Gemeinderatssitzung zum Palmhof

Gemeinderatssitzung zum Palmhof

20. September 2019 1 Von Hannah Miriam Jaag

von Hannah Miriam Jaag am 20.09.2019

Gestern fand in der Gemeinderatssitzung die Belehrung des Handelsvertreters der neuen Biogasanlage für den Palmhof statt. Da der Herr wenig Ahnung von der Baar und der Landwirtschaft hat, hat man sich darauf beschränkt, über die technischen Gegebenheiten der Biogasanlage zu berichten.

Nach den technischen Highlights wurde der Gemeinderat mit einer Milchmädchenrechnung beehrt, mit der die Nachhaltigkeit einer solchen Anlage bewiesen werden soll.

Die Ausschüttung an Energie der Anlage wird direkt in Heizöl umgerechnet und damit hat man natürlich eine super Ersparnis.

Der Einsatz von Energie, den Fahrzeugpark, Chemikalien, die Zerstörung der Umwelt, die Vernichtung von Lebensräumen spielt bei der Berechnung keinerlei Rolle. Der wissenschaftliche Konsens, dass eine solche Anlage nicht nachhaltig ist, spielt auch keine Rolle. Wissenschaftler und alle anderen die die Nachhaltigkeit anzweifeln, sind laut BGM ungebildet und uninformiert.

Meine ungebildete Meinung als Wissenschaftlerin: Biogasanlagen sind Industrieanlagen, die auf Kosten der Natur einen hoch subventionierten Energieaustausch durchführen. Wie die Subventionen laufen hatte ich hier geschrieben: https://hieronymus-online.de/finanzamt-macht-biogas-profitabel/

Ä

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im Hüfinger Ried 1939

Des Weiteren geilten sich die Herren an den Nieder- und Anmoorflächen auf von denen der BUND geschrieben hatte. Klar, jemand aus dem hohen Norden kann ja nicht wissen, wie es hier mal aussah. Die Nazis hatten systematisch begonnen unser Ried zu vernichten und die CDU hat nach dem Krieg diese Arbeit vollendet. Das Land wurde nicht nur den Landwirten vermacht, sondern es wurden auch jede Menge Straßen darauf gepflastert. Aber es stimmt schon, auf dem ehemaligen Hüfinger Ried sitzt heute ein Hüfinger Landwirt mit seiner Biogasanlage (der geschickter Weise auch im Stadtrat für die CDU sitzt) und nicht der Palmhof.

“So wie die anderen Wintergäste aus dem hohen Norden, die schönen Singschwäne mit den “gemalten Augen” wie sie die Schriftstellerin Eva Zeller im “Tod der Singschwäne” für die Baar beschrieben hat; so wie der trillernde Brachvogel im Ried; so wie die über dem Mittelmess balzende im Sturflug meckernde Bekassine. Selbst die auf den Wiesen fast überall gegenwärtige laute Brutgenossenschaft der Kiebitze ist Vergangenheit. Wo sind die Hunderte von Tafelenten auf der Donau? Wo die Rebhühner, wo der auf den Bulten und Schollen knicksende kleine Steinschmätzer?
Und wo ist das schwefelgelbe Gewoge der Trollblumen, das tiefe Rot des Knabenkrauts, wo sind die goldenen Sterne des Spatel-Greiskrauts, die Silberflöckchen der Wollgräser, und wo …. Ja, wo sind sie geblieben?”

von Prof. Dr. Günther Reichelt in Baartage 2008

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Torfstich in Mittelmeß um 1960

Für die Herren gibt es nur konventionelle Landwirtschaft. Der Handelsvertreter meint deshalb zielgerecht, dass wenn der Palmhof nicht unsere Böden benutzt, dann täte es ein anderer. Damit ist er natürlich auf Linie der CDU: Mit der selben Vehemenz mit der die industrielle Landwirtschaft unterstützt wird, werden alle Alternativen bekämpft. Zu früher hat sich nur geändert, dass dies heute unter dem Mäntelchen der Nachhaltigkeit passiert.

Des weiteren läuft natürlich alles gesetzeskonform, nach Gesetzen und Grenzwerten die die CDU mit dem Bauernverband ausgehandelt hat.