Schmetterlingshaft

Schmetterlingshaft

28. Mai 2025 0 Von Dr. Franz Maus

Liebe Bürgerpostleser,

vor zwei Wochen schickte mir Thomas Kring – er ist seit 2013 Projektleiter des Naturschutzgroßprojektes Baar beim Schwarzwald-Baar-Kreis – diese beiden Bilder. Er schrieb dazu: „Falls Du noch ein Thema für einen Bürgerpostartikel suchst, wie wäre es damit, am 10. Mai 2025 fand ich bei Geisingen im Naturschutzgebiet Albtrauf-Baar den Libellen-Schmetterlingshaft“. Ich dachte, wie bitte, Libellen-Schmetterlingshaft, so etwas soll es bei uns geben? Das ist doch ein absoluter Oberhammer, finden Sie nicht auch?

Vor langer Zeit habe ich einmal Bilder von ihnen gesehen, aber nie gedacht, sie noch einmal zu Gesicht zu bekommen. Was sind das nur für Wesen? Laut Wikipedia sind es keine Schmetterlinge, sondern Netzflügler aus der Familie der Schmetterlingshafte. In Deutschland kommt nur der Libellen-Schmetterlingshaft vor, eine von drei in Mitteleuropa vorkommenden Arten. Nur im Süden Deutschlands, in wärmeren Gebieten ist sein auf Deutschland bezogenes Verbreitungsgebiet. Dass dazu auch die Baar gehört, ist erstaunlich. Aber auf der Baar gibt es schöne Südlagen, wo sie – siehe Bildbeleg von Thomas Kring – zweifelsohne leben können. Was brauchen der Libellen-Schmetterlingshaft noch zum Existieren? Halbtrockenrasen und magere Mähwiesen. Er könnte auch vom Klimawandel profitieren.
Die Tiere erreichen eine Flügelspannweite von 4,2 bis 5,5 cm. Also ganz ordentlich. Das Aussehen ist fantastisch. Man darf die Bilder der beiden Exemplare einfach genießen. Besonders auch die langen schwarzen Fühler mit der Verdickung an den Enden. Die Männchen kann man an ihrer gekrümmten Hinterleibszange erkennen. Sehen Sie bei den Bildern, welches Geschlecht Thomas Kring fotografiert hat?

Die ausgewachsenen Tiere besitzen eine Lebenserwartung von vier bis fünf Wochen. Nach dem Schlüpfen Anfang bis Mitte Mai fliegen sie an trockenen und sonnigen Tagen von Mai bis Juli auch im Schwirrflug dicht über der Vegetation oder sehr hoch, um kleine Fluginsekten zu jagen. Verschwindet die Sonne, wenn auch nur für kurze Zeit, heften sie sich mit ihren beißenden Mundwerkzeugen an einen Halm und verharren während der Beschattungszeit inaktiv. In dieser Situation hat Thomas Kring sie fotografiert. Dabei breiten sie ihre Flügel gegen die Sonne aus, so dass die Flügel aller Libellen-Schmetterlingshafte parallel ausgerichtet sind.

Die Eiablage erfolgt meist im oberen Hangbereich an offenen Bodenstellen. Dabei legt das Weibchen wahrscheinlich nur ein einziges Gelege von 30–65 Eiern an einen frei stehenden Stängel, der durch Rückstrahlung vom Boden zusätzlich erwärmt wird, was die Trocknung der Eier nach Regen beschleunigt. Ist das nicht erstaunlich? Trotzdem ist dieser Halm so gewählt, dass er überwiegend beschattet ist und auf nur wenig geneigter Fläche steht. Dieser Platz kann so rar und attraktiv sein, dass ein Halm auch für mehrere Gelege genutzt werden kann. Gerät das Gelege in Bodennähe, weil der Halm knickte, gelangen die Eier kaum noch zur Reife, dann werden sie von Bodentieren erbeutet oder trocknen zu langsam nach Regen. Die Schlupfdauer variiert je nach Trockenheit, sie beträgt meist vier Wochen, kann aber erheblich kürzer sein oder über 40 Tage dauern.

Die Larvenentwicklung bis zum erwachsenen Tier findet am Boden statt und dauert lange vermutlich zwei Jahre.
Thomas Kring betont, „Schutzgebiete, insbesondere Naturschutzgebiete, sind für die Biodiversität und den Naturschutz allgemein von extrem großer Bedeutung. Und ohne Pflege der Lebensräume verschwinden über kurz oder lang sehr viele seltene Arten, wie die gezeigten Libellen-Schmetterlingshafte“.

Vielen Dank Thomas für die Überlassung dieser beiden Bilder. Ich glaube, sie sind ein absoluter Höhepunkt der Bürgerpostbeiträge.

Herzliche Grüße
Franz Maus

Thomas Kring ist übrigens nächsten Sonntag mit dem Naturschutzgroßprojekt auf dem Naturparkmakt in Mundelfingen!