Laizismus oder Kindergärten in katholischer Trägerschaft

Laizismus oder Kindergärten in katholischer Trägerschaft

21. Januar 2022 17 Von Hannah Miriam Jaag

Wesensmerkmale katholischer Kindergärten

Das Mitarbeiterinnenprofil

Für alle Mitarbeiterinnen in katholischen Kindergärten gilt: Durch ihre Tätigkeit tragen diese dazu bei, dass die jeweilige Einrichtung ihren Teil am Sendungsauftrag der katholischen Kirche erfüllen kann. Deshalb muss sich das gesamte Handeln und „Sein“ der Einrichtung an der Glaubens- und Sittenlehre der katholischen Kirche ausrichten. „Der kirchliche Dienstgeber kann pastorale, katechetische sowie in der Regel erzieherische und leitende Aufgaben nur einer Person übertragen, die der katholischen Kirche angehört.“ (Grundordnung des kirchlichen Dienstes)

Die Folge davon ist, dass

  1. alle Erzieherinnen in katholischen Kindergärten katholisch sind, und 
  2. „die rechte Gesinnung“ nachgewiesen werden muss. 

Dies sorgt für eine Selektion der Bewerberinnen für Stellen in diesen Kindergärten!

Wenn Eltern ihr Kind in einen katholischen Kindergarten bringen, haben sie es automatisch mit einer eingeschränkten Auswahl an Erzieherinnen zu tun. Dies mag von manchen Eltern gewünscht sein. Aber diese Eltern bezahlen auch gerne eine Kirchensteuer.

Was ist mit allen anderen Eltern?

Diese müssen in Hüfingen lange Fahrten auf sich nehmen, um ihre Kinder in städtische Kindergärten zu bringen. Trotzdem werden ihre Steuern an die Kirche gezahlt, um Kinder im römisch-katholischen Dogma zu erziehen.

Laizismus in Deutschland

Der Katholizismus akzeptiert seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil eine relative Laizität des Staates und der weltlichen Sachbereiche, hält aber an seinem geistlichen Absolutheitsanspruch fest.

Christliche Kindergärten werden vom Staat grundsätzlich im Rahmen der Grundversorgung gefördert. Dies heißt am Beispiel Hüfingens, dass die Stadt Kindergärten plant, baut und dann später der Kirche absolute Hoheit über die Erziehung der Kinder gibt. Ja, die Kirche auch noch dafür bezahlt.

Blick über den Tellerrand von Hüfingen

Blumberg
4 kommunale und 4 kirchliche Kindertagesstätten.

Bräunlingen
1 Städtischer Kindergarten, 2 kirchliche Kindergärten.

Brigachtal
4 gemeindeeigene Kindergärten.

Donaueschingen
9 städtische Kindergärten, 6 kirchliche Kindergärten und 1 Naturkindergarten in freier Trägerschaft.

Löffingen
6 städtische Kindergärten.

Hüfingen
0 städtische Kindergarten, 4 (5) katholische Kindergärten, 1 evangelischer Kindergarten.

Fazit

Hüfingen ist nicht attraktiv für junge Erzieherinnen, die sich nicht in das alte patriarchale Dogma einfügen möchten. Eltern die ihre Kinder lieber in Toleranz, Naturverbundenheit und auf Augenhöhe mit anderen Kulturen aufwachsen sehen möchten, müssen hohe Kosten und weite Wege in Kauf nehmen.

Es ist mir durchaus klar, dass die Stadt Hüfingen seit einiger Zeit kein begehrter Arbeitgeber mehr ist. Aber der Kirche viel Steuergeld zu bezahlen und den Eltern keine Auswahl zu lassen, kann und darf nicht die Lösung für junge Familien sein.