Auseinandersetzung über die fragwürdige Entstehung der Bauplatzpreise in Mundelfingen
24.02.2020 Leserbrief von Carsten Gebhardt
Bereits zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit war im „Hüfinger Boten“ zu lesen: „ 7 gute Gründe für einen guten Preis“. Jeder weiß sofort worum es geht: die Bauplatzpreise in Mundelfingen, wo auch die Intitiative 125 entstanden ist. Es handelt sich dabei um eine öffentliche Stellungnahme der Stadtverwaltung.
Nun, auf alle Punkte der Rechtfertigung muss man nicht eingehen. Übertreibungen und einseitige Darstellungen sind ganz normal, wenn es darum geht, Meinung durchzusetzen und Image zu erhalten.
Du meine Güte! Ob es nun 15 Minuten zur Autobahn sind oder fast 30 ist vollkommen egal. Falls ein Berufspendler in Mundelfingen wohnt, braucht die Familie ohnehin zwei Autos um den Alltag zu bewältigen. Und 7 Minuten zur S- Bahn sind echt klasse, wenn sie dann fährt. Aktuell ist es so, dass einige Eltern seit fast zwei Wochen die Kinder nach Donaueschingen fahren, weil die S-Bahn eben gerade nicht fährt.
Ja, und es gibt ein Glasfaseranschluss, einen Kindergarten und ein bis zwei Grundschulklassen am Ort. Whow, das ist schon mal was! Und fließendes Wasser und eine Abwasserleitung und sogar elektrischen Strom. ui ui ui! Wäre jetzt aber nicht nötig gewesen das auch noch aufzuzählen.
Ja klar, können die dann bei schönem Wetter zum Feldberg schauen und wandern können sie auch noch. Und, wer hätte das gedacht: es gibt den Aubach! Mal ehrlich, sollte das nicht eher die Werbung für Tourismus sein? Die wenigsten Familien die ein Haus bauen wollen, verdienen ihr Geld damit, dass ihr Haus nahe an der Wutachschlucht steht.
Es beschwert sich doch keiner, der auf dem Land leben möchte über das was fehlt. Man freut sich über das was da ist. Nur man sollte nicht immer so tun, als wären das die Highlights der Infrastruktur.
Nicht sehr beeindruckend ist auch der Vergleich mit den Bauplatzpreisen in der Kernstadt Hüfingen. Bei Immobilien ist der Vergleich Stadt mit Land immer ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen. Ein Haus in der Stadt ist immer viel mehr wert als dasselbe Haus auf dem Land. Oder warum sonst kostet der Quadratmeter Bauland in Donaueschingen 240 € und der in Aasen 115 €?
Bis dahin wäre die Darstellung im „Hüfinger Boten“ ein bisschen witzig, ein bisschen peinlich, aber sonst ganz in Ordnung. Jeder Bauplatzsuchende durchschaut das sofort, wenn er auf seine eigenen Vorstellungen von Infrastruktur schaut.
Aber dort wo die Argumente falsch sind, wird es grenzwertig. Wenn da steht: „das Interesse ist groß, weil es bereits 7 Zusagen gibt… und das belegt, dass die Plätze nicht zu teuer sind.“, muss man wissen, dass fast alle dieser Reservierungen bereits bestanden haben, lange bevor ein Kaufpreis feststand und genau diese „Interessenten“ gehören heute zur Initiative 125
In Punkt 7. aber der Initiative 125 zu unterstellen, sie fordere von der Stadtverwaltung die Bauplätze „unter WERT“ zu verkaufen, und das sei nach § 92 der Gemeindeordnung illegal, das ist richtig dreist. Der mehrmals erwähnte§ 92 lautet: „Die Gemeinde darf Vermögensgegenstände, die sie zur Erfüllung ihrer Aufgaben nicht braucht, veräußern. Vermögensgegenstände dürfen in der Regel nur zu ihrem vollen Wert veräußert werden.“ Damit möchte man einfach nur Vetternwirtschaft und Begünstigung verhindern. Die wirklich wichtige Frage in dem Zusammenhang ist: was ist eigentlich der, auf beiden Seiten vielbemühte „Marktwert“ bzw. „Marktpreis“?
Für die Initiative 125 scheint das etwas zu sein, was man ausrechnen und die Berechnungen hinterher auch verstehen kann. Dazu vergleicht sie vergleichbare Preise im vergleichbaren Umland und wie diese Preise zustande kommen.
Wenn man aber die Stellungnahmen der Stadtverwaltung Hüfingen liest, ja dann versteht man erstmals die Dimension der ganzen Angelegenheit. Wirklich, „Marktwert und Marktpreis“, das ist was ganz anderes. Also, so ein Marktpreis, das ist etwas, das fällt quasi als unumstößliche Tatsache vom Himmel, da kann echt niemand was dafür, da ist ein jeder einfach machtlos. Ja, so ein „Marktpreis“, ist fast was heiliges, da braucht sich auch keiner erdreisten und nachzufragen, wie der entsteht. Also wirklich! Nachfragen ist dann sogar richtig illegal.
Ist es notwendig, die Ziele der Initiative 125 um Transparenz so abzustempeln und das dann auch noch im Mitteilungsblatt zu drucken? Was für ein Niveau.
Es entsteht der Eindruck, dass da nur noch Gräben aufgerissen werden, anstelle einen Weg zu suchen. Solche Argumentationen schaden nur noch.
Was bleibt ist die Frage: wie kann es gelingen, so die Kurve zu kriegen, dass Recht auch Recht bleibt, dass man Fehler zugeben kann und hinterher irgendwann einmal wieder ein guter Umgang miteinander möglich ist. Das wird zunehmend die Herausforderung und ist gleichzeitig hohe Kunst für Fortgeschrittene.