karl III. keine Ruhe nach dem Tod, denn als Wiedergänger müsse er in der Entenburg geisterweis umgehen. In Pfohren kennt man ihn als “Schnufer”

Das Rathaus wurde laut Vetter* womöglich 1840 erbaut und am 01. August 1918 stimmten die Bürger darüber ab, ob es versteigert werden solle. Die Abstimmung ergab 9 Stimmen für und 15 Stimmen gegen den Verkauf. Nach der Eingemeindung Sumpfohrens verlor es seine Funktion und wurde nach einem gründlichen Umbau den Vereinen des Stadtteils zur Verfügung gestellt.

Kerker im alten Rathaus der dem Ortschaftsrat als Sitzungsraum dient

Hinter dem Rathaus entsteht momentan ein Abenteuerspielplatz für die älteren Kinder.

Skaterrampe hinterm Rathaus

Für die jüngeren Kinder ist schon ein Abenteuerspielplatz gegenüber vom Rathaus bei der Kirche.

Wasserspiele in Sumpfohren

Genau gegenüber vom ehemaligen Rathaus befindet sich das, laut Ortsvorsteherin, schönste Gemeinschaftshaus der Region.

Gemeinschaftshaus Sumpfohren

Von aussen vielleicht doch recht unspektakulär, eröffnen sich innen ganz andere Ansichten.

Gemeinschaftshaus

Was vielleicht ein Tipp ist, für alle denen der Bahnhofssaal in Hüfingen zu poplig oder zu ausgebucht ist: Man kann sich diesen wunderschönen Saal für Feierlichkeiten mieten!

Unten im Gemeinschaftshaus befindet sich die Feuerwehr Sumpfohren.

Ebenfalls im Dorfzentrum befindet sich die wohl bei allen Hüfingerinnen und Hüfinger berühmte Le Frombaar GbR. Den Käse kann man direkt in Sumpfohren oder im Ölzweig in Hüfingen kaufen.

Le Frombaar GbR

Der gußeiserne Brunnentrog aus dem 19. Jahrhundert diente über lange Zeit dem Vieh als Tränke. Sein Wasser kommt aus einer eigenen Quelle unterhalb des Fürstenbergs.

Brunnentrog aus dem 19. Jahrhundert

Der Rundgang führt uns dann wieder zurück am Acker vorbei zum Kindergarten.

Kindergarten und St. Silvester

1972 wurde die Schule in Sumpfohren zum Kindergarten für die Stadtteile Sumpfohren und Behla. Im Jahr 2007 war das Gebäude in solch einem schlechten Zustand, dass eine weitere Unterbringung des Kindergartens im Haus aus Sicherheitsgründen nicht mehr möglich war. Daraufhin wurde ein Neubau beschlossen. Mit viel ehrenamtlichem Einsatz, Geld und großer Ausdauer wurde ein neuer Kindergarten geschaffen. Die Einweihung fand am 26. September 2009 statt.

Kindergarten St. Silvester

Der neue Kindergarten wurde als Passivhaus konzipiert und nach strengen Umweltkriterien erbaut. Dafür bekam die Stadt Hüfingen einen Preis von 40.000 Euro im Bundeswettbewerb kommunaler Klimaschutz 2013.

“Sumpfohren erhielt den Bundespreis für sein in mehr als 700 freiwilligen Arbeitsstunden aufgebrachtes Projekt der Umsetzung von klimaschonenden Maßnahmen im Kindergarten St. Silvester. Fünf Tonnen Kohlendioxid spart dieser jährlich gegenüber einem konventionellen Bau ein.” Aus dem Schwarzwälder Boten am 24.01.2014

Da fragt man sich: Wo sind die Kinder?

Bestandsargantie für den Kindergarten St. Silvester

Es wurde vom Gemeinderat Hüfingen beschlossen, dass sich der Kindergarten im September 2019 in die neue Kindertagesstätte Behla komplett integriert.

So wurde im Sommer 2019 aus laufendem Betrieb heraus und vor Augen der Kinder sogar der selbst gepresste Apfelsaft nach Behla abtransportiert.

Nur die Marienstatue wurde zurückgelassen und winkte mit dem Jesuskind zum Abschied.

leerer Kindergarten

So ist der viel gelobte Kindergarten St. Silvester von Sumpfohren nicht mal 10 Jahre nach seiner glorreichen Einweihung schon wieder Geschichte.

Hier endet der Spaziergang durch Sumpfohren mit der Ortsvorsteherin wieder an der Kirche auf dem Parkplatz des Kindergartens St. Silvester.

*August Vetter. Sumpfohren. Herausgegeben von der Stadt Hüfingen, Ortsverwaltung Sumpfohren, 1989