Hirschkäfer

Hirschkäfer

17. Juli 2024 0 Von Dr. Franz Maus

Liebe Bürgerpostleser,
ich kann Euch sagen, das ist eine größere Geschichte. Dass es sich um den Hirschkäfer handelt, dürfte beim Bilderbetrachten schnell klar sein. Aber der Reihe nach: Elisabeth Weisbrodt, eine Bekannte aus Lohnsfeld am Donnersberg in der Pfalz schickte mir als erstes am 25. Juni 2024 ein Bild und fragte mich, was das denn sei.


Ich musste etwas überlegen und frug zurück, wieviele Zentimeter der Käfer mißt: „6-7 cm oder noch mehr“. Elisabeth hat dann nachgemessen, vom Panzer hinten bis einschließlich der Greifzangen vorne sind es – etwa 4,3 cm. Wie heißt es so schön, „Schätzen kann fehlen“. Auf jeden Fall konnte ich antworten: „ein weiblicher Hirschkäfer“. Wenn der Käfer kleiner gewesen wäre, hätte es der Balkenschrödter sein können. Als zweites schickte mir Armin Roser aus Müllheim-Britzingen-Muggardt am 28. Juni 2024 noch ein Bild, ein herrliches Männchen.


Es befand sich auf der Plane eines Anhängers, der unter einer Eiche platziert war. Zu diesem Zeitpunkt stand fest, das gibt einen Bürgerpostbeitrag. Dann frug ich ganz beiläufig Nadine Linhard-Blum aus Hohberg bei Offenburg, ob es bei ihr Hirschkäfer gebe, und die Geschichte nahm Schwung auf. „Ja, momentan sehr viele.“ Das war einmal eine positive, aber auch überraschende Antwort.

Rivalenkampf
Annäherung
Paarung


Die Bilder oben hat uns dankenswerter Weise Nadins Jagdkollegin Silke Hahn überlassen. „Sie ist eine sehr gute Fotografin“ so Nadine. Ich vermute, dass beim Rivalenkampf der hintere sich in der besseren Position befindet. Wie es der „Kran von Schifferstadt“, der Ringer Wilfried Dietrich, beherrschte, kann er ihn aushebeln. Wer erinnert sich noch an Olympia München 1972, als er den 182 kg Mann Chris Taylor auf die Bretter zwang?

Das Bild mit den zwei Hirschkäfergeweihen vermutete ich links vom Männchen und rechts vom Weibchen? Ich bin darauf reingefallen, aber Nadine hat mich aufgeklärt, rechts ist auch ein Männchen, aber ein „Spießer“ im Gegensatz zum „Kronenhirsch“ links. Spießer entstehen, wenn die Bedingungen in der Larvenzeit nicht gut ist.

Apropos Larvenzeit, was schätzen Sie, wie lange sie dauert? Fünf bis acht Jahre. Das heißt die diesjährigen Käfer sind von 2016 bis 2019 als Ei gelegt worden. Hammermäßig. Und wie lang lebt er als Käfer? Nur wenige Wochen. Ebenfalls hammermäßig. Er lebt als Käfer eigentlich nur um sich zu paaren, das Weibchen etwas länger wegen der Eiablage. Nach der Paarung legt das Weibchen etwa 20 Eier bis zu 75 Zentimeter tief in den Boden an die Wurzeln von toten oder kranken Bäumen, insbesondere von Eichen. Die Larven entwickeln sich in den Wurzeln, Stämmen und Stümpfen, brauchen jedoch durch Pilzbefall zermürbtes Totholz. Das ist auch der Grund, dass die Entwicklung so lange dauert, denn in dem zermürbten Totholz gibt es keine reichhaltige Nahrung.


Das letzte Bild ist von Nadine, es zeigt eine Larve im jungen Alter. Wissen wie groß die Larven werden? Bis zu 11 cm lang. Der Hammer. Die Verpuppung dauert etwa 60 Tage. Jetzt kommt noch was: Nadine hat extra Totholzliegen aus Buchen- und Eichenholz angelegt, so dass mich Ihre Aussage mit dem reichlichen Vorkommen von Hirschkäfern nicht mehr wundert. „Andere sagen, die Liegen sind eine Sauerei“. Aber Hirschkäfer gibt’s eben nur, wenn man diese Möglichkeit zulässt.

Der Hirschkäfer ist der größte Käfer Deutschlands und ist auf die warmen Gebiete begrenzt. Also im Unterhölzer Eichenwald kommt er nicht vor, die nächsten Gebiete sind am Hochrhein und im Klettgau. Hier ein Link zu den Fundorten in Baden-Württemberg:
https://www.lubw.baden-wuerttemberg.de/natur-und-landschaft

Zum Schluß einen herzlichen Dank an Elisabeth Weißbrodt, Armin Roser, Silke Hahn und Nadine Linhard-Blum für die Bilderbereitstellung.

Herzliche Grüße
Franz Maus