Wanzen

Wanzen

7. November 2024 0 Von Dr. Franz Maus

Liebe Bürgerpostleser, 

mit dem Bild oben geht diese Geschichte los. Ganz kleine Eier, links ist mein Zeigefinger zum Vergleich, sind an der Garagenwand außen angebracht. Was könnte das sein, war die Frage an mich. Die Antwort war, ich weiß es nicht, aber das werde ich schon herausbekommen.

Das Bild zeigt das nächste Stadium, es sind Larven aus den Eiern geschlüpft und blitzartig erinnerte ich mich, so etwas schon einmal gesehen zu haben. In einem früheren Beitrag vom Juli 2018 habe ich darüber geschrieben, es sind schlicht und ergreifend Wanzen.

Bei diesem Bild hatte ich Glück, denn rasant machten sie sich auch dem Staub und waren und blieben verschwunden.

Das Bild zeigt, dass Wanzen auch schön sei können, hier habe ich im Garten eine Zweikeulenweichwanze vor die Linse bekommen.

Allerdings kann ich nicht sagen, welche Wanzenart aus den hiesigen Eiern entstand. Den weiteren Part werde ich aus meinem letzten Wanzenbeitrag übernehmen. Denn wie heißt es so wahrhaft, die Wiederholung ist die Mutter der Studierenden.

Die etwa 1 Millimeter kleinen befruchteten Eier wurden in einer Gruppe dicht nebeneinander gelegt. Die daraus schlüpfenden Larven leben meist gesellig, wobei sie – man höre und staune – durch Zusammenhaltsduftstoffe (Aggregationspheromone) beieinander bleiben. Dieses Zusammensein war sehr auffallend.  Wenn die Tiere Gefahr wittern, sondern sie Alarmdurftstoffe (-pheromone) aus, durch die sich die Gruppe zerstreut. Auch spannend. Sie durchlaufen sage und schreibe fünf Larvenstadien. In Europa überwintern sie überwiegend im Erwachsenenstadium.

Wanzen sind einfach der Hammer. Die Feuer- und erst kürzlich die Lindenwanze habe ich schon vorgestellt. Es gibt weltweit 6.000 Arten. Damit ist sie die artenreichste Familie dieser Insektengruppe. In Mitteleuropa kommen mit etwa 70 Arten relativ wenige vor. Etliche Baumwanzen haben Stinkdrüsen, ich nehme an, dass viele von Ihnen mit deren Inhalt schon einmal unangenehme Bekanntschaft gemacht haben. Die meisten Arten ernähren sich von Pflanzensäften, die sie aufsaugen. Es gibt aber auch räuberisch lebende Arten, die als Nützlinge gelten, da sie sich von zahlreichen Schädlingen ernähren. 

Herzliche Grüße
Franz Maus

Linden- oder Malvenwanze

Beitrag vom 16.10.2024

Liebe Bürgerpostleser, 

Hand aufs Herz, haben Sie so etwas bei uns schon einmal gesehen? Ich vermute nicht. Denn ursprünglich waren diese Krabbeltiere im westlichen Mittelmeerraum, im westlichen Nordafrikas und den Kanaren verbreitet. Auf Europa bezogen sind das Portugal, Spanien, das südliche Frankreich, fast ganz Italien bis ins Tessin und nach Südtirol, und der Nordwesten der Balkanhalbinsel. Und jetzt kommts: Kurioser Weise begann die Art seit etwa Mitte der 1990 er Jahre sich nach Norden und Osten mit rasanter Geschwindigkeit auszubreiten. Bis 2000 wurden Ungarn (1994), die Slowakei (1995) und Bulgarien erreicht, 2001 Österreich. Der erste deutsche Nachweis stammt von 2004 aus der Oberrheinebene, von wo aus sich die Art rasch im Rheintal nach Norden ausbreitete. 2019 waren sie in Berlin angekommen. In der Schweiz gibt es bereits 2005 Massenvorkommen. Nach Osten hin wurden Serbien, Bulgarien und Rumänien besiedelt. Inzwischen kommt die Art auch in Nordfrankreich bis in die Normandie vor. Eine erstaunlich schnelle Gebietserweiterung, finden Sie nicht auch? Man könnte sagen, ein absoluter Hammer. Die Bedingungen in den neuen Gebieten haben sich anscheinend so positiv verändert, dass das die fünf bis sechs Millimeter kleinen Tierchen angezogen hat.  

Diese Bilder erhielt ich dankenswerter von Frau Dr. Doris Seichter aus München-Grub. Im ersten Moment dachte ich kurz, es seien Feuerwanzen. Zu sehen sind typische große Ansammlungen der Linden- beziehungsweise Malvenwanzen, wie sie im Herbst vorkommen. Es sind in der Mehrzahl verschiedene rot-schwarz gefärbte Nymphenstadien zu sehen, die wenigen erwachsenen Tiere sind auf dem Rücken weiß gefärbt. Idealerweise überwintern sie als erwachsene Tiere an den Lindenbäumen. Im Sommer saugen Larven und erwachsene Tiere in Mitteleuropa an Trieben und Ästen von Linden, und zwar ohne die Bäume zu schädigen. Im Ursprungsgebiet  findet man die Lindenwanzen auch an Malvengewächsen wie Strauchpappeln, Eibisch, Hibiskus und Malven, weshalb sie auch Malvenwanzen genannt werden. 

Wir brauchen vermutlich nicht lange warten, bis sie auch auf der Baar auftauchen.

Herzliche Grüße 
Franz Maus