Windpark Länge
Die solarcomplex GmbH & Co KG will fünf Schwachwindanlagen mit einer Höhe von je 230 Meter auf der Länge bauen.
Das Planungsgebiet wurde 2013 im Flächennutzungsplan vom GVV (Gemeindeverwaltungsverband Donaueschingen) als „Konzentrationszone Windenergie“ rechtskräftig ausgewiesen.
Die gesamte Waldfläche auf der Länge beträgt rund 3.300 ha, der Eingriff für den neuen Windpark beträgt etwa 12 ha. Genauer gesagt: Es wurden im Februar 2018 11,5 ha gerodet, davon 7,5 ha dauerhaft. 4 ha werden wieder Waldfläche. Da an den gerodeten Waldflächen festgehalten wird, wird kein weiterer Wald mehr gerodet.
Hier beschreibe ich was geplant ist und was bereits gerodet wurde.
Der Windatlas beschreibt die mittlere gekappte Windleistungsdichte 180 m über Grund [W/m²].
Dunkelrot ist ab 120 W/m² und hellrot bis etwa 310 W/m² auf dieser Karte.
Im Gebiet der geplanten Schwachwindanlagen herrscht ein Fichtenforst vor.
Ein Fichtenforst ist kein Wald im eigentlichen Sinne. So hatte Prof. Dr. Günther Reichelt im letzten Jahrhundert diese Fichtenforste als “Fichtenstangenäcker” bezeichnet, da diese Monokulturen zur Produktion von Holz angelegt wurden, ähnlich einem Weizenfeld. Wie in allen Monokulturen ist auch hier eine deutliche Artenarmut festzustellen.
Hier das Gebiet 1 mit den Rodungen.
Auch das Gebiet 2 ist ein konventioneller Fichtenforst. An der einer Fichte sieht man eine Vorrichtung, die dem Monitoring von Fledermäusen dient. Bezüglich der Fledermausvorkommen wird momentan eine Studie erstellt.
Auch die Gebiete 3+4 sind Fichtenforste.
Das Vorhaben wurde 2019 gestoppt, obwohl die sogenannte Waldumwandlungsgenehmigung vom Regierungspräsidium Freiburg erteilt wurde. Zuständig wäre aber alleine die Untere Naturschutzbehörde des Landratsamtes gewesen. Es hat also rein formelle Gründe.
Seit die alte Förstergeneration in den Ruhestand getreten ist, ist auch auf der Länge ein Waldumbau und ein Umdenken zu beobachten. Die Revierleiter gehen deutlich weg von den Monokulturen hin zu einem naturnäheren Mischwald.
Gewinn und wer was verdient
Da über die Gewinnerwartung einige falsche Informationen im Umlauf sind, habe ich mich direkt bei der solarcomplex GmbH & Co KG Windpark Länge erkundigt und sofort kompetent und transparent Auskunft erhalten. Die Zahlen sind, wie zu erwarten, ziemlich komplex und ich versuche sie hier kurz darzustellen:
Bei voraussichtlich fünf Windkraftanlagen sprechen wir über einen Stromertrag von fast 50 Mio kWh jährlich.
Das entspricht einem privaten Strombedarf von etwa 50.000 Menschen, denn ein 3-Personen-Haushalt benötigt statistisch rund 3.500 kWh.
- Nun ist es wichtig zu wissen, dass es nicht mehr – wie früher – eine feste Einspeisevergütung gibt, sondern dass die Vergütung in einer Ausschreibung ermittelt wird. Das heißt, die günstigsten Anbieter für eine bestimmte Leistung erhalten einen Zuschlag.
Realistisch ist eine Vergütung von etwa 7 ct / kWh, das wären dann jährliche Einnahmen von rund 3,5 Mio €.
Dieser Betrag ist selbstredend nicht der Gewinn, sondern das sind die Einnahmen.
- Davon zu bedienen sind als erstes die Darlehen, denn der größte Teil des Invest von rund 30 Mio € wird bankfinanziert.
- Dann die Pacht an die Grundstückseigentümer, das sind die Gemeinden Donaueschingen und Hüfingen und das Haus zu Fürstenberg.
- Außerdem die Versicherung, technische Betriebsführung, Vollwartungspaket (=Reparaturen), Gewerbesteuer, Jahresabschluss etc.
Es verbleibt ein Gewinn bzw. eine Rendite in Höhe von wahrscheinlich 5 – 7% auf das eingesetzte Kapital.
Den Gewinn erhalten die Gesellschafter der Betreibergesellschaft.
Betreiber sind rund 20 Stadtwerke und Bürgerenergiegenossenschaften aus Baden-Württemberg.
Summa summarum, ein regional durchaus bedeutsames Projekt mit einem erheblichen Invest, einem großen Beitrag zur regionalen Stromversorgung und einer breiten Streuung von Chancen und Risiken.
Vogelschredder
Viele Verbände lehnen den Standort wegen der Konflikte mit der Vogelwelt ab. Wobei ich jetzt die Milane nicht auf der Länge gesehen habe, sondern ausschließlich über Hüfingen. Hier stellt sich mir die Frage, was denn die Vögel in einem reinen Fichtenforst sollen?
Dann hat die Milanpopulation parallel zum Ausbau der Windkraftanlagen in Baden-Württemberg zugenommen. Die Antworten zu einer Anfrage über das Vorkommen des Rotmilans in BW findet man hier:
Roter-Milan-Population in Baden-Württemberg und im grenznahen Raum zu Bayern
Ergänzend möchte ich noch erwähnen, dass Vögel durchaus lernfähig und auch empathiefähig sind. Wenn jemand um einen Milan mit einem abgeschlagenen Kopf trauert, sollte er vielleicht mal sein eigenes Nahrungsverhalten kritisch hinterfragen. Ein deutscher Artikel hierzu findet sich hier:
Zur Intelligenz einzelner Vogelarten
Unter allen menschgemachten Todesursachen für Vögel in Deutschland steht nach absoluten Zahlen der Glastod an der Spitze. Beim Vogelschlag an Glasscheiben kommen jährlich laut NABU über 100 Millionen Vögel in Deutschland um. In ähnlicher Größenordnung bewegt sich lediglich der Verlust durch Hauskatzen.
Die Anzahl der Todesopfer durch Kollisionen von Vögeln im Straßen- und Bahnverkehr werden für Deutschland auf etwa 70 Millionen geschätzt. Die Gefährdung steigt mit steigendem Verkehrsaufkommen und steigender Geschwindigkeit kontinuierlich an. Überproportional gefährdet sind durch Fahrzeugkollisionen jedoch größere Vogelarten wie Greifvögel oder nachts jagende Eulen. Bei diesen Arten könnte dieser Faktor daher durchaus zu Bestandsrückgängen führen oder laufende Bestandserholungen gefährden.
Auch mit Stromleitungen kollidieren regelmäßig Vögel. Eine NABU-Studie von 2017 schätzt jährlich 1,5 bis 2,8 Millionen Vögel, die durch den Anflug gegen eine Stromleitung zu Tode kommen. Mit dem Ausbau des Übertragungsnetzes im Zuge der Energiewende könnte diese Zahl weiter steigen, wenn keine geeigneten Gegenmaßnahmen getroffen werden. Von dieser Todesursache sind jedoch selektiv vor allem größere und im Flug weniger wendige Vogelarten betroffen, insbesondere Wasservögel.
Die Gefahr der Kollision von Vögeln mit Windkraftanlagen nimmt allerdings deutlich zu. Man muss von über 100.000 von Windkraftanlagen pro Jahr getöteten Vögeln ausgehen, darunter etwa 12.000 Mäusebussarde und 1.500 Rotmilane. In absoluten Zahlen gesehen sind das wenige im Vergleich zu den Millionen Vögeln, die Katzen, Glasscheiben oder dem Verkehr zum Opfer fallen.
NABU: Tödliche Gefahren für die heimische Vogelwelt
Des weiteren wird mit den Rodungen und Versiegelungen von Streuobstwiesen, wie in Fürstenberg wieder geplant, die Lebensgrundlage nicht nur von Vögeln, sondern auch von Wasserfledermaus, Großes Mausohr, Braunes Langohr und unzähliger Insekten zerstört.
Der Anblick von Windkraftanlagen
Über das Hauptargument der Gegner lässt sich vortrefflich streiten. Was ist schön, was nicht? Ich persönlich empfinde Hochspannungsmasten, die hier wirklich überall die Landschaft verschandeln, als absolut hässlich. Im Gegensatz zu den geplanten Windrädern auf der Länge – die man übrigens weder von Fürstenberg noch von Hondingen aus sehen wird – sind diese Stromtrassen allgegenwärtig und ihr “Surren” hat mich schon oft beim Joggen “bedrohlich” begleitet.
A propos “Surren”: Das Argument mit dem Infraschall kann ich als Wissenschaftlerin nicht ernst nehmen und empfehle die Lektüre über “Nocebo-getriggerte Symptome”.
Hierzu fällt mir aber eine Legende zu den Anfängen der Eisenbahn ein:
Ortsveränderungen mittels irgendeiner Art von Dampfmaschine sollten im Interesse der öffentlichen Gesundheit verboten sein. Die raschen Bewegungen können nicht verfehlen, bei den Passagieren die geistige Unruhe, ‘delirium furiosum’ genannt, hervorzurufen.
Angebliches Gutachten eines Königlich Bayerischen Medizinalkollegiums
Aber auch über Legenden lässt sich hervorragend streiten.
Ausgleichsmaßnahmen
Momentan läuft ein ausführliches Fledermausmonitoring zu dessen Ergebnis selbstverständlich noch nicht viel zu sagen ist.
Ein Konzept über Ausgleichsmaßnahmen wurde bereits vor dem Genehmigungsverfahren erstellt. Mit der Baugenehmigung des Windparks wird dieses Ausgleichskonzept dann “mitgenehmigt”.
Hierbei handelt es sich um Aufforstungen, Waldumbauten, Umwandlungen von Acker in Grünland und Nutzungsverzicht in Neudingen, Fürstenberg, Riedböhringen, Riedöschingen, Aulfingen und weiterer Standorte.
Da dieser Artikel zunächst einmal darlegen soll, wo die Arbeiten momentan stehen, werde ich zu einem späteren Zeitpunkt ausführlich darüber berichten. Vielleicht werde ich die Ausgleichsmaßnahmen mit der Kamera begleiten.
Mein Fazit
Was mich erstaunt ist das Argument, dass mit der Windkraft nur Geld verdient werden soll und dann wird behauptet, dass man eben dies nicht könne, weil nicht genug Wind da sei. Heute kann niemand beurteilen wieviel Geld damit verdient werden kann, aber es ist klar, dass wir alle etwas davon haben werden. Und auf jeden Fall deutlich mehr als von einem Discounter auf einer alten Niedermoorwiese.
Dann solle “man einfach Strom sparen, weiter forschen oder auf fossile Energieträger zurück greifen”. Dies halte ich nicht für realisierbar und auch nicht für zeitgemäß. Wobei ich mir aber ziemlich sicher bin, dass weiter geforscht wird.
Auch die Rückkehr beziehungsweise Beibehaltung der Atomkraft wird angepriesen. Vor dem Hintergrund der noch ungelösten Frage der Endlagerung eine fragwürdige Forderung. Auch darf man gespannt sein, wie sich die „windkraft-kritische“ Bevölkerung zu einem möglichen Endlager im Südwesten von Baden-Württemberg stellt. Der Zwischenbericht der „Bundesgesellschaft für Endlagerung“ sieht in unserer Region zum jetzigen Zeitpunkt auch ein endsprechendes Potential:
Was bleibt ist der Artenschutz. Ja, Windkraftanlagen sind gefährlich für bestimmte Vögel. Aber wenn wir jetzt mal schauen, was auf der Länge für die Anlagen abgeholzt wurde, so war das sicher keine wertvolle Fläche für den Artenschutz.
Was wertvoll ist, sind Streuobstwiesen, Niedermoore und auch Biotope. Hier frage ich mich wo diese Windkraft-Artenschützer sind, wenn in Fürstenberg die Streuobstwiese platt gemacht wird? Wo sind die Windkraft-Artenschützer, wenn der Lidl aus Profitgier ein Niedermoor zur Strecke bringt? Wo sind sie beim Behlaer Weiher, wo aus einem Biotop eine Klärgrube gemacht wurde? Tausende Amphibien sind Geschichte, weil sie eben nicht einem Windrad weichen mussten, sondern der Unfähigkeit und der Faulheit bestimmter Ämter zum Opfer fielen.
In den USA gibt es ein Wort dafür: Hypocrite
Vor der Genehmigung des Windparks Länge habe ich mich intensiv um Aufforstungsflächen als Ersatz für die Waldumwandlungen bemüht. Die Waldrodung wurde dann auch behördlich genehmigt und sogar vom Verwaltungsgerichtshof Mannheim bestätigt. Leider musste inzwischen der weitere Ausbau des Windparks gestoppt werden, da in einem weiteren Rechtsverfahren behördliche Fehler festgestellt wurden.
Nun hat mir Minister Wolf auf Nachfrage geantwortet, dass mit der Rodung des Waldes Fakten geschafft worden seien, bevor überhaupt das behördliche Verfahren zur rechtlichen Zulässigkeit hierzu abgeschlossen war. Es ist schon sehr erstaunlich, dass der Jurist Wolf über den großen geplanten Windpark in seinem Wahlkreis sich überhaupt nicht auskennt und offensichtliche Falschmeldungen weiter verbreitet. Leider hat Wolf auf meine weitere Nachfrage überhapt nicht geantwortet.
Dabei ist der Windpark eines der wichtigsten Projekte für den Klimaschutz in seinem Wahlkreis. Der Windpark wird pro Jahr mehrere zehntausend Tonnen CO2 einsparen. Ist Wolf der Klimaschutz so gleichgültig?
Dem Wald geht es wegen des Klimawandels so schlecht wie noch nie. Der SPIEGEL titelte: „Der deutsche Wald stirbt“, nachdem Wolfs Parteifreundin Julia Klöckner die Waldzustandserhebung bekannt gegeben hatte. Als christdemokratischem Abgeordnetem müsste ihm die Bewahrung der Schöpfung doch wichtig sein.
Da in Baden-Württemberg in den letzten Jahren sehr wenige Windräder errichtet wurden, sind wir nicht nur wegen des Klimaschutzes sondern auch wegen der Energiewende dringend darauf angewiesen, dass ein solches Projekt wie der Windpark Länge gebaut wird.
Johannes Haug
Rottweil
Mein Reden !
Objektiv geht anders.Jeder hat halt so seine eigene Brille,kritisch wird es allerdings ,wenn die Sichtweise persönlich und interessengebunden ist.
3 Punkte möchte ich anmerken:
1.Wo gibt es in der Region eine Waldfläche von 3300 ha , mehr oder weniger unbesiedelt und ohne öffentliche Straßen. Die Länge ist ein Landschaftsschutzgebiet par excellence. Das sollte man bewahren.
2..Transparent sind die Gewinnaussagen für einen Normalbürger nicht. Die Gewinnmarge ist auf jeden Fall so hoch,daß man den Waldbesitzern horrende,unanständige Pachthöhen zahlen kann. 15.000-20..000 € pro Windrad und Jahr sollen die Waldbesitzer erhalten und dies 30 Jahre lang. Also rd.600.00 € statt max. 10.000 €,was der Wald in 30 jahren auf dieser Waldfläche brächte.
3.Die neue grün-schwarze Regierungskoalition wird die Anlage von 1000 Windrädern im Staatswald in ihren Koalitionsvertrag festschreiben. Da kommt Hoffnung für die Länge auf. Und es ist kein St.Floriansprinzip ,wenn ich auf den Staatswald auf den Amtenhauser Bergen( Gemeindegebiet Immendingen) verweise. Dort ist erstens Staatswald und zweitens sind dort schon jede Menge Windräder vorhanden,also richtigerweise eine Konzentration der Windräder und nicht auf jedem Berg ein paar.
Und die öffentlichen EEG-Gelder für die horrende Pacht gehen dort wenigstens wieder an die Allgemeinheit zurück.
Der Artikel ist nicht nur einseitig, sondern auch teilweise falsch.
Hier die Fakten: Nicht fünf, sondern insgeamt 11 Windkraftanlagen sind im Längewald geplant. Sechs Stück von Solar Complex und fünf weitere von der Green City AG auf dem angrenzenden Ettenberg.
Die geplanten Anlagen erreichen eine Höhe von 245,5 m (zum Höhenvergleich: Die Aussichtsplattform des Testturm von Tyssen Krupp in Rottweil befindet sich auf 232 m)
Auf der Länge und über die Länge fliegen sehr wohl Rotmilane, sie bauen dort oben sogar ihre Horste. Es gibt sie auch in Hondingen, Riedöschingen, Neudingen und weiteren Ortschaften rund um die Länge (nicht nur in Hüfingen).
Leider ein recht einseitiger Beitrag: Gerade weil unsere Kulturlanschaft schon so verhundst ist mit Gewerbegebieten, Freileitungen, Schnellstraßen, Biogasanlagen und Energiepflanzen-Monotonie, gilt es, die letzten unzersiedelten und unzerschnittenen Waldgebiete zu erhalten. Das fordert übrigens das Naturschutzgesetz §1 Abs. 5. Wie viele entsetzlich öde, aber durchaus windhöffige Gegenden gibt es doch in Deutschland noch, die den Überbegriff Landschaft längst nicht mehr verdienen! Platz für Windkraftmonster mit bis 250 m Höhe gibt es dort allemal. Jetzt sollen allein in den Staatswald von BW nach dem Willen der Grünen mehr als 1000 Windräder gestellt werden – adieu Arten- und Landschaftsschutz, adieu Tourismus!
Die Länge ist ein ausgedehntes Waldgebiet, unbesiedelt, nicht mit Straßen durchzogen und mit Verkehr belastet. Ein Stück intakte Natur und durchaus schützenswert. Das Ökosystem Wald würde zerstört und zu einem Industriegebiet gemacht.
Ein Naturzerstörungprojekt. Deshalb keine Windräder im Lebensraum Wald.
Strom für 50.000 Menschen, gewonnen in unbesiedeltem Gebiet. Ist doch perfekt! Die viel kritisierte Optik stört mich nicht. Das schlimme ist aber, dass auf der einen Seite jeder grüne Energie will, auf der anderen Seite aber bloß nicht vor der eigenen Haustür. So funktioniert und gelingt Wandel nicht!
Hallo Frau Jaag, herzlichen Dank für diese ausführliche Zusammenfassung. Eine gute Grundlage für den Meinungsaustausch zu diesem Thema. Grüße Petra Wetzel