Insel Mainau – Konstanz 2.

Insel Mainau – Konstanz 2.

22. November 2024 0 Von Hannah Miriam Jaag

Für die dunkle Jahreszeit empfehle ich die Insel Mainau und der Badische Bodensee von Lucian Reich aus 1856. Das Buch hatte ich im Winter 2022/2023 hier vorgestellt und möchte es jetzt aktualisieren.

Hier der 2. Teil vom Kapitel Konstanz

Einzelne Gewerke, wie zum Beispiel die Metzger und Gärtner, gaben den Ihrigen statt den gewöhnlichen Kundschaften große Pergamentbögen mit, auf welchen sich der wanderlustige Geselle, je nach seinem Vermögen, von einem Maler oder Schönschreiber etwas Hübsches malen ließ. Die Gärtner zum Beispiel wollten meistens den Garten ihres Lehrmeisters mit allen Gebäulichkeiten und Pflanzen darauf haben, während die Metzger schönes Vieh bestellten, nebst dem Lieblingshunde „Packan“ oder „Bläß“.

Nikolaus Hug erzählt, dass im Jahr 1797 in einer größeren Stadt des Mittelrheines ein Maler eine solche Bestellung von einem Metzger bekommen, und mit vielem Fleiß also ausgeführt habe, dass er zwischen den zierlichen Buchstaben und Worte „Wir Bürgermeister und Rath“, – Ochsen-, Kälber- und Schafsköpfe x. gemalt habe, was der Metzgerzunft ungemein, dem Rat hingegen so sehr missfallen habe, dass der arme Künstler zu einer Abbitte und Vernichtung des Lehrbriefes sich habe bequemen müssen.

Ein recht lustiges Leben führten auch die Studenten auf den Vakanzreisen. Mit ihren Zeugnissen und langen Degen an der Seite besuchten sie die Landpriester und wohlhabenden Bürger aller Orten. In jedem Kloster ward ihnen Herberge gegeben auf 6 bis 8 Tage und Essen und Trinken im Überfluss. Manche arme Schlucker brachte von einer vierwöchigen Vakanzreise 20 bis 30 Gulden bares Geld nach Hause. In der Stadt gab man armen Studenten bei Prozessionisten gerne Kostage, wofür sie dem Hausherrn, der im Schreiben und Rechnen entweder gar nicht oder schlecht unterrichtet war, die Hausbücher und Rechnungen in Ordnung halten mußten.

Eine eigentümliche Klasse von Menschen bildeten die Waldbrüder oder Eremiten, welche auf Kirchhöfen, bei Kapellen oder in Wäldern ihre Klausen hatten. Sie zeigten sich im Äußeren als sehr fromme Leute, welche in den Kirchen die Priester bedienten, dem Mesner bei Verzierung der Altäre halfen und mit dem Volke zu verschiedenen Zeiten in ihren Kirchlein Betstunde abhielten. Ein solcher Klausner befand sich noch zu Ende des vorigen Säkulums auf dem Schottenkirchhofe in Konstanz. Seine Zelle war mit passenden Symbolen und Versen geziert, zum Beispiel

Wahre Tränen, wahre Buß,
Waschen ab dem Sündenruß.“

Trotz solch frommer Äußerungen scheuten übrigens manche dieser wunderlichen Heiligen ein bisschen „Ruß“ nicht, wenn es darauf ankam, sich ein Bene zu tun.

Zu gleicher Zeit gab es auch Schwärme von Bettlern und abgedankten gardenden Soldaten mit Frauen, Kindern und kleinen Fuhrwerken. Sie zogen von einem Pfarrsprengel zum anderen und besuchten die Kirchweihen. In Konstanz hatten diese Bettler eine eigene Zunftordnung unter sich aufgeteilt. Starb ein alter Mann oder ein altes Weib, so rückte die jeweils ältere Person um einen Platz näher an die Kirchentüre, und durch die ganze Armee fand das gleiche Avancement statt.

An der Straße nach Kreuzlingen konnte man an schönen Sonntagen ganze Bettlerfamilien gelagert erblicken. Hier seufzte einer wegen Krankheit, dort schrie ein anderer seiner brennenden Wunden wegen, alle so erbärmlich wie möglich, um einen Almosen von den Vorübergehenden zu erhalten. Kam der Abend und die traurige Nacht, so hörten die Schmerzen auf; man zog in verschiedene Schenken und Herbergen und verzehrte erheiterten Gemüts, das erbettelte Geld.

Viele Bewohner des an der Straße nach Loretto gelegenen Siechenhauses, (errichtet vom Bischof Hermann III, aus dem Geschlechte von Breitenlandenberg), hatten das Recht, am Neujahrstag die Straßen der Stadt zu durchziehen. Sie sangen geistliche Lieder und führten einen Wagen mit sich zur Fortschaffung des reichen Almosens, was ihnen von mitleidigen Einwohnern gespendet wurde.

Ein anderer anmutiger Brauch war das öffentliche Singen vom Weihnachtsabend bis zur Feste der Heiligen Drei Könige. Am Weihnachtsabend setzten sich Banden alter und junger, oft seltsam verkleideter Leute in Bewegung, um vor denjenigen Häuser der Stadt zu singen, aus welchen sie bereitwillige Spenden erwarten durften. Man sang meist Lieder von der Geburt und dem Leben Jesu. Oft mit sehr schönen Klang reichen Stimmen. Hin und wieder hörte man aber auch ein Kriegs- oder Liebeslied.

War man den nächtlichen Sängern gewogen, so wickelte man die Geldspende in ein langes Papier, zündete es an und warf es zum Fenster hinaus der Bande zu. Ließ aber der flammende Dank allzulange auf sich warten, so rief man in geduldigen Tone:

Wenn ihr üs ge wend,
So gend ü’s bald,
Denn uf den Gaßen ist es kalt.“

Noch im Jahr 1792 war es in Augsburg Sitte, dass an jedem Samstag arme Studenten mit Mänteln angethan, vor jedem Hause, wo sie Wohltaten empfingen, ein deutsches Lied sangen oder ein Vaterunser beteten.

Am heiligen Dreikönigstage stand das bekannte Herumgehen der drei Könige mit dem Sterne statt. Unser Berichterstatter gibt in seinem Nachlass eine Probe von einem Liede, welches an diesem Tage in Konstanz von den verkleideten Weisen gewöhnlich gesungen wurde.

Die Heiligen Drei Könige mit ihrem Stern,
Sie suchten den Herrn und sähen ihn gern.
Sie kommen vor’s König’s Herodeßen Haus,
Herodes, der schaue zum Fenster heraus.
Herodes, der sprach mit. Falschem Verdacht:
Warum ist nur der Hintere so schwarz?“
Er ist nicht schwarz, er ist ganz weiß;
Wir suchen Ihn mit ganzem Fleiß.
Zu Nacht sind wir den Berg gegangen.
Dann ist der Stern wohl aufgestanden.
Der Sternen rückt fort, wir folgen ihm nach,
Bis wir zusammen nach Bethlehem kamen ;
Nach Bethlehem in die heilige Stadt,
Wo Jesus Christkindlein die Liegestatt hat.
Wir fallen ihm alle drei zu Füßen
Zum Opfer Ihm schenken wir Gold,
Weihrauch und Myrren.
Dies war das liebste Jesulein.“

Allgemein war auch in der Seegegend das Johannisfeuer. Vom Hafendamme aus konnte man am Abend des Johannistages weithin im Schwäbischen und benachbarten Schweizerlande die Feuer lodern sehen, und noch heute ist dieser Brauch nicht ganz erloschen. In Konstanz aber hört diese alte Sitte auf mit dem Jahre 1805, allwo ein junges Mädchen bei dem üblichen Sprung über das Feuer in die Flammen fiel und sich stark beschädigte. Die Stadtbehörde, welche das Feuermachen in den Gassen ohnehin ungerne sehen mochte, verbot die Abhaltung des Brauchs.

Zu jener Zeit hatte auch an jeder Bürger das altershergekommene Recht, seine selbst gepflanzten Wein öffentlich auszuschenken. Die Verkündigung solcher Schenkeröffnungen geschah durch einen alten Mann mit halb weißen, halb rotem Mantel. Am Sonntagmorgen, nach beendigten Gottesdienste, geschahen die Ausrufungen mittels der Schelle. Es konnte geschehen, dass 12 bis 14 Schankwirte und Weinsorten auf einmal ausgerufen wurden, was dem Aussteller ebenso viel Maßwein und Kreuzer eintrug.

Bei All‘ dem waren die öffentlichen Verkehrsanstalten, den in unserer Zeit fast übergroße Sorgfalt zugewendet wird, in sehr mangelhaften Zustande. Noch in den 80er Jahren des letzten verflossenen Jahrhunderts finden wir im ganzen Lande über kleinere Flüsse keine Brücken. Fuhrwerke und Reisende wurden auf kleinen Fähren übergesetzt. Förmliche Straßen bestanden nur zwischen den bedeutenden Orten, und da waren sie meist so schmal, dass die Pferde eines hinter dem anderen mußten eingespannt werden. Ganz besonders schwierig war das Fortkommen auf schweizerischem Boden. Bis zum Jahr 1776 zum Beispiel mussten die Reisenden auf der stark begangenen Straße zwischen Pfyn und Frauenfeld nach Frankreich, auf Flößen oder flachen Schiffen über den reißenden Thurfluss setzen. War dieser von Gewitterregen oder geschmolzenem Schnee hoch angeschwollen, so mussten die Wanderer eben Geduld haben, bis das Element sich etwas verlaufen hatte. Natürlich, dass auch das Post und Botenwesen dem Zustande der Wege entsprach.

In gedachter Zeit befand sich in Konstanz die Post auf dem oberen Markte, unter den Bögen des jetzigen Leo’schen Kaffeehauses. Ein alter Herr Namens Radergast besorgte gemächlich und ohne Gehilfen das Geschäft. Die Postkutsche fuhr etwa zweimal in der Woche nach Radolfzell. Nach der Schweiz aber gingen bis zum Jahr 1780 noch keine Fahrposten. Erst von da an wurden solche dort eingerichtet und mit der Reichspost in Verbindung gebracht. Die ersten Wagen hatten Raum für vier Personen. Die Kasten ruhten hinten auf hölzernen Eisen beschlagenen Federn und hingen in Ketten, während sie vorne unmittelbar auf der Achse auflagen. Da mochte, zumal auf dem holprigen Straßen, dem Fahrenden das einlullende Schläfchen wohl verscheucht worden sein.

Alle Postillone von der Reichsseite kamen zu Pferde. Die Briefe hatten sie in ledernen Beuteln rückwärts am Sattel festgeschnallt; die Postionen aber von Überlingen, Meersburg u.s.w. trugen kleinere lederne Brieffelleisen auf dem Rücken. Mit noch weniger Umständlichkeit betrieben die Eidgenossen das Geschäft. Von Luzern kam wöchentlich einmal ein Bote zu Fuß mit einem Tragkorb, worin die Korrespondenz sich befand. Von Weil aber brachte, patriarchalischer Sitte gemäß, eine Frau mit einem Esel, das ihr anvertraute, nach Konstanz und von da zurück.

Zwischen vielen schwäbischen und schweizer Orten und Konstanz bestand gar keine regelmässige Verbindung; man konnte von dort nichts erhalten und folglich auch nichts dahin versenden. Der Briefwechsel überhaupt ma damals ein sehr geringer gewesen sein. So genügte zum Beispiel vor 50 Jahren noch eine einzige Person, in Konstanz die Poststücke auszutragen. Es war eine alte Jungfer namens Sidonia, welche mit einem Körblein am Arme die Briefe in der Stadt umher trug; als sie alt und schwach geworden, überließ sie das Geschäft einer Base.

Regelmässige Botenfuhren für Frachtstücke kamen erst im Mitte des vorigen Jahrhunderts auf. Später verband man auch Fahrgelegenheiten für Reisende damit, jedoch nur für solche Passagiere, welche eine allzu große Eile hatten, indem die Reisewagen einfach hinten an den Güterwagen angehängt wurden.

Kutschen gab es dazumal noch wenige. Ums Jahr 1787 zählte man in Konstanz nicht mehr als zehn Kutschen, wovon zwei der Stadtgemeinde, eben so viele zweien vermöglichen Bürgern und die übrigen dem Bischof und dem Domherren gehörten.

Mustern wir Kleidung und Tracht unserer Altvorderen, so finden wir bei ihnen weniger Modewechsel, aber dafür mehr Solidität in den Stoffen. Sonntags (im Winter) ging der reichere Stadtbürger nie anders als im silberbordierten dunkelblauen Mantel; der Patrizier hatte solchen von Scharlach mit Goldborten auf dem Kragen, und als Auszeichnung den Degen, der übrigens auch dem Künstler, Beamten und wohlhabenden Kaufmanne zustand. Vermögliche Prozessionisten pflegten, ihres Handwerks goldenen Boden in massivem silbernen Rock- und Westenknöpfen zur Schau zu tragen, während vor nicht minder kostbarem Metalle die Schuh- und. Hosenschnallen, Uhrgehänge und Anderes sein mussten. Statt unseren leichten Modezeugen sah man an den Frauen fein tuchene, mit echten Silberborten besetzte Kleider, dazu die schmucke Goldhaube. Beim Kirchgang fehlte nicht das silber beschlagene Gebetbuch von kunstreicher Arbeit und der Rosenkranz von Bernstein oder Korallen mit Denk- und Schaumünzen behangen.

Die Erben bekamen damals wertvolle Hinterlassenschaften, während ihnen heute meist wertloser Modekram und verbrauchte Fetzen teil werden.

Manche, uns beinahe unentbehrliche Gerätschaften dagegen, waren dazumal noch selten oder gar nicht im bürgerlichen Hauswesen anzutreffen. Regenschirme zum Beispiel sah man nur bei Vermöglichen. Sie bestanden aus dunkelfarbiger, mit großen Blumen gezierter Wachsleinwand. Die gemeinen Bürger- und Bauernweiber aber behalfen sich bei regnerischer Witterung damit, dass sie einen Teil ihrer Obergewänder über das bedrohte Haupt zogen, wie in unseren Tagen noch auf dem Lande zu sehen.

Vom Gebrauche der Spiegel wußten unsere Landsleute ebenfalls noch wenig. Sie wendeten sich einfach an das bekannte Element, in welchem schon im frühesten Altertum Narciß seine jugendliches Bild erschaute. Samstagabends nämlich stellten die ländlichen Schönen eine Velte voll Wasser in ihre Kammer, worin sie, nach dem Ankleiden ehe sie nur zur Kirche gingen, noch einmal sich bespiegelten, ob Alles in gehöriger Ordnung sei. Also einfach waren die Sitten und Zustände der s. g. guten Zeit. Aus ihren Trümmern erwuchs in raschem Wechsel das Neue, welches zu beschreiben den Nachkömmlingen überlassen bleiben mag.

Nebst den mannigfachen Umgestaltungen der Josephinischen Zeit überhaupt, war unser Konstanz die Ansiedelung der genannten Genferkolonie von großem Einfluss. So wie alles kommende Neue Bewegung und Leben in das vorhandene Alte bringt, so wirkte auch dieses Ereignis anregend auf die Zustände der altbürgerlichen Stadt. In Folge der Ankunft so vieler tätigen und vermöglichen Fremden fing man an, die modernden Kehrichtwinkel in den Gassen zu säubern, die von Wurme zerfressenen Ingebäude der (zur Hälfte leerstehenden) Häuser auszubessern und bequemere Wohnungen darin einzurichten. Alle Handwerksleute, die gute Arbeit zu liefern vermochten, bekamen zu tun. Tagelöhner, welche früher von Almosen und Klostersuppen sich genährt, griffen ermutigt zur Arbeit. Zwischen den Neugekommenen und den ursprünglichen Bürgern bestand das freundlichste Verhältnis; die jüngeren Einheimischen lernten bald Französisch und die Genfer, wenn auch etwas langsamer, Deutsch. Mit jedem Jahr hob sich der Wohlstand.

Die Genferknaben, meist lustigen Blut, besuchten die Schule in Zofingen, so auch die Mädchen. In Religionssachen huldigte man einer gewissen Toleranz. Die Mädchen der protestantischen Genferfamilien nahmen am katholischen Religionsunterricht teil.; es hieß, sie könnten ja größer und urteilsfähiger geworden, selbst sich das Bessere wählen.

Erst nach mehreren Jahren kam ein Genfer protestantischer Geistlicher mit Familie nach Konstanz, und bereitwillig wurde ihm ein Lokal zur Abhandlung des Gottesdienstes eingeräumt.

Im ganzen bestand die Kolonie aus etwa 500 Köpfen. Dem Gewerbe- und Fabriktreibenden ward vom Kaiser 20-jährige Steuer und Militärfreiheit bewilligt. Wie schon bemerkt, bekam die Familie Macaire, zur Errichtung einer Indienne- und Cotonfabrik, die Dominikanerinsel unentgeltlich. Bei dem Einzuge hatte Jakob Macaire, wie Hug erzählt, ein sonderbares Mißgeschick. Als der erste schwer beladene Güterwagen über die Brücke zum Kloster fuhr, brach dieselbe unter der Last zusammen, und Pferde und Wagen stürzten stark beschädigt in den Wassergraben. Die vertriebenen Klostermönche und ihre Anhänger aber frohlockten und wollten eine höhere Fügung darin erkennen. So natürlich es auch war, dass die nur zu Brotfrüchten und Weinfuhren hergerichtete Brücke unter der ungewöhnlichen, übermäßigen Last einbrechen müßte. Bis auf den heutigen Tag wird dies Fabrikgeschäft mit gutem Erfolg betrieben.

Andere von den eingewanderten angefangenen Industriezweige, wie zum Beispiel die Sackuhren und Goldwarenfabrikation sind jedoch wiederum in Abgang gekommen. Um der ersteren aufzuhelfen, ward die zollfreie Einfuhr von 20 ,000 Stück Sackuhren während acht Jahren in die österreichischen Staaten gestattet. Da aber die Fabrik weit mehr zu liefern imstande war, so wurde der Überschuss im Orient verschlossen.

Am Schluss des genannten Jahrhunderts war Konstanz zum andern Mal Zeuge einer Einwanderung. Das große Ereignis der Französischen Revolution scheuchte, wie bekannt, eine Menge Priester und Mönche, welche der neuen gebietenden Macht den Eid nicht leisten wollten, über den Rhein. Unser Gewährsmann schildert sie der Mehrzahl nach als sehr unwissend. Nebst einer Menge der niederen Geistlichkeit waren auch sehr viele höhere Würdenträger der Kirche nach Konstanz gekommen. Die Fronleichnamsprozession 1793 gewährte daher das ungewöhnliche Schauspiel, dass 13 französische Bischöfe, darunter drei Erzbischöfe und nebst diesen der Malteserfürst von Heitersheim zu sehen waren.

Zu Betrachtungen entgegengesetzter Art gaben über rheinische Emigranten im Jahre 1814 Veranlassung. Es waren ehemalige Nationaldeputierte, welche zum Tode König Ludwigs des XIV.. gestimmt hatten und nach Wiederherstellung des Königsthrones aus Frankreich fliehen mussten. Der eine war, der Erdeputierte für Corrèze, Prival, welcher bei Erblickung des Blutgerüstes für den König, in der Voraussetzung, das Volk könne das Schauspiel nicht bequem genug sehen, ausgerufen haben soll. Es ist zu nieder! – Dieser Mann wurde später in Konstanz wahnsinnig, und wo er vor einem Hause eine Treppe erblickte, sprang er heftig hinauf und herunter. Die Stufen zum königlichen Blutgerüste standen immer noch vor seinen wirren Sinnen. Ein zweiter Monnel mit Namen (aus dem Departement Marne) stellte kurz vor seinem Tode in Konstanz eine öffentliche Urkunde aus, worin er seine Reue bezeugte, zum Tode des unglücklichen Königs gestimmt zu haben. – Der dritte Dübois Bellegarde, Deputierter für Charente, wird als roh und religionslos geschildert; er rühmte sich vieler Mordtaten, aß wie ein Schwein faules Fleisch und Fische, spottete über Gott und den Teufel – und fürchtete sich bei seinem Ende doch vor demselben. – Ein vierter, für das Departement Eher, La Brunerie, zeigte sich als ein braver Mann, der oft seinen Kummer aussprach, zum Tode seines Königs gestimmt zu haben. – Alle diese Männer starben während der 20er Jahre.

Bei der Wanderung durch die Stadt lenken wir billig unsere Blicke zuerst auf die altehrwürdige Domkirche. – Wie alte Berichte sagen, rührt ihre ursprüngliche Anlage vom Bischof Rumoald (1052) her. Nach anderen jedoch wäre schon früher, im Jahre 950, zurzeit Konrads des Heiligen, der Grundstein gelegt worden, und Rumoald habe nur die Einweihung des fertigen Baues vollzogen. Die 16 massiven steinernen Säulen im Inneren der Kirche sollen, nach einer Sage, unter Konrad, dem Heiligen gesetzt worden sein. Diese Säulen nebst den übrigen Bausteinen kamen aus einem Steinbruche beim Schlosse Bodman.

Die ursprüngliche Form des Ganzen ist die des Kreuzes, wozu spätere Jahrhunderte, bauend und verändernd, das Ihrige hierzu getan haben. – In früheren Zeiten hatte der Bau zwei Türme. Im Jahr 1497, am 18. April, wurde ein dritter, der „Mittel neue Münsterthurm“ zu bauen angefangen. Das Fundament dazu war drei Mann tief, weshalb etliche Steine von den anderen Türmen abrissen und beinahe fünf Knechte erschlagen hätten. Bischof Hugo (von Hohenladenberg) legte den ersten Stein durch seinen Hofmeister Walther von Hallweil. Zu gleicher Zeit waren die großen Glocken gegossen worden.

Aber die Herrlichkeit dauerte nur kurze Zeit; eine Feuersbrunst ruinierte im Jahr 1511 alle drei Türme samt den Glocken. – Zwei Dachdecker hatten am Kirchendach etwas auszubessern, dem einen entfiel der glühende Löthkolben und entzündete einen unter dem Gebälk liegenden Haufen Hobelspäne. Der Dachstuhl geriet in Flammen, welche bald riesig hoch die Türme umloderten, so zwar, dass die bleigedeckten Helme derselben mit den Glocken schmolzen, und das flüssige Metall herab träufelte wie ein Regen. Drei Tage schwebte dadurch die Stadt in Feuersgefahr, die beiden unseligen Dachdecker aber hatten ihr Heil in der Flucht gesucht.

Nach diesem Ruin ließ das Domkapitel die Werkmeister der benachbarten Städte Freiburg im Breisgau, Straßburg, Zürich, Überlingen, Neuhausen und Salmansweiler nach Konstanz berufen, um von ihnen zu hören, was zu tun sei. Die Meister gaben den Rat, das vom Brande ganz ruinierte Mauerwerk der Türme bis auf weniges abzutragen und mit verzierten Kuppeln oder Helmen zu versehen, in derselben Gestalt, wie das Bauwerk noch bis auf unsere Zeit gekommen ist.

Papst Pius III hatte allen Denen, die einen Beitrag. Zum Bau leisten, würden, einen Ablass verheißen. Nach Braunegger soll ein Amann von Rorschach unentgeltlich die Steine geliefert, und Kaiser Maximilian auf Bitte des Bischofs, Metall zum Gruße neuer Glocken, so wie zur Deckung der Türme gegeben haben.

Nachdem der ganze aus grünlichen Sandstein ausgeführte Bau im Laufe mehrerer Jahrhunderte sehr in Zerfall geraten war, wurde im Jahre 1847 unter Großherzog Leopolds landesväterlicher Regierung, zu einem großartigen Ausbau und einer Reparatur aller schadhaften Teile geschritten. Nach einem Plane von Herr Baudirektor Heinrich Hübsch, (ausgeführt von Architekt Leonhard und Bildhauer Lucas Ahorn), sehen wir jetzt die mittlere Pyramide 50 Fuß hoch den alten Dom überragen und bis in weite Ferne den See und seine herrlichen Ufer beherrschen. Von den drei Statuen, welche über das Hauptportal zu stehen kommen, ist die mittlere, die heilige Jungfrau mit dem Kinde als Kirchenheilige, gefertigt vom Bildhauer Xaver Reich, bereits aufgestellt. Die beiden Nebenfiguren, der heilige Pelagius Stadtpatron und der heilige Konrad, des Sprengels Schirmherr, werden von dem Konstanzer Bildhauer Bauer ausgeführt.

Beim Anblick der Vorhalle und des Inneren der Kirche wird der Mangel alter Skulpturen auffällig, zumal wenn wir bedenken, dass die alten Baumeister in wohlverstandenen Kunstinteresse nicht wohl ein öffentliches Gebäude herstellten, ohne Mitwirkung der Maler und Bildhauer. – Um diese Erscheinung vorliegenden Falles zu erklären, erinnern wir an die Zeiten der reformatorischen Umwälzungen, wo auch in Konstanz alle Bildnisse als anstößig entfernt oder zertrümmert wurden. Unser Gewährsmann erzählt, dass deshalb (sowie überhaupt wegen der Vorfälle zur Reformationszeit) Bischof Balthasar Mercklin sich beschwerend an den Kaiser gewendet und dieser die Bürgerschaft in eine Strafe von 100.000 fl. verfällt habe, wovon jedoch, nach längerem Unterhandeln, nur 20.000 fl. erlegt werden durften.

Trotz diesen Zerstörungen ist noch viel Herrliches von alter Kunst im Dome übrig geblieben. Gleich beim Eintritt erregen die in Eichenholz geschnitzten Türen des Portals unsere Aufmerksamkeit. Sie enthalten in 20 Feldern Reliefs, welche Momente aus dem Leben Christi darstellen. Die Inschrift nennt Simon Baider als den Fertiger (1470).

Von ungleich mehr künstlerischem Werthe sind jedoch die mittelalterlichen Domherren Stühle im Chor des Mittelschiffs. Es war die Aufgabe des Künstlers, drei übereinanderstehende Reihen von hölzernen Sitzen (72 an der Zahl) würdig und sinnreich zu schmücken. Wir sehen deshalb (sehr ähnlich der meist bild- und phantasievollen Gotik unserer Zeit) eine Menge Bildwerke der trefflichsten Erfindung, mit den architektonischen Teil organisch verbunden. Alles, was in der Seele des Künstlers von Gemüt, Phantasie und originellem Humor lebte und webte, erscheint darin wieder gegeben: Die Urängste des Menschengeschlechts, die Verheißung und Erlösungsgeschichte, Legenden, Allegorien und Gestalten aus dem wirklichen Leben.

Von ganz köstlicher Erfindung sind unter anderem die Consolchen auf der Kehrseite der beweglichen Spitzbretter. Gewiss würde es lohnend sein, diese zierlichen Kunstwerke abzuformen und zu vervielfältigen. Bedauerlich ist hierbei allerdings der Anstrich von dicker Ölfarbe, welcher wahrscheinlich im vorigen Jahrhundert dem Ganzen gegeben wurde. – Der Name des Meisters findet sich nirgends verzeichnet. Allem nach aber fällt die treffliche Arbeit in das letzte Viertel des 15. oder in den Anfang des folgenden Jahrhunderts.

Nicht minder schätzbare Skulpturen sind die Bischofsgrabmäler in einigen Seitenkapellen. Sämtliche Monumente sind nach gewohnter Darstellungsweise des Mittelalters auf Särgen liegend, Porträtgestalten, im Kostüm bis ins einzelne ein charakterisches Bild ihrer Zeit, aber groß in der Auffassung und durchaus edlen Stils.

Eigenschaften, welche diesen Denkmälern fern von allem akademisch römernden Pomp und Konventionellidealen, nebst großem Kunstwerk, wahrhaft historischen Gehalt geben. – Wenn da und dort noch schulweise Bedenken entstehen möchten, ob dem Plastiker erlaubt sei, bei Porträtgestalten der Neuzeit das herrschende Kostüm anzuwenden, so lehren uns die vernünftigen Alten ganz einfach das Rechte. Eines der interessantesten dieser Monumente ist das Grabmal des Bischofs Otto dem dritten eines badischen Markgrafen von Hachberg und Röteln, in der mit alten Glasmalereien gezierten, (von Otto erbauten) Margarethenkapelle. Über dem Grabmal erblicken wir in einer Nische ein gleichzeitiges, leider aber stark beschädigtes Freskobild, Christus am Kreuz mit den knienden Gestalten des Bischofs und eines Ritters, wahrscheinlich eines Bruders des ersteren. Otto’s III kirchliches Regiment fällt in die Zeit der großen Kirchenversammlungen; er war einer der gelehrten Männer seiner Zeit und äußerst kunstliebend, nach Schulthaiß besaß er eine ansehnliche Bibliothek und wohl für 3000 fl. silberne Heiligenfiguren, welche letzterere, nach seiner Abtretung des Bisthums an Heinrich von Zollern, das Domkapitel erkaufte und zwei Tafeln daraus machen ließ. Nach seiner Abdankung zog er nach Schaffhausen in das Kloster, kehrte aber bald wieder nach Konstanz zurück, wo er 1437 starb.

Aus dem Chor der linken Seite führen Stufen abwärts in die Kapelle des heiligen Konrad. Neben dem Altar befindet sich ein Sarg ohne Inschrift und auf dessen Deckel, wie angenommen wird, das Bild des Bischofs. – Diesem nach wäre Konrad der Heilige schlanken Wuchs gewesen; das längliche Gesicht ist von einem schwachen Barte eingefaßt, ein Zug von Wohlwollen und Humanität schwebt um das wohlgebildete Antlitz.

Von dieser Kapelle kommt man in die unterirdische Krypta, ohne Zweifel der älteste Teil der Kirche. Aus ihr zurückkehrend, beschreiten wir den Kreuzgang an der nördlichen Seite des Doms, wo sich in einer eigene Kapelle das Grabmal des im Jahre 1398 verstorbenen Bischofs Burckard von Höwen befindet. Weiter gegen Osten führt eine Pforte in die Kapelle des Heiligen Grabes. Bischof Konrad der Heilige, soll sie erbaut haben. Das steinerne Grabgebäude in Mitte der düsteren Kapelle wurde ehedem in der Karwoche abends von vielen 100 Lampen festlich erleuchtet. Die Figuren im Innern des Grabhauses sind sehr alt und geben uns wahrheitsgetreu Trachten der Johanniter oder Spitalbrüder aus den Zeiten der ersten Kreuzzüge.

Verzichtend jedoch auf eine Beschreibung aller Sehenswürdigkeiten, wollen wir noch einige Arbeiten älterer Konstanzer Meister erwähnen. Eine detaillierte Beschreibung des Doms gibt das Schriftchen: „Führer durch die Münsterkirche in Konstanz bei Stadler 1853.“ Ebenso das fragmentarische Werk von Josua Eifelein, „Geschichte der Stadt Konstanz und ihrer nächsten Umgebung. Konstanz, bei W.Meck“.

Im Langhause rückwärts um das große Portal befindet sich ein großes allegorisches Ölgemälde, ein Denkmal für den Canonicus Georg Müller. Es ist das nicht unverdienliche Werk Christoph Storer’s, welcher in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts in Konstanz lebte. – Bei seinem Vater Lucas erlernte er die Anfangsgründe der Kunst, und bildete sich in der Werkstätte des damals berühmten Malers Herkules Proccacini in Mailand weiter aus. Als praktischer Meister malte er mehrere Bilder für die Kirchen zu Mailand und die Kartause in Pavia. Der junge Mann liebte eine schöne Mailänder, Angelica Phamphora, welche im Jahr 1652 seine Gattin wurde, nachdem die Jungfrau seinem Wunsche gemäß in Konstanz als Bürgerin aufgenommen war. Kurze Zeit nachher ehrte ihn die Vaterstadt durch die Ernennung zum Mitgliede des inneren Rates. Sein Ende fällt in das Jahr 1671. Auf dem Schottenkirchhof in Konstanz ist sein Grab –

Von einem anderen Konstanzer, Ludwig Herrmann, sehen wir auf der linken Seite in zwei Kapellen Altarbilder, jedoch von untergeordneten Wert; das eine die für Marter des Apostels Bartholomä, das andere die Weisen aus dem Morgenland, (gemalt 1750)*
* Ein Sohn Herrmann’s verzierte unter Anderem die Narrenstube, worin die Konstanzer Fasnachtsgesellschaft ihre Versammlungen hielt, mit Arabesken und Masken komischen Genres, welche Arbeit viel Beifall fand.

Einheimische Bildhauer, die für den Dom arbeiten, werden außer dem erwähnten Simon Baider nur die Gebrüder Schenk mit gewiss angeben. Das zwölf hohe Kruzifix im linken Seitenchor soll von ihnen sein. Die beiden lebten zurzeit des 30-jährigen Krieges. – Ungleich besser, als die genannte Arbeit, ist ein steinernes Grabmal: die sterbende Maria von den Aposteln umgeben, im linken Seitenchor. Von besonderer Zartheit erscheint die Hauptfigur. Dieses Werk soll nach Braunecker, der Bildhauer Waldmann dem Andenken seiner geliebten, früh verstorbenen Tochter Sabina zum Gedächtnis errichtet haben.

Auf der südlichen Seite des Domes mit demselben verbunden, stand ehedem die bischöfliche Pfalz, erbaut von Bischof Salomo III im Jahr 891. Bischof Otto III ließ das Bauwerk, „das vorher ein altes, liebloses Ding war“, erneuern und zum würdigen Empfang des Papstes und des Kaisers, kurz vor dem Konzil herrlich restaurieren und ausschmücken. Der kunstsinnige Herr gab den Wänden des großen Saales ein eichenholzenes Getäfel von künstlichem Schnitzwerk mit dem Wappen der damaligen Domherren; an den Säulen, welche die Decke trugen, sah man die Wappen des Papstes und des Kaisers, sowie das des Hochstifts und des hachbergischen Geschlechts; der obere Stock enthielt Wandgemälde von demselben Meister, der den herrlichen alten Saal im alten Kloster zu Stein am Rhein gemalt hat.

Bis zur Reformation war die Pfalz von 52 Bischöfen bewohnt. Hugo von Landenberg, ums Jahr 1527 Bischof, verlegte die Residenz nach Meersburg, wo nach ihm alle Bischöfe residierten.

Im 19. Jahrhundert befanden sich in der verlassenen Pfalz nur noch wenige bewohnbare Zimmer. Alle übrigen waren ohne Fenster und Verschluss; das Ganze gewährte den Anblick einer halb zerfallenen Ruine. Im Jahre 1830 wurde der Bau niedergerissen – und ein f. g. Museum an dessen Stelle gebaut.

Ein schönes wohlerhaltenes Baudenkmal des Mittelalters ist die Pfarrkirche St Stephan. Bischof Salomo III aus dem alten Grafengeschlechte von Ramschwag wird als ihr Erbauer genannt. Vor dem Jahr 900 befand sich diese Kirche noch außerhalb der Stadtmauern und kam erst bei der dritten Erweiterung, um 919 innerhalb derselben zu stehen. Der mehrerwähnte Bischof Otto III renovierte den alten Bau von Grund aus und zierte seine Fenster mit herrlichen Glasgemälden, von welchen noch Reste vorhanden sind. Zur Zeit der Reformation hatte die Kirche, wie alle übrigen das traurige Loos durch Beschluss des übelberatenden Stadtrates (1529) all ihres Schmuckes an Bildsäulen, Grabmäler und Gemälde beraubt zu werden. – Erst nach 100 oder mehr Jahren konnte sie durch milde Beiträge wieder verschönert und zur Pfarrkirche erhoben werden.

Der Hochaltar enthält ein Gemälde, die Weisen aus dem Morgenlande, von dem Konstanzer Meister Philipp Memberger. Das Leben dieses Künstler fiel in die Zeit der vorerwähnten Bilderstürmerei. Als der gute Mann so viel Herrliches der Kunst, welcher sein ganzes Leben geweiht war, in Staub sinken sah, ergriff ihn Unwille und Schmerz, und er lieferte in heftigen Reden gegen den Stadtrat und die fanatischen Predikanten. Da ließen ihn die Stadtverordneten ins Gefängnis werfen, aus dem er erst nach langer Zeit, als die Spanier im Jahr 1548 die Stadt besetzten, wiederum befreit wurde. Nach diesem Umschwung der Dinge malte der misshandelte Künstler das oben genannte Bild.

Von einem anderen einheimischen Künstler des 17. Jahrhunderts, dem bekannten Bildhauer Hans Morink, sehen wir in der Kirche einige Reliefs; ebenso Altarbilder von den Malern Christoph Storer und Ludwig Herrmann.

Eine dritte Pfarrkirche ist die Spitalkirche in dem ehemaligen Augustinerkloster, ihr Hauptschmuck ist ein schönes Altargemälde von der rühmlich bekannten Konstanzer Malerin Maria Ellenrieder.

Ein sehr interessanter Bau ist die alte Stadtkanzlei; sie scheint von einem Italiener erbaut zu sein; der Charakter ihrer Fassade und des äußerst malerischen Hofes erinnern an venezianische Bauwerke.

Bereitwillig werden dem Fremden die wertvollen Dokumente alter Zeit gezeigt, welche das städtische Archiv enthält: darunter die bildreiche Chronik von Ulrich von Richenthal (aus der Zeit des Konzils), die handschriftlichen Sammlungen von Schulthaiß (aus dem 16. Jahrhundert), Zündele, Mangold und Braunecker. Auch einige Glasgemälde von lokalem Interesse sind (durch die Vorlage der Herren Dr. Stanz und Stadtrechner Molitor) dem Verderben früherer geringschätzender Zeiten entronnen. Die Kunst der Glasmalerei war von alters her in Konstanz heimisch. Beinahe alle öffentlichen Gebäude prangten in diesem herrlichen Schmucke. Namentlich reich ausgestattet war die Schießstazt, in welcher alle Gänge und Stuben mit den Wappen von vielen 100 der ältesten Schützen geziert waren. Erst um die Mitte des 16. Jahrhunderts jedoch finden sich Namen der Künstler angegeben. Die Glieder der Familie Sprengler übten diese Kunst über zwei Jahrhunderte lang in Konstanz. Das Altertumskabinett des Herrn Nikolaus Vincent in dem großen Saale auf dem Münster Kreuzgang enthält viele Arbeiten von ihnen.

Das Beste aber, was dem Freunde des Schönen in Konstanz werden kann, ist ein Besuch der vorzüglichen Sammlung von Kunstwerken im Hause des verehrten Freiherrn v. Wessenberg. Sowohl bei den Ölgemälden als Kupferstichen gibt sich der fein gediegene Sinn und Geschmack des edlen Besitzers kund. Eine außerordentliche bändereiche Bibliothek schließt sich würdig diesen bildlichen Schätzen an, die mit Liberalität jedem Fremden gezeigt werden.

Unter den Gebäuden, welche noch unverändert aus dem Mittelalter in die Neuzeit hereinragen, zeichnet sich vor allem das Haus zur Katze aus, der ehemalige Versammlungsort der adligen Geschlechter. Der wahrhaft ritterliche Bau enthält einen geräumigen, wohlerhaltenen Saal.

Ein anderes öffentliches Gebäude aus dem 15. Jahrhundert dagegen mußte sich eine Umwandlung ins fahle Moderne gefallen lassen: das Rathaus am Fischmarkt, im Besitze eines Privatmanns. Die schöne alte Portalverzierung ist ihm geblieben; sie ist eine Arbeit des Konstanzer Meisters Ulrich Preysenberg, „welcher den Schildstein anher verehrte“. Wir sehen in ihm die Wappen des Reichs und der Stadt, gehalten von dem Papste und dem Kaiser, mit der Jahreszahl 1479.

Besonderes Interesse hatte im Laufe der Zeit das Kaufhaus erlangt, in dem so genannte Konziliumssaal, (erbaut 1388) obwohl hier nie eine Sitzung des Konzils, wohl aber die Wahl des Papstes Martin V. stattgefunden. Das kolossale Haus mit seinem hölzernen Überbau und mächtigem Dache ist sozusagen das Wahrzeichen der Stadt, – ein Denkmal der großen Kirchenversammlung geworden. Kein Fremder wird Konstanz verlassen, ohne dem Bau und seinem Sehenswürdigkeiten ein paar Augenblicke geopfert zu haben.

Aus der Zeit des Konzils zeigt uns der alte Custos den Thronsessel Kaiser Sigismunds, den Altar auf dem der Papst eine heilige Messe gelesen, ein Stück von Hußens Kerker, den Angeklagten und seine Widersacher selbst, naturwahr fast bis zum Erschrecken; sodann einen städtischen, altväterlichen Galgenwagen, Schilde aus den Kreuzzügen, etwelche heidnische Götzenbilder und diverse Ölgemälde. Wahrlich, wir werden in diesem Umgebungen unwillkürlich in die Vorzeit zurückversetzt, zumal wenn, wie bei meiner Anwesenheit, der Sturm um den riesenhaften Dachstuhl saust und unheimlich mit den Windfahnen musiziert und ächzt, als lebten sie wieder auf die streitenden Geister der alten Tage.

Ich wandelte eine Weile im Gespräch mit dem Custos zwischen den massiven Eichenholzsäulen des weiten Saales auf und ab. Der Mann verbreitert sich gerne über die Zustände der früheren Zeit, deren Zeuge er noch gewesen. – „Gab es“ fragte ich, als der polternde Sturm einige Augenblicke schwieg, „gab es zu jener Zeit auch viele Geister und Gespenster in der Stadt?“ – „Ja wohl!“ erwiderte der launige Altvater, „zumal in guten Weinjahren. – Bei der Stadtmauer, vom Paradieserthor bis zum Pulverturm und Rheintor, beim Kaufhaus u.s.w. sah man bei Nacht Geister, feurige Geissböcke und Gespenster, die einem auf dem Weg standen, so dass man sich kaum getraute, bei Nacht auszugehen. – Nicht viel besser war es hinter dem Franziskanerkloster und bei den Dominikanern, wo einer, der keine Ortskenntnis hatte, nicht leicht ohne Büffe oder sonstige derbe Lektion davon kam. Dann gab es auch noch, das ich’s nicht vergesse, das wohlbekannte Stadtthier, – ein Gespenst, von dem alte Leute noch viel zu erzählen wissen.“ Hierauf kam er auf seine Jugend zu sprechen: wie damals so viel Geselligkeit und Harmonie unter den Bürgern geherrscht habe. Der Hauptspaziergang der alten Konstanzer sei gewesen zum „Schäpfle“ drüben in der Schweiz (wir hatten zufällig die Aussicht durch die hohen Fensteröffnungen dahin); weil der Schoppen groß und der Wein gut gewesen, so sei auch er vom 18. bis gegen sein siebzigstes Jahr regelmäßig dahin gewandelt, und so mäßig er stets im Trinken gewesen, so habe ihm neulich noch Einer ausgerechnet, dass er im Ganzen in selbigen Schäpfle vertilgt habe – „wie viel meinen Sie? – 16 Fuder, 20 Eimer und ungerade Schoppen“ referierte er mit großer Befriedigung.

Unter solchen Gesprächen war sein Stündlein gekommen, wo er gewöhnlich den „Conciliumssaal“ zu verlassen und sich in seine Wohnung zurückzuziehen pflegte. Mir aber gab der Rest des Tages noch Muße genug, am Hafen umher zu schlendern und einen Gang zu machen, um die alten Wälle, Stadtmauern und Tortürme, welche erhaltenswerte malerische Denkmäler der Ortsgeschichte sind.

Der See wälzte stürmisch seine weißgekrönten Wellen gegen den steinernen Damm und die Ufer und ließ erhöhtem Maaße die Wohlfahrt des schimmernden Hafens fühlen. Und wenn wir aus der Gegenwart in vergangene Zeiten zurückschauen, gewahren wir auch hier die mannigfachen Segnungen einer friedlichen Zeit. Denn wo ehedem nur eine einfache Reihe von Pfählen notdürftig den Landungsplatz schützte, sehen wir jetzt den stattlichen Hafenbau, zu welchem unter Großherzog Leopold’s väterlicher Regierung, im Jahre 1836, der Grund gelegt wurde. Mit vielen Freiheiten begabt, hob sich der Platz halb zu großer Bedeutung für das Verkehrsleben der herrlich gelegenen Stadt, welche den natürlichen Mittelpunkt der jetzigen Dampfschifffahrt bildet. Konstanz, der Sitz der großherzoglichen Kreisregierung, eines Hofgerichts, eines Lyzeums, und seit neuester Zeit einer Garnison, zählt, letzterer nicht gerechnet, beiläufig 6500 Einwohner, von denen etwa 350 protestantisch, die übrigen katholischer Konfession sind. Die Stadt besitzt mit ihren drei Vorstädten Kreuzlingen, Paradies und Petershausen einen Umfang von 4000 geometrischen Ruthen. Sie ist bei ziemlich mannigfachen Annehmlichkeiten des geselligen Lebens, umgeben von einer paradiesischen Landschaft und vereinigt alles, was dem Fremden einen längeren Aufenthalt erfreulich machen kann.

Und sollte in je eine Sehnsucht anwandeln nach dem fernen blauen Seegestaden mit den riesigen Massen der Alpen im Hintergrunde, so gibt die tägliche Einkehr bequemer Dampfboote Gelegenheit, dem Zuge des Herzens zu folgen. Aber auch die Nähe bietet unzählige erquickende Luft- und Erholungsorte: die Wirtschaften zum Gütle, Fürstenberg, Käntle, die Insel Mainau und Reichenau, sowie die im obst- und weinreichen Garten des Thurgau’s liegende Orte Kreuzlingen, Emmishofen, Gottlieben, x. die genussreichen Ausflüge und Ruheplätze gewähren.

Liebt aber der Erholungssuchende fern von heiterer Lust Gewühl, mit sich und seinen Träumen allein zu sein, so vertraue er der leicht beweglichen Gondel sich an, dass sie ihn hinaus trage, in das weite, herrliche Element, in der Kühle des duftigen Morgens, zur sommerlich hellen Mittagsstunde, oder am Abend, wenn das Flammenauge des Tages hinabgezogen ist hinter die fernen glutumfangenen Bergschlösser des Hegaus, und eine milde, sternendurchlebte Nacht ihren Zauber ausbreitet über dem tiefen, geheimnisvoll ruhenden Gewässer.

Wir scheiden von Konstanz mit reich gelabter Seele, aber auch mit einem schmerzlichen Blicke voll jener Erinnerungen, welche das Bild einer ehemaligen alten Reichsstadt immer in uns hervorruft. Es erinnert an so manche schöne Blüte, die durch Ungunst der Veränderungen im großen politischen Lebens um ihre Entwicklung gekommen. – Nichts kann uns über diesen Verlust besser trösten, als die Wohlthat guter Fürsten, welche mit edler Liebe zu Land und Volk überall das Gute und Schöne großherzig zu fördern bestrebt sind, und uns so, im Strome der allgewaltigen Zeit, noch die Früchte eines befriedigenden Daseins gewinnen lassen.

Fortsetzung hier:

Insel Mainau – Mersburg

Ausflug an den Bodensee 1931 von Ernst Kramer.

Stadtteile von Konstanz (Quelle: Wikiwand)


Kundschaft des Zimmeramts Hannover handschriftlich datiert vom 15. September 1829 von den beiden Amtsvorstehern, dem Zimmermeister Heinrich Striehl und dem Ratszimmermeister Johann Ludwig Holekamp. Der wohl als Kupferstich geschaffene, nicht mit einer Künstlersignatur signierte Vordruck enthält folgenden Text: Hannover Wir Geschworne, Vor- und andere Meister.
Unterzeichner als Vorsteher des Zimmeramts Hannover: Zimmermeister Heinrich Striehl und Ratszimmermeister Johann Ludwig Holekamp – Freunde des Historischen Museums e.V. (Historisches Museum Hannover): https://ein-stueck-hannover.de/schatzkammer/objekt/handwerkskundschaft-zimmerer/ (Wikipedia)

Nikolaus Hug* (geboren 14. Juni 1771 in Konstanz; gestorben 2. Dezember 1852 ebenda) war ein badischer Maler, Kupferstecher und Radierer. https://de.wikipedia.org/wiki/Nikolaus_Hug.

Ein Felleisen ist ein lederner Rucksack, der früher von Handwerksgesellen auf Wanderschaft getragen wurde.

Narciß – Narziss (griechisch Νάρκισσος Nárkissos, lateinisch Narcissus) ist in der griechischen Mythologie ein schöner Jüngling, der die Liebe anderer zurückwies und sich in sein eigenes Spiegelbild verliebte.

Bereits am 30. Juni 1785, noch vor Schließung des Klosters, überließ Kaiser Joseph II. die Insel dem Genfer Fabrikanten und Bankier Jacques Louis (Jakob Ludwig) Macaire de L’Or (1740–1824), mit den Gebäuden, gegen Zahlung einer geringen jährlichen Pacht von 25 Gulden, zur Einrichtung einer Indienne-Fabrik mit Indigo-Färberei.

Prozess und Hinrichtung Ludwig XVI.

Am 14. Januar 1793 begannen die Beratungen über das Urteil. Die erste Frage, ob Ludwig sich „der Verschwörung gegen die öffentliche Freiheit und der Anschläge gegen die nationale Sicherheit“ («la conspiration contre la liberté publique et la sûreté générale de l’État») schuldig gemacht habe, beantwortete der Konvent in namentlicher Abstimmung einmütig mit Ja, nur elf Abgeordnete weigerten sich, mit abzustimmen. .. Die dritte Abstimmung über die Strafe zog sich vom 16. Januar vormittags bis zum 17. Januar 1793 am späten Abend hin, denn fast jeder Abgeordnete begründete sein Votum. Im Ergebnis stimmte eine knappe Mehrheit von 366 Abgeordneten für die Todesstrafe, mehrere Abgeordnete waren dem Votum des Girondisten Jean-Baptiste Mailhe gefolgt, der zwar für die Todesstrafe, aber für eine Aussetzung der Vollstreckung gestimmt hatte. Die Abstimmung wurde wiederholt, was eine Mehrheit von 387 : 334 ergab, doch zog man die 26 Stimmen von Mailhe und den Befürwortern seines Vorschlags ab. Somit ergab sich die knappestmögliche Mehrheit von 361 von 721 Abgeordneten für die Todesstrafe. Vom 19. bis zum 20. Januar wurde dann darüber abgestimmt, ob man das Urteil vollstrecken oder aussetzen solle. Bertrand Barère argumentierte, eine Aussetzung würde die inneren Auseinandersetzungen in Frankreich verlängern und somit nur den Invasionstruppen nutzen. Die Aussetzung wurde mit 380 : 310 Stimmen abgelehnt.

Am Vormittag des 21. Januar 1793 trat Ludwig zum Schafott auf der place de la Révolution, vormals place Louis XV. Die Guillotine war sinnfälligerweise direkt neben den Sockel des Reiterdenkmals Ludwigs XV. platziert worden, das beim Tuileriensturm im August 1792 entfernt worden war. 20.000 Menschen sahen zu, wie Ludwig sich kurz gegen den Henker Charles Henri Sanson wehrte, der ihm Handfesseln und Augenbinde anlegen wollte, und zu einer Ansprache ansetzte: «Peuple, je suis innocent! Je pardonne …». Der Kommandant der Garde nationale Antoine Joseph Santerre befahl seinen Trommlern zu spielen, um dessen weiteren Worte zu übertönen. Ludwig wurde unter die Guillotine gelegt und enthauptet, seinen Kopf zeigte der Henker der Menge, die in den Hochruf «Vive la nation!» ausbrach. (Wikipedia).

Über den „Erddputierten?“ Prival, der gerufen haben soll „Es ist zu nieder!“ findet sich heute gar nichts mehr. Auch die öffentliche Urkunde von Monnel (aus dem Departement Marne) worin er seine Reue bezeugte, zum Tode des unglücklichen Königs gestimmt zu haben, ist nicht auffindbar. Auch über Dubois Bellegarde, der Deputierter für Charente, und La Brunerie findet sich nichts.

Standbild des Konstanzer Bischofs Konrad von Xaver Reich.

Marienfigur von Xaver Reich in der Mitte über dem Hauptportal des Konstanzer Münster

Standbild des Konstanzer Bischofs GebhardII. von Xaver Reich.

„Von den drei Statuen, welche über das Hauptportal zu stehen kommen, ist die mittlere, die heilige Jungfrau mit dem Kinde als Kirchenheilige, gefertigt vom Bildhauer Xaver Reich, bereits aufgestellt. Die beiden Nebenfiguren, der heilige Pelagius Stadtpatron und der heilige Konrad, des Sprengels Schirmherr, werden von dem Konstanzer Bildhauer Bauer ausgeführt.“

Xaver Reich ist der Bruder von Lucian Reich.

Links Selbstbildnis der Marie Ellenrieders im Alter von 28 Jahren, 1819.

Rechts Informationstafel in Konstanz, Fischmarkt 2. am Wohnhaus von Marie Ellenrieder.

Wikipedia

Ignaz Heinrich Karl, Freiherr von Wessenberg (* 4. November 1774 in Dresden; † 9. August 1860 in Konstanz) war ein aufgeklärter römisch-katholischer Theologe aus schwäbischem Adel. https://de.wikipedia.org/wiki/Ignaz_Heinrich_von_Wessenberg

Die Gesellschaft Zur Katz war eine Vereinigung einflussreicher Familien in Konstanz, die bald nach 1342 gegründet wurde; das genaue Gründungsdatum ist nicht bekannt, jedoch 1351 wurden die Mitglieder in den Steuerlisten der Stadt aufgeführt. Sie diente vordergründig der Geselligkeit, hatte jedoch in erster Linie politische und wirtschaftliche Funktionen und ähnelte darin den politischen Zünften des ausgehenden Mittelalters. Zunächst bestand sie als reine „Geschlechtergesellschaft“, als Vereinigung der Familien, die im Groß- und Fernhandel mit Leinwand zu Reichtum und Ansehen gelangt und bereits in den Stadtadel aufgestiegen waren. Die bürgerlichen Leinwandhändler gehörten hingegen der Krämerzunft an und waren Mitglieder der Gesellschaft Zum Rosgarten.
https://de.wikipedia.org/wiki/Zur_Katz_(Konstanz)